5
Entwicklung des Trainingsdesigns
In diesem
Kapitel

Eine anregende Lernumgebung schaffen

Gutes Unterrichtsmaterial entwickeln

Die Vor- und Nachteile von Vorträgen und
Referaten untersuchen

Verschiedenste Lernaktivitäten kennen
lernen

Den Nutzen von Visualisierung abwägen

Eine effektive Trainingssitzung beenden und
zusammenfassen
Training ist ein ernsthaftes Business. Oder?
Erzieher wissen, dass Kinder beim Spielen lernen. Erwachsene tun
das auch.
In diesem Kapitel geht es um die
Entwicklung und Konzeption eines kompletten Trainingsprogramms, die
dritte Phase im Trainingszyklus (siehe
Abbildung 5.1). Das ist
viel Arbeit, und Sie sollten dabei immer daran denken, dass sich
der Unterricht, den Sie planen, am Lernenden ausrichten sollte. Die
Trainingsmaßnahmen, die Sie entwickeln, orientieren sich an zwei
zentralen Faktoren: den Grundsätzen des Erwachsenenlernens und den
Lernzielen.

Die Grundsätze des Erwachsenenlernens, wie
sie Malcolm Knowles aufgestellt hat (siehe Kapitel 2), beschreiben,
wie sich das Lernverhalten Erwachsener von kindlichem Lernen
unterscheidet.

Die Lernziele sind ein Ergebnis der
Bedarfsanalyse (siehe Kapitel 4) und beschreiben, welche
Trainingsergebnisse die Teilnehmer in Form von neuem Wissen und
Können erreichen werden.
Sie werden vielleicht feststellen, dass
manche Trainer zwischen dem Design und der
Entwicklung eines Trainingsprogramms
unterscheiden. Damit meinen sie Folgendes:

Das
Design bezieht
sich auf die Vorbereitung zur Auswahl und Erstellung des Materials.
Dazu gehören die Formulierung der Trainingsziele, die Entscheidung
über die inhaltliche Abfolge, die Dokumentation und die Planung der
evaluierenden Maßnahmen.

Die
Entwicklung
bezieht sich auf die Auswahl und Erstellung des Materials. Dazu
gehören die Materialien für die Teilnehmer und für den Trainer
selbst, die Dokumentation und die Unterlagen für die
Evaluation.
Haben Sie den feinen Unterschied
verstanden? In der Design-Phase wird, abgesehen von der
Formulierung der Ziele, die Richtung dafür vorgegeben, was in der
Entwicklungsphase schließlich konkret ausgearbeitet wird. Unser
Modell fasst die beiden Phasen jedoch zusammen.
Abbildung 5.1:
Phase 3 des Trainingszyklus: Entwicklung des
Trainingsdesigns
Ich unterteile ein Trainingsdesign in
drei Abschnitte: was man für den erfolgreichen Start eines
Trainingsprogramms braucht, was man für den mittleren (Haupt-)Teil
braucht und schließlich, was man beim Abschluss eines Trainings
bedenken sollte. Anfang, Mitte, Ende. Logisch!
Anfang: Eine gute
Ouvertüre sorgt für eine angenehme Atmosphäre, die zum Lernen
geradezu verführt
Mitte: Der
Hauptteil, in dem intensiv gelernt wird
Ende: Der
Abschluss, der die Weiterbildungsmaßnahme abrundet und gleichzeitig
auf die Anwendung des Gelernten vorbereitet
Sind Sie bereit? Vergessen Sie nicht, es
soll Ihnen Freude machen, ein Trainingsdesign zu entwickeln.
Wie
fange ich an?
Ein Trainingsdesign beginnt mit dem
Schluss: die angestrebte Leistungssteigerung jedes einzelnen
Teilnehmers. Die Lernziele sind also die Meilensteine, an denen Sie
das Design ausrichten. Machen Sie eine Liste der Lernziele und
legen Sie die Reihenfolge fest, in der sie behandelt werden sollen.
Wahrscheinlich werden Sie einige Lernziele auf bestimmte
Teilkompetenzen herunterbrechen. Damit erhalten Sie ein Grobkonzept
für die Trainingsmaßnahme. Genau das brauchen Sie auch, um mit dem
eigentlichen Trainingsdesign anzufangen! Beachten Sie den folgenden
kurzen Abriss der Themen für eine Train-the-Trainer-Sitzung.
I. Einleitung und Einführung
II. Überblick über den Trainingszyklus
a. Training und Rollen des
Trainers definieren
b. Fünf Phasen
III. Phase 1: Bedarfsanalyse
a. Bedarfsanalysen
durchführen
b. Methoden der
Datenerhebung
c. Datenanalyse
IV. Phase 2: Lernziele
a. Typen von Zielen
b. Effektive Ziele
formulieren
V. Phase 3: Design und Entwicklung
a. Theorie des
Erwachsenenlernens
b. Reihenfolge und
Struktur
c. Lernmethoden und
-aktivitäten
d. Standardisierte
Lernprogramme anpassen
VI. Phase 4: Umsetzung des Designs
a. Vorbereitung des
Trainers
b. Unterschied zwischen
Präsentation und Moderation
c. Gruppendynamik
d. Medieneinsatz
e. Aktivitäten
steuern
VII. Phase 5: Evaluation
a. Kirkpatricks vier
Ebenen der Evaluation
b. Return on
Investment
c. Evaluationsinstrumente
entwerfen
d. Datenauswertung
VIII. Follow-up einer Trainingssitzung
IX. Schluss und Zusammenfassung
Wie konzipiert man eine Trainingssitzung
im Einzelnen? Viele Bücher sind darüber geschrieben worden. Manche
Autoren empfehlen Ihnen ein besonderes Modell, unterscheiden
verschiedene Formen des Feedbacks, fördern das logische
Grundprinzip zutage, machen Aufgabenlisten, Prozessbeschreibungen,
Infokarten, bestimmen Evaluationskriterien, vergleichen mit dem
Organisationsschema, identifizieren Lerneinheiten und und und. Ich
weiß nicht, wie es Ihnen geht, doch in meinen Kopf geht das nicht
alles auf einmal hinein.
Was ich tun kann, ist, den Lerninhalt in
eine logische Abfolge zu bringen und mir darüber klar werden, wie
ich die Teilnehmer am besten darin unterstützen kann, die
geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten auch tatsächlich zu
erarbeiten. Darauf sollten Sie sich konzentrieren.
Und noch eines: Bevor Sie zu tief in das
Verfahren einsteigen, sollten Sie vereinbart haben, wie das
Training überhaupt ablaufen soll. Darüber trifft zumeist jemand
anderes die Entscheidung. Zur Auswahl stehen: Präsenzunterricht mit
direkter Trainerkommunikation, Fernunterricht mit indirekter
Trainerkommunikation, Training on-the-job, selbst gesteuertes
Lernen, computerbasiertes Lernen. Der Präsenzunterricht macht nach
wie vor etwa 70 Prozent aller Weiterbildungsmaßnahmen aus.
Fernunterricht (über Webkonferenzen, Videokonferenzen) oder
selbstständiges computerbasiertes Training nehmen jedes Jahr
prozentual leicht zu. Der neueste Trend lautet Blended Learning und bedeutet eine methodische Mischung
aus Präsenzunterricht und E-Learning.
Dieses Buch konzentriert sich auf den
Präsenzunterricht (was nicht mit Frontalunterricht zu verwechseln
ist). Die meisten Informationen und Techniken sind jedoch auch auf
Fernunterricht übertragbar.
Sie sind also engagiert worden, ein
Trainingsprogramm zu entwickeln, bei denen sich die Teilnehmer an
einem Veranstaltungsort treffen. Was ist als Nächstes zu tun? Ich
halte mich immer an folgenden Ablauf und hoffe, dieser wird Ihnen
ebenfalls einleuchten.

Bevor Sie sich in die Planung stürzen, sollten
Sie Klarheit darüber haben, welche Grenzen Ihnen gesetzt sind, und
zwar in dreierlei Hinsicht: Zeit, Geld und Personaleinsatz. So
mancher Trainer marschiert in eine Richtung, nur um zu erfahren,
dass die notwendigen Hilfsmittel dafür nicht vorhanden sind. Diesen
Umweg sollten Sie sich sparen.
1.
Erstellen Sie für jedes Training
eine Liste der Lernziele. Das ist die Grundlage für den
Inhalt.
2.
Wenn Sie die Ziele in kleinere
Lerneinheiten aufgliedern müssen, tun Sie das.
3.
Bringen Sie die Lernziele in
eine logische Abfolge. Sinnvolle Reihungen gehorchen meistens einem
der folgenden Schemata:
• chronologische
Ordnung
• prozessuale
Ordnung
• vom Problem zur
Lösung
• kategoriale
Einteilung
• vom Allgemeinen zum
Besonderen
• vom Einfachen zum
Komplexen
• vom geringen zum großen
Risiko
• vom Bekannten zum
Unbekannten
4.
Bestimmen Sie die Lerninhalte,
nicht zu viel und nicht zu wenig. Was müssen Ihre Lernenden wissen?
Was müssen sie tun können? Welche besonderen Kenntnisse und
Fähigkeiten helfen Ihnen beim Erreichen der Lernziele?
5.
Legen Sie die am besten
geeigneten Methoden fest, damit der Inhalt die Lernenden auch
erreicht (beispielsweise Rollenspiele, Diskussionen,
Übungen).
6.
Entwickeln oder erwerben Sie das
Lernmaterial, das Sie für die Durchführung des Trainings benötigen.
Dazu können gehören:
• Teilnehmerunterlagen,
zum Beispiel Anleitungen, Arbeitsblätter, Leitfäden, Arbeitshilfen,
sonstige Texte
• visuelle und sonstige
Medien, zum Beispiel Overheadfolien, PowerPoint-Präsentationen,
Videos, Software
• Material für
aktionsorientierte Methoden, zum Beispiel Karten für Rollenspiele,
Skripte, Übungen, Fallstudien, sonstige Requisiten
• Trainermaterial, zum
Beispiel Trainerleitfaden, Kennzeichnungen
• administrative
Unterstützung, zum Beispiel Tagesordnung, Teilnehmerliste,
Bedarfscheckliste, Bewertungsbogen
7.
Machen Sie eine Generalprobe, um
nötige Änderungen und Verbesserungen rechtzeitig
vorzunehmen.

