64

Es überraschte Laurie, wie einfach Detective Reilly Keiths Anruf bei Martin Collins aufzeichnen konnte. Ein simples Kabel von Keiths Handy zum Mikrofonanschluss eines Laptops genügte. Nach einigen Verhandlungen stimmte Reilly schließlich zu, dass Leo und Laurie den Anruf mitverfolgen durften, Kameras oder Tonaufzeichnungen aber waren nicht erlaubt. Falls das mit dem Anruf klappte, würde sie sich etwas anderes einfallen lassen müssen, um das Ergebnis in der Sendung den Zuschauern zu präsentieren. Im Moment wollte sie einfach nur hören, was Martin Collins zu sagen hatte.

Mittels eines Audio-Splitters konnten Leo, Laurie und Detective Reilly über ihre jeweiligen Kopfhörer mitlauschen. Auf ihr Zeichen hin wählte Keith die Nummer.

»Hallo, Martin, hier ist Keith«, meldete er sich, als die Verbindung hergestellt war. »Haben Sie kurz Zeit? Ich hatte einen komischen Besuch von der Polizei.«

»Der Polizei?«

»Ja, die Beamten haben sich nach einem Steve Roman erkundigt. Kurz geschorenes Haar, muskulös, so um die vierzig. Gehört angeblich zu den Fürsprechern Gottes, aber ich habe ihnen gesagt, dass ich ihn nicht kenne. Ist er Ihnen bekannt?«

»Klar«, antwortete Collins nonchalant.

Laurie sah stirnrunzelnd zu ihrem Vater. Damit war die Verbindung zwischen dem Kopf der FG und dem Mann bestätigt, der in der Nähe des Tatorts im Mordfall von Lydia Levitt gesehen worden war und der sie nur wenige Tage vor dem Überfall auf Jerry in San Francisco anscheinend beschattet hatte. Sollte das alles so einfach sein?

Gespannt lauschte sie, während Collins fortfuhr. »Ich sagte Ihnen doch, ich will wissen, was Nicole den Fernsehleuten erzählt. Ich habe Steve gebeten, sich dabei nützlich zu machen.«

»Nützlich machen? Die Polizei vermutet, dass er in der Bay Area eine Frau ermordet hat. Und vor drei Tagen ist jemand in das Haus eingebrochen, in dem die Sendung gedreht wird. Es wurden ein paar Dinge entwendet, und einer aus dem Produktionsteam wurde fast umgebracht.«

Es folgte ein langes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Steve war früher sehr gewalttätig. Aber das ist lange her. Von dieser Frau in der Bay Area weiß ich nichts, aber von der unglücklichen Sache im Haus in Bel Air, ja, davon hat er mir erzählt.«

Laurie ballte die Faust. Ja, sie hatten den Täter, der Jerry angegriffen hatte.

»Unglückliche Sache?«

»Er hat eindeutig eine Grenze überschritten. Die Tür sei nicht verschlossen gewesen, sagt er, also ist er rein. Dann ist jemand gekommen und hat ihn überrascht. Angeblich ist er in Panik geraten, wie schlimm das alles aber wirklich war, habe ich erst aus der Zeitung erfahren. Ich habe mich bislang um ihn gekümmert, ihn sozusagen betreut, aber vielleicht ist es an der Zeit, die Polizei zu verständigen, bevor er noch jemandem Schaden zufügt.«

Die Kirche, hatte Keith ihnen erklärt, ermuntere ihre Mitglieder, sich ihr vorbehaltlos zu öffnen. Von einem priesterlichen Schweigegelübde wollte die Kirche allerdings nichts wissen. So lag es allein in den Händen der Kirche, Informationen wie diese preiszugeben, wenn es ihr »zum Wohle der Fürsprecher Gottes« nötig erschien. Es klang ganz danach, als wollte sich Collins von Steve Roman und dessen Straftaten distanzieren, indem er sich sein Wissen über dessen Vergangenheit zunutze machte und ihn als einen außer Kontrolle geratenen Einzelgänger hinstellte.

