7

Am nächsten Abend, bei dünnen weißen Spargelstangen und einem edlen alten Vouvray-Jahrgang, verkündete Joel, er würde ihnen Falcon Hill zur Hochzeit schenken. In Zukunft wollte er öfter am Pebble Beach wohnen. Deshalb würde er das große Haus nicht mehr brauchen. Beiläufig schlug er vor, Susannah solle das Gästehaus auf dem Grundstück von Falcon Hill in ein komfortables Quartier umwandeln, das er bewohnen würde, wenn er in die Stadt kam.

Sie hatte letzte Nacht kaum geschlafen. Und jetzt fühlte sich ihr Herz so an, als würde es in ihrer Brust schrumpfen. Er wollte sie auch weiterhin unter Kontrolle halten. Erst in diesem Moment erkannte sie, wie sehr sie sich nach der Unabhängigkeit von ihrem Vater gesehnt hatte. Warum war ihr nicht bewusst geworden, was er von ihr erwartete? Nämlich, dass sie ihm in Zukunft genauso zur Verfügung stehen würde wie bisher.

Und dann meldete sich ihr Gewissen. So viel hatte er für sie getan. Er war der Märchenprinz, der sie gerettet hatte. Wie konnte sie nur so undankbar sein? Während der ganzen restlichen Mahlzeit dachte sie über die Schulden der Liebe nach. Wie sollten sie jemals beglichen werden? So sehr sie ihren Vater allerdings auch liebte – sie schuldete ihm nicht ihr Leben.

Cal begleitete sie am späteren Abend in ihre Suite, und sie versuchte ihm ihre Gefühle zu erklären. Lächelnd nahm er sie in die Arme und tätschelte ihren Rücken, als wollte er ein Kind trösten. »Jetzt übertreibst du, Darling. Manchmal kann er ziemlich autoritär sein, das weiß ich. Aber ich werde dafür sorgen, dass er dich nicht ausnutzt. Deine Bedenken dürfen unsere Freude über dieses großartige Hochzeitsgeschenk nicht überschatten. Immerhin ist Falcon Hill Millionen wert.«

»Ist das alles, was dich interessiert?«, fauchte sie. »Wie viel Falcon Hill wert ist?«

Verblüfft über ihren Wutausbruch, ließ er sie los und trat zurück. Dann nahmen seine Augen einen frostigen Glanz an, der zu den silbergrauen Strähnen in seinem Haar passte. »Missverstehst du mich absichtlich? Ich mag es nicht, wenn man mich so anschnauzt.«

Susannah presste ihre Fingerspitzen an die Schläfen. »Tut mir Leid. Wahrscheinlich bin ich einfach nur erschöpft.«

»Auch ich bin müde. Trotzdem fahre ich dich nicht an.«

»Klar, du hast Recht – das war unverzeihlich.«

Aber er weigerte sich, die Entschuldigung zu akzeptieren. Nachdem er ihr einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, stolzierte er aus ihrer Suite, und Susannah spürte die vertrauten Krämpfe in ihrem Magen. Schon wieder wurde sie von einem Mann mit eisigem Schweigen bestraft.

Als sie in die Staaten zurückflog, erkannte sie, dass sich etwas Kaltes, Hartes in ihrem Herzen eingenistet hatte.

 

Wütend über die Konfrontation mit Joel Faulconer, sprang Sam auf sein Motorrad und raste nach San Diego. Dort lebten einige seiner Freunde, aber er meldete sich nicht bei ihnen, weil er keine Gesellschaft brauchte. Stattdessen spielte er »Breakout« in einer Kneipe und schlief am Strand. Mitten in der Nacht erwachte er schweißgebadet. Seine Gedanken kreisten unablässig um Faulconer. Was für ein Dreckskerl... Und so sehr er sich auch bemühte – er konnte nicht vergessen, wie Susannah untätig zugeschaut hatte, während er von ihrem Vater verhöhnt worden war.

Mit jedem Tag wuchs sein Zorn auf Yank. Das alles war Yanks Problem, nicht seines. Sam hatte es satt, einen Typen zu bemuttern, der nicht einmal an drei Häuserblocks vorbeigehen konnte, ohne sich zu verirren. Sollte Yank doch selber mit seiner Erfindung hausieren gehen! Aber der konnte nicht über seine nächste Hackerei hinausschauen, und Sam wusste, dass sein Freund nicht einmal annähernd die Bedeutung seines Computers verstand. Und eines Abends, bei seiner zehnten »Breakout«-Partie, sah er Yanks Hände in seiner Fantasie, diese unglaublich genialen Hände.

Da verflog sein Groll, und er musste Joel Faulconer Recht geben – er hatte nicht mal angefangen, im großen Stil zu denken. Von der Idee besessen, Yanks Erfindung irgendwem zu verkaufen, hatte er seine innere Stimme überhört. Die erklärte ihm klipp und klar, dass er Yanks Genie gar nicht in den Rachen einer großen Firma werfen durfte. Sonst würde er sich nämlich an allem versündigen, woran er glaubte.

