24
Ein paar Tage später fuhr Seth in die Sillgatan. Er wusste, dass Johan außer Haus war, und als er erfuhr, dass Beatrice bei Sofia im Obergeschoss saß, ging er direkt hinauf, ohne seine Beweggründe zu überdenken. Am folgenden Tag sollte er nach New York abreisen, und er wollte sie noch einmal treffen, bevor er fuhr. Als er oben anlangte, öffnete sich eine Tür, und Beatrice kam heraus. Sie blinzelte, und er musterte sie besorgt. Sie sah so müde aus.
«Du kümmerst dich nicht gut um dich selbst», sagte er in wesentlich brüskerem Ton als beabsichtigt. «Isst du überhaupt ordentlich?»
«Willst du jetzt auch noch mein Äußeres kritisieren?», fragte sie lächelnd, und er sah ganz kurz etwas von der alten Beatrice durchschimmern.
Er ging zu ihr, legte ihr die Hand unters Kinn und drehte ihren Kopf hin und her, um zu prüfen, ob noch Spuren von Wilhelms Schlag zu sehen waren. Beatrice schloss kurz die Augen und ließ ihr Gesicht an seiner Handfläche ruhen, während er sie behutsam untersuchte. Ihre Nachgiebigkeit gab ihm eine gute Gelegenheit, sie weiter anzufassen. Seine Finger fuhren über ihre weiche Wange, und er ließ den Daumen über ihren Wangenknochen gleiten. Ein Blick aus ihren mitternachtsblauen Augen brachte seinen ganzen Körper zum Klingen.
«Komm doch einen Augenblick mit hinaus», sagte er spontan.
Sie zögerte, und da er ein Nein nicht ertragen hätte, beugte er sich zu ihr herab und küsste sie. «Komm, Beatrice», flüsterte er, mit dem Mund an ihren Lippen.
«Ich muss meinen Mantel holen», antwortete sie atemlos.
«Ich warte draußen.»
«Wohin willst du fahren?», fragte Seth, nachdem sie eine Weile schweigend in seinem Wagen gesessen hatten.
«Einfach nur weg vom Haus.»
«Willst du zum Wasser hinunter?», fragte er. «Zum Hafen?»
Sie schüttelte den Kopf. «Nein. Ich mag das Meer nicht. Zeig mir, wo du wohnst.»
Seth ging vor ihr hinein. Es war ein kleines, familienbetriebenes Hotel mit unbesetzter Rezeption, und keiner sah, wie sie gemeinsam die Treppe hochstiegen. Er schloss seine Zimmertür auf, zündete eine Petroleumlampe an, stellte sie auf ein Sideboard und drehte sich zu ihr um.
Beatrice stand immer noch auf der Schwelle und zögerte. «Wo sind deine Bediensteten?», fragte sie.
«Die haben heute Ausgang.»
«Ich sollte nicht hier sein», sagte sie zögernd. Doch sie konnte es nicht leugnen, sie wollte hier sein, bei ihm. Sie hatte das Gefühl, sterben zu müssen, wenn sie sich noch einmal von ihm trennen müsste. Dabei hieß es ja tatsächlich schon wieder Abschied nehmen. Er würde nach Amerika reisen, und sie würde bald heiraten.
Aber sie hatte keine Kraft mehr, ihm zu widerstehen. Wer wusste schon, ob er jemals zurückkehren würde? Wer wusste überhaupt irgendetwas?
«Wenn du willst, bringe ich dich zurück», sagte er ernst.
Langsam zog Beatrice die Tür hinter sich zu. «Nein», sagte sie. «Ich will bleiben.»
Ihre Blicke trafen sich und lösten sich wieder voneinander.
Sie schnappte nach Luft und nahm gar nicht richtig wahr, wie er auf sie zukam. Im einen Moment stand er noch neben dem Sideboard, im nächsten war er bei ihr und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Sein Mund fuhr über ihre Lippen. Mit zitternden Händen suchte sie Halt an seinen Schultern. Er knotete das Band unter ihrem Kinn auf und nahm ihr den Hut ab. «Ich habe mich so lange danach gesehnt, das tun zu dürfen», murmelte er, während er ihre Haarnadeln herauszog und zu Boden fallen ließ. Seine Finger gruben sich in die roten Haarmassen. Widerstandslos ließ sie sich in sein Kraftfeld und seine Umarmung ziehen.