Wenn Sie mit der Reihenfolge der Lernziele
experimentieren möchten, machen Sie das am besten auf dem Computer.
Oder Sie schreiben jedes Lernziel einzeln auf eine Karteikarte.
Legen Sie die Karten auf den Tisch und schieben Sie sie hin und
her, bis die Reihenfolge stimmt.
Der Rest dieses Kapitels beschäftigt sich
damit, wie Sie die Lücken in Ihrem Grobkonzept schließen. Die
Ordnung entspricht der chronologischen Abfolge einer Sitzung:
Anfang, Mitte und Ende. Außerdem werde ich Ihnen einige Methoden
und Techniken vorstellen: Kurzvorträge und über fünfzig
verschiedene Lernaktivitäten. Sie erhalten Tipps für den Einsatz
von visuellen Medien und Materialien.
Einen
schwungvollen Einstieg planen
Die ersten zehn Minuten sind vielleicht
die wichtigsten. Zu einem erfolgreichen Start gehören folgende
Dinge:

ein partizipatives Arbeitsklima
schaffen

die Teilnehmer einführen

die Tagesordnung vorstellen

die Erwartungen der Teilnehmer
klären

die Ziele des Trainings bekannt
geben

Interesse und Neugier wecken

etwas über die Teilnehmer erfahren

einige Grundregeln festlegen

Glaubwürdigkeit herstellen
Alles
über Eisbrecher
Haben Sie schon einmal an einer
Veranstaltung teilgenommen, in der die erste Viertelstunde dafür
geopfert wurde, um zu erklären, wie man das Teilnehmerformular
ausfüllt, wo die Toiletten sind, wie man die Cafeteria findet und
wo man den Parkschein abgestempelt bekommt? Das hat Ihre Vorfreude
auf das Seminar sicher enorm gesteigert, oder?

Mein Lieblingskollege, wenn es um Eisbrecher
geht, ist Edie West, Autor, Trainer und Berater. Er hat langjährige
Erfahrungen auf dem Gebiet der gekonnten Eröffnung eines
Seminars.
Ich eröffne meine Seminare gern mit
etwas, das die Teilnehmer überrascht oder gar schockiert. Zum
Beispiel bin ich einmal, nachdem ich mich bereits vorgestellt
hatte, noch mal mit einer großen Einkaufstüte voller T-Shirts
hereingekommen und habe verkündet: »Ein Buch soll man ja an seinem
Umschlag erkennen. Da wird man auch einen Menschen an seinem
T-Shirt erkennen!« Ich habe T-Shirts mit lustigen Sprüchen aus der
Tasche gezogen und der Gruppe vorgelesen. Dann habe ich Blätter in
verschiedenen hellen Farben, auf denen der Umriss eines T-Shirts
gezeichnet war, verteilt und die Teilnehmer gebeten, entweder ein
Bild zu zeichnen oder einen Slogan darauf zu schreiben, etwas, das
ihr Lebensmotto wiedergibt oder etwas, wofür sie stehen.
Nachdem alle ihre T-Shirts entworfen
hatten – das kann vielleicht eine Weile dauern und braucht noch
einige Anstöße –, haben sich die Teilnehmer mit denselben
Papierfarben zu einer Kleingruppe zusammengefunden und sich
einander anhand ihrer T-Shirts vorgestellt (etwa fünf Minuten im
Stehen). Dann haben sich alle wieder gesetzt und sich im Plenum
vorgestellt. Schließlich haben wir die T-Shirts aufgehängt.
Im Abschnitt Aktivitäten
auswählen weiter hinten in diesem Kapitel werde ich Ihnen
verraten, wie ich das T-Shirt-Thema in der ganzen Sitzung
weitergeführt habe. Doch was habe ich damit erst einmal
erreicht?

Aufmerksamkeit erlangt

die Teilnehmer sofort beteiligt und eine
Atmosphäre des Miteinanders geschaffen

das Tempo vorgegeben, nämlich ein
schnelles

für Entspannung bei den Teilnehmern (und
beim Trainer) gesorgt

persönliche Gespräche und die Vorstellung
der Teilnehmer angestoßen

alle Namen gehört

jeden einmal im Plenum sprechen
lassen

erste Eindrücke vom Verhalten der Gruppe
erhalten (Beobachtung des Trainers)

erste Eindrücke von der Persönlichkeit
einzelner Teilnehmer erhalten

jeder hat etwas über einen anderen gelernt
(macht es leichter, andere Teilnehmer mit ähnlichen Interessen zu
finden)

einen Übergang zu den Trainingsinhalten
geschaffen
Was!?! Und wo bleibt der Inhalt? Ich
benutze die T-Shirts als Eisbrecher in meinen
Train-the-Trainer-Kursen. Nach der Einführung beginnen die
Teilnehmer, selbst Eisbrecher zu entwickeln. Und da füge ich dann
einige Hinweise auf meine Glaubwürdigkeit ein: »Als Trainerin mit
zwanzig Jahren Erfahrung ...« oder »Als verantwortliche
Geschäftsführerin von ...« oder »Wie ich in meinem letzten Buch
geschrieben habe ...«
Während ich dies schreibe, habe ich ein
Zitat aus einer Trainerzeitschrift vor mir liegen: »Eisbrecher
haben zwar nichts mit dem Seminarinhalt zu tun, doch sie sind
wichtig, wenn die Gruppe gut zusammenarbeiten soll.« Dass sie
wichtig sind, ist richtig, doch dass sie nichts mit dem Seminar zu
tun haben, ist absolut falsch. Mit ein wenig Planung sind Sie
mühelos in der Lage, einen Eisbrecher zu entwickeln, der auch in
das Seminarthema einführt. Lesen Sie dazu den grauen Kasten
Themenbezogene Eisbrecher in diesem
Kapitel.
Eisbrecher, eine köstliche Delikatesse
Von Edie
West
Erfolgreiche Eisbrecher sind das
sprichwörtliche Sahnehäubchen auf der Torte. Sie geben einen
leckeren Vorgeschmack auf das Trainingsprogramm und sorgen für den
notwendigen Appetit auf den Unterricht. Die Geschmäcker sind zwar
verschieden, doch keine Sorge – ein gut geplanter Eisbrecher
erreicht seinen Zweck allemal. Was wäre eine Geburtstagsparty ohne
Kuchen?
So wie der Schokoguss auf der
Sachertorte nicht fehlen darf, hängt der Erfolg eines Eisbrechers
ebenso von den richtigen Zutaten ab, die dem Ganzen ein
ansprechendes Aussehen und einen guten Geschmack geben:

Der Eisbrecher sollte einen wirklichen
Zweck erfüllen, der die Programmziele unterstützt.

Suchen Sie Eisbrecher, mit denen die
Teilnehmer und der Trainer etwas anfangen können.

Geben Sie Ihren Anweisungen eine
Leichtigkeit, um die Akzeptanz zu erhöhen und eine angenehme
Atmosphäre zu schaffen.

Verwenden Sie eine Prise Humor, um bei den
Teilnehmern einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Machen Sie es den Teilnehmern leicht, die
gewünschten Schlüsse zu ziehen.
Viel Spaß beim Backen!
Themenbezogene Eisbrecher
Eisbrecher sollten etwas mit dem
Trainingsinhalt zu tun haben. Folgende vier Gedanken zeigen Ihnen,
wie leicht das sein kann.

Bevor die Teilnehmer sich vorstellen,
bitten Sie sie, außer Namen und Abteilung (oder Unternehmen) auch
etwas dazu zu sagen, was sich auf das Seminarthema bezieht.
Beispiel: Wenn Sie ein Seminar über Problemlösungstechniken leiten,
sollen die Teilnehmer eine Situation benennen, wo sie die zu
lernenden Techniken künftig anwenden wollen.

Teilen Sie die Teilnehmer in Kleingruppen
(drei bis vier Personen) ein, in denen sie sich einander
vorstellen. Als Gruppe sollen sie entscheiden, was die größte
Herausforderung in Hinblick auf das Seminarthema ist. Beispiel:
Wenn Sie Hotelempfangspersonal in der Technik des Zuhörens schulen,
sollen diese miteinander entscheiden, in welcher Situation am
Hotelempfang Zuhören besonders wichtig ist.

In jeder Trainingssitzung können Sie die
Teilnehmer bitten, ihre Erwartungen an das Seminar offen zu
äußern.

Sie können eine Schachtel mit lauter
Krimskrams mitbringen (in Ein-Euro-Shops kann man gut fündig
werden), aus dem die Teilnehmer etwas herausnehmen und es in
Beziehung zum Seminarthema setzen. Beispiel: Wenn Sie
Teamfähigkeiten trainieren, stellen Sie eine Schachtel mit Werkzeug
auf den Tisch (Maßband, Hammer, Eiskratzer, Messbecher,
Pfannenwender, Schneebesen, Wasserwaage, Schere, Tacker,
Taschenrechner). Lassen Sie die Schachtel herumgehen und jeder soll
sich etwas herausnehmen. Bei der Vorstellungsrunde soll jeder
folgenden Satz mit dem ausgewählten Gegenstand vervollständigen:
»Als Teamkollege bin ich wie ein/e _______, weil ...«
Was
erwarten die Teilnehmer vom Trainingskonzept?
Ihre Teilnehmer werden erwarten, dass Sie
zur Anfang erst einmal einige Aufgaben zur Orientierung stellen.
Wenn ich eine ganztägige Sitzung moderiere, plane ich etwa eine
gute Stunde für die Einstiegsaktivitäten ein. Ich glaube, dass die
Zeit am Anfang gut investiert ist und vor späteren Problemen
bewahrt. Also, welchen Plan habe ich für den frühen
Vormittag?
Eisbrecher: 15
Minuten
Vorstellungsrunde:
20 Minuten (eine Minute pro Person)
Tagesordnung
besprechen: zwei Minuten
Mini-Bedarfsanalyse: drei Minuten
Lernziele
vorstellen: zehn Minuten
Seminarregeln
erläutern: sieben Minuten
Organisatorische
Informationen: eine Minute
Das sind selbstverständlich nur
Schätzungen. Manchmal dauert der Eisbrecher länger oder die
Teilnehmer sind bei ihrer Selbstvorstellung eher redselig. Straffen
Sie dafür etwas anderes an diesem Morgen. Glauben Sie mir, die
erste Stunde ist wichtig.
Welche der genannten Einstiegsaktivitäten
muss besonders geplant werden?

Sie müssen den Eisbrecher planen, und wenn
Sie Arbeitsblätter brauchen (siehe die Informationen über Bingo in
Kapitel 23), müssen Sie diese ebenfalls vorbereiten.

Wahrscheinlich wollen Sie Namensschilder
aufstellen. Die Beschriftung sollte kräftig genug sein, damit man
die Namen auch überall gut entziffern kann.

Die Tagesordnung sollte schriftlich
vorliegen, damit jeder Teilnehmer ein Exemplar bekommt.

Ich mache keine Zeitangaben auf der Tagesordnung.
Die Teilnehmer werden nervös, wenn Sie eine halbe Stunde im Verzug
sind, und können nicht wissen, dass Sie vielleicht ein Thema
vorgezogen haben oder ein späteres ohnehin abkürzen wollen.