Noch in derselben Nacht stieg er auf seine Harley und fuhr nach Norden. Er würde seine eigene Firma gründen. Ganz egal, was es ihn kosten mochte – ganz egal, welche Opfer er bringen musste, er würde es schaffen.

Je näher er an San Francisco herankam, desto öfter dachte er an Susannah. Er erinnerte sich an die langbeinigen San-Diego-Mädchen in den superkurzen Shorts und knappen rückenfreien Tops, die ihre Brustwarzen nachzeichneten. Wohin immer er auch gegangen war, überall hatten sie sich an ihn herangemacht. Aber obwohl die meisten schöner waren als Suzie, hatte er stets festgestellt, wie billig sie aussahen.

Sam hasste Imitationen. Sein Leben lang hatte er sich mit minderwertiger Scheiße begnügen müssen. Erst in dem schäbigen kleinen Haus, wo er aufgewachsen war. Und dann hatte er eine inkompetente staatliche Schule besucht. Dort hielten die Lehrer nichts von einem mürrischen, allerdings begabten Rebellen, der die falschen Fragen stellte. Sein Vater hatte jeden Abend auf den Bildschirm des Fernsehers gestarrt und dem Sohn vorgeworfen, er sei ein Versager. Seit Sam denken konnte, sah er in seinen Tagträumen die schönen Dinge und außergewöhnlichen Menschen, die ihn eines Tages umgeben würden. Und jetzt war der Wunsch, den besten Mikrocomputer zu produzieren, untrennbar mit dem Wunsch verbunden, die zauberhafteste Frau zu erobern. Als er das Valley erreichte, war er felsenfest davon überzeugt – er würde Susannah Faulconer für sich gewinnen. Dazu alles andere, was in seinem Leben noch fehlte.

Am nächsten Tag kündigte er seinen Job und packte die Mutterplatine und den Fernseher ein – halt das ganze Zeug, das er brauchte, um Yanks Apparat vorzuführen. Dann klapperte er die elektrotechnischen Läden im Silicon Valley ab. Niemand war interessiert. Am zweiten Tag kochte er vor Frust.

»Lassen Sie mich das Gerät aufbauen«, bedrängte er einen Ladenbesitzer in Santa Clara. »Schauen Sie sich’s an, es dauert nur ein paar Minuten.«

»Dafür habe ich keine Zeit. Tut mir Leid, vielleicht ein andermal.«

Einen Tag später hatte er endlich Glück. Ein Geschäftsführer erlaubte ihm eine Demonstration und bewunderte sogar Yanks formschönes Design. »Zweifellos eine hübsche Maschine. Aber wer kauft so was? Von einem kleinen Computer halten die Leute nichts. Was sollen sie denn damit anstellen?«

Diese Frage trieb Sam beinahe zum Wahnsinn. Natürlich würde jeder rausfinden, welche Möglichkeiten ein Computer zu bieten hatte. »Hacken Sie doch mal rum, probieren Sie ein Spiel aus.«

»Tut mir Leid, kein Interesse.«

Am vierten Tag schaffte es das Gerät nicht einmal, den Kofferraum von Yanks Duster zu verlassen, weil Sam keinen Ladenbesitzer fand, der einen Blick drauf werfen wollte. »Lassen Sie sich zeigen, wozu man’s benutzen kann«, flehte er, »dafür müssen Sie nur ein paar Minuten opfern.«

»Hören Sie, mein Junge, ich bin beschäftigt. Meine Kunden warten.«

In einem elektrotechnischen Laden in Menlo Park verlor Sam schließlich die Beherrschung. Er schlug so vehement auf den Ladentisch, dass eine Box mit Schaltern hinunterfiel. »Hier habe ich einen Apparat, der die Zukunft der Welt verändern wird! Und Sie erzählen mir, verdammt noch mal, Sie hätten zu wenig Zeit, um sich das Ding anzuschauen!«

Hastig wich der Ladenbesitzer einen Schritt zurück. »Verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe!«

Sam schwang seinen Stiefel und trat ein Loch in die Thekenwand. »Darum schere ich mich einen Scheißdreck! Rufen Sie doch die Cops! Mal sehen, ob Sie schlau genug sind, um die Nummer zu wählen!«

Damit stürmte er hinaus.

 

Zwei Wochen vor dem Hochzeitstermin gaben die FBT-Ehefrauen eine Party für Susannah. Erst gegen Mitternacht kam sie nach Hause. Sie steuerte den Mercedes um den Ostflügel des Hauses herum zur Garage. Im Kofferraum häuften sich Handtücher mit Monogrammen und bräutliche Unterwäsche.

