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Warum
Erwachsene lernen
In diesem
Kapitel




Überlegen Sie mal, was Sie in den vergangenen
zwei Monaten so getan haben. Fällt Ihnen eine Sache ein, die neu
für Sie war und die Sie gelernt haben?
Bevor Sie jetzt weiterlesen, versuchen
Sie sich genau zu erinnern, was Sie gelernt und warum Sie es
gelernt haben. Vielleicht haben Sie Squash gelernt, weil Sie das
schon immer mal richtig spielen wollten. Oder Ihr Auto hatte einen
Platten und Sie mussten wohl oder übel lernen, wie man einen Reifen
wechselt.
Die meisten Erwachsenen – Sie machen da
wahrscheinlich keine Ausnahme – lernen aus zwei Gründen: weil sie
es wirklich wollen oder weil sie es müssen.
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit
Lerntheorien für Erwachsene: wie Menschen lernen und wie ein
Trainer das Lernen der Teilnehmer im Unterricht fördern kann.
Theorie
des Erwachsenenlernens
Trainer sind am erfolgreichsten, wenn sie
verstehen, unter welchen Bedingungen Erwachsene am besten lernen
und wie weit ein traditioneller Unterricht von optimalen
Lernbedingungen entfernt ist.
Der traditionelle Stil basiert auf dem
didaktischen Modell der Vorlesung und des Frontalunterrichts. Der
Unterricht wird vom Lehrer dominiert und ist allein auf den Inhalt
ausgerichtet. Die Pädagogik befasst sich
mit der Erziehung und Bildung von Kindern. Kinder wie Erwachsene
lernen, weil sie es wollen oder müssen. Das formale, schulische
Lernen der Kinder ist jedoch zumeist ein gesteuerter Lernvorgang,
der die Kinder darauf vorbereiten soll, aufeinander aufbauende,
schwierigere Aufgaben zu lösen. Im Kindergarten lernen die Kinder
beispielsweise, bis 100 zu zählen, damit sie in der Grundschule
erst addieren und subtrahieren lernen, dann multiplizieren und
dividieren. In den weiterführenden Schulen geht’s dann weiter mit
Algebra, Trigonometrie und schließlich mit höherer
Mathematik.
Diese Art der Didaktik ist den meisten
Menschen also vertraut. Sie hat die Erziehung und Bildung über
Jahrhunderte dominiert. Sie beruht auf folgenden Annahmen:




Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn Sie in
Ihrer Kindheit und Jugend keine (untypische) reformpädagogische
Erziehung genossen haben, sind Sie wahrscheinlich bis ins Studium
hinein in dieser Weise unterrichtet worden. Heute befinden sich die
Schulen im Umbruch. Auch wenn Frontalunterricht noch nicht passé
ist, werden mittlerweile doch auch häufig andere Lehrmethoden
eingesetzt. Also muss jemand bessere Methoden für das Lehren und
Lernen entdeckt haben.
Wer
ist Malcolm Knowles?
Malcolm Knowles gilt als Vater der
Theorie des Erwachsenenlernens. Weil die Pädagogik als Wissenschaft
der Erziehung und Bildung von Kindern definiert ist, wurde in
Abgrenzung und Ergänzung dazu der Begriff Andragogik geprägt. Malcolm Knowles höchst lesbares
Buch The Adult Learner. A Neglected
Species, 1973 erschienen, überführte das Thema in die
Praxis. In deutscher Übersetzung ist von ihm erhältlich:
Lebenslanges Lernen. Andragogik und
Erwachsenenlernen. Malcolm S. Knowles u. a. hrsg. von
Reinhold S. Jäger, München, Heidelberg, 6. Aufl. 2007.
In Tabelle 2.1 finden Sie einen Vergleich von
Pädagogik und Andragogik. Die folgende Auflistung fasst die sechs
Grundannahmen Knowles’ zum Erwachsenenlernen zusammen und bietet
gleichzeitig eine praktische Perspektive aus Trainersicht. Obwohl
sich manche Aspekte wiederholen, stelle ich Ihnen diese sechs
Punkte so dar, wie Knowles sie definiert hat. Manche Autoren fassen
sie in fünf, vier und sogar drei Punkten zusammen.