Für mich persönlich habe ich eine Tagesordnung
mit ungefähren Zeitvorgaben. Ich drucke mir diesen Zeitplan auf
farbigem Papier aus, damit ich ihn unter all den anderen Unterlagen
immer leicht wiederfinde. So kann ich die Gruppe immer auf Kurs
halten. Ich bin zwar gern flexibel, wenn die Bedürfnisse der
Teilnehmer es erfordern, doch gleichzeitig habe ich die volle
Verantwortung für die Lernergebnisse.

Sie müssen wissen, welche Informationen
Sie für die Mini-Bedarfsanalyse brauchen. Im Fall des
Train-the-Trainer-Kurses wollte ich wissen, wie lange die
Kursteilnehmer bereits als Trainer tätig sind, ob sie bereits
Train-the-Trainer-Kurse absolviert haben, ob sie bereits selbst
Programme entwickelt haben und schließlich, ob sie sich für den
Trainerberuf geeignet halten.

Vielleicht wollen Sie die Lernziele auf
einen Flipchartbogen schreiben, den Sie anschließend für alle
sichtbar aufhängen können.

Sie brauchen leeres Flipchartpapier, um
die Erwartungen der Teilnehmer und die Seminarregeln zu notieren.
Ich diktiere die Regeln nicht, die Gruppe stellt ihre eigenen
Regeln auf. Ich glaube, dass sie dann auch eher befolgt
werden.
Damit ist die Planung der Einstiegsphase
abgeschlossen.
Den
lernintensiven Hauptteil planen
Gehen wir mal davon aus, Sie haben einen
guten Einstieg in die Seminarsitzung geplant, die Teilnehmer sind
lernbereit und freuen sich auf das, was kommt. Nun müssen Sie den
Hauptteil des Trainings planen. Das ist die Phase, in der das
eigentliche Lernen stattfindet. Zweck dieses Hauptteils ist es,
dass die Teilnehmer

die festgesetzten Ziele erreichen

die verwendeten Begriffe lernen

ihre Kompetenzen erweitern

Feedback erhalten

wissen, wie sie das Gelernte im Beruf
(beziehungsweise außerhalb des Seminars) umsetzen können
Vorträge und Referate
Sie wissen bereits, wie wichtig es für
die Lernenden ist, sich aktiv zu beteiligen. Dennoch wird manchmal
unvermeidbar sein, dass Sie eine größere Menge an Informationen
vermitteln müssen und eine längere Zeit reden werden. Auch wenn ich
also im Grunde einen Vortrag oder ein Referat halte, nenne ich das
nie so. Ich verwende lieber das Wort »Impulsreferat«, es wirkt
insgesamt spielerischer und weniger langweilig! Und genau das
empfehle ich Ihnen auch bei Ihrem Kurzvortrag. Seien Sie locker und
teilnehmerorientiert.
Referate, nein danke?
»Was ist denn so schlecht an Referaten?«,
fragen Sie vielleicht. In der Schule haben Sie wahrscheinlich
Hunderte gehört und haben es überlebt. Referate sind ja auch gar
nicht schlecht, doch es gibt Besseres. Bedenken Sie
Folgendes:

Die Zuhörer sind passiv.

Die Erfahrungen der Zuhörer werden
ignoriert.

Neugier und innere Beteiligung werden kaum
geweckt.

Der Trainer erfährt aufgrund des geringen
Feedbacks kaum, ob die Teilnehmer wirklich alles verstanden
haben.

Es ist eine Ein-Weg-Kommunikation, die
Lernenden ziehen sich innerlich zurück und haben kaum Gelegenheit,
klärende Fragen zu stellen.

Die Leute werden vielleicht mit falschen
Informationen allein gelassen.

Reines Zuhören kann physisches Unbehagen
auslösen.

Es kann langweilig sein und macht
müde.

Es ist unmöglich, die Aufmerksamkeit der
Teilnehmer über einen längeren Zeitraum zu fesseln.

Der Erfolg ist abhängig vom rhetorischen
Talent des Redners.

Es berücksichtigt nicht die verschiedenen
Lerntypen.

Der Lerntransfer ist nur gering.
Fallen Ihnen noch weitere Nachteile
ein?
Wann
Referate angebracht sind
Allerdings gibt es Situationen, in denen
Sie um ein Referat oder einen Kurzvortrag nicht herumkommen.
Vielleicht ging es Ihnen auch schon einmal so:

Ein kurzer Einführungsvortrag, gefolgt von
einer anderen Aktivität, kann geeignet sein, um zentrale Begriffe
oder Modelle vorzustellen.

Ein Vortrag, in Verbindung mit vielen
anderen herausfordernden Lernmethoden, kann für die Teilnehmer auch
erfrischend wirken, weil sie sich während des Vortrags etwas
erholen können.

Wenn Sie in kurzer Zeit viele
Informationen vermitteln müssen, ist ein Referat eine effektive
Methode. Es sollte jedoch von Arbeitshilfen oder sonstigen
schriftlichen Unterlagen begleitet sein, auf die sich die
Teilnehmer später stützen können.

Mit einem Referat können Sie die Gruppe
unter Kontrolle behalten und verbalen Widerstand unterdrücken,
falls dies notwendig ist.

Bei juristischen oder ethischen
Sachverhalten und auch bei Sicherheitsthemen ist ein wortgenauer
Vortrag manchmal unabdingbar.

Ein gut vorbereiteter und humorvoller
Vortrag kann eine Gruppe beleben.

Manchen Trainern fällt es leichter,
Vorträge zu halten als zu moderieren.

Gastredner, die zu einem bestimmten Thema
als Experte geladen werden, können mit ihrem Vortrag die Menschen
für ihr Fachgebiet begeistern. Wenn der Gastredner die Gruppe nicht
richtig mitnimmt, kann das jedoch auch die gegenteilige Wirkung
haben!

Referate sind auch angebracht, wenn die
Gruppe so groß ist, dass partizipative Methoden ein Chaos
verursachen würden.
Fallen Ihnen noch weitere Möglichkeiten
ein?
Wenn
Sie vortragen, dann richtig
Wie in aller Welt kann man einen Vortrag
halten und die Zuhörer gleichzeitig beteiligen? Probieren Sie
folgende Vorschläge einmal aus. Die meisten sind leicht anzuwenden
und problemlos in einen Kurzvortrag zu integrieren.

Planen Sie nach der Hälfte Ihres Vortrags
ein Kartenquiz ein.

Gestalten Sie ein Lehrgespräch zwischen
Trainer und Teilnehmern.

Streuen Sie Fragen, Aufgaben oder
Vorführungen ein.

Verteilen Sie ein Blatt zum Mitschreiben,
auf dem bereits Fragen formuliert sind oder ein Lückentext
ausgefüllt werden soll.

Verteilen Sie Arbeitsblätter mit den
zentralen Begriffen der Präsentation und Raum für eigene
Notizen.

Entwickeln Sie Anschauungsmaterial, das
die Teilnehmer während Ihres Vortrags mitverfolgen können.

Unterbrechen Sie Ihren Vortrag immer
wieder und fragen Sie, ob jeder folgen konnte.

Betten Sie den Lernstoff in eine
Geschichte ein: Fangen Sie mit der Geschichte an, doch erzählen Sie
das Ende erst, wenn Sie mit Ihrem Lernstoff fertig sind.

Suchen Sie nach Möglichkeiten, humorvolle
Passagen einzustreuen, zum Beispiel mit passenden Cartoons.

Halten Sie einen Vortrag, wenn es sein muss,
aber halten Sie keinen Monolog. Beteiligen Sie die Zuhörer.
Unzählige Alternativen zum Vortrag
Sie können einen Vortrag durch Hunderte
anderer Lehrmethoden ersetzen. Beachten Sie dabei, dass diese zwar
meistens etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, die Teilnehmer sich
den Stoff durch aktives Tun jedoch besser einprägen können. In der
klassischen NASA-Übung (»Auf dem Mond verloren«) zum Beispiel
erfahren die Teilnehmer, welche Kraft und Bedeutung gemeinsame
Gruppenentscheidungen haben.
Warum sind aktivierende Lehrmethoden
überhaupt sinnvoll?
Energie auftanken.
Wenn Sie Spiele einplanen, geben Sie Ihren Teilnehmern Gelegenheit
zu einer kleinen Unterbrechung. Sie können sich kurz von der
Anstrengung erholen, bewegen sich (geistig und körperlich) und
tanken wieder auf für die nächste konzentrierte Phase.
Zusammenarbeit
fördern. Das vorhandene Wissen der Teilnehmer kann sich
besser verbreiten, wenn diese auch voneinander lernen. Als Trainer
oder Moderator haben Sie zwar einen bestimmten Wissensvorrat, doch
das gesammelte Wissen der Menschen in Ihrem Seminarraum wird bei
Weitem größer sein.
Lernen durch aktives
Tun. Der Lernstoff prägt sich besser ein, wenn Sie so viele
Sinne wie möglich ansprechen (
Learning by
doing).
Abwechslung
gestalten. Es wäre ziemlich langweilig, wenn Sie dieselben
Dinge immer wieder auf gleiche Art vortragen würden. Wiederholung
ist zwar sinnvoll und nötig, durch aktivierende Methoden kommt
jedoch etwas Abwechslung hinein.
Motivation
fördern. Die Lernenden reagieren positiv, wenn sie aktiv
beteiligt werden. Das Lernen macht mehr Freude.
Aktivierende Lehrmethoden, Spiele und
Übungen gibt es bereits Tausende. Sie können auch eigene erfinden.
Ergiebige Quellen für spielerische und kreative Methoden
sind:

Juliane Meyerhoff/Christoph Brühl,
Fachwissen lebendig vermitteln. Das
Methodenhandbuch für Trainer und Dozenten (erschienen bei
Rosenberger)

Axel Rachow (Hg.),
Spielbar I und
Spielbar II
(erschienen bei managerSeminare Verlag)

Horst Siebert,
Methoden
für die Bildungsarbeit. Leitfaden für aktivierendes Lehren
(erschienen bei Bertelsmann, Bielefeld)

