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Vorhang auf! Das Seminar beginnt
 
In diesem Kapitel
e9783527657599_triangle.jpg Einen gelungenen Einstieg schaffen
e9783527657599_triangle.jpg Eine positive Lernumgebung schaffen
e9783527657599_triangle.jpg Die Teilnehmer und ihre Bedürfnisse kennen lernen
e9783527657599_triangle.jpg Wie ein Profi trainieren und präsentieren
e9783527657599_triangle.jpg Zu Fragen ermuntern
e9783527657599_triangle.jpg Reibungslose Übergänge zwischen den Themen gestalten
e9783527657599_triangle.jpg Einen gelungenen Abschluss schaffen
Jetzt gilt’s! Sie haben eine gründliche Bedarfsanalyse vorgenommen, klare Ziele formuliert, ein interaktives Trainingsprogramm konzipiert und die notwendigen Unterlagen dazu erstellt. Nun wird es ernst!
 
Die vierte Phase des Trainingszyklus (siehe Abbildung 9.1) ist wahrscheinlich der Teil, der von den meisten Menschen mit dem Begriff »Training« assoziiert wird. Die Umsetzung des Trainingskonzepts, also das Seminar selbst, ist das, was alle sehen können, während in den Phasen davor und danach der Trainer oft allein arbeitet.
 
Da Sie es jetzt bis zu diesem Punkt geschafft haben, wollen Sie selbstverständlich auch, dass Ihr Seminar ein Erfolg wird. Dieses Kapitel zeigt Ihnen, wie Sie einen gelungenen Einstieg schaffen bis hin zu einem gelungenen Abschluss.
Abbildung 9.1: Der Trainingszyklus: Umsetzung
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Ein gelungener Einstieg
Sie haben alles vorbereitet, sind rechtzeitig eine Stunde vorher eingetroffen und haben die ankommenden Teilnehmer willkommen geheißen. Die Sitzung fängt an.
 
In einem Seminar finden viele wichtige Dinge statt, doch der Einstieg ist mit das Entscheidende. Sie wollen informativ sein, aber auch kreativ. Es soll praxisbezogen sein, aber auch aufregend, hilfreich, aber auch begeisternd. Starten Sie also folgendermaßen:
e9783527657599_coche.jpg  Wecken Sie Interesse.
e9783527657599_coche.jpg  Fragen Sie die Teilnehmer, was sie wissen und wissen wollen.
e9783527657599_coche.jpg  Legen Sie die Seminarregeln und Erwartungen fest.
e9783527657599_coche.jpg  Beziehen Sie die Teilnehmer ein.
Wecken Sie Interesse
Fangen Sie pünktlich an und erlangen Sie sofort die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden. Formale Mitteilungen heben Sie sich für später auf. Lassen Sie sich lieber etwas Kreatives einfallen: Sie können etwas Ungewöhnliches berichten oder erzählen, eine provokative Frage stellen, ein Versprechen abgeben oder auch ein bestimmtes Requisit einführen. Die Teilnehmer werden wissen wollen, was das Seminar ihnen bringen wird, beruflich wie auch persönlich.
Fragen Sie die Teilnehmer, was sie wissen und wissen wollen
Führen Sie eine schnelle Bedarfsbestimmung durch und bitten Sie um Handzeichen der Teilnehmer, die auf dem Gebiet bereits Erfahrung haben. Fragen Sie nach den Erwartungen und zeigen Sie Ihr Interesse. Hören Sie gut zu. Vielleicht halten Sie die Erwartungen auf einem Flipchart fest, das während des gesamten Seminars immer wieder angesehen werden kann.
 
e9783527657599_i0071.jpgDas Flipchart kann schon mit einer Überschrift (»Was wir erwarten«) vorbereitet sein. Das ist zwar eine Kleinigkeit, signalisiert den Teilnehmern jedoch, dass Sie gut geplant haben.
Seien Sie ehrlich, wenn unrealistische Erwartungen geäußert werden, die entweder das Seminar oder Sie selbst überfordern. Wenn ein Teilnehmer zum Beispiel etwas über ein sehr umfangreiches oder schwieriges Thema lernen will, das den Zeitrahmen sprengen würde, können Sie antworten: »Das Thema zu bearbeiten, werden wir wahrscheinlich nicht schaffen, doch ich bin gern bereit, mit Ihnen in der Pause darüber zu sprechen oder Ihnen kommende Woche dazu Literaturhinweise zukommen zu lassen.«
Legen Sie die Seminarregeln und Erwartungen fest
Sparen Sie Zeit und geben Sie grundlegenden Eckdaten wie Seminarbeginn und -ende vorab bekannt. Bitten Sie die Teilnehmer, sich die Regeln selbst zu geben. Welche Regeln sind sonst noch Standard?
 
