Fußpilz
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FUSSPILZ |
Oder: Der einzige treue Weggefährte, von dem die Trennung nicht schmerzt …
Eigentlich ist der Fußpilz ein Hautpilz. Als Fußpilz wird er deshalb bezeichnet, weil er sich gerne kuschelige Ecken im Fußbereich sucht, was sicher an den dort herrschenden, für ihn ganz exquisiten klimatischen Bedingungen liegt (und riechen kann er ja nicht). Man könnte ihn aber auch – noch treffender – Fußballerpilz nennen, denn in den geschlossenen Räumen der Fußballschuhe, in denen es feuchtwarm, stickig und zugleich angenehm schummrig ist, da hat er sein Schlaraffenland – und freut sich über jedes Training und jedes Spiel.
Wie treu der Fußpilz ist, zeigt sich aber auch
nach dem Spiel. Da nämlich geht er nur allzu gern mit unter die
Dusche. Früher, als die Spielerduschen vornehmlich tief unten im
muffigen Keller der Vereinshäuser angesiedelt waren, war diese
Tugend besonders ausgeprägt. Zu dieser Zeit waren die Duschen meist fensterlose
Treibhäuser, die nur durch ein rostiges, perforiertes Gitter die
Ahnung von einer Verbindung zur Außenwelt aufkommen ließen. Der
Fußpilz hatte dadurch keine Frischluftattacken zu befürchten. Meist
lebten mehrere Völker friedlich nebeneinander. Einige davon waren
deutlich sichtbar, in jeder Ecke als anerkannte Raumausstattung
geduldet, zunächst als kleine Insel aus schwarzen Punkten, später
zum umfassenden Flächenmuster auf motivlosen Einheitsfliesen
ausgeufert.
Wer beim Anblick dieser Lebend-Graffiti einen Anflug von Unwohlsein spürte, wer überhaupt den wie selbstverständlich dort wachsenden Pilz als auffällig registrierte, der war für Fußball nicht geschaffen. Seien wir ehrlich: Richtig angekommen in diesem Sport war man doch erst, wenn man es geschafft hatte, dieses schrecklich brennende Feuer zwischen den Zehen auszuhalten ohne zu klagen, und wenn man wie selbstverständlich immer weiter unter die gleichen Duschen hüpfte – ohne Badeschlappen, versteht sich.
Vor allem die Proficlubs haben diesen treuen Anhänger mittlerweile jedoch aus dem Spiel genommen – durch große, gut durchlüftete Räume mit strahlend weißen, unbefleckten Kacheln an der Wand, so glatt, dass den Kulturen der Halt fehlt. Und sollte dennoch einmal ein ganz mutiger Zeitgenosse dieser ehemaligen Fußballspezies bis in diese sterile OP-Anmutung vordringen, dann fällt er mit Sicherheit dem bestens ausgerüsteten Reinigungspersonal zum Opfer. Verständlich also, dass der Fußball so manche Kultur verloren hat.
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HÄTTEN SIE’S GEWUSST? |
Übrigens: Trotz aller medizinischer Fortschritte ist der Fußpilz angeblich immer noch 60% der Fußballspieler zugetan.