Mit Ausnahme der mädchenhaften dritten Ehefrau eines Managers war Susannah die Jüngste auf der Fete gewesen. Aber die anderen hatten sie wie eine Altersgenossin behandelt. Einige sprachen sogar von den Filmstars, für die sie in ihrer Jugend geschwärmt hatten – Clark Gable, Alan Ladd, Charles Boyer. Und dann war sie seltsam angestarrt worden, weil sie Paul McCartney erwähnt hatte.

Als sie auf den Knopf der Garagenöffnung drückte, der sich an der Sonnenblende des Autos befand, dachte sie sehnsüchtig an die Zeiten, wo ein pausbäckiger Beatle statt eines langhaarigen Harley-Freaks durch ihre Träume gegeistert war. Das Garagentor weigerte sich, nach oben zu schwingen. Da fiel ihr ein, dass es schon am Vortag nicht funktioniert hatte und der Mechanismus ausgeschaltet worden war. Müde strich sie über ihre Schläfen. Ihr Kopf schmerzte. Wenn sie besser schlafen könnte, wäre sie nicht so nervös. Aber statt zu schlafen, schaute sie ewig zur Zimmerdecke hinauf. In Gedanken erlebte sie unentwegt alle Begegnungen mit Sam, entsann sich, was er gesagt, was sie geantwortet hatte. Und besonders deutlich erinnerte sie sich an den Kuss.

Im Fahrersitz zurückgelehnt, schloss sie die Augen und überließ sich jener verbotenen Illusion. Wieder einmal glaubte sie, seinen fordernden jungen Mund auf ihrem zu spüren. Unbewusst öffnete sie die Lippen, als sie sich vorstellte, wie seine Zunge mit ihrer gespielt hatte. Dann schweifte die Fantasie von den Tatsachen zu Ereignissen, die nicht eingetreten waren, und sie malte sich Sams nackte Brust an ihrem entblößten Busen aus. In der Stille des Autos klang ihr Stöhnen viel zu laut.

Um die Lider zu heben und den Türgriff zu umfassen, musste sie ihre ganze Willenskraft aufbieten. So durfte es nicht weitergehen. Sie war geradezu besessen von diesem Mann, und sie musste sich zusammenreißen. Als sie aus dem Mercedes stieg, beschloss sie zu vergessen, was geschehen war.

Ein raschelndes Geräusch zwischen den Bäumen unterbrach ihre Gedanken. Unbehaglich spähte sie über ihre Schulter. Weil die Außenbeleuchtung abgeschaltet war, sah sie nichts. Sie eilte in den Lichtkreis der Autoscheinwerfer und ergriff die Klinke des Garagentors.

»Hat dir die Party Spaß gemacht?«

Entsetzt fuhr sie herum. Beide Daumen in den Jeanstaschen, trat Sam aus den nächtlichen Schatten und schlenderte zu ihr. Bei seinem Anblick spürte sie, wie das Blut schneller durch ihre Adern floss.

Sie presste eine Hand auf ihren Hals und holte tief Atem. »Was machst du hier, Sam? Du hast mich erschreckt.«

»Sehr gut.«

»Wie bist du durch das Tor vor der Zufahrt gekommen?«

»Effektive Geräte sind mein Hobby«, erwiderte er sarkastisch. »Weißt du’s nicht mehr?«

»Bitte, Sam, ich – ich bin müde. Erspar mir eine Auseinandersetzung.«

»Wie war die Party?«, fragte er und runzelte die Stirn. »Jeden Tag lese ich in der Zeitung diverse Reportagen über die Festivitäten, die im Vorfeld deiner Hochzeit stattfinden. Warum zum Teufel willst du das alles nicht abblasen?«

»Abblasen?« Genauso gut hätte er sagen können, zwisehen ihren Schultern würde ein zweiter Kopf wachsen. Verstand er denn nicht, dass es kein Zurück gab, sobald solche Dinge ihren Lauf nahmen? Sie war gefangen. Nein, nicht gefangen. Natürlich wollte sie Cal heiraten, den perfekten künftigen Ehemann.

»Deine Entscheidung ist von Grund auf falsch!«, beschwerte sich Sam. »Wieso versperrst du uns beiden die Tür, bevor wir eine Chance hatten? Großer Gott, was für ein Feigling du bist! Beinahe tust du mir Leid.«

»Uns beide gibt es nicht«, stieß sie hervor. »Du hast mich um einen Termin bei meinem Vater gebeten. Den habe ich dir verschafft, und das war’s.«

»Lügnerin!« Sam steckte seinen Kopf durch den offenen Wagenschlag und schaltete den Motor aus. Bevor er sich wieder zu Susannah wandte, blieb seine Hand sekundenlang auf der Lederpolsterung liegen.

Beklommen dachte sie an ihren Vater. Sein Schlafzimmer lag zwar im anderen Flügel des Hauses. Aber wenn er dieses Gespräch trotzdem hörte?