Bernd Weidenmann,
Handbuch Active Training. Die besten Methoden für lebendige
Seminare (erschienen bei Beltz)
In diesen Büchern präsentieren Trainer
ihre besten Methoden aus der Seminarpraxis. Sie lassen sich leicht
auf das eigene Programm übertragen.
Präsentationen
Der Oberbegriff Präsentation umfasst alle Methoden der
Informationsvermittlung, bei denen nur wenig interaktive Elemente
vorgesehen sind.
Diskussion/Forum:
Bestehend aus Teilnehmern, Führungskräften oder Kunden, gibt die
einzigartige Gelegenheit für eine vertrauliche Diskussion oder
Frage- und Antwortrunde
Besichtigung:
Besichtigung bestimmter wichtiger Räume oder Plätze, zum Beispiel
der Bibliotheksräume in einer Organisation
Kurzvortrag: Ich
bin der Ansicht, alle Vorträge sollten so kurz sein und von
interaktiven Methoden eingebettet werden, dass sie schon vorbei
sind, bevor es jemand merkt.
Möglichkeit zum
Mitschreiben: Verteilen Sie Arbeitsblätter, die genügend
Raum für eigene Notizen lassen, so dass die Teilnehmer während des
Rollenspiels oder der Videovorführung die für sie wichtigen
Informationen mitschreiben können.
Storytelling: Eine
Geschichte (wahr oder erfunden) erzählen, die einen moralischen
Kern enthält oder bestimmte Konsequenzen veranschaulicht. Die
Pointe der Geschichte macht nachdenklich oder inspiriert, ohne dass
die Teilnehmer unbedingt einen konkret fassbaren Lerneffekt
benennen könnten.
Pro und Contra:
Zwei Teams vertreten in einem Streitgespräch zwei entgegengesetzte
Positionen, um zu einem Thema unterschiedliche Perspektiven
herauszuarbeiten.
Empirisches Lernen
Empirische Lernaktivitäten oder auch
strukturierte Experimente bilden eine
eigene Kategorie. Sie fördern induktives Lernen durch Fallbeispiele
oder Beobachtungen. Mehr dazu in Kapitel 8. Strukturierte
Experimente sind besonders bei Verhaltenstrainings und im Change
Management sinnvoll.
Vorführungen
Die Teilnehmer bekommen bestimmte
Verfahren oder Modelle gezeigt und vorgeführt.
Rollenspiel der
Lehrer: Zwei Lehrer oder Dozenten führen eine Technik vor
oder tauschen Argumente aus, gefolgt von einer Diskussion.
Ausflug: Den
Arbeitsplatz besuchen. Besuchen Sie ein Callcenter, wenn Sie
kundenorientiertes Verhalten am Telefon trainieren, hören Sie sich
einige Gespräche live an und diskutieren Sie darüber.
Video/DVD:
Verwenden Sie passende Werbefilme oder Trainingsvideos, um
bestimmte Themen und Probleme anzusprechen. Formulieren Sie die
Drehbücher um. (Achten Sie auf das Urheberrecht!)
Zaubertricks:
Setzen Sie Zaubertricks ein, wenn Sie damit Analogien zum
Trainingsinhalt herstellen können.
Coaching: Wenn
etwas besonders Schwieriges gelernt werden soll, wird unabhängig
vom Seminar manchmal ein Coaching nötig sein. Die Teilnehmer
sollten bei Rollenspielen oder anderen praktischen Übungen zu zweit
sein.
Experteninterviews: Zu einem vereinbarten Zeitpunkt
steht ein Experte den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung. Ziel
ist, die Sichtweisen auf das Thema zu ergänzen und das Wissen zu
erweitern.
Sonstige
Requisiten: Mensch! Was es da an Möglichkeiten gibt! Bringen
Sie Werkzeug oder Küchengegenstände mit (»Als Teamkollege bin ich
am meisten ______ ähnlich.«) Bringen Sie pro Teilnehmer zwei bis
vier Bausteine mit, auf die sie ihre neu erworbenen Fähigkeiten
schreiben und dann gemeinsam das Gebäude »bauen«. Bringen Sie
Samenpäckchen mit als Metapher für die »Saat des Trainings«, die
nun aufgehen wird.
Lesen
Die Auseinandersetzung mit dem
geschriebenen Wort ist eine wichtige Technik der
Wissensvermittlung.
Lektüre zur
Vorbereitung: Material, das die Teilnehmer vor dem Training
lesen sollten
Briefe schreiben:
Die Teilnehmer schreiben einander Briefe, geben sich Feedback,
fassen zusammen, was sie an diesem Tag gelernt haben. Geeignet für
das Follow-up nach dem Training.
Geschichte zum
Weiterschreiben: Die Teilnehmer bekommen eine unvollständige
Situation vorgegeben und vervollständigen sie im Verlauf des
Trainings entsprechend ihrer Wissenszunahme.
Schauspielaktionen
Für Rollenspiele, in der die Teilnehmer
und auch der Trainer/Moderator in verschiedene Rollen schlüpfen,
gibt es mehrere Variationsmöglichkeiten.
Kurzvorstellung:
Eine kurze Präsentation des Gelernten durch eine kleine
Gruppe
Überlebenstraining: Wird zumeist als
Teambildungsmaßnahme verwendet. Eine Gruppe versetzt sich in eine
gefährliche Situation und muss gemeinsam Entscheidungen treffen und
die Schwierigkeiten lösen.
Kostüme: Hilfreich
bei Rollenspielen. Verschiedene Hüte zum Beispiel symbolisieren die
verschiedenen Rollen und Positionen in einem Unternehmen.
Drehbuch: Eine
Teilnehmergruppe verfasst ein Drehbuch für die andere Gruppe.
Diskussionen
Als Diskussionen lassen sich alle
Gesprächsformen zwischen Teilnehmern und/oder dem Trainer
zusammenfassen.
Schlagabtausch:
Zwei Personen diskutieren über ein Thema, sammeln Argumente und
teilen sie dann dem Plenum mit.
Blitzlicht: Der
Trainer holt reihum die Meinung aller Teilnehmer ein. Erst wenn
jeder gehört wurde, beginnt die Diskussion.
Brainstorming:
Eine nicht wertende Sammlung von Ideen und Vorschlägen
Stummer Dialog:
Eine Technik zur Problemlösung, bei der alle Teilnehmer zunächst im
Stillen Ideen sammeln und aufschreiben, sie dann der Gruppe
mitteilen, schließlich bewerten und eine Rangfolge der besten Ideen
aufstellen
Fishbowl: Die
Gruppe wird aufgeteilt, ein Teil sitzt in der Mitte des Kreises
(wie Fische im Aquarium) und diskutiert. Die anderen sitzen als
Beobachter außerhalb, können den »Fischen« eventuell helfen oder
ein leises Zeichen geben, dass sie die Rolle wechseln wollen. Dazu
kann auch ein Stuhl in der Mitte freibleiben, auf dem ein
Teilnehmer von außen Platz nehmen und seinen Kommentar geben kann.
Nach der Eingabe muss der Teilnehmer den Innenkreis aber wieder
verlassen. Am Ende werden die Beobachtungen und Schlussfolgerungen
besprochen.
Theorie
entwickeln: Die Teilnehmer stellen bezüglich ihres
Lernthemas eine Theorie auf.
Szenarien und Simulationen
Szenarientechniken beziehen sich auf
reale und erfundene Fälle, die zu analysieren und auf
Verbesserungsmöglichkeiten hin zu überprüfen sind.
Fallstudien: Den
Teilnehmern wird eine reale oder fiktive Situation vorgestellt.
Bezieht sich der Fall auf ein tatsächliches Geschehen, teilt der
Trainer den Teilnehmern am Ende das in der Wirklichkeit erzielte
Ergebnis in der Regel ebenfalls mit.
Postkorbübung: Die
Teilnehmer bekommen verschiedene wirklichkeitsnahe Aufgaben
gestellt, die sie innerhalb einer vorgegebenen Zeit der Wichtigkeit
nach sortieren sollen und bei denen sie Entscheidungen treffen
müssen.
Critical
Incidents: Die Methode der kritischen Ereignisse ist eine
Art Kurzversion der Fallstudie, die sich auf die zentralen Aspekte
einer Problemsituation bezieht.
Kollegiale
Beratung: Die Teilnehmer bringen reale Probleme mit, die
gesamte Gruppe bemüht sich (wie ein Arzt) um die Lösung
beziehungsweise Heilung des Problems.
Künstlerisches Gestalten
Es gibt zahlreiche kreative Methoden, bei
denen nichtverbale Fähigkeiten wie Zeichnen oder räumliche
Darstellung gefragt sind.
Porträts:
Teilnehmer zeichnen Porträts von sich als erfolgreich Lernende.
Geeignet auch als Einstiegsaktivität zur Selbstvorstellung in der
Gruppe.
Cartoons: Können
als Muntermacher dienen oder zur Veranschaulichung des
Lerngegenstands.
Poster: Teilnehmer
gestalten Poster zur Veranschaulichung von Argumentationen oder
Zusammenfassung von Informationen.
Malen oder zeichnen Sie,
wie Sie sich fühlen, wenn ...: Die Teilnehmer werden
aufgefordert, ein beliebiges Thema zeichnerisch umzusetzen. Die
Aufgabe kann auch anders formuliert werden, zum Beispiel: Entwerfen
Sie ein Logo, das Teamarbeit symbolisiert.
Rollenspiele und Ähnliches
Rollenspiele sind den schauspielerischen
Lernformen ähnlich, allerdings sind sie weniger ernst gemeint und
bieten eine offene Form.
Rollenspiele: Die
Teilnehmer übernehmen ihnen fremde Rollen und Verhaltensweisen, um
das Gelernte anzuwenden und zu üben. Ein Beobachter gibt ihnen
dabei Feedback.
Rollentausch: Die
Teilnehmer tauschen die Rollen mit einer Person, mit der sie
täglich zu tun haben, zum Beispiel mit ihren Vorgesetzten.
Video-Feedback:
Die Teilnehmer werden während eines Rollenspiels oder einer
Präsentation auf Video aufgenommen. Anschließend wird die Aufnahme
zur Selbstkritik genutzt.
Outdoortraining und
Abenteuerlernen: Vom Hochseilgarten bis zum Camp –
Erlebniskurse werden vor allem zur Teamentwicklung und zum Erlernen
von Problemlösungstechniken angeboten.
Improvisation:
Schauspieler improvisieren ohne Drehbuch ein kleines Stück, der
Input an Ideen kommt von den Zuschauern.
Simulationen: Im
Training wird die natürliche (Arbeits-)Umgebung simuliert, so dass
die Teilnehmer ihre Fähigkeiten praktisch erproben können.
Spiele
Als Spiel kann alles bezeichnet werden,
was anhand von Tafeln, Karten, Fernsehen oder Computer dazu dient,
einen Lernstoff zu wiederholen oder einzuprägen. Auch sportliche
Bewegungsspiele gehören dazu.
Kreuzworträtsel:
Es gibt Softwareprogramme, mit denen sich aus Fachbegriffen
Kreuzworträtsel erstellen lassen.
Staffellauf: Es
werden Teams gebildet, die in einem Wettbewerb möglichst schnell
eine Reihe von Anweisungen ausführen sollen. Geeignet zur
Überprüfung des Lernerfolgs.
Kartenspiele:
Kartenspiele gibt es unzählige! Auf Karten können zur Problemlösung
die verschiedensten Daten notiert werden.
Computerspiele:
Geeignet zur Vertiefung des Gelernten am Arbeitsplatz
Gesellschaftsspiele: Viele Gesellschaftsspiele wie
Trivial Pursuit können für Trainingszwecke angepasst werden.
Gameshow: Viele
Quizshows aus dem Fernsehen können als Vorbild für die
Wissensvermittlung in Trainings dienen.
Selbstständige Teilnehmeraktivitäten
Situationen, in denen die Teilnehmer die
Führung übernehmen, ihre Kollegen unterweisen oder ihr eigenes
Lernverhalten analysieren.
Lernparcours oder
Stationenlernen: Im Raum werden unterschiedliche
Lernstationen aufgebaut. Die Trainees gehen von einer Station zur
nächsten und suchen sich die für sie geeigneten Stationen
heraus.
Unterrichtsteams:
Jeweils zwei Teilnehmer suchen sich ein Thema aus der Tagesordnung
aus und vermitteln dies der restlichen Gruppe.
Selbstanalyse:
Normalerweise eine Reihe konkreter Wissensfragen und Antworten, mit
der die vorhandenen Kenntnisse geprüft werden. Auch als
Zusammenstellung von anregenden Fragen und Statements, anhand derer
die Teilnehmer ihre persönlichen Einstellungen überprüfen
können.
Teamteaching: Den
Teilnehmern werden kleine Lerneinheiten aufgegeben, die sie
erarbeiten, um darin anschließend die restliche Gruppe zu
unterrichten. Geeignet für kleine wie große Gruppen.
Protokolle: Die
Teilnehmer führen Buch über die Einfälle, Gefühle, Reaktionen,
Erfolge, Pläne und Aktionen.
Recherchen: Im
Unterricht vergebene »Forschungsaufträge« an die Teilnehmer für die
nächste Sitzung. Für Recherchen im Internet geeignet.
Besondere Erlebnisse
Darunter sind Lernmethoden
zusammengefasst, die in der Dramaturgie einer Trainingssitzung
ihren besonderen Platz haben.
Eisbrecher: Eine
strukturierte Aktivität zu Anfang einer Sitzung, um die Teilnehmer
miteinander bekannt zu machen und in das Thema einzuführen
Muntermacher: Eine
kurze Aktivität, Übung oder Denksportaufgabe, mit der die Gruppe
aufgeweckt und neugierig gemacht wird
Ausstieg: Eine
Gruppenaktivität zur Beendigung einer Sitzung, bei der
Verbindlichkeit hergestellt wird und die wichtigsten Punkte
zusammengefasst werden. Es kann auch der Erfolg gefeiert und die
nachfolgende Anwendung geplant werden.
Geeignete Methoden auswählen
Na, hat diese (kleine) Auswahl aus der
Fülle an Methoden und Arbeitstechniken Sie bereits etwas erschöpft?
Und wie sollen Sie da die jeweils passenden Methoden finden? Zwei
Kriterien sind entscheidend: Als Erstes müssen Sie sich das
Lernziel vor Augen halten. Welcher Kategorie ist es zuzuordnen:
Wissen, Fähigkeiten (Skills) oder
Verhalten/Einstellungen? Die Lernaktivität
muss zum Lernzielbereich passen. Die folgenden Beispiele zeigen
genauer, was ich damit meine. Manche Aktivitäten sind auch für
mehrere Lernzielbereiche geeignet. Versuchen Sie also nicht, es
allzu perfekt zu machen. Sie brauchen nur den richtigen Einstieg zu
finden.
Strategien für verschiedene Lernbedarfe
Woher wissen Sie, welche Aktivität
geeignet ist? Erinnern Sie sich an die drei Lernkategorien? Sie
dienen Ihnen als Leitfaden. Es gibt zwar Überschneidungen, doch das
macht nichts.
Wissen
Wenn Sie als Trainer konkretes
(Fach-)Wissen vermitteln wollen, machen Sie das am besten anhand
folgender Lehrmethoden:

schriftliche Unterlagen

Kurzvorträge

Tonbänder

Kleingruppendiskussionen
Fähigkeiten
Wenn es um die Erweiterung und den Erwerb
von Kompetenzen geht, helfen Sie den Teilnehmern am besten mit
folgenden Methoden:

Fallstudien

Vorführungen

Rollenspiele

Videoaufnahmen und Anwendung

Übungen

Arbeitsblätter
Verhalten/Einstellungen
Wenn die Teilnehmer ihre Werte und
Einstellungen verändern sollen, ist es am sinnvollsten, das alte
Verhalten genau zu untersuchen, zu beobachten und es mit dem neuen
erwünschten Verhalten in Kontrast zu bringen. Das geschieht am
besten durch:

Instrumente

Rollenspiele

Debatten

strukturierte Spiele

Übungen

Selbstanalyse
Weitere Auswahlkriterien
Was muss bei der Auswahl geeigneter
Lehrmethoden noch berücksichtigt werden?
Was ist der Zweck?
Das Trainingsdesign muss tatsächlich den Lernbedarf erfüllen. Wenn
die Teilnehmer Übung brauchen, bringt es nichts, wenn sie eine
Vorführung einplanen.
Wie gut passen Lernziel
und Aktivität zusammen? Manchmal ist das Lernziel in
kleinere Einheiten aufgegliedert. Achten Sie darauf, dass die Zeit,
die Sie für die einzelnen Aktivitäten einplanen, diesen
entspricht.
Wie zeitaufwendig ist
eine Aktivität? Wie zeitaufwendig die Besprechung danach?
Wenn Sie nicht genau wissen, wie lange eine Aktivität dauern wird,
sollten Sie vorher einen Probelauf machen. Planen Sie nicht allzu
knapp, wenn es um eine wichtige Sache geht. Bei der Zeit für die
Nachbereitung und Besprechung sollten Sie nicht sparen. Sonst
fragen sich die Teilnehmer: »Und wofür war das jetzt gut?«
Streichen Sie die Aktivität lieber aus dem Programm, wenn keine
Besprechungszeit übrig ist. Überlegen Sie sich auch, was Sie tun,
wenn Ihnen die Zeit davonläuft.
Stehen Zeit und
Lernertrag in einem vernünftigen Verhältnis zueinander?
Viele Wege führen zum Ziel. Aktivitäten geben den Teilnehmern zwar
Gelegenheit, sich Dinge zu erarbeiten, die durch reine Wortvorträge
schwieriger zu erreichen wären, doch sie brauchen mehr Zeit.
Unterstützen Sie also die wichtigsten Lernziele durch
Aktivitäten.
Macht die Aktivität Spaß
(oder ist sie zumindest interessant)? Nicht alles, was Sie
mit Ihren Teilnehmern veranstalten, muss ein Grinsen oder Kichern
hervorrufen, doch interessant und anregend sollte es schon sein.
Sonst schalten die Teilnehmer innerlich ab oder kommen gar nicht
mehr wieder.
Erfüllen die Teilnehmer
die Mindestvoraussetzungen? Oder ist das Niveau der
Teilnehmer sehr unterschiedlich? Da Sie nicht jeden kennen können,
sollten Sie die Gruppe konstant beobachten und Ihre Rückschlüsse
ziehen. Wenn Sie den Verdacht haben, dass jemand Schwierigkeiten
hat, versuchen Sie, ihm zu helfen, ohne dass es zu offensichtlich
wird. Sie können beispielsweise Paargruppen bilden und dem
Betreffenden einen geeigneten Partner zur Seite stellen, Sie können
entsprechende »Hausaufgaben« verteilen oder auch nonchalant
nebenbei »Nachhilfe« erteilen. Es gibt auch Aktivitäten, bei denen
erfahrenere Teilnehmer den anderen kreativ Wissen vermitteln.
Wie wohl fühlen sich die
Teilnehmer mit der Aktivität? Ihre Bedarfsanalyse sollte
auch Informationen darüber enthalten, was für die Gruppe allgemein
akzeptabel ist. Rollenspiele und andere »riskantere« Aktivitäten
sollten Sie beispielsweise erst einplanen, wenn die Gruppe sich
bereits besser kennt.
Passt die Aktivität zur
Gruppengröße? Manche Aktivitäten, die die Kreativität und
geistige Vorstellungskraft herausfordern, wirken auf kleine Gruppen
manchmal bedrohlich. Allerdings sind manchmal die Gruppen auch zu
groß oder der Raum ist einfach zu klein, als dass sich Kleingruppen
in ruhige Ecken zurückziehen könnten.
Entspricht die Aktivität
dem Umgangston und Arbeitsklima in der Gruppe? Wenn Sie
Teamarbeit fördern wollen, ist manches vielleicht eher
kontraproduktiv. Wenn Sie aktive Beteiligung fördern wollen,
sollten Sie sich bei mancher Aktivität sich zweimal überlegen, ob
sie auf zurückhaltende Teilnehmer nicht eher abschreckend
wirkt.
Vermittelt die Aktivität
für die Gruppe genügend Wirklichkeitsbezug? Wenn nicht,
sollten Sie etwas anderes aussuchen oder das fehlende Element noch
hinzufügen.
Wie anpassungsfähig ist
die Aktivität? Formen Sie die Aktivität so um, dass die
Teilnehmer sich leicht der Situation anpassen können.
Können Sie klare und
eindeutige Anweisungen geben? Je einfacher, desto besser.
Denken Sie daran, dass Sie 20, 30 oder noch mehr Teilnehmer haben.
Wenn Sie eine etwas kompliziertere Aktivität planen, die Sie aber
doch für der Mühe wert halten, müssen Sie sich genau überlegen, wie
Sie alles erklären, damit jeder Sie versteht. Drei Vorschläge dazu:
• Schreiben Sie die Anweisungen für jede
Gruppe auf Karten.
• Schreiben Sie die wesentlichen Punkte auf
das Flipchart.
• Teilen Sie die Anweisung in kleinen
Schritten mit.
Wird der Lernerfolg
schnell sichtbar? Wenn nach einer Aktivität noch allzu viel
erklärt und erläutert werden muss, frustriert das die Lernenden.
Dann überspringen Sie die Aktivität besser.
Wie fügt sich die
Aktivität in das Trainingsdesign ein? Vermeiden Sie es, zwei
ähnliche Aktivitäten nacheinander auszuführen. Denken Sie auch an
die Tageszeit. Direkt nach dem Mittagessen sind Bewegung und
Aktivität gut geeignet. Im Verlauf des Tages können die Aktivitäten
anspruchsvoller werden.
Wie sind die
Rahmenbedingungen? Wenn Sie zu dem Tagungsort reisen müssen,
ist ein Koffer voller Requisiten eher unpraktisch. Ein Staffellauf
ist schwierig, wenn der Raum nicht groß genug ist. Wenn Sie zu
zweit sind, können Sie Rollenspiele und Vorführungen einplanen.
Selbstverständlich beeinflusst auch die technische Ausstattung die
Methodenauswahl.
Werden das Erlebnis und
die Nachbereitung der Aktivität tatsächlich zu einem Wissens-oder
Kompetenzzuwachs führen? Können Sie das vorangegangene und
folgende Trainingsmodul sinnvoll mit der Aktivität verknüpfen? Und
schließlich: Wie messen oder bewerten Sie den Erfolg der
Lernaktivität?

