20

Pierce parkte seinen Wagen in der zweiten Reihe vor dem Polizeirevier. Sollten sie ihn doch abschleppen. Hamilton hatte ihm nicht erlaubt, im selben Streifenwagen wie Madison mitzufahren, und Pierce würde nicht zulassen, dass sie auf dem Revier ohne Verbündeten war.

Er hatte ihr nahegelegt, sich einen Anwalt zu nehmen, ehe sie sich von Hamilton befragen ließ. Aber da Hamilton sie noch nicht festgenommen hatte, war sie fest davon überzeugt, dass sie nur seine Fragen beantworten musste und er sie dann wieder gehen lassen würde. Pierce hielt das für einen großen Irrtum und hoffte immer noch, dass sie auf ihn hören würde.

Er legte seine Pistole ins Handschuhfach, sprang aus dem Auto und stürmte zu der Stelle, wo Hamilton geparkt hatte.

Als der Polizist Madison die Autotür öffnete, schob Pierce sich an ihm vorbei und streckte die Hand aus, um ihr aus dem Wagen zu helfen.

»Überlassen Sie das bitte mir, Sir«, sagte der Polizist.

Pierce zückte seinen FBI-Dienstausweis. »Ich rate Ihnen, sich da rauszuhalten.«

Hamilton stieg nun ebenfalls aus. »Schon gut, Officer. Er darf sie hineinbegleiten. Danach bringen wir sie in den Verhörraum.«

Pierce wappnete sich gegen die Angst, die er sicher gleich in Madisons Augen sehen würde, und nahm ihre Hand. Sie nahm die Hilfe an, stieg aus und blickte endlich zu ihm auf.

Nein, Madison hatte keine Angst. Sie war wütend. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, und ihre blauen Augen waren fast schwarz vor Ärger.

»Wenn das hier vorbei ist«, zischte sie, »wird ihm Hören und Sehen vergehen.«

Dass sie trotz allem noch ihr altes Feuer besaß, ließ ihn erleichtert aufatmen. »Was genau meinst du damit?«

»Gib mir ein Dutzend Eier und eine Rolle Klopapier und ich zeig’s dir.«

Er lachte, und sie drehten sich um, um hineinzugehen.

Hamilton beobachtete sie stirnrunzelnd.

Madison warf ihm eine Kusshand zu.

»Um Himmels willen, provoziere ihn nicht noch«, flüsterte Pierce warnend. »Du solltest das alles etwas ernster nehmen.«

»Oh, das tue ich. Wirklich. Ich denke sehr ernsthaft darüber nach, wie ich Hamilton das Leben zur Hölle machen kann, sobald ich hier herauskomme.«

Sprachlos schüttelte er den Kopf. Madison war eine Art Naturgewalt, und er hatte immer noch keinen Weg gefunden, sie unter Kontrolle zu bekommen.

Hamilton und der uniformierte Beamte erreichten sie gerade, als Pierce ihr die Tür aufhielt.

Sie wollte hineingehen, doch dann wurden ihre Augen groß und sie drehte sich schnell wieder um, wobei sie Pierce hinter sich herzog.

»Mrs McKinley«, sagte Hamilton, »Sie müssen …«

»Geben Sie uns eine Minute«, sagte sie. »Nur eine Minute.« Sie atmete hörbar ein und lächelte. »Bitte.«

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Na gut, aber beeilen Sie sich.«

Sie zog Pierce zu ein paar Sträuchern, die wenige Schritte von der Eingangstür standen, und wandte der Polizei den Rücken zu.

»Was ist los?«, fragte Pierce.

Madison blickte über ihre Schulter und stellte sich dann so, dass sie Hamilton im Rücken hatte. Sie streckte die Hand aus und zog Pierce zu sich heran. »Da drin ist ein Metalldetektor«, flüsterte sie.

»Na und? Das ist doch keine Überraschung. »Warum … ich glaub’s ja nicht. Hast du etwa eine Pistole dabei?«

»Eine Frau muss sich schließlich verteidigen.«

»Wo?«, knurrte er.

Sie griff in ihren BH und zog einen .380 Colt heraus, an dem noch immer ein Stück Klebeband haftete.

Pierce war trotz allem beeindruckt. »Klebeband. Gar nicht so dumm. Darauf hätte ich selbst kommen können.«

Er nahm die Waffe und schob sie in seine Hosentasche. »Ist da drin noch ein Maschinengewehr?«

»Nein, bloß ein Messer … na ja, vielleicht auch zwei. Es dauert nur eine Sekunde.« Sie fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen.

»Das darf doch wohl nicht wahr sein. Du bringst mich noch ins Grab.« Mit seiner Jacke schirmte er sie vor den Blicken der Passanten ab.

