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Island lief über die Wiese zurück zu ihrem Wagen. Sie sah Lissy, die Hände tief in die Taschen ihrer knappen Hose versenkt, zusammen mit Bruns und Dutzen die Anhöhe zu den Spülfeldern hinaufsteigen. Inzwischen waren Hundeführer eingetroffen und begleiteten den kleinen Trupp mit den Tieren, die aufgeregt an ihren Leinen zogen.

Island stieg ins Auto und brauste den Weg in Richtung Groß Nordsee entlang. Sie musste herausfinden, worum es sich handelte. Konnte es wirklich Rauch sein? Sie wollte so schnell wie möglich zu dem rot gestrichenen Eisentor, das mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Kurz davor hielt sie an und kurbelte das Seitenfenster herunter. Sperrgebietbei Betreten Lebensgefahr! Das Schild hing unverändert an seinem Platz. Der ramponierte Wohncontainer, den sie durch die Eisenstäbe hindurch sehen konnte, wirkte noch immer leer und verlassen. Wildes Gesträuch, das auf Erd- und Trümmerwällen wuchs, verdeckte die Sicht.

Direkt hinter den Büschen stieg Rauch auf. Aber sosehr sie die Nase in den Wind hielt, sie roch keinen Brandgeruch. Der Weg, der am Container vorbeiführte, verlief über Betonplatten, in deren Rissen verdorrtes Gras wuchs und Unkräuter in die Höhe geschossen waren. Einige Pflanzen waren abgeknickt, als wären breite Reifen darübergewalzt.

Island zog eine Landkarte aus der Ledermappe im Handschuhfach. Auf dem Kartenblatt war in der Nähe der Stelle, wo sie sich gerade befand, ein langer, schwarzer Balken eingezeichnet. Augenscheinlich handelte es sich um ein größeres Gebäude, wahrscheinlich die Ölwärmehalle, von der Polizeiobermeister Kevin Gloe so begeistert berichtet hatte.

Was also genau war dort drüben hinter dem Gestrüpp?

Hektisch griff sie zum Handy.

»Hallo, Olga«, sagte Bruns gehetzt. »Ist grad ein bisschen ungünstig …«

»Ich wollte nur kurz …« Doch die Verbindung war katastrophal. Island fluchte. In dieser Einöde funktionierten nicht mal die Handynetze.

»Lissy Heinke hat uns hingeführt«, hörte sie Bruns sagen. »Leere Spülrohre … Hufspuren … Es kann sein, dass Henna Franzen da reingekrochen ist … Verdammt gefährlich … Ich melde mich bei dir, wenn wir mehr wissen.«

»Bruns!«, rief Island. »Hier brennt es!«

Doch Bruns hatte schon aufgelegt.

Während des Gesprächs war der Rauch plötzlich schwächer geworden. Sollte sie die Feuerwehr rufen, oder war das unnötig?

Island stieg aus. Irgendetwas war an dem Tor festgeknotet. Als sie näher kam, erkannte sie, was es war: die Zügel einer Pferdetrense. Verdammt, dachte Island, Henna hat das Pferd ans Tor gebunden, aber es hat sich losgerissen und ist weggelaufen.

Dann aber stockte ihr der Atem. Auf dem Beton jenseits des Tores lag der kleine beigefarbene Insulinstick, mit dem sich ihre Kollegin immer versorgte. Verzweifelt sah sie sich um. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Nur vorn am Weg standen die leeren Mannschaftsbusse.

Nervös stieg sie wieder ein und schaltete das Radio an. Rockmusik ertönte, Metallica, »Turn the Page«. Sie schaltete das Radio wieder aus. Doch es war zu spät, der Song hatte sich schon als Ohrwurm bei ihr eingenistet.

Mit ihrem Bauch sah sie sich wirklich nicht in der Lage, über das Tor zu klettern. Sie schaltete das Radio wieder ein. Gerade erklangen die letzten Takte von »Turn the Page«. Island legte den ersten Gang ein und hielt die Luft an. In langsamer Fahrt fuhr sie direkt auf das Tor zu. Sie zog den Kopf ein, umklammerte das Lenkrad mit schweißnassen Fingern und stützte sich mit gebeugten Armen ab, als der Kühler des Wagens gegen das Eisen drückte. Mit lautem Knall riss das poröse Vorhängeschloss ab und flog wie ein Geschoss gegen ihre Windschutzscheibe, die in tausend Teile zersprang. Sie stoppte den Wagen und atmete tief durch.

