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DAS ABENDLICHT FÄLLT schräg durch die Fenster der Orangerie und legt sich in zitternden Streifen auf den Küchenboden.
Mit einem Zischen beginnen die Kartoffelstifte zu vibrieren, als Rex den Frittierkorb in das heiße Olivenöl senkt.
DJ steht an der Kücheninsel und hackt Dill auf dem großen Schneidebrett.
»Ich bin verdächtig«, sagt Rex, während er beobachtet, wie seine Pommes frites langsam eine goldbraune Farbe bekommen.
»Dann würdest du gefesselt auf einer Bank liegen und ein nasses Handtuch im Gesicht haben«, scherzt DJ.
»Jetzt im Ernst«, sagt Rex. »Warum sollte der Staatsschutz zu mir kommen, wenn sie mich nicht auf dem Film identifiziert hätten?«
»Weil du der Freund des Außenministers bist.«
»Ich glaube, dass er ermordet wurde.«
»Dann kann ich dir ein Alibi geben«, sagt DJ mit einem Lächeln und schiebt den Dill in die Brühe mit den Kaisergranaten.
»Aber trotzdem … Es wird einen Skandal geben.«
»Das darf nicht passieren«, sagt DJ. »Selbst wenn die Filme an die Öffentlichkeit gelangen … Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Reaktionen wir auf den Fernsehbeitrag bekommen haben, alle lieben euren kranken Humor.«
»Ich bin so schlecht im Lügen«, murmelt Rex und hebt die Kartoffeln aus dem Öl.
»Wir gehen morgen zur Beerdigung, und dann sind wir damit fertig«, sagt DJ und wischt das breite Messer ab.
»Ja«, seufzt Rex und sieht, dass DJ jede Menge Dill in seinem blonden Bart hat.
»Wir haben die Lage unter Kontrolle, alles ist im Lot, das Einzige, was mich beunruhigt, ist diese verdammte Prügelei«, sagt DJ.
»Ich weiß.«
»Rex, es tut mir wirklich leid, dass ich hierhergekommen bin, ich war in Panik.«
»Kein Problem«, sagt Rex.
»Aber es hätte doch bestimmt irgendwo gestanden, wenn der Mann gestorben wäre?«
»Es ist nicht sicher, dass …«
»Ich bin alle Nachrichtenkanäle durchgegangen, von vorne bis hinten.«
»Was wollte er eigentlich von dir?«
»Ich habe wirklich keine Lust, darüber zu reden«, antwortet DJ und schüttelt den Kopf.
»Was?«
»Nein, nichts«, flüstert DJ und wendet sich ab.
»Du musst mit mir reden«, sagt Rex zu DJs Rücken.
»Das werde ich«, antwortet er und atmet langsam aus, um sich zu sammeln, als Sammy mit nacktem Oberkörper in die Küche kommt.
»DJ?«, fragt Rex noch einmal nach.
»Wir reden später darüber«, sagt er leise.
»Was flüstert ihr da?«, fragt Sammy und lächelt.
»Jede Menge Geheimnisse«, antwortet Rex und zwinkert ihm zu.
Sammy geht zum französischen Balkon, öffnet die Tür einen Spalt und holt eine Zigarette heraus.
»Willst du zu diesem Fest nach Nykvarn fahren?«
»Ja«, antwortet Sammy mit einem Nicken und eine durchsichtige Flamme schießt aus dem Feuerzeug empor.
»Hauptsache, du bist rechtzeitig zur Beerdigung wieder da.«
Sammy nimmt einen tiefen Zug, bis die Glut knistert, und bläst anschließend den Rauch durch den Türspalt. Dann schaut er Rex an.
»Ich würde heute Abend am liebsten nach Hause kommen, aber nach neun Uhr fahren keine Busse mehr«, sagt er.
»Nimm ein Taxi«, schlägt Rex vor. »Ich bezahle.«
Sammy nimmt einen weiteren tiefen Zug und kratzt sich mit dem Daumen an der Wange.
»Mitten in der Nacht kommt da draußen kein Taxi hin … es ist ja nicht gerade Café Opera.«
»Soll ich dich holen?«
»Wie denn?«
»Vergiss nicht, dass du heute Abend die Preisverleihung hast«, sagt DJ und beginnt den Tisch zu decken.
»Wolltest du nicht bei Lyra übernachten?«
»Doch«, antwortet DJ.
»Kann ich mir dann nicht dein Auto leihen?«
»Natürlich«, sagt DJ und verteilt das Besteck.
»Dann hole ich dich in Nykvarn ab, Sammy.«
»Sicher?«, fragt Sammy lächelnd und drückt die Zigarette am Balkongeländer aus.
»Gib mir eine Adresse und eine Zeit, am liebsten nicht zu spät, ich bin ein alter Mann …«
»Ist ein Uhr zu spät? Es geht auch früher, wir können …«
»Ein Uhr ist in Ordnung«, antwortet Rex. »Bis dahin habe ich diesen Preis abgeholt – und ihn in den Mülleimer geworfen.«
»Danke, Papa.«
»Kann ich kurz mit dir sprechen«, sagt DJ und nimmt Rex mit nach draußen in die Orangerie.
»Was ist?«
DJs Gesicht ist verschlossen, und er bewegt sich mit unterdrücktem Stress.
»Es ist keine gute Idee, das Auto zu leihen«, beginnt er. »Ich habe mit der blutigen Kleidung darin gesessen, und ich …«
»Aber du hast es doch sauber gemacht«, unterbricht ihn Rex.
»Natürlich, es ist bestimmt das sauberste Auto in ganz Schweden, aber man weiß ja nie so genau … Man hat es ja bei CSI gesehen, wenn sie mit ihren Speziallampen kommen und jede Menge DNA finden.«
»Ich glaube nicht, dass ein schwedischer Polizist die CSI einschalten wird«, sagt Rex mit einem Lachen.
»Aber wenn er gestorben ist«, flüstert DJ. »Es geht mir nicht aus dem Kopf, ich begreife gar nicht, wie es dazu kommen konnte.«
Sammy steht plötzlich in der Tür und schaut sie an.
»Jetzt flüstert ihr schon wieder«, sagt er ernst.