»Hey, was treiben Sie beide da?« Hamilton machte genau in dem Augenblick einen Schritt auf sie zu, als Madison zwei weitere Klebebandstreifen aus ihrer Bluse zog, an denen zwei kleine Taschenmesser befestigt waren.

Bevor Hamilton bei ihnen war, ließ Pierce die beiden Messer in der anderen Hosentasche verschwinden. Er trat vor sie, um sie vor Hamiltons Blicken zu schützen, bis sie ihre Bluse zugeknöpft hatte.

Sie drehte sich um und legte sanft die Hand auf Pierce’ Brust. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, Lieutenant. Wir haben uns nur voneinander verabschiedet.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog Pierce zu sich herab, damit sie ihm einen Kuss auf die Wange drücken konnte. »Wir sehen uns drinnen.«

Hamilton blickte völlig verwirrt drein, als Madison an ihm vorbeirauschte.

»Erklären Sie mir, was das alles zu bedeuten hatte?«

Pierce schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, eher nicht.«

Hamilton öffnete die Tür. »Kommen Sie jetzt?«

»Ich brauche noch ein paar Minuten.«

Er zuckte mit den Achseln und ging in das Gebäude.

»Hab ich was verpasst?«, rief Casey, der in diesem Moment den Zugang zum Haus hinaufgestürmt kam.

»Na endlich. Ich habe dich schon vor einer halben Stunde angerufen.«

»Tut mir leid. Ich war mit dem ›Simon sagt‹-Fall beschäftigt.

»Gibt es eine neue Spur?«

»Sie führen alle ins Nichts. Vielleicht kann ich dich ja mit einem weiteren Serienmörder-Fall locken, sobald wir diese Stalker-Sache aufgeklärt haben?« Er sah sich suchend um. »Wo ist Mrs McKinley? Hat Hamilton sie tatsächlich festgenommen?«

»Ich konnte ihn davon abhalten, aber nur unter der Bedingung, dass sie ihm ein paar Fragen beantwortet. Ich habe ihr geraten, sich einen Anwalt zu nehmen, aber sie glaubt, sie kann Hamilton davon überzeugen, dass er sie gehen lässt.«

»Großer Fehler.«

»Ganz meine Meinung.«

»Also ist sie schon drinnen?«, fragte Casey und ging zur Tür.

»Warte einen Moment.« Pierce zog den .380 Colt und die Messer aus seiner Hosentasche. »Hier, halt die bitte mal.« Er drückte sie Casey in die Hand und warf ihm schnell noch den Autoschlüssel zu, ehe er in das Gebäude sprintete. »Macht es dir was aus, schnell noch mein Auto umzuparken? Es steht in der zweiten Reihe.«

Caseys Antwort wartete er nicht mehr ab.

»Du kannst von Glück reden, dass ich deinen Wagen nach dieser Aktion nicht habe abschleppen lassen.« Zusammen betraten Casey und Pierce den Nebenraum des Verhörzimmers.

Pierce beobachtete Madison durch die Glasscheibe. »Sie verzichtet immer noch auf einen Anwalt. Sie lässt einfach nicht mit sich reden. Als Schwester eines Polizisten sollte sie es eigentlich besser wissen. Mit ihrer Sturheit schadet sie sich nur selbst. Nur weil sie unschuldig ist, glaubt sie, dass ihr nichts passieren kann und sie sich keine Sorgen zu machen braucht.«

Casey zog eine Augenbraue hoch. »Rein theoretisch hat sie recht. Die Unschuldsvermutung gilt, bis die Schuld bewiesen ist.«

»Erzähl das mal all den Leuten, die unschuldig im Gefängnis sitzen.« Er drehte sich wieder zur Glasscheibe und zog eine Grimasse, als er ihre schnippische Antwort auf eine der Fragen hörte, die der Polizist ihr stellte. »Bis das hier vorbei ist, begeht sie wirklich noch einen Mord. Alles andere würde an ein Wunder grenzen.«

Madison verkrampfte die Hände unter dem zerkratzten Holztisch, an dem sie saß. Sie musste sich sehr zusammenreißen, um dem Polizeibeamten, der ihr gegenübersaß, keine Ohrfeige zu verpassen. Aber da es hier vor allem darum ging, nicht im Gefängnis zu landen, schien ein tätlicher Angriff auf einen Polizisten nicht ratsam.

Ganz egal, wie befriedigend es gewesen wäre zu sehen, wie das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand.

Lieutenant Hamilton hatte sie bereits vernommen. Jetzt saß sie einem weiteren Polizisten gegenüber, der ihr wieder und wieder dieselben Fragen stellte.

Ihre Geduld schwand mit jeder sich wiederholenden Frage ein bisschen mehr. Langsam verstand sie, wieso manche Leute Verbrechen gestanden, die sie nicht begangen hatten: Irgendwann tat man alles, damit die Fragerei aufhörte.

