16. Kapitel
Da ich sehr früh dort ankam, setzte ich mich auf
ein Ledersofa in der Eingangshalle und betrachtete mir die Mädchen.
Viele Schulen hatten schon Ferien, ungefähr eine Million Mädchen
saßen und standen herum und warteten auf ihre Kavaliere.
Mädchen mit übereinandergeschlagenen Beinen, Mädchen mit nicht übereinandergeschlagenen Beinen, Mädchen mit abscheulichen Beinen, Mädchen mit fabelhaften Beinen.
Manche machten einen sehr sympathischen Eindruck, und manche sahen so aus, als ob sie gemein wären, wenn man sie näher kennenlernte. Es war wirklich ein unterhaltender Anblick.
Andererseits war es auch deprimierend, weil man immer darüber nachdenken mußte, was aus ihnen werden würde. Wenn sie aus der Schule und aus dem College kämen, meine ich. Die meisten heiraten wohl irgendwelche blöden Männer.
Esel, die immer davon reden, wie viele Liter Benzin ihr Auto braucht. Esel, die wütend und kindisch werden, wenn man sie beim Golf schlägt oder auch nur bei irgendeinem so blöden Spiel wie Pingpong. Gemeine Esel. Esel, die nie ein Buch lesen.
Tödlich langweilige Esel. - Aber in diesem Punkt muß ich vorsichtig sein. Ich meine, daß ich manche Menschen langweilig nenne. Ich verstehe langweilige Leute eben nicht. Im Ernst. In Elkton Hills wohnte ich zwei Monate lang mit einem Harris Macklin im gleichen Zimmer. Er war sehr intelligent, aber einer der schrecklichsten Langweiler, die man sich vorstellen kann. Er hatte eine knarrende Stimme und redete sozusagen pausenlos. Er redete pausenlos, und noch schlimmer war, daß er nie etwas erzählte, was man hören wollte. Aber etwas konnte er. Dieser blöde Hund konnte besser pfeifen als irgend jemand, den ich je gehört habe. Wenn er sein Bett machte oder seine Sachen in den Schrank hängte - er hatte immer etwas im Schrank aufzuhängen, ich wurde fast wahnsinnig davon -, pfiff er dabei, falls er nicht mit seiner knarrenden Stimme redete. Er konnte sogar klassische Musik pfeifen, aber meistens pfiff er nur Jazz. Die verrücktesten Jazzmelodien pfiff er so spielend und natürlich - während er dabei seine Sachen in den Schrank hängte -, daß man ganz erschlagen war. Ich sagte ihm selbstverständlich nie, daß ich sein Pfeifen fabelhaft fände. Man kann nicht einfach so zu jemand sagen: »Du pfeifst fabelhaft.« Aber ich blieb zwei ganze Monate mit ihm zusammen - nur weil er so pfeifen konnte, obwohl er mich so langweilte, daß ich fast wahnsinnig wurde.
Ich kann also die langweiligen Leute nicht beurteilen. Vielleicht sollte es einem gar nicht so leid tun, wenn ein sympathisches Mädchen so einen heiratet. Die meisten tun keinem Mensche n etwas zuleide, und vielleicht können alle im geheimen fabelhaft pfeifen oder sonst etwas. Wer zum Teufel kann das wissen? Ich nicht.
Endlich sah ich Sally die Treppe heraufkommen und ging ihr entgegen. Sie sah toll aus, das muß man sagen. Sie hatte einen schwarzen Mantel und eine Art schwarzes Beret an. Hüte trug sie fast nie, aber dieses Beret stand ihr gut. Komischerweise hatte ich in dem Augenblick, als ich sie sah, Lust, sie zu heiraten. Ich bin nicht bei Trost. Ich hatte sie ja nicht einmal gern, und trotzdem meinte ich plötzlich, ich sei in sie verliebt und wolle sie heiraten. Gott sei's geklagt, ich bin verrückt. Ich gebe es zu.
»Holden!« sagte sie. »Wie wunderbar, dich wiederzusehen! Es ist Ewigkeiten her.« Sie redete immer so laut, daß es peinlich war, wenn man sie irgendwo traf. Sie konnte sich das erlauben, weil sie so verflucht gut aussah, aber ich bekam jedesmal Krämpfe davon.
»Toll, dich zu sehen«, sagte ich. Ich meinte es sogar ehrlich. »Wie geht's dir denn?«
»Hundertprozentig glänzend. Komm ich zu spät?«
Ich sagte, sie käme nicht zu spät, aber tatsächlich hatte sie ungefähr zehn Minuten Verspätung. Mir war es allerdings absolut gleichgültig. Was immer man auf Karikaturen in der Saturday Evening Post und so sieht - Männer an Straßenecken, die fürchterlich verärgert sind, weil ihre Angebetete sich verspätet -, das ist alles Mist. Wenn ein Mädchen toll aussieht, wenn sie kommt, wer schert sich dann darum, ob sie zu spät kommt? Kein Mensch. »Wir müssen uns eilen«, sagte ich. »Es fängt um zwanzig vor drei an.« Wir gingen wieder die Treppe hinunter zu den Taxis.
»Wohin gehen wir?« fragte sie.
»Ich weiß nicht. Zu den Lunts. Ich habe nur dafür Karten bekommen können.«
»Die Lunts! Das ist ja wunderbar!«
Ich hatte genau gewußt, daß sie außer sich geraten würde, wenn sie das hörte.
Auf der Fahrt ins Theater küßten wir uns ein bißchen. Zuerst wollte sie nicht, wegen dem Lippenstift und so, aber ich war wahnsinnig drauf aus, und ihr blieb keine andere Wahl.
Zweimal, als das verdammte Taxi plötzlich bremste, wäre ich beinah vom Sitz gefallen. Diese Chauffeure geben nie acht, wo sie hinfahren. Dann - daran kann man sehen, wie verrückt ich bin - sagte ich ihr nach einer großen Umarmung, daß ich sie liebte und alles. Natürlich war das eine Lüge, aber als ich es sagte, meinte ich es eben wirklich. Ich bin vollkommen verrückt. Im Ernst.
»Liebling, ich lieb dich auch«, antwortete sie. Dann sagte sie im gleichen Atemzug: »Versprich mir, daß du dir die Haare länger wachsen läßt. Diesen kurzen Schnitt hat man nicht mehr. Und deine Haare sind so hübsch.«
Hübsch, sagte sie, bei meinem Arsch!
