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Zehn
Tipps für mehr Humor
In diesem
Kapitel



Thomas Edison hat einmal gesagt, er habe sein
ganzes Leben keinen Tag gearbeitet. Es sei alles Spaß und Freude
gewesen! Wäre es nicht schön, wenn Sie das auch von sich sagen
könnten? Mit einem humorvollen Unterricht können Sie auf alle Fälle
Ihren Teilnehmern lustige und angenehme Seminartage bereiten.
Ich finde seit jeher, dass wir Menschen
morgens nicht aufstehen und uns zur Arbeit schleppen sollten. Wir
sollten unseren Beruf so sehr lieben, dass wir morgens aufstehen
und spielen gehen. Mit dem Lernen sollte es genauso sein. Wenn
Lernen von positiven Gefühlen begleitet ist, wird besser und mehr
gelernt. Dieses Kapitel gibt Ihnen deshalb einige Anregungen und
Vorschläge für mehr humorvolles Lernen. Fühlen Sie sich so, als
wären alle zum Spielen gekommen!
Lachen
und Lernen
Da Humor und Verspieltheit in der
traditionellen Bildung und Erziehung unterdrückt wurden, sind auch
viele andere Merkmale verloren gegangen. Kreativität, Fantasie und
Einfallsreichtum haben in einer freudlosen Umgebung einen schweren
Stand. Doch dagegen können Sie etwas tun. Entdecken Sie Ihren
eigenen Humor. Was für einen Bühnenkomiker oder auch nur einen
anderen Trainer gilt, muss allerdings für Sie noch lange nicht
gelten. Versuchen Sie, mit Humor und Schlagfertigkeit auf die Dinge
einzugehen, die die Teilnehmer bereits wissen oder kennen. Wenn Sie
etwas erst erklären müssen, ist es schwierig, humorvoll zu sein.
Konzentrieren Sie sich eher auf lustige Geschichten und weniger auf
explizite Witze. Geschichten passen besser in den Fluss des
Seminargeschehens und erfüllen einen bestimmten argumentativen
Zweck. Selbst wenn die Teilnehmer die Geschichte nicht zum
Schmunzeln bringt, haben Sie wenigstens Ihr Argument vorgebracht
und keine Zeit vergeudet. Wenn Sie nicht wirklich ein erfahrener
Trainer sind, wirken Witze wie Fremdkörper – umso mehr, wenn sie
floppen!
Setzen Sie Humor nur im Zusammenhang mit
den Trainingsinhalten ein. Verzichten Sie darauf, zum Einstieg in
das Seminar einen banalen Witz zu erzählen. Der beste Humor ergibt
sich von selbst. Sie können sich aber einige witzige Bemerkungen
zurechtlegen, von denen Sie wissen, dass sie in der ein oder
anderen Seminarsituation gut funktionieren. Im Verlauf dieses
Kapitels werden Sie einiges darüber erfahren, wie Sie Humor ganz
selbstverständlich in die Sitzung einbauen.
Als Trainer sollten Sie auch in der Lage
sein, über sich selbst zu lachen. Folgen Sie dem Beispiel guter
Komödianten und zeichnen Sie für die Teilnehmer ein anschauliches
Bild. Verwenden Sie konkrete und realistische Beschreibungen, damit
die Zuhörer das Lustige deutlich nachvollziehen können. Machen Sie
es nicht unnötig kompliziert. Oder um mit Shakespeare zu reden:
»Kürze ist des Witzes Seele.«
Auf alle Fälle sollten Sie vorher üben.
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Pointen sitzen. Eine kurze Pause vor
der Pointe, um die Spannung zu erhöhen – und Sie erzielen die
gewünschte Wirkung.
Etwas
Spaß zum Einstieg
Jede Trainingssitzung sollte vom Start
weg in der richtigen Atmosphäre stattfinden. Seien Sie positiv. Sie
wollen den Teilnehmern die Botschaft übermitteln, dass die nächsten
Stunden vergnüglich werden. Ihre Eröffnungsworte können gezielt
etwas Humor enthalten, so zum Beispiel, wenn ich meine Teilnehmer
wissen lasse, was ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung
bereits für ein Fossil bin.
Um Eisbrecher geht es an anderer Stelle
in diesem Buch ausführlich. Nur so viel: Eisbrecher sollen zu einem
humorvollen und freundlichen Umgang miteinander im Seminar anregen
und für die Teilnehmer keinesfalls harte Arbeit bedeuten. Ich
verwende dazu gerne die verschiedensten Gegenstände: Bausteine,
T-Shirts, Taschen, Taschenlampen, Werkzeuge und vieles mehr.
Wenn Sie nicht über ein ausgesprochenes
komödiantisches Talent verfügen, erzählen Sie lieber keine Witze.
Sie wirken sonst nur aufgesetzt und nach einem verfehlten Witz kann
einem die Zeit bis zur Pause unendlich lang vorkommen.
Wenn in meinen Seminaren die Grundregeln
besprochen werden und jemand sagt: »Wir sollten Spaß haben«, hole
ich immer einen roten Textmarker heraus und schreibe ganz oben hin
das Wort »SPASS«. Dazu sage ich »Über allem steht der Spaß an der
Sache.« Damit wird deutlich, dass ich offen bin für Humor und fest
daran glaube, dass Lernen Spaß machen sollte.
Wozu dient ein humorvoller Einstieg in
ein Seminar?




