Wandlungen
Unaufdringlich« gehört nicht zu Claytons besten Rollen. Nicht mal, wenn er es probiert, und an diesem Nachmittag probierte er es aus Leibeskräften. Er hielt sich windabwärts von mir und in mindestens sechzig Meter Entfernung, ich konnte ihn also weder riechen noch sehen oder hören. Aber ich wusste, dass er da war.
Als ich da unter den Eichen stand, konnte ich mir einen Anflug von Gereiztheit nicht verkneifen über den zusätzlichen Druck, den seine Gegenwart auf mich ausübte – ich war ohnehin schon in einer Situation, in der sich mir die Eingeweide verkrampften. Ja, ich war es, die den Auslauf vorgeschlagen hatte, die vom Esstisch aufgesprungen war und sich bereit erklärt hatte. Er hatte gefragt, ob er währenddessen im Haus bleiben sollte – möglicherweise das erste Mal in unserer fünfzehnjährigen Beziehung, dass Clay willens gewesen war, mir so viel Freiraum zu lassen. Aber ich hatte seine Hand gepackt und ihn mit ins Freie gezerrt. Jetzt gab ich ihm die Schuld dafür, dass er ebenfalls da war. Nicht fair. Aber immer noch besser, als zuzugeben, dass ich weniger Groll auf ihn verspürte als Furcht – Furcht davor, zu versagen und ihn zu enttäuschen.
Ich holte tief Atem und füllte meine Lungen mit der lehmigen Üppigkeit eines Waldes, der eben aus den Wintermonaten emportauchte; die ersten Knospen erschienen zaghaft, als seien sie sich ihrer Sache noch nicht ganz sicher. Nicht ganz sicher … guter Ausdruck. Das war es, was ich empfand: Unsicherheit.
Unsicherheit? Versuch’s mal mit panischer Angst, die Sorte, bei der ich mir fast in die Hosen mache und die mir Magenkrämpfe verursacht.
Ich holte wieder tief Atem. Der Geruch des Waldes erfüllte mich, rief mich, wie Clays Gegenwart irgendwo dort draußen, lockte …
Denk nicht an ihn. Entspann dich einfach.
Ich folgte dem Geräusch eines klopfenden Kaninchens; ich konnte es hören, weil der Wind in meine Richtung blies, doch das Kaninchen war vollkommen ahnungslos. Im Gehen fiel mein Blick auf meinen Schatten, und ich stellte fest, dass ich immer noch auf zwei Beinen war. Gut, das war das erste Problem. Ich hatte mich ausgezogen, aber wie sollte ich mich wandeln, solange ich auf zwei Beinen stand?
Als ich in die Hocke ging, schoss ein kurzer stechender Schmerz auf der linken Seite durch meinen Unterleib, und ich erstarrte mit hämmerndem Herzen. Wahrscheinlich war es einfach nur ein Muskelkrampf oder irgendwas mit dem Darm. Und doch …
Meine Finger rieben über die harte Wölbung meines Bauchs. Ich spürte da ganz entschieden eine Wölbung, so hartnäckig Jeremy auch schwor, es sei nichts da. Ich spürte es unter der Hand, spürte es am enger werdenden Bund meiner Jeans. Clay versuchte der Frage aus dem Weg zu gehen – kluger Mann –, aber wenn man nachfragte, gab er zu, dass man es mir offenbar langsam ansah. Obwohl ich erst seit knapp fünf Wochen schwanger war. Noch etwas, das ich auf die stetig wachsende Liste von Dingen setzen konnte, die mir Angst machten.
Ganz oben auf der Liste stand, dass mein Körper nach einer regelmäßigen Wandlung zum Wolf verlangte. Ich musste mich wandeln, aber welche Auswirkungen würde das auf mein Baby haben?