»Ich werde meine eigene Firma gründen, Suzie. Und du sollst einsteigen.«

»Was?«

»Jeden Moment werde ich die erste Bestellung an Land ziehen. Es geht los. Jetzt fängt’s an.«

»Das freut mich für dich, aber ...«

»Hör auf, dich zu fürchten!« Eindringlich starrte er in ihre Augen. »Vergiss die Hochzeit! Du musst mir helfen, meinen Traum zu verwirklichen. Gemeinsam werden wir’s schaffen – und die Welt verändern.«

»Wovon redest du? Ich will nicht von hier weggehen. Begreif das doch! Wir passen nicht zusammen, wir verstehen einander nicht.« Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie log. Sam konnte ihre Gedanken lesen und in ihre Seele schauen wie kein anderer.

»Findest du, ich wäre nicht gut genug für dich? Ist es das

»Nein! So versnobt bin ich nicht, es ist nur ...«

»Wenn ich eine Firma gründen will, brauche ich dich und deine Hilfe.«

Seine bezwingenden dunklen Augen schienen sie zu durchbohren, und sie wollte ihre Finger in sein Haar schlingen, seine warme Zunge auf ihrer spüren. Verzweifelt versuchte sie, ihm zu erklären, warum sie seinen Wunsch unmöglich erfüllen konnte. »Ich werde bald heiraten. Und ich habe keine Ahnung, wie man eine Firma gründet. Wie soll ich dir helfen?«

Das wusste er selber nicht so genau. Ungeduldig suchte er nach Worten. »In deiner Nähe fühle ich mich gut. Du erinnerst mich an alles, was mir gefällt – Qualität, Eleganz, ein klassisches Design.«

»Mehr bin ich nicht für dich? Nur ein Design?«

»Nicht nur das. Irgendwas verbindet uns beide – etwas, das stark und gut ist. Sieh zu, dass du den Schwachkopf loswirst, den du heiraten sollst. Würdest du ihn wirklich lieben, wärst du nicht wie eine Rakete auf meinen Kuss abgefahren. Und da draußen wartet eine wundervolle, abenteuerliche Welt. Möchtest du nicht ein bisschen was davon haben?«

»Du weißt doch gar nichts über mein Leben.«

»Doch, ich weiß was – du willst viel mehr, als du bekommst.«

»Oh, ich kriege eine ganze Menge.« Plötzlich empfand sie das Bedürfnis, ihn zu verletzen. »Zum Beispiel besitze ich den Mercedes, den du dauernd anfasst. Und Falcon Hill. Dieses Haus wird uns mein Vater zur Hochzeit schenken.«

»Wird es dich in den Nächten so lieben, dass du glücklich einschläfst?«

Bestürzt hob sie die Brauen.

»Nun, Suzie?«, fragte er mit heiserer Stimme. Als er näher kam, trat sie unwillkürlich einen Schritt zurück und stieß gegen das Garagentor. »Wie sehr du dich danach sehnst, wissen wir beide, nicht wahr? Wird das Haus jede Nacht mit dir verschmelzen, bis du stöhnst?« Er schob eine Hand unter ihre Jacke. Durch den dünnen Stoff ihres Strickkleids streichelte er ihre Taille. »Wird dir das Haus einen lustvollen Schrei entlocken? Hast du jemals in den Armen eines Mannes geschrien oder nach Luft gerungen?«

»Sei still, bitte ...«

»Wenn ich dich liebe, würdest du schreien.« Sam drückte seine Hüften an ihre und presste sie gegen das Garagentor. Zwischen seinen Haaren sah sie den silbernen Ohrring funkeln, und sie spürte seine Erregung. Wie ein wildes Feuer durchströmten sie jene schwülen erotischen Gefühle, die sie offenbar nicht mehr kontrollieren konnte.

»Nicht«, wisperte sie. »O nein ...«

Ohne ihren Protest zu beachten, neigte er sich vor, und seine Lippen streiften ihren Hals. Atemlos drehte sie den Kopf zur Seite. Sams Hand glitt von ihrer Taille nach oben und umschloss eine ihrer Brüste. Als er die Knospe berührte, lachte er leise. »Würde dich Falcon Hill zu einem ekstatischen Höhepunkt bringen?«

Das war zu viel. Mit einem halb erstickten Klagelaut, der aus den Tiefen ihrer Seele kam, riss sie sich los. »Tu mir das nicht an! Lass mich in Ruhe!« Und dann floh sie ins Haus.

 

Wie in Trance durchlebte sie die nächsten Tage. Ihr Vater und Cal glaubten, ihr Zustand würde mit den flatternden Nerven einer Braut zusammenhängen, und behandelten sie ungewöhnlich rücksichtsvoll.