Diesen Nachmittag würden sie auf jeden Fall zusammen verbringen, dachte sie. Einmal mit ihm zusammen zu sein, sich für das begehrt zu fühlen, was sie war – mehr wollte sie gar nicht. Sie sah zu, wie er ihr die Handschuhe auszog und ihr die Finger küsste.
Mit Tränen in den Augen ließ sie ihre Hand über das geliebte Gesicht wandern, spürte die raue Haut unter den Fingerspitzen und fuhr die harten Linien nach. Sie liebkoste die Narbe unter der Augenbraue und ließ den Daumen über seine Unterlippe wandern, bevor sie ihre Hände zu seinem starken Nacken weitergleiten ließ. Ihre Finger fuhren ihm durchs Haar, und sie würde sich immer daran erinnern, wie seidig es sich anfühlte, dachte sie, bevor sie sein Gesicht zu sich herabzog. Seine Zunge glitt hungrig in ihren Mund. Sie war Frau, sie wusste, dass sie schüchtern und passiv sein sollte, doch ihr Körper übernahm einfach die Führung, sie drückte sich mit einem leidenschaftlichen Kuss an ihn.
Seths Hände wanderten wie von selbst weiter über sie. Sie war alles, was eine Frau sein sollte. Doch er wollte sie nicht drängen, deshalb versuchte er, sich aus der Umarmung zu befreien, versuchte, das Richtige zu tun, obwohl jede Faser seines Körpers ihm zuschrie, dass das hier das Richtige war.
Beatrice schüttelte den Kopf. «Ich will nicht aufhören. Ich will mehr.» Ihre Augen bohrten sich in seine, und sie ließ die Hand über seinen Rücken gleiten. «Ich will alles», flüsterte sie.
Seth begann das Blut in den Ohren zu rauschen. «Ich habe jeden Tag an dich gedacht», flüsterte er. «Und jede Nacht. O Gott, ich dachte, ich würde verrückt werden.» Er küsste sie wieder, nahm ihren keuchenden Atem in seinen Mund auf. Ich will ihr alles geben, was in meiner Macht steht, dachte er, während seine Hände überall hinglitten, zu ihrem Gesicht, den Armen, der Taille. Er wollte sie so lieben, dass sie begriff, warum sie nur mit ihm leben konnte. Der Duft ihrer Haut, der Geschmack ihres Mundes trieben ihn in den Wahnsinn. Während er mit den Händen ihren Hintern umfasste, drückte er seine Erektion zwischen ihre Beine. Als er die Knöpfe ihres Kleides aufmachte, musste er sich beherrschen, den Stoff nicht einfach zu zerreißen. Zum Schluss gelang es ihm, ihr das Kleid vom Leib zu schälen, und es glitt mit leisem Rascheln zu Boden.
Dann öffnete er den letzten Haken ihres Korsetts und ließ es ebenfalls zu Boden gleiten. Er musste über ihre keusche Unterwäsche lächeln – ein dünnes weißes Leibchen unter dem Korsett und eine weiße, knielange Unterhose aus weicher, abgetragener Baumwolle. Doch dann nahm er ihre Hand, drückte sie an sein klopfendes Herz und führte Beatrice ins Schlafzimmer. Es war dunkel, nur das spärliche Licht eines regnerischen Spätnachmittags fiel durch die Fenster herein. Er hielt inne.
«Bist du ganz sicher?», fragte er ein letztes Mal.