Sie sah hinüber zu dem schwarzen Rechteck aus Glas, das die halbe Wand einnahm. Wurde sie durch die Glasscheibe hindurch beobachtet? Höchstwahrscheinlich, und wenn sie hätte wetten müssen, dann hätte sie auf Hamilton getippt, der dort bestimmt die kleinste Regung in ihrem Gesicht beobachtete. Ganz offensichtlich hatte er ihr ihre Geschichte nicht geglaubt.

»Mrs McKinley? Würden Sie jetzt bitte meine Frage beantworten?«

Sie ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass ihre Fingerknöchel schmerzten, zwang sich zu einem Lächeln und konzentrierte sich auf den jungen Polizisten, der vor ihr saß. »Tut mir leid. Könnten Sie die Frage noch einmal wiederholen?«

»Ich habe Sie gefragt, wie lange Sie schon verwitwet sind. Wann ist Ihr Mann gestorben?«

Bei der neuen Richtung, in die seine Fragen gingen, zog sich ihr der Magen zusammen. »Warum ist das wichtig?«

»Das sind nur Hintergrundfragen, die helfen sollen, ein vollständiges Bild zu erhalten. Das übliche Verfahren, Ma’am.«

Sie atmete tief ein. »Er ist jetzt schon länger als ein Jahr tot, fast eineinhalb Jahre.«

Er kritzelte etwas in den Notizblock, der vor ihm lag. »Wie ist er gestorben?«

Sie sah zu der Wasserflasche, die vor ihr auf dem Tisch stand. Nach dem ganzen sinnlosen Gerede war ihr Mund ganz trocken, und sie hätte gern einen Schluck getrunken. Andererseits wollte sie keinesfalls in die Situation kommen, dass sie dringend auf die Toilette musste, was man ihr dann verweigern würde. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte bemüht. »Damon ist bei einem tragischen Autounfall umgekommen.«

»Tragisch? Inwiefern?«

»Man sollte doch meinen, dass Todesfälle immer tragisch sind, Detective. Mein Mann war erst fünfunddreißig Jahre alt. Er hat in einer Kurve die Kontrolle über seinen Wagen verloren und ist von der Straße abgekommen. Es gab ein Feuer.« Sie fröstelte, als sie an den Polizisten zurückdachte, der in ihrer Wohnungstür gestanden und ihr von dem Umfall erzählt hatte.

Und dann war da dieses überwältigende Gefühl der Erleichterung gewesen.

»Können Sie mir etwas über die Identität der zweiten Leiche sagen, die hinter Ihrem Haus gefunden wurde?«

Sie musterte ihn ungläubig. »Ich habe sowohl Lieutenant Hamilton als auch Ihnen schon mindestens zweimal gesagt, dass ich es nicht weiß. Wie wäre es, wenn Sie mir mal eine Frage beantworten? Warum sollte ich wohl eine Baufirma anheuern, damit sie meinen Garten umgräbt, wenn ich dort ein paar Leichen verscharrt hätte? Wäre das nicht absolut idiotisch?«

Er tippte mit seinem Stift auf einem Stück Papier herum. »Vielleicht war Ihnen nicht klar, wie tief das Bauunternehmen würde graben müssen, um das Fundament zu legen. Beton auf das Grab eines Opfers zu gießen ist eine großartige Methode, wenn man verhindern will, dass eine Leiche gefunden wird.«

Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Eines würde mich ja wirklich interessieren. Hat einer von Ihnen auch nur versucht, Nachforschungen zu meiner Entführung anzustellen? Haben Sie die Stelle gefunden, an der ich in meinem Auto aufgewacht bin? Sagen Sie mir bitte, dass einer aus Ihrem Department wirkliche Polizeiarbeit leistet und nicht alle nur hier herumsitzen und hoffen, dass ich urplötzlich gestehe, zwei Menschen ermordet und in meinem Garten vergraben zu haben. Denn stellen Sie sich vor, das wird nicht passieren. Ich habe niemanden getötet. Ich bin hier das Opfer

»Es ist mir nicht erlaubt, Ermittlungsdetails mit Ihnen zu diskutieren, Ma’am. Beantworten Sie bitte einfach meine Fragen.«

Sie ballte die Hände im Schoß. »Haben Sie mir noch eine Frage gestellt, die ich überhört habe?«

Er zwinkerte verwirrt, ganz offensichtlich gefiel ihm ihre schnippische Art ihm nicht. »Können Sie mir etwas über die Identität der zweiten Leiche sagen?«

Sie rückte den Stuhl zurück und stand auf.

»Setzen Sie sich, Mrs McKinley, wir sind noch nicht fertig.«

»Bin ich festgenommen?«

»Nein.«

»Dann sind wir hier fertig.« Sie ging zur Tür, doch der Polizist sprang auf und packte sie am Arm.

Die Tür wurde von außen aufgerissen, und Pierce stand im Türrahmen.