Eines Morgens brach Joel zu einer Geschäftsreise auf. Die Nacht würde er woanders verbringen. Lächelnd umarmte er Susannah. »Sicher weißt du, was mir deine Hilfe in all den Jahren bedeutet hat. Wenn ich’s auch viel zu selten sage – ich liebe dich sehr, meine Süße.«

Der zärtliche Klang seiner Stimme trieb ihr Tränen in die Augen. Von Schuldgefühlen überwältigt, dachte sie an ihre heimlichen Treffen mit Sam und bereute zutiefst, dass sie ihren Vater hintergangen hatte. In Zukunft werde ich die beste Tochter der Welt sein, nahm sie sich vor.

Doch es war leichter, ein solches Gelübde zu leisten, als sich daran zu halten. Eine Woche vor dem Hochzeitstermin lag sie im Dunkeln und beobachtete, wie die Leuchtziffern ihrer Digitaluhr auf achtzehn Minuten nach zwei sprangen. Erfolglos versuchte sie einzuschlafen, und sie brachte seit Tagen kaum einen Bissen hinunter. Auf ihrer Brust schien ein bleischweres Gewicht zu lasten.

Plötzlich läutete das Telefon auf dem Nachttisch. Sie ergriff den Hörer und drückte ihn für einen kurzen Moment an sich, bevor sie ihn ans Ohr hob. »Hi«, flüsterte sie, dankbar für einen Leidensgenossen in dieser ruhelosen Nacht. »Kannst du auch nicht schlafen?«

Aber es war nicht Cal, sondern Conti Dove, der Liebhaber ihrer Schwester. Aufgeregt rief er an, um ihr mitzuteilen, Paige sei vor ein paar Stunden in einem Lebensmittelladen verhaftet worden, der die ganze Nacht geöffnet war, und er habe nicht genug Geld, um die Kaution für ihre Freilassung zu bezahlen. Sekundenlang kniff Susannah die Augen zusammen und versuchte, sich auszumalen, was das Mädchen jetzt schon wieder angestellt hatte. Rasch stieg sie aus dem Bett. Sie zog sich die nächstbesten Sachen an, die sie fand, und leise und vorsichtig, um ihren Vater nicht zu wecken, verließ sie das Haus.

 

Wie sie von Conti erfahren hatte, wurde Paige auf einem Polizeirevier am Rand der West Addition festgehalten, eines Stadtteils mit hoher Kriminalität. Ihr Freund wartete vor dem Eingang. Obwohl Susannah ihm erst ein einziges Mal begegnet war, fiel es ihr nicht schwer, ihn wiederzuerkennen. Jeans, die zwischen den Beinen bis zu den Knien hinabhingen, Schlafzimmeraugen, die Lider auf Halbmast, drahtiges dunkles Haar. So sah ein Kandidat für die Mensa academica sicher nicht aus. Aber auf seine rustikale Art wirkte er sexy.

Conti nahm die Hände aus den Taschen seiner Forty-Niner’s -Windjacke und kam ihr entgegen. »Also, eh – tut mir Leid – dass ich Sie stören muss. Wahrscheinlich wird Paige mich umbringen, wenn sie’s rausfindet. Okay, das riskiere ich. Oder soll ich sie einfach im Knast sitzen lassen?«

»Natürlich nicht.« Susannah folgte ihm in die Polizeistation, wo sie die Kaution für Paige hinterlegte und die Formalitäten so souverän erledigte, als würde dergleichen zu ihrem Alltag gehören. Höflich sprach sie mit den Beamten und tat ihr Bestes, um zu verhindern, dass die Presse über die Verhaftung berichtete.

Mit Conti plauderte sie genauso freundlich, obwohl sie vor Zorn und Erschöpfung am liebsten geweint hätte. Ausgerechnet wegen Ladendiebstahls saß Paige hinter Gittern. Ihre schöne Schwester, die Tochter eines der reichsten Männer von Kalifornien, war ertappt worden, als sie zwei Dosen Katzenfutter in ihrer Handtasche verstaut hatte.

»Warum, Conti?«, fragte Susannah. Sie saßen auf einer zerkratzten Holzbank an der Wand eines klaustrophobisch schmalen Korridors. »Wieso hat Paige so etwas getan?«

»Keine Ahnung.«

Normalerweise hätte sie es dabei bewenden lassen. Aber in den letzten zwei Monaten war etwas geschehen, und das verbot ihr, die alte Gewohnheit beizubehalten und unangenehme Dinge taktvoll unter den Teppich zu kehren. »Wenn sie Geld braucht – das würde ich ihr geben.«

Conti zuckte verlegen die Achseln. »Von Ihnen will sie kein Geld annehmen«, erwiderte er, rutschte unruhig auf der Bank herum und schlug die Beine übereinander. »Wirklich, ich weiß es nicht. Wir dachten, wir würden diesen Vertrag mit Azday Records bekommen, und Paige war ganz aufgeregt. Dann machte dieser Mo Geller einen Rückzieher. Vor zwei Wochen. Er hat sich eine andere Band angehört, und der Sound gefällt ihm besser. Deshalb war Paige ziemlich sauer.«

Während Susannah weitere Fragen stellte, war Conti nicht besonders mitteilsam. Schließlich versanken sie in Schweigen. Fünfzehn Minuten verstrichen, und Conti wanderte zu einem Trinkwasserbrunnen. Nach einer halben Stunde musste Susannah auf die Toilette. Aber sie wagte nicht, den Flur zu verlassen.