Das sind viele Fragen auf einmal. Wenn Sie noch
unerfahren sind, sollten Sie jede einzeln durchgehen. Glauben Sie
mir, wenn ich Ihnen sage, dass Ihnen das Verfahren allmählich in
Fleisch und Blut übergehen wird. Sie werden schließlich ein
Lernziel formuliert haben und genau wissen, welche Aktivität dazu
am besten passt.
Ein
letztes Wort dazu
Es kann Spaß machen, in ein
Trainingsprogramm Aktivitäten einzuplanen. Doch Ausgewogenheit ist
wichtig. Damit Spiele und sonstige Aktivitäten ihren Teil zum
Gesamterfolg beitragen, sollten Sie folgende Punkte
beherzigen:
Ein Spiel ist kein
Selbstzweck. Stopfen Sie Ihre Löcher im Seminar nicht mit
Spielen. Spielerische Aktivitäten müssen sich sinnvoll in das
Trainingsdesign einfügen.
Verwenden Sie nur
Aktivitäten, die Sie getestet haben. Probieren Sie während
der Konzeptphase alle Aktivitäten an einer kleinen Gruppe aus, um
zu entscheiden, ob sie ihren Zweck erfüllen.
Bringen Sie
Abwechslung. Planen Sie verschiedenartige Aktivitäten ein.
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie zum Beispiel mehr als eine
Fallstudie in ein Tagesprogramm packen können, da Ihnen noch viel
mehr Methoden und Arbeitstechniken zur Verfügung stehen und die
Teilnehmer ohnehin unterschiedliche Lerntypen sind.
• Sprechen Sie visuelle Lerntypen mit
Farben, Diagrammen, Bildern und Videoclips an.
• Sprechen Sie auditive Lerntypen mit
Diskussionsrunden und Geschichten an.
• Sprechen Sie kinästhetische Lerntypen mit
Rollenspielen, Übungen und sonstigen Spielen an.
Bleiben Sie beim
Thema. Finden Sie ein Thema oder ein Leitmotiv, das sich wie
ein roter Faden durch die Trainingseinheiten zieht. Im Abschnitt
über die Eisbrecher habe ich Ihnen beispielsweise erzählt, wie ich
das Thema »T-Shirt« eingeführt habe. Im Verlauf des Trainings bin
ich immer wieder auf diese T-Shirts zurückgekommen. Wie ich das
gemacht habe?
Die Gruppe war in der Phase der
Teambildung, deshalb habe ich die T-Shirts für eine
Teamentwicklungsübung genutzt. Im Verlauf der drei Sitzungstage
haben sich die Teilnehmer gegenseitig die T-Shirts beschriftet. Sie
haben folgende Sätze vervollständigt:
• Was ich heute über Sie erfahren habe:
...
• Was ich heute von Ihnen gelernt habe:
...
• Was ich gerne von Ihnen wissen würde:
...
Am Ende des Trainings habe ich die
Teilnehmer aufgefordert, ihre Telefonnummer auf die T-Shirts von
mindestens zwei anderen Teilnehmern zu schreiben, verbunden mit der
Bitte, sich zu melden und in Verbindung zu bleiben.
Lebendiges Lernen durch Visualisierung
Ich könnte mir keine Trainingssitzung
vorstellen, die ohne visuelle Darstellung auskommt! Zahlreiche
technische Mittel stehen Ihnen zur Verfügung:

Computerprojektoren und Beamer

Videofilme und DVDs

Overheadprojektoren

35-Millimeter-Projektoren

Flipcharts

Whiteboards, auch interaktive Boards

Metaplanwand

Pinnwände

Tafel

Requisiten und sonstiges
Anschauungsmaterial
Warum
man Visualisierung braucht
Der Nutzen visueller Darstellung wiegt
bei Weitem den zeitlichen Aufwand ihrer Herstellung auf – und auch
die Schwierigkeiten, die sie manchmal verursachen. Der erste der
folgenden Punkte ist zugleich der wichtigste:

Die Teilnehmer begreifen die Informationen
schneller, verstehen sie besser und prägen sie sich langfristig
ein.

dient der Klärung (ein Bild sagt mehr als
tausend Worte)

bringt Abwechslung

vermittelt die Botschaft durch Sehen und
Hören (während Ihrer Präsentation)

hebt wichtige Elemente hervor

macht Ihren Vortrag überzeugender

hilft Ihnen selbst, auf den Punkt zu
kommen

erleichtert bei einem Themenwechsel den
Übergang

bringt Farbe in das Seminar

dient Ihnen als Leitfaden
(Gedächtnisstütze für den Ablauf)
Ich habe Sie also überzeugt. Was müssen
Sie in der Konzeptphase noch dazu wissen?
Wie
man effektives visuelles Material herstellt
Wenn Sie sich die Mühe machen, sollte Ihr
Material auch seinen Zweck erfüllen. Das geschieht am besten,
wenn

es eng mit dem Thema verknüpft ist

es leicht zu verstehen und begreifen
ist

die Seitenausrichtung stimmt (entweder
Querformat oder Hochformat)

Wörter gut lesbar geschrieben sind

es auf den Zuhörer ausgerichtet ist (»Hier
sind vier Ideen, die Sie ...«)

Farben angemessen eingesetzt werden

die Schrift in Schriftgrad und
Schriftstärke wechselt

eine klare Schrift gewählt wird
(üblicherweise eine serifenlose Schrift)

der Text übersichtlich gegliedert
ist

es Ihren Vortrag sinnvoll unterstützt,
aber nicht ersetzt

das Bildmaterial wie Ihr verlängerter Arm
funktioniert

es durch ein wiederkehrendes Element
miteinander verbunden ist, zum Beispiel eine Grafik oder ein
Schaubild

es auf die Gruppe kundengerecht
zugeschnitten ist
PowerPoint-Präsentationen gestalten
Die meisten Trainer arbeiten mit
PowerPoint. Das ist eine effektive Präsentationssoftware, doch wenn
man es übertreibt, geht ein Teil der Wirkung verloren.

Denken Sie an die eingeschränkte
Flexibilität, denn die Abfolge der Seiten zu ändern oder etwas
hinzuzufügen, ist nicht so einfach, wenn Sie einen LCD-Projektor
verwenden.

Verwenden Sie einen durchgängigen
grafischen Hintergrund, doch nicht die vorgefertigten, abgenutzten
PowerPoint-Formate.

Verwenden Sie eine Vorlage, die frisch
aussieht und wenig Bildschirmplatz beansprucht.

Folgen Sie der 8 × 8-Regel, wie sie auch
für Overheadfolien gilt. Für größere Gruppen gilt die 6 ×
6-Regel.

Die 8 × 8- (oder 6 × 6-)Regel besagt, dass für
eine optimale Lesbarkeit nie mehr als acht (oder sechs) Zeilen mit
je acht (oder sechs) Wörtern auf einer Folie stehen sollten.

Bei der Präsentation einer Liste sollten
die Inhalte Zeile für Zeile angezeigt werden.

Um den Unterpunkt hervorzuheben, auf den
es gerade ankommt, können Sie ihn farblich markieren oder die
vorangegangenen Punkte langsam verblassen lassen.

Überschriften sollten einen Schriftgrad
von etwa 44 pt haben, der Haupttext zwischen 24 pt und 32 pt.

Verwenden Sie zwischen den verschiedenen
Modulen einen einheitlichen Übergang.

Verwenden Sie nicht mehr als zwei Farben
pro Folie (plus Schwarz).

Wenn Sie die Präsentation für eine Pause
oder Diskussion unterbrechen wollen oder ein neues Modul ankündigen
möchten, überblenden Sie auf Schwarz.

Verwenden Sie einen dezenten
Hintergrund.

Zwischen Schrift und Hintergrund sollte
genügend Kontrast bestehen. Viele bevorzugen helle Schrift auf
dunklem Hintergrund.

Gehen Sie sparsam mit Cliparts um,
versuchen Sie nicht, niedlich zu werden.

Setzen Sie Animationen sparsam und nicht
zu variantenreich ein.

Halten Sie Soundeffekte kurz und sorgen
Sie dafür, dass sie auch die gewünschte Wirkung erzielen.
Filme, DVDs und Videos gestalten
Ein Filmclip in einer Trainingssitzung
ist immer ein überraschendes Element. Wenn Sie einige Grundsätze
berücksichtigen, ist dies ein effektives Medium:

Entwickeln Sie zunächst die Programmziele
und dann treffen Sie Ihre Auswahl.

Filme sollten in ihrer Länge immer der
Sitzungsdauer angepasst sein.

Zeigen Sie nur den Filmausschnitt, den Sie
für die Veranschaulichung des Themas brauchen. Was davor (oder
danach) passiert, können Sie kurz in eigenen Worten
berichten.

Erläutern Sie zur Einführung kurz, warum
Sie den Filmausschnitt zeigen.

Machen Sie vor der Präsentation einen
Probedurchgang.

Denken Sie sich offene Fragen aus, die die
Ziele des Filmausschnittes verdeutlichen und die anschließende
Diskussion einleiten.
Overheadfolien gestalten
Obwohl die meisten Trainer lieber mit
PowerPoint und Beamer arbeiten, sollten Sie die Vorteile, vor allem
die schnelle Anpassungsmöglichkeit, von Overheadfolien nicht
vergessen. Wenn Sie folgende Gestaltungshinweise berücksichtigen,
kann der Einsatz von Overheadfolien sehr wertvoll sein:

Setzen Sie zur Gestaltung verschiedene
Farben ein, doch vermeiden Sie Gelb. Rot und Orange bitte nur zur
Hervorhebung.

Streuen Sie Cliparts, Grafiken und
Schaubilder ein.

Setzen Sie Rahmen.

Schreiben Sie maximal acht Zeilen mit je
acht Wörtern pro Folie. Ist die Gruppe sehr groß (über dreißig
Teilnehmer), reduzieren Sie auf sechs Zeilen mit je sechs
Wörtern.

Lesen Sie sorgfältig Korrektur.

Verwenden Sie nur Zahlenmaterial, wenn Sie
es dringend brauchen.

Arbeiten Sie mit Überschriften.

Nummerieren Sie die Folien oben
rechts.

