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DER KANINCHENJÄGER GEHT rastlos unter dem schräg einfallenden Licht der Neonröhre in dem großen ISO-Container umher. Der Klang seiner Schritte auf dem Metallboden pflanzt sich die Wände hinauf fort.

Er bleibt vor ein paar aufgerissenen Umzugskartons und einem großen Benzinkanister stehen, drückt die Finger der linken Hand gegen die linke Schläfe und versucht, ruhiger zu atmen.

Er schaut auf sein Telefon.

Keine Mitteilungen, nichts.

Er tritt auf eine eingeschweißte Karte von Djursholm, die auf dem Metallboden liegt, als er zu seiner Ausrüstung zurückkehrt.

Auf einem zerkratzten Schreibtisch hat er alte und neue Pistolen, Messer und zerlegte Gewehre aufgestapelt. Einige der Waffen sind schmutzig und abgegriffen, während andere immer noch in ihren Originalverpackungen liegen.

Es ist ein Wirrwarr aus rostigem Werkzeug und alten Einmachgläsern voller Federn und Schlagbolzen, zusätzlichen Magazinen, Rollen mit schwarzen Müllsäcken, Panzerband, Tüten mit glänzenden Kabelbindern, Äxten und einem Messer mit breiter Klinge von Emerson, das ganz vorne wie eine Pfeilspitze geschliffen ist.

An der Wand hat er Kartons mit unterschiedlichen Sorten Munition abgestellt. Auf dreien von ihnen liegen jeweils drei Fotografien von drei Personen.

Viele Kartons sind ungeöffnet, aber von einer Schachtel mit 5.56 × 45 mm Munition ist der Deckel abgerissen, und auf einer anderen sind blutige Fingerabdrücke zu erkennen.

Der Kaninchenjäger legt eine Schachtel Neun-Millimeter-Pistolenmunition in eine zerknitterte Plastiktüte von ICA Maxi, dreht eine Axt mit kurzem Schaft um, legt sie hinein und lässt die Tüte mit einem lauten Geräusch zu Boden fallen.

Er streckt die Hand aus, nimmt eine der kleinen Fotografien und stellt sie auf die Kante einer senkrecht verlaufenden Stahlrippe an der Innenseite der Containerwand, aber sie fällt direkt um.

Vorsichtig richtet er sie wieder auf und betrachtet lächelnd das Gesicht, den zufriedenen Mund, die strubbeligen Haare und ein vom Licht durchschienenes Ohr. Er beugt sich vor, schaut in die Augen des Mannes und denkt, dass er ihm die Beine abschlagen und zusehen wird, wie er wie eine Schnecke in seinem eigenen Blut herumkriechen wird.

Und er wird die verzweifelten Versuche des Sohns beobachten, die Beine zu verbinden, um seinen Vater zu retten, vielleicht wird er den Sohn den Blutstrom abbinden lassen, bevor er hingeht und ihm den Bauch aufschlitzt.

Das Foto fällt erneut herunter und segelt zwischen die Waffen.

Er schreit und wirft den ganzen Schreibtisch um, sodass Pistolen, Messer und Munition über den Boden scheppern.

Die Gläser gehen zu Bruch, Scherben und Ersatzteile werden herausgeschleudert.

Der Kaninchenjäger stützt sich keuchend an der Wand ab und erinnert sich plötzlich an das alte Industriegelände, das zwischen der Autobahn und der Abwasserpumpstation lag. Die Offsetdruckerei und die Lagerhäuser waren abgebrannt, und unter einem alten Kriechkeller gab es jede Menge Kaninchenlöcher.

Als er sein Fangnetz das erste Mal durchsuchte, fand er zehn kleine Kaninchen in den Maschen, sie waren alle müde, lebten aber noch, als er ihnen die Haut abzog.

Jetzt ist er wieder ruhig und konzentriert, er weiß, dass er dem Zorn nicht nachgeben darf, dass er das hässliche Gesicht nicht zeigen darf, nicht einmal, wenn er allein ist.

Es ist Zeit zu gehen.

Er leckt sich die Lippen, hebt ein Messer und zwei Pistolen vom Boden auf, eine Springfield Operator und eine verschmutzte Glock 19, legt noch eine Schachtel mit Munition und vier zusätzliche Magazine in die Plastiktüte.

Der Kaninchenjäger zieht das Kabel der Lampe von der Autobatterie ab und geht in die kühle Nachtluft hinaus, schließt die Containertür, schiebt den Riegel vor und schließt das Vorhängeschloss ab. Dann geht er durch das hohe Unkraut zum Auto. Als er die Kofferraumklappe öffnet, scheucht er Hunderte von Fliegen auf. Er wirft die Tüte mit den Waffen neben den Müllsack mit dem verrottenden Fleisch, schließt die Klappe wieder und geht zum Wald.

Der Kaninchenjäger blickt zwischen die hohen Stämme, denkt an das Gesicht auf der kleinen Fotografie und versucht, den Kinderreim aus seinem Kopf zu bekommen.

Hasenjagd
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