»Lassen Sie sie gehen.«

Der Polizist ließ Madison los und schluckte, sein Adamsapfel wanderte auf und ab, während er Pierce musterte. »Die Vernehmung ist noch nicht vorbei.«

»Oh, doch, ist sie.« Er führte Madison hinaus.

»Was machst du da?«, flüsterte Casey und folgte ihnen wütend.

»Was ich von Anfang an hätte tun sollen.« Er wandte sich an Madison. »Ohne einen Anwalt sagst du kein Wort mehr.«

Hamilton stürzte auf sie zu und sah den Detective kopfschüttelnd an. »Sie ist noch nicht entlassen. Wir sind mit der Vernehmung noch nicht fertig.«

»Doch, das sind Sie.« Pierce führte Madison in den Eingangsbereich, wobei Casey und Hamilton ihnen auf dem Fuß folgten.

»Ich kann Mrs McKinley dazu zwingen, über Nacht zu bleiben, Buchanan. Dafür muss ich sie nicht einmal festnehmen.«

Pierce drehte sich zu ihm herum. »Am besten, Sie entscheiden sich jetzt ganz schnell, auf welche Tour Sie das hier durchziehen möchten. Wenn Sie sie festhalten, dann wird der morgige Aufmacher der Zeitung davon berichten, wie das Savannah-Chatham Metro Department eine junge Witwe schikaniert und ihr droht, sie einzusperren, weil sie die Polizei wegen eines Stalkers um Hilfe gebeten hat. In dem Artikel wird auch zu lesen sein, dass dieselbe Witwe der Verbrechen bezichtigt wird, die ihr Entführer begangen hat. Soll ich fortfahren?«

Hamilton wurde rot. »Sie verhalten sich absolut unprofessionell.«

»Dasselbe könnte ich über Sie sagen. Sie nehmen den Weg des geringsten Widerstands, statt Ihre Arbeit zu machen.«

»Gehen Sie, verlassen Sie auf der Stelle mein Revier. Und suchen Sie ihr einen richtig guten Anwalt, denn das verspreche ich Ihnen: Sie wird ihn brauchen.«

Als sie das Revier verließen, musste Madison fast joggen, um mit Pierce’ und Caseys langen Schritten mithalten zu können. Sie war es wirklich leid, dass diese langbeinigen Männer sie ständig zwangen, durch die Gegend zu rennen.

»Du hast gerade in ein Hornissennest gestochen.« Casey warf Pierce seinen Autoschlüssel zu.

»Ich hatte keine Wahl. Wenn ich ihn nicht eingeschüchtert hätte, dann wäre Madison wegen ihm zu Unrecht verurteilt worden. Wir müssen jetzt sofort handeln. Er wird diese Sache nicht auf sich beruhen lassen.«

»Was meinst du mit ›sofort handeln‹?«, fragte Madison.

Aber er schien sie nicht zu hören. Er und Casey sprachen über den Fall, als wäre sie gar nicht da, während sie weiter über den Parkplatz gingen. Dass Pierce sie nicht vergessen hatte, merkte sie daran, dass seine Hand immer noch auf ihrem Rücken lag.

Andererseits schenkte er ihr so wenig Aufmerksamkeit, dass er ihr genauso gut eine Leine hätte anlegen können.

»Jungs, ist es zu viel verlangt, mich in eure Pläne einzubeziehen? Es geht dabei schließlich um mein Leben.«

Pierce öffnete die Beifahrertür und übergab ihr den Schlüssel. »Mach die Heizung an und verschließe die Türen von innen. Ich bin gleich bei dir.«

»Warte, ich möchte …«

Ohne ein weiteres Wort warf er die Autotür zu. Sie schlug frustriert mit der flachen Hand gegen das Fenster, als er zwischen den geparkten Autos hindurchging, offensichtlich auf dem Weg zu Caseys Wagen.

Madison versuchte, ruhig dazusitzen, doch je mehr Zeit verging, desto wütender wurde sie. Es waren ihre Freiheit und ihr Leben, die auf dem Spiel standen. Sie musste endlich los und Damon finden. Und sie wusste auch, wo sie anfangen musste.

Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloss.

Nachdem er mit Casey gesprochen und Madisons Pistole und die Messer in Empfang genommen hatte, ging Pierce zurück zum Wagen. Die Versuchung, Madison ›Quälgeist‹ zu nennen, wie es ihr Bruder tat, war groß. Sie hatte ihn heute schon unglaublich auf Trab gehalten, und es war noch nicht mal Mittag.