Ich habe
den Faden verloren!
Auf unvorhergesehene Situationen reagiert
man am besten mit Humor. Hier sind einige Beispiele, die Sie
vielleicht ausprobieren wollen.








Mit Humor kann alles in neuem Licht
erscheinen und aus einer peinlichen Situation wird plötzlich eine
erfreuliche Erfahrung. Die Teilnehmer lachen, das Lachen hebt die
Laune, und die Spannung, von der Sie als Trainer in der schwierigen
Situation vielleicht erfasst wurden, löst sich in erleichtertem
Lachen auf.
Lassen
Sie die Teilnehmer mitspielen
Sie sind nicht allein verantwortlich
dafür, dass im Seminar auch gelacht wird. Beziehen Sie die
Teilnehmer so ein, dass sie sich selbst gut amüsieren. Doch wie
erreichen Sie das?
Viele Spiele und Muntermacher-Aktivitäten
enthalten lustige Elemente. Staffelläufe beispielsweise wirken oft
auf die Lachmuskeln. Auch das körperbetonte Aufwärmspiel
»Gordischer Knoten», bei dem die Teilnehmer eng beieinander stehen,
willkürlich nach den Händen der anderen Mitspieler greifen und das
Menschenknäuel schließlich zu entwirren versuchen, bringt viele zum
Lachen.
Ein Spiel, bei dem am Ende jeder lacht,
heißt: »Haben Sie heute schon geduscht?« Dazu stellen Sie so viele
Stühle, wie Teilnehmer anwesend sind, im Kreis auf. Jeder sitzt
zunächst auf seinem Stuhl und Sie geben Anweisungen, wer sich
umsetzen soll.









Dies sind nur einige Ideen für
Anweisungen, Sie können sie gerne auf Ihre Seminarsituation und die
Teilnehmer anpassen. Durch diese Aktivität lernen die Teilnehmer
einander besser kennen, und wenn vier oder fünf Teilnehmer
versuchen, auf demselben Stuhl Platz zu nehmen, sorgt dies für
große Heiterkeit.
Noch ein allgemeiner Hinweis: Wenn ein
Teilnehmer etwas Lustiges sagt, sorgen Sie dafür, dass die ganze
Gruppe es hört, so dass sich keiner ausgeschlossen fühlt und alle
zusammen lachen können.
Praktischer Humor
Manchmal werden zur Aktivierung der
Teilnehmer Muntermacher eingesetzt, die mit dem Seminarinhalt
nichts zu tun haben. Das können Sie selbstverständlich machen, doch
da die Zeit oft knapp ist, empfiehlt es sich, das Angenehme mit dem
Nützlichen zu verbinden. Humor kann auflockernd und praktisch
zugleich sein, wenn Sie beispielsweise die Gruppe aufteilen oder
einen Sprecher für die Kleingruppen ernennen. Zwei Vorschläge habe
ich dazu, bei jedem wird garantiert gelacht werden. Mein erster
Vorschlag ist, dass Sie nach einem Freiwilligen fragen, ohne zu
verraten, was der Freiwillige tun soll. Sagen Sie einfach, dass Sie
es erst sagen können, wenn Sie bereits einen Freiwilligen haben.
Schon da wird oft gelacht. Und wenn sich dann jemand freiwillig
gemeldet hat, sagen Sie ihm, dass er nun den Gruppensprecher wählen
darf. Das bewirkt zumeist lautstarke Reaktionen.
Den zweiten Vorschlag, den ich Ihnen
machen möchte, habe ich von Bob Pike. Jedes Team steht im Kreis.
Alle strecken ihren Zeigefinger an die Decke und überlegen, wen sie
zum Gruppensprecher wählen würden. Sie zählen bis drei und dann
sollen alle auf die Person zeigen, die sie gewählt haben. Wer die
meisten Stimmen erhalten hat, ist Gruppensprecher.
Die Gruppeneinteilung können Sie
ebenfalls humorvoll gestalten. Ich habe einmal auf Namensaufsteller
bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen geschrieben, denen
sich die Teilnehmer zuordnen sollten. Meine Beispiele waren:



