21

Zwei Stunden später war Babel kurz davor, den Verstand zu verlieren. Das lag vor allem daran, dass sich Tom und Sam an ihrem Küchentisch gegenübersaßen und mit Blicken maßen. Das Einzige, was sie offenbar davon abhielt, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, war Tamy, die mit verschränkten Armen neben ihnen saß. Dabei sah sie aus, als wäre sie an jedem anderen Ort lieber als hier zwischen diesen beiden Männern, die ihr Testosteron nicht in den Griff bekamen.

Babel hatte ihr gegenüber Platz genommen, und so bildeten sie ein munteres Kleeblatt, das jeden Moment explodieren konnte.

Nach der Auseinandersetzung mit Nikolai hatte Babel beschlossen, nach Hause zu fahren, um dort einen Suchzauber durchzuführen, der Mikhail aufspüren sollte. Als sie jedoch zu Hause angekommen war, hatte Tom dort bereits gewartet. Stinksauer und mit Mordlust im Blick. Sie galt wohl nur zur Hälfte dem Mörder und zur anderen Hälfte Babel. Seine Laune wurde auch nicht besser, als er Sam gesehen hatte. Sofort war die alte Abneigung zwischen Plags und Dämonenkindern wieder zwischen ihnen aufgeflammt.

Beide Männer gleichzeitig vor sich zu sehen, war eigenartig. Babel hatte angenommen, sie würde in diesem Moment irgendeine Erkenntnis entwickeln. Begreifen, warum sie empfand, wie sie es tat. Aber dem war nicht so. Es verwirrte sie höchstens noch mehr. Sie waren wie zwei Seiten derselben Medaille.

Einige unangenehme Sekunden lang hatten sie sich zu dritt gegenübergestanden. Tom war ein Stück größer als Sam und in den Schultern schmaler, aber er wirkte nicht weniger harmlos. Sein Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass er vor einem Kampf nicht zurückschrecken würde. Als er die Hände zu Fäusten ballte, spannten sich die Muskeln in seinem Unterarm an.

Sam hingegen wirkte locker. Er hatte die Daumen in die Hosentaschen gehakt und grinste. Aber Babel kannte ihn besser. Er hielt den Kopf gesenkt, und der linke Fuß stand ein Stück weiter vorn als der rechte. Die Pose war nur eines: eine Ausgangsstellung. Und sicher nicht für einen netten Plausch. Er kannte Babel wie niemand sonst, ihre dunkelsten Geheimnisse und verborgensten Wünsche. Er sah alle ihre Schwächen glasklar, und trotzdem wollte er sie. Es war eine machtvolle Erfahrung, wenn jemand einen nicht trotz, sondern wegen seiner Fehler liebte.

Auf der anderen Seite konnte sie bereits jetzt die Person erkennen, die sie an Toms Seite werden würde. Seinetwegen würde sie ein besserer Mensch werden wollen – und das war mindestens genauso verlockend. Wenn er sie ansah, bekam sie Hoffnung, dass sie eines Tages ihre Vergangenheit hinter sich lassen und alles, was sie gewesen war, abstreifen konnte.

Es war ihr unmöglich zu sagen, wen von beiden sie in diesem Moment mehr brauchte.

»Warum gehen wir nicht erst einmal hinein?«, hatte sie hastig gesagt und war ins Haus geflüchtet. Die Männer waren ihr gefolgt.

Sobald Urd Sam gesehen hatte, kam sie bellend näher, hatte an seinen Schuhen geschnüffelt und dabei den obligatorischen Sabber verteilt. Angewidert hatte Sam das Gesicht verzogen und die Hündin von sich geschoben. Als seine Hand ihren Kopf berührte, begann die Dogge endlich zu knurren. Es hatte ein bisschen gedauert, aber nun wusste auch sie, was sie da vor sich hatte.

»Urd mag dich nicht besonders«, stellte Tom zufrieden fest, während er am Küchentisch Platz genommen hatte.

»Das tut Babel auch nicht gerade, oder, Schatz?«, erwiderte Sam.

»Du kannst mich mal.«

»Darauf warte ich doch schon die ganze Zeit.« Sein Grinsen bekam einen grimmigen Zug, und Tom ballte die Fäuste auf der Tischplatte. Babel konnte nicht sagen, ob er eifersüchtig war oder Sam einfach gern massakriert hätte, weil er den Dämon an ihm spürte. Vorsichtshalber aktivierte sie ihre Magie, um die beiden im Notfall an ihre Stühle zu binden oder gleich bewusstlos zu schlagen. Daraufhin sahen beide Babel an, weil sie wahrnahmen, was sie tat.

Sam hatte als Erster gesprochen: »Wenn ich ihn wirklich erledigen wollte, wäre deine Magie nicht schnell genug, um mich davon abzuhalten.«

»Verlass dich nicht drauf.« Sie klang überzeugter, als sie es in Wirklichkeit war.