Conti schnorrte bei einem Teenager, der eine lang studierte ausdruckslose Miene zur Schau trug, eine Zigarette. »Eigentlich dürfte ich nicht rauchen«, bemerkte er. »Wegen meiner Stimme.«

»Das verstehe ich.«

»Paige ist in eine Zelle gesperrt worden.«

»Ja, ich weiß.«

»Meinen Sie, da sind noch andere Leute – irgendwelche Jungs, die ihr Schwierigkeiten machen?«

»Wohl kaum. Frauen und Männer werden getrennt festgehalten.« Wieso war sie da so sicher? Nie zuvor hatte sie ein Polizeirevier betreten.

»Sie hat Katzenfutter gestohlen. Weil sie zwei Dosen Katzenfutter geklaut hat, sitzt sie im Gefängnis.«

»Das haben die Beamten gesagt.«

Conti ließ die Zigarette fallen und trat sie mit der Spitze eines ledernen Turnschuhs auf dem Linoleum aus. Als er den Kopf hob, erinnerte er Susannah an ein verwirrtes, unglückliches Kind. »Was ich nicht begreife – wir haben gar keine Katze.«

In diesem Moment öffnete sich eine Tür, und Paige kam den Flur entlang. Ihre Jeans waren an den Knien zerrissen. Wild zerzaust hing ihr das schöne lange Haar ins Gesicht. Sie sah müde, blutjung und verängstigt aus. Conti sprang auf und eilte ihr entgegen. Bevor er sie erreichte, entdeckte sie Susannah, und ihre Schultern versteiften sich. Herausfordernd reckte sie das Kinn hoch. »Was macht sie hier?«

»Tut mir Leid, Schätzchen, ich – ich hatte kein Geld für die Kaution«, gestand Conti.

»Hättest du sie bloß nicht angerufen! Ich sagte doch – du sollst sie nie anrufen.«

Als Susannah aufstand, dachte sie an die Schokoladenkirschen, die sie früher in Paiges Zimmer geschmuggelt hatte, um ihrer kleinen Schwester den Stubenarrest zu versüßen.

»Ich brauche dich nicht!«, rief Paige kampflustig. »Verschwinde!«

Bedrückt musterte Susannah die feindselige Miene des Mädchens. Warum hasste Paige sie so sehr? Was wollten sie denn alle von ihr? Dauernd bemühte sie sich, die Menschen in ihrer Umgebung zufrieden zu stellen. Aber was sie auch tat – anscheinend genügte es nicht. Sie schob eine Hand in die Tasche ihres Trenchcoats. Schmerzhaft grub sie ihre Fingernägel in die Handfläche, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Komm mit mir nach Hause, Paige«, schlug sie in möglichst ruhigem Ton vor. »Lass dich ins Bett bringen. Und morgen reden wir miteinander.«

»Nein, ich will nicht reden – ich will flachgelegt werden. Gehen wir, Conti.«

»Klar, Schätzchen.« Er schlang einen Arm um ihre Schultern, um sie vor ihrer Schwester zu beschützen. Den Oberkörper an seine Brust gepresst, ging sie mit ungeschickten Schritten neben ihm her.

Seufzend folgte Susannah den beiden. Sie wollte ihrer Schwester erklären, sie müssten miteinander reden. Was diese Nacht geschehen war, durften sie nicht einfach vergessen. Natürlich würde sie ihre Worte sehr sorgfältig wählen.

Doch dann sagte sie etwas ganz anderes. »Paige, ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst. Am Samstag werde ich heiraten. Und ich wäre sehr glücklich, wenn du zur Hochzeit kommen würdest.« Zunächst glaubte sie, Paige hätte nichts gehört. Doch dann nickte ihre Schwester fast unmerklich  – kurz bevor Conti sie zur Tür hinausführte.

 

Der elektrotechnische Laden lag in Cupertino, in der Nähe des Stevens Creek Boulevard. Eigentlich hatte Sam angenommen, er würde alle einschlägigen Geschäfte kennen. Aber Z.B. Electronics war neu. Er parkte am Straßenrand und sah drei halbwüchsige Jungs zur Tür gehen, die er sofort als »Kabelköpfe« einstufte. Diesen Namen gaben die Highschool-Kids den Fanatikern, die ihre ganze Zeit im elektrotechnischen Labor der Schule verbrachten. Während der Schulzeit hatte Sam teils mit den »Kabelköpfen«, teils mit den »Freaks« rumgehangen, den Kids der Untergrundkultur. Weil er sich nicht für eine Gruppe entschieden hatte, waren sie alle ziemlich verwirrt gewesen.

