ca. 15. Juli 2010

 

Kurz nach Sonnenaufgang 

Es ist vorbei. Was auch immer es war, es ist zu Ende. Nach meinen Berechnungen ist es mehr als einen Monat her seit dem Tag, an dem alles begann. Das ist das erste Mal, dass ich das Bedürfnis hatte mich hinzusetzen und meine Gedanken zu Papier zu bringen. Es gab Tage lähmender, schrecklicher Angst und dann Abgestumpftheit. Jetzt wollen wir alle nur noch überleben. 

Außer Devi und mir gibt es nur noch einen weiteren Überlebenden. Ein junger Mann namens James. 

Nach den ersten Erdbeben und den fürchterlichen Stürmen haben sich viele von uns in der Grundschule versammelt. Wir dachten, es wäre lediglich etwas, was wir aussitzen müssten. Aber dann, drei oder vielleicht auch vier Tage nachdem all diese Ereignisse begannen, fingen die Leute an zu sterben. 

Devi hat alles in seiner Macht stehende versucht und ich habe geholfen, und ebenso auch andere, aber sie sind auch umgefallen. Devi konnte nichts Außergewöhnliches bei den Leuten feststellen, die starben, und mein innig geliebter Doktor war völlig ausgezehrt und erschöpft, weil er nicht imstande war auch nur einen von ihnen zu retten. 

Jetzt, Wochen später, wo der Schmerz nicht mehr so tief sitzt, hat er die Theorie aufgestellt, dass es eine Art von Giftgas oder ein biochemisches Ereignis war, das durch die gewaltsame, physische Veränderung der Erde und durch die Stürme freigesetzt wurde. 

Es scheint, dass aus irgendeinem Grund Devi, James und ich immun dagegen waren, was auch immer es war. 

Ein Wunder vielleicht. Oder vielleicht ist es gar kein Wunder, als einzige am Leben zu bleiben, wo so viele um einen gestorben sind. 

Aber ich kann nicht abstreiten: Devi immer noch um mich zu haben ist ein Wunder, in jeder Hinsicht. 

Wir haben keinen Zugang zum Internet, zu Mobiltelefonen. 

Selbst ein Radio, das mit dem Strom von einem kleinen Generator läuft, gibt nichts von sich außer Rauschen oder Schweigen. 

– aus dem Tagebuch von Mangala Kapoor –