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Niemand hatte sich wegen des Vorfalles in den Bergen sonderlich aufgeregt. Niemand der Verantwortlichen aus dem Pentagon.
General Benson war von Johnnie McIntire und Mike Borran unterrichtet worden. Benson hatte die Angelegenheit in einer Krisensitzung mit bekannten Strategen diskutiert. Keinerlei Besorgnis auf höchster Ebene.
„Heißt das, Johnnie und ich können uns wieder aus Arizona verabschieden, Sir?“, wollte Mike Borran wissen.
„Das heißt, Sie sollen nicht so viel Staub aufwirbeln, Borran. Man hat versucht, einige CIA-Agenten zur Hölle zu schicken und man hat damit kein Glück gehabt. Versuchen Sie herauszufinden, welche Organisation die Hände im Spiel hat. Keine Panik und keine Überbewertung. Es wird sich im Sand verlaufen, wie manches andere auch.“
„Jasmine Malhawi ist tot, General.“ Für einen Moment herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Sie kannte das Risiko, Mike“, antwortete Benson dann. „Genauso gut wie jeder von uns es kennt. Ballywater hat sich inzwischen über seine Mittelsmänner gemeldet. Er berichtete von einer kleinen Gruppe, die man in die Staaten geschickt hat, um Unruhe zu stiften. Einsatzort südliches Arizona.“
„Wann kam die Nachricht?“, wollte Mike wissen.
„Gestern Nacht“, antwortete der General. „Der Mittelsmann sagte, Ballywater sei weggetaucht. Man sei ihm auf der Spur.“
„Hat man Verbindung zu ihm?“
„Niemand hat Verbindung zu ihm, Mike. Ballywater will den Kontakt aufrecht erhalten. Sieht so aus, als traue er seinen eigenen Leuten nicht mehr. Wenigstens nicht allein.“
Borran kannte solche Situationen, in denen man allein auf sich gestellt war.
„Wir sollten dennoch nicht außer Acht lassen, dass man ihn erwischt hat und seine Informationen gesteuert sind, General.“
„Ich kann nicht glauben, dass Ballywater sich auf ein solches Spiel einlassen würde, Mike.“
„Wenn’s ums eigene Leben geht ...“
„Okay, Mike. Was schlagen Sie vor?“
„Versuchen Sie Ballywater zurückzuordern, General.“
„Das ist unmöglich!“
„Versuchen Sie es dennoch. Setzen Sie einen unserer Mittelsmänner in Nahost auf Ballywater an.“
„An was denken Sie?“
„Ich habe keine Beweise, General, aber ich glaube, jemand plant etwas Ungeheuerliches. Es hat sehr lange Ruhe geherrscht, aus dieser Richtung.“
„An was denken Sie wirklich?“
„An einen Racheakt wegen des israelischen Angriffs auf den Atomreaktor in Bagdad.“
General Benson stöhnte auf, als säße er .auf dem Folterstuhl eines Zahnarztes.
„Wenn ich Sie nicht kennen würde, Borran, würde ich Sie zum Psychiater schicken und vom Dienst beurlauben. Wir haben nicht den geringsten Hinweis, mit dem sich diese Theorie auch nur stützen ließe.“
„Bei dem Zwischenfall in den Bergen sind zwei unwichtige arabische Männer ums Leben gekommen. Kleine Zuträger, General. Aber es hat auch einen wichtigen Mann erwischt. Jusuf ben Dalbei. Der steht seit langem auf unserer schwarzen Liste.“
„Weiter?“
„Sardanna ist auf ihn aufmerksam geworden. Also musste Dalbei verschwinden, bevor wir ihn uns vorknöpfen konnten. Man hat ihn geopfert. Aber neben Dalbei hat es einen zweiten Mann im Wagen gegeben. Den hat Sardanna nicht erkannt.“
Wieder entstand eine längere Pause. Mike konnte hören, dass General Benson sich eine Zigarette anzündete. Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nervös geworden war. Ansonsten rauchte Benson wenig und nur bei besonderen Anlässen.
„Sie meinen, bei dem Zwischenfall in den Bergen, sollte es auch Sardanna erwischen, he?“
Das meinte Mike. Jedenfalls konnten die Männer, die diese Sache geplant hatten, damit rechnen, dass Sardanna sich unter den CIA-Agenten befand, die die Sache in den Bergen zum Scheitern bringen wollten.
„Hat sich etwas ereignet, was darauf hindeutet, dass man Sardanna ausschalten will?“
Mike musste das verneinen. Nichts war vorgefallen, das Anlass zur Sorge gab. Überhaupt keine Aktivitäten mehr nach dem Zwischenfall in den Bergen. Absolute Sendepause von der anderen Seite. „Was noch, Borran?“
„Die Sicherheitsvorkehrungen auf der Air Base sollen überprüft werden.“
„Mit welcher Begründung?“
„Ohne Begründung. Routine. Wenn’s vom Pentagon angeordnet wird, kommen keine Rückfragen.“
„Ich leite das in die Wege, Mike. Aber ich kann nicht daran glauben, was Sie mir einreden wollen. Sie haben freie Hand, Mike. Genau wie Johnnie McIntire. Nur, machen Sie nicht einen solchen Wirbel.“ Damit war das Gespräch beendet. Mike legte den Hörer auf. Er schaute aus dem Fenster des Hotels, in dem er sich zusammen mit McIntire eingemietet hatte.
Im Moment befand Johnnie sich zusammen mit Sardanna draußen in der Aire Base, um sich umzuhören.
Mike richtete sich und machte sich ebenfalls auf den Weg.