Tabelle 2.1:
Pädagogisches und andragogisches Lernen: ein Vergleich
Andragogik
|
Pädagogik
|
---|---|
Lernende werden »Teilnehmer«
beziehungsweise »Lernende« genannt.
|
Lernende werden »Schüler« genannt.
|
Unabhängiger Lernstil
|
Abhängiger Lernstil
|
Lernziele sind veränderbar.
|
Lernziele sind festgelegt und nicht
veränderbar.
|
Bei den Teilnehmern wird eine für das
Lernen wertvolle Erfahrung vorausgesetzt.
|
Bei den Schülern wird keine Erfahrung und
kein tieferes Wissen vorausgesetzt.
|
Aktive Lehrmethoden
|
Passive Lehrmethoden wie
Frontalunterricht
|
Die Lernenden beeinflussen das Timing und
das Lerntempo selbstbestimmt.
|
Der Lehrer macht Zeitvorgaben und
kontrolliert die Lerngeschwindigkeit.
|
Die Einbeziehung der Teilnehmer ist für
den Erfolg wesentlich.
|
Die Schüler werden nur wenig
einbezogen.
|
Das Lernen bezieht sich auf reale Fragen
und Erfordernisse des Arbeitslebens.
|
Das Lernen ist rein , der Wissenserwerb
geschieht um seiner selbst willen.
|
Die Teilnehmer sind die Hauptquelle für
Beispiele und Ideen.
|
Der Lehrer ist die wichtigste Person und
liefert Beispiele und Ideen.
|
Anwendung der Lerntheorie im Training
Ich weiß zwar nicht, ob Malcolm Knowles
das im Kopf hatte, als er seine Theorie des Erwachsenenlernens
formulierte, doch meiner Ansicht nach geht es um Verantwortung. Ob Sie nun der Trainer oder der Lernende
sind: Alle beide haben die Verantwortung dafür, dass das Training
erfolgreich verläuft, dass Lernen tatsächlich stattfindet und sich
in der Folge etwas verändert.
Wenn
Sie Trainer sind