Es war alles in Ordnung, ihr und dem Kind ging es gut. Das Tor stand offen. Sie stieg aus und griff sich den Regenschirm aus dem Kofferraum. Dann suchte sie noch ihre Dienstwaffe und steckte sie vorschriftswidrig in ihre Handtasche: Wegen ihres Bauchumfangs und wegen der ständigen Rückenschmerzen trug sie die schon seit ein paar Monaten nicht mehr im Halfter auf der Hüfte.

Der Betonplattenweg führte zwischen dicht bewachsenen Wällen aus Bauschutt hindurch. Hinter einem quaderförmigen Bunker, von dem nur die Decke aus dem Boden schaute, stand ein roter Dodge Nitro, ein klobiger Wagen mit Rendsburger Kennzeichen. Dieser Wagen hatte oft vor dem Gutshaus gestanden. Peter von Dünen hatte ihn gefahren, als er einmal frische Wäsche ins Gutshaus gebracht hatte. Island stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte durch die getönten Scheiben zu spähen, konnte aber nicht erkennen, ob jemand darin saß.

Vorsichtig fasste sie an den Griff der Fahrertür, aber der Wagen war verriegelt. Sie machte ein Foto vom Kennzeichen und folgte dann weiter der Betonplattenspur. Hinter einer Biegung stand sie unvermittelt vor einer hohen verwitterten Backsteinwand. Das Bauwerk ließ sie an das Flughafengebäude in Berlin-Tempelhof denken, es war eine lange, zweckmäßige Industriehalle mit metergroßen, unverglasten Fensteröffnungen bis hinauf unter das Dach.

Sie lief daran entlang und zählte aus Langeweile ihre Schritte. Bei einhundertundfünfzig hörte sie auf zu zählen. Als sie endlich an der Stirnseite des Gebäudes angekommen war, fielen ihr überwucherte Bahngleise auf, die ins Innere der Halle führten wie in einen alten Lokschuppen. Vorsichtig trat sie näher.

Drinnen herrschte grünes Dämmerlicht. Schlingpflanzen hatten von Stahlpfeiler und Fensterhöhlen Besitz ergriffen. Am hinteren offenen Ende der Halle waren ein Stück Seitenwand und Teile der Decke eingestürzt. Backsteine und verzogene Stahlträger bildeten dunkle, moosbewachsene Haufen.

Im offenen Dreieck des zerstörten Daches waberte Rauch. Island überlegte, ob sie den Weg durch die Halle nehmen sollte, um dorthin zu gelangen, entschied aber, außen an der Wand zurückzugehen. Sie kämpfte sich über Baumwurzeln und Grasbüschel und stolperte über versteckte Löcher im Boden.

Endlich war sie am anderen Ende der Halle angekommen. Sie blieb stehen, um nach Luft zu schnappen, und spähte vorsichtig um die Ecke. Rostiger Schrott lag unter freiem Himmel, denn das Dach war an dieser Stelle eingestürzt. Island entdeckte ein kleines, rundes Fass, um das herum weißer Rauch waberte, der unangenehm roch. Es war eigentlich kein Geruch, es war eher wie ein Stechen in der Lunge, ein leichtes Brennen, als hätte sie aus Versehen beim Putzen des Badezimmers ein bisschen Staub von einem billigen Rohrreiniger eingeatmet.

Island wich reflexartig zurück. Was war das für ein Fass? Es war zerbeult und grau oxidiert, mit Seepocken bewachsen und mit dunkelbraunen Algenfäden überzogen. Offenbar hatte das Fass ebenso wie die rostigen Metallteile lange Zeit im Wasser gelegen. Allerdings wohl kaum im Süßwasser des Flemhuder Sees, denn darin gediehen keine so großen Seepocken. Sie sah sich die Metallteile genauer an, die unterschiedlich groß waren und seltsame konische und zylindrische Formen hatten.