»Du musst mich nicht vor ihm schützen«, erwiderte Tom, bevor er sich an Sam wandte und ihn fixierte. Seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich, und seine Augen hatten wieder ihre dunkelgrüne Farbe angenommen. »Ich lass es gern auf einen Versuch ankommen. Typen wie dir bin ich schon oft genug begegnet. Sie sind meistens nicht so hart, wie sie aussehen.«

Sam grinste ihn nur überheblich an, und Babel brach der Schweiß aus. Sie hatte das Gefühl, dass die Männer kurz davorstanden, in ihrer Küche ein Blutbad anzurichten. Am liebsten hätte sie Sam gesagt, dass er sich zum Teufel scheren sollte, weil sie ihm doch nie etwas versprochen hatte, aber die Worte waren ihr im Hals stecken geblieben. Gesagt hatte sie vielleicht nichts, aber getan. Und das hatte eine andere Sprache gesprochen.

»Ich … ich kann das jetzt wirklich nicht gebrauchen. Es hängt einfach zu viel davon ab, dass ich einen kühlen Kopf bewahre, und das kann ich nicht, wenn ihr euch massakriert, okay? Wenn diese Sache vorbei ist, dann reden wir …« Hilflos hatte sie den Kopf gesenkt, und in das darauffolgende Schweigen war eine Stimme von der Küchentür geplatzt: »Komm ich vielleicht ungelegen?«

Noch nie war sie so dankbar dafür gewesen, Tamy zu sehen. Auf dem Weg zurück hatte Babel sie angerufen – und wie immer hatte Tamy nicht viele Fragen gestellt und war einfach gekommen.

Und deshalb saßen sie jetzt zu viert an diesem Tisch, die Luft zwischen ihnen aufgeladen mit Aggression. Tamy schaute Babel an, als wolle sie sagen: Mädchen, wenn du scharf bist auf Hahnenkämpfe, dann fahr nach Sizilien. Für einige Augenblicke überlegte Babel, ob sie sich nicht einfach über die Terrassentür davonstehlen sollte.

»Wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Tom nach einer Weile und unterbrach damit die unangenehme Stille.

Babel fasste für alle zusammen, was sie erfahren hatten. Zwischendurch hatte Tom jegliche Farbe verloren und schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Ich bring das Schwein um!«, rief er, und es überraschte Babel nicht, dass Sam zustimmend nickte.

»Damit ist niemandem geholfen.« Sie griff nach seiner Hand, die sich unter ihren Fingern wieder öffnete. Als er sie anschaute, flimmerte in seinen grünen Augen diese verzweifelte Wut, die aus Schmerz entstand.

»Überlass Mikhail mir. Bitte!«

»Was ist mit seinem Bruder?«

»Er hat seine Strafe erhalten.«

»Und das soll ich dir glauben?«

Sein Misstrauen schmerzte sie mehr, als sie gedacht hätte. Die kurze Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, hatte ausgereicht, um eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. Aber nun konnte sie in seinem Gesicht das alte Misstrauen gegenüber Hexen sehen.

Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, knurrte Sam: »Wenn sie sagt, sie hat sich darum gekümmert, dann stimmt das auch.«

Tom sah zwischen ihnen hin und her, dann nickte er grimmig. »Na schön.«

Erleichtert atmete Babel aus. »Ich werde einen Suchzauber durchführen, dann schnappen wir uns Mikhail …« Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Das schrille Klingeln des Handys unterbrach sie. Alle vier starrten auf das Telefon, das Babel auf dem Kühlschrank abgelegt hatte.

Langsam ging Babel hinüber und blickte auf das Display. Es zeigte eine unbekannte Nummer. »Ja?«

»Ich bin’s. Daniel.«

Sie atmete tief durch und rieb sich über die Augen. »Hör mal, das ist gerade ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich …«

»Babel.« Seine Stimme klang gepresst, und plötzlich schrillten in ihr alle Alarmglocken. Zögernd sprach er weiter. »Ich bin in Sonjas Wohnung … Sie ist tot.« Der letzte Satz war nur noch ein Flüstern.

»Was?« Sämtliche Luft schien aus ihren Lungen zu entweichen.

»Sie ist tot. Ich … sie hat mich angerufen … wir …«

»Was ist passiert?«, fragte sie, dabei ahnte sie es schon.