Meine Angst, das Kind zu verlieren, kam für mich einer Offenbarung gleich. In den fast drei Jahren, die ich mich mit dem Gedanken herumgeschlagen hatte, ein Kind zu bekommen, hatte ich die Möglichkeit erwogen, dass die Entscheidung gar nicht bei mir lag, dass meine Werwolfsnatur es mit sich bringen könnte, dass ich kein Kind empfangen oder es nicht austragen konnte. Ich hatte dies akzeptiert. Wenn ich mein Baby verlieren sollte, würde ich wissen, dass ich keine Kinder bekommen konnte. Und damit wäre die Sache entschieden.
Jetzt, da ich tatsächlich schwanger war, kam es mir unfassbar vor, wie gleichmütig ich gewesen war. Das, was da in mir heranwuchs, war mehr als eine Ansammlung von Zellen, es war ein Traum, der Wirklichkeit wurde, ein Traum, den ich verloren geglaubt hatte, als ich zum Werwolf wurde. Ein Traum, von dem ich sicher gewesen war, ihn aufgegeben zu haben, als ich beschloss, mit Clay zusammenzubleiben.
Aber ich musste mich wandeln. Ich hatte schon zu lange gewartet, und ich spürte das Bedürfnis in jedem Muskelkrampf und jedem ruhelosen Zucken, hörte es an meinem Knurren und Schnappen, wann immer mich jemand ansprach. Zwei Mal war ich mit Clay hierhergekommen, und beide Male war ich nicht in der Lage gewesen – oder hatte mich geweigert –, mich zu wandeln. Noch ein drittes Mal, und Jeremy und Clay würden eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer mich in den Käfig sperren durfte. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme – wenn uns die Wandlung verwehrt bleibt, werden wir gewalttätig und unberechenbar –, aber angesichts meines übellaunigen Benehmens in der vergangenen Woche hätte es mich nicht gewundert, wenn sie sich um das Vorrecht gestritten hätten.
Jetzt wandel dich halt, Herrgott noch mal! Runter auf die Knie … da, siehst du? Fühlt sich doch okay an, oder? Jetzt stemm die Hände auf den Boden … so. Und jetzt konzentrier dich …
Mein Körper rebellierte, verkrampfte sich so gewaltsam, dass ich mich krümmte und nach Atem rang. Mich in einen Wolf verwandeln? Mit einem Baby im Bauch? War ich verrückt geworden? Ich würde es zerquetschen, zerreißen, ersticken –
Nein!
Ich richtete mich auf allen vieren auf, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und nur die Gedanken hineinzulassen, die den Code der Logik kannten. War dies meine erste Wandlung, seit ich schwanger geworden war? Nein. Es war die erste, seit ich erfahren hatte, dass ich schwanger war – vor zwei Wochen. Zwischen der Zeugung und dem Test musste ich mich ein halbes Dutzend Male gewandelt haben.
War während dieser Wandlungen irgendwas passiert? Blutungen? Krämpfe? Nein.
Also hör auf, dir Sorgen zu machen. Hol tief Atem, riech den Wald, grab die Finger in die feuchte Erde, hör das Pfeifen des Aprilwindes, spür das Ziehen in den Muskeln. Lauf zu Clay, er wird so froh sein, so erleichtert …
Meine Haut prickelte und spannte sich, als der Pelz zu sprießen begann –
Mein Hirn trat wieder auf die Bremse, und mein Körper verspannte sich. Schweiß rann mir über die Wangen. Ich knurrte, grub Finger und Zehen in die kühle Erde und weigerte mich, den Vorgang abzubrechen.
Entspann dich, entspann dich einfach. Hör auf, dir Gedanken zu machen, und lass deinen Körper die Arbeit machen. Wie wenn du Verstopfung hast. Entspann dich, die Natur erledigt das schon.
