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Was ist ein Trainer?
 
In diesem Kapitel
e9783527657599_triangle.jpg Das Berufsbild und die Arbeit eines Trainers kennen lernen
e9783527657599_triangle.jpg Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften als professioneller Trainer prüfen
e9783527657599_triangle.jpg Die Bedeutung von Training definieren
e9783527657599_triangle.jpg Einen (un)typischen Trainertag miterleben
Sie wollen also Trainer werden. Oder Sie sind bereits Trainer und haben dieses Buch aufgeschlagen, um Ihre Kenntnisse zu erweitern. In jedem Fall soll dieses Kapitel Ihnen dabei helfen, den Beruf des Trainers und die Erwartungen, die an ihn gestellt werden, besser zu verstehen.
 
Trainer ist einer der aufregendsten Jobs, die man sich vorstellen kann. Auch wenn sich die Aufgaben eines Trainers im vergangenen Jahrzehnt weitreichend verändert haben und zurzeit einer weiteren Metamorphose unterliegen, hat der Beruf weiterhin viele positive Aspekte. Zuallererst: Als Trainer hat man Einfluss auf die Arbeit vieler Menschen – nicht nur der Lernenden, mit denen man unmittelbar zu tun hat, sondern auch der Vorgesetzten, der Senior Manager, der Kunden, der Verkäufer und vielleicht sogar der Vorstände des betreffenden Unternehmens. Als Trainer hat man Zugang zu vielen Menschen und kann sich ein breites und vielfältiges Bild von den Bedürfnissen einer Organisation machen. Trainer sind meistens Kommunikationstalente und sind gut informiert. Die Menschen hören ihnen zu.
 
Außerdem ist der Beruf eines Trainers eine aufregende Sache, weil man die Veränderungs-und Verbesserungsprozesse einer Organisation wesentlich mitgestalten kann. Als Trainer haben Sie vielleicht Anteil an der Analyse des Ist-Zustandes einer Organisation, helfen mit, eine Vision für die Zukunft zu entwickeln, oder helfen, die notwendigen Veränderungen umzusetzen, um eine neue Organisation zu schaffen. Als Trainer haben Sie die Chance, die Richtung, in die eine Organisation sich entwickelt, zu beeinflussen – und den Weg dorthin.
 
e9783527657599_i0007.jpgKümmern Sie sich aktiv um Ihre Karriere. Finden Sie alles über die Organisation, in der und für die Sie arbeiten, heraus. Dann werden Sie der Trainer mit den besten Ergebnissen sein! Welche Hauptaufgaben muss die Organisation bewältigen? Suchen Sie Kontakt zu den Führungskräften und finden Sie heraus, wie Sie ihnen am besten helfen. Welches sind die dringendsten Punkte? Worauf kommt es wirklich an, was verbessert wirklich das Ergebnis? Überlegen Sie, wie Sie mit Ihrer persönlichen Arbeit das Geschäftsergebnis positiv beeinflussen können, wenn Sie sich in der einzigartigen Lage befinden, andere bei ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung unterstützen zu können. Denken Sie gleichzeitig daran, die Gelegenheit auch für Ihr eigenes Fortkommen zu nutzen.
In diesem Kapitel werden Ihnen drei große Fragen beantwortet:
e9783527657599_coche.jpg  Was ist Training und wer braucht Training?
e9783527657599_coche.jpg  Was machen Trainer?
e9783527657599_coche.jpg  Erfüllen Sie alle Voraussetzung, die man braucht, um ein guter Trainer zu sein?
Was ist Training?
Eigentlich befindet sich der Mensch von Geburt an im Training! Sie haben von klein auf gelernt und sich Schritt für Schritt zu dem klugen und erfahrenen Erwachsenen entwickelt, der Sie heute sind. Wir haben alle eine Form von Training erhalten und haben andere trainiert. Wenn Sie je einem neuen Kollegen die Telefonanlage erklärt, den Chef bei Umstrukturierungen der Abteilung beraten oder einem Kollegen erklärt haben, wie er seine Aufgabe schneller erledigen kann, haben Sie ein Training durchgeführt.
 
Beim Training geht es um Veränderung (Change). Es geht um Wandel. Und es geht um Lernen. Training ist ein gestalteter Prozess, bei dem ein Individuum neue Fähigkeiten, neues Wissen oder neues Verhalten erlernen soll. Ergebnis dieses Prozesses ist die Veränderung des Individuums im Sinne einer verbesserten oder gesteigerten Leistung. Diese Verbesserungen tragen dazu bei, dass die Menschen und die Organisationen ihre Aufgaben besser, schneller und leichter erfüllen. Die Qualität und die Motivation werden gesteigert und der Return on Investment wird erhöht.
Welche Trainingsformen gibt es?
Lernen findet auf vielerlei Weise statt. Vielleicht haben Sie selbst bereits einmal in einem Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten etwas über die Vorteile Ihrer neuen Produkte gelernt. Oder Sie haben ein Seminar besucht, um Ihre Verhandlungsführung zu verbessern. Oder Sie haben einen Online-Kurs über das neue Softwareprogramm absolviert. Vielleicht haben Sie auch Golfstunden genommen, um endlich das lange Eisen besser spielen zu können. Oder Sie sind von jemandem gecoacht worden, wie Sie sich im Beruf diplomatischer verhalten können. Das Schlüsselwort in allen diesen Beispielen ist »Lernen«. Jemand erhält ein Training, damit er oder sie etwas lernt, um es schließlich anders (und besser) machen zu können.
 
Trainer sind in allen Branchen gefragt – von der Aalräucherei bis zur Zahnradfabrik. Sie werden in der Privatwirtschaft, in öffentlichen Bildungseinrichtungen, in gemeinnützigen Einrichtungen und in Ämtern und Behörden beschäftigt.
 