Sie nickte und setzte sich aufs Bett. Er setzte sich neben sie, küsste sie sanft auf den Hals und arbeitete sich zu ihrer sommersprossigen Schulter vor. Mit den Lippen fuhr er über die kleinen Flecken, die ihn so lange in seinen Träumen heimgesucht hatten. Die ganze Zeit hatte er sich gefragt, wie sie wohl aussehen mochte, ob ihre Brustwarzen hellrot waren, ob ihr Haar bis an ihren Hintern reichte. In seiner Phantasie hatte er sich ausgemalt, wie sie sich in seinen Händen anfühlen würde, und jetzt war er voller Erwartungen. Er stand auf und zog sich rasch aus. Sie ließ sich langsam aufs Bett sinken, er legte sich neben sie und zog das Bettlaken bis zu den Hüften über sie beide.
Beatrices Hand wanderte über seinen Arm. Sie biss sich auf die Lippe, und als ihm klar wurde, wie schüchtern sie war, wollte ihm schier das Herz übergehen. Er war sehr erregt, doch ihre Berührung sprach von ihrer Unerfahrenheit, und er wünschte sich nichts mehr, als ihr ein schönes Erlebnis zu bereiten.
Sie sagte nichts und sah ihn nur mit ihren riesengroßen Augen an, die jetzt fast schwarz waren vor Begehren. Eine Brustwarze drückte sich durch das Baumwollhemdchen, und er beugte sich herab und leckte sie durch den Stoff hindurch. Sie keuchte auf, doch er ließ seine Zunge weiter spielen, bis der Stoff nass und glatt war und sie sich unter ihm wand. Mit der Hand folgte er der weichen Kurve eines Beines, fuhr über das Strumpfband hinauf zur Hüfte. Sehnsüchtig berührte er ihre Hüfte mit den Fingerspitzen. Sie war warm, fast heiß, und weich wie Seide. Wieder senkte er den Mund über ihre Brust. «Hast du Angst?», murmelte er. Er hätte noch stundenlang weiter an der harten Brustwarze herumknabbern können. Sie stöhnte. «Das gefällt dir», flüsterte er.
«Ich weiß, was du glaubst», sagte sie. «Aber ich war noch nie mit jemand auf diese Weise zusammen.»
«Ich weiß», erwiderte er heiser. «Du brauchst nichts zu sagen. Ich werde ganz vorsichtig sein.» Er fand die Strumpfbänder und begann an den weißen Schnüren zu ziehen. Er war der Erste, doch im Grunde hatte er es die ganze Zeit gewusst. Beatrice war die Seine, und er würde ihr Einziger bleiben. Er weigerte sich, einen anderen Gedanken überhaupt zuzulassen.
«Ich bin froh, dass du es bist», flüsterte sie und drückte sich mit einer gelenkigen Bewegung an ihn.
«Weißt du, dass es einer Frau beim ersten Mal wehtun kann?»
«Sofia hat mir erzählt, dass es wehtut», sagte sie. «Aber ich will es.»
Er spürte ihren runden Hintern unter den Handflächen, streichelte die glatten Oberschenkel und zog ihr die Unterhose aus. Sie hob den Oberkörper leicht an, damit er ihr auch das Hemd ausziehen konnte. Ihm stockte der Atem. «Beatrice, du bist so schön. Lass dich anschauen.»
Sie legte die Arme neben sich aufs Bett und ließ sich von ihm betrachten. Auf ihrer weißen Haut sah man die roten Druckstellen ihres Korsetts. Sie war dünn, viel zu dünn. Aber es war trotzdem ein Frauenkörper, der in diesem Bett lag, ein Körper mit weich schwellenden Hüften und ganz hellen rosa Brustwarzen.
«Genier dich nicht, du hast einen wundervollen Körper», flüsterte er.
Sie legte ihm die Hand mit gespreizten Fingern auf den Brustkorb und spürte, wie Seths Herz unter ihrer heißen Liebkosung raste.
«Du bist so stark», flüsterte sie.
Behutsam drückte er sie wieder aufs Bett. «Bleib einfach so liegen. Ich werde es dir schön machen.» Er streichelte sie mit der ganzen Handfläche, und ihre Augen wurden glasig. Frauen mit empfindsamen Brüsten hatte er schon immer geliebt. «Fühlt sich das gut an?», fragte er.