Das Stück war nicht so übel, wie viele andere, die ich gesehen hatte. Immerhin war es auf der Schundseite. Es schilderte fünfhunderttausend Jahre aus dem Leben eines Ehepaares. Es fängt an, als sie noch jung sind und die Eltern von ihr nicht wollen, daß sie ihn heiratet, aber sie heiratet ihn doch. Dann werden sie immer älter. Der Mann muß in den Krieg, und seine Frau hat einen Bruder, der Alkoholiker ist. Ich brachte kein brennendes Interesse dafür auf. Es war mir ziemlich gleichgültig, wenn irgendein Familienmitglied starb oder sonst etwas mit ihm passierte. Es waren eben nur Schauspieler. Das Ehepaar war ganz sympathisch - sehr geistreich und so -, aber ich konnte wirklich nicht teilnehmen. Erstens tranken sie durch das ganze Stück Tee oder sonst eine verdammte Flüssigkeit. Jedesmal, wenn man sie wiedersah, servierte ihnen ein Butler Tee, oder die Frau schenkte jemandem Tee ein. Und fortwährend kam jemand herein oder ging hinaus - man wurde ganz schwindlig von all den Leuten, die sich setzten oder aufstanden. Alfred Lunt und Lynn Fontanne stellten das Ehepaar dar. Sie spielten gut, aber ich fand sie nicht sympathisch. Immerhin muß ich sagen, daß sie anders waren als die übrigen. Sie benahmen sich zwar nicht wie natürliche Menschen, aber auch nicht wie Schauspieler. Es ist schwer zu beschreiben. Sie benahmen sich eher so, als ob sie wüßten, daß sie Berühmtheiten waren. Sie spielten gut, aber eben zu gut. Wenn ein Ehepartner seine Rede gehalten hatte, antwortete der andere blitzschnell etwas. Das sollte den Eindruck von Leuten erwecken, die wirklich zusammen sprechen, sich ins Wort fallen und so weiter. Aber der Fehler war eben, daß es zu beabsichtigt wirkte. Ihre Art erinnerte mich ein bißchen an die Art, wie Ernie draußen im Village Piano spielte. Wenn man etwas zu vollkommen macht, muß man sehr achtgeben, daß keine Aufschneiderei daraus wird. Denn dann ist es schon nicht mehr so vollkommen. Aber wie gesagt, die Lunts waren die einzigen im ganzen Stück, die wenigstens intelligent wirkten. Das muß ich zugeben.
Nach dem ersten Akt gingen wir mit allen andern hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Das war eine herrliche Versammlung.
Lauter affektierte Esel, die wie besessen rauchten und laut über das Theaterstück redeten, damit jeder hören und bewundern könnte, wie geistreich sie redeten. Neben uns stand irgendein blöder Filmschauspieler mit seiner Zigarette. Ich kann mir seinen Namen nicht merken. Er spielt in Kriegsfilmen immer einen Burschen, der Angst bekommt, bevor es überhaupt losgeht. Seine Begleiterin war eine kolossale Blondine, und beide versuchten sich möglichst blasiert aufzuführen, als ob sie gar nicht wüßten, daß alle Leute zu ihnen hinschauten.
Hinreißend bescheiden.
Das machte mir großen Spaß. Sally schwärmte zwar über die Lunts, sagte aber sonst nicht viel, weil sie vollauf mit Herumschauen und Charmant-Sein beschäftigt war. Dann sah sie plötzlich auf der andern Seite des Foyers einen Jüngling, den sie kannte. Einen in dem üblichen dunkelgrauen Flanellanzug mit karierter Weste. Typisch Ivy League. Überwältigend. Er stand an der Wand, rauchte sich fast zu Tode und sah höchst gelangweilt aus. Sally sagte fortwährend: »Den kenne ich von irgendwoher.« Überall, wo man mit ihr hinging, kannte sie irgend jemand oder bildete es sich wenigstens ein. Sie wiederholte es so oft, bis ich genug davon hatte und sagte: »Dann geh doch zu ihm, wenn du ihn kennst, und gib ihm einen Kuß. Das wird ihn freuen.« Daraufhin war sie beleidigt.
Schließlich entdeckte dieser Mensch sie aber und kam zu uns herüber. Die Begrüßung war sehenswert. Als ob sie sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hätten. Als ob sie als Kinder in der gleichen Badewanne gesessen hätten oder was weiß ich.
Alles verlogen. Es konnte einem schlecht werden. Vermutlich waren sie einander erst ein einziges Mal in irgendeiner Affengesellschaft begegnet. Als sie endlich ganz erschöpft waren, stellte Sally mich vor. Er hieß George Soundso - ich erinnere mich nicht mehr - und war in Andover. Ungeheure Ehre. Am schönsten war, als Sally ihn fragte, wie ihm das Stück gefiele. Er gehörte zu den affektierten Eseln, die sich zuerst Raum schaffen müssen, bevor sie eine Frage beantworten können. Er trat also einen Schritt zurück und trat dabei der hinter ihm stehenden Dame auf den Fuß. Wahrscheinlich zertrümmerte er ihr sämtliche Zehen. Er sagte, das Stück sei an sich kein Meisterwerk, aber die Lunts spielten natürlich absolut göttlich. Göttlich! Herr im Himmel. Göttlich! Das war mir zuviel.
Dann schwätzten er und Sally über alle möglichen gemeinsamen Bekannten. Es war die affektierteste Unterhaltung, die man sich vorstellen kann. Beide dachten immer so rasch sie nur konnten an alle Orte, die ihnen einfielen, und nannten dann den Namen von irgend jemand, der dort wohnte. Ich war gerade bereit zu kotzen, als wir endlich an unsere Plätze zurück mußten. Und nach dem zweiten Akt setzten sie wirklich dieses sterbenslangweilige Gespräch fort. Es fielen ihnen noch weitere Namen und Orte ein. Am schlimmsten war aber wohl seine Stimme - eine gekünstelte Ivy-League-Stimme, fürchterlich müde und blasiert. Dieser Hund fand es ganz in Ordnung, mit seiner Mädchenstimme auf meine Begleiterin einzureden. Nach dem Theater dachte ich zuerst, er werde sich sogar mit uns ins Taxi setzen, weil er zwei Häuserblocks mitging, aber dann sagte er, er müsse ein paar Leute zum Cocktail treffen. Ich sah deutlich vor mir, wie sie alle mit ihren verdammten karierten Westen in einer Bar hockten und mit ihren müden, blasierten Stimmen Theaterstücke und Bücher und Frauen kritisierten. Diese Burschen machen mich krank.
Als wir ins Taxi stiegen, hatte ich schon beinah einen Haß auf die gute Sally, nachdem ich zehn Stunden lang diesem Andover Affen hatte zuhören müssen. Ich war im Begriff, sie einfach nach Hause zu bringen - allen Ernstes -, aber sie sagte: »Ich hab eine wunderbare Idee!« Wunderbare Ideen hatte sie immer.
»Wann mußt du zum Essen zu Hause sein?« fragte sie. »Ich meine, bist du furchtbar eilig oder so? Mußt du zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein?«
»Ich? Nein. Zu keiner bestimmten Zeit.« Ein wahreres Wort wurde noch nie ausgesprochen, weiß der Himmel. »Warum?«
»Dann wollen wir auf dem Eisplatz von Radio City Schlittschuh laufen.«
Diese Sorte Ideen war charakteristisch für sie.
»Schlittschuh laufen? Dort? Jetzt sofort meinst du?«
»Nur für eine Stunde oder so. Willst du nicht? Wenn du keine Lust hast-«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich keine Lust habe. Wenn du das willst, dann gehen wir natürlich.«
»Im Ernst? Du brauchst es nicht zu sagen, wenn du nicht wirklich Lust hast. Ich meine, es ist mir ganz gleichgültig, ob wir gehen oder nicht.«
Gleichgültig war es ihr allerdings.