Keine Nebengespräche
Rechtzeitige Pausen
Aufgeschlossenheit für Meinung anderer
Mobiltelefone stumm schalten
Aktive Beteiligung
Andere nicht stören
Keine unnötigen Fragen
Offen für Interaktion
Ausreden lassen
Pünktlichkeit
Vertraulichkeit
Administrative Einzelheiten erledigen Sie bitte, so schnell es geht. Halten Sie sich nicht unnötig lange mit Banalitäten auf.
 
e9783527657599_i0072.jpgNotieren Sie wichtige Telefonnummern und E-Mail-Adressen auf das Flipchart. Sonst werden Sie im Verlaufe des Tages noch ein Dutzend Mal danach gefragt.
Gehen Sie die Tagesordnung und die Lernziele mit den Teilnehmern durch, damit diese wissen, was auf sie zukommt. Erklären Sie den Teilnehmern ihre Rolle als Lernende und wie Sie das Seminar führen wollen.
 
e9783527657599_i0073.jpgAuf der Tagesordnung mache ich keine Zeitangaben, weil die Teilnehmer unnötig nervös werden, wenn sie glauben, in Verzug zu sein. Sie wissen ja nicht, dass Sie vielleicht eine Aktivität vorgezogen haben oder eine andere abkürzen wollen.
Beziehen Sie die Teilnehmer ein
Beginnen Sie mit Handzeichen und helfen Sie als Nächstes der Gruppe dabei, einander kennen zu lernen. Die Teilnehmer lernen nicht nur von Ihnen, sondern auch voneinander, deshalb sollten Sie zügig mit der Einführung und dem Eisbrecher beginnen. Einige altbewährte Eisbrecher finden Sie in Kapitel 23.
 
Die klassischen Fragen, die Teilnehmer zum Einstieg beantworten, sind folgende:
e9783527657599_coche.jpg  Wer sind Sie?
e9783527657599_coche.jpg  Wo arbeiten Sie?
e9783527657599_coche.jpg  Weshalb besuchen Sie dieses Seminar?
e9783527657599_coche.jpg  Was gibt es Interessantes über Sie zu erfahren?
Diese vier Fragen sind normalerweise irgendwie in die Einführung integriert. Denken Sie daran, dass Ihre Teilnehmer dasselbe von Ihnen wissen wollen.
 
e9783527657599_i0074.jpgFangen Sie pünktlich an. Sonst lernen die Teilnehmer als Erstes von Ihnen, dass sie nicht pünktlich sein müssen! Wenn Sie auf Nachzügler warten, werden diejenigen bestraft, die pünktlich waren. Wenn Sie bereits merken, dass es Verspätungen geben wird, fangen Sie mit etwas an, das zwar interessant, aber nicht für jeden unverzichtbar ist.
Mit dem Einstieg legen Sie die Grundlage für das gesamte Seminar. Der erste Eindruck entscheidet. Also beziehen Sie die Teilnehmer von Anfang an mit ein.
Wie Sie den Einstieg garantiert vermasseln
Als Trainer müssen Sie sich vor allem auf den Einstieg vorbereiten: was Sie genau sagen und tun wollen. Ansonsten werden Sie Dinge sagen, die Sie gar nicht sagen wollten, und vergessen, was Sie eigentlich sagen wollten! Sie werden Ihre Zuhörer verwirren und sich selbst im Wege stehen.
 
Also hüten Sie sich vor folgenden Fehlern:
e9783527657599_coche.jpg  überflüssige und gekünstelte Fragen stellen
e9783527657599_coche.jpg  zu viel reden, ohne Absicht und Ziel
e9783527657599_coche.jpg  einzelne Teilnehmer korrigieren
e9783527657599_coche.jpg  Witze auf Kosten eines Teilnehmers machen
e9783527657599_coche.jpg  den Teilnehmern die eigene Sichtweise aufzwingen und ihnen sagen, was sie tun oder denken sollen
e9783527657599_coche.jpg  versuchen, besonders lustig zu wirken
All dies führt geradewegs ins Desaster. Glauben Sie mir, ich habe alles schon gesehen. Ersparen Sie sich solche Fehler.
Eine positive Lernumgebung schaffen
Um eine positive und anregende Lernumgebung zu schaffen, sollten Sie die Teilnehmer kennen. Das bedeutet, sie mit Namen ansprechen zu können. Dazu gehört auch, dass Sie selbst etwas von sich preisgeben.
Die Teilnehmer kennen lernen
Wenn Sie von Anfang an auf aktive Beteiligung gesetzt haben, werden die Teilnehmer davon ausgehen, ihr Lernen ebenfalls selbst in die Hand zu nehmen. Enttäuschen Sie sie nicht, sondern bleiben Sie weiterhin bei aktivierenden Methoden. Das beginnt damit, dass Sie die Teilnehmer direkt ansprechen können.
 
Ich benutze am liebsten Namensschilder und habe normalerweise mein eigenes Schild bereits auf dem Tisch stehen, wenn die Teilnehmer hereinkommen. Dicke Stifte zum Beschriften liegen ebenfalls bereit. Wenn nach dem Einstieg noch nicht jeder sein Namensschild beschriftet hat, fordere ich sie dazu auf. Am besten ist es, wenn das Schild beidseitig beschriftet ist, damit man es von allen Seiten lesen kann.
 
Sie haben während des Einstiegs bereits damit begonnen, Ihre Teilnehmer kennen zu lernen, und haben sie nach ihren Erfahrungen und jetzigem Wissensstand befragt. Im Train-the-Trainer-Seminar beispielsweise wollte ich wissen, wie lange sie bereits Trainer sind, ob sie bereits Seminare zum Thema besucht haben und schon selbst Trainingskonzepte entwickelt haben. Und schließlich, ob sie den Beruf des Trainers für erstrebenswert halten. Sie können als Antwort einfach um Handzeichen bitten. Sie können bei komplexeren Themen aber auch um die schriftliche Beantwortung einiger kurzer Fragen bitten. (Doch bedenken Sie, dass damit noch keine Aktivität verbunden ist und die anderen Teilnehmer nicht informiert werden.) Wenn Sie etwas Bewegung ins Seminar bringen wollen, können Sie zum Beispiel die Teilnehmer, die mit Ja antworten, bitten aufzustehen und auf eine Seite des Raumes zu gehen.
Fünf Geheimnisse, wie Sie Ihrem Namensgedächtnis auf die Sprünge helfen
Die meisten Menschen fühlen sich geschmeichelt, wenn man sich ihren Namen merken kann. Die Mühe ist es also wert, wenn Sie eine positive Lernumgebung schaffen wollen. Was? Sie können sich auf einer Party nicht einmal den Namen einer einzigen Person merken?
 
