Kapitel I

Biep.

Biep, biep.

Biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack.

Biep.

Biep, biep …

Ich … ich sehe nichts! …Wieso sehe ich nichts? Meine Augen … sind doch … offen, oder etwa nicht? Ich … könnte … mir ist schlecht. Kann mir jemand sagen, was passiert ist?

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Ein Krankenhaus!? Ich denke, es ist ein Krankenhaus. Was mache ich hier? Gott, nein, was … Ruhig, nur ruhig! Panik bringt nichts! Die Geräusche und die Gerüche stimmen. Das Piepsen ist wohl ein EKG, das Klicken könnte ein Beatmungsgerät sein … Intensivstation?

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Was muss mir zugestoßen sein, dass ich auf der Intensivstation liege? … Ich bin gefallen. Genau, ich bin gefallen! Vom Balkon in meiner … Gott, nein! Sie war es! Diese Frau, die sich als Sias Cousine ausgegeben hat. Sie hat mich über das Geländer geworfen, nachdem sie … Harter Aufschlag, ich habe mir auf die Zunge gebissen. Ich fühle, dass sie geschwollen ist. Oder … ist das der Beatmungsschlauch? Aber ich habe keine Schmerzen. Sie … haben mich ruhiggestellt. Weil ich so schwer verletzt bin? Das ist … ich kann nicht mal rufen!

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Wo ist Elena? Scheiße, ich sehe nichts und kann mich … nicht … bewegen! Bin ich gelähmt? Mir ist nach Schreien, nach lautem …

Trapp, trapp, tock, tock, klick. Trapp, trapp … »Guten Morgen, Frau Karkow. Sie haben hoffentlich gut geschlafen?« Trapp, trapp. Pschhhhhhh …

Diese Stimme … nein, ich kenne sie nicht. Es ist eine Frau, eine Krankenschwester. Ist das ein Waschlappen? Sie wäscht mich mit einem kalten Waschlappen? Sag mir sofort, was passiert ist! Los, sag mir sofort …!

»Geschwitzt haben Sie nicht viel. Ich glaube, ich sage dem Arzt lieber, dass er die Infusionen erhöhen soll.« Trapp, trapp, trapp …

Die Schritte … sie geht ums Bett herum und … Hallo? Hörst du mich? He, Krankenpflegerin! Schwester! Meine Lippen sollen sich bewegen, bitte, ihr guten Mächte! Macht, dass sich meine Lippen bewegen, damit sie … Was ist los hier?

»Na, na, Frau Karkow. Sie haben ja immer noch erhöhte Temperatur. Das ist nicht gut. Ich schicke nochmals Blut ins Labor.«

Kein Nadelstich. Ich merke nichts davon … Bin ich durch den Sturz vollkommen gelähmt worden? Die Panik wird wieder schlimmer, mir schnürt es die Brust zu! Ich halte das nicht mehr länger …

Trapp, trapp, trapp. »Bis später, Frau Karkow. Ich komme in einer Stunde wieder Fieber messen. Ich schätze mal, dass Ihre Tochter nachher vorbeischauen wird. Sie haben ein tolles Mädchen. So jung und doch so schlau für ihr Alter. Fast schon erwachsen.« Trapp, trapp, wumms.

Ah, danke! Danke, dass es Elena gutgeht! Jetzt muss ich es nur noch schaffen, aus dieser Starre zu kommen. Es fühlt sich an, als wäre ich … eine Gefangene. Eine Gefangene, die man in einen dunklen Keller geschmissen hat und die sich nicht bewegen kann. Ich fühle nicht viel, rieche und höre nur. HE! HE, ICH WILL …

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Oh, Gott! Das ist es: Sie denken, ich liege im Koma! Das ist es: Ich liege im Koma! Es gab mal dieses Video, von Metallica, glaube ich. Das Lied hieß … ich weiß es nicht mehr. Der Soldat in einem Militärkrankenhaus, ohne Arme und Beine, ohne Augen und ohne die Möglichkeit zu sprechen. Alle hielten ihn für … keine Ahnung. Er musste ihnen zuhören, bei allen Gesprächen über seinen Zustand musste er ihnen zuhören und konnte sich nicht äußern! Diese Verzweiflung war in dem Video gut eingefangen.

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Ich habe schreckliche Angst, dass es mir genauso geht. Vielleicht haben sie mir auch Gliedmaßen abnehmen müssen? Bin ich entstellt? Nein, dann würden sie Elena nicht zu mir ins Zimmer lassen. Hoffe ich.

Biep, biep, biep. Klick-fchhhh-klack, klick-fchhhh-klack. Biep. Biep …

Ich habe Angst. Schreckliche Angst …

Judastöchter
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