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Drei Gestalten kamen den Gang entlang: Die Schimpansin Zira und zwei andere Affen, von denen einer offensichtlich ein hohes Amt bekleidete. Es war ein Orang-Utan, der erste, den ich auf dem Planeten Soror erblickte. Er war nicht so groß wie die Gorillas und vom Alter gebeugt. Seine Arme waren unverhältnismäßig lang, als bewegte er sich oft mit Hilfe der Hände fort, was die anderen Affen nur selten tun. Er wirkte noch absonderlicher dadurch, dass er sich auf zwei Spazierstöcke stützte. Der Kopf mit dem langen fahlroten Haar steckte tief zwischen den Schultern, auf seinem Gesicht lag der starre Ausdruck schulmeisterlicher Gelehrsamkeit. Er wirkte auf mich wie ein alter Hohepriester, ehrwürdig und feierlich. Auch in seiner Kleidung unterschied er sich von den anderen: Er trug einen langen schwarzen Gehrock, dessen Aufschlag ein roter Stern schmückte, und eine schwarzweiß gestreifte Hose – das Ganze ziemlich verstaubt.

Eine kleinwüchsige Schimpansin folgte ihm mit einer schweren Aktentasche. Ihrer Haltung nach hätte sie seine Sekretärin sein können. Ich glaube, es ist nicht weiter verwunderlich, dass ich jede Haltung und jeden auffallenden Zug der Affen beschreibe. Jedes denkende Wesen wäre wohl zu der gleichen Schlussfolgerung wie ich gelangt beim Anblick dieses Paares, das sich wie ein verdienstvoller Wissenschaftler mit seiner ihm ergebenen Sekretärin gebärdete. Bei dieser Gelegenheit gewann ich wieder einmal den Eindruck, dass unter den Affen eine bestimmte Rangordnung zu herrschen schien. Zira bekundete dem alten Herrn unverhohlenen Respekt. Und die beiden Gorillas gingen ihm, sobald sie ihn erblickt hatten, entgegen und begrüßten ihn untertänig. Der Orang-Utan machte eine herablassende Geste.

Die Gruppe bewegte sich direkt auf meinen Käfig zu. Natürlich – war ich nicht der interessanteste Fall weit und breit? Ich empfing den Prominenten mit meinem gewinnendsten Lächeln und einer kurzen, in hochtrabendem Ton vorgebrachten Rede.

»Teurer Orang-Utan«, sagte ich, »wie glücklich bin ich, endlich die Gegenwart eines Wesens zu genießen, das Weisheit und Intelligenz ausstrahlt. Ich bin sicher, dass wir uns verständigen werden, du und ich.«

Der Greis war beim Klang meiner Stimme zusammengezuckt. Er kratzte sich lange das Ohr, und sein argwöhnischer Blick suchte den Käfig ab, so als witterte er einen Betrug. Dann ergriff Zira das Wort und las aus ihrem Heft die über mich gemachten Notizen vor. Sie sprach auf ihn ein, doch ich merkte, dass sich der Orang-Utan nicht überzeugen lassen wollte. Großspurig äußerte er zwei, drei Sätze, zuckte mehrmals mit den Achseln, schüttelte den Kopf, legte dann die Hände auf den Rücken und begann vor meinem Käfig auf und ab zu spazieren, wobei er mir nicht gerade wohl wollende Seitenblicke zuwarf. Die anderen Affen warteten ehrfürchtig schweigend auf sein Urteil.

Diese Ehrfurcht schien allerdings nur geheuchelt zu sein, denn ich überraschte einen Gorilla dabei, wie er dem anderen heimlich ein Zeichen machte, über dessen Bedeutung man sich nicht täuschen konnte: Sie machten sich über den Alten lustig. Das, zusammen mit dem Ärger, den ich über seine Haltung mir gegenüber empfand, verleitete mich dazu, ihm eine kleine Szene vorzuspielen, um ihn von meinen Fähigkeiten zu überzeugen. Ich begann, den Käfig der Länge und der Breite nach zu durchschreiten, wobei ich seine Haltung nachahmte, gebeugt, die Hände auf den Rücken gelegt, die Augenbrauen wie nachdenklich zusammengezogen.

Die Gorillas erstickten beinahe vor Lachen, und sogar Zira gelang es nicht, ernst zu bleiben. Und die Sekretärin sah sich gar gezwungen, ihre Schnauze in die Aktentasche zu versenken, um ihre Erheiterung zu verbergen. Ich freute mich über meinen Einfall, bis zu dem Augenblick, da ich merkte, dass er mir gefährlich werden könnte. Denn als der Orang-Utan sah, wie ich mich aufführte, wurde er zornig und äußerte mit barscher Stimme einige strenge Worte, worauf sofort wieder Ruhe eintrat. Dann blieb er vor mir stehen und fing an, der Sekretärin seine Beobachtungen zu diktieren.