Trainer arbeiten mit Menschen in allen Positionen und auf allen Hierarchieebenen einer Organisation: Vorstände, Manager, Vorgesetzte, Angestellte, Arbeiter in der Produktion, Wissenschaftler, Künstler, Ärzte, Rechtsanwälte, Ausbilder, Sicherheitskräfte, Verkäufer, Lehrer, Feuerwehrleute, Autoren, Wachpersonal, Bedienpersonal – und mit Ihnen. Auch dieses Buch ist eine Form des Trainings – ein Training, bei dem Sie den Lernprozess durch die Lektüre selbst steuern.
 
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Eine kurze Lektion in Geschichte
Training gibt es schon seit der Steinzeit. Zwar gab es vor viertausend Jahren noch keine Train-the-Trainer-Seminare, doch ohne eine Form des natürlichen Wissenstransfers hätten sich die Menschen nicht vom Erfinder des Rades bis zum Erfinder des Computerchips weiterentwickelt. Von der ersten Kutschfahrt bis zur Expedition ins Weltall ist es ein weiter Weg! Das erste Training, wie wir es kennen, wurde wahrscheinlich im 18. Jahrhundert dokumentiert, als Künstler und Handwerker Ausbildungsgänge schufen, die auf einer Abfolge von Zeigen, Nachmachen, Rückmeldung und erneutem Nachmachen als natürlichem Lernprozess beruhten.
 
Die Ursprünge dessen, was wir heute als Erwachsenenbildung verstehen, lassen sich also auf die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert datieren und auf die damaligen geistigen politischen und ökonomischen Veränderungen im Zuge der Aufklärung zurückführen. Das Bürgertum des 18. Jahrhunderts richtete Lese- und Literaturgesellschaften ein, die weitgehend einer einflussreichen Gesellschaftsschicht bestehend aus Akademikern und freien Berufsgruppen vorbehalten waren. In dieser Tradition sieht sich ein weiter Teil dessen, was man in Deutschland heute als Erwachsenenbildung bezeichnet. Im Zentrum steht der allseits gebildete und weltoffene Mensch, der bereit ist, an sich zu arbeiten und zu wachsen.
 
Heute gibt es zahlreiche Ansätze und Anbieter in Deutschland. Neben Hochschulen, Fachhochschulen und Volkshochschulen bieten unzählige private Vereine, Verbände, Kammern und private und öffentliche Bildungseinrichtungen die unterschiedlichsten Lehrgänge und Fortbildungen an.
 
Zwei einflussreiche Wissenschaftler haben nach dem Zweiten Weltkrieg zur Professionalisierung der Trainerbranche wesentlich beigetragen: Malcolm Knowles mit seiner Theorie der Andragogik, einer Lerntheorie für Erwachsene, die sich von einer Pädagogik für Kinder bewusst unterscheidet und im Gegensatz zu einem eher inhaltszentrierten Ansatz den Schwerpunkt auf das selbst gesteuerte Lernen setzt. Len Nadler prägte in den 70er-Jahren den Begriff Human Resource Development und gab der Fachrichtung damit Struktur und Organisation.
 
In den 90er-Jahren gingen viele Praktiker daran, das Tätigkeitsfeld für Trainer weiter auszudehnen. Sie machten es sich zur Aufgabe, Unternehmensziele an der Spitze der Organisation mitzuformulieren und die entsprechenden Maßnahmen und Change-Prozesse mitzugestalten. Die Anhänger dieser Richtung setzten sich dafür ein, Interventionen, die traditionell unter den Bereich Weiterbildung fallen, mit anderen Interventionen zu verknüpfen. Das neue integrative Modell sollte auf der Messung der Performance als Erfolgsmaßstab basieren.
Warum braucht man Training?
Jedes Jahr stellen die meisten Organisationen ein Budget für Weiterbildung zur Verfügung. Dies lässt vermuten, dass sie Fort- und Weiterbildung für wichtig halten. Warum halten sie solche Investitionen für gerechtfertigt? Für Existenzgründer und Neuunternehmer spielt Training und Weiterbildung eine zentrale Rolle bei der Schulung der Belegschaft zur Erhöhung der Produktivität und Feinabstimmung der Arbeitsprozesse, um die nötige Rendite zu erzielen. Etablierte Unternehmen brauchen Training, damit die Menschen und die Organisation Veränderungsprozesse bewältigen können. Techniken, Ziele, Betriebsmittel, Menschen, Arbeitsorte – alles ist dauernden Veränderungen unterworfen. Alle Mitarbeiter brauchen Training, um diese Veränderungen mittragen und unterstützen zu können.
 
Ein abgestimmtes und umfassendes Trainings- und Weiterbildungskonzept berücksichtigt vier Hauptaspekte. In den meisten effizient arbeitenden Organisationen werden sie an den entsprechenden Unternehmenszielen ausgerichtet.
e9783527657599_coche.jpg  Geschäftsziele oder Geschäftsanforderungen (Business). Damit fängt alles an. Eine effektive Weiterbildung beginnt mit der Klärung (oder Bestimmung) der Organisationsziele. Die entsprechenden Abteilungen (Personalentwicklung, Ausbildung, Weiterbildung) richten ihre strategischen Ziele an den Geschäftszielen aus. Zu den Geschäftszielen gehören beispielsweise: Verbesserung der Kundenzufriedenheit, Steigerung des Marktanteils, Verbesserung der Produkt- oder Dienstleistungsqualität.
e9783527657599_coche.jpg  Leistungssteigerung und Leistungsanpassung (Performance). Jede Aufgabe in einem Unternehmen ist mit bestimmten Arbeitsanforderungen verknüpft, die für die Erreichung der Organisationsziele notwendig sind. Wenn Qualitätssteigerung ein Unternehmensziel ist, muss jeder Angestellte wissen, was er selbst zu diesem Ziel beitragen kann.
e9783527657599_coche.jpg  Ausbau von Wissen und Erlernen neuer Fähigkeiten (Lernen). Wer andere und neue Funktionen übernehmen soll, muss wahrscheinlich auch Neues lernen. Das Lernen kann in Form von Coaching, Gruppenseminaren, computerbasiertem Lernen, Training on-the-job oder auch im Selbststudium geschehen.
e9783527657599_coche.jpg  Änderung der Umfeldbedingungen. Es kann auch sein, dass die Mitarbeiter zwar die erforderlichen individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen, um die eigenen Ergebnisse zu verbessern, das Umfeld jedoch kontraproduktiv wirkt. Wenn das Unternehmen beispielsweise die Steigerung der Produktqualität zum Organisationsziel erklärt hat, ist es wenig förderlich, wenn das bestehende Vergütungssystem sich an der Produktionsmenge ausrichtet.
 