»Wir hatten mal eine Affäre vor vielen Jahren. Manchmal komme ich noch bei ihr vorbei.« Er schluckte, und sie hörte seine Schritte durch das Telefon. »Babel … Sie ist an einen Stuhl gefesselt, und ihre Arme sehen aus … als hätte jemand Tic Tac Toe darauf gespielt. Überall ist Blut … und auf dem Boden ist ein Symbol aufgemalt.«

»Welches?«

»Ein umgekehrter Hahn.«

Babel keuchte auf. »Scheiße.«

Hexen, die mit Bildern oder Sprüchen arbeiteten, griffen oft auf bekannte Bilder zurück, die im kollektiven Unbewussten eine Rolle spielten. Diese Bilder waren mythisch aufgeladen und leicht vorstellbar, sie lösten schnell etwas im Betrachter aus und waren Hilfsmittel für Hexen, denen es an intuitiver Kraft fehlte. Zu solchen Bildern gehörten auch Darstellungen von Tieren. Der Hahn, der in der alten Tiersymbolik eigentlich für den Schutz eines Hauses stand, war eng mit Blutritualen verbunden. Hexen bedienten sich seines umgekehrten Bildes oft bei Opferritualen, die sie in eine andere Magieebene bringen sollten.

Bei Dämonenbeschwörungen.

»Sie würde nie einen Dämon beschwören, Babel. Dazu hatte sie nicht genügend Kraft und Erfahrung, das wusste sie. Was zur Hölle geht hier vor?«

»Ist jemand bei dir?«

»Nein.«

»Du musst sofort verschwinden, hörst du? Wir kümmern uns später darum. Aber du musst unbedingt weg, falls er zurückkommt.«

»Babel!«

»Clarissas Enkel Mikhail ist der Täter. Er hat versucht, sein magisches Potenzial zu aktivieren.« In knappen Sätzen erzählte sie ihm, was sie herausgefunden hatten, während die anderen am Tisch sie unruhig beobachteten. »Es sieht ganz so aus, als hätte er dieses Mal Erfolg gehabt …«

Sie hätte es wissen müssen. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass Mikhail so schnell wieder zuschlagen würde. Ohne Nikolais Hilfe. Die Gier nach der Magie musste ihm völlig den Verstand geraubt haben und ließ ihn alle Vorsicht vergessen.

»Er muss sie dazu gebracht haben, ihre Energie auf ihn zu übertragen.«

»Aber wie?«

»Sonja war zwar eine Hexe, aber sie hatte nicht viel Kraft. Ihre Schutzzauber waren …«

»… lächerlich.« Daniel klang auf einmal erschöpft. Im Hintergrund war Straßenlärm zu hören, offenbar war er wieder im Freien. Kurz darauf hörte Babel eine Autotür klappen, und der Lärm verstummte. Daniels Stimme kam jetzt über Lautsprecher, doch nicht nur dadurch hörte er sich blechern und abgestumpft an, als er aussprach, was Babel dachte.

»Dieser Typ muss sie irgendwie bedroht haben. Genug, um ihr richtig Angst zu machen. Er hat sich die schwächste Hexe rausgesucht, bei der er den wenigsten Widerstand erwarten konnte. In ihrer Angst hat sie getan, was er von ihr verlangte, und hat die Verbindung zu ihm hergestellt. Und dann hat er sie umgebracht, und die Totenenergie ist auf ihn übergegangen.«

Babel konnte nicht fassen, dass Mikhail recht gehabt hatte. »Und dieses Mal ist es tatsächlich passiert – sein magisches Potenzial ist angesprungen. Danach hat er das Dämonenritual durchgeführt.«

Vom Tisch war entsetztes Luftschnappen zu hören.

»Der ist doch verrückt«, erwiderte Daniel, »einen Dämon zu beschwören, wenn er gerade erst magisch aktiv geworden ist.«

»Er hat es wahrscheinlich getan, weil er glaubt, sich so schützen zu können.«

»Vor wem?«

»Vor mir.«

Am anderen Ende trat eine Pause ein, und sie hörte ihn tief durchatmen, bevor er sagte: »Schaffst du den Kerl?«

»Täte es dir leid, wenn es nicht so wäre?«

»Möglich.«

Ein schiefes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.

»Babel?«

»Mhm?«

»Ich werde tun, was du gesagt hast und eine Weile aus der Stadt verschwinden.«

»Und einen kurzen Moment lang habe ich tatsächlich geglaubt, du würdest bleiben und mir helfen.«

»Versteh mich nicht falsch, ich kann dich leiden. Das heißt aber nicht, dass ich meinen Arsch riskiere.«

»Schon klar.«

Daniel war eben, wie er war, daran änderten auch tote Exgeliebte nichts. Manche Menschen waren einfach nicht zum Helden geboren.

»Viel Glück«, sagte er, bevor er auflegte.

