60

Hernando hatte entschieden, in Granada lediglich die Bleitafeln zu übergeben und sich danach nicht länger als nötig in der Stadt aufzuhalten. Nach sieben intensiven Jahren, die er den Nachforschungen und der Niederschrift gewidmet hatte, überfielen ihn genau in dem Moment Zweifel am Sinn seiner Arbeit, als er Don Pedro, Luna und Castillo in der Casa de los Tiros das Ergebnis übergab.

Die drei Männer griffen nach den Platten und reichten sie einander feierlich weiter, zuweilen vertieften sie sich dabei in die Lektüre. Hernando ließ seine treuen Gefährten sein Werk in aller Ruhe betrachten. Er stellte sich an eines der Fenster im Goldenen Zimmer und blickte auf das Franziskanerkloster gegenüber des Palastes der Granada Venegas. War alles nur ein Hirngespinst? Das ganze Land wurde von Legenden, Mythen und Fabeln beherrscht. Er selbst hatte sie alle gelesen und erforscht, er selbst hatte unzählige Abschriften von Prophezeiungen angefertigt, und das alles drang in die frommen Gemüter eines ungebildeten Volkes, das sich – ganz gleich, ob christlich oder muslimisch – allzu gern diesen Wundern und Hexereien hingab.

Erst ein paar Tage zuvor hatte er in Jarafuel beim Anblick des Muela de Cortes mit Munir ein Gespräch über die Zukunft der Morisken geführt. Dabei hatte ihm der Alfaquí von einer Prophezeiung berichtet, die in der Gegend sehr bekannt war. Die Dörfler glaubten fest daran, dass eines Tages der Maurenritter al-Fatimi kommen und sie befreien werde, der sich angeblich seit der Zeit von Jakob I. von Aragonien, dem Eroberer, – also seit mehr als dreihundert Jahren – hinter dem Bergplateau versteckt hielt.

»Die Leute können sich nur nicht darüber einigen«, hatte der junge Mann geklagt, »ob der Maurenritter grün gekleidet ist oder ob sein Pferd ein grünes Fell hat. Manche sagen sogar, beide – also Pferd und Ritter – seien grün.«

Diese Einfaltspinsel erwarteten doch tatsächlich Hilfe von einem dreihundert Jahre alten grünen Ritter!

Hernando sah zu seinen Mitstreitern hinüber, die die Platten noch immer sorgfältig studierten. Er schüttelte den Kopf, als er wieder aus dem Fenster blickte. Die Bleibücher waren etwas anderes. Das waren keine bloßen Weissagungen und Märchen. Diese Texte sollten in der religiösen Welt auf Widerhall stoßen und die Fundamente der christlichen Kirche erschüttern. Bischöfe, Priester, Mönche und Gelehrte – belesene, kluge Männer – sollten sich auf den Inhalt stürzen. Gewiss würde der Aufschrei bis nach Rom zu hören sein! So weit hatte er während seiner jahrelangen Arbeit gar nicht gedacht. Da hatte er nur seine Vorstellungskraft bemüht und Traditionen und Sagen um die Jungfrau Maria mit Heiligenlegenden und Apostelgeschichten verknüpft. Dabei hatte er, ohne sich eindeutig festzulegen, einfach zwischen den beiden Religionen laviert und zudem hier und da kleine Schwindeleien eingearbeitet. Gott hatte ihn nicht erleuchtet! Ihn, Hernando Ruiz, den Lehrling eines einfachen Maultiertreibers aus einem abgelegenen Dorf in den Alpujarras … Besserwisser! Wichtigtuer! Er dachte über den Inhalt seiner Schriften nach, und auf einmal kam ihm sein Werk nur noch unfertig, simpel, oberflächlich und voller Fehler vor.

»Großartig!«

Hernando wandte sich überrascht um.

Don Pedro, Luna und Castillo lächelten ihm zu. Großartig! Castillo hatte ihm dieses Lob ausgesprochen. Warum nur konnte er ihre Begeisterung nicht teilen? Hernando bat sie darum, die restlichen Exemplare bei Binilit abzuholen. Zudem schlug er ihnen vor, den nächsten Platten Knochen und Asche beizugeben. Und sie sollten dem Domkapitel in seinem Namen seine Berichte über die Märtyrer übergeben. Zu seinem Leidwesen sprach ihn Castillo kurz darauf schon wieder auf seine Abschrift des Barnabas-Evangeliums an. Hernando entgegnete, dass er sie bei seinem Rauswurf aus dem Palast des Herzogs von Monterreal vernichtet habe und seither keine Zeit dafür aufbringen konnte. Das Evangelium war ihm weniger wichtig vorgekommen, und die Nachforschungen und die Arbeiten für die Bleibücher hatten seine gesamte Zeit in Anspruch genommen.

