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Der
Trainingszyklus
In diesem
Kapitel



Um ein Training sinnvoll aufzubauen, empfiehlt
es sich, sorgfältig zu planen. Folgende Schritte helfen, eine
übersichtliche und zielführende Trainingskonzeption zu
erstellen.





Die Stufen bauen logisch aufeinander auf
und garantieren einen praxis- und handlungsbezogenen Ansatz. Der
Trainingszyklus, den ich Ihnen im Folgenden vorstelle, wird Sie das
ganze Buch über begleiten. Doch zunächst erhalten Sie einen
Überblick über das Thema, die Hintergründe sowie die einzelnen
Elemente und erfahren, wie Lernen darin integriert ist.
Der
Trainingszyklus: Ein Überblick
Gleichgültig, an welchem Training Sie
bereits selbst teilgenommen haben, ob es nun eine standardisierte
Unterrichtseinheit war oder eigens für diesen besonderen Zweck
entwickelt wurde, ob es firmenintern organisiert oder von außen
eingekauft wurde, ob es um Managementfähigkeiten oder
Textverarbeitung ging: Höchstwahrscheinlich folgte es einem
bestimmten Ablaufschema. Ich nenne dieses Ablaufschema Trainingszyklus. Der Trainingszyklus beginnt lange vor
dem eigentlichen Unterricht und endet noch nicht, wenn die
Teilnehmer wieder nach Hause gehen. Abbildung 3.1 zeigt Ihnen die fünf Phasen des
Trainingszyklus. In diesem Kapitel erhalten Sie einen kurzen
Überblick über diese einzelnen Phasen oder Schritte. Die folgenden
Kapitel vertiefen das Wissen. Im Anschluss daran werden Sie in der
Lage sein, das Ablaufschema in der Praxis anzuwenden.

Abbildung 3.1:
Der Trainingszyklus

Bedarfsanalyse
Der erste Schritt ist die Bedarfsanalyse.
Man braucht eine erste Einschätzung der vorhandenen Daten
(Assessment), um den spezifischen Bedarf der Lernenden
festzustellen. Es gibt zwei zentrale Gründe, warum eine
Bedarfsanalyse unverzichtbar ist:


Ein Assessment lässt sich auf
verschiedene Arten durchführen. Es gibt verschiedene formale
Instrumente und Möglichkeiten, das vorhandene Wissen und die
Fähigkeiten eines Mitarbeiters oder auch seine Präferenzen zu
messen. Sie können Fragebögen austeilen, aber Sie können auch
Interviews führen. Wenn Sie Interviews für das geeignete Instrument
halten, können Sie sich für Einzelgespräche oder
Kleingruppeninterviews entscheiden. Eine weitere Möglichkeit ist
es, die Mitarbeiter in Aktion zu beobachten oder sich eine
Arbeitsprobe geben zu lassen. Vielleicht gibt es auch bereits
Aufzeichnungen und Berichte, die Sie verwenden können.
Ihr Ziel bei der Datensammlung ist es,
die Diskrepanz zwischen den Anforderungen der beruflichen Tätigkeit
und dem tatsächlich vorhandenen Wissen und den konkreten
Fähigkeiten des Einzelnen genau zu definieren. Was Sie also im
Endeffekt herausfinden müssen, ist, was zur erforderlichen
Leistungserfüllung beim Einzelnen noch fehlt. Diese Informationen
brauchen Sie für den nächsten Schritt.
Entwicklung der Lernziele
Falls Ihre Analyse ergeben hat, dass
tatsächlich Trainingsbedarf besteht, ist Ihre nächste Aufgabe,
genau zu bestimmen, welche Ziele mit dem Training erreicht werden
sollen. Die Ziele können aus zwei Perspektiven betrachtet
werden:


Manche Trainer integrieren sowohl Lern-
als auch Trainingsziele in ihre Planung. Zu jedem guten
Trainingsdesign gehören ausformulierte Lernziele. Nur wer seine
Ziele kennt, kann diese auch auf erstklassige Weise
verwirklichen.
Zu Beginn einer Trainingssitzung wird den
Lernenden mitgeteilt, welches die Lernziele sind. Und möglichst
gleichzeitig wird ihnen auch gesagt, was in den folgenden Stunden
oder Tagen auf sie zukommt. Doch halt, jetzt überhole ich mich
selbst! Die Entwicklung des Trainingsdesigns ist schon der nächste
Schritt.
Entwicklung des Trainingsdesigns
Jetzt können Sie mit dem so genannten
Trainingsdesign beginnen. Sie entscheiden
Schritt für Schritt, was Sie mit den Teilnehmern unternehmen
wollen, um Ihre selbst gesteckten Ziele auch zu erreichen. Dabei
sind viele Dinge zu berücksichtigen.
Die erste Entscheidung betrifft die
Frage, ob Sie überhaupt ein eigenes Trainingsdesign entwickeln
wollen. Sie können stattdessen auch ein standardisiertes Programm
kaufen und es individuell anpassen. Sie überlegen sich, wer genau
Ihre Teilnehmer sind, was die besten Trainingstechniken sind, wie
Sie das Programm kreativ gestalten, und selbstverständlich auch,
wie Sie die Lernziele verwirklichen. Sie bauen gezielt handlungs-
und praxisbezogene Methoden ein und überlegen sich, wie sie
abschließend die Effizienz des Programms bewerten können.
Wenn Sie Ihr eigenes Trainingsdesign
planen, haben Sie mit der Erstellung des Materials eine große
Aufgabe vor sich. Welche Arbeitsblätter brauchen die Teilnehmer?
Welche audiovisuelle Unterstützung wollen Sie einbauen? Welche
technischen Voraussetzungen sind erforderlich, falls es sich um
einen Online-Kurs handelt? Werden die Lernenden Arbeitshilfen
fordern, damit sie das Gelernte am Arbeitsplatz auch umsetzen
können? In Form von Infokarten oder als Online-Hilfe? Diese Phase
im Trainingszyklus kann sehr aufregend sein, manchmal aber auch
sehr anstrengend.
Umsetzung
So, jetzt wird das Programm tatsächlich
umgesetzt. Als Trainer haben Sie bereits eine Menge Vorbereitung
hinter sich gebracht. Auch wenn Sie sich hervorragend vorbereitet
haben, garantiert Ihnen das noch nicht, dass alles glatt läuft.
Deswegen machen viele Trainer erst einmal eine Generalprobe mit
einigen Pseudoteilnehmern, um bereits vor der richtigen Premiere
ein Feedback zu erhalten.
Als Trainer sind Sie Referent und
Facilitator zugleich:


Während einer Trainingssitzung sollten
Sie Ihre Teilnehmer immer im Blick haben und darauf achten, ob Sie
deren Bedürfnissen noch entsprechen. Wenn Sie merken, dass etwas
nicht funktioniert, sollten Sie abbrechen und etwas anderes
versuchen. Scheuen Sie sich nicht, von der Tagesordnung
abzuweichen, solange die Teilnehmer davon profitieren. In dieser
Phase sind Erfahrung und gute Methodenkenntnisse
erforderlich.
Evaluation
Das Ende der Sitzung ist noch nicht das
Ende. Die Phase der Bewertung ist aus drei Gründen ein wichtiger
Teil des Trainingszyklus:



Die
Sprache der Trainer
Kommt Ihnen das alles schleierhaft vor?
Wenn Sie öfters mit »Trainertypen« zu tun haben, werden Sie sicher
manchmal denken, dass diese eine unbekannte Sprache sprechen.
Vielleicht ist es an der Zeit, Sie mit
einigen Fachbegriffen und gerne verwendeten Akronymen vertraut zu
machen.



















Dieser kleine Ausflug in das Wörterbuch
eines Trainers hat vielleicht einige Fragen beantwortet und
bereitet Sie auf die weiteren Kapitel vor.
Lernen,
Lernen, Lernen
Der Trainingszyklus ist ein so klares und
unmittelbar einleuchtendes Modell, dass man sich kaum vorstellen
kann, irgendetwas Wichtiges dabei vergessen zu haben. Das stimmt
auch, doch Sie sollten nie aus dem Blickfeld verlieren, dass es
beim Training immer um den Lernenden geht.
Erwachsene lernen anders. Auch wenn die
Forscherkoryphäen, die ich in Kapitel 2 schon kurz erwähnt habe,
kein einheitliches Modell entwickelt haben, sind sich doch alle
darin einig, dass das Lernverhalten Erwachsener höchst
unterschiedlich ist und jeder unterschiedliche Sinneskanäle bei der
Informationsaufnahme und -verarbeitung bevorzugt. Wenn schon kein
allgemeingültiges Lernmodell entwickelt wurde, wie sollen Sie als
Trainer dann im Seminar mit all diesen Unterschieden fertig werden?
Keine Sorge, es geht!
Abwechslung und Rollenwechsel tun gut
Sie können alle verschiedenen Lerntypen
in Ihrer Gruppe gut unter einen Hut bringen, wenn Sie immer an zwei
Dinge denken:



Optimale Lernbedingungen schaffen










Wenn Sie bereits seit einiger Zeit als
Trainer tätig sind, ist das für Sie nichts Neues und Sie werden
bereits alles dafür tun, in Ihren Seminaren die optimalen
Lernbedingungen zu schaffen. Denken Sie daran, was der berühmte
Physiker und Astronom Galileo Galilei einmal gesagt hat: »Man kann
einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich
selbst zu entdecken.«