Sie legte das Handy zur Seite und drehte sich den anderen zu. »Mikhail hat eine Hexe umgebracht und einen Dämon beschworen.«

Schockiert starrten die drei sie an, und selbst Sam, der mit Skrupeln im Allgemeinen wenig anfangen konnte, wurde blass. »Dieser Idiot«, murmelte er. »Wen hat er dazu benutzt?«

»Keine Ahnung, wer in der Nähe war. Vielleicht das Mädchen, das für Sonja gearbeitet hat.« Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen und legte die Hände auf den Tisch. »Jetzt ist alles anders. Mikhail ist magisch aktiv, und da draußen läuft ein Dämon rum …« Sie konnte Sams Blick spüren, aber sie sah nicht auf. Mit einem Schlag hatten alle ihre Ängste Gestalt angenommen, und die Furcht schnürte ihr die Kehle zu. »Wir dürfen nicht länger warten. Wenn wir den Dämon nicht bannen, wird die arme Sau, in die er gefahren ist, sterben.«

»Und wenn der Dämon in Mikhail gefahren ist? Wenn er die Kontrolle über ihn verloren hat?«

Babel zögerte, aber dann sagte sie bestimmt: »Auch dann.«

»Bist du sicher, dass du das tun willst? Wenn du den Dämon zurückschicken willst …«

… musste sie auf Kräfte zurückgreifen, von denen sie sich geschworen hatte, sie nie wieder anzurühren.

Es ist also so weit.

Es ist ganz einfach, Babel. Du brauchst nur Nein zu sagen und die Misere anderen überlassen. Niemand zwingt dich, dir den Dämon vorzunehmen.

Nein, aber wenn ich es nicht mache, wer dann?

Sie sah auf und direkt in Sams Gesicht. »Ich hätte gedacht, dass du dich freust. Hast du nicht immer gesagt, ich würde mein Potenzial nicht voll ausschöpfen, wenn ich mich von den anderen Ebenen fernhalte? Dürfte jetzt ein bisschen schwierig werden.«

»Das ist eines der wenigen Dinge, die du an mir nie verstanden hast, Babel.«

Tamy räusperte sich, aber ihr Unbehagen schien Sam nicht zu interessieren. Seine ganze Konzentration war auf Babel gerichtet.

»Es ging mir nie darum, dass du irgendein Ritual durchführst«, sagte er, »sondern, dass du es auch willst. Du hast dich nie so gesehen, wie ich dich sehe. Wenn du zwischen den Ebenen gewandert bist …« Er schüttelte den Kopf. »Du hast geglänzt. Du warst der Schein.«

»Das war nicht ich …«

Schon wieder eine Lüge. Du hast dich doch im Blick der Krähe gesehen.

»Wer sonst?«

Sie brach den Blickkontakt wieder ab. »Deine Vorstellung von mir. Du hast gesehen, was du sehen wolltest.«

»Unsinn. Das habe ich mir nicht eingebildet. Du warst die Kraft, mit der man rechnen musste. Nichts kam an dich heran. Und das kannst du wieder sein.«

Es war seltsam – bis er diese Dinge zu ihr gesagt hatte, hatte sie nicht gewusst, dass sie sie hören musste. Es ängstigte sie und gab ihr gleichzeitig Kraft, dass er an sie glaubte. Aber das war schon immer seine größte Fähigkeit gewesen.

Beunruhigt stand sie auf und ging ins Wohnzimmer hinüber. Sie musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er ihr folgte. Vor Hilmars Bild blieb sie stehen und sagte: »Denkst du manchmal noch an ihn?«

»Manchmal«, gab er zu und schlang von hinten die Arme um sie. Sie ließ sich in seine Umarmung fallen, wie sie es schon so oft getan hatte, und zum ersten Mal seit Langem hatte sie kein schlechtes Gewissen dabei.

»Ich weiß nicht, ob ich anders handeln würde, wenn ich wieder in diese Situation käme, Babel, aber es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Wirklich.«

Sie schloss die Augen. Auf dieses Brennen hinter den Lidern und seine Worte hatte sie zehn Jahre lang gewartet.

Erst als an der Tür ein Räuspern zu hören war, lösten sie sich voneinander. Tom stand da, den Blick düster auf sie gerichtet. »Seid ihr so weit?«

Sam ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Bange, Kumpel. Das sind nur Sentimentalitäten.«

Was immer Tom in Sams Blick gesehen hatte, es brachte ihn dazu, das Kinn zu heben. »Ich hab keine Bange. Jeder hat seine Vergangenheit, damit kann ich leben.«

Sam warf ihm einen spöttischen Blick zu und ging hinaus. Als Babel ihm folgen wollte, griff Tom nach ihrem Arm. »Sag mir nur eines. Hab ich mir das zwischen uns in den letzten Tagen eingebildet oder nicht?«

Die Wärme seiner Haut übertrug sich auf sie, und Babel spürte die Sehnsucht nach ihm tief in sich. »Nein, hast du nicht.«

Einen Moment lang musterte er sie, dann nickte er entschlossen und trat zurück. »Okay. Wir erledigen diese Sache, und dann reden wir.«

Sie legte ihm die Hand an die Wange. »Danke.«

Im Keller führte Babel einen Suchzauber durch, der Mikhail und den Dämon auf dem Gelände der Wagenburg lokalisierte. Im magischen Netz der Stadt leuchtete der Dämon wie eine Fackel. Mikhails Signatur war dagegen wesentlich schwächer, und hätte Babel nicht gewusst, dass er in der Nähe des Dämons war, hätte sie sie womöglich übersehen. Warum sich Mikhail ausgerechnet dort aufhielt, wusste sie nicht. Vielleicht zog ihn der Platz an, jetzt, wo er magisch aktiv war. Vielleicht wollte er sich seine Energien zunutze machen. Aber der Platz würde nicht nur seine Macht verstärken, sondern auch Babels.