»Warum nehmen wir nicht die vorhandene Kopie? Wir müssen dieses Evangelium nach Konstantinopel schicken. Schließlich ist der Sultan derjenige, der es offenbaren wird«, schlug Don Pedro in einem Ton vor, als wäre dies von besonderer Dringlichkeit.

Luna besänftigte den Adligen.

»Da werden noch einige Jahre ins Land gehen, bis dies nötig ist. Und du, Hernando, bewahre es so lange lieber an einem sicheren Ort auf.«

»Ja, ich halte es auch nicht für sinnvoll, uns jetzt schon davon zu trennen«, stimmte Hernando ihm zu. »Ich denke, wir sollten das erst tun, wenn wir erfahren, dass der Sultan tatsächlich bereit ist, unseren Plan zu unterstützen. Bis jetzt haben sich die Türken nicht gerade als zuverlässige Retter in der Not hervorgetan.«

Während die anderen darüber beratschlagten, wie und wann sie die Bleibücher der Christenheit zukommen lassen könnten, verkündete Hernando ihnen seine Heimreise nach Córdoba.

»Du wirkst so nachdenklich«, stellte Castillo fest. »Du machst den Eindruck, als würdest du unsere Hoffnungen nicht teilen. Sieh doch, all das«, fügte der Übersetzer hinzu und zeigte auf die Platten, »ist dein Werk – das Ergebnis deiner jahrelangen Arbeit. Was ist mit dir los?«

Hernando hatte darauf keine Antwort. Er sah nachdenklich von einem zum anderen.

»Ich werde von Zweifeln geplagt. Ich muss … Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich muss. Vielleicht ist es besser, wenn ich mich nicht in eure Arbeit einmische …«

»Unsere Arbeit?«, platzte Don Pedro heraus. »Aber du bist doch der Verfasser!«

Hernando bat ihn mit einer Geste zu schweigen.

»Ja. Gewiss. Ich leugne das ja auch nicht. Ich habe nur das Gefühl, dass ich euch derzeit keine große Hilfe bin.«

»Du bist erschöpft«, stellte Luna fest. Hernando blickte ihn mit seinen blauen Augen eindringlich an. »Ja, du bist ausgelaugt. Du hast sehr lange Zeit sehr hart gearbeitet. Ruh dich aus. Das wird dir guttun. Wir kümmern uns um alles Weitere.«

»Meine Mutter ist über diesem Vorhaben gestorben«, bemerkte Hernando dann zur Überraschung der Anwesenden. Don Pedro, Luna und Castillo sahen, wie sich sein Gesicht beim Versuch verzerrte, in ihrem Beisein nicht in Tränen auszubrechen. Der Lehnsherr von Campotéjar sah zu Boden, die beiden Übersetzer warfen einander fragende Blicke zu. »Sie konnte es nicht verkraften, dass ihr Sohn zu den Christen übergelaufen ist, und ich hatte geschworen, unseren Plan nicht zu verraten.« Hernando atmete tief ein, bevor er mit zitternder Stimme weitersprach. »Werte Freunde, das ist bislang leider das einzige Ergebnis der Bleibücher.«

Hernando schnalzte mit der Zunge, um Estudiante auf dem Rückweg nach Córdoba anzuspornen. Er war im Morgengrauen in Granada aufgebrochen. Bei seinem Ritt durch die Vega von Granada stellte er sich immer wieder in die Steigbügel und drehte sich wehmütig zu den weißen Gipfeln der Sierra Nevada um. Es war eiskalt. Die höher gelegenen Dörfer in den Alpujarras waren bestimmt schon vom Schnee bedeckt. Juviles. Dort hatte er seine Kindheit verbracht, mit seiner Mutter … und Hamid. Er schüttelte den Kopf und duckte sich schnell, als ein sehr niedrig fliegender Schwarm Drosseln fast sein Gesicht gestreift hätte. Er sah die Vögel wieder aufsteigen, als wollten sie die Berggipfel erreichen, aber plötzlich änderten alle gleichzeitig ihre Flugrichtung und stürzten sich auf die Saatfelder. Er machte es sich wieder im Sattel bequem und legte die Zügel locker ab, rieb seine Hände kräftig aneinander und versuchte, sie mit seinem Atem zu wärmen. In der fruchtbaren Aue konnte er einzelne Häuser und Gehöfte ausmachen, hier und da arbeiteten Menschen auf den Feldern. Hernando blickte zum Horizont und atmete tief durch, es lag noch ein langer, einsamer Ritt vor ihm. Das rhythmische Trommeln von Estudiantes Hufen auf dem gefrorenen Boden war seine einzige Begleitung.