Ich zeige Ihnen jetzt, wie Sie sich zehn, 20 oder noch mehr Teilnehmernamen auf einmal einprägen können.
 
e9783527657599_i0075.jpgBesorgen Sie sich ein Exemplar der Teilnehmerliste und verschaffen Sie sich einen groben Überblick über die Teilnehmer. Schauen Sie nach Namen, die schwierig auszusprechen sind, damit Sie bei der Vorstellungsrunde daran denken, besonders aufzupassen.
Namensschilder verwenden
Die einfachste Methode ist es natürlich, Namensschilder zu verwenden. Aus verschiedenen Gründen ziehe ich es vor, dass die Teilnehmer ihre Schilder selbst beschriften, auch wenn manche Unternehmen sie gerne vorab drucken lassen. Erstens besteht immer die Gefahr, dass ein Name falsch geschrieben oder, noch schlimmer, vergessen wird. Zweitens erzeugen gedruckte Schilder eine gewisse Förmlichkeit, die ich in meinen Seminaren nicht haben möchte. Drittens kann die Austeilung der Schilder wieder zu einem logistischen Albtraum werden. Schlecht ist es auch, wenn die Schilder bereits an den Tischen verteilt sind und sich die Teilnehmer ihren Platz nicht aussuchen können. Viertens sind die Schilder meistens zu klein bedruckt, so dass alle Mühe für die Katz’ ist! Nur wenn der Trainer eine genaue Sitzordnung einhalten möchte, sind gedruckte Namensschilder sinnvoll.
Die Vorstellungsrunde nutzen
Glauben Sie ja nicht, dass Sie sich ein wenig ausruhen können, wenn sich die Teilnehmer der Reihe nach einzeln vorstellen. Wollten Sie die Gelegenheit dazu nutzen, noch einmal Ihre Unterlagen durchzublättern, bevor Sie Ihren ersten Kurzvortrag halten? Das wäre keine gute Idee. Sie sollten vielmehr genau zuhören und versuchen, sich Name und Gesicht genau einzuprägen. Sprechen Sie den Namen jedes Teilnehmers mindestens zwei Mal laut: das erste Mal bei der Begrüßung (»Herzlich willkommen, Frau/Herr ...«) und das zweite Mal nach der Vorstellung (»Danke für Ihre Informationen, Frau/Herr ...«). Dadurch setzen sich die Namen besser in Ihrem Gedächtnis fest.
Kleingruppenarbeit nutzen
Bei der ersten Kleingruppenaktivität bleiben die Teilnehmer in der Regel auf ihren Plätzen und müssen sich vielleicht nur etwas zu ihren Tischnachbarn umdrehen. Die Zeit der Gruppenarbeit nutze ich wiederum dazu, mir Namen und Gesichter einzuprägen. Ich setze mir immer das Ziel, bis zur ersten Pause alle Namen zu kennen. Nehmen Sie sich ein ähnliches Ziel vor.
Ein Spiel einbauen
Viele Namenslernspiele sind ebenfalls hilfreich. Wenn Sie Zeit für einen Eisbrecher haben, der auf das gegenseitige Kennenlernen abzielt, sollten Sie es damit versuchen. Es macht Spaß und nicht nur Sie, sondern alle Teilnehmer lernen die Namen der anderen.
e9783527657599_coche.jpg  Wie viele Namen kennen Sie? Wenn Sie einen Eisbrecher durchführen wollen, bei dem sich so viele wie möglich untereinander kennen lernen, können Sie vorab ankündigen, dass Sie im Anschluss einen Wettbewerb veranstalten, wer sich die meisten Namen gemerkt hat.
e9783527657599_coche.jpg  Namenskette: Die erste Person stellt sich vor, die zweite Person stellt die erste noch einmal vor und anschließend sich selbst, die dritte Person stellt die ersten beiden vor und anschließend sich selbst. Dies geht so weiter, bis die Runde vollständig ist. Für die weiteren folgenden Teilnehmer wird das Merkspiel natürlich immer anspruchsvoller, doch so lernen alle die Namen und die Atmosphäre wird dadurch aufgelockert, dass die Teilnehmer einander helfen.
e9783527657599_coche.jpg  Kritzelei: Lassen Sie die Teilnehmer ein Bildchen auf ihr Namensschild kritzeln. Der Bildgegenstand soll denselben Anfangsbuchstaben haben wie der Name. Frau Kilian malt beispielsweise eine Katze und Herr Heinemann einen Hund. Die Alliteration hilft dabei, sich den Namen zu merken.
e9783527657599_coche.jpg  Namensgeschichten: Die Teilnehmer erzählen bei der Vorstellung noch etwas zu ihrem Namen: was er bedeutet, woher er stammt, nach wem sie benannt wurden, warum sie ihren Namen mögen (oder nicht). Die zusätzlichen Informationen prägen sich gut in das Gedächtnis ein.
Mogeln
Und schließlich, wenn alles nichts hilft, machen Sie es wie ich – mogeln Sie ein wenig. Ich mache immer eine Skizze der Tischanordnung im Raum. Während sich die Teilnehmer vorstellen, notiere ich mir die Namen an der entsprechenden Stelle und habe auf diese Weise ein Blatt mit allen Namen bei der Hand.
 