Als sie die Erkenntnis traf, blieb ihr kurz die Luft weg. Das mussten Fliegerbomben und Granaten sein, die jahrzehntelang im Meerwasser gelegen hatten! Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie sich einredete, dass die Hülsen ganz sicher leer waren. Was denn sonst? Aber ihr Unbehagen wuchs. Wenn es wirklich nur leere Hüllen waren, warum um Himmels willen hatte dann das alte, verbeulte Fass so verdächtig genebelt?

Aus dem Inneren der Halle drang plötzlich ein Geräusch. Es klang wie ein verwehtes Hüsteln. War das der Wind, der durchs kaputte Dach strich? Vorsichtig trat sie näher. Vorne am Weg hatte doch der Wagen gestanden, es musste also noch jemand auf dem Gelände sein. Sie griff in ihre Handtasche, um ihre Dienstwaffe herauszunehmen und zu entsichern. Das Klicken hallte von den Wänden wider.

Etwas ist hier faul, dachte sie.

Wieder das Geräusch, als ob jemand hustete.

An der Längswand der Halle, versenkt in den Boden, steckte ein großes, ovales Rohr aus Beton. Es sah aus wie der Eingang zu einem unterirdischen Gewölbe oder der Zugang zu einer großstädtischen Kanalisation. Island lugte hinein. Ein kalter Hauch wehte ihr entgegen, es roch schwach nach Diesel und Teer. Das Öllager war schon über sechzig Jahre stillgelegt, aber im Untergrund gab es offenbar noch immer Spuren des Treibstoffs. Das Rohr, aus dem es jetzt knurrte, stöhnte und seufzte, führte in die dunklen Eingeweide des Lagers hinein.

Island blickte sich um. Es war noch immer niemand zu sehen. Sie wählte noch einmal Bruns’ Nummer, doch nur seine Mailbox sprang an.

»Thoralf«, sagte sie leise in den Hörer. »Hör mir zu! Ich bin in der alten Ölwärmehalle, du weißt schon, am See. Hier liegt lauter komisches Zeug aus dem Meer herum. Ziemlich sicher ist das Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, die erst vor Kurzem geborgen wurde. Möglicherweise ist sie noch scharf. Ich weiß nicht, was hier los ist. Schick mir ein paar Leute rüber. Aber unauffällig!«

Am oberen Rand des Betonrohrs war eine Strickleiter befestigt, die wie eine Treppe hinunterführte. Island steckte ihre Waffe in die Handtasche zurück, klemmte sich den Regenschirm unter den Arm und kletterte die Strickleiter hinab, bis sie festen, sandigen Untergrund unter den Füßen spürte. Langsam tastete sie sich voran und bewegte sich auf das Licht am Ende des Rohres zu. Der Gang endete in einem runden Betonbecken, das die Ausmaße eines großen Güllebehälters hatte. Das musste einer der Speichertanks sein.

In der einen Ecke lag jemand, eine Gestalt mit roten Haaren.

»Henna!«, schrie Island, rannte zu ihrer Kollegin hinüber und kniete sich neben sie.

Benommen drehte Henna den Kopf zur Seite. Sie versuchte, Island anzusehen, aber ihre Augen zuckten nur wirr. Island nahm ihre Handgelenke und fühlte ihren Puls. Hennas Herz raste. Das Insulin …

»Pass auf«, sagte Island und strich Henna mit der Hand über die Wange. »Ich habe die Notbox im Wagen am Tor. Ich bin gleich wieder bei dir. Hältst du so lange durch?«

Hennas unsteter Blick wanderte nach oben und fixierte den Rand des Beckens. Island folgte ihrem Blick und erspähte zwei Augenpaare, die auf sie herunterstarrten. Sie konnte die beiden Menschen zunächst nicht identifizieren. Sie erkannte nur einen Jungen mit mittellangen Haaren und ein Mädchen in kurzem Rock. Dünn und ungelenk wirkten ihre Körper im Gegenlicht. Sie trugen Jagdgewehre, die sie auf Henna Franzen und Olga Island gerichtet hielten.

»Was soll das?«, rief Island, nach oben gewandt.

Keine Antwort.

»Bitte«, sagte Island eindringlich. »Diese Frau braucht einen Arzt!«

Immer noch kein Wort von oben.