Verstopfung? Wenn das kein romantischer Vergleich war. Ich musste lachen, und meine bereits in der Wandlung begriffenen Stimmbänder machten ein scheußliches Kreischen daraus, das einer Hyäne eher angestanden hätte als einem Wolf, woraufhin ich nur noch mehr lachen musste. Ich kippte zur Seite, und als ich da lag und lachte, entspannte mein Körper sich endlich.
Die Wandlung setzte vollkommen selbsttätig ein. Meine Lachkrämpfe wurden zu Schmerzkrämpfen, und ich krümmte und wand mich auf dem Boden. Der übliche Schmerz der Wandlung. Aber ein immer noch panischer Teil meines Gehirns überzeugte mich davon, dass dies nicht die normale Sorte Schmerz war – ich brachte mein Kind um, erstickte es, als mein Körper sich zusammenkrümmte.
Ich muss – muss aufhören – o Gott, es geht nicht!
Ich versuchte, es abzubrechen – kämpfte, fauchte, konzentrierte mich darauf, zur menschlichen Gestalt zurückzukehren. Aber es war zu spät. Ich hatte schon viel zu lang gewartet, und jetzt war mein Körper entschlossen, die Sache hinter sich zu bringen.
Irgendwann war der Schmerz vorbei, verschwunden, ohne auch nur ein Ziehen zurückzulassen, und ich lag keuchend auf der Seite. Dann sprang ich auf die Füße.
Verdammt, nicht so schnell! Sei vorsichtig.
Ich stand bewegungslos da, mit Ausnahme meines Schwanzes, der nicht aufhören konnte, von einer Seite zur anderen zu peitschen, als wollte er sagen: »Gut, wir haben uns gewandelt. Worauf wartest du also? Gehen wir rennen!« Der Rest meines Körpers hatte nichts gegen die Aussage einzuwenden, ließ aber den Schwanz das Brüllen erledigen und verlegte sich auf subtilere Zeichen der Ruhelosigkeit: ein jagendes Herz, Ohren, die in alle Richtungen spielten, gespannte Muskeln. Ich selbst weigerte mich, mich von der Stelle zu rühren, bevor ich Inventur gemacht hatte – bevor ich sichergestellt hatte, dass alles in Ordnung war.
Erst mein Bauch. Keine merklichen Anzeichen für Schwierigkeiten. Ich keuchte, dehnte die Brust, probierte aus, ob die Bewegung irgendwo weh tat. Sie tat nichts dergleichen, aber mein Magen ließ ein Knurren hören, als der Geruch des nahen Kaninchens an mir vorbeizog. Man wäre wirklich nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich gerade erst ein dreigängiges Mittagessen verschlungen hatte. Undankbarer Magen. Aber der andere Teil meines Bauches, der, der sich gerade mit neuem Leben füllte – der fühlte sich tadellos an.
Ich hob die Pfoten nacheinander an, streckte die Gelenke und ließ sie kreisen. Gut. Meine Nase und die Ohren hatten keine Schwierigkeiten gehabt, das Kaninchen zu registrieren. Und der immer noch wedelnde Schwanz funktionierte unverkennbar. In Ordnung, jetzt reichte es.
Ich setzte mich in Bewegung. Eine Pfote, zwei, drei, vier … Kein Protestgeschrei aus dem Bauch. Ich setzte mich in Trab und begann dann zu rennen – und dann stürmte ich quer über die Lichtung. Immer noch keine Anzeichen von Komplikationen.
Als Nächstes kamen die schwierigeren Manöver, die Wolfsbewegungen. Ich kauerte mich auf den Boden, ließ das Hinterteil hin und her wippen und sprang dann nach einer imaginären Maus. Als ich auf dem Boden aufkam, fuhr ich herum, die Lefzen hochgezogen, und schnappte nach einem unsichtbaren Feind. Ich sprang quer über die Lichtung. Ich drehte mich im Sprung. Ich tanzte auf den Hinterbeinen. Ich stürzte vor. Ich jagte meinen eigenen Schwanz …
Als ich hinter mir ein pfeifendes Geräusch hörte, erstarrte ich, die Haare meiner eigenen Schwanzspitze noch zwischen den Zähnen. Dort, auf der anderen Seite der Lichtung, kauerte ein großer goldfarbener Wolf, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, die Augen geschlossen, das Hinterteil in der Luft, und sein ganzer Körper zitterte unter dem merkwürdigen Pfeifen. Seine Augen öffneten sich, leuchtend blau und funkelnd vor Erleichterung und Erheiterung, und mir wurde klar, was das Geräusch bedeutete. Er lachte über mich.