Für die Teilnehmer ist es angenehm, wenn Sie ihre Namen kennen. Arbeiten Sie also daran.
Erzählen Sie etwas von sich
Lassen Sie die Teilnehmer wissen, wer Sie sind – professionell wie persönlich. Was mein Fachwissen und meine Erfahrung betrifft, neige ich eher zur Zurückhaltung und weise lieber dezent auf meine Kompetenz in der zur Diskussion stehenden Sache hin. Einen Satz wie: »Ich habe 16 Bücher geschrieben«, wird man von mir nicht hören, sondern eher: »In meinem letzten Buch habe ich 45 Trainerpersonen interviewt, die gesagt haben ...« Dabei geht es nicht um falsche Bescheidenheit, sondern darum, Glaubwürdigkeit herzustellen.
 
Und wie steht’s mit der Preisgabe von Persönlichem? Das liegt ganz an Ihnen. Ich selbst lerne meine Teilnehmer gern näher kennen und bin auch in den Pausen, so oft es geht, bei der Gruppe. So erfahre ich etwas über Gemeinsamkeiten und kann diese Informationen in den Diskussionen weiterverarbeiten. Um die Gruppe in Schwung zu bringen, frage ich die Teilnehmer manchmal, was sie voneinander wissen wollen, und stehe natürlich selbst auch Rede und Antwort.
 
Stellen Sie sich nicht selbst auf einen Sockel, sonst können Sie zu den Teilnehmern keinen Rapport herstellen. Wenn Sie auf gleicher Augenhöhe sind, können Sie professionelle Glaubwürdigkeit vermitteln und werden auch als Mensch wahrgenommen.
Professionelle Präsentationstechniken
Im vorigen Kapitel finden Sie die beiden zentralen Kompetenzen beschrieben, die erfolgreich arbeitende Trainer auszeichnen: Erstens unterstützen sie Kleingruppenaktivitäten, moderieren Diskussionen und begleiten den Lernprozess der Teilnehmer insgesamt. Zweitens präsentieren sie Daten und Informationen, vermitteln Wissen und sind im klassischen Sinne lehrend tätig. Beides zusammen gehört zum Berufsbild des Trainers. Kapitel 8 untersucht die Rolle eines Trainers als Lernbegleiter oder Facilitator, in diesem Kapitel geht es um den Trainer in seiner Rolle als vortragender und präsentierender Wissensvermittler.
Gekonnt präsentieren
Es wäre schön, wenn man als Trainer keine Lehrvorträge halten müsste, doch dem ist leider nicht so. Wenn Sie als Trainer arbeiten, geht es auch um Wissensvermittlung.
 
