Epilog
Logan schaute an sich herunter und rümpfte angewidert die Nase. »Warum zur Hölle müssen wir ausgerechnet Pink tragen?«
Pierce grinste. »Aus demselben Grund, aus dem wir auf deiner Hochzeitsfeier Lila tragen mussten. Weil die Braut es so wollte.«
Logan seufzte schwer. »Schon verstanden.« Er zog ein resigniertes Gesicht, während er darauf wartete, dass seine Frau Amanda, die als Trauzeugin fungierte, auf der Bildfläche erschien.
Pierce stand neben ihm. Es machte ihm nicht das Geringste aus, dass er und Logan pinkfarbene Hemden, pinkfarbene Schärpen und pinkfarbene Fliegen zu ihren schwarzen Smokings tragen mussten – solange es Madison nur glücklich machte. Er fand es auch nicht schlimm, dass Madison unbedingt inmitten stürmischer Windböen vor dem Aussichtspavillon auf dem Whitfield Square hatte heiraten wollen, an einem Ort, an dem die Hochzeitsgesellschaft von neugierigen Touristen angestarrt wurde.
Eines allerdings störte ihn, und das waren seine Kollegen, die ein paar Meter entfernt auf weißen Klappstühlen saßen und ihr Grinsen hinter vorgehaltener Hand versteckten.
Und Fotos von ihm machten.
In Pink.
Er starrte einen der FBI-Agenten in der ersten Reihe an, der mit breitem Grinsen im Gesicht ein Foto nach dem anderen von ihm schoss, und sprach absichtlich laut.
»Hast du deine Pistole dabei?«, fragte er Logan.
»Natürlich.«
»Ich werde sie mir nach der Zeremonie von dir borgen müssen.« Er musterte den Kollegen vom FBI böse.
»Gibt es ein Problem?«, fragte Logan.
Der Mann wurde blass und ließ die Kamera sinken.
Pierce gab ein befriedigtes Grunzen von sich. »Jetzt nicht mehr.«
Er sah zu seinen Brüdern hinüber, die auf der Seite des Bräutigams in der ersten Reihe saßen, und nickte Braedon zu, der ihm zugrinste und den Daumen hob. Devlin, der neben ihm saß, sah gelangweilt aus. Der Letzte in der Reihe war Austin, der offenbar einen guten Tag erwischt hatte. Kein Rollstuhl, nur eine Krücke.
Pierce konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sah, wo Matt Platz gefunden hatte. Mit finsterem Gesicht saß er in der zweiten Reihe neben Tessa und wirkte, als hätte man ihn gegen seinen Willen gezwungen, dort Platz zu nehmen. Tessa tat so, als würde sie ihn ignorieren, allerdings wirkte sie nicht sehr überzeugend, denn wenn er es nicht bemerkte, betrachtete sei ihn verstohlen. Pierce vermutete, er und seine Familie würden sie in nächster Zeit häufiger zu sehen bekommen würden – sobald die beiden beschlossen, ihre offensichtliche gegenseitige Anziehung nicht mehr zu leugnen.
Logan beugte sich zu Pierce und flüsterte: »Weiß meine Schwester eigentlich, was im Keller passiert wäre, wenn sie nicht dazwischengeplatzt wäre?«
Pierce versteifte sich. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Erzähl mir nicht, dass du Damon nicht erschossen hättest, wenn du auch nur den leisesten Zweifel gehabt hättest, dass er für seine Taten in den Knast kommen würde – wenn er weiter eine Gefahr für Madison gewesen wäre.«
»Ich habe ihn erschossen.«
»Du weißt, was ich meine. Wenn ihr beide allein im Keller gewesen wärt – er hätte den Keller unter keinen Umständen lebend verlassen.«
Pierce verschränkte die Arme vor der Brust. »Das werden wir wohl nie ganz genau wissen.«
Logan grinste. »Ja, ich schätze, da hast du recht. Ich jedenfalls werde diesem Schweinehund ganz bestimmt keine Träne nachweinen.« Und dann stockte ihm der Atem, als sein Blick zum Mittelgang glitt.
Seine Frau Amanda schritt langsam den Mittelgang entlang. Sie trug ein langärmeliges, bodenlanges blassrosa Kleid, das im Sonnenlicht schimmerte. Sie und Logan blickten einander an, es war, als würden sie ein zweites Mal vor den Altar treten. Pierce hatte gewaltigen Respekt vor der Liebe zwischen den beiden, und er freute sich darüber, keinen geringen Anteil daran gehabt zu haben, dass die beiden vor Monaten zusammengekommen waren. Damals war Logan zu dickköpfig und zu stolz gewesen, um zu merken, was er wegwarf.
Amanda betrat den gepflasterten Weg vor dem Pavillon. Sie nickte dem Priester, der auf der obersten Stufe stand, respektvoll zu, ehe sie ihren Platz gegenüber von Logan einnahm.
Logan schaute durch den Mittelgang und prustete los.
Pierce folgte seinem Blick und stieß ihm prompt den Ellenbogen in die Rippen. »Hör auf.«
»Ich hoffe, du stehst auf Zuckerwatte.« Logan unterdrückte ein Kichern.
Pierce betrachtete grinsend die entzückende, pinkfarbene Praline namens Madison. »In der Tat, das tue ich.«
Madison erwiderte sein Lächeln und strahlte ihn an. Sie stand am Ende des grasbewachsenen Mittelgangs und hatte sich bei Alex untergehakt. Ihr Brautkleid war kein bisschen traditionell. Es passte ihr wie angegossen. Das eng geschnittene, pinkfarbene Oberteil betonte ihre Kurven und das Kleid hatte einen ausgestellten Rock. Pierce hatte keine Ahnung, woraus der Rock bestand. Lange, dünne Stoffstreifen in verschiedenen Rosatönen umspielten ihre Beine und bauschten sich in der Brise. An den Füßen trug sie schimmernde, pinkfarbene Ballerinas.
Statt zu führen, gab Alex ihr einen Kuss auf die Wange und trat zur Seite. Madison hatte beschlossen, den Gang allein entlangzuschreiten. Sie sagte, ihr verstorbener Vater im Himmel würde sie führen.
Auf Musik hatte sie verzichtet, und Pierce verstand jetzt auch, warum. Sie war ein Energiebündel, dem das langsame Schreiten des Hochzeitsmarsches niemals gelungen wäre. Stattdessen tänzelte sie – anders konnte man es nicht nennen – über den Weg, bis sie neben ihm stand. Sie zwinkerte ihm nicht nur kokett zu, sondern warf ihm auch noch einen unverschämt verführerischen Blick zu. Und plötzlich lag sie in seinen Armen und zog ihn zu sich herunter, damit er sie küsste.
Pierce ignorierte die Pfiffe und das Gelächter ihres kleinen Publikums und küsste sie so leidenschaftlich, wie er nur konnte. Doch als der Priester sich räusperte, unterbrach er widerwillig den hingebungsvollen Kuss.
Madison küsste ihn noch einmal kurz und fest auf den Mund. »Jetzt heirate ich dich«, flüsterte sie.
»Das will ich doch hoffen«, flüsterte er zurück.
Sie verschränkten die Finger und wandten sich dem Priester zu. Während das Gelächter verebbte, wischte sich der Priester den Schweiß von der Stirn und richtete sich den Kragen. Seine Wangen leuchteten in einem unnatürlich hellen Rot, als er sich noch einmal räusperte. »Liebes Brautpaar …«
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