»Man kann dort so süße Schlittschuhröckchen mieten«, sagte sie. »Jeanette Cultz hat das letzte Woche auch gemacht.« Aus diesem Grund lag ihr so viel daran. Sie wollte sich in so einem kurzen Röckchen sehen, was gerade so über den Hintern reicht.
Wir fuhren also hin, und nachdem wir Schlittschuhe bekommen hatten, mietete Sally ein winziges blaues Röckchen.
Es stand ihr aber verdammt gut, das muß ich zugeben. Und es soll nur niemand meinen, sie hätte das nicht gewußt. Sie ging immer vor mir her, damit ich sehen konnte, wie entzückend ihr kleines Hinterteil aussah. Es war auch entzückend, das kann man nicht leugnen.
Komischerweise liefen wir von allen Leuten auf dem ganzen elenden Eisplatz am schlechtesten Schlittschuh. Tatsächlich am schlechtesten. Dabei konnten viele andere auch nichts. Sallys Knöchel knickten dermaßen um, daß sie praktisch das Eis berührten. Es sah nicht nur lächerlich aus, sondern es tat ihr wohl auch höllisch weh. Meine taten mir jedenfalls weh. Sie brachten mich fast um. Wir müssen einen herrlichen Anblick geboten haben. Und das schlimmste war, daß mehrere hundert Gaffer herumstanden, die nichts Besseres zu tun hatten, als zuzuschauen, wie die andern über ihre eigenen Beine fielen.
»Sollen wir drinnen einen Tisch suchen und etwas trinken?« fragte ich schließlich.
»Das ist die wunderbarste Idee von allen deinen Vorschlägen heute«, sagte sie. Sie gab schon fast den Geist auf. Entsetzlich.
Sie tat mir wirklich leid.
Wir zogen also die verdammten Schlittschuhe aus und gingen in die Bar, wo man ohne Schuhe sitzen und die Eisläufer betrachten kann. Sobald wir einen Tisch hatten, streifte Sally die Handschuhe ab, und ich gab ihr eine Zigarette. Sie schien nicht besonders glücklich zu sein. Als der Kellner kam, bestellte ich eine Coca für sie - sie trank keinen Alkohol - und einen Whisky mit Soda für mich; dieser Hund wollte mir aber keinen bringen, so daß ich ebenfalls eine Coca nehmen mußte. Dann fing ich an, Streichhölzer anzuzünden. Das tue ich oft, wenn ich dazu aufgelegt bin. Ich lasse sie brennen, bis ich sie nicht mehr halten kann, und werfe sie dann in den Aschenbecher. Eine nervöse Gewohnheit.
Plötzlich sagte Sally aus heiterem Himmel: »Du, ich muß wissen, ob du zu mir kommen willst, um mit mir den Baum zu schmücken? Ich muß das jetzt wissen.« Sie war immer noch gereizt, weil ihr die Knöchel vom Schlittschuhlaufen weh taten.
»Ich hab dir ja schon geschrieben, daß ich käme. Du hast mich mindestens schon zwanzigmal gefragt. Natürlich komme ich.«
»Ich meine nur, daß ich es jetzt wissen muß«, sagte sie. Ihre Augen schweiften in der verdammten Bar herum.
Ich hörte plötzlich mit den Streichhölzern auf und beugte mich näher zur ihr über den Tisch. Ich hatte ein paar wichtige Themen vor. »Du, Sally«, sagte ich.
»Was?« fragte sie. Dabei schaute sie zu einem Mädchen hinüber, das an einem andern Tisch saß.
»Hast du schon einmal alles satt gehabt?« fragte ich. »Ich meine, hast du schon einmal Angst gehabt, daß alles schlimmer wird, wenn du nicht etwas unternimmst? Hast du die Schule gern, meine ich?«
»Nein, sie langweilt mich gräßlich.«
»Aber ist sie dir wirklich verhaßt? Ich weiß natürlich, daß sie gräßlich langweilig ist, aber ich möchte wissen, ob sie dir richtig verhaßt ist.«
»Ach, eigentlich nicht verhaßt. Man muß schließlich doch immer-«
»Schön, aber mir ist sie wirklich verhaßt. Herr im Himmel, mir ist sie verhaßt«, sagte ich. »Aber nicht nur die Schule. Einfach alles. New York und das alles hasse ich auch - die Taxis und die Autobusse, wo der Fahrer einen immer anbrüllt, daß man hinten aussteigen soll. Und dann hasse ich es, wenn man affektierten Eseln vorgestellt wird, die die Lunts göttlich finden, und daß man im Lift fahren muß, wenn man nur mal rausgehen will, und bei Brooks immer diese Kerle, bei denen man Hosen anprobieren muß und daß die Leute immer -«
»Bitte, schrei nicht so«, sagte Sally. Das war unsinnig, denn ich hatte überhaupt nicht geschrien.
»Zum Beispiel Autos«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Die meisten Leute sind mit Autos nicht bei Trost. Sie nehmen es furchtbar tragisch, wenn der kleinste Kratzer dran ist, und reden die ganze Zeit davon, wie viele Liter Benzin es braucht, und wenn sie einen ganz neuen Wagen haben, denken sie schon wieder daran, ihn gegen einen noch neueren umzutauschen. Ich kann nicht einmal alte Autos ausstehen. Sie interessieren mich einfach nicht. Ich hätte lieber ein verdammtes Pferd. Ein Pferd ist doch wenigstens menschlich, Herr im Himmel. Mit einem Pferd kann man wenigstens -«
»Ich weiß nicht, von was du eigentlich reden willst«, sagte Sally. »Du springst von einem -«
»Soll ich dir etwas sagen? Du bist vielleicht der einzige Grund, warum ich jetzt in New York oder überhaupt irgendwo bin. Wenn du nicht da wärst, wäre ich wahrscheinlich irgendwo beim Kuckuck.
Im Urwald oder was weiß ich. Du bist praktisch der einzige Grund, warum ich noch hier bin.«
»Das ist lieb von dir«, sagte sie. Aber man merkte deutlich, daß sie mich von dem verdammten Thema abbringen wollte.
»Du solltest einmal in eine Jungenschule gehen«, sagte ich. »Versuch's nur einmal. Dort sind lauter verlogene Heuchler, und man soll nur immer lernen, damit man sich später einen verdammten Cadillac kaufen kann, und man muß immer so tun, als ob es einem wichtig wäre, daß die Fußballmannschaft gewinnt, und man schwätzt den ganzen Tag nur über Mädchen und Alkohol und sexuellen Mist, und alle kleben in dreckigen Cliquen zusammen. Die von der Basketballmannschaft halten zusammen, die Katholischen halten zusammen, die gottverdammten Intellektuellen halten zusammen, die Bridgespieler halten zusammen. Sogar die vom Buch-des-Monats-Klub halten zusammen. Wenn man versucht, eine halbwegs intelligente -«
»Jetzt hör aber auf«, sagte Sally. »Viele haben von der Schule wirklich mehr als das.«
»Stimmt! Allerdings haben manche mehr davon! Aber das ist eben alles, was ich selber davon habe. Verstehst du? Davon rede ich. Von diesem verfluchten Punkt rede ich. Ich habe überhaupt von fast nichts etwas. Ich bin schon vollkommen runter.«
»Offenbar.«
Plötzlich kam mir eine Idee.