Lachte. Ich hatte gerade ein fürchterliches Trauma durchlebt, und der Typ hatte den Nerv, darüber zu lachen? Ich wusste, die Hälfte dieses Lachens war blanke Erleichterung, weil ich mich gewandelt hatte, und ich gebe zu, ich hatte wahrscheinlich etwas albern gewirkt, als ich da allein auf der Lichtung herumtobte. Und trotzdem konnten Respektlosigkeiten wie diese nicht hingenommen werden.
Mit so viel Würde, wie ich aufbrachte, während mir noch die Schwanzhaare zwischen den Zähnen hingen, drehte ich mich um und stelzte in die entgegengesetzte Richtung davon. Auf halber Strecke über die Lichtung fuhr ich herum und stürzte mit entblößten Zähnen auf ihn zu. Seine Augen weiteten sich, plötzlich verstand er – »Oh, Mist« –, und er wich eben noch rechtzeitig zurück, um mir aus dem Weg zu gehen, und schoss dann davon, in den Wald hinein.
Ich jagte hinter ihm her. Den Pfad entlang, die Nase dicht am Boden. Die Erde war getränkt mit dem Geruch meiner Beute – das war Absicht, er schlug Bögen und lief im Kreis, erfüllte diesen Waldfleck mit seinem Geruch, in der Hoffnung, mich von der Spur abzubringen.
Ich entwirrte das Netz aus Fährten und suchte mir die jüngste davon heraus. Als ich schneller wurde, schoss der Erdboden unter mir vorbei. Weiter vorn mündete der Pfad auf eine Lichtung. Ich warf mich vorwärts, in der Vorfreude darauf, dass ich nun ungehindert rennen konnte, aber bevor ich den Rand der Lichtung erreicht hatte, grub ich die Klauen in den Boden und kam schlingernd und ohne jede Eleganz zum Stehen.
Ich stand da, während das Adrenalin in mir donnerte, mich drängte, ihn zu finden und zu besiegen. Ich schloss die Augen, ein Schauer lief mir über den Rücken. Viel zu gierig. Mach so weiter, und du läufst geradewegs in eine Falle. Nach einer Sekunde begann der Adrenalinstoß abzuebben, und ich setzte mich wieder in Bewegung, vorsichtig jetzt, die Ohren aufgestellt, die Nase erhoben, um im Gehen wittern zu können.
Dieses Mal retteten mich meine Augen. Sie und die Sonne, die durch die rasch vorüberziehenden Wolken hindurchbrach. Ein Riss in der Wolkendecke, und ich erhaschte ein Aufblitzen von Gold zwischen den Bäumen. Er hielt sich windabwärts von mir, kauerte etwas links vom Ende des Pfades und wartete darauf, dass ich herausgestürmt kam.
Ich wich ein paar Schritte zurück. Ein etwas mühsames Manöver – manche Dinge, die auf zwei Beinen mühelos vonstatten gehen, sind für einen Vierbeiner schwer zu koordinieren. Als ich so weit gekommen war, wie ich konnte, sah ich über die Schulter nach hinten. Die Bäume standen dich an dicht um mich herum. Nicht genug Platz für ein geräuschloses Wendemanöver.