e9783527657599_i0076.jpgDer Autor und Berater Mel Silberman ist bekannt für sein Konzept des aktiven Trainings. Sogar er geht davon aus, dass zum Training die Darstellung und Vermittlung von Inhalten gehört. Silberman glaubt aber auch, dass die Teilnehmer in den Lernprozess aktiv einbezogen werden können. Lesen Sie dazu den grauen Kasten Zehn Vorschläge, wie aus einem Vortrag aktives Lernen werden kann weiter hinten in diesem Kapitel.
Immer wenn Sie etwas vortragen, sei es, dass Sie nur auf eine Frage antworten, einen Diskussionsbeitrag liefern oder ein vorbereitetes Konzept vorbringen, werden die Teilnehmer nicht nur die Worte und ihre Bedeutung verarbeiten, sondern sie werden auch Ihren Vortragsstil »hören« und vor allem »sehen« können. Wie interessant oder gar anregend sind Ihre Präsentationen? Welche Rückschlüsse ziehen die Teilnehmer aus Ihrem Vortragsstil?
Was hören die Zuhörer?
Der äußere Vortrag und Ausdruck gibt den Inhalten erst die Vitalität und Energie. Als guter Redner berücksichtigen Sie die folgenden rhetorischen Regeln:
e9783527657599_coche.jpg  Lautstärke: Wie gut kann man Ihre Botschaft verstehen? Haben Sie genug Stimmvolumen? Die angemessene Lautstärke ist abhängig von der Größe und Gestaltung des Raumes. Die Variation der Lautstärke kann als Stilmittel eingesetzt werden, um Dringlichkeit oder Wichtigkeit zu betonen.
e9783527657599_coche.jpg  Modulation: Beim natürlichen Sprechen folgt die individuelle Stimmlage einem eigenen Fluss, sie wird fortlaufend moduliert und ist mal höher und mal tiefer. Wenn man als Redner vor einer Gruppe steht, wird die Stimme manchmal dumpf und flach. Doch erst eine angemessene Modulation macht eine Stimme interessant. Am besten lässt sich dies an Worten erläutern, bei denen Ton und Bedeutung einander ergänzen: Die »Spitze« klingt auch hell und spitz, während die »Kuhle« mit dem dunklen »u« genau das gegenteilige Bild hervorruft.
e9783527657599_coche.jpg  Sprechgeschwindigkeit: Welches ist Ihr normales Sprechtempo? Eher schnell oder langsam? Experimentieren Sie einmal und sprechen Sie »50.000 Euro« so schnell wie möglich, als wäre es nur eine kleine Summe. Jetzt sagen Sie es noch einmal, aber sehr langsam, jede einzelne Silbe betont. Der Klangunterschied und damit auch der Unterschied in der Aussage ist enorm.
Wählen Sie eine Ihnen angenehme Sprechgeschwindigkeit. Versuchen Sie nicht, mit Gewalt langsamer oder schneller zu werden. Ihr Gehirn und Ihre Zunge sind in ihrem Zusammenspiel an einen individuellen Takt gewöhnt. Wenn Sie jedoch öfters darauf hingewiesen werden, dass Sie sehr schnell sprechen, sollten Sie versuchen, in Ihre Präsentationen mehr Pausen einzubauen. Ganz richtig. Einfach mal kurz still sein! Wenn Sie im Gegenteil ein langsamer Sprecher sind, sollten Sie mehrere Dinge überprüfen: Achten Sie darauf, dass Sie keine unnötigen Füllwörter benutzen und dass Sie sich zweitens nicht wiederholen. Und drittens sollten Sie Ihr Thema aus dem Effeff beherrschen. Üben Sie Ihren Vortrag zusätzlich einige Male laut.
e9783527657599_coche.jpg  Sprechpausen: Eine Pause ist ein starkes rhetorisches Mittel, stärker noch als die bisher erwähnten. Eine an der richtigen Stelle eingesetzte Pause vor und/oder nach einem wichtigen Punkt lenkt die Aufmerksamkeit sehr gezielt. Sie geben Ihnen auch die Gelegenheit, die Zuhörer wegen Feedback zu beobachten. Wer Pausen gekonnt einsetzt, erweist sich als routinierter Redner. Unerfahrene Redner empfinden Stille meist als unangenehm.
e9783527657599_coche.jpg  Artikulation: Eine deutliche Aussprache erleichtert Ihren Zuhörern das Verständnis und damit das Lernen. Achten Sie darauf, die Satzenden nicht zu verschlucken und die Wörter nicht zusammenzuziehen. Klar und gut vernehmlich zu artikulieren lässt sich trainieren.
e9783527657599_coche.jpg  Füllwörter/-laute: Sicherlich kennen Sie diese lästigen kleinen Nichtwörter und Verlegenheitslaute wie »äh, mmh, na« oder überflüssige Floskeln und Lieblingsvokabeln, die einem selbst beim Reden gar nicht auffallen. Doch den Zuhörern können sie gehörig auf die Nerven gehen. Sie können sicher sein, dass diese eher die »Ähs« zählen als den Inhalt verfolgen.
Die einzige Möglichkeit, die ich kenne, um sich diese Marotte abzugewöhnen, ist, sich jemanden zu suchen, der einem zuhört, die Füllwörter pro Minute zählt und ehrliches Feedback gibt. Der Schock scheint wachzurütteln, so dass man sich schließlich selbst hört und korrigieren kann.
Was sehen die Zuhörer?
Die andere Hälfte der Wirkung eines Vortrags besteht in dem, was die Lernenden sehen. Der Körpersprache sollten Sie dieselbe Aufmerksamkeit widmen wie der gesprochenen Rede.
e9783527657599_coche.jpg  Körperhaltung: Die Körperhaltung ist das Erste, was die Teilnehmer wahrnehmen. Eine aufrechte Haltung und ein sicheres Auftreten vermitteln Vertrauen, die Teilnehmer werden neugierig auf Ihren Vortrag. Wenn Sie vor der Gruppe stehen, stehen Sie fest auf dem Boden und vermeiden Sie es, ständig das Gewicht zu verlagern. Einen Teil Ihrer nervösen Energie können Sie abreagieren, indem Sie sich richtig bewegen und zwischen den Teilnehmertischen durch den Raum gehen. Kehren Sie der Gruppe nie den Rücken zu. Lernen Sie, beim Reden rückwärtszugehen. Und sitzen? Wenn Sie sitzen, verändert das natürlich die Spannung im Seminar. Schon wenn Sie sich anlehnen oder auf eine Tischkante setzen, signalisiert Ihre Körperhaltung Ungezwungenheit und weniger Strenge. Der Tenor Ihres Vortrags verändert sich dadurch. Ich habe einmal absichtlich einen Stuhl in die Mitte des Raumes gestellt und dort im Sitzen ein Gespräch »von Angesicht zu Angesicht« mit einer unangenehmen Gruppe geführt. Die Frage ist also, was Sie mit einer sitzenden Haltung bezwecken wollen. Welche Atmosphäre wollen Sie erzeugen?
e9783527657599_coche.jpg  Gestik: Ausdrucksstarke Gesten vermitteln Begeisterung über das Thema und helfen den Teilnehmern, den Aussagen zu folgen. Bleiben Sie natürlich. Wenn Sie Ihre Hände zunächst seitlich halten, werden sie wie von selbst nach oben gehen. Sprechen Sie diejenigen an, die am weitesten von Ihnen entfernt sitzen, dann werden die Gesten und die Lautstärke automatisch intensiver. Vermeiden Sie: Arme verschränken, sich an den Kopf fassen und mit den Stiften spielen.
Hände in den Taschen? Hängt davon ab. Sind Sie unsicher und wissen nicht, wohin damit? Dann sollten Sie nach einer anderen Möglichkeit suchen, die Hände ruhig zu halten. Oder ist das eher ein Zeichen der Entspanntheit und Gelassenheit, das Sie den Teilnehmern vermitteln wollen? Dann ist es in Ordnung.
e9783527657599_coche.jpg  Mimik: Der Gesichtsausdruck und die Worte müssen zueinander passen. Ihr Gesicht sagt in gewisser Hinsicht sogar mehr als Ihre Worte! Ein lebendiges Mienenspiel zeichnet einen entspannten Redner aus.
Zu Anfang meiner Laufbahn war ich überrascht, als eine Teilnehmerin auf mich zukam: »Sie wollen nicht, dass wir Fragen stellen.« Das war natürlich das genaue Gegenteil von dem, was ich wollte. Auf meine Nachfrage erklärte sie: »Immer wenn jemand eine Frage stellt, runzeln Sie die Stirn!« Ich war mir dessen nicht bewusst und merkte nun, dass ich wohl immer etwas finster dreinblickte, wenn ich mich auf die Frage konzentrierte. Die Lektion habe ich gelernt. Was kann man an Ihrem Gesicht ablesen?
e9783527657599_coche.jpg  Augenkontakt: Sich in die Augen zu schauen, ist bei allen Gesprächen wichtig. Zumindest in den westlichen Kulturen bedeutet Augenkontakt Verstehen, Vertrauen und Fürsorge. Wenn Sie in fremden Ländern tätig sind, sollten Sie sich vorab informieren, ob direkter Augenkontakt nicht als Aggression oder Unhöflichkeit bewertet wird.
Schauen Sie nicht an die Decke oder flüchtig über die Köpfe der Teilnehmer hinweg. Ihr Gegenüber merkt, ob Sie direkten Blickkontakt vermeiden oder daran interessiert sind, in den Gesichtern der anderen zu lesen. Nur wenn Sie die anderen anschauen, werden Sie sehen, ob sie Ihnen folgen können und Ihnen zustimmen.
 