Casey und er hatten gemeinsam überlegt, was als Nächstes zu tun war. Casey fuhr zur Gerichtsmedizin, um zu sehen, ob er Informationen zu der zweiten Leiche bekommen konnte. Pierce wollte mit Madison zu der Stelle unweit der Interstate fahren, an der Madison nach ihrer Entführung aufgewacht war. Er konnte sich nicht erklären, warum es ihr so wichtig war, dorthin zu fahren, wenn die Polizei die Gegend bereits abgesucht hatte, aber da sie auf diese Weise offenbar das Gefühl hatte, bei den Ermittlungen zu helfen, würde er ihr den Gefallen tun.

Und wenn er sie nicht bei diesem Vorhaben unterstützte, musste er befürchten, dass sie sich allein auf den Weg machte.

Als er gerade den nächsten Parkstreifen passierte und die leere Parklücke sah, in der sein Wagen gestanden hatte, klingelte sein Handy. Ohne auf das Display zu schauen, rannte er quer über den Parkplatz, um Casey am Ausgang abzufangen.

»Hallo«, rief er in die Sprechmuschel, während er Casey winkte, damit dieser anhielt.

»Ich hatte es satt zu warten, bis du mit Casey meine Zukunft ausdiskutiert hast«, sagte Madison. »Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich habe deine Pistole im Handschuhfach gefunden. Wir sehen uns dann später in der Pension.« Bevor Pierce etwas sagen konnte, war die Leitung tot.

Casey lenkte seinen Wagen neben ihn und kurbelte die Fensterscheibe herunter. »Was ist los?«

Pierce öffnete die Beifahrertür und stieg ein. »Madison hat mein Auto geklaut.«

Casey lachte. »Dann war sie das wohl gerade am Telefon?«

Pierce steckte sein Handy in die Jackentasche. »Fahr mich bitte zu der Stelle an der Interstate 95, wo die Polizei nach Damon gesucht hat.«

»Wollte sie dorthin?«

»Das hat sie mir leider nicht gesagt. Aber ich bin mir sicher, dass sie dorthin gefahren ist.«

Casey fädelte sich in den Straßenverkehr ein und fuhr Richtung Highway. »Was wirst du tun, wenn du sie gefunden hast?«

Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich werde ihr natürlich mit größter Gelassenheit erklären, wie riskant es ist, ausgerechnet jetzt einen Alleingang zu starten.«

Casey lachte erneut. »Natürlich.«

Die etwa einen Kilometer entfernte Stelle nahe der Interstate 95, wo sich zwei Landstraßen kreuzten, unterschied sich in nichts von jeder anderen beliebigen Kreuzung. Es gab hier nichts Düsteres oder Unheimliches, was darauf hingedeutet hätte, dass Damon am Vortag dort gewesen und Madisons Körper in ihr eigenes Auto verfrachtet hatte.

Bei dem Gedanken, dass er sie während ihrer Bewusstlosigkeit berührt hatte, erzitterte sie. Die Zeit, in der sie sich eingebildet hatte, ihn zu lieben, war inzwischen so lange vergangen und wurde von so viel Leid überschattet, dass sie nicht einmal wusste, was sie an ihm einmal so angezogen hatte.

Bei der Erinnerung an Damon blickte sie sich unwillkürlich um und ließ den Blick nervös durch die Schatten der Bäume am Wegesrand schweifen. Was hatte sie hier zu finden gehofft? Sie hatte keinerlei Erinnerung an das, was sich hier zugetragen hatte. In ihrem Kopf waren keine Bilder, die einen Hinweis darauf gaben, wohin Damon verschwunden war.

Die Kälte ließ sie frösteln, und sie zog ihre Jacke enger um sich. Das Gewicht von Pierce’ Neun-Millimeter-Pistole in der Jackentasche beruhigte sie zwar, trotzdem fühlte sie sich viel zu exponiert und zweifelte außerdem ernsthaft daran, dass es klug gewesen war, allein herzukommen.

Bei dem Geräusch eines näher kommenden Autos ging sie vorsichtshalber hinter Pierce’ Wagen in Deckung. Das unbekannte Auto näherte sich mit großer Geschwindigkeit. Sie wich noch einen Schritt zurück und fasste nach dem Revolver, als der Wagen nur wenige Meter von Pierce’ Stoßstange entfernt abbremste.

Erleichtert lockerte sie ihren Griff um den Pistolenknauf, als sie den Fahrer des Wagens erkannte: Casey. Sie winkte ihm zu.

Er erwiderte den Gruß, und ein amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Die Beifahrertür wurde aufgerissen, und Pierce stürmte um den Wagen. »Dein Vorstrafenregister um schweren Diebstahl zu erweitern ist ziemlich ungünstig, wenn du deine Unschuld beweisen willst.«

Sie wollte gerade den Mund öffnen, um ihm alles zu erklären, quietschte aber überrascht, weil er sein Tempo nicht drosselte. Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie zu seinem Auto.

Madison drehte sich Hilfe suchend zu Casey um, aber der war keine große Hilfe. Er winkte grinsend, machte dann mitten auf der Landstraße eine Kehrtwendung und fuhr in Richtung Stadt davon.