Wenn
Sie Lernender sind






Trainer aufgepasst! Sie haben sicher
gemerkt, dass ich die Lernenden dazu ermutige, Ihnen gegenüber
kritisch zu sein, wenn Sie sich nicht vorbereiten oder an ihnen
vorbeireden. Warum? Professionelle Trainer bauen ihre Arbeit auf
den didaktischen Grundsätzen des Erwachsenenlernens auf. Wenn etwas
nicht funktioniert, treten sie einen Schritt zurück, stellen fest,
warum das so ist, und bringen es in Ordnung. Wenn Sie das nicht
tun, widersprechen Sie den beschriebenen Grundsätzen der
Flexibilität. Vielleicht ist es dann hilfreich, wenn Ihnen eine
Zeit lang noch ein anderer Trainer zur Seite steht.
Wie
lernt ein Mensch?
Die Theorie des Erwachsenenlernens, wie
ich sie im vorigen Abschnitt vorgestellt habe, ist eine erste
Grundlage für Training und Weiterbildung. Es gibt jedoch noch
weitere Faktoren und Überlegungen, wie das Lernen von Erwachsenen
positiv unterstützt werden kann. In den folgenden Abschnitten
stelle ich sie Ihnen vor.
Bloom’sche Taxonomie
In den frühen 60er-Jahren
unterschieden der Psychologieprofessor Benjamin Bloom und sein
Forscherteam drei Lernbereiche: den kognitiven, den
psychomotorischen und den affektiven Bereich. (Das klingt sehr
abstrakt, aber so ist das nun mal bei Leuten von der Uni.)
Praxisorientierte Trainer
unterscheiden meistens zwischen Wissen (kognitiver Bereich),
Fähigkeiten und Fertigkeiten (Skills) sowie Verhalten und
Einstellungen (affektiver Bereich). Diese drei Bereiche werden im
Lernprozess angesprochen und sind als Lernziele definiert.
Die Arbeitsgruppe um Benjamin Bloom
hat diese Lernzieldimensionen schließlich noch erweitert und bei
den kognitiven und affektiven Lernzielen eine hierarchische
Untergliederung vom einfachen bis hin zum komplexen Verhalten
vorgenommen: Wissen, Verstehen, Anwenden, Analyse, Synthese,
Evaluation. Jede Stufe baut auf der früheren auf. Wissen kommt zum
Beispiel vor dem Verstehen; Verstehen ist die Voraussetzung für die
Anwendung. Jede Lernstufe bedeutet ein erstrebtes spezifisches,
beobachtbares und messbares Ergebnis.
Das Forschungsergebnis ist in der
Pädagogik als Bloom’sche Taxonomie bekannt.
Die Unterscheidung der verschiedenen Lernziele ist nicht absolut zu
verstehen, seit Bloom sind auch andere Systematisierungen
entwickelt worden. Doch seine ist leicht zu verstehen und ist
vielleicht auch am meisten verbreitet. Die folgende Tabelle erklärt
anschaulich, was sie bedeutet.
Lernstufe
|
Erlernte kognitive Fähigkeit
|
Beispiel
|
---|---|---|
Wissen
|
Definieren, benennen, aufsagen, sich
erinnern, wiederholen
|
Die sechs Stufen der Bloom’schen Taxonomie
aufzählen können
|
Verstehen
|
Übersetzen, beschreiben, in eigenen Worten
formulieren
|
Die sechs Stufen beschreiben und erklären
können
|
Anwenden
|
In neuen Situationen anwenden und zeigen
können
|
Die Bloom’sche Theorie bei der Definition
von Lernzielen anwenden können
|
Analyse
|
In Elemente zerlegen, diese vergleichen,
in Frage stellen
|
Verschiedene Aspekte von Blooms Modell
vergleichen und einander gegenüberstellen können
|
Synthese
|
Die Teile zu einem neuen Ganzen
zusammenfügen
|
Ein neues Lernmodell entwickeln
|
Evaluation
|
Beurteilen, bewerten und kritisch
einschätzen
|
Die Vorteile der Bloom’schen Taxonomie
beurteilen und verteidigen können
|
Eine
Nachbemerkung: Interessanterweise hat die Forschergruppe nur
zu den kognitiven und affektiven Lernzielen Unterstufen entwickelt,
während die psychomotorischen Fähigkeiten nicht weiter
ausgearbeitet wurden. Erklärt wurde dies damit, dass die
Erfahrungen mit dem Erlernen manueller Fertigkeiten am College
nicht ausreichten.
Die
drei Bereiche des Lernens
Ein Trainer spricht drei verschiedene
Lernbereiche an: Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten (Skills) und
beeinflussbares Verhalten. (Wer sich für die wissenschaftliche
Begründung interessiert, findet diese im grauen Kasten Bloom’sche Taxonomie.)
Der kognitive
Wissensbereich umfasst Lernziele, die mit Denken, Wissen und
Problemlösen zu tun haben und die intellektuellen Fähigkeiten
entwickeln. Beispiele: Grundregeln der Buchhaltung verstehen;
Entwicklungsstufen der Kindheit benennen können; die Auswirkung von
Zinsänderungen auf die Volkswirtschaft erklären; wissen, wie man
ein Buch veröffentlicht.
Psychomotorische
Fähigkeiten beziehen sich vor allem auf praktische
motorische und koordinative Fertigkeiten. Beispiele: eine
Digitalkamera bedienen, einen Bagger fahren, Personal überwachen,
richtig zuhören, Fußball spielen.
Der affektive
Bereich bezieht sich auf die emotionale Verarbeitung von
Gefühlen, Motiven, Einstellungen und Werten. In einem Training
können Einstellungen zwar nicht »gelehrt«, doch sie können sehr
wohl beeinflusst werden. Trainer können eine Verhaltensänderung
nicht aktiv herbeiführen, doch sie haben oft die Chance, einen
Anstoß zu geben.

Die drei Bereiche des Lernens erfordern
jeweils andere Trainingsmethoden und Techniken. In Kapitel 5 zum
Trainingsdesign können Sie mehr darüber erfahren.
Weitere Aspekte des Lernens
Wie nehmen Sie Informationen auf? Durch
Hören? Sehen? Auch durch Berühren? Durch Riechen und Schmecken? Wir
alle nehmen Informationen durch unsere fünf Sinne auf, die Augen
und die Ohren sind dabei die zentralen Wahrnehmungsorgane.

Eine weitere bekannte Theorie ist das
Neurolinguistische Programmieren (NLP). Die
Vertreter dieser Richtung gehen davon aus, dass wir Informationen
durch drei verschiedene Wahrnehmungskanäle aufnehmen: visuell,
auditiv und kinästhetisch. Die meisten Menschen bevorzugen eine
Kombination aller drei Wahrnehmungskanäle. In Trainingssituationen
sollte für jeden Lerntyp etwas dabei sein, je nachdem wie Ihre
Seminarteilnehmer neue Informationen am liebsten aufnehmen,
sortieren, im Gedächtnis behalten und wiedergeben können.
Visuelle Lerntypen zum Beispiel
bevorzugen Bilder, Diagramme und andere visuelle Medien. Sie müssen
etwas »sehen«, damit sie es »wissen«. Sie sind oft künstlerisch
begabt und haben ein gutes Farbempfinden. Anweisungen zu befolgen
oder Vorträgen zu lauschen, fällt visuellen Typen eher schwer. Auf
Lärm reagieren sie empfindlich oder deuten Worte falsch.
Wie können Sie als Trainer eine
Lernumgebung gestalten, in der sich visuelle Lerntypen wohlfühlen?
Was halten Sie von folgenden Vorschlägen?