Sie nickte. Dann senkte er den Mund über das weiche Fleisch und begann mit der Zunge über ihre Brustwarze zu lecken, hin und her, hin und her. Sie bäumte sich auf, seinem Mund entgegen. «Ich wusste nicht, ich hatte keine Ahnung, dass …»
Inzwischen hatte er sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Als sie ihn mit ihren unerfahrenen Fingern gestreichelt hatte, war er nahe daran gewesen, die Kontrolle zu verlieren, doch jetzt hatte er sich wieder im Griff. Er würde sie von sich abhängig machen. Sie würde nie wieder in der Lage sein, ihn zu verlassen, sie würde nach seinem Körper verlangen wie er nach dem ihren. Zärtlich spreizte er ihr die Schenkel. «Liebling, ich werde ganz vorsichtig sein», murmelte er mit den Lippen an ihrem Mund. Sie erbebte, und Seth lächelte über ihre Reaktion. Diese Frau war wie geschaffen für die Liebe. Seine Liebe. Zuerst ertasteten seine Finger den Weg zwischen den feuerroten Locken in ihre weiche Wärme. Beatrice atmete tief ein, und er gab ihr ein wenig Zeit, sich an das Gefühl zu gewöhnen, bevor er vorsichtig mit ihr zu spielen begann.
O Gott. Ihr ganzer Körper bebte. Seths Finger berührten sie dort unten, und sie wollte es mit einer Begierde, die sie selbst schockierte. Sie hatte ihren Körper immer in erster Linie als etwas gesehen, was man formen, schnüren und verstecken musste. Und sie hatte nie richtig darüber nachgedacht, dass Männer so ganz andere Körper hatten. Unbekleidet sah Seth noch viel größer aus. Seine Schultern und Arme waren kräftig, seine Brust war bedeckt mit dunklem Haar. Seine Hüften hingegen waren schmal und geschmeidig. Er war hart und heiß, weich und rau, und jetzt machte er etwas mit ihr, wofür sie keine Worte hatte. Sie wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Niemand, niemand hatte ihr jemals etwas hiervon erzählt. Sie hörte selbst, wie sie nur noch stoßweise atmete.
«Ist es gut so?», fragte Seth heiser. Er knabberte an ihrem Ohr, saugte an ihrem Ohrläppchen, während sein Finger sich in ihr bewegte. Seine Brust rieb gegen ihre. Das schwarze Haar war rau und kitzelte, und ihre Brust war noch zehntausendmal empfindlicher als sonst. Ein dumpfer Laut entfuhr ihr, ein Laut, wie sie ihn noch nie gehört hatte. Sie konnte nicht denken, nicht antworten. Ihr Unterleib presste sich gegen seine Hand, ohne dass sie irgendwelchen Einfluss darauf hatte.
«Bleib einfach nur so liegen, genau so», murmelte er.
Seine geflüsterten Worte waren ebenso erregend wie alles andere. Er sagte Dinge, die ihr durch und durch gingen. Wieder küsste er sie tief, vergrub die Zunge in ihrem Mund und seine Finger in ihrem … ihrem … Beatrice wusste nicht einmal, wie dieser Teil ihres Körpers hieß. Doch es fühlte sich an, als wäre es ihr Zentrum, ein pochendes, schwellendes Zentrum des Gefühls und der totalen Weiblichkeit. Sie wollte immer näher kommen und verschmelzen. Ununterbrochen bewegte sich sein Finger, bis sich ein neues, übermächtiges Gefühl in ihr aufbaute, und sie dachte, wenn er jetzt aufhören würde, würde sie die Enttäuschung nicht aushalten können.
«Seth …», stöhnte sie, während sie sich unter seinen Händen aufbäumte.
«Wehr dich nicht dagegen», flüsterte er. «Lass es einfach kommen.» Er drückte und streichelte, und das Gefühl wurde immer stärker, bis Beatrice einfach die Kontrolle verlor, aufhörte zu denken und ihn das Kommando über ihren Körper übernehmen ließ. Er führte sie einen steilen Berg hinauf, auf einen hohen Gipfel. Sie keuchte auf, dann explodierte plötzlich alles um sie herum. Rasch schlug sie die Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien, und schluchzte in ihre Handfläche.