»Martin, es kommt noch schlimmer. Die Polizei hat mich gefragt, ob … es widert mich an, es auch nur auszusprechen … die Polizei hat gefragt, ob ich Sie jemals bei unsittlichen Handlungen mit Kindern beobachtet hätte.«

In der Leitung wurde es still.

»Martin? Sind Sie noch da?«, fragte Keith.

»Ja. Das muss von Nicole kommen. Sie ist geistig verwirrt. Sie hat sich so was schon eingebildet, als sie noch auf dem College war. Deshalb wollte ich sie während der Sendung auch im Auge behalten. Ihre Behauptungen sind ganz offensichtlich Lügen, also verbreiten Sie sie nicht weiter. So, und jetzt werde ich Steve ausfindig machen. Er ist eindeutig zu einem Problem geworden.«

Nachdem Martin Collins aufgelegt hatte, redeten alle wild durcheinander, bis Detective Reilly sie mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. »Gute Arbeit, Keith. Wir haben alles, was wir für einen Haftbefehl für Steve Roman brauchen. Ich werde Kontakt mit Collins aufnehmen und mir von ihm berichten lassen, was Roman ihm über den Überfall auf Jerry erzählt hat.«

»Einen Moment«, unterbrach Laurie. »Sie werden Collins nicht verhaften?«

»Dazu gibt es keinen hinreichenden Grund. Es verstößt nicht gegen das Gesetz, jemanden beobachten zu lassen. Sonst dürfte es keine Privatdetektive gibt.«

»Aber Steve Roman ist kein Privatdetektiv. Er ist gewalttätig. Und wahrscheinlich hat er Lydia Levitt getötet

»Und deshalb werden wir ihn verhaften. Aber solange wir nicht beweisen können, dass Collins ihn zu diesen Straftaten angestiftet hat, ist dieser Mann unschuldig.«

Laurie wollte etwas erwidern, aber Leo kam ihr zuvor. »Er hat recht, Laurie. Aber das alles ist bloß der Anfang, nicht wahr, Reilly?«

»Natürlich. Wenn wir diesen Steve Roman erst mal haben, erzählt er vielleicht eine ganz andere Geschichte. Das wäre nicht das erste Mal. Wir werden uns die Telefonaufzeichnungen besorgen, seine Wohnung durchsuchen, das Übliche. Ich lasse sofort einen Haftbefehl ausstellen. Das können wir mittlerweile telefonisch beantragen. Vertrauen Sie mir, wir kommen der Sache auf den Grund.«

Laurie wollte nicht allzu enttäuscht sein. Immerhin hatten sie wahrscheinlich den Mord an Lydia und den Überfall auf Jerry aufgeklärt. Aber wie das alles mit dem Mord an Susan zusammenhing, davon hatten sie weiterhin nicht die geringste Ahnung.

Reilly hatte seine Aufnahmeausrüstung zusammengepackt, als Grace in die Küche geeilt kam. »Schaltet den Fernseher ein!«, rief sie und griff bereits zur Fernbedienung auf der Theke.

Laurie legte Grace die Hand auf den Unterarm. »Warte noch kurz, Grace, ich wollte Detective Reilly nach draußen begleiten.«

»Nein, das duldet keinen Aufschub.« Sie fummelte an den Knöpfen herum und zappte durch die Sender, bis sie den richtigen gefunden hatte. »Schaut!«

Zu sehen war die Luftaufnahme eines Hubschraubers über dem leuchtend blauen Meer. Der Moderator sprach von einem »neununddreißigjährigen Genie« und der »Revolution des Internets«. Erst als Laurie den Text am unteren Bildschirmrand las, dämmerte ihr, was sie sah: Bergung der Leiche des CEO und REACH-Gründers, Dwight Cook, nach einem Tauchunfall, wie einige Quellen berichten.

Nein, nicht Dwight. Bitte lass es nicht Dwight sein, dachte Laurie.

So still in meinen Armen
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