Impulsiv sprang er aus dem Duster und öffnete den Kofferraum. »He, helft mir, das Zeug reinzutragen!«, rief er den Jungs zu.

»Was haben Sie da?« Ein pummeliger Typ ließ die anderen stehen und kam zu ihm.

»Einen Mikrocomputer«, antwortete Sam beiläufig, als würden sämtliche Valley-Bewohner mit einem Mikrocomputer im Kofferraum durch die Gegend fahren.

»Keine Scheiße? He, Jungs, der hat einen Mikro!« Der Teenager strahlte über das ganze runde Gesicht. »Haben Sie den selber gebaut?«

Sam gab ihm eine der Boxen, die Ausrüstungsteile enthielten, hob den schweren Fernseher aus dem Kofferraum, und ein anderer Junge schloss den Deckel. »Dabei habe ich einem Freund geholfen, der ist einsame Spitze.«

Auf dem Weg zum Laden bestürmten ihn die Jungs mit Fragen.

»Was für einen Mikroprozessor haben Sie benutzt?«

»Einen A 7319 von Cortron.«

»Der ist beschissen«, protestierte einer der Jungs. »Warum nehmen Sie keinen Intel 8008, so wie er beim Altair verwendet wird?«

»Weil der veraltet ist. Der 7319 hat mehr Power.«

»Was halten Sie vom IMSAI 8080?«, wollte der Dicke mit den langen Haaren wissen. Damit meinte er einen neuen Mikrocomputer, der dem Altair Konkurrenz machte.

»Nach meiner Ansicht ist der IMSAI vom Altair abgekupfert«, entgegnete Sam spöttisch. »Das gleiche alte Zeug. Habt ihr schon mal einen auseinander genommen? Einen Dreck wert. Wie ein Eimer voller Lärm.«

Ein Junge rannte voraus, um Sam die Tür aufzuhalten. »Aber wenn Sie einen anderen Mikroprozessor verwenden, ist der Computer nicht mit der Altair-Ausrüstung kompatibel.«

»Wen interessiert das schon? Wir haben was Besseres.«

Als sie das Z.B.-Electronics-Geschäft betraten, blickte ein fettleibiger Mann mit gelbem Haar und wässrigen Augen hinter dem Ladentisch auf. Wie angewurzelt blieb Sam stehen. Er spähte an dem Mann vorbei, und sein Herz hämmerte wie rasend gegen die Rippen. Plötzlich erschien ihm der Fernseher in seinen Armen so leicht wie eine Schachtel voller Mikrochips. Kein Wunder, dass die Kids so scharf auf diesen Laden waren. Hinter dem Kopf des Mannes, in zwei großen Fächern, stand ein Dutzend Altair-Mikrocomputer.

Endlich sah Sam Gamble einen gleißenden Silberstreif am Horizont.

 

»Was für ein traumhaftes Wetter«, meinte Joel am Morgen vor der Hochzeit. Susannah zwang sich, in eine trockene Toastscheibe zu beißen, starrte in den strahlenden Junisonnenschein hinaus und beobachtete, wie die Gärtner die letzte weiße Girlande zwischen zwei Bäumen befestigten.

»Kann ich noch ein bisschen Kaffee haben, Liebes?« Ihr Vater blickte von seiner Zeitung auf, ein Mann, der seine Welt vollkommen unter Kontrolle hatte.

Während sie ihm Kaffee einschenkte, fühlte sie sich wach und müde, wie eine alte Dame, die das Drama des Lebens bereits hinter sich hatte.

Kurz vor zwölf Uhr traf die Frau ein, die das Hochzeitsfest koordinieren sollte, und in den nächsten Stunden überprüfte sie gemeinsam mit Susannah die Arrangements, die sie bereits dreimal gecheckt hatten. Danach überließ sich die Braut den fachkundigen Händen des Friseurs, der um zwei erschienen war. Aber sie fand die Frisur viel zu affektiert. Nachdem er sich verabschiedet hatte, bürstete sie ihr Haar und steckte es zu einem schlichten Nackenknoten zusammen. Während sie das Perlenhalsband anlegte, ein Erbstück der Familie Bennett, beobachtete sie durch das Fenster die Ankunft der Gäste. Als es schließlich an der Zeit war, ging sie nach unten.

»Mein kleines Mädchen«, flüsterte Joel ihr zu, »mein liebes kleines Mädchen.«

Wenig später erklangen die Trompeten und kündigten den Beginn der Zeremonie an.

Lächelnd blickte Cal der Braut entgegen. Der Priester begann zu sprechen, und sie zupfte verstohlen an den Perlen. Warum konnte sie nicht atmen? Warum saß das Halsband so eng?