Schauen Sie jeden Teilnehmer an. Ich stelle immer wieder fest, dass die meisten Trainer ein Viertel der Teilnehmer ignorieren, und zwar diejenigen, die vorne neben ihnen auf ihrer dominanten Seite sitzen. Ist Ihnen bewusst, wohin Sie schauen? Und noch etwas: Ich habe bemerkt, dass guter Blickkontakt die Zahl der Verlegenheitslaute reduziert. Irgendwie scheint es schwieriger zu sein, jemandem in die Augen zu sehen und dabei »äh« zu sagen!
e9783527657599_coche.jpg  Nervosität: Nervosität äußert sich auf vielerlei Weise: unruhig stehen, hin und her gehen, mit Kleingeld in der Tasche klimpern, sich räuspern, schwitzen oder Grimassen schneiden. Doch wenn Sie ein interessantes Thema vorzutragen haben, werden die Teilnehmer Ihre Nervosität kaum bemerken. Regel Nummer 1 bei schwachen Nerven lautet: »Sagen Sie nicht, dass Sie nervös sind.« Weitere Tipps dazu erhalten Sie in Kapitel 12.
 
Zehn Vorschläge, wie aus einem Lehrvortrag aktives Lernen werden kann
Von Mel Silberman
Ein Lehrvortrag ist einer der altehrwürdigsten und dennoch weniger erfolgreichen Methoden, anderen Menschen etwas beizubringen. Ein Vortrag als solcher gewährleistet nicht automatisch, dass die Zuhörer aktiv lernen. Damit ein Vortrag zu einem Instrument des Lernens wird, muss der Lehrer zunächst Interesse wecken, er muss dafür sorgen, dass die Zuhörer möglichst viel verstehen und sich auch einprägen. Er muss die Zuhörer in seinen Vortrag einbeziehen und das Thema anschließend vertiefen. Dazu gibt es verschiedene Optionen.
 
Interesse wecken
e9783527657599_cochegrise.jpg  Mit einer Geschichte oder einem interessanten visuellen Medium beginnen. Eine passende Anekdote oder erfundene Geschichte, ein Cartoon, eine Grafik, die die Aufmerksamkeit auf den Lernstoff lenkt.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Zur Einführung einen einschlägigen Fall oder ein Problem präsentieren, um das herum der Vortrag aufgebaut wird.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Eine Testfrage stellen. Auch wenn die Teilnehmer nur wenig Vorwissen haben, werden sie motiviert, im Verlaufe des Vortrags die Antwort zu erhalten.
Verständnis und Gedächtnis fördern
e9783527657599_cochegrise.jpg  Vortrag mit Überschriften strukturieren und zentrale Begriffe formulieren, die als Gedächtnisstütze dienen.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Beispiele und Analogien verwenden. Themen wirklichkeitsnah veranschaulichen und mit der Berufswirklichkeit der Teilnehmer vergleichen.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Zur Absicherung visuelle Medien einsetzen. Flipcharts, Folien, Begleitblätter und Demonstrationen ermöglichen den Teilnehmern, das Gesagte zu sehen und zu hören.
Zuhörer einbeziehen
e9783527657599_cochegrise.jpg  Die Teilnehmer herausfordern. Den Vortrag immer wieder unterbrechen und die Teilnehmer auffordern, passende Beispiele zu benennen oder kurze Quizfragen zu beantworten.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Mit Übungen erläutern. In die Präsentation kurze Aktivitäten einbauen, die die wichtigen Punkte beleuchten.
Thema vertiefen
e9783527657599_cochegrise.jpg  Anwendung auf ein Problem. Eine Frage stellen oder ein Problem darstellen, das die Teilnehmer auf Basis der vorgetragenen Informationen lösen sollen.
e9783527657599_cochegrise.jpg  Teilnehmer zur Kritik ermuntern. Die Inhalte des Vortrags können miteinander diskutiert werden oder Sie können ihnen ein Bewertungsformular geben.
Wie wäre es mit Feedback?
Zur Leistungsverbesserung und zum Erlernen neuer Fähigkeit sind Feedbackmethoden sehr hilfreich. Da Sie sich selbst kaum eigenes Feedback geben können, empfehle ich Ihnen, ein Exemplar des Formulars (siehe Tabelle 9.1) einem Kollegen zu geben, der in Ihrem Seminar als Beobachter teilnimmt. Sagen Sie ihm, dass es um ein ehrliches Feedback geht. Hören Sie ruhig zu, wenn er Ihnen seine Beobachtungen mitteilt. Danach können Sie daran gehen, Ihre Performance zu verbessern.
 