e9783527657599_i0009.jpgTrainer und Berater bieten Dienstleistungen in allen diesen Bereichen an. Wenn Sie als Einsteiger im Trainingsgeschäft tätig sind, werden Sie wahrscheinlich zunächst Seminare zum Training von Fachwissen oder spezifischen Kompetenzen anbieten (Punkt drei in der obigen Liste). Das ist die traditionelle Rolle eines Trainers. Mit wachsender Erfahrung werden Sie vielleicht auch in den anderen Bereichen gefordert sein.
Was erwarten Organisationen, wenn sie in Training und Weiterbildung investieren? Sie erhoffen sich eine Veränderung und Leistungssteigerung ihrer Mitarbeiter! Ziel ist es,
e9783527657599_coche.jpg  die Mitarbeiterfluktuation zu verringern
e9783527657599_coche.jpg  bestehende Kunden zu binden
e9783527657599_coche.jpg  neue Kunden zu finden
e9783527657599_coche.jpg  die Kundenzufriedenheit zu steigern
e9783527657599_coche.jpg  Fehler zu vermeiden
e9783527657599_coche.jpg  Kosten zu reduzieren
e9783527657599_coche.jpg  Zeit zu sparen
e9783527657599_coche.jpg  den Gewinn zu steigern
Es gibt viele Gründe, warum Menschen am Arbeitsplatz sich weiterbilden. Einige davon:
e9783527657599_coche.jpg  Neue Mitarbeiter müssen eingearbeitet werden.
e9783527657599_coche.jpg  Die langfristige berufliche Entwicklung soll vorangetrieben werden.
e9783527657599_coche.jpg  Die für die Berufsausübung erforderlichen Kenntnisse müssen aktualisiert werden.
e9783527657599_coche.jpg  Auch erfahrene Mitarbeiter müssen auf Neuerungen reagieren und flexibel neue Fähigkeiten erwerben.
e9783527657599_coche.jpg  Weil das bisherige Berufsbild sich wandelt oder nicht mehr existiert, ist berufliche Neuorientierung notwendig.
Gehen den Trainern nicht nach und nach die Leute aus, die sie trainieren könnten? Höchst unwahrscheinlich! Organisationen müssen sich kontinuierlich anpassen und verändern. Der technologische Fortschritt beeinflusst auch die Arbeit der Trainer. Die Reserve an qualifizierten Arbeitskräften geht weltweit in vielen Branchen zurück. Tausende neue Mitarbeiter treten jeden Monat ihre neue Arbeitsstelle an. Schon allein das sorgt dafür, dass wenigstens ein paar Trainer genug zu tun haben.
 