»Hör«, sagte ich, »ich habe eine Idee. Hättest du nicht Lust, von hier wegzukommen? Ich habe schon einen Plan. Ich kenne einen in Greenwich Village, der uns ein paar Wochen sein Auto leihen würde. Er war früher in der gleichen Schule wie ich und ist mir noch zehn Dollar schuldig. Wir könnten morgen früh nach Massachusetts und Vermont und so weiter fahren. Dort ist es phantastisch schön, wirklich.« Ich wurde immer aufgeregter, je länger ich daran dachte, und schließlich griff ich über den Tisch und nahm ihre verdammte Hand. Ein solcher gottverfluchter Idiot war ich. »Wirklich im Ernst«, sagte ich.
»Ich habe ungefähr hundertachtzig Dollar auf der Bank. Die kann ich holen, sobald die Bank am Morgen offen ist, und dann könnte ich mir das Auto leihen. Im Ernst. Wir bleiben einfach auf den Campingplätzen und so, bis uns das Geld ausgeht. Wenn wir dann keins mehr haben, kann ich irgendwo eine Arbeit finden und wir könnten irgendwo an einem Fluß und so weiter leben, und später könnten wir heiraten oder so. Im Winter würde ich für uns Holz fällen. Großer Gott, wir hätten es fabelhaft schön! Was meinst du? Komm, sag etwas! Was meinst du? Willst du das mit mir tun? Bitte!«
»Man kann doch so etwas nicht einfach tun«, sagte Sally. Sie schien tief gekränkt zu sein.
»Warum nicht? Warum zum Teufel denn nicht?«
»Schrei mich nicht so an«, sagte sie. Reiner Mist, denn ich hatte sie überhaupt nicht angeschrien.
»Warum soll man das nicht können? Warum nicht?«
»Weil man es einfach nicht kann. Erstens sind wir beide eigentlich noch Kinder. Und hast du dir vielleicht überlegt, was du tun willst, falls du keine Arbeit findest, wenn du kein Geld mehr hast? Wir würden einfach verhungern. Das Ganze ist so phantastisch, es ist überhaupt nicht -«
»Gar nicht phantastisch. Ich bekäme schon Arbeit. Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Was hast du denn dagegen. Willst du nicht mit mir fort? Sag's ehrlich, wenn du nicht willst.«
»Es ist nicht deswegen. Gar nicht deswegen«, sagte Sally. Ich hatte schon eine Art Haß gegen sie.
»Wir haben später noch lange Zeit für das alles. Ich meine, wenn du im College warst und so, und wenn wir geheiratet hätten. Wir können dann noch tausend fabelhafte Reisen machen. Du bist nur -«
»Nein, dann geht das alles nicht mehr. Dann wäre alles ganz anders«, sagte ich. Ich wurde wieder wahnsinnig deprimiert.
»Was?« sagte sie. »Ich kann nicht verstehen, was du sagst. Zuerst schreist du mich an, und im nächsten Augenblick murmelst-«
»Ich habe gesagt, es wird keine fabelhaften Reisen mehr geben, nachdem ich im College war und so. Mach doch die Ohren auf. Es wäre nicht mehr das gleiche. Wir müßten dann mit unsern Koffern im Lift hinunterfahren. Wir müßten uns von allen Leuten telefonisch verabschieden und ihnen von jedem Hotel Postkarten schicken. Und ich würde in einem Büro arbeiten und einen Haufen Geld verdienen und im Taxi oder mit dem Autobus ins Büro fahren und Zeitungen lesen und die ganze Zeit Bridge spielen und ins Kino gehen und blöde Kurzfilme und neueste Moden und die Wochenschau sehen. Die Wochenschau, heiliger Bimbam. Man sieht immer irgendein blödes Pferderennen und so ein Weib, das über einem Schiff eine Flasche zerschlägt, und einen Schimpansen, der in Hosen Rad fährt. Es wäre gar nicht mehr das gleiche wie jetzt. Du weißt überhaupt nicht, was ich meine.«
»Vielleicht nicht! Aber vielleicht weißt du es selber auch nicht«, sagte Sally. Wir konnten uns gegenseitig schon nicht mehr ausstehen. Es war hoffnungslos, ein vernünftiges Gespräch führen zu wollen. Ich bereute wahnsinnig, daß ich damit angefangen hatte.
»Komm, wir wollen von hier weg«, sagte ich. »Von dir bekomme ich Bauchkrämpfe, falls du die Wahrheit hören willst.«
Junge, sie stieg fast zur Decke, als ich das sagte. Natürlich hätte ich es nicht sagen sollen, und wahrscheinlich würde ich sonst auch nichts Derartiges sagen, aber sie deprimierte mich fürchterlich.
Im allgemeinen bin ich mit Mädchen nie so grob. Junge, sie stieg bis an die Decke. Ich entschuldigte mich wie besessen, aber sie wollte keine Entschuldigungen hören. Sie heulte sogar.
Ich bekam ein bißchen Angst, weil ich dachte, sie könnte nach Hause laufen und ihrem Vater sagen, daß ich gesagt hätte, von ihr bekäme man Bauchkrämpfe. Ihr Vater war so ein großer schweigsamer Mensch und schwärmte ohnedies nicht für mich.
Er hatte einmal zu Sally gesagt, ich sei verdammt geräuschvoll.
»Ganz im Ernst, es tut mir leid«, sagte ich fortwährend.
»Es tut dir leid. Es tut dir leid. Wirklich sonderbar«, antwortete sie.
Sie weinte immer noch halb, und plötzlich tat es mir tatsächlich leid, daß ich das gesagt hatte. »Komm, ich bring dich heim. Im Ernst.«
»Ich kann allein heimfahren, danke. Wenn du meinst, ich ließe mich von dir heimbringen, bist du verrückt. So etwas hat in meinem ganzen Leben noch keiner zu mir gesagt.«
Die ganze Geschichte war eigentlich komisch, wenn man es sich näher überlegte, und plötzlich tat ich wieder etwas, das ich nicht hätte tun sollen. Ich lachte. Und ich habe immer ein sehr lautes, blödes Lachen. Wenn ich im Kino hinter mir selbst säße und mich lachen hörte, würde ich mir wahrscheinlich auf die Schulter klopfen und mich bitten, ruhig zu sein. Sally wurde daraufhin noch viel wütender.
Ich entschuldigte mich noch eine Weile und versuchte sie milder zu stimmen, aber sie wollte mir nicht verzeihen. Sie wiederholte nur, ich solle fortgehen und sie in Ruhe lassen.
Schließlich gab ich es auf.
Ich holte mir meine Schuhe und das übrige Zeug und ging ohne sie fort. Das war nicht richtig, aber ich hatte es da schon gründlich satt.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, warum ich diesen ganzen Unsinn mit ihr anfing. Das Gerede über die Fahrt nach Massachusetts und Vermont und so. Vermutlich hätte ich sie gar nicht mitgenommen, falls sie dazu bereit gewesen wäre. Sie war nicht so, daß man mit ihr hätte fortgehen können. Aber das Schreckliche an der Sache ist, daß ich es wirklich meinte, als ich ihr den Vorschlag machte. Das ist das Schreckliche daran. Ich bin wahnsinnig.