Nachdem sie die beiden aufgespürt hatte, informierte sie die anderen. Gerade als sie aufbrechen wollten, klingelte Toms Telefon. Ungehalten sprach er hinein: »Wo steckst du?«, und Babel konnte sich denken, wer am anderen Ende war. Durch den Hörer hörte sie laute Countrymusik und ein Krächzen, das verdächtig nach »Rauuus, rauuus … Plaaag …« klang.

»Du solltest doch bei den anderen bleiben … na schön, dann bleib jetzt dort, ich hol dich später ab.« Er klappte das Handy zu und steckte es ein. »Mo ist abgehauen. Er zieht es vor, in deinem Büro zu warten, bis die Sache erledigt ist.«

»Mit anderen Worten: Karl passt auf ihn auf.«

Er nickte.

»Dann werden wir wohl ohne ihn auskommen müssen.«

Sie fuhren mit Toms Auto zur Wagenburg, weil er unbedingt Urd mitnehmen wollte.

»Wozu?«, hatte Babel gefragt. »Soll sie den Dämon mit Sabber in die Flucht schlagen?«, aber Tom hatte nur grimmig gelächelt.

Während der Fahrt sprachen sie kaum miteinander, jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Als sie am Ziel ankamen, traf der Anblick des leeren Platzes Babel unvorbereitet. Ohne die bunten Wagen sah er trostlos aus. Hier und da waren noch die Spuren der Plags zu erkennen, angelegte Beete, Umzäunungen und dergleichen. Nur Toms Wagen stand einsam und verlassen am Ende des Platzes wie ein zurückgelassener Wächter.

Panik erfasste sie, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Alles in ihr schrie danach wegzulaufen. Zehn Jahre hatte sie die anderen Ebenen gemieden, hatte versucht, ihre Gier danach in den Griff zu kriegen – und nun sollte sie sich freiwillig wieder dort hineinbegeben?

Was wird dann mit mir passieren?

Schon jetzt zitterte sie am ganzen Körper, dabei hatte der Kampf noch gar nicht begonnen. Noch war es nicht zu spät umzukehren, aber die anderen drei schienen entschlossen, die Sache zu Ende zu bringen. Ihre Gesichter waren grimmig verzogen. Sie konnte sie nicht allein gehen lassen. Tom würde nicht aufgeben, bevor er seine Leute nicht gerächt hatte, und die beste Waffe im Kampf, die er hatte, war sie.

Als die Männer ausgestiegen waren, drehte sich Babel hastig zu Tamy, bevor sie auch den Wagen verlassen konnte, und fasste sie am Arm. »Du musst mir einen Gefallen tun. Wenn ich mit dem Dämon fertig bin, weiß ich nicht, wie ich drauf bin. Du musst dafür sorgen, dass Tom Mikhail nicht umbringt. Ich will nicht, dass die Polizei ihn schnappt.«

»In Ordnung.«

»Außerdem musst du ein Auge auf Sam haben. Es kann sein, dass er …«

»Sich den Typen auch vornehmen will?«

Sie nickte, während sie die beiden Männer durch die Scheibe beobachtete, wie sie das Grundstück mit Blicken maßen und Ausschau nach Mikhail hielten.

»Aber es waren nicht seine Leute.«

»Nein, aber …« Babel stockte. »Nachdem Mikhail mich schon einmal angegriffen hat, ist Sam …«

»Wie ein Bulle, der sein Weibchen verteidigt?«

Das Lachen kam unerwartet und befreiend. Babel öffnete die Autotür und stieg aus. »Warum klingt eigentlich immer alles so merkwürdig, wenn du es zusammenfasst?«

»Weil sich die meisten Leute merkwürdig verhalten?«

»Mhm.«

Sie folgten den Männern auf das Gelände, und Babel brachte Abstand zwischen sich und die anderen. Sie schloss die Augen und ließ die Energien fließen. Diesmal würde sie keinen Fehler machen. Sie erinnerte sich daran, wie die Krähe sie gesehen und was Sam zu ihr gesagt hatte.

Das bist du. Du brauchst keine Angst vor dir zu haben.

Leichter gesagt als getan.

