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Es war fast Mitternacht geworden, bis Dwight Cook endlich die Eingangstür zu seinem Westwood-Bungalow aufsperren konnte. Er und Hathaway waren im firmeneigenen Jet nach Los Angeles geflogen, wegen Nebels in der Bay Area hatte sich der Start allerdings verzögert.

Hathaway zog ihn ständig auf, weil er immer noch an dem bescheidenen Häuschen festhielt, das er am Ende seines vorletzten Studienjahrs erworben hatte – REACH als Start-up war zu diesem Zeitpunkt finanziell bereits so weit abgesichert, dass er ein kleines Darlehen hatte aufnehmen können. Hathaway, der damals schon so sehr vom Potenzial, das in REACH steckte, überzeugt war, dass er dafür seine feste Professorenstelle aufgab, hatte sich sogar immer über Dwight lustig gemacht, dass er überhaupt noch an der Universität ausharrte.

Aber Hathaway hatte sich schon immer mehr von Geld leiten lassen als Dwight. Dabei gab es eine ganz einfache Erklärung dafür: Dwight war gern an der Uni – und zwar nicht wegen der wilden Studentenpartys, sondern wegen des Wissens, das er dort erwerben konnte. So war er auch nach der Gründung von REACH an der UCLA geblieben und hatte sein Studium beendet. Außerdem hatte er ja Hathaway, der sich um das Unternehmen kümmerte.

Sobald er die Tür hinter sich zugezogen hatte, klappte er den Laptop auf und loggte sich in die Überwachungskameras im Haus in Bel Air ein. Solange er mit Hathaway zusammen gewesen war, hatte er keinen Blick darauf werfen können.

Er überflog den aufgezeichneten Zeitraum im Schnelldurchlauf und verschaffte sich einen ersten Überblick. Den größten Teil des Tages hatte sich niemand im Haus aufgehalten. Der kleine Junge und sein Großvater waren die Ersten, die zurückkehrten; der Junge setzte sich vor den Fernseher, der Großvater führte einige Telefonate. Dann erschienen Jerry und Grace, gefolgt von Laurie und Alex Buckley. Den Abend brachten sie mit irgendeinem Gesellschaftsspiel im Aufenthaltsraum zu.

Er drückte auf die Pausentaste. Jerry saß allein in einer Ecke, während alle anderen mit dem Spiel beschäftigt waren. Dann kam Laurie zu ihm und unterhielt sich mit ihm. Er spulte zum Anfang ihres Gesprächs zurück und drückte auf PLAY.

Als Laurie auf der Aufzeichnung wieder zum Spieltisch zurückkehrte, hätte er den Laptop am liebsten durch den Raum geschleudert. Er hatte angenommen, durch die Überwachung des Hauses alles, was dort vor sich ging, zumindest teilweise unter Kontrolle zu haben. Aber es war zum Verrücktwerden. Er wäre jetzt gern bei ihnen gewesen. Sie müssten ihm nur die richtigen Fragen stellen, dann könnte er sie schon auf die richtige Fährte bringen.

Susan und Hathaway? Allein bei dem Gedanken wurde ihm übel. Es war zu lächerlich. Susan war in ihrer Liebe zu dem schrecklichen Keith Ratner blind für jeden anderen gewesen.

Und die Vorstellung, Susan hätte REACH entwickelt? Die theoretischen Grundlagen stammten nicht von Susan; genau genommen stammten sie noch nicht mal von ihm. Wie Hathaway schon sagte, er und Dwight waren die beiden Hälften des Ganzen. Dwight allein wäre wahrscheinlich nie auf diese großartige Idee gekommen. Aber ohne Dwights Programmierkünste wäre Hathaway wahrscheinlich irgendwo auf halbem Weg stecken geblieben, und irgendein anderer hätte sie überholt, bevor REACH richtig ins Laufen gekommen wäre.

Das alles hatte absolut nichts mit Susan zu tun.

Er wollte, dass der Mord aufgeklärt würde, aber jetzt waren die Leute von Unter Verdacht auf der völlig falschen Fährte, und er konnte ihren Irrtum nicht aufklären, ohne zu verraten, dass er ihre Gespräche belauschte. Ihm waren die Hände gebunden. Er konnte nur zusehen und zuhören und hoffen. Oh, Susan, dachte er wehmütig.

Er ging auf die Website mit Tauchtipps für Südkalifornien und hoffte, auf einige Empfehlungen zu stoßen, neue Orte, die er während seines Aufenthalts in Los Angeles erkunden konnte. Aber es sah ganz danach aus, als würde er mit den üblichen Tauchgründen vorliebnehmen müssen: mit Farnsworth Bank auf der Luvseite von Catalina und den Ölplattformen vor Long Beach.

Wahrscheinlich war es ganz gut, dass er dort schon an die zehnmal getaucht war. Am wohlsten fühlte er sich immer, wenn er an seinen Gewohnheiten festhalten konnte. Acht Uhr aufstehen. Kaffee. Fünf Kilometer joggen. Müsli mit Obst. Arbeit. Gelegentlich ein Abendessen mit Hathaway. Lesen. Schlafen. Und alles wieder von vorn.

Seitdem Nicole bei REACH aufgetaucht war und verkündet hatte, dass sich Unter Verdacht Susans Fall annehmen werde, war seine Routine unterbrochen worden. Erst wenn er herausgefunden hatte, wer Susan getötet hatte, konnte sein Leben in die gewohnten Bahnen zurückkehren.

Aber in der Zwischenzeit wollte er sich eine Verschnaufpause gönnen. Nur drei Tage noch, dann durfte er wieder ins Wasser zum Tauchen.

So still in meinen Armen
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