Legen Sie Folien schrittweise
übereinander, um verschiedene Dimensionen und Fortschritte
anzuzeigen. Ein solches Verfahren verdeutlicht Ihre
Lernbotschaft.
Flipcharts gestalten
Flipchart gestalten? Soll das ein Witz
sein?! Nein, eine gute Flipchart-Seite muss genauso sorgfältig
geplant sein wie eine PowerPoint-Präsentation. Ich mache mir dazu
eine kleine Skizze auf Papier, so dass ich weiß, worauf es ankommt,
wenn ich am Flipchart stehe und die Wörter auf den großen Bogen
schreiben soll.

Legen Sie sich eine Ordnung für die
Tabellen zurecht und lassen Sie genügend Freiraum für weitere Ideen
und Brainstormings.

Formulieren Sie klare und aussagekräftige
Überschriften.

Überschriften können Sie auf verschiedene
Weise hervorheben: mit einem Kasten oder eine Wolke drum herum oder
einer Wellenlinie darunter.

Markieren Sie Fachbegriffe, die Sie
weiterverwenden werden.

Lassen Sie an den entsprechenden Stellen
Platz frei, wenn Sie später noch zusätzliche Informationen einfügen
wollen.

Schreiben Sie groß und übersichtlich, die
Seiten sollten nicht zu voll wirken.

Planen Sie Skizzen im Voraus.

Sie sind kein Künstler, doch Sie finden eine
bestimmte Zeichnung besonders gelungen? Malen Sie sie einfach ab
und fertigen Sie das Flipchart bereits vor der Sitzung an. Oder Sie
machen eine Kopie und zeichnen das Bild direkt in der Sitzung ab.
Wenn Sie die Zeichnung jedoch häufiger verwenden wollen, ist es
vielleicht empfehlenswert, ein professionelles Poster zu
erstellen.

Wenn Sie einen gegliederten Text
präsentieren, können die verschiedenen Aufzählungszeichen den
Lernenden folgende Hinweise geben:
• Nummerierte Absätze signalisieren eine
logische Reihenfolge oder Rangfolge.
• Klassische Spiegelstriche oder
Aufzählungspunkte (Bullets) eignen sich für nichthierarchische
Aufzählungen.
• Kleine Kästen eignen sich für Checklisten.
Wenn die entsprechende Aufgabe erledigt ist, kann man die Stelle
abhaken.

Setzen Sie gezielt farbige Textmarker
ein.
Arbeitsblätter und Handbücher gestalten
Überfrachten Sie die Arbeitsblätter für
die Teilnehmer nicht! Wenn Sie folgende Hinweise beachten, werden
die Teilnehmer gerne mit den Unterlagen arbeiten:

Überlegen Sie, wie die Teilnehmer am
besten eigene Notizen machen können, welche Übungen integriert
werden sollen und wie die Unterlagen auch künftig zum Nachschlagen
dienen können.

Machen Sie Überschriften und
Unterüberschriften, die sich grafisch unterscheiden.

Experimentieren Sie nicht mit zu vielen
Schriften.

Experten empfehlen für Lesetext eine
Serifenschrift, bei der die Buchstaben fließend ineinander
überzugehen scheinen.

Verwenden Sie Grafiken und
Schaubilder.

Verwenden Sie Spiegelstriche, Bullets,
Texteinzüge und Marginalien, um den Text zu gliedern und die
Lesbarkeit zu erhöhen.

Nummerieren Sie die Seiten.
Zum
Ausklang ein guter Schluss
Es ist 16.30 Uhr und die Sitzung neigt
sich dem Ende zu. Sagen Sie da einfach: »Tschüss, Leute, das
war’s«?
Selbstverständlich nicht. Der Abschluss
einer Sitzung ist zwar ein geringer Teil, aber ein wichtiger. Wie
viel Zeit braucht man dafür? Für ein halbtägiges Seminar
veranschlage ich fünfzehn Minuten, bei zwei- oder mehrtägigen
Seminaren sollte man mindestens eine halbe Stunde einplanen. Wenn
Sie das Training mit einem Test abschließen, kommt diese Zeit noch
hinzu. Das sind meine Erfahrungswerte, in Ihrer jeweiligen
Situation kann das vielleicht auch anders sein.
Der Abschluss sollte für die Teilnehmer
das Seminar abrunden und sie auf die Anwendung des Gelernten
vorbereiten. Was können Sie also tun, um dies zu erreichen?

sicherstellen, dass die Erwartungen
erfüllt wurden

für Gemeinsamkeit sorgen

die Lernerfahrung evaluieren

Feedback und Verbesserungsvorschläge
einholen

die Leistungen des Kurses zusammenfassen
und für Handlungsengagement sorgen

die Teilnehmer mit aufmunternden Worten
verabschieden
Sicherstellen, dass die Erwartungen erfüllt
wurden
Das machen Sie am einfachsten, indem Sie
in der Tagesordnung zurückblättern und die zu Trainingsbeginn
geäußerten Erwartungen überprüfen. Haben Sie alles erfüllen können,
was die Teilnehmer sich anfangs erhofft haben?
Für
Gemeinsamkeit sorgen
Wenn die Gruppe sich nach dieser
gemeinsamen Lernerfahrung einander verbunden fühlt, wollen Sie
vielleicht etwas dafür tun, dass die einzelnen Teilnehmer weiter in
Verbindung bleiben, vor allem wenn sie aus verschiedenen
Unternehmen kommen. Eine Teilnehmerliste mit E-Mail-Adressen ist
schnell ausgeteilt.
Bei großen Gruppen plane ich
normalerweise eine besondere Abschiedszeremonie ein. Eine beliebte,
klassische Verabschiedung geht so: Die Teilnehmer stellen sich im
Kreis auf und jeder sagt, was er in den kommenden zehn Tagen als
Ergebnis dieses Trainings unternehmen möchte. Ich mag diese
Abschlussrunde aus zweierlei Gründen: Zum einen ist jedes Statement
eine Anregung für die anderen, was sie selbst noch tun könnten, und
zum anderen hilft diese Aktion den Teilnehmern, die entstandene
Distanz zum wirklichen Berufsalltag zu überbrücken.
Die
Lernerfahrung evaluieren
Wenn Sie die Lernergebnisse evaluieren
wollen, sollten Sie beachten, dass Sie vielleicht auf verschiedenen
Ebenen evaluieren müssen. Als unerfahrener Trainingsdesigner wird
Ihnen vielleicht jemand dabei behilflich sein. Weitere
Informationen zum Thema Evaluation finden Sie in Kapitel 13.
Feedback und Verbesserungsvorschläge
einholen
Vielleicht ist es Ihnen auch ein
Anliegen, von den Teilnehmern mündliches Feedback und
Verbesserungsvorschläge einzuholen, damit Sie das Seminardesign für
neue Aufträge überarbeiten können. Sie können auch einen
schriftlichen Feedbackbogen austeilen, doch eine offene
Gruppendiskussion fördert meist bessere Ideen zutage, weil sie im
direkten Gespräch erläutert werden können. Wenn Sie mündliches
Feedback einholen, empfiehlt es sich, zunächst alle Teilnehmer zu
Wort kommen zu lassen und danach auf das Gesagte einzugehen. Sonst
gehen vielleicht durch die Diskussion wichtige Beiträge
verloren.
Die
Leistungen des Kurses zusammenfassen und für Handlungsengagement
sorgen
Meistens baue ich diese Elemente
irgendwie in die Abschiedszeremonie ein. Vielleicht erscheint Ihnen
dafür ein Spiel geeignet oder, wenn die Zeit knapp wird, eine kurze
Plenumsdiskussion zum Abschluss. Prüfen Sie die Erwartungen und
Lernziele. Bitten Sie Teilnehmer darum, freiwillig zu erzählen, was
sie sich für ihren Arbeitsalltag vorgenommen haben.
Im Train-the-Trainer-Seminar, über das
ich Ihnen in diesem Kapitel bereits berichtet habe, haben die
Teilnehmer einen kurzen Brief an sich selbst geschrieben, und zwar
mit zwei Dingen, die sie künftig besser machen wollen. Als die
meisten damit fertig waren, habe ich gefragt, wer der Gruppe seinen
Brief vorlesen will. Schließlich hat jeder den Brief in einen an
sich selbst adressierten Umschlag gesteckt. Ich habe sie
eingesammelt und einen Monat später an jeden verschickt.
Die
Teilnehmer mit aufmunternden Worten
verabschieden
Zum Schluss können Sie vielleicht noch
einen Cartoon zeigen oder ein passendes Zitat vorlesen, das zum
Nachdenken anregt.
Ich habe meine Teilnehmer auch schon
gebeten, ihre T-Shirt-Bilder mitzunehmen und sie zu Hause am besten
direkt an den Kühlschrank zu kleben. Das ist eine Supersache, vor
allem wenn Kinder im Haus sind. Mama und Papa haben Hausaufgaben!
In der Familie entsteht eine Diskussion darüber, was in dem Seminar
eigentlich los war. Das Motto auf dem T-Shirt ist schon interessant
genug, aber noch interessanter ist es, was die anderen darauf
geschrieben haben.
Zu guter Letzt stehen Sie an der Tür,
schütteln Hände und verabschieden die Teilnehmer mit besten
Wünschen für die Zukunft.