Ich tat einen vorsichtigen Schritt vom Pfad herunter. Das Unterholz war vom Frühjahrsregen weich und feucht. Ich stieß mit der Pfote hinein, aber es verursachte kein Geräusch. Geduckt, um unterhalb der Zweige zu bleiben, setzte ich mich in Bewegung, schlug einen Bogen, um in seinen Rücken zu gelangen. Als ich nahe genug herangekommen war, um durch die Bäume sehen zu können, spähte ich nach vorn. Er kauerte neben dem Pfad, bewegungslos wie eine Statue, nur die zuckende Schwanzspitze verriet seine Ungeduld.
Ich fand die direkteste Angriffslinie, kauerte mich zusammen und sprang. Ich landete auf seinem Rücken und versenkte die Zähne in dem dicken Fell um seinen Hals. Er kläffte und machte Anstalten, sich nach hinten zu werfen; dann hielt er inne. Ich stieß ein knurrendes Lachen aus – ich wusste, er würde nicht wagen, mich in meiner »Verfassung« abzuschütteln. Ich brauchte nichts weiter zu tun, als festzuhalten und –
Er ließ sich fallen, ließ ganz einfach die Beine einknicken, so dass sein Körper meinen eigenen Fall abfing, aber die Plötzlichkeit der Bewegung überraschte doch so, dass ich seinen Nackenpelz losließ. Er glitt unter mir heraus, drehte sich und nagelte mich fest; seine Zähne schlossen sich um meinen Unterkiefer. Ich trat nach seinem Bauch. Er schnaubte, als meine Pfoten auftrafen, machte aber keine Anstalten zu kämpfen.
Stattdessen sah er auf mich herunter; Unentschlossenheit flackerte in seinen Augen. Dann ließ er meinen Kiefer los, und sein Kopf schoss herunter zu meiner Kehle. Ich zappelte und versuchte auszuweichen, aber er vergrub lediglich die Nase in meinem eigenen Nackenpelz und atmete tief ein. Er schauderte, und seine Beine zitterten an meinen Flanken. Ein kurzes Zögern. Ein leises Knurren, dann drehte er sich von mir ab und verschwand wieder zwischen den Bäumen.
Ich rappelte mich auf und machte mich an die Verfolgung. Diesmal war sein Vorsprung zu groß, und ich kam ihm nur nahe genug, um sein Hinterteil vor mir dahinjagen zu sehen. Er hob den Schwanz – er machte sich über mich lustig, zum Teufel mit ihm. Ich stürzte vorwärts und kam ihm nahe genug, um das Klopfen seines Herzschlags zu hören. Er bog ab, zwängte sich durch das knackende Unterholz in den Wald hinein, vom Pfad herunter, und ich lachte in mich hinein. Jetzt hatte ich ihn. Sich einen neuen Pfad zu bahnen, würde ihn eben genug aufhalten, dass ich …
Ein Paar Schneehühner flog auf, beinahe unter meinen Pfoten hervor. Ich kam schlitternd zum Stehen und wäre vor Schreck fast hintenübergekippt. Während die panischen Vögel himmelwärts verschwanden, versuchte ich mich zu orientieren, sah mich um … und stellte fest, dass ich allein war. Ausmanövriert. Zum Teufel mit ihm. Und zum Teufel mit mir dafür, dass ich darauf hereingefallen war.
Ich fand seine Fährte, aber ich war noch keine dreißig Meter weit gekommen, als ein gurgelndes Stöhnen die Stille zerriss. Ich blieb stehen, und meine Ohren stellten sich auf. Ein Grunzen, dann schweres Atmen. Er wandelte sich.
Ich sprang ins nächste Gebüsch und begann mit meiner eigenen Wandlung. Sie erfolgte rasch, getrieben von einer gesunden Doppeldosis aus Adrenalin und Frustration. Als ich fertig war, war er immer noch in seinem Gebüsch.