Seth hörte erst auf, als die letzten Zuckungen verebbt waren und ihr Körper von seinen Berührungen gesättigt war. Sie wurde ganz schwer, als sie sich entspannte. Er zog sie an sich, spreizte ihre Beine vorsichtig mit dem Knie und legte sich dann auf sie. Erst brachte er seine Hüften in die richtige Lage, dann spreizte er sie noch ein Stück und glitt zwischen ihre Schenkel. Beatrice umfing ihn mit den Armen. Sie zog ihm die Fingernägel über den Rücken, bevor sie die Finger auf seine Hinterbacken legte und leicht zudrückte.
Er keuchte auf. Er war so erregt, dass ihm das Blut in den Ohren rauschte. «Vorsichtig», sagte er heiser, doch sie drückte ihn nur noch mehr an sich, und Seth hatte die Schlacht verloren. Er presste sich gegen die warme Öffnung. Als er die Barriere spürte, beobachtete er sie aufmerksam. Er war kein Tier – wenn sie jetzt abbrechen wollte, würde er sich zurückziehen, das hatte er sich geschworen.
«Darf ich weitermachen?», keuchte er.
«Ja», flüsterte sie. Sie schnappte nach Luft, als er durch die Engstelle drang, und er sah, dass es ihr ziemlich wehtat. Also blieb er erst ganz still liegen und wartete auf sie. Schließlich bewegte sie probeweise die Hüften. Sie brachte sich in eine angenehmere Stellung, und einen Moment lang glaubte er, dass er gleich explodieren würde, doch er riss sich zusammen.
«Das fühlt sich so … so komisch an», flüsterte sie schließlich, nachdem sie sich eine ganze Weile unter ihm gewunden hatte.
Er hatte unterdessen knirschend die Zähne zusammengebissen. Aber er hatte nicht vor, die Kontrolle über sich zu verlieren. Sie war nur so schön und warm, dass er langsam den Kopf verlor. Prüfend versuchte er, in die heiße Enge zu stoßen, und ihre Augen weiteten sich. Es schien nicht wehzutun. Sie fing an, mit seinen Stößen mitzugehen, und vor seinen Augen begann es zu flimmern. Seine Arme zitterten. Doch er war außerstande, es ruhig anzugehen, und drang tiefer in sie ein. Es hatte niemals den geringsten Zweifel daran gegeben, dass er Beatrice begehrte, dachte er benebelt. Und er hatte auch immer die vage Vorstellung gehabt, dass er – als der Ältere und Erfahrenere von beiden – eine schüchterne Unschuld behutsam in die Mysterien der Liebe einführen würde. Dass er Lehrer einer zwar willigen, doch im Grunde unterwürfigen Elevin sein würde. Seth hörte einen tierhaften Laut und merkte, dass er von ihm selbst kam. Stürmisch drückte er sich in ihren Körper, nahm sie, machte sie zu der Seinen. Seine Hand glitt zwischen ihre Körper, er wollte ihr noch größeren Genuss verschaffen. Als seine Finger den richtigen Rhythmus gefunden hatten, wurde sie geradezu wild in seiner Umarmung. Sie kratzte über seinen Rücken, und plötzlich gab es kein Zurück mehr.
«Beatrice», konnte er nur noch sagen.
All sein Begehren, die ganze Verzweiflung, die er so lange gespürt hatte, ließ ihn jetzt mit einem langgezogenen Brüllen kommen. Mit einem letzten Beben brach er auf ihr zusammen, während sein Orgasmus verebbte. Dann rollte er sich zur Seite, um sie nicht unter sich zu erdrücken, zog sie aber mit sich, weil er es nicht ertragen konnte, sich wieder von ihr zu lösen. Beatrice lag ganz still auf seiner Brust. Ihre roten Haarmassen ergossen sich über beide.
«Liebling?»
«Mmm …»
«Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan, adorée. Hat es wehgetan? Bist du sehr wund?»