Versuchen Sie nicht, originell zu sein!
Sie brauchen nicht zu versuchen,
besonders originell zu sein. Viel besser ist es, wenn bereits
jemand anders einen bestimmten Humor erfolgreich getestet
hat.
Es gibt zahlreiche Bücher mit Anekdoten
und witzigen Geschichten, bei denen Sie fündig werden können. Und
selbstverständlich sollten Sie immer nach guten Cartoons Ausschau
halten. (Denken Sie daran, die Abdruckgenehmigung einzuholen, wenn
Sie etwas in Ihre Unterlagen aufnehmen wollen.)
Die Bildgeschichten in den
Wochenendausgaben der überregionalen Zeitungen sind oft näher an
der Wirklichkeit, als man glauben kann. Wenn ein Cartoon einfach
auf den Begriff zu bringen ist, können Sie ihn auch erzählen, ohne
das Bild abzudrucken. Legen Sie einen Ordner mit witzigen Bildern
und Geschichten an. Oder abonnieren Sie einen Newsletter mit Witzen
oder Zitaten im Internet. Von den Klassikern der Komik können Sie
sich ebenfalls Anregungen holen. W. C. Fields beispielsweise hat
einmal gesagt: »Die Komödie ist ein ernstes Geschäft. Ein ernstes
Geschäft mit nur einem Zweck – die Menschen zum Lachen zu bringen.
«
Es macht auch Vergnügen, sich auf eine
bekannte Fernsehwerbung oder einen berühmten Kinofilm zu beziehen,
den die Teilnehmer vermutlich alle kennen. Sie müssen gar nicht
viel sagen außer dem bekannten Slogan oder dem berühmten Satz, um
ein zustimmendes Lachen zu ernten.

Wortspiele mit Symbolgegenständen
Mit bestimmten Requisiten und
Gegenständen zu arbeiten, macht ebenfalls Spaß. Finden Sie
Gegenstände, die den Seminarinhalt symbolisieren können. Wenn ich
Kreativitätstechniken trainiere, benutze ich beispielsweise eine
Taschenlampe, um zu zeigen, dass die kreative Kompetenz der
Teilnehmer vielleicht noch »im Dunkeln« verborgen liegt, doch dass
es möglich ist, den »kreativen Funken« zu entzünden. Ich fordere
sie heraus, ihre »kreative Energie zu bündeln« und behaupte, dass
es einen »Hoffnungsstrahl« gibt und das Seminar ihre natürliche
Kreativität »beleuchten« wird.
Sie haben bemerkt, dass ich die
Gegenstände dazu nutze, um mit Wortspielen zu arbeiten und das
Thema dadurch besser verständlich und einprägsam zu machen. Die
verwendeten Symbolgegenstände sollten also »einleuchten« (um bei
der Taschenlampe zu bleiben). Ich habe einmal einen Trainer
gesehen, der ein Gummihuhn (!) als eine Art Zeigestab für das
Flipchart verwendet hat. Die Leute haben zwar gelacht, doch einen
Sinn hatte das nicht. Vielleicht bin ich zu altmodisch, doch ich
fand das nicht lustig. Es gibt meiner Ansicht nach viel bessere
Möglichkeiten, die Leute zum Lachen zu bringen.
Viele Trainer arbeiten mit Bällen. Die
Teilnehmer stehen im Kreis und werfen sich Bälle zu, während sie
den Lernstoff wiederholen. Sie können nach einem Spiel oder einer
Aktivität bestimmte Gegenstände als Preise verteilen. Oder manche
Teilnehmer erhalten eine Belohnung, wenn sie eine besondere Aufgabe
freiwillig übernommen haben.
Wenn Feiertage bevorstehen, können Sie
mit kleinen passenden Geschenken ebenfalls ein Lächeln auf die
Lippen der Teilnehmer zaubern. Kerzen vor Weihnachten oder
Schokoladenherzen am Valentinstag wirken ohne große Erklärungen.
Sie können abgesehen von den traditionellen Feiertagen auch andere
besondere Tage im Kalender in den Rang eines Festes erheben:
Rosenmontag, Frühlingsanfang, Fußballpokalfinale und so
weiter.
Ein weiteres Requisit, das sich immer
anbietet, ist das bekannte gelbe Smiley. Das freundliche Gesicht
ist so weit verbreitet, auch elektronisch, dass Sie Ihre Unterlagen
leicht damit schmücken können.
Welche Symbole und Gegenstände Sie auch
verwenden, bringen Sie sie in einen Zusammenhang mit dem Thema, mit
der Zuhörerschaft oder mit dem Ort, an dem Sie das Seminar
abhalten. Verwenden Sie Gegenstände nicht um ihrer selbst willen,
sondern geben Sie ihnen eine wirkliche Bedeutung.
Zehn
Tipps für einen garantierten Flop
Wie viele Trainer braucht man, um einen
schlechten Witz zu landen? Nur einen einzigen. Doch einmal ist
genug! Einen Witz zu erzählen, ist leicht. Leute zum Lachen zu
bringen, ist Schwerstarbeit. Bei Kabarettisten und Komikern auf der
Bühne sieht es ach so leicht aus, doch die Wahrheit ist, dass das
meiste eben nicht improvisiert ist, sondern auf Übung und
Vorbereitung basiert. Wenn Sie einen Witz erzählen wollen, beachten
Sie die folgenden zehn Hinweise, wie es garantiert schiefgeht. Wenn
Sie wollen, dass Ihre Teilnehmer lachen, tun Sie das Folgende bitte
nicht!