Planen Sie für alle Seminarteile einschließlich
der Verabschiedung genügend Zeit ein! Nichts ist ärgerlicher, als
wenn Sie in der letzten Stunde etwas wegfallen lassen müssen, weil
Sie dem Zeitplan hinterherhinken.
Der Zeitplan für die letzten 35 Minuten
im Train-the-Trainer-Seminar sah folgendermaßen aus:
Erfüllung der Erwartungen
prüfen: fünf Minuten
Brief an sich selbst
(zwei Dinge, die ich ändern will): zehn Minuten
Freiwillige lesen ihren
Brief vor: fünf Minuten
Lernergebnisse
evaluieren: zehn Minuten
T-Shirts und
Verabschiedung: fünf Minuten
Alle
Ideen in ein Konzept bringen
Irgendwann kommt der Punkt, an dem Sie
Ihr Trainingsdesign zu Papier bringen müssen. Die meisten Trainer
verwenden ein ganz einfaches Tabellenraster, um ihr Konzept zu
ordnen. Ein ausführlicher Ablaufplan wird erst später erstellt. Die
Übersicht, die ich verwende, besteht aus vier Spalten (siehe
Tabelle 5.1) Sie
ist für mich so etwas wie für einen Architekten der Bauplan. Sie
sollte so viele Informationen enthalten, dass Sie den inhaltlichen
Ablauf gut überblicken können, vor allem die Lernzielbereiche und
die vorgesehenen Methoden oder Aktivitäten. Machen Sie auch eine
Aufstellung der erforderlichen Hilfsmittel (Arbeitsblätter,
technische Ausstattung, Requisiten) und eine grobe
Zeiteinschätzung. Wahrscheinlich haben Sie zunächst viel zu viel
eingeplant, da wird es Ihnen wie den meisten Trainern gehen. Sie
haben für zwölf Stunden konzipiert, dabei haben Sie effektiv nur
sieben Stunden Zeit. Glauben Sie mir, das ist normal.
Bevor Sie das Blatt ausfüllen, sollten
Sie überlegen, welche Faktoren Sie berücksichtigen müssen und wie
Sie strategisch vorgehen.
Was
das Trainingsdesign beeinflusst
Jedes Trainingsdesign ist anders. Doch
das heißt nicht, dass Sie nicht ein Konzept auch für andere Zwecke
verwenden oder modifizieren können. Wenn Sie häufig mit
Trainingsdesign beschäftigt sind, passen Sie auf, nicht immer
wieder in alte Muster zu fallen. Versuchen Sie etwas Neues. Das
hält Ihr eigenes Interesse wach und wird sich auch in der Qualität
der Konzepte positiv bemerkbar machen.
Bevor Sie also den Bleistift zur Hand
nehmen (oder eifrig über die Tasten fliegen), sollten Sie Folgendes
berücksichtigen:
Inhalt: Wie legen
Sie die Inhalte fest? Die Inhalte sollten sich folgerichtig aus den
ermittelten Lernzielen und dem Lernbedarf der Teilnehmer ableiten.
Also daraus, was sie lernen müssen – und nicht, was ganz nett zu
wissen wäre! Wenn Ihnen bereits ein Experte zur Seite steht,
erhalten Sie wahrscheinlich von ihm die meisten Informationen. Wenn
Sie jedoch zusätzliche Fakten brauchen, gehen Sie so vor.
• Recherche:
Recherchieren Sie im Internet oder Ihrer Bibliothek.
• Brainstorming:
Machen Sie eine Gruppensitzung mit Leuten aus Ihrer Abteilung, um
die bereits vorhandenen Materialien und Hilfsmittel
festzustellen.
• Expertenberatung:
Konsultieren Sie einen Experten und fragen Sie ihn, was Sie noch
brauchen. Der Experte sollte wissen, auf welchem Wissensstand die
Zielgruppe ist.
Verfügbare Zeit:
Wie viel Zeit haben Sie für das Training? Im Durchschnitt sind die
für Weiterbildung verfügbaren Arbeitstage von den Unternehmen
reduziert worden, weil der Zeitdruck auf die Mitarbeiter
wächst.
Teilnehmer: Wenn
Sie sich nicht bereits in der Bedarfsanalyse über die Teilnehmer
informieren konnten, sollten Sie nun herausfinden, wie viele
teilnehmen, ob sie sich untereinander kennen, in welcher Position
sie arbeiten, und selbstverständlich, auf welchem Wissensstand sie
sind.
Organisationskultur: Besonderheiten der
Organisationskultur oder auch der betreffenden Abteilung sollten
bei der Konzeption berücksichtigt werden.
Kosten: Welches
Budget steht Ihnen zur Verfügung?
Ihre Erfahrung und
Kompetenz: Prüfen Sie sich selbstkritisch. Können Sie
bereits eigene Aktivitäten planen und fundierte Arbeitsmaterialien
erstellen? Oder sollten Sie sich besser auf standardisierte
Unterlagen verlassen? In Kapitel 6 erfahren Sie, wie man den Nutzen
standardisierten Trainingsmaterials bewerten kann.
Strategien für ein gelungenes
Trainingsdesign
Natürlich wollen Sie, wenn irgend
möglich, das allerbeste Training abliefern. Die folgenden
Leitbegriffe helfen Ihnen dabei, Ihrem Anspruch gerecht zu
werden.
Variation:
Verwenden Sie so viele verschiedene Methoden und Typen von
Aktivitäten wie möglich.
Timing: Machen Sie
gezielt Pausen, planen Sie nach dem Mittagessen eine belebende
Aktivität ein, steigern Sie die Anforderungen in den Aktivitäten
langsam.
Beteiligung:
Planen Sie Aktivitäten, bei denen sich die Teilnehmer engagieren
und beteiligen.
Folgerichtigkeit:
Die Inhalte sollen aufeinander aufbauen.
Anwendung: Wählen
Sie Aktivitäten, die sich direkt auf die Berufswelt der Teilnehmer
beziehen.
Kurzvorträge:
Denken Sie daran, halten Sie Ihren Vortrag so kurz wie möglich,
wenn Sie etwas erklären müssen, und beteiligen Sie die
Teilnehmer.
Tabelle 5.2 bietet eine vollständige Übersicht über
die Train-the-Trainer-Sitzung, über die ich in diesem Kapitel
bereits mehrmals berichtet habe. Ich gestehe, dass sie in dieser
Form ausführlicher ist als das, was ich tatsächlich für mich
gemacht habe. Mit zunehmender Erfahrung werden Sie selbst auch
manches abkürzen können.
Können Sie anhand der Tabelle erkennen,
inwiefern ich bei diesem Seminar strategisch vorgegangen bin?

Ich habe die Themen folgerichtig
aufeinander aufgebaut und die Schwierigkeit beim Rollenspiel nach
und nach gesteigert.

Ich habe verschiedene Methoden
eingesetzt.

Ich habe das Tempo variiert: von Bewegung
bei der Gruppeneinteilung bis zum Alleinsitzen bei der
Selbsteinschätzung.

Ich habe die Gruppengrößen variiert:
Paare, Fünfergruppen, Einzelaktivität, Plenum.

Ich habe die Teilnehmer umfassend am
Trainingsgeschehen beteiligt.

Wichtige Fähigkeiten brauchen mehr
Zeit.

Ich habe nur wenig erklären und erläutern
müssen.
Trainingsunterlagen erstellen
Schriftliche Unterlagen und auch sonstige
Hilfsmittel sind zur Unterstützung des Trainings wichtig. Sie
können sie selbst entwickeln oder kaufen. Dazu gehören:

Arbeitsblätter und/oder schriftliche
Anleitungen und Leitfäden, die von den Teilnehmern mit ihren
eigenen Notizen ergänzt werden können

Medien oder andere visuelle Hilfsmittel
wie PowerPoint-Präsentationen, mit denen Sie einen Kurzvortrag
begleiten

Material für Teilnehmeraktivitäten wie
Checklisten, Karten für Rollenspiele,
Selbsteinschätzungstests

Trainerleitfaden für die
Sitzungsmoderation

Organisatorische Unterlagen wie
Tagesordnung, Teilnehmerliste, Bedarfscheckliste, Zertifikate,
Bewertungsbogen
Die Arbeitsblätter und sonstigen
schriftlichen Unterlagen brauchen die Seminarinhalte nicht in aller
Ausführlichkeit abzuhandeln. Im Gegenteil: Lassen Sie bewusst
Lücken, damit die Teilnehmer sich selbst das für sie Wichtige
notieren können.
Denken Sie auch an Arbeitshilfen,
Infokarten und Checklisten, mit denen die Umsetzung des Gelernten
am Arbeitsplatz erleichtert wird. Bei komplizierten oder seltenen
Aufgaben ist dies eine sinnvolle Investition. Sie können sich im
Seminar kürzer fassen und den Themen, die im Arbeitsalltag öfter
vorkommen, mehr Zeit widmen.
Worauf zu achten ist
Zuerst sollte man wissen, welche Inhalte
darzustellen sind und wie die Unterlagen von den Teilnehmern
genutzt werden. Sollen sie vor der Sitzung durchgearbeitet sein?
Werden sie während der Sitzung gelesen? Sind sie Grundlage für eine
Übung? Hintergrund für eigene Notizen? Quelle für späteres
Nachlesen?
Viele Computerprogramme haben die
Erstellung von Unterlagen wesentlich erleichtert. Was ist
grundsätzlich zu berücksichtigen?

Die Unterlagen sollten leicht verständlich
geschrieben sein, die gesuchten Informationen sollten durch eine
übersichtliche Gliederung schnell auffindbar sein. Verschiedene
Überschriftenhierarchien in verschiedenen Schriftgrößen erleichtern
die Orientierung.

Die einzelnen Seiten sollten nicht
vollgeschrieben sein, sondern genügend Zwischenraum lassen.

Gestalten Sie den Text mit
Spiegelstrichen, Bullets, Einzügen, Randleisten und
Marginalien.

Schreiben Sie so, als würden Sie mit den
Lesern ein Gespräch führen.

Integrieren Sie Abbildungen und
Merkkästen, um zentrale Begriffe und Definitionen
hervorzuheben.

Vergessen Sie nicht, die Seiten zu
nummerieren!
Und
was brauchen Sie als Trainer?
Die Unterlagen, die Sie für sich
erstellen, können ganz unterschiedlich aussehen: von
handschriftlichen Ergänzungen auf den Teilnehmerunterlagen bis hin
zu einem vollständigen Trainerleitfaden mit Trainingsplan,
Moderationstipps, Zeitplan, Aufstellung der visuellen Hilfsmittel
und einem Muster der Teilnehmerunterlagen. Ein gut gestalteter
Trainerleitfaden

enthält Zeichensymbole (Icons)

ist großzügig gesetzt mit viel Raum für
zusätzliche Anmerkungen

ermöglicht einen schnellen Überblick (auf
welcher Seite die Teilnehmer gerade sind, welches Material als
Nächstes bereitgelegt werden muss etc.)

versorgt Sie mit Stichworten für eine
kurze Einführung oder für den Übergang von einer Aktivität zur
anderen
Fürs Erste schlage ich vor, dass Sie eine
andere Person bitten, sich um die Abfassung eines Trainerleitfadens
zu kümmern. Im Kapitel 3 zur Vorbereitung finden Sie einige Ideen,
was Sie tun können, um einen Trainerleitfaden auf Ihre Bedürfnisse
zuzuschneiden.
Puh! Das war’s! Sie haben gemerkt, dass
es ganz schön viel Arbeit bedeutet, ein gutes Trainingsdesign zu
gestalten und zu entwickeln. Vielleicht neigen Sie jetzt eher dazu,
standardisierte Trainingsprogramme einzukaufen. Auf Ihre besonderen
Bedürfnisse anpassen müssen Sie aber auch standardisiertes
Material. Dafür können Ihnen die meisten Informationen aus diesem
Kapitel ebenfalls behilflich sein. In Kapitel 6 geht es um die
richtige Auswahl von Standardprogrammen.
Das Design und die Entwicklung eines
Trainingsprogramms sind eine große Herausforderung, doch das heißt
nicht, dass Sie dabei keinen Spaß haben dürfen. Auch das
Trainingsdesign selbst muss nicht bierernst sein. Sie schaffen das
schon! Ich übergebe das Wort an Henry Ford, der einmal gesagt hat:
»Ob Sie glauben, dass Sie etwas können oder nicht, Sie werden in
jedem Fall recht behalten.«