Fußball und Politik
![]() |
FUSSBALL UND POLITIK |
„Deutschland wird Fußballweltmeister, und die SPD gewinnt die Bundestagswahl“, hat Gerhard Schröder 2002 gesagt und eigentlich Recht behalten. Denn das verlorene Finale wurde schließlich wie ein Sieg gefeiert. Niemand hatte damals damit gerechnet, dass die deutsche Mannschaft überhaupt ins Endspiel kommen könnte. Und kaum einer der Demoskopen hatte Gerhard Schröder eine realistische Chance zur Wiederwahl eingeräumt.
Fußball und Politik gehören einfach zusammen. So sehr, dass nach dem Vorrunden-Aus des Nationalteams in Portugal und dem anschließenden Rücktritt Rudi Völlers vom Amt des Bundestrainers auf das des Bundeskanzlers geschlossen wurde. In der Sendung „Kulturzeit“ auf 3sat hieß es damals: „Wie lange kann … Gerhard Schröder den Ball noch im Spiel halten?“
Schröder war die Spitze, auf die sich alle Angriffe konzentrierten. Die Opposition suchte die Vollstrecker für durchdacht vorgetragene Attacken. Der Konter ließ meist nicht lange auf sich warten. Stellte die Regierungs-Mannschaft das bessere Team? Wer war besser aufgestellt? Solange der Teamchef die Taktik vorgibt, spielen sich selbst Akteure verschiedener Mannschaften geschickt die Bälle zu! So gibt es zwischen den Koalitionsparteien so manchen Doppelpass, und durch Angriffe sowohl über den linken als auch den rechten Flügel wird der Gegner in die Zange genommen. Besonders vor Wahlen verfallen auffällig viele Politiker in Fußballjargon und warnen vor dem Abstieg im internationalen Wirtschafts- oder Bildungsranking. Ein Platz im Mittelfeld muss unbedingt vermieden werden, Deutschland muss in die Champions League!
So mancher Politiker läuft dann zur Höchstform auf, obwohl er gar nicht im Stadion ist und erst recht nicht läuft, sondern wie angewurzelt am Rednerpult steht. Manche Aktion hat schließlich ein Nachspiel vor Gericht, und dann machen viele einen Rückzieher und nehmen sich vor, den Ball flach zu halten, um nicht gänzlich ins Abseits zu geraten. Andere treten kräftig nach, was die Gegner wiederum als Vorlage nutzen, um die rote Karte für diese Unfairness zu fordern. Natürlich ist jede Partei im Wahlkampf bemüht, mannschaftliche Geschlossenheit zu demonstrieren und bis zur letzten Minute zu kämpfen. Und trotzdem passieren immer wieder Fehler, die zur Steilvorlage für den Gegner werden. Darüber hinaus wird verbal so manches Eigentor geschossen.
Nicht selten braucht man aber auch ein bisschen Glück im politischen Spiel! Und das hatte die Opposition bei der letzten Bundestagswahl: 2005 war kein Fußballweltmeisterschaftsjahr, und den Confederations Cup haben wir auch nicht gewonnen! Und Gerhard Schröder ist nicht mehr Bundeskanzler …