Miguel brauchte seinen Herrn nur anzusehen, um dessen Kummer und Bedrückung zu erkennen. Er hatte Hernandos Heimkehr sehnsüchtig erwartet, um mit ihm – wie vor der Abreise versprochen – über Rafaela zu reden. Aber angesichts dieser Gemütsverfassung wagte er es nicht, und an den folgenden Tagen versuchte er Hernando wenigstens für die Vorfälle zu interessieren, die sich während seiner Abwesenheit im Haus, auf seinem Ackerland und im kleinen Bauernhof zugetragen hatten. So war es beispielsweise zu einem Streit mit Toribio gekommen.

»Er ist mit einem der Jungpferde fürchterlich brutal umgegangen«, rief Miguel zornig. »Und es gab gar keinen Grund dafür. Er hat ihm einfach so die Sporen in die Flanken gejagt, und das Pferd konnte überhaupt nicht verstehen, was Toribio von ihm wollte.«

Aber nicht einmal dieser Zwischenfall konnte Hernandos Interesse wecken. Trotz seiner Ausritte und der sporadischen Ausflüge ins Hurenhaus konnte man sehen, dass er ununterbrochen litt.

»Señor«, schnaufte Miguel eines Tages und hüpfte auf der Galerie über dem Patio zu ihm, »kennst du die Geschichte von der Katze, die reiten wollte?« Hernando blieb stehen. Auch das Klacken der Krücken hinter seinem Rücken hörte auf. »Es war einmal eine graue Katze, und …«

»Ich kenne die Geschichte«, unterbrach ihn Hernando. »Du hast damit meine Mutter in der Posada del Potro unterhalten. Dabei geht es um einen edlen Ritter, den die bösen Hexen in eine Katze verwandelt haben und der sich von dem Fluch nur befreien konnte, wenn es ihm gelang, ein Kriegspferd zu reiten und zu lenken. Aber ich kann mich nicht mehr an das Ende erinnern, vermutlich habe ich nicht richtig zugehört.«

»Vielleicht sollte ich dir dann lieber von dem Ritter erzählen, der in einem Turm eingesperrt lebte und immer einsam …« Miguel sprach den Satz absichtlich nicht zu Ende.

Hernando schnaubte. Die beiden sagten einige Augenblicke lang nichts.

»Miguel, ich glaube, diese Geschichte interessiert mich nicht.«

»Das mag schon sein, aber vielleicht solltest du sie dir dennoch anhören … Der Ritter …«

Hernando machte eine herrische Handbewegung.

»Was willst du mir eigentlich sagen?«, fragte er ihn ernst.

»Es ist nicht gut, dass du allein bist«, erwiderte Miguel laut und deutlich. »Du hast dein Werk beendet. Was hast du jetzt vor? Willst du etwa den ganzen Tag im Zimmer zwischen deinen Papierbergen zubringen? Warum verheiratest du dich nicht noch einmal? Hättest du nicht gern wieder Kinder um dich?«

Hernando gab keine Antwort.

Miguel drehte sich verärgert um und humpelte auf seinen Krücken davon.

Hernando suchte – wieder einmal – Zuflucht in seiner Bibliothek. In der Ruhe dieses Raumes betrachtete er die fast dreißig Bände, die er in den letzten Jahren seiner Arbeit für die Bleibücher gekauft hatte. Sie standen ordentlich aufgereiht in Bücherregalen. Er griff nach einem Band, um darin zu lesen, doch schon nach kurzer Zeit fühlte er sich ermattet. Dann unternahm er einen Versuch, sich der Kalligraphie zu widmen, aber das Schreibrohr kratzte nur unbeholfen auf dem Papier. Anscheinend brach seine geistige Verbindung zu Gott in dem Moment ab, in dem er seinen Lobpreis schreiben wollte. Hernando griff behutsam zu dem letzen Schreibrohr, das er zugeschnitten hatte, und überprüfte die gelungene, schräge Spitze … Da hatte er eine Eingebung: die Verbindung zu Gott! Er hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. Darum ging es!

Am nächsten Morgen begab sich Hernando zur Mezquita. Zuvor hatte er zu Hause die rituelle Waschung vorgenommen. War er seinem Gott untreu geworden? Er hatte ganze sieben Jahre mit seinen Schriften über die Jungfrau, den Apostel Jakobus und unzählige christliche Heilige und Märtyrer zugebracht. Seine Absicht war redlich, aber sollte diese Arbeit womöglich seine eigenen Glaubensgrundsätze und seine klaren Überzeugungen untergraben haben? Er spürte das Verlangen, sich zum Mihrab zu begeben und zu beten – und sei es still und ohne die Niederwerfung. Wenn die Taquiyya ihnen zugestand, ihren Glauben zu verbergen, ohne dass dies bedeutete, dass sie sündigten oder abtrünnig wurden, sollte es wohl möglich sein, in der Moschee heimlich zu beten. Dort hinter dem Sarkophag des Statthalters Don Alfonso Fernández de Montemayor befand sich eine der großartigsten Gebetsstätten, die die Anhänger des Propheten je errichtet hatten. Hernando betrat den Innenhof der Mezquita durch die Puerta del Perdón. Wie immer waren die Wände der Säulengänge mit den Büßerhemden der Verurteilten der Inquisition bedeckt. Die Männer, die dort vor der weltlichen Justiz Zuflucht gefunden hatten, drängten sich vor der Kälte des bleigrauen Morgens in den Gängen um den Hof. Der zauberhafte Säulenwald der Mezquita verschaffte Hernando augenblicklich etwas innere Ruhe. Priester und Gläubige eilten hin und her, hier und dort wurden in Seitenkapellen Gottesdienste und Messen abgehalten. Die Bauarbeiten am Kreuzgang und am Chorumgang ruhten seit einigen Jahren, man wartete mit dem Innenausbau und der Ausstattung bis zur Fertigstellung der Kuppel. Die Christen legten ihrem Gott gegenüber ein nachlässiges Verhalten an den Tag. Die Bischöfe und Könige lebten lieber in Saus und Braus und verprassten das Geld für ihre Ausschweifungen, statt damit ihre Kirchen auszustatten.