»Was soll denn das? Lass mich los«, rief sie, als Pierce die Beifahrertür öffnete und sie in den Wagen schubste. Sie versuchte, den Oberkörper zurückzuziehen, als sich plötzlich etwas Hartes und Kaltes um ihre Handgelenke schloss. Ein lautes Klicken war zu hören. Empört schnappte sie nach Luft, als sie feststellte, dass er sie im Inneren des Wagens festgekettet hatte.

Mal wieder.

Sie fluchte und belegte ihn mit allen Schimpfwörtern, die ihr einfielen. Er griff in die Jackentasche und zog seine Pistole heraus. Nachdem er ihr den Sicherheitsgurt angelegt hatte, schloss er die Tür und ging zur Fahrerseite. Er fuhr so scharf an, dass die Autoräder in der Erde durchdrehten und eine Staubwolke aufwühlten, die das Auto einhüllte.

»Mach mich gefälligst los.« Madison fummelte erfolglos an der Kette der Handschellen herum.

Pierce machte ein grimmiges Gesicht. Er raste um eine Kurve, bremste dann scharf und lenkte den Wagen in eine Seitenstraße.

Wieder riss sie an den Handschellen.

»Hör damit auf, du wirst dir noch wehtun.«

»Ich habe dein Auto geklaut«, zischte sie. »Na und? Du wusstest, dass du es zurückbekommen würdest. Warum bist du so sauer?« Sie wartete auf eine Antwort, aber es kam keine.

Er bremste ab, um die nächste Kurve zu nehmen, und trat dann wieder das Gaspedal durch. Sein ganzer Körper schien unter Anspannung zu stehen.

Allmählich bekam sie Angst, dass sie dieses Mal zu weit gegangen war. Nervös beobachtete sie, wie die Bäume an ihrem Seitenfenster vorbeiflogen. Da sie die Straße nicht kannte, runzelte sie die Stirn. »Wohin fahren wir?«

»Wir nehmen eine Abkürzung.«

»Abkürzung? Wohin?«

Er antwortete nicht. Einige Minuten später verlangsamte er das Tempo und lenkte den Wagen in die vertraute, holprige Einfahrt, die zu seinem Blockhaus führte. Er bremste hart und wäre fast in das Haus gerast.

Pierce stieg aus, und Madison blickte zu dem Schlüssel, der noch immer im Zündschloss steckte, und überlegte, ob ihr Arm lang genug war. Konnte sie sich trotz der Handschellen auf den Fahrersitz hinüberhieven?

Doch es war bereits zu spät. Die Tür wurde aufgerissen, und Pierce beugte sich zu ihr hinunter. Mit wahnwitziger Geschwindigkeit öffnete er die Handschellen und löste den Sicherheitsgurt. Statt ihr die Tür aufzuhalten, hob er sie hoch und warf sie über seine Schulter.

Durch den Aufprall blieb ihr die Luft weg, und bei jedem seiner Schritte wippte sie auf seiner Schulter auf und nieder. Er trug sie ins Haus, warf die Tür hinter sich zu und schaltete die Alarmanlage aus. Als er sie endlich herunterließ, war ihr schwindlig.

Sie machte einen Schritt Richtung Tür, doch er packte ihre Taille und zog sie zurück.

»Oh nein, auf keinen Fall. Dieses Mal läufst du mir nicht davon. Dieses Mal bleibst du hier und hörst mir zu.«

Sie erstarrte. »Ich hatte nicht vor, wegzulaufen. Ich möchte bloß nicht hier sein.«

Er zerrte sie zur Couch. Dort ließ er sich fallen und riss an ihrem Arm, bis sie auf seinem Schoß landete. Vergeblich versuchte sie, sich zu befreien. Er atmete scharf ein und umfasste mit beiden Händen ihre Taille.

»Nicht bewegen.«

Bei seinem gequälten Grunzen erstarrte sie und fühlte sich sofort schuldig. »Habe ich schon wieder deine Rippen erwischt? Tut mir leid. Blutet es wieder?« Sie öffnete seinen obersten Hemdknopf und ließ die Hand über seine Brust gleiten.

Er griff nach ihrer Hand, zog sie aus seinem Hemd und schob sie dann weg. »Mit meinen Rippen ist alles in Ordnung. Mir tut wegen deines Gezappels etwas anderes weh. Bitte halt einfach mal still.«

Sie riss die Augen auf, als sie begriff, was er meinte. »Na ja, wenn du mich von deinem Schoß runterlässt, hast du das Problem nicht mehr.«

»Versprichst du mir, nicht wegzulaufen, wenn ich dich loslasse?«

Sie schaute zur Tür.