Langsam schüttelte sie den Kopf und rieb verträumt die Wange an seiner Brust. «Überhaupt nicht.»
«Ich hole dir ein Handtuch.» Er schämte sich. Es musste ihr wehgetan haben. Nächstes Mal würde er vorsichtiger und zärtlicher sein und ihr noch mehr geben.
Zu Beatrices Überraschung stand Seth auf. Er ging zum Alkoven, in dem eine Waschschüssel stand, und kam weniger später mit einem angefeuchteten Handtuch zurück.
«Ich helfe dir», sagte er.
Sie schnaubte. Wohl kaum. Sie zog sich das Laken um den Körper und schüttelte bestimmt den Kopf.
«Beatrice?»
Sie sah ihn an. Er stand nackt vor ihr, selbstsicher und dominant.
«Ist es nicht ein bisschen zu spät, jetzt noch prüde zu werden?», fragte er grinsend. «Nach dem, was wir gerade gemacht haben?»
Sie streckte die Hand aus. «Gib her, ich kann das selbst.» Sie sah ihn mahnend an. «Und hör auf zu kichern.»
«Ich kichere nicht», sagte Seth mit bebenden Schultern. «Ich bin ein Mann. Männer kichern nicht.»
Sie verdrehte die Augen, doch zum Schluss lag sie doch auf dem Rücken, während Seth sie im Schein der Petroleumlampe zärtlich wusch.
«Es ist ein bisschen Blut aufs Laken gekommen», sagte er. Er hob sie aus dem Bett, setzte sie ohne großes Federlesen in einen Sessel und ging zurück zum Bett. Interessiert sah sie zu, wie er das Laken und die Bettwäsche abzog. Dann wühlte er in einer Holzkiste und holte ein sauberes Tuch hervor. Fasziniert beobachtete sie ihn, während er das Bett bezog. Sie hätte gedacht, dass seine Nacktheit sie erschrecken und verlegen machen würde, doch sie fand ihn einfach nur schön. Dass die Natur das alles so gut eingerichtet hatte, dachte sie, während sie sich auf dem Sessel einkuschelte und den Anblick seines nackten Körpers genoss, seine geschmeidigen Bewegungen, das Spiel der Muskeln und Sehnen unter der Haut. Ihr war nie klar gewesen, wie gut Mann und Frau zusammenpassten, wie ihre Weichheit seine Härte aufnahm, wie sie einander durch ihre Unterschiede Genuss verschaffen konnten. Sie spürte, wie ihr Körper sich nach ihm sehnte.
«Wo hast du das gelernt?», fragte sie.
«Wenn wir beim Militär eines können, dann Betten machen. Komm.»
Sie legten sich dicht aneinander, weich und entspannt.
«Willst du schlafen?», fragte Seth.
Sie schüttelte den Kopf, und seine silbergrauen Augen glühten, während er ihr träge über die Wange strich. Noch nie hatte sie sich einem anderen Menschen so nahe gefühlt. Als ob sich nicht nur ihre Körper ineinander verflochten hätten, sondern auch ihre Seelen. Seth beugte sich über sie und küsste sie langsam und zärtlich. Während er sie mit der Zunge erforschte, hielt sie ganz still, bis sie nicht mehr anders konnte und ihn zurückküssen musste, mit seiner Zungen spielen und nach mehr verlangen.
«Du bringst mich ins Grab», murmelte er und legte sich wieder auf sie.
Obwohl sie noch wund war, war der Genuss unendlich viel größer. Seth füllte sie aus, und das neue, wonnevolle Gefühl baute sich erneut in ihr auf. Diesmal wusste sie, was sie erwartete, und eifrig, fast schon verzweifelt, drückte sie ihm ihren Körper entgegen und gab sich ihm hin.
Seth hob ihre Beine hoch, und sie schlang ihm die Schenkel um die Taille.
«Ja, genau so, adorée, wunderbar», murmelte er. Zärtlich liebte er sie, mit langen, ruhigen Stößen, unter denen sie erbebte. Plötzlich glitt er aus ihr heraus, und sie protestierte enttäuscht.
