I

 

Hercule Poirot, der dabei war, seine Korrespondenz aufzuarbeiten, hielt mitten in dem Satz inne, den er gerade diktierte. Miss Lemon blickte auf und sah ihn fragend an.

»Ja, Monsieur Poirot?«

»Meine Gedanken schweifen ab!« Poirot wedelte mit der Hand. »Eigentlich ist dieser Brief nicht so wichtig. Seien Sie doch bitte so nett, Miss Lemon, und rufen Sie Ihre Schwester für mich an.«

»Ja, Monsieur Poirot.«

Wenige Augenblicke später durchquerte Poirot das Zimmer und nahm den Hörer aus der Hand seiner Sekretärin.

»Allo!«, sagte er.

»Ja, Monsieur Poirot?« Mrs Hubbard klang ziemlich außer Atem.

»Ich hoffe, Mrs Hubbard, dass ich Sie nicht störe?«

»Mich kann nichts mehr stören«, sagte Mrs Hubbard.

»Hat es wieder Aufregungen gegeben?«, fragte Poirot behutsam.

»Das ist eine sehr nette Art es auszudrücken, Monsieur Poirot. Ja, das hat es. Inspektor Sharpe hat gestern die Befragung der Studenten abgeschlossen, und dann ist er heute mit einem Durchsuchungsbefehl wiedergekommen, und ich habe Mrs Nicoletis am Hals; sie ist völlig hysterisch.«

Poirot schnalzte mitfühlend mit der Zunge.

Dann sagte er: »Es ist nur eine kleine Frage, die ich stellen möchte. Sie hatten mir eine Liste der Dinge geschickt, die verschwunden sind – und der anderen seltsamen Vorfälle –, und ich wollte Sie jetzt fragen: Ist die Liste chronologisch geordnet?«

»Was meinen Sie damit?«

»Ich meine, sind die Dinge genau in der Reihenfolge passiert, wie Sie sie aufgeschrieben haben?«

»Nein, das nicht. Tut mir Leid – ich habe sie einfach so aufgeschrieben, wie sie mir eingefallen sind. Tut mir Leid, wenn ich Sie damit in die Irre geführt habe.«

»Ich hätte Sie gleich fragen sollen«, sagte Poirot. »Aber ich hatte es nicht für wichtig gehalten. Ich habe Ihre Liste hier vor mir. Abendschuh, Armband, Diamantring, Puderdose, Lippenstift, Stethoskop und so weiter. Aber Sie sagen, das war wahrscheinlich nicht die Reihenfolge des Verschwindens?«

»Nein.«

»Können Sie sich vielleicht noch an die richtige Reihenfolge erinnern, oder wäre das zu viel verlangt?«

»Nun, ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe, Monsieur Poirot. Das ist ja schließlich alles schon eine Weile her. Ich müsste darüber nachdenken. Das heißt, nachdem ich mit meiner Schwester telefoniert hatte und wusste, dass Sie herkommen würden, hatte ich eine Liste gemacht, und ich denke, dass ich dort die Dinge in der richtigen Reihenfolge aufgeschrieben habe, soweit ich mich noch erinnerte. Das heißt, den Abendschuh, weil er so ungewöhnlich war, und dann das Armband und die Puderdose und das Feuerzeug und den Diamantring, weil das alles ziemlich wichtige Dinge waren und es so aussah, als ob ein echter Dieb am Werk sei. Und dann habe ich mich später an die unwichtigeren Dinge erinnert und sie hinzugefügt. Das Borax und die Glühbirnen und den Rucksack. Die waren nicht wirklich wichtig, und ich habe mich nur im Nachhinein daran erinnert.«

»Ich verstehe«, sagte Poirot. »Ja, ich verstehe … Worum ich Sie nun bitten möchte, Madame, ist, dass Sie sich jetzt hinsetzen, wenn Sie etwas Zeit haben, das heißt …«

»Ich denke, wenn ich Mrs Nicoletis mit einem Beruhigungsmittel zu Bett gebracht habe und wenn ich Geronimo und Maria beruhigt habe, könnte ich etwas Zeit haben. Was ist es, was ich tun soll?«

»Setzen Sie sich hin und schreiben Sie auf, in welcher Reihenfolge die Dinge passiert sind, so gut Sie sich eben erinnern.«

»Gern, Monsieur Poirot. Der Rucksack kam wohl zuerst, glaube ich, und dann die Glühbirnen – von denen ich wirklich nicht weiß, ob sie irgendetwas mit den anderen Sachen zu tun haben – und dann das Armband und die Puderdose, nein – erst der Abendschuh. Aber Sie wollen natürlich nicht, dass ich das jetzt rate. Ich schreibe es auf, so gut ich kann.«

»Vielen Dank, Madame, ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«

Poirot legte den Hörer auf.

»Ich ärgere mich über mich selbst«, sagte er zu Miss Lemon. »Ich bin von dem Grundsatz abgewichen, alles mit Ordnung und Methode zu tun. Ich hätte von Anfang an genau sicherstellen müssen, in welcher Reihenfolge die Diebstähle passiert sind.«

»Ja, natürlich«, sagte Miss Lemon mechanisch. »Wollen Sie diese Briefe jetzt zu Ende diktieren, Monsieur Poirot?«

Poirot winkte ungeduldig ab.