Er diktierte eine ganze Menge, wobei er die Sätze mit gravitätischen Gesten unterstrich. Ich hatte bald genug von seiner Borniertheit und beschloss, ihm eine weitere Probe meiner Talente zu liefern. Also streckte ich die Arme nach ihm aus und sagte, mich von meiner besten Seite zeigend: »Mi Zaius.« Es war mir nämlich aufgefallen, dass sich seine Untergebenen immer mit diesen Worten an ihn wandten. Daraus folgerte ich, dass der Alte Zaius hieß und ›Mi‹ einen Ehrentitel darstellte.

Die Affen wurden starr vor Staunen. Jetzt hatten sie nicht die geringste Lust mehr zu lachen, insbesondere Zira, die außerordentlich verstört dreinschaute, erst recht, als ich, mit dem Finger auf sie zeigend, hinzufügte: »Zira.« Diesen Namen, der nur ihrer sein konnte, hatte ich mir ebenfalls gemerkt. Was Zaius betrifft, so wurde er von heftiger Nervosität befallen und ging wieder im Gang auf und ab, wobei er ungläubig den Kopf schüttelte.

Als er sich endlich beruhigt hatte, gab er den Befehl, mich in seiner Anwesenheit jenen Tests zu unterziehen, die man bereits an mir vorgenommen hatte. Ich bestand sie mühelos. Ich geiferte beim ersten Triller der Pfeife. Ich sprang beim Klang der Glocke sofort zurück. Das letztere Experiment ließ er zehnmal wiederholen. Dabei diktierte er der Sekretärin endlose Kommentare. Schließlich kam mir ein Einfall. In dem Moment, als der Gorilla die Glocke schwang, löste ich die Klammer, die den elektrischen Kontakt mit dem Gitter herstellte, und warf das Kabel hinaus. Dann blieb ich, die Stäbe umklammernd, ruhig stehen. Der andere Gorilla, der von all dem nichts bemerkt hatte, mühte sich inzwischen an der Kurbel des wirkungslos gewordenen Apparats ab.

Ich war sehr stolz auf mein Verhalten, das jedem mit Verstand begabten Wesen unwiderlegbar meine Intelligenz beweisen musste. Zira jedenfalls zeigte große Verwirrung. Sie betrachtete mich eigentümlich gespannt, und ihre weiße Schnauze färbte sich rosa, was bei Schimpansen ein Anzeichen von Erregung ist, wie ich später erfuhr. Doch der Orang-Utan ließ sich von nichts beeindrucken. Dieser Teufel von einem Affen hatte nichts anderes zu tun, als abermals mit den Achseln zu zucken und energisch den Kopf zu schütteln, während Zira zu ihm sprach. Er war eben ein Gelehrter, bei dem alles seine Ordnung haben musste – er war nicht gewillt, sich etwas vormachen zu lassen. Also wies er die Gorillas an, mich einem weiteren Test zu unterziehen, der sich allerdings nur aus den beiden vorausgegangenen zusammensetzte.

Auch dieser Test war mir bekannt, denn ich hatte in Laboratorien zugesehen, wie er bei Hunden durchgeführt wurde. Er zielte darauf ab, das Versuchsobjekt durch die Kombination zweier Reflexe zu verwirren. Einer der Gorillas betätigte die Pfeife, deren Klang eine Belohnung in Aussicht stellte, während der andere die Glocke läutete, was eine Bestrafung ankündigte. Ich erinnerte mich an die Ausführungen eines bedeutenden Biologen anlässlich eines ähnlichen Versuchs. Es sei möglich, hatte er gesagt, bei einem derart verwirrten Tier emotionale Störungen hervorzurufen, die sich durchaus mit der Neurose beim Menschen vergleichen ließen und sogar zum Wahnsinn führten, wenn diese Manöver oft genug wiederholt wurden.

Ich hütete mich, in die Falle zu gehen. Zunächst horchte ich ostentativ auf den Pfeifton, dann auf die Glocke, setzte mich nieder und nahm, das Kinn auf die Hand gestützt, die traditionelle Denkerpose ein. Zira konnte es sich nicht verkneifen, in die Hände zu klatschen, während Zaius ein Taschentuch herauszog und sich die Stirn trocknete. Er schwitzte, doch nichts konnte seine hartnäckige Skepsis erschüttern. Ich merkte es an seiner Miene nach der heftigen Diskussion, die zwischen ihm und der Schimpansin entbrannte. Er diktierte seiner Sekretärin noch etwas, gab Zira detaillierte Instruktionen, die sie wenig zu freuen schienen, und schließlich, ehe er hinausging, warf er mir noch einen letzten finsteren Blick zu.

Zira sprach zu den Gorillas, und ich begriff gleich, dass sie sie anwies, mich in Frieden zu lassen, zumindest für den Rest des Tages, denn sie entfernten sich mit ihren Geräten. Als sie allein war, kehrte Zira zu meinem Käfig zurück und musterte mich abermals, schweigend, sehr lange. Dann reichte sie mir, aus eigenem Antrieb, mit einer freundschaftlichen Geste die Hand. Ich ergriff sie bewegt und sprach sanft ihren Namen aus. Die Röte, die ihre Schnauze färbte, verriet mir, dass sie tief gerührt war.