Sie beugte sich entschlossen über Henna und packte sie unter den Achseln.

»Meinst du, du schaffst es bis ins Rohr?«, fragte sie leise in ihr Ohr.

»Halt«, kam es von oben in scharfem Ton. »Nicht bewegen.«

»Warum nicht?«

Sie erkannte seine Stimme. Aber sie hatte sie noch nie so entschlossen gehört.

»Wir stellen hier die Fragen«, rief Paul-Walter Tüx.

»Ist euch nicht aufgefallen, wie beschissen es ihr geht? Sie ist zuckerkrank und wird bald ins Koma fallen, wenn ihr niemand hilft.«

Wieder Schweigen am Beckenrand.

»Sie braucht ihr Insulin, sonst wird sie sterben!«

»Ist es etwa unsere Schuld, dass sie hier aufgekreuzt ist?« Das Mädchen konnte anscheinend auch sprechen. Island hatte sie bisher immer nur zusammen mit den anderen gesehen, auf der Terrasse des Herrenhauses. War das nun Grit oder Marthe?

»Sie hat das bescheuerte Pferd draußen ans Tor gebunden und herumspioniert.«

»Das konnten wir nicht zulassen«, ergänzte Paul-Walter.

»Warum?«

»Schlechter Zeitpunkt.«

»Für wen?«

»Wir sind mittendrin.«

»Mittendrin in was?« Island spürte, dass ihr langsam der Geduldsfaden riss.

»In unserer Expedition.«

»Eure was?«

Am liebsten hätte sie gelacht, aus Anspannung und Hysterie und weil sich das alles so verrückt anhörte. Aber sie fürchtete, dass ihr gleich eine Ladung Schrot um die Ohren fliegen würde. Deshalb biss sie sich auf die Lippen.

»Es wäre cool, wenn ihr mir endlich erzählen könntet, worum es eigentlich geht. Ich habe schon so eine vage Ahnung. Hat es was mit dem U-Boot zu tun, das ihr …?«

Paul-Walter ließ sie nicht ausreden. »Ja! Wir tauchen in der Ostsee und holen das Zeug hoch.«

»Was holt ihr hoch? Etwa das, was da oben in der Halle liegt?«

»Die Munition, alles, was wir finden. In der ganzen Kieler Bucht, wenn Sie es schon so genau wissen wollen.«

»Bomben und Granaten? Seid ihr völlig wahnsinnig!«, rutschte es ihr heraus.

Die Stimme des Mädchens klang entschlossen. »Wir werden die Welt auf ein Problem aufmerksam machen, das keiner sehen will. Nämlich dass die Meere als Müllkippe missbraucht werden.«

Island riss sich wieder zusammen. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte gespielt respektvoll zu den beiden jungen Leuten hinauf.

»Ihr meint das richtig ernst, oder?«

Paul-Walter beugte sich hinunter, das Gewehr schleifte am Betonrand des Tanks entlang, und Island hielt schützend die Hände vor ihren Bauch. Sie hatte allmählich die Schnauze voll von der Situation, aber sie steckte mit drin in diesem Albtraum und musste sich irgendetwas einfallen lassen.

»Allein aus dem Zweiten Weltkrieg liegen in Nord- und Ostsee noch über eine Million Tonnen Kriegsmunition«, fuhr das Mädchen fort. »Können Sie sich so eine Menge überhaupt vorstellen? Dabei enthält das Zeug hochgiftige Stoffe wie Chlorgas, Lachgas oder Phosgen. Aber auch aus ganz normaler Munition treten ständig Gifte aus, Arsen zum Beispiel, Blei, Schwermetalle. Das gelangt über die Fische direkt in die menschliche Nahrungskette. Aber keiner unternimmt was dagegen. Keiner. Die Sachen bleiben einfach im Meer und rosten langsam vor sich hin. Niemand kümmert sich um die Bergung.«

»Aber ihr tut etwas?«

»Wir zeigen es allen.« Das war wieder Paul-Walter.