Ich möchte meine Fähigkeiten als Trainer verbessern. Ich danke Ihnen, dass Sie als Beobachter an meinem Seminar teilnehmen. Bitte geben Sie mir in folgenden Bereichen Feedback. Danke für Ihre Mühe!
 
Was hören Sie?
Tabelle 9.1: Trainer-Feedback
Lautstärke:_________________________________________________________
Modulation:_________________________________________________________
Sprechgeschwindigkeit:______________________________________________
Sprechpausen:_____________________________________________________
Artikulation:________________________________________________________
Füllwörter/-laute:___________________________________________________
Was sehen Sie?
Körperhaltung:_____________________________________________________
Gestik:_____________________________________________________________
Mimik:_____________________________________________________________
Augenkontakt:______________________________________________________
Nervosität:_________________________________________________________
Was könnte ich nach Ihrer Ansicht verbessern?
Die Teilnehmerunterlagen
Ermuntern Sie die Teilnehmer, die bereitgestellten Unterlagen zu nutzen. Sie werden dann erstens den Inhalt besser verstehen und zweitens die nötigen Informationen später leichter wiederfinden.
e9783527657599_coche.jpg  Machen Sie immer genaue Seitenangaben, auch wenn sie im Moment gar nicht benötigt werden. »Der Quellenanhang auf Seite 60 enthält Informationen, auf die Sie vielleicht später am Arbeitsplatz zurückgreifen können.«
e9783527657599_coche.jpg  Entscheiden Sie, wann Sie die Unterlagen austeilen wollen: direkt bei Ankunft der Teilnehmer, nach Sitzungsbeginn oder am Ende der Sitzung. Jede Variante hat Vor- und Nachteile.
e9783527657599_coche.jpg  Sagen Sie Ihren Zuhörern, auf welcher Seite Sie sich gerade befinden, wenn Sie den Inhalt durchgehen.
e9783527657599_coche.jpg  Sagen Sie den Teilnehmern, wenn sich in den Unterlagen Informationen zu den Präsentationsthemen oder zu der gerade stattfindenden Aktivität befinden. Vielleicht wollen sich die Teilnehmer Notizen machen.
Notizen: Wer schreibt, der bleibt
Immer wenn ich ein Train-the-Trainer-Seminar abhalte, werde ich zum Thema Notizen befragt. Darf ich Notizen verwenden? Oder soll ich alles auswendig lernen? Soll ich sie in der Hand halten? Soll ich sie im Ordner lassen? Soll ich nur eine kurze Gliederung schreiben? Soll ich mir Schlüsselbegriffe notieren? Soll ich auf normalem Papier schreiben? Oder sind einzelne Karteikarten besser? Soll ich alles in meinen eigenen Worten formulieren?
 
Meine Antwort ist jedes Mal »Ja«.
 
Ein Geheimrezept gibt es nicht. Machen Sie, was bei Ihnen am besten funktioniert. Mein Rat ist: »Ja, verwenden Sie Notizen.« Ihre Teilnehmer wollen Sie erfolgreich sehen. Sie wollen nicht, dass Sie durcheinandergeraten. Sie wollen nicht, dass Sie etwas Wichtiges vergessen. Und sie wollen schon gar nicht, dass Sie eine »Rede« auswendig lernen. Der Gruppe ist es viel wichtiger, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen – und vielleicht auch über Dinge sprechen zu können, die nicht auf der Tagesordnung stehen.
 