»Das habe ich mir gedacht.« Er seufzte tief. »Warum hast du vor dem Revier nicht auf mich gewartet?«

»Ich habe ja gewartet. Aber du hast Ewigkeiten gebraucht, und ich wollte gern die Kreuzung überprüfen.«

»Ich war gerade mal fünf Minuten weg.«

»Ihr beiden habt über mich gesprochen, als ob ich gar nicht da wäre. Ich wollte dich die ganze Zeit fragen, ob du mit mir zur Interstate fährst, aber du hast mir nicht zugehört.«

»Die Polizei hat die Kreuzung schon überprüft. Es gab keinen Grund, noch einmal dort hinzufahren.«

»Das hast du mir aber nicht gesagt. Verstehst du? Man kann ganz vernünftig mit mir reden. Du musst es nur versuchen. Es ist nicht nötig, mich zu ignorieren. Ich hab es lieber, wenn man mit mir redet, statt mich wie ein Kind herumzukommandieren.«

»Du kannst mir glauben«, sagte er, schnitt eine Grimasse und bewegte sich unbehaglich, »für mich bist du kein Kind.«

Durch den wachsenden Druck gegen ihren Po zog sich ihr Unterleib sehnsüchtig zusammen. Sie leckte sich über die Lippen, und unwillkürlich wanderte ihr Blick zu seinem Mund.

»Hör auf damit«, sagte er.

Wieder befeuchtete sie die Lippen und rutschte absichtlich auf seinem Schoß hin und her. »Womit soll ich aufhören?«, fragte sie unschuldig.

Er zog sie von seinem Schoß, setzte sie neben sich auf die Couch und erhob sich. »Ist das alles nur ein Spiel für dich? Ich versuche die ganze Zeit, ernsthaft mit dir zu reden, und du führst dich auf wie eine rollige Katze.«

Sie schnappte empört nach Luft und sprang auf. Aber so nah vor ihm sah sie nur seine Brust und hatte nicht genug Platz, um nach hinten auszuweichen. Also kletterte sie auf die Couch, stellte sich auf ein Kissen und fixierte ihn mit in die Hüfte gestemmten Händen. Als sie mit dem Finger gegen seine Brust tippte, achtete sie darauf, nicht die Seite mit den angeknacksten Rippen zu erwischen. »Du bist wirklich ein Arsch.«

Mit blitzenden Augen beugte er sich vor. »Und du bist eine verwöhnte Göre, der es egal ist, ob sie andere Menschen verletzt – solange sie damit nur ihre Ziele erreicht.«

»Das ist nicht fair. Es ist nicht meine Schuld, dass du angeschossen worden bist.«

»Ich rede nicht von der Schießerei. Es sind nicht immer Kugeln nötig, um jemanden zu verletzen. Deine scharfe Zunge reicht völlig aus. Du hättest dich auf dem Revier einfach nur auf ein vernünftiges Gespräch einlassen müssen, dann hättest du die Zweifel der Polizei zerstreuen können und Hamilton wäre zum nächsten Verdächtigen übergegangen. Aber nein, du musstest ja unbedingt die zickige Diva spielen und alle gegen dich aufbringen. Jetzt hat Hamilton dich auf dem Kieker, und ehe du bis drei zählen kannst, sitzt du hinter Gittern.«

»Ich spiele die zickige Diva? Immerhin verhalte ich mich nicht wie ein Neandertaler und kommandiere alle Welt herum. Du behandelst mich wie ein Dummerchen, das keine eigenen Entscheidungen treffen kann.«

»Oh nein, dumm bist du ganz bestimmt nicht. Du setzt deine grauen Zellen nur deswegen nicht ein, weil du so mit deinen Wutausbrüchen beschäftigt bist. Weil mal wieder nicht alles so läuft, wie du dir das vorgestellt hast.«

»Oh … du … du …« Sie war so wütend, dass sie verstummte.

»Tu dir keinen Zwang an. Beschimpf mich ruhig, so wie du es sonst auch tust. Ich hab das alles schon gehört. Lass mich wissen, wenn dir was Neues einfällt.«

Sie klappte den Mund zu, stieg von der Couch herunter und marschierte zur Tür.

»Ah, natürlich. Madison, wie sie leibt und lebt. Läuft lieber vor ihren Problemen davon, statt sich ihnen zu stellen.«

Vor der Tür hielt sie inne und wirbelte herum. »Was willst du eigentlich von mir?« Sie warf die Hände in die Luft. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Herumsitzen, während du entscheidest, was das Beste für mich ist? So tun, als hätte ich selbst keinen Kopf zum Denken?«

Er ging auf sie zu und beugte sich zu ihr herunter, sodass sie auf Augenhöhe waren.»Fällt es dir denn wirklich so schwer, mir zu vertrauen? Ich bin FBI-Agent. Ich kenne mich aus mit Entführungen, Mördern und Stalkern. Das ist mein Beruf.«