Mädchen mit übereinandergeschlagenen Beinen, Mädchen mit nicht übereinandergeschlagenen Beinen, Mädchen mit abscheulichen Beinen, Mädchen mit fabelhaften Beinen.
Manche machten einen sehr sympathischen Eindruck, und manche sahen so aus, als ob sie gemein wären, wenn man sie näher kennenlernte. Es war wirklich ein unterhaltender Anblick.
Andererseits war es auch deprimierend, weil man immer darüber nachdenken mußte, was aus ihnen werden würde. Wenn sie aus der Schule und aus dem College kämen, meine ich. Die meisten heiraten wohl irgendwelche blöden Männer.
Esel, die immer davon reden, wie viele Liter Benzin ihr Auto braucht. Esel, die wütend und kindisch werden, wenn man sie beim Golf schlägt oder auch nur bei irgendeinem so blöden Spiel wie Pingpong. Gemeine Esel. Esel, die nie ein Buch lesen.
Tödlich langweilige Esel. - Aber in diesem Punkt muß ich vorsichtig sein. Ich meine, daß ich manche Menschen langweilig nenne. Ich verstehe langweilige Leute eben nicht. Im Ernst. In Elkton Hills wohnte ich zwei Monate lang mit einem Harris Macklin im gleichen Zimmer. Er war sehr intelligent, aber einer der schrecklichsten Langweiler, die man sich vorstellen kann. Er hatte eine knarrende Stimme und redete sozusagen pausenlos. Er redete pausenlos, und noch schlimmer war, daß er nie etwas erzählte, was man hören wollte. Aber etwas konnte er. Dieser blöde Hund konnte besser pfeifen als irgend jemand, den ich je gehört habe. Wenn er sein Bett machte oder seine Sachen in den Schrank hängte - er hatte immer etwas im Schrank aufzuhängen, ich wurde fast wahnsinnig davon -, pfiff er dabei, falls er nicht mit seiner knarrenden Stimme redete. Er konnte sogar klassische Musik pfeifen, aber meistens pfiff er nur Jazz. Die verrücktesten Jazzmelodien pfiff er so spielend und natürlich - während er dabei seine Sachen in den Schrank hängte -, daß man ganz erschlagen war. Ich sagte ihm selbstverständlich nie, daß ich sein Pfeifen fabelhaft fände. Man kann nicht einfach so zu jemand sagen: »Du pfeifst fabelhaft.« Aber ich blieb zwei ganze Monate mit ihm zusammen - nur weil er so pfeifen konnte, obwohl er mich so langweilte, daß ich fast wahnsinnig wurde.
Ich kann also die langweiligen Leute nicht beurteilen. Vielleicht sollte es einem gar nicht so leid tun, wenn ein sympathisches Mädchen so einen heiratet. Die meisten tun keinem Mensche n etwas zuleide, und vielleicht können alle im geheimen fabelhaft pfeifen oder sonst etwas. Wer zum Teufel kann das wissen? Ich nicht.
Endlich sah ich Sally die Treppe heraufkommen und ging ihr entgegen. Sie sah toll aus, das muß man sagen. Sie hatte einen schwarzen Mantel und eine Art schwarzes Beret an. Hüte trug sie fast nie, aber dieses Beret stand ihr gut. Komischerweise hatte ich in dem Augenblick, als ich sie sah, Lust, sie zu heiraten. Ich bin nicht bei Trost. Ich hatte sie ja nicht einmal gern, und trotzdem meinte ich plötzlich, ich sei in sie verliebt und wolle sie heiraten. Gott sei's geklagt, ich bin verrückt. Ich gebe es zu.
»Holden!« sagte sie. »Wie wunderbar, dich wiederzusehen! Es ist Ewigkeiten her.« Sie redete immer so laut, daß es peinlich war, wenn man sie irgendwo traf. Sie konnte sich das erlauben, weil sie so verflucht gut aussah, aber ich bekam jedesmal Krämpfe davon.
»Toll, dich zu sehen«, sagte ich. Ich meinte es sogar ehrlich. »Wie geht's dir denn?«
»Hundertprozentig glänzend. Komm ich zu spät?«
Ich sagte, sie käme nicht zu spät, aber tatsächlich hatte sie ungefähr zehn Minuten Verspätung. Mir war es allerdings absolut gleichgültig. Was immer man auf Karikaturen in der Saturday Evening Post und so sieht - Männer an Straßenecken, die fürchterlich verärgert sind, weil ihre Angebetete sich verspätet -, das ist alles Mist. Wenn ein Mädchen toll aussieht, wenn sie kommt, wer schert sich dann darum, ob sie zu spät kommt? Kein Mensch. »Wir müssen uns eilen«, sagte ich. »Es fängt um zwanzig vor drei an.« Wir gingen wieder die Treppe hinunter zu den Taxis.
»Wohin gehen wir?« fragte sie.
»Ich weiß nicht. Zu den Lunts. Ich habe nur dafür Karten bekommen können.«
»Die Lunts! Das ist ja wunderbar!«
Ich hatte genau gewußt, daß sie außer sich geraten würde, wenn sie das hörte.
Auf der Fahrt ins Theater küßten wir uns ein bißchen. Zuerst wollte sie nicht, wegen dem Lippenstift und so, aber ich war wahnsinnig drauf aus, und ihr blieb keine andere Wahl.
Zweimal, als das verdammte Taxi plötzlich bremste, wäre ich beinah vom Sitz gefallen. Diese Chauffeure geben nie acht, wo sie hinfahren. Dann - daran kann man sehen, wie verrückt ich bin - sagte ich ihr nach einer großen Umarmung, daß ich sie liebte und alles. Natürlich war das eine Lüge, aber als ich es sagte, meinte ich es eben wirklich. Ich bin vollkommen verrückt. Im Ernst.
»Liebling, ich lieb dich auch«, antwortete sie. Dann sagte sie im gleichen Atemzug: »Versprich mir, daß du dir die Haare länger wachsen läßt. Diesen kurzen Schnitt hat man nicht mehr. Und deine Haare sind so hübsch.«
Hübsch, sagte sie, bei meinem Arsch!