Oh, ihr, die ihr glaubt, meinte er bei seiner Ankunft am Mihrab durch den Gipsputz lesen zu können, mit dem die Christen Allahs Wort verdecken wollten. Die kufischen Inschriften auf dem Kranzgesims vor dem heiligen Ort enthielten den Beginn einiger Verse der fünften Sure. Hernando rezitierte stumm weiter: Wenn ihr euch zum Gebet aufstellt …

Nun, beim Beten, wurde ihm alles klar, so als wollte Gott seine Hingabe belohnen: Die Wahrheit, die Offenbarung, war hier in den edlen, harten Marmor gemeißelt und lag unter einem simplen Gipsputz, der bei der leichtesten Berührung zerfiel! Die einzige Wahrheit, die Vorrangstellung des Islam, war bloß hinter den Worten und Machenschaften der Päpste und der christlichen Geistlichen versteckt. Mit dem Fund des Stummen Buches käme diese Wahrheit genauso plötzlich ans Licht, wie wenn der brüchige Gipsputz plötzlich abfiele, der das offenbarte Wort im Mihrab der Moschee von Córdoba verbarg. Dann lenkte er den Blick auf jene Doppelbogen, die sich über die einfachen Bogen spannten, die sich ihrerseits auf schlanke Marmorsäulen stützten: Die Macht Gottes erreichte die Gläubigen unmittelbar, anders als bei den Christen, die stets auf die Sicherheit fester Fundamente angewiesen waren. Die Kraft des göttlichen Willens berührte auch so einfache Gläubige wie ihn! Beglückt über diese wunderbare Gewissheit, füllte er seine Lungen und unterdrückte zugleich die Rufe, mit denen er zum einzigen Gott beten wollte, er presste die Lippen zusammen, damit nicht einmal ein Flüstern zu vernehmen war.

An ebendiesem Tag gingen zwei Schatzsucher am Berg Valparaíso vor Granada ihrer Arbeit nach. Wie viele andere im Königreich waren auch sie auf den wertvollen Besitz aus, den die Morisken bei ihrer Vertreibung in der Eile zurückgelassen hatten. In einer Höhle oberhalb vom Albaicín entdeckten sie eine merkwürdige, für ihre Zwecke unbrauchbare Bleiplatte mit einer kaum entzifferbaren lateinischen Inschrift.

Der Fund, der für die beiden beutegierigen Männer wertlos war, gelangte in die Hände der Kirche. Diese übergab ihn einem Jesuiten, der zu dem Schluss kam, dass dies ein wahrhaftiger Schatz war: Die Inschrift besagte, dass die hier bestattete Asche dem Märtyrer Mesitón gehörte, der unter Kaiser Nero hingerichtet worden war und dessen sterbliche Überreste niemals entdeckt worden waren. Erzbischof Don Pedro de Castro befahl, die gesamte Asche sofort einzusammeln und die Höhle genauestens zu durchsuchen. Noch im März desselben Jahres wurde eine zweite Bleiplatte gefunden, die von der Grablegung des heiligen Hesychius berichtete, sowie mehrere verbrannte menschliche Knochen. Vor Ende des Monats tauchten die Platten mit den Schriften Über die Grundlagen der Kirche und Über das Wesen Gottes auf. Am 30. April, inmitten der Karwoche, in der die fromme Bevölkerung von Granada voll Inbrunst den Kreuzweg Christi am eigenen Leib nachvollzog, stieß ein Mädchen namens Isabel auf eine Platte, die das Martyrium des heiligen Caecilius belegte, des Patrons von Granada und ersten Bischofs der Stadt. Neben der Platte fanden sich die so ersehnten und gesuchten Reliquien des Heiligen.

Ganz Granada fiel in einen einzigen religiösen Freudentaumel.