Trainerbranche im Wachstumsprozess
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts macht die Trainerbranche einen deutlichen Wachstumsprozess durch, und zwar in dreierlei Hinsicht:
e9783527657599_cochegrise.jpg  Die Weiterbildungsbranche verändert ihr Gesicht, die Aufgaben eines Trainers werden vielfältiger. Im vorigen Abschnitt Warum braucht man Training? habe ich darauf hingewiesen, dass Weiterbildung sich an den vier Faktoren Business, Performance, Lernen und Umfeldbedingungen orientieren muss. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass das Lernen am Arbeitsplatz und die Verbesserung der Performance immer wichtiger werden.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Die Branche ist sich uneins, wie sie sich selbst definieren soll. Wie in allen Bereichen findet auch hier eine Diskussion über Begrifflichkeiten und Benennungen statt, was zum Teil auf das erweiterte Arbeitsfeld zurückzuführen ist. Auf welche Begriffe man sich am Ende einigt, ob Training und Personalentwicklung oder Human Resource Development, das wird sich zeigen. Doch das sollte die Praktiker nicht aufhalten, die Arbeit geht weiter!
e9783527657599_cochegrise.jpg  Für Trainer gibt es vielfältige Möglichkeiten, Zertifikate zu erwerben. Es ist zu begrüßen, dass viele Berufsverbände und Weiterbildungseinrichtungen Zertifikate, Gütesiegel und Trainerausbildungen anbieten, damit die Qualitätsstandards in der Weiterbildungsbranche weiter steigen. Siehe dazu auch Kapitel 16.
Was beeinflusst diesen Prozess? Die Entwicklung hat zu tun mit dem Unterschied zwischen Aktivität und Ergebnis. In der Vergangenheit war die Zahl der Seminarteilnehmer der Maßstab, heute sind es die Dinge, die direkt das Geschäftsergebnis beeinflussen: gesteigerte Produktivität, bessere Verkaufszahlen, höhere Qualität, weniger Fehler, geringe Mitarbeiterfluktuation und anderes. Die Betriebe haben Wege gefunden, die Auswirkung des Trainings auf die Geschäftszahlen zu messen und orientieren sich am Return on Investment (ROI).
Gibt es Training nur für Unternehmen?
Training und Bildung überhaupt findet selbstverständlich nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch sonst in Ihrem Leben statt. Vielleicht wollen Sie Klavier spielen oder Yoga praktizieren. Oder Sie wollen Ahnenforschung betreiben und interessieren sich für italienische Malerei. Wenn dem so ist, suchen Sie in den Gelben Seiten nach einem geeigneten Lehrer oder belegen einen Kurs an der Volkshochschule. Sie suchen also aus verschiedensten Motiven eine individuelle Form des Trainings außerhalb Ihres Arbeitsplatzes:
e9783527657599_coche.jpg  neue Fähigkeiten erlernen (sich ein neues Hobby zulegen, sei es nun Aquarellmalerei oder Bonsai züchten)
e9783527657599_coche.jpg  vorhandene Fähigkeiten verbessern (ein paar Tennisstunden nehmen, um den Aufschlag zu verbessern, einen Kochkurs besuchen, um noch raffiniertere Menüs zu zaubern)
e9783527657599_coche.jpg  etwas über ein Thema lernen, das Sie interessiert (eine Vortragsreihe über die Geschichte Afrikas oder über Investmentstrategien am Aktienmarkt besuchen)
e9783527657599_coche.jpg  sich wichtige Informationen besorgen, wenn die eigenen Lebensumstände sich verändern (einen Kurs zur Altenpflege absolvieren oder sich bewusst auf den Ruhestand vorbereiten)
Für alle Bereiche Ihres Lebens gibt es Lern- und Trainingsmöglichkeiten.
Was tun Trainer eigentlich?
Die Zeiten ändern sich und die Aufgaben eines Trainers ebenfalls. Ein Trainer schlüpft heute in viele Rollen. So viele Rollen es gibt, so viele Bezeichnungen kursieren in der Weiterbildungsbranche. Die folgende Liste bietet Ihnen eine Auswahl davon.
e9783527657599_coche.jpg  Ausbilder
e9783527657599_coche.jpg  Bildungsplanspezialist
e9783527657599_coche.jpg  Bildungsberater
e9783527657599_coche.jpg  Coach für lebenslanges Lernen
e9783527657599_coche.jpg  Designer für computerbasiertes Training
e9783527657599_coche.jpg  Dozent
e9783527657599_coche.jpg  Entwicklungshelfer
e9783527657599_coche.jpg  Executive Coach
e9783527657599_coche.jpg  Facilitator (Ermöglicher)
e9783527657599_coche.jpg  Führungskräfteberater
e9783527657599_coche.jpg  Karriere-Coach
e9783527657599_coche.jpg  Kompetenzexperte
e9783527657599_coche.jpg  Lebensberater
e9783527657599_coche.jpg  Lernsoftware-Designer
e9783527657599_coche.jpg  Mediengestalter
e9783527657599_coche.jpg  Multimedia-Ingenieur
e9783527657599_coche.jpg  Moderator
e9783527657599_coche.jpg  Organisationsentwickler
e9783527657599_coche.jpg  Personalentwicklungsspezialist
e9783527657599_coche.jpg  Technischer Trainer
e9783527657599_coche.jpg  Trainingsleiter
e9783527657599_coche.jpg  Unternehmenstrainer
e9783527657599_coche.jpg  Wissensmanager
Auch wenn diese Liste wie eine wilde Zusammenstellung unterschiedlichster Begriffe aussieht, zielen alle diese Rollenbezeichnungen auf eine Gemeinsamkeit ab: Es geht darum, dass Menschen Wissen oder Fähigkeiten erwerben oder ihr Verhalten beziehungsweise ihre Einstellungen ändern. Im vorigen Abschnitt habe ich darauf hingewiesen, dass unerfahrene Trainer ihre Berufslaufbahn meistens damit beginnen, in diesem Feld der Wissensvermittlung und des Verhaltenstrainings zu arbeiten. Diese Arbeit ist und bleibt die tragende Säule des Trainergeschäfts. Gruppenunterricht ist nach wie vor die gängigste Methode und macht etwa 70 Prozent aus. Computerbasiertes Training (ohne Lehrer) und Online-Lernen mit Unterstützung aus der Ferne (durch Web- oder Videokonferenzen) waren in den letzten Jahren leicht im Aufschwung. Derzeit stagniert dieser Bereich eher.
 