Und auf einmal konnte Babel sie in sich spüren, die Frau mit einer Aura aus Feuer. Die Magie pulsierte in ihrem Körper wie Strom, doch dieses Mal wehrte sie sich nicht dagegen. Sie verband ihr Netz mit dem des Ortes und knüpfte neue Verbindungen. Sie fühlte die Energielinien – fast kam es ihr vor, als könne sie sie berühren, so dicht war die Magie. Sie überschwemmte Babels Sinne wie eine Droge, berauschte sie.

Dort.

Babel zeigte auf Toms Wagen. »Sie sind drin.«

Die anderen wandten sich dem Wagen zu, der gute hundert Meter von ihnen entfernt stand. Plötzlich öffnete sich die Tür, und eine Frau trat ins Freie, den Blick fest auf Babel gerichtet. Der Dämon musste sie gespürt haben. Es war tatsächlich das Zimmermädchen. Sie trug noch immer diese lächerliche Uniform. Es war absurd.

Der Mörder ist immer der Butler, kam es Babel in den Sinn.

Sie kicherte hysterisch, und Tom drehte sich besorgt zu ihr um.

Hinter dem Mädchen trat Mikhail aus dem Wagen, und an seinem schwankenden Gang erkannte sie sofort, dass er jegliche Kontrolle über sich verloren hatte. Er war nicht länger Herr seines Schicksals, der Dämon hatte die Macht über ihn übernommen, genau wie er den Körper dieses Mädchens beherrschte.

Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht.

Und Dämonen nichts für Anfänger, Arschloch.

Das magische Netz, das sich vor ihr aufbaute, besaß eine bekannte Grundstruktur. Im ersten Moment fühlte es sich wie Nikolais an, doch dann wusste sie, was anders war.

Es wirkte neu.

Zwar gab es magische Linien, die das Netz bildeten und durch die Energie floss, aber kaum Verflechtungen, die für ein Netz eines Mannes in seinem Alter typisch gewesen wären. Die Aura war ein türkisfarbenes Gebilde, unter dem noch immer der weiße Schleier waberte. Wie eine Haut, die sich zwischen den Energielinien gebildet hatte.

Zögernd ging Babel vorwärts, die anderen noch immer einen Schritt vor ihr. Zu ihrer Überraschung zerrte Urd wild an ihrer Leine und knurrte. Es war, als hätte sich Toms Zorn auf den Hund übertragen, und vielleicht war es ja tatsächlich so. Die Plags hatten eine Bindung zu ihren Tieren, die weit über das übliche Maß hinausging.

»Auf wen soll ich sie jagen?«, rief Tom, und Babel deutete auf Mikhail.

»Der Dämon zehrt von seinen Energien, das macht ihn stärker. Wir müssen Mikhail außer Gefecht setzen. Kümmert euch darum, ich übernehme den Dämon.«

Sam setzte sich in Bewegung, ebenso wie Tamy, und Tom ließ Urd von der Leine. Er rief: »Fass!«, und wie der Blitz raste der Hund auf Mikhail zu. Die Zähne waren gefletscht, und plötzlich war von der gutmütigen Dogge mit dem Sabberproblem nichts mehr zu sehen.

Ich wusste es. Die Bestie von Baskerville.

Auch Babel rannte nun. Es war die einzige Möglichkeit, ihre Angst zu besiegen, denn nur ein Blick zurück über die Schulter hätte sie womöglich dazu gebracht umzukehren. Mit jedem Meter, den sie näher kam, spürte sie das Energienetz des Dämons mehr, wie ein Kratzen auf der Haut.

Die Augen des Mädchens waren blutunterlaufen, und auf ihrer Haut zeigten sich rote Flecken, die anzeigten, dass die Nerven in ihrem Körper verrücktspielten. Der Blick zeigte nichts Menschliches mehr. Als mischte man Insekten und Menschen – es war die Verbindung von etwas Menschlichem mit etwas Unvertrautem. Ein zutiefst widernatürlicher Prozess. Babel konnte es sehen, wenn sie ihr in die Augen schaute. Dort gab es wenig Mitleid, dafür einen unstillbaren Hunger.

Im selben Augenblick, als der Dämon den Arm hob, baute Babel ihre Schutzwand auf, und nur den Bruchteil einer Sekunde später kam der Dämon auch schon bei ihr an. Es war ein unkoordinierter Schlag, der mit seiner Kraft einfach nur Schaden anrichten sollte, um sie außer Gefecht zu setzen. Sie spürte die Erschütterung in ihrem magischen Netz, das dem Ansturm standhielt, aber ein Brennen auf ihrer Haut verursachte. Schmerzhaft krümmte sich Babel zusammen. Ihre Hände krampften. Das Problem mit Dämonen war, dass sie nicht nur über eine übermenschliche Stärke verfügten, weil sie keinen Schmerz verspürten, sondern auch, dass sie weiter an den Energienetzen zogen, wie sie es auch im fleischlosen Zustand taten. Babel musste nicht nur sich, sondern auch ihr magisches Netz schützen.