Auditive Lerntypen wiederum nehmen
Informationen am besten auf, wenn sie zuhören können. Sie müssen
etwas »hören«, damit sie es »wissen«. Schriftliche Anweisungen und
Lektüre überhaupt finden sie eher mühsam.
Wie können Sie als Trainer eine
Lernumgebung gestalten, in der sich auditive Lerntypen wohlfühlen?
Was halten Sie von folgenden Vorschlägen?





Kinästhetische Lerntypen wiederum
bevorzugen konkretes und »handfestes« Lernen. Sie müssen etwas
»tun«, damit sie es »wissen«. Sie haben in der Regel eine gute
räumliche Wahrnehmung und montieren Dinge zusammen, ohne vorher die
Anweisungen zu lesen. Sie lernen am besten, wenn sie aktiv
einbezogen werden.
Wie können Sie als Trainer eine
Lernumgebung gestalten, in der sich kinästhetische Lerntypen
wohlfühlen? Was halten Sie von folgenden Vorschlägen?







In einem Training hat man es
normalerweise mit allen Lerntypen zu tun. Was machen Sie also als
Trainer? Sie werden es in der Regel nicht schaffen, es allen recht
zu machen und das auch noch gleichzeitig. Tun Sie, was alle guten
Trainer tun:


Wie
Erwachsenenlernen gefördert wird
Bei der lernförderlichen Gestaltung der
Unterrichtsräume ist guter Rat teuer. Schließlich sind die Räume
Ihr Arbeitsplatz! In 25 Jahren Unterrichtserfahrung habe ich einige
praktische Tipps zusammengetragen, damit Ihre Teilnehmer eine
positive Atmosphäre erleben, in der es sich – entsprechend den
Grundsätzen von Malcolm Knowles – gut lernen lässt. Ich habe sie in
vier Kategorien unterteilt.




In den folgenden Abschnitten gehe ich auf
diese vier Grundsätze genauer ein.
Einen
sicheren Schutzraum für das Lernen scha f fen
Es wäre wunderbar, wenn bei Ihrer Arbeit
immer alles so funktioniert, wie es soll. Doch das wird leider
nicht so sein. Glauben Sie mir. Manche Lernenden halten es für eine
Strafe, dass sie zu Ihnen ins Seminar kommen »müssen«. Andere haben
noch schlechte Erinnerungen an den letzten Kurs oder dass sie durch
die Prüfung gefallen sind. Und viele kommen überlastet vom
Tagesgeschäft und mit Sorgen in das Seminar. Wenn Sie einige der
folgenden Ideen berücksichtigen, können Sie jedoch einen sicheren
Schutzraum für das Lernen schaffen.








Eine
angenehme Umgebung schaffen
Mir ist es wichtig, immer früh genug in
»meinem« Seminarraum zu sein, damit ich die Lernenden als meine
Gäste begrüßen kann. Erspüren Sie, welche Stimmung der Raum
ausstrahlt – eine Stimmung entsteht durch die räumlichen
Gegebenheiten, aber auch durch die Menschen, die sich darin
aufhalten. Damit Ihr Seminarraum zu einem angenehmen Aufenthaltsort
wird, können Sie folgende Tipps berücksichtigen:












Sieben
Dinge, die Trainer beherzigen sollten
Von Ann
Herrmann-Nehdi
Mittlerweile herrscht Konsens
darüber, dass die Menschen auf verschiedene Weise lernen und
lehren. Was bedeutet das für einen Trainer?

Informieren Sie sich über die
Lernenden, die zu Ihnen kommen werden: Beruf, Alter, Geschlecht und
kultureller Hintergrund. Bei Ihren Themen sollten Sie versuchen,
eine Verbindung zu den verschiedenen Interessen der Teilnehmer
herzustellen. Lernende speichern die neuen Inhalte am besten, wenn
sie dabei an Bekanntes anknüpfen können.

Schauen Sie nach neuen Ideen und
beobachten Sie andere Trainer, die ähnliche Inhalte wie Sie
vermitteln. Wie nähern sie sich dem Thema? Fragen Sie Ihre Gruppe,
wie sie am liebsten lernen möchte. Beziehen Sie sie ein. Tun Sie
sich mit einem Partner zusammen, der eine andere Herangehensweise
hat.