»Meine Güte, ja«, sagte Island. »Und das macht ihr mit dem U-Boot. Der Deep-Dive-irgendwas, stimmt’s?«

»Exakt.«

»Und ihr wollt mir jetzt erzählen, dass ihr damit durch die Schleusen gefahren seid?«

»Nein, wir sind nicht hindurchgefahren, wir sind hindurchgetaucht.«

»Und wie geht das? Die Schleusen von Holtenau sind doch Hochsicherheitsbereiche. Da wird alles strengstens überwacht.«

»Über Wasser schon. Aber unter Wasser nicht. Wir hängen uns einfach an die großen Schiffe dran, Frachter, Tanker, Kreuzfahrer. Und bevor die Schleusentore geschlossen werden, sind wir – schwups – schon drin und genauso schnell auch wieder draußen. Das Wasser des Nord-Ostsee-Kanals ist im Sommer so trübe, dass man uns nicht sieht.«

»Toll«, sagte Island laut. »Genial.«

Paul-Walter hob stolz den Kopf. »Wir tauchen heute Nacht nach Kartuschen mit Nervengift, die noch in einem Wrack vor Bülk liegen.«

»Bloody shit!«, gab Henna Franzen von sich, die die ganze Zeit reglos dagelegen hatte. »Bloody fucking shit.«

»Okay«, rief Island. »Ich werde jetzt deine Eltern anrufen, Paul-Walter. Und ihr beide werdet nicht auf uns schießen, wenn wir langsam hier rausgehen, um etwas zu trinken und Insulin aufzutreiben. Ist das klar?«

Sie griff nach ihrem Handy und wählte Dutzens Nummer.

Im selben Moment gab es einen ohrenbetäubenden Knall, und ihnen flogen Schrotkörner um die Ohren. Entschlossen packte sie Henna am Arm und riss sie hoch. Nun erst sah Island, dass von dem Rohr, durch das sie hergekommen war, weitere Nebenrohre abzweigten. Unterirdisch entpuppte sich das Gelände zwischen den Öltanks als ein einziges Labyrinth aus Rohrleitungen.

Island zog Henna Franzen in das erstbeste dunkle Rohr hinein. Franzen zitterte am ganzen Körper. Ihre Lippen waren blau. Island durchwühlte ihre Handtasche und fand die Serviette mit dem letzten Brötchen vom Frühstück. Sie riss kleine Stücke davon ab und schob sie Franzen zwischen die Lippen, denn sie vermutete, dass die Diabetikerin vor allem an Unterzuckerung litt.

»Ich hab so einen verdammten Durst«, brachte Henna Franzen mühsam hervor.

»Versuch, etwas davon runterzuschlucken«, sagte Olga Island. »Ich habe noch einen sauren Fruchtbonbon in meiner Handtasche. Der regt den Speichelfluss etwas an.«

Der Fruchtbonbon, an dem noch Strandsand haftete, war schon etwas in der Auflösung begriffen. Hauptsache, etwas Süßes, dachte Island und stopfte ihn in Franzens Mund.

Im großen Tank hallten weitere Schüsse pfeifend von den Wänden wider. Aber offenbar fiel den Angreifern das Schießen schwerer als das U-Boot-Fahren. Jedenfalls war keine der beiden Polizistinnen verletzt. Während sie nebeneinander im dunklen, engen Rohr hockten, riss Island das Handy aus der Handtasche und wählte noch einmal Dutzens Nummer.

»Was ist los?«, fragte er leicht genervt.

»Ich habe Henna gefunden«, schrie Island ins Telefon. »Wir sind im Öllager. Bitte, lass Theodor oder Stefanie Tüx oder beide sofort herbringen. Es ist dringend. Ihr Sohn Paul-Walter und seine Freunde drehen völlig durch. Sie sind bewaffnet und schießen auf uns. Das Notfallpack für Franzen ist in meinem Wagen, aber der steht vorne am Tor.« Sie kam nicht dazu, mehr zu erzählen, denn da tauchte am Ende des Rohrs schon das Gesicht des Jungen auf. Er grinste, als er die beiden sah, aber mit der Waffe machte er Island unmissverständlich klar, dass sie das Handy sofort fallen lassen sollte.

»Wenn eine von euch versucht zu fliehen oder uns angreift, geht drüben in der Halle die Munition hoch.«

»Hoffentlich wird euch nachher der Hintern versohlt«, murmelte Island und trat mit erhobenen Händen aus dem Rohr heraus.

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island
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