Ich schlich mich zur anderen Seite, schob eine Hand voll Laub zur Seite und spähte hinein. Er war fertig, hatte sich aber noch nicht ganz erholt – er war auf allen vieren und keuchte, um wieder zu Atem zu kommen. Die Regeln der Fairness hätten verlangt, dass ich ihm die dafür nötige Zeit gab, aber ich war nicht in der richtigen Stimmung für Regeln.
Ich warf mich mit einem Satz auf seinen Rücken. Bevor er reagieren konnte, hatte ich ihm den Arm um den Hals gelegt und den Unterarm gegen seine Luftröhre gedrückt.
Ich beugte mich über seine Schulter. »Hast du gedacht, du kommst so einfach davon?«
Seine Lippen murmelten einen Fluch, aber es war kein Laut zu hören. Seine Schultern sanken ab, als erklärte er sich für besiegt. Als ob ich dumm genug gewesen wäre, darauf hereinzufallen. Ich tat so, als lockerte ich meinen Griff. Und natürlich – sobald ich es tat, fuhr er herum und versuchte mich zu packen.
Ich glitt von seinem Rücken und zog ihn seitlich mit mir nach unten. Bevor er sich fangen konnte, war ich über ihm, den Unterarm wieder an seiner Kehle. Seine Hände glitten an meinen Flanken aufwärts und nach vorn und legten sich um meine Brüste.
»Uh-oh«, knurrte ich, ohne den Druck auf seine Luftröhre zu lockern. »Keine Ablenkungsmanöver.«
Er seufzte und ließ die Hände sinken. Ich gab etwas nach, und augenblicklich schüttelte er mich ab, immer noch sehr viel behutsamer als üblich, und hatte mich so unentrinnbar festgenagelt wie zuvor in Wolfsgestalt. Er senkte sich auf mich herunter, Bauch und Unterleib auf mir; seine Hände kehrten zu meinen Brüsten zurück, und er grinste mich an, als wollte er mich auffordern, jetzt noch etwas dagegen zu unternehmen.
Ich starrte ihn wütend an. Dann schoss ich plötzlich hoch und grub ihm die Zähne in die Schulter. Er fuhr zurück. Ich rappelte mich auf und drückte ihn meinerseits auf den Boden, die Hände auf seinen Schultern, die Knie auf seinen Oberschenkeln. Er wehrte sich, aber die einzige Möglichkeit, mich loszuwerden, wäre gewesen, mich von sich herunterzuschleudern.
»Erwischt?«, fragte ich.
Er versuchte es mit einem letzten Zucken und nickte dann. »Erwischt.«
»Gut.«
Ich ließ die Knie von seinen Schenkeln rutschen und schob mich über ihn. Er versuchte nach oben zu stoßen, aber ich hielt ihn mit den Hüften am Boden fest und schob mich in die richtige Position. Als ich etwas Hartes unter mir spürte, hielt ich inne und wand mich über ihm. Er stöhnte und versuchte meine Hüften zu packen, während ich seine Schultern fester umklammerte; dann schloss ich die Augen und senkte mich auf ihn herab.
Er kämpfte unter mir, versuchte zu stoßen, zu packen, die Kontrolle zu übernehmen, aber ich hielt ihn am Boden fest. Einen Moment später gab er es auf und wölbte sich über dem Erdboden, die Finger in die Grasbüschel gekrallt, die Kiefer zusammengepresst, die Augen zu Schlitzen verengt, aber nach wie vor offen, immer offen, um mich zu beobachten. Als mich die erste Welle des Höhepunkts durchzuckte, ließ ich ihn los, aber er blieb, wo er war, und überließ mir die Führung. Ich hörte eben noch sein Knurren, als er kam, und als ich selbst fertig geworden war und mich über ihn beugte, waren seine Lider schwer, und ein träges Grinsen bog seine Mundwinkel nach oben.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte er.
Ich streckte mich auf seinem Körper aus und legte den Kopf in die Höhlung unterhalb seiner Schulter. »Ganz entschieden.«