Beteiligen Sie sich an einem
Trainernetzwerk und besuchen Sie viele Veranstaltungen, bei denen
Sie sich mit Kollegen austauschen und lernen können.

Sorgen Sie für kontextspezifische
Lernmöglichkeiten, damit die Lernenden das Neue in ihren eigenen
Wissenshintergrund integrieren können. Nach der praktischen Übung
sollte immer Zeit für Fragen und Erklärungen sein.

Machen Sie Videoaufnahmen von sich
und überprüfen Sie Ihre verbalen und nonverbalen Reaktionen –
besonders auf Teilnehmer, die Sie irritieren oder die Sie für
schwierig halten. Holen Sie sich Feedback von anderen. Vielleicht
ist es notwendig, dass Sie an Ihrer Körpersprache und Ihrer
Ausdrucksweise arbeiten.

Beschäftigen Sie sich mit der Kunst
des Fragens. Beobachten Sie andere Trainer. Lassen Sie einen
Kollegen Ihr typisches Frageverhalten beobachten und versuchen Sie
bei Ihrem nächsten Seminar, es mal etwas anders zu machen. Machen
Sie nach einer Frage fünf Sekunden Pause, die Lernenden können dann
besser folgen und effektiver antworten. So haben auch Lernende eine
Chance, die nicht so schnell sind.

Aktivieren Sie beide Gehirnhälften.
Vorträge, Theorien, Zahlen, Fallstudien, Problemstellungen,
argumentative Debatten beschäftigen die linke Gehirnhälfte und
fördern das logische Lernen. Verwenden Sie Gliederungen,
strukturierte Fragen, Quellenmaterial,
Schritt-für-Schritt-Anleitungen und ausführliche Studien für
strukturiert lernende Teilnehmer. Rollenspiele, Mitmachaktivitäten,
Präsentationen, Schreiben und Musik aktivieren die rechte
Gehirnhälfte und sind ideal für beziehungsorientierte Lernende. Für
ein ganzheitliches Lernen sind Spiele, Kreativtechniken,
Visualisierungen, Begriffsmodelle und Metaphern, Brainstorming und
Anschauungsmaterialien die geeigneten Techniken.
Aktive Teilnahme fördern
Ich glaube, dass es am wichtigsten ist,
die Teilnehmer zu einer aktiven und umfassenden Teilnahme zu
ermutigen. Dann geschieht Lernen wie von selbst. Dieser Grundsatz
wird sich wie ein roter Faden durch dieses Buch ziehen. Zum
Einstieg ein paar Ideen:





Mehr
selbstständiges Lernen, weniger schulischer
Unterricht
Der reine Vortrag von Inhalten wird nur
in wenigen Fällen erforderlich sein. Zum Beispiel wenn Regeln oder
Gesetzestexte Wort für Wort wiedergegeben werden müssen, wenn es um
Sicherheitsbestimmungen geht oder wenn Ihre Lernenden über das
Thema noch gar nichts wissen. Bei den meisten Trainings werden Sie
jedoch zum selben Ergebnis kommen, wenn Sie die Teilnehmer bei
ihrem empirischen Lernen unterstützen und Diskussionen gezielt
moderieren.





Eine
letzte Bemerkung: Wer ist wer und was ist was?
Wer
ist wer?
Ein Trainer ist ein Trainer ist ein
Trainer. Doch da gibt es noch eine Reihe anderer
Bezeichnungen:





Und wie ist es mit denen, die etwas
lernen?





Was
ist was?
Für den wechselseitigen Vorgang des
Lehrens und Lernens gibt es ebenfalls mehrere Bezeichnungen:





Ergebnis dieser Lern- und Lehrprozesse
sind folgende Dinge:




Für all das, was beim Training und
Erwachsenenlernen vor sich geht, gibt es sicherlich noch weitere
Beschreibungen. Doch die Namen sind nicht halb so wichtig wie die
tatsächliche Arbeit, die Sie leisten: Sie helfen Erwachsenen beim
Lernen, so dass diese ihre Leistung steigern können.
Noch einmal, warum lernen Erwachsene?
Weil sie es wollen oder müssen. Wir sind alle Trainer und Lernende
zugleich. Der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers hat einmal
gesagt: »Ich kann die anderen in ihrem Wachstum als selbstständige
Persönlichkeiten nur insoweit unterstützen, als ich selbst
innerlich gewachsen bin.«