Arschkarte
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ARSCHKARTE |
Fußball ist – global – so etwas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner, auf den sich alle, auch die Nicht-Fußballer, einigen können. Nicht wegen der Einfachheit der Regeln oder weil es immer und überall etwas halbwegs Rundes zu treten gibt auf der Welt, sondern allein schon wegen der allgemein verständlichen Sprache.
Wer hat nicht schon mal die berühmte Arschkarte gezogen – eine derbe, aber treffende Ausdrucksweise, die jeder versteht (auch derjenige, der bisher Hinterteil- oder Gesäßkarte gesagt hätte). Wer besagte Karte gezogen hat, der hat das vermeintlich schlechtere Los gezogen, im besten Fall eine Niete, mit der man nichts gewinnt, wahrscheinlich aber sogar eine Aufgabe, bei der man nur verlieren kann.
Auch ist die Arschkarte nicht etwa der Freibrief, um jemandem in den Allerwertesten zu kriechen, sondern ganz eindeutig die rote Karte. Damit wird klar, dass dieser Metapher aber unterschiedliche Gegebenheiten zugrunde liegen. Denn wer im Alltag diese Karte zieht, der ist nicht unbedingt ein Schiedsrichter, also derjenige, der eine Strafe verhängt, im Gegenteil: Der mit der A…karte ist selbst betroffen. Und wer diese Karte zieht, der müsste eigentlich Rot sehen, aber auch das ist außerhalb eines Fußballfeldes nicht notwendigerweise so.
Im Spiel selbst bedeutet es direkte Bestrafung in Form des sofortigen Ausschlusses und weiterer Sanktionen in den nächsten Tagen und Wochen, womöglich sogar Monaten, je nach Schwere des Vergehens. Am häufigsten gibt es die Karte nach einem bösen Foul zu sehen. Und der, der sie sieht, ist dann nicht etwa, wie man wegen des Ausdrucks vermuten könnte, der A… oder ein großes A…, er darf nur den Rest des Spiels und womöglich die nächsten Spiele auf dem A… sitzend als Zuschauer verfolgen.
Heute müsste die ominöse Karte eigentlich Brustkarte heißen, denn wenn der Unparteiische bei heftigem Adrenalinausstoß mit den Fingern an den kleinen aufgenähten Täschchen im oberen Bereich des Trikots herumnestelt, dann sucht er dort nach der roten Karte. Früher ging der Griff gewohntermaßen weiter nach unten zur Gesäßtasche, die es heute in den meisten Fällen nicht mehr gibt. Die A…karte heißt also so, weil sie ursprünglich genau dort herkommt.
Und das böse Foul ist ein besonders hartes, körperliches Vergehen oder eine extrem hinterlistige Aktion gegen den Kontrahenten. Böse Fouls gibt es nicht nur im Fußball. Wer allerdings in anderen Gesellschaftsbereichen ein böses Foul begeht, der muss nicht mit der A…karte rechnen, sondern eher damit, dass niemand mehr mit ihm (Karten) spielen will. Wer für böse Fouls bekannt ist, ist bald allein (und da schließt sich der Kreis wieder): wie der Rot-Sünder beim Fußball.