Wenn Sie sich daran halten, ernten Sie
garantiert echte Lacher nach Ihren Witzen.
Ich bin
doch gar nicht lustig!
Als ich noch neu in der Trainerbranche
war, gab mir ein Freund einmal einen guten Rat. Er sagte: »Versuche
nicht, lustig zu sein, hab’ einfach Spaß.« Ich weiß, dass ich kein
Komiker zu sein brauche, um dennoch als ein Mensch mit Sinn für
Humor zu gelten. Nehmen Sie sich selbst nicht zu ernst. Wenn Sie
über sich selbst lachen können, werden Sie bereits als ein Mensch
mit Humor gesehen. Haben Sie vor der ganzen Gruppe Mist gebaut?
Machen Sie einen Witz drüber und haken Sie es ab als eine
Gelegenheit zum Lachen.
Konzentrieren Sie sich auf die
Teilnehmer. Wenn Sie sich intensiv um die Teilnehmer kümmern und
weniger um sich selbst, befreit Sie das von einem allzu großen
Anspruch. Sie müssen nicht perfekt sein. Manche Dinge im Seminar
werden nicht so gut laufen: Die Teilnehmer werden sich nicht so
verhalten, wie Sie sich das vorstellen, oder der Raum ist nicht so
vorbereitet, wie er sollte. Gegen vieles können Sie gar nichts
unternehmen, doch was Sie tun können, ist, Spaß zu haben, während
Sie das Problem in den Griff bekommen. Gerade im Unkalkulierbaren
kann Humor liegen.
Finden Sie heraus, welche Art Humor Ihnen
liegt. Ich bin und bleibe schlecht in Rechtschreibung und lache
darüber. Ich bin nur 1,50 Meter groß und lache darüber. Ich bin
schon seit einem Vierteljahrhundert Trainerin und lache darüber.
Ich bin kein Computercrack – und lache darüber. Worüber können Sie
lachen?

Die Teilnehmer sind oft darauf
eingestellt, langweilige Stunden zu erleben, wenn sie in ein
Seminar kommen. So haben mir viele berichtet. Überraschen Sie die
Leute, die zu Ihnen kommen. Sie müssen dazu gar nicht lustig sein,
Sie brauchen nur Spaß zu haben.
Nüchterne Einstellung
Nicht jeder, der in den Seminarraum
hereinspaziert, ist an einem humorvollen Miteinander interessiert.
Manche Teilnehmer haben eine ganz andere Einstellung:




Wie können Sie diese Teilnehmer
umstimmen? Nun, nichts Neues: Vertrauen aufbauen, zu aktiver
Mitwirkung ermuntern, die Meinung anderer akzeptieren und dafür
sorgen, dass jeder die Verantwortung für seinen Lernerfolg
übernimmt. Humor sollte sich direkt aus der Sache ergeben, er
sollte die Lernziele unterstützen und sie nicht ersetzen. Am besten
haben Sie immer noch andere Aufgaben und Übungen parat, wenn Sie
bei einer bestimmten Gruppe von Teilnehmern merken, dass lustige
Aktivitäten nicht das Richtige sind.