Miguel bemerkte an Hernando nach dessen Besuch in der Mezquita eine erfreuliche Veränderung. Sein Herr lächelte wieder, und seine blauen Augen hatten das gewohnte Strahlen. Miguel musste unbedingt mit ihm sprechen, denn Rafaelas Lage spitzte sich immer weiter zu: Ihr Vater stand kurz davor, mit einem der zahlreichen Klöster der Stadt einen Vertrag über ihre Aufnahme abzuschließen.

Eines Nachmittags schleppte sich Miguel nach dem Essen mühsam die Treppe zur Bibliothek im ersten Stockwerk hinauf, wo er seinen Herrn und Freund in kalligraphische Übungen vertieft antraf.

»Señor, ich möchte schon seit einiger Zeit mit dir reden.« Miguel war an der Tür stehen geblieben, für ihn glich dieser Raum einem Heiligtum. Er wartete, bis Hernando zu ihm aufsah.

»Ist etwas passiert?«

Miguel räusperte sich und humpelte ins Zimmer.

»Kannst du dich noch an das Mädchen erinnern, von dem ich dir erzählt habe, bevor du nach Granada gereist bist?«

Hernando seufzte. Er hatte sein Versprechen an Miguel schlicht vergessen. Er wusste weder, was Miguels Anliegen sein könnte, noch, warum ihm dieses Nachbarmädchen so wichtig war, aber der besorgte Gesichtsausdruck seines Freundes, aus dem die gewohnte Fröhlichkeit gewichen war, zeigte ihm, dass es um etwas Ernstes ging.

»Komm und setz dich zu mir«, forderte er ihn freundlich auf. »Ich habe das Gefühl, dass dies eine längere Geschichte wird … Also, was ist mit der Nachbarin?«, fragte er, während Miguel auf den Krücken näher kam und sich dann auf einen Stuhl sacken ließ.

»Sie heißt Rafaela«, begann Miguel. »Sie ist verzweifelt, Señor. Ihr Vater, der Jurado, will sie ins Kloster stecken.«

Hernando zuckte die Achseln.

»Viele Töchter von Christen werden Nonnen.«

»Aber sie will das nicht«, erwiderte Miguel. »Der Jurado möchte dem Kloster kein Geld geben, und das bedeutet für Rafaela, dass sie dort nur die Dienerin einer reichen Nonne sein wird.«

»Was habe ich damit zu tun? Ich sehe keine Möglichkeit …«

»Du kannst sie heiraten!«, schlug Miguel vor, ohne ihn anzusehen.

»Wie bitte?« Hernando wusste nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte. Doch als er bemerkte, dass Miguel mit den Tränen kämpfte, entschied er sich für keines von beidem.

»Doch, das ist eine gute Lösung, Señor! Du bist einsam, und sie muss heiraten, wenn sie nicht in ein Kloster gesperrt werden will … Damit wäre allen geholfen.«

Hernando verschlug es die Sprache. Miguel konnte diesen Vorschlag unmöglich ernst meinen! Doch dann begriff er, dass genau dies der Fall war.

»Miguel«, sagte er behutsam, »du verstehst besser als jeder andere, dass dies für mich keine einfache Sache ist.« Der Junge hielt seinem Blick stand, während Hernando noch nach Worten suchte. »Angenommen, ich würde mich dazu bereit erklären, ein Mädchen zu heiraten, das ich nicht einmal kenne. Meinst du, der hochmütige Jurado würde all dem zustimmen? Denkst du wirklich, er würde seine Tochter einem Morisken zur Frau geben?« Miguel wollte gerade antworten, doch Hernando ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Warte …«

Plötzlich wusste er, was mit Miguel los war. Hernando war so mit seiner Arbeit und seinen eigenen Sorgen befasst gewesen, dass ihm die Veränderung des Jungen gar nicht aufgefallen war.

»Ich glaube, wir haben ein Problem, das noch viel schwerwiegender ist.«

Hernando sah forschend in die Augen des Menschen, der sich als Einziger sein Freund nennen durfte, und ließ eine Weile verstreichen.

»Miguel, du hast dich in das Mädchen verliebt, nicht wahr?«

Der junge Mann wich Hernandos Blick nur für einen kurzen Moment aus.

»Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was es bedeutet, jemanden zu lieben. Rafaela … Ja, sie mag meine Geschichten! Sobald sie in den Stall kommt, hört sie auf zu weinen und vergisst ihre Sorgen. Sie ist freundlich und unschuldig.« Hernando entging nicht, dass Miguel fast die Stimme versagte. »Sie ist … feinfühlig. Sie ist schön. Sie …«

»Du liebst sie«, stellte Hernando leise, aber mit Gewissheit fest. »Wie stellst du dir das vor? Wie sollen wir denn unter einem Dach zusammenleben? Ich kann schwerlich die Frau heiraten, von der ich weiß, dass du in sie verliebt bist. Wir würden uns doch den ganzen Tag begegnen. Und in den Nächten, woran würdest du da denken?«