Der Dämon rannte gegen sie an und warf sie zu Boden. Fußtritte trafen ihre Rippen, es knackte. Der Dämon hockte sich auf sie. Babel stemmte sich gegen den Körper, aber das Mädchen war stärker, als es ihre Statur eigentlich erlaubte. Ihre Faustschläge trafen Babel an der Schulter und im Gesicht, und sie riss die Arme hoch, wie Sam es ihr beigebracht hatte. Sie zog ihr Knie nach oben und traf ihren Gegner im Rücken, gleichzeitig schlug sie mit den Fäusten gegen den Brustkorb des Mädchens. Der magisch verstärkte Schlag beförderte den Dämon von Babel herunter. Sie rollte sich auf alle viere, und wie Stiere krachten sie wieder aufeinander.

Tu es, es ist so weit! Sonst wirst du verlieren!

Im selben Augenblick, als sich die Arme des Dämons erneut um sie schlossen und seine Energien versuchten, in ihr Netz einzudringen, drehte Babel die Spitze ihres Rings nach innen und schloss die Hand zu einer Faust.

Tief drang der Stachel in ihr Fleisch, und sie konnte das Blut riechen, das auf den Boden tropfte.

Dies ist mein Opfer. Mein Blut für die Kraft, dieses Monster zu besiegen.

Der Dämon wusste, was sie tat. Wie rasend schlug er auf sie ein, seine Energien zerrten an ihrem Netz.

Du musst dich beeilen. Lass einfach los, es wird zu dir kommen, so war es schon immer.

Die Dämonenebene war ganz nah – wie ein Schock durchlief Babel die Erinnerung daran. Schon konnte sie wieder die bekannte Süße auf der Zunge schmecken, die magischen Wirbel. Sie glitt einfach hinüber, als hätte sie nie damit aufgehört, und sofort umfing sie dieses Meer aus Energien, die in ihr pulsten und sie erfüllten. Sie wurde leicht, und der Schmerz verschwand aus ihrem Körper.

Der Dämon schrie vor Wut und sah einen Augenblick zur Seite. Babel folgte seinem Blick. Sie sah, wie sich Mikhail mit Magie gegen seine Angreifer zur Wehr setzte, aber die drei ließen nicht locker. Der Dämon spürte die Kraft seiner Energiequelle schwinden und stieß grauenhafte Schreie aus.

Babel griff nach den Handgelenken des Mädchens, und für einen Herzschlag verharrten sie in dieser Position, bis der Dämon den Kopf gegen Babels Schlüsselbein krachen ließ. Sie hörte es, aber sie konnte nichts spüren, nur die Macht, die durch ihre Adern rauschte.

Da waren andere Energien am Rand ihres Bewusstseins, aber sie näherten sich nicht. Sie waren wie Hyänen, die den Kampf abwarteten.

Unter ihren Fingern zitterte das Energienetz des Dämons, das seine Struktur bildete. Wie Schlangen glitten Babels magische Wellen vorwärts und hüllten den anderen Körper ein. Der Dämon schrie mit einer heiseren Mädchenstimme. Babel spann ihn ein, wob einen Kokon um ihn, und die Schläge ließen nach.

Du wirst mit mir kommen. Du hast hier nichts zu suchen.

Sie zog die dämonischen Energien an sich und langsam aus dem Mädchen heraus. Der Dämon wehrte sich, aber Babel ließ nicht nach. Das Blut floss noch immer aus ihrer Hand, und die Energien des Schmucks und des Platzes verbanden sich mit ihr. Es war, als würde sie in eine Schlangengrube greifen, so wand sich der Dämon. Sie zog und zog, bis sie spürte, wie er den menschlichen Körper verließ und wieder reine Energie wurde. Wie leblos sank das Mädchen auf Babel zusammen, aber sie lebte noch. Babel konnte ihren Herzschlag fühlen.

Der Dämon zerrte an Babel, und sie drückte ihn weiter in seine Ebene hinein.

Da gehörst du hin.

Als er endlich von ihr abließ und in den Weiten der Dämonenebene verschwand, verharrte Babel im Glühen der Energien, bis sie Mikhails Verbindung mit dem magischen Netz wieder spürte. Die Hyänen trotteten enttäuscht davon.

Eine Sache unerledigt.

Als sie sich aufrichtete, rutschte der bewusstlose Körper des Mädchens von ihr herunter. Das Energienetz war wieder ganz menschlich, wenn auch angegriffen. Nicht weit von ihr entfernt lag Sam auf dem Boden neben Mikhail, Tamy und Tom hockten daneben. Sams Shirt war an mehreren Stellen blutig, und Tom sah aus, als hätte er eine gebrochene Nase. Tamy betastete vorsichtig ihre blutige Lippe und den Riss über dem Auge. Mikhails magische Verteidigung hatte trotz ihrer Schwäche erheblichen Schaden angerichtet.