Die beiden Rollen (Trainingsdesign und Unterricht) lassen sich weiter in zwei Hauptkategorien unterteilen. Alle professionellen Trainer gestalten eine Lernumgebung und/oder machen sie erlebbar. Ob Sie nun planen, selbst unterrichten oder von beidem etwas: Auf alle Fälle haben Sie zwei Dinge in den Griff zu bekommen: den Inhalt und den Prozess.
e9783527657599_coche.jpg  Inhalt: Es ist wichtig, dass Sie wirklich verstehen, was die anderen über das betreffende Thema wissen müssen. Arbeiten Sie sich ein und beschränken Sie sich nicht auf das, was im Lehrbuch steht. Wenn Sie Seminare konzipieren, fragen Sie noch mehr Menschen, was ihre Fragen sind. Sprechen Sie mit Experten, in der Trainersprache auch subject matter experts genannt. Der Inhalt Ihres Seminars ergibt sich aus dem Bedarf des Unternehmens.
e9783527657599_coche.jpg  Prozess: Das Seminardesign und die Seminarleitung als solche beruhen auf bestimmten Methoden, mit denen Sie Ihre Aufgabe als Trainer erfüllen. Sie entwickeln zum Beispiel bedarfsgerechte Teilnehmerunterlagen, berücksichtigen dabei auch Erkenntnisse des Erwachsenenlernens und stellen für die Arbeitsphasen ein methodisch perfekt komponiertes Lernprogramm zusammen. Dazu gehören Methoden zur Steuerung des gruppendynamischen Prozesses, Präsentationstechniken oder auch wirksame Kommunikationstechniken, wie man zum Beispiel mit Teilnehmern umgeht, die den Seminarablauf stören.
Dieses Buch bietet Ihnen beides: Tipps und Techniken zum Inhalt und zum Prozess.
Schätzen Sie Ihr Trainingspotenzial ein
Für jede berufliche Laufbahn oder Karriere lassen sich eine Reihe von Eigenschaften benennen, die man idealerweise besitzen sollte, um den Job auch wirklich gerne zu machen und Zufriedenheit zu erleben. Die folgende Liste hilft Ihnen dabei, Ihr Talent für den Trainerberuf einzuschätzen.
e9783527657599_coche.jpg  sich auf verschiedene Situationen einstellen können und wollen
e9783527657599_coche.jpg  zielorientiert und bestimmt
e9783527657599_coche.jpg  logisch denkend und zugleich kreativ
e9783527657599_coche.jpg  vertrauensvoll
e9783527657599_coche.jpg  souverän und ausgeglichen
e9783527657599_coche.jpg  kundenorientiert
e9783527657599_coche.jpg  sprachgewandt
e9783527657599_coche.jpg  begeisterungsfähig
e9783527657599_coche.jpg  besonderes Kommunikationstalent (schriftlich und mündlich)
e9783527657599_coche.jpg  flexibel und spontan
e9783527657599_coche.jpg  gut zuhören können
e9783527657599_coche.jpg  zugewandt
e9783527657599_coche.jpg  unparteiisch und objektiv
e9783527657599_coche.jpg  zu lebenslangem Lernen bereit
e9783527657599_coche.jpg  geduldig
e9783527657599_coche.jpg  beziehungsorientiert
e9783527657599_coche.jpg  prozessorientiert
e9783527657599_coche.jpg  unabhängig
e9783527657599_coche.jpg  humorvoll
e9783527657599_coche.jpg  lösungs- und ergebnisorientiert
e9783527657599_coche.jpg  guter Geschäftssinn
e9783527657599_coche.jpg  Team Player und guter Partner
e9783527657599_coche.jpg  Mehrdeutigkeit zulassen können
e9783527657599_coche.jpg  gut organisiert
Schauen Sie sich die Liste genau an. Welche dieser Eigenschaften besitzen Sie, was fällt Ihnen leicht? Woran müssen Sie härter arbeiten, um als Trainer erfolgreich und zufrieden zu sein?
Bestandsaufnahme Ihrer Fähigkeiten
Die natürliche Eignung für einen Beruf ist das eine, der Erwerb spezifischer Fähigkeiten für die jeweilige Tätigkeit das andere. Die American Society for Training & Development (ASTD) hat dazu eine Kompetenzstudie für Trainer im Bereich Workplace Learning and Performance (2004) veröffentlicht. Die Studie umfasst die Aufgaben, Kompetenzen und Wissensbereiche dieses Berufes, außerdem wurden die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten definiert, wie sie der folgende Fragebogen (Tabelle 1.1) auflistet.
 
Nehmen Sie einen Stift zur Hand und füllen Sie den Fragebogen aus, um Ihre Stärken festzustellen, aber auch die Bereiche, die Sie noch verbessern müssen, damit Sie effektiv arbeiten können. Diese Bestandsaufnahme hilft Ihnen, sich für Ihre individuelle berufliche Entwicklung die richtigen Ziele zu stecken.
 
Zur Bestandsaufnahme gehören zwei Beurteilungsskalen, das heißt, Sie beurteilen jede Fähigkeit aus zwei Perspektiven: In Spalte 1 beurteilen Sie, wie stark die Fähigkeit bei Ihnen ausgeprägt ist, in Spalte 2 tragen Sie ein, wie wichtig Sie die Fähigkeit für Ihre jetzige Tätigkeit erachten.
In Spalte 1 (Bewertung eigener Fähigkeiten) verwenden Sie folgende Skala:
5 herausragende Fähigkeit (eines meiner Talente)
4 überdurchschnittliche Fähigkeit
3 durchschnittliche oder mäßige Fähigkeit
2 kaum ausgebildete Fähigkeit
1 keine Erfahrung oder Ausbildung in diesem Bereich
In Spalte 2 (Relevanz der Fähigkeit für die jetzige Tätigkeit) orientieren Sie sich bitte an folgender Bewertung:
5 einer der wichtigsten Aspekte des Berufs
4 überdurchschnittlich wichtig
3 durchschnittlich wichtig
2 gelegentlich erforderlich
1 kaum erforderlich
0 unbedeutend
Tabelle 1.1: Trainingswissen und -fähigkeiten (Liste zur Selbstprüfung)
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Ihre Selbsteinschätzung
Und, wie lief’s? Vielleicht war Ihnen manche Beschreibung nicht ganz klar, doch das macht im Moment nichts. Im Verlauf dieses Buches wird Ihnen jede der aufgeführten Fähigkeiten näher erläutert.
 
Nehmen Sie sich noch ein paar Minuten Zeit und machen Sie ein Pluszeichen (+) neben die Punkte, bei denen Sie sich mit 5 bewertet haben. Hier liegen Ihre Talente. Sie bilden die Grundlage für Ihren Beruf als Trainer. Markieren Sie Ihre drei größten Talente deutlich und kreisen Sie sie ein.
 
Als Nächstes zählen Sie die erreichten Punkte in Spalte 1 zusammen. Die Höchstzahl ist 200. Wer 150 oder mehr Punkte erreicht, ist in der Regel ein vielseitiger und fähiger Trainer. Liegen Sie drunter? Kein Grund zur Sorge. Deshalb gibt es ja dieses Buch.
 