«So geht es noch besser», sagte er, legte sich hinter sie und zog ihren Hintern zu sich heran. Seine Hand tastete sich zwischen ihre Schenkel. Sie schloss die Augen, ließ den Kopf nach hinten auf seine Brust sinken und sich mitreißen. Gleichmäßig und rhythmisch fuhr er fort, sie beide auf den Gipfel zu führen, und sie hörte, wie er wieder und wieder ihren Namen rief. Sie schrie, als sich seine Arme ganz fest um sie schlossen, und sie schrie, als um sie und in ihr alles explodierte.
Seth zitterte. Er hätte nicht geglaubt, dass er noch einmal kommen würde. Eigentlich hatte er ihr nur neuerlich Genuss verschaffen wollen, doch sein Orgasmus war wieder gewaltig gewesen. Und diesmal hatte er sich auch nicht zurückgezogen. Er hielt ihren Körper ganz dicht an seinem, während er darauf wartete, dass sie sich erholte.
Es dauerte ein, zwei Herzschläge, bis er das Gefühl erkannte, das in seiner Brust brannte.
Es war Glück.
Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar und sog den Duft von Kräutern und Sonne ein.
«Ruh dich jetzt aus, Liebling. Geh nirgendwohin, bleib einfach hier bei mir», sagte er. Es war beängstigend, welche Furcht er hatte, sie zu verlieren.
«Seth», murmelte sie schläfrig.
«Ja?»
«Danke.»
«Ich danke dir auch», flüsterte er und küsste ihr Haar.
Gegen Abend fuhr er sie wieder nach Hause. Sie saßen nebeneinander im Wagen, mit dem sie das kurze Stück zu Johans Haus in der Sillgatan zurücklegten. Es regnete. Seth ergriff ihre Hand und drückte sie. Beatrice sagte nichts, sie ließ ihn einfach ihre Hand halten, und Seths Herz schmerzte vor all den ungefragten Fragen. Woran dachte sie? Sie bereute es doch nicht etwa? Er musste sie haben, er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich nach diesem Tag noch für einen anderen entscheiden könnte. Er schloss die Augen. In Amerika warteten Lily und ihre Familie auf ihn. Das ganze Frühjahr über hatte er die Reise aufgeschoben, jetzt hatte er keine Wahl mehr, er musste fahren. Geschäfte und Investoren verlangten seine Anwesenheit, Termine waren vereinbart, und die Leute erwarteten, dass er seine Versprechen hielt. Er musste fahren. Doch er würde so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückkommen. Zu Beatrice.
«Sag, dass du mitkommst», bat er in flehentlichem Ton. Er hatte überhaupt keinen Stolz mehr. Sie musste ihre Meinung doch geändert haben, oder nicht? Sie musste sich jetzt doch für ihn entscheiden?
«Es kommt darauf an, wie es Sofia geht …», antwortete Beatrice mit dünner Stimme und wich seinem Blick aus.
Ich werde nicht bereuen, was ich getan habe, dachte Beatrice, während sich die Wirklichkeit unbarmherzig zurückmeldete. Es waren magische, verzauberte Momente gewesen. Das Erlebnis hatte sie verändert. Doch Seth würde trotzdem abreisen.
«Bitte komm zumindest zum Hafen. Vielleicht überlegst du es dir ja noch einmal», bat er.
Beatrice lächelte und lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie konnte wohl kaum mit ihm nach Amerika fahren, das musste er doch einsehen. Sie schauderte. Sie hatten ein wunderbares, großartiges Erlebnis geteilt. War es für ihn genauso? Oder war es für ihn nur ein alltägliches Ereignis, das er genauso gut mit jeder anderen Frau hätte haben können?
«Wenn du mir einen Wagen schickst, komme ich», hörte sie sich sagen. «Nicht nach Amerika, aber zum Hafen, um mich von dir zu verabschieden.»
«Versprich es mir.»
Beatrice lächelte. «Ich verspreche es dir.»
Seth küsste sie, und sie klammerte sich fest an ihn.