Aber auch er selbst sah nicht gut aus. Urd, die neben Tom saß und knurrte, hatte sich in seine Beine verbissen und ihn am Arm erwischt, bevor irgendeiner von ihnen den Kerl bewusstlos geschlagen hatte. Am Ende hatte ihn seine teuer erkaufte Magie nicht schützen können.

Manchmal geht eben doch Quantität vor Qualität, dachte Babel und kroch zu ihnen. Sie wurde angezogen von Mikhails Energien, als wäre sie durstig und er ein Glas Wasser. Ohne Mühe stellte sie die Verbindung zu seinem Netz her und verleibte sich die Energien ein, bis alle Magie von ihm auf sie übergegangen war. Sie konnte nichts mehr sehen, ein Wirbel aus Farben schloss sie ein, die Ebenen verschwammen, glitten ineinander.

Oder bin ich es, die zwischen ihnen gleitet?

Alles verlor an Bedeutung. Zeit, Ort, Denken.

Die reine Magie.

»Babel!«

Sie hörte ihren Namen im Rauschen des Meeres, das sie einschloss, aber sie konnte nicht reagieren.

»Babel, du musst dagegen ankämpfen. Du musst zurückkommen.«

Zurück?

In die Schwere?

Warum?

»Komm zurück …«

Sam?

Etwas griff nach ihr. Eine bekannte Wärme … Eine Hand schloss sich um ihren Arm.

»Halt sie fest, sie kann dich spüren.«

Was zog nur so an ihr? Da war dieses Grau, das ihr so bekannt vorkam. Dieser Junge mit dem Wunderlächeln.

Mein Schöner. Lass uns hierbleiben. Hier gibt es keinen Schmerz.

Die Stimme wurde eindringlicher, störte den ruhigen Fluss der Energien. Mühsam schlug Babel die Augen auf. Tom hatte ihren Kopf in seinem Schoß und strich ihr durchs Haar.

Ich will nie wieder anders schlafen.

Ihre Lider wurden wieder schwer.

Sam beugte sich über sie und griff fest nach ihrem Kinn. Seine blauen Augen füllten ihr Sichtfeld. »Babel, du musst die Verbindung trennen. Wir verlieren dich.«

Da bist du ja, mein Schöner. Bleib. Wir können schwimmen im Meer, aus dem du kommst, Dämonenkind.

»Komm schon, Babel, reiß dich zusammen.« Er schüttelte sie. »Du hast es schon mal geschafft, du kannst es wieder schaffen. Trenn die Verbindung.«

Geschafft? Was denn nur?

Ach ja, damals, als Hilmar mich gefunden hat … Kannst du mich hören, Hilmar?

Die Energien änderten sich, das Meer verlor an Wärme, und die Süße auf ihrer Zunge schmeckte auf einmal nach Apfel. Eisfarbene Schemen bildeten sich um sie herum, ohne Gesichter, ohne Hände – und doch jeder so einzigartig wie Schneeflocken. Stumm schauten die Toten auf sie hinab, aber sie hielten Abstand.

Hilmar, bist du da?

Ein Schemen löste sich aus der Menge und glitt zu ihr herüber. Sie erkannte ihn sofort. Da war noch immer etwas Vertrautes.

Meinetwegen bist du tot. Es tut mir so leid.

Der Schemen kam ganz dicht an sie heran, und sie konnte die Kälte spüren, die von ihm ausging. Seine Geisterfinger berührten ihr Gesicht, ein Zittern ging durch ihr magisches Netz. Der Schmerz über den Verlust drohte sie zu überwältigen, aber da waren auf einmal wieder diese Wärme und das Grau am Rand ihres Bewusstseins, die sie von den Schemen ablenkten.

Es ist gut, Babel, du musst jetzt gehen.

Nein, nein, ich will nicht gehen. Dort ist nur Schmerz.

Aber der Schemen drückte gegen ihr magisches Netz, bis sie von der Totenebene wieder in ihre eigene glitt.

Sam war immer noch über sie gebeugt. »Trenn die Verbindung, Babel!«, rief er erneut. »Komm zu mir zurück. Wenn du nicht loslässt, wirst du dich verlieren. Keiner von uns kann dir dann folgen. Willst du das?«

Ein Meer ohne Grau und Wärme?

Nein, so sollte es nicht sein. Was nützte die Süße, wenn man sie mit niemandem teilen konnte?

»Komm zurück.«

Und das tat sie. Sie zog die Energien ihres magischen Netzes ein, das Meer entfernte sich von ihr, und sie kehrte vollständig in ihren Körper zurück. Als die Verbindung zu den anderen Ebenen abbrach, überwältigte sie der Schmerz, den sie im Rausch der Magie nicht gespürt hatte.

Verdammt, war das Letzte, was sie dachte, bevor sie ohnmächtig wurde.