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Rosemary Dempsey war für Laurie der ausschlaggebende Grund gewesen, den Cinderella-Mord ganz oben auf ihre Liste für die nächste Sendung zu setzen.

Der Sender hatte sie ursprünglich gedrängt, einen Fall aus dem Mittleren Westen zu nehmen: den ungelösten Mord an der Teilnehmerin eines Kinder-Schönheitswettbewerbs. Der Fall war im Lauf der letzten zwanzig Jahre bereits in unzähligen Büchern und Fernsehsendungen durchgekaut worden, weshalb Laurie ihrem Boss Brett Young eindringlich klarzumachen versucht hatte, dass Unter Verdacht dem nichts mehr hinzuzufügen habe.

»Das ist doch egal«, hatte Brett nur erwidert. »Unsere Einschaltquoten schnellen jedes Mal nach oben, wenn wir mal wieder unter irgendeinem Vorwand die entzückenden Aufnahmen vom Kinder-Schönheitswettbewerb zeigen.«

Laurie hatte keine Lust, den Tod eines Kindes auszuschlachten, nur um die Einschaltquoten in die Höhe zu treiben. Aber kurz nach Beginn ihrer Recherchen stieß sie zufällig auf einen Blog über Kriminalfälle; dem Cinderella-Mord war eine Rubrik beigefügt, die überschrieben war mit: »Was ist aus ihnen geworden?« Die Bloggerin schien einfach die einzelnen Beteiligten im Internet recherchiert zu haben: Susans Freund arbeitete als Schauspieler; ihr Forschungspartner an der Uni hatte mittlerweile Karriere in der IT gemacht; und Frank Parker war … Frank Parker.

Der Blog brachte Zitate aus ausschließlich einer Quelle: Rosemary Dempsey. Auch deren Telefonnummer war angegeben – »für den Fall, dass mir jemand etwas über den Tod meiner Tochter mitteilen möchte«, wie es hieß. Rosemary hatte der Bloggerin erzählt, dass sie alles dafür tun würde, um die Wahrheit über den Mord an ihrer Tochter herauszufinden. Außerdem war sie überzeugt, dass der Stress, der durch Susans Tod ausgelöst worden war, mit zu dem Herzinfarkt beigetragen hatte, dem ihr Mann erlegen war.

Aber der Ton des Blogs, der vor geschmacklosen Anzüglichkeiten nur so strotzte, stieß Laurie eher ab. Ohne die geringsten Anhaltspunkte unterstellte die Bloggerin Susan, dass sie schlichtweg alles getan hätte, um eine aufsehenerregende Rolle bei einem aufstrebenden Regietalent wie Parker an Land zu ziehen. So spekulierte sie, erneut ohne jeglichen stichhaltigen Beweis, dass ein eventuell einvernehmliches Verhältnis an diesem Abend »aus dem Ruder gelaufen« sei.

Laurie wagte sich kaum vorstellen, wie es für Rosemary Dempsey gewesen sein musste, als sie diese Sachen zu lesen bekam – verfasst von einer Person, der sie ihre innigsten Gefühle über den Verlust sowohl ihrer Tochter als auch ihres Mannes anvertraut hatte.

Als Laurie daher bei Rosemary Dempsey wegen ihrer Teilnahme an Unter Verdacht anrief, wusste sie genau, was Rosemary mit ihrer Aussage meinte, sie sei »ein gebranntes Kind«. Laurie versprach, ihr Bestes zu geben, allein schon ihr und ihrer Tochter zuliebe. Und sie erzählte Rosemary, dass sie auch aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen könne, wie es sei, wenn man im Ungewissen lebe.

Im vorangegangenen Jahr, als die Polizei endlich Gregs Mörder identifizieren konnte, hatte Laurie erfahren, was es bedeutete, von einem »Schlussstrich« zu sprechen. Natürlich bekam sie ihren Mann nicht mehr zurück, auch Timmy fehlte der Vater, aber sie mussten jetzt keine Angst mehr vor dem Täter haben, den Timmy als den »Mann mit den blauen Augen« beschrieben hatte. Zumindest hatte sie damit ihre Angst hinter sich lassen können, wenn auch nicht ihre Trauer und ihren Kummer.

»Dieser verdammte Schuh«, hatte Rosemary über die von der Presse verliehene Bezeichnung, den »Cinderella-Mord«, gesagt. »Susan hat doch nie so etwas Grelles getragen. Sie hat diese silberfarbenen Schuhe für eine Siebziger-Jahre-Party in einem Vintage-Geschäft gekauft. Ihr Agent Edwin war aber der Meinung, sie würden sich hervorragend zum Vorsprechen bei Parker eignen. Wenn sich die Öffentlichkeit schon an ein Bild klammern will, dann hätte man doch ihre Halskette nehmen können. Sie war aus Gold und hatte einen kleinen Hufeisen-Anhänger. Die Kette ist ebenfalls bei ihr gefunden worden, sie war gerissen, wahrscheinlich ist das passiert, als Susan sich gewehrt hat. Wir haben sie ihr zum fünfzehnten Geburtstag geschenkt, und am Tag darauf hat sie die Hauptrolle als Sandy in der Aufführung von Grease an ihrer Highschool bekommen. Seitdem war sie für sie ihre Glückskette. Als die Polizei sie uns beschrieben hat, war Jack und mir klar, dass wir unsere Tochter verloren haben.«

In diesem Moment wusste Laurie, dass der Mord an Susan Dempsey ihr nächster Fall sein würde. Eine junge, begabte Frau, die viel zu früh hatte sterben müssen. Greg war ein erstklassiger junger Arzt gewesen, der ebenfalls viel zu früh hatte sterben müssen. Nur, sein Mörder war mittlerweile tot. Susans Mörder aber war immer noch auf freiem Fuß.

So still in meinen Armen
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