Das Stück war nicht so übel, wie viele andere, die ich gesehen hatte. Immerhin war es auf der Schundseite. Es schilderte fünfhunderttausend Jahre aus dem Leben eines Ehepaares. Es fängt an, als sie noch jung sind und die Eltern von ihr nicht wollen, daß sie ihn heiratet, aber sie heiratet ihn doch. Dann werden sie immer älter. Der Mann muß in den Krieg, und seine Frau hat einen Bruder, der Alkoholiker ist. Ich brachte kein brennendes Interesse dafür auf. Es war mir ziemlich gleichgültig, wenn irgendein Familienmitglied starb oder sonst etwas mit ihm passierte. Es waren eben nur Schauspieler. Das Ehepaar war ganz sympathisch - sehr geistreich und so -, aber ich konnte wirklich nicht teilnehmen. Erstens tranken sie durch das ganze Stück Tee oder sonst eine verdammte Flüssigkeit. Jedesmal, wenn man sie wiedersah, servierte ihnen ein Butler Tee, oder die Frau schenkte jemandem Tee ein. Und fortwährend kam jemand herein oder ging hinaus - man wurde ganz schwindlig von all den Leuten, die sich setzten oder aufstanden. Alfred Lunt und Lynn Fontanne stellten das Ehepaar dar. Sie spielten gut, aber ich fand sie nicht sympathisch. Immerhin muß ich sagen, daß sie anders waren als die übrigen. Sie benahmen sich zwar nicht wie natürliche Menschen, aber auch nicht wie Schauspieler. Es ist schwer zu beschreiben. Sie benahmen sich eher so, als ob sie wüßten, daß sie Berühmtheiten waren. Sie spielten gut, aber eben zu gut. Wenn ein Ehepartner seine Rede gehalten hatte, antwortete der andere blitzschnell etwas. Das sollte den Eindruck von Leuten erwecken, die wirklich zusammen sprechen, sich ins Wort fallen und so weiter. Aber der Fehler war eben, daß es zu beabsichtigt wirkte. Ihre Art erinnerte mich ein bißchen an die Art, wie Ernie draußen im Village Piano spielte. Wenn man etwas zu vollkommen macht, muß man sehr achtgeben, daß keine Aufschneiderei daraus wird. Denn dann ist es schon nicht mehr so vollkommen. Aber wie gesagt, die Lunts waren die einzigen im ganzen Stück, die wenigstens intelligent wirkten. Das muß ich zugeben.
Nach dem ersten Akt gingen wir mit allen andern hinaus, um eine Zigarette zu rauchen. Das war eine herrliche Versammlung.
Lauter affektierte Esel, die wie besessen rauchten und laut über das Theaterstück redeten, damit jeder hören und bewundern könnte, wie geistreich sie redeten. Neben uns stand irgendein blöder Filmschauspieler mit seiner Zigarette. Ich kann mir seinen Namen nicht merken. Er spielt in Kriegsfilmen immer einen Burschen, der Angst bekommt, bevor es überhaupt losgeht. Seine Begleiterin war eine kolossale Blondine, und beide versuchten sich möglichst blasiert aufzuführen, als ob sie gar nicht wüßten, daß alle Leute zu ihnen hinschauten.
Hinreißend bescheiden.
Das machte mir großen Spaß. Sally schwärmte zwar über die Lunts, sagte aber sonst nicht viel, weil sie vollauf mit Herumschauen und Charmant-Sein beschäftigt war. Dann sah sie plötzlich auf der andern Seite des Foyers einen Jüngling, den sie kannte. Einen in dem üblichen dunkelgrauen Flanellanzug mit karierter Weste. Typisch Ivy League. Überwältigend. Er stand an der Wand, rauchte sich fast zu Tode und sah höchst gelangweilt aus. Sally sagte fortwährend: »Den kenne ich von irgendwoher.« Überall, wo man mit ihr hinging, kannte sie irgend jemand oder bildete es sich wenigstens ein. Sie wiederholte es so oft, bis ich genug davon hatte und sagte: »Dann geh doch zu ihm, wenn du ihn kennst, und gib ihm einen Kuß. Das wird ihn freuen.« Daraufhin war sie beleidigt.
Schließlich entdeckte dieser Mensch sie aber und kam zu uns herüber. Die Begrüßung war sehenswert. Als ob sie sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hätten. Als ob sie als Kinder in der gleichen Badewanne gesessen hätten oder was weiß ich.
Alles verlogen. Es konnte einem schlecht werden. Vermutlich waren sie einander erst ein einziges Mal in irgendeiner Affengesellschaft begegnet. Als sie endlich ganz erschöpft waren, stellte Sally mich vor. Er hieß George Soundso - ich erinnere mich nicht mehr - und war in Andover. Ungeheure Ehre. Am schönsten war, als Sally ihn fragte, wie ihm das Stück gefiele. Er gehörte zu den affektierten Eseln, die sich zuerst Raum schaffen müssen, bevor sie eine Frage beantworten können. Er trat also einen Schritt zurück und trat dabei der hinter ihm stehenden Dame auf den Fuß. Wahrscheinlich zertrümmerte er ihr sämtliche Zehen. Er sagte, das Stück sei an sich kein Meisterwerk, aber die Lunts spielten natürlich absolut göttlich. Göttlich! Herr im Himmel. Göttlich! Das war mir zuviel.
Dann schwätzten er und Sally über alle möglichen gemeinsamen Bekannten. Es war die affektierteste Unterhaltung, die man sich vorstellen kann. Beide dachten immer so rasch sie nur konnten an alle Orte, die ihnen einfielen, und nannten dann den Namen von irgend jemand, der dort wohnte. Ich war gerade bereit zu kotzen, als wir endlich an unsere Plätze zurück mußten. Und nach dem zweiten Akt setzten sie wirklich dieses sterbenslangweilige Gespräch fort. Es fielen ihnen noch weitere Namen und Orte ein. Am schlimmsten war aber wohl seine Stimme - eine gekünstelte Ivy-League-Stimme, fürchterlich müde und blasiert. Dieser Hund fand es ganz in Ordnung, mit seiner Mädchenstimme auf meine Begleiterin einzureden. Nach dem Theater dachte ich zuerst, er werde sich sogar mit uns ins Taxi setzen, weil er zwei Häuserblocks mitging, aber dann sagte er, er müsse ein paar Leute zum Cocktail treffen. Ich sah deutlich vor mir, wie sie alle mit ihren verdammten karierten Westen in einer Bar hockten und mit ihren müden, blasierten Stimmen Theaterstücke und Bücher und Frauen kritisierten. Diese Burschen machen mich krank.
Als wir ins Taxi stiegen, hatte ich schon beinah einen Haß auf die gute Sally, nachdem ich zehn Stunden lang diesem Andover Affen hatte zuhören müssen. Ich war im Begriff, sie einfach nach Hause zu bringen - allen Ernstes -, aber sie sagte: »Ich hab eine wunderbare Idee!« Wunderbare Ideen hatte sie immer.
»Wann mußt du zum Essen zu Hause sein?« fragte sie. »Ich meine, bist du furchtbar eilig oder so? Mußt du zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein?«
»Ich? Nein. Zu keiner bestimmten Zeit.« Ein wahreres Wort wurde noch nie ausgesprochen, weiß der Himmel. »Warum?«
»Dann wollen wir auf dem Eisplatz von Radio City Schlittschuh laufen.«
Diese Sorte Ideen war charakteristisch für sie.
»Schlittschuh laufen? Dort? Jetzt sofort meinst du?«
»Nur für eine Stunde oder so. Willst du nicht? Wenn du keine Lust hast-«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich keine Lust habe. Wenn du das willst, dann gehen wir natürlich.«
»Im Ernst? Du brauchst es nicht zu sagen, wenn du nicht wirklich Lust hast. Ich meine, es ist mir ganz gleichgültig, ob wir gehen oder nicht.«
Gleichgültig war es ihr allerdings.
»Man kann dort so süße Schlittschuhröckchen mieten«, sagte sie. »Jeanette Cultz hat das letzte Woche auch gemacht.« Aus diesem Grund lag ihr so viel daran. Sie wollte sich in so einem kurzen Röckchen sehen, was gerade so über den Hintern reicht.