Dann ziehen Sie bei jeder der vierzig Fähigkeiten die Bewertung aus Spalte 2 von der in Spalte 1 ab und tragen das Ergebnis in Spalte 3 ein. Wenn sich eine negative Zahl ergibt, heißt das, dass diese Aufgabe für Ihren Beruf wichtig ist und Ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht noch nicht mithalten können. Dort müssen Sie sich also deutlich verbessern. Markieren Sie diese Stellen ebenfalls, vielleicht in einer anderen Farbe oder zeichnen Sie einen Kasten drum herum. Wenn Sie in der Spalte keine Minuszahlen haben, nehmen Sie einfach die mit dem niedrigsten Ergebnis.
 
Das Ergebnis zeigt Ihnen nun die allgemeine Richtung, in die Sie Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten weiterentwickeln sollten. Vielleicht wollen Sie eines der vielen Weiterbildungsangebote für sich selbst in Anspruch nehmen und ein Trainerzertifikat erwerben.
Wie wird man Trainer?
Es gibt so viele Wege, die zum Trainerberuf führen, wie es Arten von Trainings gibt. Viele Trainer können Ihnen davon erzählen, wie sie quasi durch die Hintertür zu ihrem Beruf gekommen sind. Ich war bereits seit einem Jahr Trainer, bis mir wirklich klar wurde, dass ich damit einen eigenständigen Beruf ausübe. Training war für mich zu einer Nebenbeschäftigung neben dem »echten« Beruf geworden, den ich damals ausübte, und ich hatte bis dahin noch gar nicht daran gedacht, dass man den Trainingsprozess vielleicht genauer unter die Lupe nehmen könnte, um eine gewisse Effektivität sicherzustellen! Erst nachdem ich eine Weile mit verschiedenen Trainingsmethoden und Unterrichtsformen experimentiert und – um ehrlich zu sein – herumgewurstelt hatte, führte mich meine Recherche zu dem großen Wissensgebiet der Erwachsenenbildung. Bis dahin hielt ich mich für die Erfinderin einer Erwachsenendidaktik! Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen enttäuscht war, als ich die Bücher von Malcolm Knowles kennen lernte!
 
Die meisten festangestellten Trainer haben, bevor sie in die Personalentwicklung oder Weiterbildungsabteilung gewechselt sind, in anderen Abteilungen gearbeitet. Manche haben vielleicht eine Fortbildung absolviert und wollen nicht mehr als Lernender in der Bank sitzen, sondern lieber vorne als Trainer stehen. Manche sind vielleicht eher zufällig dazu gekommen, anderen ein neues Produkt, eine Dienstleistung oder Ähnliches zu vermitteln, und haben Gefallen an dieser Aufgabe gefunden. Manche belegen auch spezielle Fortbildungskurse zur Erwachsenenbildung.
 
Egal, wie Sie dahin gekommen sind, wo Sie jetzt stehen, ob Sie Teilzeit- oder Vollzeittrainer sind oder ob Sie es erst noch werden wollen, denken Sie daran, dass Sie sich qualifizieren sollten, um die Grundlage für eine professionelle Berufsausübung zu legen.
Aus dem Leben eines Trainers
Wie sieht ein typischer Tag im Leben eines Trainers aus? Für die meisten Trainer ist kein Tag wie der andere, deshalb ist »untypisch« wohl die bessere Bezeichnung. Begleiten Sie also einen Tag lang den internen Trainer Jochen Becker bei seiner Arbeit.
 
Jochen Becker ist seit mehreren Jahren bei der Firma Ehrliche Produkte und Dienste (EPD) beschäftigt. Er war zunächst im Marketing tätig. Ein Kurs über Kommunikationstechniken, den er belegt hatte, gefiel ihm jedoch so gut, dass er sich als Trainer in der Abteilung für interne Weiterbildung bewarb.
 
Jochen Beckers Chefin berichtet an den Leiter der Personalentwicklung, der mit anderen Führungskräften die strategische Ausrichtung und Zielsetzung des Unternehmens bestimmt. Alles, was ihre Abteilung unternimmt, steht in Einklang mit der Gesamtstrategie. Sobald ein Abteilungsleiter wegen eines Trainingsprogramms mit Beckers Chefin Verbindung aufnimmt, überprüft sie zunächst, inwiefern ein Training zur Gesamtstrategie passt. Dann führt sie eine Bestandsaufnahme durch. Sobald sie sich sicher ist, dass ein Training das Richtige ist, übergibt sie das Projekt an Jochen Becker und sein Team, bestehend aus einem Weiterbildungsspezialisten, einem Experten für das jeweilige Themengebiet und einem Fachmann für computerbasiertes Lernen.
 
Jochen Becker hat mit seinem Team die letzten Wochen damit verbracht, ein Trainingsprogramm zusammenzustellen und auf die Bedürfnisse der entsprechenden Abteilung abzustimmen. Zunächst hat er eine Bedarfseinschätzung vorgenommen, sich in das Thema tiefer eingearbeitet und in der Abteilung zusätzliche Interviews durchgeführt. In den Gesprächen ging es um den Inhalt, den Zeitrahmen, die Zielgruppe und die Räumlichkeiten. Ergebnis war ein Unterrichtsmodul mit Teilnehmerunterlagen, einer PowerPoint-Präsentation, einem E-Learning-Paket zur selbstständigen Nachbereitung und eine schriftliche Zusammenfassung als Arbeitshilfe (job aid). In dieses Konzept hat Jochen Becker viele Stunden Arbeit investiert.
 
Ein Probelauf für die Unterrichtseinheit ist für heute angesetzt. Gestern haben Becker und sein Team die Materialien für den Workshop fertiggestellt, den Raum gerichtet, die technischen Geräte kontrolliert und das Essen vorbestellt, das von der Cafeteria geliefert werden soll.
 
