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Johnnie McIntire und Mike Borran waren ratlos.
Man hatte alles, was von dem toten Araber verwertbar gewesen war, nach Washington durchgegeben. Von dort war die Antwort soeben durchgegeben worden.
Ben Utaibi, ein Mann, der schon für zwei Terroraktionen in Israel verantwortlich gezeichnet hatte. Ein Mann, den die Rache in die Terroristenszene getrieben hatte. Bei einem israelischen Sonderkommando im Libanon hatte seine ganze Familie ihr Leben verloren.
Man konnte diesen Mann mit Abdul Abdalla in Verbindung bringen, einer der meistgesuchten Terroristen, der von Libyen aus agierte, und von dem man ganz sicher wusste, dass er nur für Geld kämpfte. Politisch war er noch niemals in Aktion getreten.
Man konnte es auf den Nenner bringen, dass Abdul Abdalla ein Killerkommando leitete, das man mietete, wenn es darum ging, unzuverlässige Leute aus dem Weg zu räumen. Mit wirklich großen Dingen hatten Abdalla und seine Leute sich noch niemals abgegeben.
Das wiederum deutete darauf hin, dass General Benson mit seiner Meinung recht hatte. Da gab es Exekutionen auf amerikanischem Boden auszuführen. Zu diesem Zweck hatte man Abdul Abdalla geschickt.
Das hätte man akzeptieren können, wenn der Mord an Sardanna nicht gewesen wäre. Der hatte noch niemals aktiv gegen die Araber agiert, also hatte es für die auch keinen plausiblen Grund gegeben, ihn zu liquidieren.
Etwas stimmte da nicht an den Überlegungen, die man im Pentagon anstellte. Dort übersah man die Gefahr, dass man Abdalla diesmal mit einem ganz anderen Auftrag als Mord in die Staaten geschickt haben konnte.
Im Moment versuchte man etwas mehr über die Männer um Abdalla zu erfahren. Man stellte Überlegungen an, dass es Abdalla gewesen war, der zusammen mit Dalbei in einem Wagen gesessen hatte, der Sardanna aufgefallen war.
Dort an der Air Base hatte alles begonnen.
Mike Borran konnte an nichts anderes denken.
„Die meinen die Air Base“, wandte er sich an seinen Freund Johnnie McIntire. „Verdammt, Johnnie, die planen etwas, was mit der Air Base zu tun hat.“
„Die Sicherheitsvorkehrungen sind überprüft worden. Alles perfekt. Keine Unregelmäßigkeiten. Darauf kannst du dich blind verlassen.“
Das war die Regel. Alles war doppelt und dreifach abgesichert, wenn es um Atomstützpunkte ging. Alles gut und recht, aber ein System war immer nur so stark wie sein schwächstes Glied. Und auf dieser Air Base gab es annähernd dreitausend Mann an Mannschaft. In der Kürze der Zeit konnte man gar nicht jeden von ihnen unter die Lupe genommen haben. Das war unmöglich.
„Ich will eine Liste über alle Leute, die sich auf dem Luftwaffenstützpunkt aufhalten, Johnnie.“
McIntire verschluckte sich an seinem Kaffee. Er starrte seinen Freund entgeistert an.
„Bist du wahnsinnig?“, fragte er. „Dreitausend Adressen. Was willst du mit den Namen? Sie auswendig lernen?“
„Wenn es sein muss, ja.“
McIntire stellte die Tasse aus der Hand. Er kniff die Augen zusammen, weil er gegen die schräg stehende Sonne anschauen musste.
„Du glaubst, es gibt ein faules Ei darunter?“
Mike nickte. „Verdammt, ich kann es dir nicht erklären, Freund, aber ich habe ein komisches Gefühl in mir. Das hier ist ein Kampf, den man nicht mit der Waffe entscheiden kann, Johnnie. Mir wäre es lieber, einem Gegner in die Augen schauen zu können. Aber das hier läuft anders.“
„Es wird Schwierigkeiten geben, Mike.“
„Nicht, wenn wir das Pentagon einschalten.“
„Was willst du General Benson erzählen?“
„Dass wir Anzeichen dafür gefunden haben, dass man einen Anschlag auf die Air Base plant und dass der von innen gelenkt werden muss. Er wird schwer daran kauen, aber es wird ihm gar nichts anderes übrigbleiben, als es zu schlucken.“
„Ich werde es versuchen.“
„Das ist nicht genug. Wir brauchen die Namen und damit basta. Mach dem General das klar. Sag ihm, wir streichen die Segel und wälzen alle Verantwortung auf ihn ab, wenn es zu einem Zwischenfall kommt.“
Der rothaarige Hüne strich sich gedankenverloren über die Haare.
„Glaubst du wirklich daran, dass man etwas gegen die Air Base plant, Mike?“, wollte er dann wissen.
Mike schüttelte den Kopf. „Nicht gegen, aber es hat mit dem Luftwaffenstützpunkt zu tun. Verlass dich darauf.“
Johnnie McIntire gab es auf. Wenn Mike sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ er doch nicht mehr locker. Also war es besser, sich auf kein Streitgespräch einzulassen. Schließlich war es meistens auch so, dass Borran den richtigen Riecher besaß und eine Gefahr schon schnupperte, bevor sie wirklich akut werden konnte.
„Ich werde der Base inzwischen noch einen Besuch abstatten“, sagte Mike.