»Du verstehst das nicht«, flüsterte Miguel. »Ich denke überhaupt nichts. Ich begehre nicht. Ich kann eine Frau nicht wie ein richtiger Ehemann lieben. Ich habe niemals Achtung erfahren. Ich bin nur Abschaum! Mein Leben ist nichts wert.« Hernando wollte etwas entgegnen, aber diesmal ließ Miguel ihn nicht zu Wort kommen. »Alles, was ich bisher wollte, war ein Knochen zum Abnagen und dazu ein Kanten Brot. Aber jetzt will ich etwas anderes, Señor. Zum ersten Mal in meinem elendigen Leben habe ich das Gefühl, dass ein Wunsch tatsächlich in Erfüllung gehen könnte, mit deiner Hilfe. Verstehst du? In den neunzehn Jahren, die ich lebe, habe ich so etwas noch nie erlebt. Niemals! Ja, du bist gekommen und hast mich aufgenommen. Das war mein großes Glück! Aber jetzt spreche ich von meinen Sehnsüchten und Wünschen: Ich will diesem Mädchen helfen!«

»Und Rafaela? Liebt sie dich?«

Miguel sah auf und verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln.

»Ich bin ein Diener und Krüppel. Rafaela liebt dich.«

»Was sagst du da?« Hernando stand vom Stuhl auf.

»Ich habe ihr viel von dir erzählt. Ich denke, dass sie dich liebt, zumindest bewundert sie dich sehr. Schließlich bist du in meinen Geschichten der Edelmann, der Damen rettet, der wilde Tiere zähmt, der Schlangen beschwört …«

»Bist du nun vollends verrückt geworden?« Hernando riss seine blauen Augen weit auf.

»Ja, Señor«, antwortete Miguel mit hochrotem Gesicht. »Seit einiger Zeit schon lebe ich mit dieser Verrücktheit.«

Noch am selben Abend humpelte Miguel erneut zur Bibliothek hinauf, wo Hernando endlich, den Bitten seiner Gefährten in Granada folgend, mit einer neuen Abschrift des Barnabas-Evangeliums begonnen hatte. Wenn Don Pedro und seine Freunde darauf bestanden, die Kopie weiterzugeben, die er in seiner Bibliothek aufbewahrte, musste er unbedingt noch eine Abschrift anfertigen. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er die drei Männer davon überzeugen können, dass die Zeit für die Bekanntgabe des Evangeliums noch nicht reif sei, aber das würde ihm beim nächsten Mal vielleicht nicht noch einmal gelingen. Hernando konnte nicht umhin, dem Sultan gegenüber Zweifel zu hegen. Sollte der Osmane tatsächlich bereit sein, den Morisken diesmal zu helfen? Andererseits ging es hier nur darum, das angekündigte Evangelium bekanntzugeben, und nicht darum, eine ganze Flotte in die Herrschaftsgebiete des spanischen Königs zu schicken. Er sollte nur zu dem König der Könige werden, den die Jungfrau Maria vorhersagte, und die Lügen der Päpste aufdecken.

»Señor«, riss ihn der Junge aus seinen Gedanken, »ich möchte, dass du Rafaela kennenlernst.«

»Aber, Miguel, ich …«, wollte Hernando einwenden.

»Bitte, komm mit.« Miguels Tonfall war so drängend, dass Hernando sich nicht weigern konnte. Außerdem verspürte er eine gewisse Neugierde.

Rafaela wartete neben Estudiante. Sie glitt mit den Fingern der einen Hand durch die lange, dichte Mähne des Pferdes, während sie mit der anderen dessen Nüstern kraulte. Es war nicht besonders hell, und nur eine Lampe beleuchtete den Stall. Hernando sah das schmächtige Mädchen, das ihn mit gesenktem Kopf scheu empfing. Miguel hielt sich absichtlich im Hintergrund, das Paar sollte ungestört sein. Hernando zögerte. Warum war er so nervös? Was hatte Miguel ihr noch erzählt, abgesehen davon, dass er ihn zum Helden seiner Geschichten gemacht hatte? Er näherte sich Rafaela, die nach wie vor den Blick aufs Stroh richtete. Das Mädchen trug eine Schürze über dem Leibrock, darüber einen alten Überwurf, der bis zu den Schuhen reichte, und darüber ein offenes Wams mit Ärmeln. Alles war grau – alles hing an ihr herunter, als fänden die Kleider an ihrem schmalen Körper keinen Halt. Was hatte Miguel ihr wohl versprochen? Vielleicht … hatte er ihr sogar schon versprochen, dass er sie heiraten würde, um sie vor dem Kloster zu bewahren.

Auf einmal bereute Hernando, überhaupt in den Stall gekommen zu sein. Er drehte sich um und ging zur Tür, aber dort stieß er auf Miguel, der sich ihm auf seinen Krücken in den Weg stellte.