Nun ist der Tag des Trainings gekommen. Jochen Becker ist eine Stunde früher vor Ort, damit alles in Ordnung ist. Die ersten Teilnehmer kommen bereits eine Dreiviertelstunde vor dem offiziellen Beginn. Becker stellt sich den eintrudelnden Teilnehmern einzeln vor und erfährt so, dass sich viele nicht sicher waren, wo das Seminar stattfinden wird, und manche zum ersten Mal an einem Training teilnehmen. Er ist froh, das Training so gut vorbereitet zu haben, denn jetzt hätte er keine Zeit mehr dazu. Er hat sich vergangene Woche die Unterlagen selbst laut vorgelesen, mit seinem Team einen Testlauf durchgeführt, mit seinen Kollegen die einzelnen Aktivitäten ausprobiert und manche Themen sogar mit seiner Familie diskutiert. Er fühlt sich sicher.
 
Er hat seiner Frau bereits angekündigt, dass es heute spät werden wird. Im Anschluss an das Training, das planmäßig um 16.30 Uhr zu Ende sein soll, wird sich das Team noch zur Manöverkritik zusammensetzen und besprechen, ob der Ablaufplan für den folgenden Tag oder die vorbereiteten Inhalte noch angepasst werden müssen.
 
Nach diesem zweitägigen Seminar wird Jochen Becker mit seinem Team auf Grundlage des Teilnehmerfeedbacks kleine Modifikationen an dem Trainingsdesign vornehmen. Er wird sich darum kümmern, dass alle Teilnehmer die Materialien zur Nachbereitung auch nutzen, und spricht auch mit dem Abteilungsleiter. Gleichzeitig beginnen die Planungen für weitere Seminare vor Ort und in Tagungshotels. Dafür wird er einige Tage unterwegs sein, freut sich aber darauf, einige Teilniederlassungen seines Unternehmens mal wieder zu sehen.
 