Er streckte die Hände aus und umfasste ihr Gesicht. Mit dem Daumen streichelte er sanft über ihre Wangen, sein Blick war voller Sorge. »Es kann ja sein, dass du dir nichts mehr aus mir machst, aber als du verschwunden warst, ist mir etwas klar geworden. Ob es mir nun passt oder nicht, du bedeutest mir immer noch etwas. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert. Ich will nur, dass du mir vertraust und mir die Ermittlungen überlässt. Ist das wirklich zu viel verlangt?«

Traurigkeit und Reue erfüllten sie. »Ach, Pierce. Hast du das denn immer noch nicht begriffen? Natürlich mag ich dich – viel zu sehr. Das habe ich immer getan. Deshalb bin ich auch davongelaufen. Das hier …« Sie fuchtelte mit der Hand. »Was auch immer da zwischen uns ist, dieses Band – es macht mir Angst.«

Seine Augen wurden dunkel und er beugte sich noch tiefer zu ihr herunter. »Warum macht es dir Angst?«

»Weil das alles so intensiv, so heftig ist. Es kann nicht echt, kann nicht von Dauer sein.«

Er beugte sich noch weiter herunter, seine Hüften berührten sanft die ihren, als er ihr einen federleichten Kuss auf die Lippen drückte. Bebend presste er sich an sie und küsste sie noch einmal. »Uns beide«, er küsste sie wieder, und ein Schwarm Schmetterling flatterte in ihrem Bauch, »verbindet etwas ganz Besonderes. Dieses Band sollte wie ein Schatz behütet werden. Wir sollten uns daran freuen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass unsere Liebe nicht von Dauer sein wird.«

Sie schmiegte sich an ihn, und erregende Hitze pulsierte durch ihren Körper, als sie die Arme um seinen Nacken schlang und sich seinem Kuss hingab. Die ständige Angst, die sie stets begleitete, begann sich in Nichts aufzulösen. Seine Lippen liebkosten die ihren mit einer Sinnlichkeit, bei der ihre Ängste und Sorgen verflogen. Seine Berührungen waren wie eine Droge, durch die die Welt um sie herum in einem Nebelschleier versank. Ihre Haut schien zu glühen, und sie sehnte sich verzweifelt danach, seinen Körper auf dem ihren zu spüren.

Er unterbrach den Kuss, und seine Lippen bahnten sich einen Weg über ihren Nacken. Wie ein Bogen spannte sich ihr Körper ihm entgegen, und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich besser an ihn schmiegen zu können. »Wenn du mich so hältst, dann verschwindet die Angst wie von selbst.«

»Angst?«, flüsterte er, und sein heißer Atem ließ sie erbeben, als er ihr einen Kuss auf das Schlüsselbein drückte.

Unwillkürlich erbebte sie wieder. Der Nebel um ihre Sinne schien immer dichter zu werden. »Mmh«, murmelte sie. »Es kommt mir jetzt so dumm vor, Angst zu haben, nur weil ich Damon damals ebenso verfallen war.« Und sie erwiderte seine Liebkosung mit einem Kuss auf den Nacken.

Er erstarrte und zog den Kopf ruckartig zurück. Immer noch lagen seine Hände auf ihren Hüften, und er schaute auf sie hinunter. »Damon? Du vergleichst mich ernsthaft mit dem Mann, der dich deiner Meinung nach umbringen will?«

Sie runzelte die Stirn und wollte ihn zu sich herunterziehen. »So habe ich es nicht gemeint. Ich meinte nur … ich hatte einfach Angst. Mit uns beiden, das ging einfach zu schnell. Das hat mir einen Riesenschrecken eingejagt.«

»Weil sich die Beziehung zu deinem früheren Ehemann ebenfalls so schnell entwickelte?«

»Genau.«

»Und das ist der Grund, warum du mich verlassen hast? Weil du Angst hattest, dass sich herausstellt, dass ich so bin wie er?«

»Ja … aber warte, nein, so habe ich es nicht gemeint …« Sie fuchtelte mit der Hand. »So habe ich das wirklich nicht gemeint.«

Er schob sie von der Tür weg, öffnete sie dann und beförderte sie mit einem Stoß nach draußen auf die Veranda.

»Warte, halt, was soll das werden?«

Er zerrte sie zu seinem Auto und riss die Beifahrertür auf. »Ich bringe dich zu Alex und meinen Brüdern, damit sie dich im Auge behalten. Danach hole ich deine Sachen aus der Pension. Dann löse ich diesen Fall. Und wenn ich das geschafft habe«, er beugte sich vor, sodass sein grimmiges Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war, »dann brauchst du dir nie wieder Sorgen zu machen, dass ich mich als zweiter Damon entpuppe.«

Sie riss die Augen auf. »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Lass es mich doch erklären.«

Doch er hatte sich bereits von ihr abgewandt.