Wir fuhren also hin, und nachdem wir Schlittschuhe bekommen hatten, mietete Sally ein winziges blaues Röckchen.
Es stand ihr aber verdammt gut, das muß ich zugeben. Und es soll nur niemand meinen, sie hätte das nicht gewußt. Sie ging immer vor mir her, damit ich sehen konnte, wie entzückend ihr kleines Hinterteil aussah. Es war auch entzückend, das kann man nicht leugnen.
Komischerweise liefen wir von allen Leuten auf dem ganzen elenden Eisplatz am schlechtesten Schlittschuh. Tatsächlich am schlechtesten. Dabei konnten viele andere auch nichts. Sallys Knöchel knickten dermaßen um, daß sie praktisch das Eis berührten. Es sah nicht nur lächerlich aus, sondern es tat ihr wohl auch höllisch weh. Meine taten mir jedenfalls weh. Sie brachten mich fast um. Wir müssen einen herrlichen Anblick geboten haben. Und das schlimmste war, daß mehrere hundert Gaffer herumstanden, die nichts Besseres zu tun hatten, als zuzuschauen, wie die andern über ihre eigenen Beine fielen.
»Sollen wir drinnen einen Tisch suchen und etwas trinken?« fragte ich schließlich.
»Das ist die wunderbarste Idee von allen deinen Vorschlägen heute«, sagte sie. Sie gab schon fast den Geist auf. Entsetzlich.
Sie tat mir wirklich leid.
Wir zogen also die verdammten Schlittschuhe aus und gingen in die Bar, wo man ohne Schuhe sitzen und die Eisläufer betrachten kann. Sobald wir einen Tisch hatten, streifte Sally die Handschuhe ab, und ich gab ihr eine Zigarette. Sie schien nicht besonders glücklich zu sein. Als der Kellner kam, bestellte ich eine Coca für sie - sie trank keinen Alkohol - und einen Whisky mit Soda für mich; dieser Hund wollte mir aber keinen bringen, so daß ich ebenfalls eine Coca nehmen mußte. Dann fing ich an, Streichhölzer anzuzünden. Das tue ich oft, wenn ich dazu aufgelegt bin. Ich lasse sie brennen, bis ich sie nicht mehr halten kann, und werfe sie dann in den Aschenbecher. Eine nervöse Gewohnheit.
Plötzlich sagte Sally aus heiterem Himmel: »Du, ich muß wissen, ob du zu mir kommen willst, um mit mir den Baum zu schmücken? Ich muß das jetzt wissen.« Sie war immer noch gereizt, weil ihr die Knöchel vom Schlittschuhlaufen weh taten.
»Ich hab dir ja schon geschrieben, daß ich käme. Du hast mich mindestens schon zwanzigmal gefragt. Natürlich komme ich.«
»Ich meine nur, daß ich es jetzt wissen muß«, sagte sie. Ihre Augen schweiften in der verdammten Bar herum.
Ich hörte plötzlich mit den Streichhölzern auf und beugte mich näher zur ihr über den Tisch. Ich hatte ein paar wichtige Themen vor. »Du, Sally«, sagte ich.
»Was?« fragte sie. Dabei schaute sie zu einem Mädchen hinüber, das an einem andern Tisch saß.
»Hast du schon einmal alles satt gehabt?« fragte ich. »Ich meine, hast du schon einmal Angst gehabt, daß alles schlimmer wird, wenn du nicht etwas unternimmst? Hast du die Schule gern, meine ich?«
»Nein, sie langweilt mich gräßlich.«
»Aber ist sie dir wirklich verhaßt? Ich weiß natürlich, daß sie gräßlich langweilig ist, aber ich möchte wissen, ob sie dir richtig verhaßt ist.«
»Ach, eigentlich nicht verhaßt. Man muß schließlich doch immer-«
»Schön, aber mir ist sie wirklich verhaßt. Herr im Himmel, mir ist sie verhaßt«, sagte ich. »Aber nicht nur die Schule. Einfach alles. New York und das alles hasse ich auch - die Taxis und die Autobusse, wo der Fahrer einen immer anbrüllt, daß man hinten aussteigen soll. Und dann hasse ich es, wenn man affektierten Eseln vorgestellt wird, die die Lunts göttlich finden, und daß man im Lift fahren muß, wenn man nur mal rausgehen will, und bei Brooks immer diese Kerle, bei denen man Hosen anprobieren muß und daß die Leute immer -«
»Bitte, schrei nicht so«, sagte Sally. Das war unsinnig, denn ich hatte überhaupt nicht geschrien.
»Zum Beispiel Autos«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Die meisten Leute sind mit Autos nicht bei Trost. Sie nehmen es furchtbar tragisch, wenn der kleinste Kratzer dran ist, und reden die ganze Zeit davon, wie viele Liter Benzin es braucht, und wenn sie einen ganz neuen Wagen haben, denken sie schon wieder daran, ihn gegen einen noch neueren umzutauschen. Ich kann nicht einmal alte Autos ausstehen. Sie interessieren mich einfach nicht. Ich hätte lieber ein verdammtes Pferd. Ein Pferd ist doch wenigstens menschlich, Herr im Himmel. Mit einem Pferd kann man wenigstens -«
»Ich weiß nicht, von was du eigentlich reden willst«, sagte Sally. »Du springst von einem -«
»Soll ich dir etwas sagen? Du bist vielleicht der einzige Grund, warum ich jetzt in New York oder überhaupt irgendwo bin. Wenn du nicht da wärst, wäre ich wahrscheinlich irgendwo beim Kuckuck.
Im Urwald oder was weiß ich. Du bist praktisch der einzige Grund, warum ich noch hier bin.«
»Das ist lieb von dir«, sagte sie. Aber man merkte deutlich, daß sie mich von dem verdammten Thema abbringen wollte.
»Du solltest einmal in eine Jungenschule gehen«, sagte ich. »Versuch's nur einmal. Dort sind lauter verlogene Heuchler, und man soll nur immer lernen, damit man sich später einen verdammten Cadillac kaufen kann, und man muß immer so tun, als ob es einem wichtig wäre, daß die Fußballmannschaft gewinnt, und man schwätzt den ganzen Tag nur über Mädchen und Alkohol und sexuellen Mist, und alle kleben in dreckigen Cliquen zusammen. Die von der Basketballmannschaft halten zusammen, die Katholischen halten zusammen, die gottverdammten Intellektuellen halten zusammen, die Bridgespieler halten zusammen. Sogar die vom Buch-des-Monats-Klub halten zusammen. Wenn man versucht, eine halbwegs intelligente -«
»Jetzt hör aber auf«, sagte Sally. »Viele haben von der Schule wirklich mehr als das.«
»Stimmt! Allerdings haben manche mehr davon! Aber das ist eben alles, was ich selber davon habe. Verstehst du? Davon rede ich. Von diesem verfluchten Punkt rede ich. Ich habe überhaupt von fast nichts etwas. Ich bin schon vollkommen runter.«
»Offenbar.«
Plötzlich kam mir eine Idee.