Die Trauung nahm ihren Lauf, und das Geräusch des Rasenmähers, das Susannah schon seit einer ganzen Weile irritierte, dröhnte immer lauter. Die Gäste schauten sich um, und Cal zog die Brauen zusammen. Als der Priester sich zu ihr wandte, erkannte sie, was den Lärm verursachte.

Und in der nächsten Sekunde übertönte die Harley, die durch den Garten röhrte, die salbungsvollen Worte des Geistlichen.

»Suzie!«

Erschrocken fuhr sie herum und sah sein schwarzes Haar im Wind flattern wie eine Piratenflagge. So wundervoll sah er aus – und so gefährlich -, ein dunkler Engel, ein gottloser Messias.

»Was ist los?«, rief er. »Hast du vergessen, mir eine Einladung zu schicken?«

Während er auf seiner Harley saß und sie herausforderte, ertönte ein Echo aus der Vergangenheit in ihren Ohren – der Singsang des Mannes mit den bunten Luftballons.

»Komm, Suzie, steig auf meine Maschine!«

Susannah wandte sich von Cal ab und presste beide Hände auf ihre Ohren. »Verschwinde! Ich höre dir nicht zu!«

Aber Sam war ein Mann mit einer Vision. Ein Kind aus der Mittelklasse, immun gegen die Anstandsregeln der Oberschicht, ignorierte er Susannahs Befehl. Taumelnd entfernte sie sich vom Altar, versuchte, vor all den Leuten zu fliehen.

»Komm mit mir, Baby, lass das alles hinter dir zurück.«

Nein, sie würde es nicht tun. Niemals würde sie zum Ende der Zufahrt laufen, niemals das schmiedeeiserne Tor aufsperren. Sie war ein braves Mädchen. Immer ein braves Mädchen. Nie wieder würde sie zu einem Mann laufen, der eine Clownsmaske trug.

Kosteulose Luftballons ... Komm mit mir ...

Ihr Vater kämpfte mit dem weißen Seil am Rand der Sitzreihen und eilte zu ihr, um sie zu schützen und zurückzuhalten. Damit sie auf Falcon Hill blieb. Bei Cal. Sie sah Paiges schreckensbleiches Gesicht, die gerunzelte Stirn des Bräutigams. Weil sie keine Luft bekam, zerrte sie an den Perlen. Aber das Halsband engte ihre Kehle nicht mehr ein. Über die Zehenspitzen der Brautschuhe hüpften die schimmernden Perlen davon.

»Spring auf meinen Feuerstuhl, und wir fahren davon!«

»Nein ... Nein ...«

Sie spürte den Sog seiner Energie, das Licht seiner Vision, die lockende Herausforderung. Und da brach die Sehnsucht nach der Freiheit aus ihr hervor wie eine Rakete, die in allen Regenbogenfarben strahlte. Ringsum hörte sie das warnende Raunen der schockierten, rechtschaffenen Engel – doch sie folgte dem Lockruf des Teufels im schwarzen Leder.

Weniger ist nicht mehr. Nie wieder. Von jetzt an ist nur mehr wirklich mehr.

Und da rannte sie zu ihm, flog über den jungfräulich weißen Teppich, der sich unter ihren Sohlen wellte. Als einer ihrer Schuhe vom Fuß glitt, streifte sie auch den anderen ab. Ein Windstoß riss ihr die kleine Romeo-und-Julia-Kappe vom Kopf, löste die Nadeln aus dem Nackenknoten. Wie eine dunkelrote Wolke wehte ihr Haar hinter ihr her.

Paiges Stimme übertönte die anderen. Entsetzt über das unverzeihliche Verhalten ihrer Schwester schrie Paige – die plötzlich sittsame Paige: »O Gott, Susannah!«

Auch Joel rief nach ihr und stürmte über den weißen Teppich hinter ihr her.

Und Sam Gamble lachte sie alle aus. Der Wind blies ihm eine schwarze Haarsträhne in den Mund, die sich an seine Unterlippe klebte. Dann ließ er den Motor seiner Harley aufheulen und streckte eine Hand aus. Komm, Baby, komm, komm, komm.

Susannah zerrte den Spitzenrock ihres Brautkleids zu den Schenkeln hinauf, enthüllte lange schlanke Beine und ein blaues Strumpfband. Mit der anderen Hand griff sie nach Sam, nach ihrem Schicksal, und sie spürte den festen Griff, der sie in die Zukunft zog.

Sobald sie rittlings hinter ihm saß, schlang sie ihre Arme um seine Taille, presste die Brüste an seine Lederjacke. Zwischen ihren Schenkeln erwachte die Harley zu donnerndem Leben, die Vibrationen strömten durch ihren ganzen Körper und erfüllten sie mit neuer Kraft.

In diesem Augenblick war es ihr egal, ob sie eines Tages von sämtlichen Luftballons der Welt umzingelt sein und sie platzen würden. Sie kannte nur einen einzigen Gedanken: Endlich war sie von allen Fesseln befreit.