DAS GEHEIMNIS DER FREIHEIT:
ANSTELLE EINES NACHWORTS

Zur Zeit der Auschwitz-Prozesse in den sechziger Jahren schrieb der Jurist Herbert Jäger in einem glänzenden Essay: »Ebensowenig wie Kriege Stahlgewitter sind, ist kollektiver Terror einfach eine Naturkatastrophe.« Er bilde vielmehr ein »Mosaik aus verbrecherischen Einzeltaten«. Die Verbrechen aber hat nicht Hitler allein »im deutschen Namen« begangen oder »das Naziregime«. Nicht ein abstraktes System schickte jüdische Kinder in die Gaskammern, sondern Menschen taten es. Diese Menschen haben nachher fast immer geleugnet, für ihr Handeln persönlich verantwortlich gewesen zu sein. Schuld seien Befehle, Zwänge, das System, Hitler gewesen, nur sie selbst nicht. Diese Menschen hatten eine Wahl, und sie wählten falsch. Berthold Beitz stand ebenfalls vor einer Wahl. Er entschied sich dafür, den Verfolgten zu helfen, er riskierte sein Leben für das, was er als richtig erachtete.

Die Historiker, die deutschen zumal, haben gelernt, in Strukturen zu denken, in gesellschaftlichen Prozessen. So wichtig und richtig dies war, so schwer tut sich diese Denkweise mitunter mit Individuen, die tatsächlich Großes leisten. Berthold Beitz hat das getan. In Polen, aber auch später, als Wegbereiter der Aussöhnung mit dem Osten und mit den Opfern der Nazidiktatur, als Unternehmer, der heute wieder als Vorbild wie aus der lange schon als fast versunken geltenden Zeit der sozialen Marktwirtschaft gilt. Er zitiert heute gern einen Satz, der dem größten Staatsmann des klassischen Athen, Perikles, zugeschrieben wird: »Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.«

Auf Berthold Beitz passt dieser Satz genau. Sein Lebensweg zeigt, was ein Mensch erreichen kann, der die Freiheit des Handelns mit Mut und Verantwortung nutzt. Und wie er trotz aller Mühen ein glücklicher Mensch werden kann.

Doch, einzelne Menschen können die Welt verändern. Jedenfalls ein Stück weit.