Jetzt ist es kurz vor acht, das Seminar geht gleich los. Jochen Becker schaut in die Teilnehmerrunde. Er ist zufrieden, als Trainer seiner Firma einen messbaren Nutzen bringen zu können, der sich am Ende auch in den Zahlen bemerkbar macht. Sein Job macht ihm Freude. Derart gut gestimmt, begrüßt er die Gruppe mit einem Lächeln: »Guten Morgen!«
Haben Sie, was man braucht?
Obwohl einem außenstehenden Beobachter der Trainerberuf vielleicht wie eine glanzvolle Tätigkeit erscheint (so wie manch anderer Beruf auch), hat er doch seine versteckten Herausforderungen, die man nicht unmittelbar wahrnimmt. Die im vorigen Abschnitt beschriebenen Fähigkeiten sind nur einige der Voraussetzungen. Für den Erfolg viel entscheidender und gar nicht so einfach zu haben ist eine große mentale wie emotionale Stabilität und Gelassenheit. Als Trainer zu arbeiten fordert den ganzen Menschen. Man braucht viel Energie und Kraft. Wenn Sie leicht ermüden, sich schnell entmutigen oder frustrieren lassen, wenn die Dinge nicht nach Plan laufen, ist das Trainerdasein wahrscheinlich nicht das Richtige für Sie. Denken Sie also über folgende Aspekte nach:
e9783527657599_coche.jpg  Sind Sie bereit, am Tag mehr als acht Stunden zu arbeiten? Auch wenn der Stundenplan vielleicht Programm von morgens neun bis abends fünf Uhr vorsieht, werden Sie als Trainer sicher früher da sein. Zu einer gut vorbereiteten Trainingssitzung gehören vorbereitete Räume und Materialien. Wenn Sie erst zeitgleich mit den Teilnehmern eintreffen, werden Sie sich schlecht organisiert und unvorbereitet fühlen. Wahrscheinlich fangen Sie dann mit Verspätung an, weil Sie noch schnell etwas erledigen müssen.
e9783527657599_coche.jpg  Sind Sie bereit, länger zu bleiben, als offiziell vorgesehen ist? Dasselbe Prinzip gilt nach jedem Trainingstag. Normalerweise ist der Trainer dafür verantwortlich, dass alles wieder aufgeräumt wird. Vielleicht müssen Sie die Tische und Stühle wieder in die alte Ordnung bringen. Viele Teilnehmer kommen am Ende mit ihren Fragen, die sie vor dem Plenum nicht stellen wollten, und erwarten von Ihnen, dass Sie gut gelaunt antworten. Außerdem müssen Sie am Ende eines langen Tages wahrscheinlich viele Kleinigkeiten aufarbeiten: die Trainingsunterlagen ergänzen, die PowerPoint-Präsentation für den nächsten Tag noch einmal anschauen, Ihre Folien sortieren, den morgigen Ablaufplan überprüfen, Flipcharts erstellen, einem Teilnehmer noch zusätzliches Material schicken, alle Materialien ordnen und Verwaltungskram erledigen.
e9783527657599_coche.jpg  Können Sie den ganzen Tag auf den Beinen stehen? Als Trainer haben Sie kaum mal die Gelegenheit, sich zu setzen. Weil Sie auf die eine oder andere Weise durch das Programm führen, stehen Sie fast immer während der Präsentationen oder auch bei den meisten Diskussionen. Selbst wenn Sie in Kleingruppen arbeiten, sind Sie als Trainer meist von einer zur anderen Gruppe unterwegs, um Fragen zu beantworten, Probleme anzusprechen und entscheiden zu können, wann das nächste Thema dran ist.
e9783527657599_coche.jpg  Selbst wenn es Ihnen nichts ausmacht, im buchstäblichen Sinn den ganzen Tag auf den Beinen zu stehen, können Sie das auch im übertragenen Sinn? Keine noch so gründliche Vorbereitung kann einen Trainer auf alles vorbereiten, was in einer Trainingssitzung passieren kann. Unerwartete Fragen müssen beantwortet und auf unvorhergesehene Ereignisse muss reagiert werden. Ein Trainer muss flexibel sein. Manchmal entspricht der geplante Ablauf nicht den Bedürfnissen der Teilnehmer. Ein guter Trainer kann darauf reagieren, er passt den Tagesplan an und tauscht die Materialien aus. Wer effektiven Unterricht macht, beobachtet die Reaktionen seiner Zuhörer und passt das Niveau entsprechend an.
e9783527657599_coche.jpg  Können Sie Ihre Aufgabe auch erfüllen, wenn Sie sich schlecht oder krank fühlen? Trainer können es sich nur selten leisten, krank zu sein. Seminartermine sind in der Regel schon lange im Voraus abgestimmt und die Lernenden reisen oft von weither an. Deshalb müssen Trainer in der Lage sein, Begeisterung zu vermitteln, auch wenn ihnen eigentlich gar nicht danach ist. Etwas Showtalent gehört eben dazu.
e9783527657599_coche.jpg  Sind Sie darauf vorbereitet, viel von sich zu geben, ohne etwas zurückzubekommen? Trainer werden von anderen oft als eine Art »Heiler« betrachtet – als ein Mensch, der auf alles eine Antwort weiß und Wunder vollbringen kann. Und umgekehrt werden Trainer nur selten als Menschen mit ihren eigenen Bedürfnissen wahrgenommen. Manche Teilnehmer nutzen die Seminare, um sich ihre Probleme von der Seele zu reden. Das kann manchmal zeitraubend sein, so zum Beispiel, wenn Kaffee- und Essenspausen dazu genutzt werden, persönliche Dinge besprechen zu wollen.
e9783527657599_coche.jpg  Können Sie ein perfektes Vorbild sein? Es ist die Aufgabe eines Trainers, anderen die »richtige« Art, Dinge zu tun, zu lehren und zu vermitteln. Sie müssen also darauf vorbereitet sein, das, was Sie predigen, auch umzusetzen! Trainer riskieren ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie ihre Vorbildfunktion nicht wahrnehmen. Und weil niemand perfekt ist, muss man auch Fehler zugeben können. Als Trainer darf man seine Seminarteilnehmer nicht mit falschen Informationen nach Hause gehen lassen.
e9783527657599_coche.jpg  Kommen Sie damit zurecht, dass es ständig logistische Probleme gibt? Auch wenn jemand anderes für die Räume und deren Ausstattung zuständig ist: Sie haben das Problem, wenn etwas nicht klappt. Behalten Sie die Nerven, wenn die Technik nicht funktioniert, die Räume nicht hergerichtet sind, das Personal am Empfang behauptet, dass nie eine Reservierung eingegangen sei, Materialien nicht rechtzeitig eintreffen oder falsch zusammengeheftet sind? Oder wenn überhaupt Chaos herrscht? Ein guter Trainer trägt die volle Verantwortung für das Gelingen der Veranstaltung und sollte dafür sorgen, dass die Logistik im Hintergrund funktioniert.
e9783527657599_coche.jpg  Haben Sie starke Arme? Es wäre schön, wenn man alle Trainingsmaterialien, Ausrüstungsgegenstände und sonstiges Zubehör an den Seminarort zaubern könnte, doch höchstwahrscheinlich sind Sie derjenige, der alles dort hinschleppen muss. Zusammenpacken, aufladen, abladen, auspacken (und dann wieder einpacken) ist einfach Teil Ihres Jobs.
e9783527657599_coche.jpg  Sind Sie darauf eingestellt, Ihre Teilnehmer zu ermutigen, auch wenn die richtige Unterstützung durch das Management fehlt? Manchmal werden Mitarbeiter zu einem Training geschickt, weil die Vorgesetzten glauben, das sei eine gute Sache. Doch wenn das Training abgeschlossen ist, werden die Mitarbeiter bei der Umsetzung des Gelernten nur halbherzig unterstützt. Können Sie stattdessen für Unterstützung und Verständnis sorgen?
e9783527657599_coche.jpg  Können Sie ein ehrliches konstruktives Feedback geben? Seminarteilnehmer lernen nicht effizient, wenn ihnen während des Trainingsprozesses kein ehrliches Feedback gegeben wird. Sind Sie zu dieser Ehrlichkeit fähig, auch wenn das Feedback nicht gut ausfällt und vielleicht sogar die Arbeitsstelle des Betroffenen gefährdet?
 
e9783527657599_i0014.jpgDie vorangegangenen Fragen sollten Sie nun selbstverständlich nicht entmutigen. Ich wollte Ihnen ein wenig die Realität dieses manchmal etwas zu strahlend dargestellten Berufs vor Augen führen. Das Trainerdasein ist oft eine Herausforderung und meistens eine ganze Menge Arbeit. Manchmal ist es auch gespickt mit Problemen. Doch alle Schwierigkeiten sind vergessen, wenn ein ehemaliger Teilnehmer auf Sie zukommt und Ihnen sagt, dass Sie »sein Leben verändert« oder ihn »inspiriert« haben. So etwas kommt zwar nicht jede Woche vor, doch häufig genug, dass es der Mühe wert ist.
Ja, Training ist ein fordernder, manchmal hektischer und oft schwieriger Beruf. Langweilig wird er nie. Training gibt es, damit Veränderung leichter wird und der Wandel in Richtung einer besseren Zukunft vorangetrieben wird. Die verstorbene Christa McAuliffe, Lehrerin und Astronautin der NASA, hat es so ausgedrückt: »Ich berühre die Zukunft, ich unterrichte.« (I touch the future, I teach.)