»Señor, ich bitte dich«, flehte der junge Mann.

Hernando gab nach und kehrte wieder zu Rafaela zurück. Sie stand vor ihm, und ihre braunen Augen verrieten selbst in dem Dämmerlicht ihren Kummer.

»Ich …«, versuchte er seinen Fluchtversuch zu entschuldigen.

»Ich danke Euch von ganzem Herzen für das, was Ihr für mich tun wollt«, unterbrach ihn Rafaela.

Hernando war bestürzt. Die sanfte Stimme des Mädchens erschütterte ihn. Miguel hatte doch wohl nicht etwa …? Hernando wandte sich dem Krüppel zu, aber Rafaela sprach weiter.

»Ich weiß, dass ich nichts wert bin – meine Eltern und Geschwister erinnern mich jeden Tag daran –, aber ich bin gesund.« Wie zur Bestätigung lächelte sie und ließ dabei ihre strahlend weißen Zähne sehen. »Ich bin noch nie krank gewesen, und meine Familie ist sehr fruchtbar. Ich bin eine gute, fromme Christin, und ich verspreche Euch, die beste Gattin zu sein, die Ihr in ganz Córdoba finden könnt. Und ich werde Euch reichlich dafür entschädigen, dass mein Vater keine Mitgift beisteuert.«

Hernando verschlug es die Sprache. Dieses ernste und zugleich verletzliche Mädchen weckte in ihm zärtliche Gefühle. Ihre traurigen braunen Augen drückten einen Schmerz und eine Ergebenheit aus, die selbst Estudiante zu spüren schien, der sich neben Rafaela merkwürdig still verhielt. Nur Miguels aufgeregter Atem hinter ihm störte die Atmosphäre.

»Aber ich bin Neuchrist.«

»Ich weiß, dass Euer Herz rein und großzügig ist«, behauptete Rafaela unbeirrt. »Miguel hat es mir erzählt.«

»Dein Vater … wird nicht zulassen, dass …«, stammelte Hernando.

»Miguel hat eine Lösung.«

Da wandte er den Kopf Miguel zu. Er lächelte! Dabei ließ er seine Zahnlücken sehen, die sich so sehr von Rafaelas ebenmäßigen Zahnreihen unterschieden. Hernando sah zwischen den beiden hin und her. Was sollte das für eine Lösung sein?

»Aber es ist doch nichts Gesetzwidriges?«

»Nein.«

»Und nichts, das gegen das Kirchenrecht verstößt?«

»Auch nicht.«

Wieso sollte der Jurado der Heirat seiner Tochter mit einem Morisken zustimmen, dessen Mutter zudem von der Inquisition verurteilt worden war? Es war einfach unvorstellbar. Ihr Vater würde die Hochzeit sicherlich um jeden Preis verhindern. Hernando konnte sich also unbesorgt auf Miguels Plan einlassen, dann würde immerhin nicht er dessen hehre Absichten zunichtemachen.

»Ich bin müde«, gab er vor. »Lass uns morgen weiterreden, Miguel. Gute Nacht, Rafaela.«

»Warte noch, Señor«, bat Miguel, als Hernando an ihm vorbeigehen wollte.

»Was willst du noch, Miguel?«, fragte er mit matter Stimme.

»Du musst es dir selbst ansehen. Ich stehle dir nur noch ein klein wenig von deiner Zeit.« Hernando seufzte und nickte. »Komm mit, dafür müssen wir nach oben gehen.«

»Was ist mit Rafaela?«, protestierte Hernando, als Miguel gerade den Stall verlassen wollte. »Sie kann nicht mit zu uns kommen. Schließlich ist sie unverheiratet. Mädchen, geh wieder zu deiner Familie«, forderte Hernando sie auf.

»Aber sie kann jetzt noch nicht nach Hause gehen«, hörte er Miguel hinter sich sagen. »Jetzt ist es zu gefährlich.«

»Was heißt das?«

»Sie muss hier auf uns warten, bei den Pferden.«

Miguel war schon im Patio.

Hernando sah zu Rafaela, die ihm als Antwort ein Lächeln schenkte. Dann eilte er hinter dem jungen Mann her. Warum konnte das Mädchen nicht nach Hause gehen? Was sollte daran gefährlich sein? Miguel klammerte sich an das Treppengeländer und zog sich mühselig zum Obergeschoss hinauf. Hernando holte ihn auf den letzten Stufen ein.

»Was ist los, Miguel?«

»Pst. Sei still«, bat ihn der Junge. »Niemand darf uns hören. Du wirst gleich sehen.«

Oben auf der Galerie eilten sie bis zu der Stelle, von der aus man auf die Gasse blicken konnte, die zum Stall führte.

»Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, Señor. Es ist immer um diese Zeit«, flüsterte Miguel. »Und ich gratuliere dir, Señor. Du bekommst die beste Frau von ganz Córdoba. Ach was, von Córdoba? Die beste Frau von ganz Spanien!«

Hernando schüttelte nur den Kopf.

