Fürsorge für die Insel

Dies alles hatten die Spanier Robinson berichtet. Er hatte nur den einen Wunsch, jedem das Leben auf der Insel zu erleichtern. Viele nützliche Dinge hatte er ja mitgebracht, die ihnen Bequemlichkeit bringen sollten.

Gespannt schatten sich die Inselbewohner um den Herrn der Insel, der ihnen nun seine Absichten und Pläne verkündete. »Ich will euch geben«, sagte er, »was ich euch an Waren mitgebracht habe, doch zuvor muß ich wissen, ob der alte Groll zwischen Engländern und Spaniern vergessen ist und ob ihr alle bereit seid, künftig miteinander in Frieden zu leben!«

Jeder versprach dies feierlich, und Robinsm ließ es sich von jedem einzelnen durch Handschlag bekräftigen.

»Wir haben schon so viel Schlimmes erlebt«, erklärte Atkins aufgeschlossen, »daß wir nun alle vernünftig geworden sind. Feinde sind wir lange genug gewesen, nun hat wohl jeder von uns nur das Verlangen nach freundschaftlichem Zusammenleben.«

Voller Freude blickte Robinson auf den Mann, der sich so gewandelt hatte. »Ich für meine Person«, erklärte Atkins, »will hier mit meinem englischen Gefährten leben und sterben. Kein Spanier wird künftig etwas von mir zu befürchten haben, und ich gestehe frei und offen, daß sie mir nichts angetan haben würden, hätte ich ihnen nicht reichlich Anlaß dazu gegeben. Doch von einer Rückkehr nach England will ich nichts wissen. Mir hat das Leben nichts mehr zu bieten als ein friedsames Dasein hier auf der Insel.«

Die Spanier wiederum erklärten, Atkins habe sich in dem Gefecht gegen die Wilden und bei vielen anderen Anlässen so tapfer eingesetzt, daß alles Vergangene vergessen sei. »Wir wünschen nur, wir hätten noch mehr solche Atkins auf unserer Insel«, erklärten sie.

Voller Freude saßen alle dann mit dem Herrn der Insel beim Festmahl. Doch die Freude stieg auf den Höhepunkt, als Robinson nun seine Schätze zeigte. »Bei der Aufteilung darf kein Streit entstehen«, sagte er vorher, »denn es ist genug für jeden da.«

Und nun traten sie alle heran, um sich Kleider auszuwählen. Dann teilte Robinson Leinwand aus, für jeden ausreichend zu sechs Hemden. Dieses Geschenk löste allgemeine Freude aus, weil sie so lange schon Hemden hatten entbehren müssen. Das nächste war englischer Stoff zu einer leichten Jacke, die bei der großen Sonnenhitze besonders willkommen war. Tuche lagen in Mengen zum Ersatz bereit, falls die Jacken aufgetragen wären. Und keiner ging weg, ohne ein Paar neue Schuhe und für schlechtes Wetter derbe Stiefel, Strümpfe und einen Hut in Empfang zu nehmen.

Die rührende Freude, die allen aus den Augen leuchtete, war für Robinson der schönste Lohn, und ebenso die herzlichen Worte, mit denen Christianus sich im Namen aller bedankte. »Sie sind unser Vater«, sagte er, »und wer einen so wohltätigen Freund hat, der kann leicht vergessen, daß er hier in der weltabgeschiedenen Einsamkeit lebt. Ich spreche hier für alle Gefährten, wenn ich Ihnen erkläre, daß keiner von uns die Insel verlassen möchte.«

Nun traten die Leute vor, die Robinson mitgebracht hatte: der Schneider, der Schmied und die zwei Zimmerleute, vor allem aber Meister Allerlei, der auf jedem Gebiet etwas leistete.

Auch das Handwerkszeug, das Robinson mitgebracht hatte, fand dankbare Abnehmer. Jedermann bekam eine Schaufel und einen Spaten aus festem Eisen. Außerdem überließ er ihnen Zimmermannsbeile und Sägen, Hebeeisen und Hackwerkzeuge. Christianus sorgte dafür, daß alles in einem Hauptmagazin aufbewahrt wurde, so daß es künftig allen zur Verfügung stand.

Durch eine gerechte Aufteilung des Landes hatte Robinson die richtige Form gefunden, die für alle Zeiten Zank und Streit verhindern würde. Alle Inselbewohner fügten sich dieser Planung, und Robinson hatte nichts weiter zu tun, als unter die ausgefertigten Urkunden seinen Namen zu setzen. Diese Urkunden enthielten genau vermerkt, was jedem einzelnen wie auch seinen Erben an Land und sonstigen Rechten zukam; Zeichnungen vermerkten genau den Verlauf der Grenzen des Grundstücks. Alles nicht vergebene Land behielt Robinson sich als sein Eigentum vor.

»Für die ordentliche Verwaltung der Insel wie auch für die notwendigen Gesetze«, erklärte Robinson, »weiß ich keine bessere Anordnung zu treffen, als die ihr, meine Freunde, unter euch selber finden werdet.«