»Hör«, sagte ich, »ich habe eine Idee. Hättest du nicht Lust, von hier wegzukommen? Ich habe schon einen Plan. Ich kenne einen in Greenwich Village, der uns ein paar Wochen sein Auto leihen würde. Er war früher in der gleichen Schule wie ich und ist mir noch zehn Dollar schuldig. Wir könnten morgen früh nach Massachusetts und Vermont und so weiter fahren. Dort ist es phantastisch schön, wirklich.« Ich wurde immer aufgeregter, je länger ich daran dachte, und schließlich griff ich über den Tisch und nahm ihre verdammte Hand. Ein solcher gottverfluchter Idiot war ich. »Wirklich im Ernst«, sagte ich.
»Ich habe ungefähr hundertachtzig Dollar auf der Bank. Die kann ich holen, sobald die Bank am Morgen offen ist, und dann könnte ich mir das Auto leihen. Im Ernst. Wir bleiben einfach auf den Campingplätzen und so, bis uns das Geld ausgeht. Wenn wir dann keins mehr haben, kann ich irgendwo eine Arbeit finden und wir könnten irgendwo an einem Fluß und so weiter leben, und später könnten wir heiraten oder so. Im Winter würde ich für uns Holz fällen. Großer Gott, wir hätten es fabelhaft schön! Was meinst du? Komm, sag etwas! Was meinst du? Willst du das mit mir tun? Bitte!«
»Man kann doch so etwas nicht einfach tun«, sagte Sally. Sie schien tief gekränkt zu sein.
»Warum nicht? Warum zum Teufel denn nicht?«
»Schrei mich nicht so an«, sagte sie. Reiner Mist, denn ich hatte sie überhaupt nicht angeschrien.
»Warum soll man das nicht können? Warum nicht?«
»Weil man es einfach nicht kann. Erstens sind wir beide eigentlich noch Kinder. Und hast du dir vielleicht überlegt, was du tun willst, falls du keine Arbeit findest, wenn du kein Geld mehr hast? Wir würden einfach verhungern. Das Ganze ist so phantastisch, es ist überhaupt nicht -«
»Gar nicht phantastisch. Ich bekäme schon Arbeit. Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Was hast du denn dagegen. Willst du nicht mit mir fort? Sag's ehrlich, wenn du nicht willst.«
»Es ist nicht deswegen. Gar nicht deswegen«, sagte Sally. Ich hatte schon eine Art Haß gegen sie.
»Wir haben später noch lange Zeit für das alles. Ich meine, wenn du im College warst und so, und wenn wir geheiratet hätten. Wir können dann noch tausend fabelhafte Reisen machen. Du bist nur -«
»Nein, dann geht das alles nicht mehr. Dann wäre alles ganz anders«, sagte ich. Ich wurde wieder wahnsinnig deprimiert.
»Was?« sagte sie. »Ich kann nicht verstehen, was du sagst. Zuerst schreist du mich an, und im nächsten Augenblick murmelst-«
»Ich habe gesagt, es wird keine fabelhaften Reisen mehr geben, nachdem ich im College war und so. Mach doch die Ohren auf. Es wäre nicht mehr das gleiche. Wir müßten dann mit unsern Koffern im Lift hinunterfahren. Wir müßten uns von allen Leuten telefonisch verabschieden und ihnen von jedem Hotel Postkarten schicken. Und ich würde in einem Büro arbeiten und einen Haufen Geld verdienen und im Taxi oder mit dem Autobus ins Büro fahren und Zeitungen lesen und die ganze Zeit Bridge spielen und ins Kino gehen und blöde Kurzfilme und neueste Moden und die Wochenschau sehen. Die Wochenschau, heiliger Bimbam. Man sieht immer irgendein blödes Pferderennen und so ein Weib, das über einem Schiff eine Flasche zerschlägt, und einen Schimpansen, der in Hosen Rad fährt. Es wäre gar nicht mehr das gleiche wie jetzt. Du weißt überhaupt nicht, was ich meine.«
»Vielleicht nicht! Aber vielleicht weißt du es selber auch nicht«, sagte Sally. Wir konnten uns gegenseitig schon nicht mehr ausstehen. Es war hoffnungslos, ein vernünftiges Gespräch führen zu wollen. Ich bereute wahnsinnig, daß ich damit angefangen hatte.
»Komm, wir wollen von hier weg«, sagte ich. »Von dir bekomme ich Bauchkrämpfe, falls du die Wahrheit hören willst.«
Junge, sie stieg fast zur Decke, als ich das sagte. Natürlich hätte ich es nicht sagen sollen, und wahrscheinlich würde ich sonst auch nichts Derartiges sagen, aber sie deprimierte mich fürchterlich.
Im allgemeinen bin ich mit Mädchen nie so grob. Junge, sie stieg bis an die Decke. Ich entschuldigte mich wie besessen, aber sie wollte keine Entschuldigungen hören. Sie heulte sogar.
Ich bekam ein bißchen Angst, weil ich dachte, sie könnte nach Hause laufen und ihrem Vater sagen, daß ich gesagt hätte, von ihr bekäme man Bauchkrämpfe. Ihr Vater war so ein großer schweigsamer Mensch und schwärmte ohnedies nicht für mich.
Er hatte einmal zu Sally gesagt, ich sei verdammt geräuschvoll.
»Ganz im Ernst, es tut mir leid«, sagte ich fortwährend.
»Es tut dir leid. Es tut dir leid. Wirklich sonderbar«, antwortete sie.
Sie weinte immer noch halb, und plötzlich tat es mir tatsächlich leid, daß ich das gesagt hatte. »Komm, ich bring dich heim. Im Ernst.«
»Ich kann allein heimfahren, danke. Wenn du meinst, ich ließe mich von dir heimbringen, bist du verrückt. So etwas hat in meinem ganzen Leben noch keiner zu mir gesagt.«
Die ganze Geschichte war eigentlich komisch, wenn man es sich näher überlegte, und plötzlich tat ich wieder etwas, das ich nicht hätte tun sollen. Ich lachte. Und ich habe immer ein sehr lautes, blödes Lachen. Wenn ich im Kino hinter mir selbst säße und mich lachen hörte, würde ich mir wahrscheinlich auf die Schulter klopfen und mich bitten, ruhig zu sein. Sally wurde daraufhin noch viel wütender.
Ich entschuldigte mich noch eine Weile und versuchte sie milder zu stimmen, aber sie wollte mir nicht verzeihen. Sie wiederholte nur, ich solle fortgehen und sie in Ruhe lassen.
Schließlich gab ich es auf.
Ich holte mir meine Schuhe und das übrige Zeug und ging ohne sie fort. Das war nicht richtig, aber ich hatte es da schon gründlich satt.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal, warum ich diesen ganzen Unsinn mit ihr anfing. Das Gerede über die Fahrt nach Massachusetts und Vermont und so. Vermutlich hätte ich sie gar nicht mitgenommen, falls sie dazu bereit gewesen wäre. Sie war nicht so, daß man mit ihr hätte fortgehen können. Aber das Schreckliche an der Sache ist, daß ich es wirklich meinte, als ich ihr den Vorschlag machte. Das ist das Schreckliche daran. Ich bin wahnsinnig.