»Miguel …«

»Da sind sie!«, unterbrach ihn der Junge. »Sei ruhig.«

Hernando reckte den Kopf vor und sah in der Dunkelheit, wie zwei Gestalten vor der kleinen Tür haltmachten, durch die Rafaela immer huschte. Hernando begriff, warum das Mädchen den Stall jetzt nicht verlassen konnte. Ein Mann öffnete vom Patio des Nachbarhauses aus die kleine Tür und beleuchtete mit einer Laterne die Gesichter von zwei Frauen, die auf den Mann zugingen, in dem Hernando Don Martín Ulloa erkannte. Die Frauen überreichten dem Jurado etwas und wurden sogleich wieder von der Dunkelheit verschluckt. Don Martín verschloss die Tür, und damit verschwand auch der Schein der Laterne.

Hernando sah seinen Freund fragend an.

»Und? War das alles?«

»Vor zwei Wochen«, erwiderte Miguel, »als du gerade in Granada warst, wären wir beinahe diesen Frauen und Rafaelas Vater begegnet. Seither habe ich Abend für Abend nachsehen müssen, ob die Luft rein ist, bevor Rafaela wieder nach Hause gehen konnte.«

»Was hat das alles zu bedeuten, Miguel?«

»Diese Frauen sind Bettlerinnen, es sind aber nur zwei von vielen, die hierherkommen. Eines Abends habe ich eine von ihnen erkannt: Angustias. Ich habe mich auf den Straßen umgehört und mich dann … unter meine Leute gemischt. Ich habe übrigens keine einzige Münze erbetteln können, nicht einmal Falschgeld.« Miguel schmunzelte in die Dunkelheit. »Ich bin einfach aus der Übung …«

»Jetzt mach es kurz, Miguel«, unterbrach ihn Hernando.

»Ich habe mich also umgehört, und die beiden Frauen, die du heute Abend gesehen hast, heißen María und Lorenza. Lorenza ist die kleinere der beiden und …«

»Miguel!«

»Sie leihen sich Kinder zum Betteln.« Es herrschte einen Moment lang Schweigen, bevor Hernando die Sprache wiederfand.

»Vom Jurado?«, fragte er verblüfft.

»Ja. Das ist ein gutes Geschäft. Der Jurado ist Mitglied der Bruderschaft, die sich um die Findelkinder kümmert und darüber entscheidet, wo sie aufgezogen werden. Die Kinder kommen in Córdoba zu Ammen, wenn sie noch Säuglinge sind, oder zu anderen Frauen, die ihnen zu essen geben. Die verleihen dann die Kinder an die Frauen, die du soeben gesehen hast, zum Betteln. Viele der Kinder sterben …« Miguels Stimme versagte mitten im Satz.

»Aber was hat der Jurado damit zu tun?«

»Mehr, als du denkst«, erwiderte der Junge. »Die Statuten der Bruderschaft legen fest, dass ein Aufsichtsbeamter regelmäßig überprüft, ob die Kinder noch bei den Personen wohnen, die dafür bezahlt werden, und ob sie noch am Leben sind. Don Martín und der Aufsichtsbeamte sind Komplizen. Der eine überlässt die Kinder den Frauen, die ihm genehm sind, und der andere drückt beide Augen zu. Jede Woche bezahlen die Bettlerinnen dem Jurado und dem Aufsichtsbeamten ihren Anteil. Rafaela hat mir erzählt, dass ihr Vater das Geld benötigt, um im Rat der Stadt den Veinticuatros ebenbürtig zu sein. Ich könnte dir jetzt noch die Namen der Kinder nennen, die zuletzt übergeben wurden, die Namen der Frauen, die sie versorgen sollen, sowie die Namen der Bettlerinnen, die inzwischen mit ihnen durch die Straßen ziehen.«

Hernando kniff die Augen zu düsteren Schlitzen zusammen.

»Du sagst, dass viele dieser Kinder sterben?«

»So ist das Geschäft, Señor. Ich selbst kenne es leider nur zu gut. Es gibt Kinder, die erregen das Mitleid noch der hartherzigsten Passanten. Andere Kinder hingegen taugen dafür gar nicht. Mit dicken, gut genährten Kindern erhält man kein Almosen. Deshalb sind diese Kinder alle klapperdürr. Ja, Señor, sie sterben vor Hunger oder an einem Rattenbiss oder beim geringsten Fieber. Und nichts davon steht in den Akten der Bruderschaft.«

Hernando blickte zum bedeckten, dunklen Himmel hinauf.

»Du willst, dass ich den Jurado mit dieser Sache erpresse, damit er mir Rafaelas Hand gewährt, nicht wahr?«

»Ja, Señor.«

Die Pfeiler des Glaubens
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