e9783527657599_i0078.jpgIch will Ihnen nicht vorschreiben, was angeblich am besten funktioniert. Ich kann Ihnen nur aus meiner Erfahrung berichten, welche Techniken und Ideen ich entwickelt habe. Es wäre schön, wenn Sie einiges davon ausprobieren und für Ihre eigene Arbeit entdecken.
e9783527657599_coche.jpg  Verwenden Sie das Trainermanual als Leitfaden. Falls Ihnen ein Trainermanual zur Verfügung steht, enthält es wahrscheinlich alles, was Sie zur Durchführung des Seminars wissen müssen. Gehen Sie es kritisch durch, streichen Sie Abschnitte, die Sie nicht brauchen, oder nehmen Sie die Seiten heraus. Ein standardisiertes Trainingsprogramm werden Sie individuell anpassen und um Ihre eigenen Beispiele, Fragen und Geschichten ergänzen. Näheres dazu in Kapitel 6.
e9783527657599_coche.jpg  Verwenden Sie die Teilnehmerunterlagen als Leitfaden. Das ist meine bevorzugte Methode. Wenn die Unterlagen wie ein Buch beidseitig bedruckt und gebunden sind, mache ich mir zuerst eine lose Kopie davon und füge wichtige Informationen aus dem Trainingsmanual an der entsprechenden Stelle ein. Ich vermerke oben auf der Seite, welche Uhrzeit es sein sollte, wenn ich bei diesem Unterrichtsteil angekommen bin, unterstreiche wichtige Begriffe und mache Randnotizen über die benötigte technische Ausstattung, weitere Arbeitsblätter etc.
e9783527657599_coche.jpg  Eigene Notizen machen. Manche Trainer machen am liebsten einen eigenen Ablaufplan. Das gibt ihnen selbstverständlich die größte Freiheit, alles genau so zu sortieren und zu formulieren, wie es für sie am besten ist. Manchen genügen grobe Stichworte oder eine Ablaufskizze, manche schreiben ein komplettes Manuskript. Davor warne ich jedoch eher: Es macht sehr viel Arbeit. In der Regel machen das nur Trainer, die sehr gut schreiben können, und wenn sie sich die Mühe gemacht und einen sehr guten Text formuliert haben, wollen sie ihn auch vorlesen. Doch genau das wollen die Teilnehmer nicht.
Manche vertrauen auch auf die visuellen und mediengestützten Lerneinheiten, die sie vorbereitet haben. Sie machen sich kleine Notizen zu den Flipcharts oder Overheadfolien, oder sie verwenden die Kommentar-Funktion der PowerPoint-Präsentation und drucken sich das Ganze aus.
Experimentieren Sie ein wenig, dann werden Sie die Ihnen angenehmste Methode bald gefunden haben.
Was ich sicher über Notizen sagen kann
Gute Aufzeichnungen helfen Ihnen, in der Spur zu bleiben, sowohl, was die Zeitplanung, als auch, was die thematische Ausrichtung betrifft. Sie sind Ihr persönliches Unterstützungssystem.
 
Deshalb sollten Sie damit gut vertraut sein und genau wissen, was auf welcher Seite zu finden ist. Alles, was Sie vielleicht brauchen werden, sollte dort auch verzeichnet sein. Sparen Sie sich deshalb die Mühe, vor der Sitzung noch einmal alles neu auszudrucken, auch wenn die Seiten schon etwas ramponiert aussehen und auf manchen Seiten vielleicht sogar Kaffeeflecken zu sehen sind. Benutzte und vertraute Unterlagen sind besser als blütenweiße Unterlagen, die Ihnen fremd vorkommen.
 
Vergessen Sie nicht, die Seiten zu nummerieren. Wenn Sie sich aus verschiedenen Unterlagen ein individuelles Paket zusammenstellen, sollten Sie das ebenfalls neu nummerieren. Ich war einmal als Teilnehmerin in einem Seminar und durfte beobachten, wie der Dozent während seiner Eröffnungsworte laut raschelnd seine Seiten sortierte. Die Zuhörer haben kein Wort verstanden. Wir schauten alle fasziniert auf das Chaos. Als er das merkte, teilte er uns erst mal in Kleingruppen ein. Glücklicherweise hatte er die Seiten nummeriert.
 
Schaffen Sie sich ein eigenes Orientierungssystem, damit Sie die nötigen Informationen schnell finden. Das kann durch verschiedene Farben, Unterstreichungen, Kästen oder Pfeile geschehen. Sie können alle Fragen mit Sternchen am Rand markieren oder ein kleines Bildschirmsymbol an die Stelle zeichnen, an der Sie eine PowerPoint-Folie zeigen werden. Ihren Gestaltungsideen sind keine Grenzen gesetzt.
 
e9783527657599_i0079.jpgBei manchen Trainerleitfäden werden die Zeitangaben auf eine besondere Weise vermerkt. Die Zahl 0315 bedeutet zum Beispiel, dass seit Sitzungsbeginn drei Stunden und 15 Minuten vergangen sind. Wenn Sie um acht Uhr begonnen und eine zusätzliche 15-minütige Pause eingebaut haben, müsste es 11.30 Uhr sein.
Ihre Notizen sollten weder geheftet noch gefaltet sein. Mit losen Blättern sind Sie flexibel. Ich bewahre meine Unterlagen immer in einem Ringordner auf und nehme die Seiten heraus, die ich gerade brauche. Den Ordner habe ich links auf meinem Tisch griffbereit liegen. Verwenden Sie dickeres Papier, wenn Sie die Unterlagen selbst ausdrucken. Es fühlt sich besser an und raschelt auch nicht so, wenn Ihre Hände leicht zittern. Wenn Sie Ihre Notizen lieber auf Karteikarten schreiben, nehmen Sie ein DIN-A5- oder DIN-A6-Format, das mehr Platz bietet.
 
Eine letzte Bemerkung: Machen Sie sich nicht zum Sklaven Ihrer Notizen. Sie sind nur ein Hilfsmittel.
Fragen und Fragen beantworten
Die Kunst der Frage zu beherrschen, ist eine wichtige Kompetenz jedes Trainers. Nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter. Neben den einfachen Informationsfragen, bei denen es um Fakten geht, gibt es beziehungsorientierte Fragen, mit denen Gespräche und Diskussionen angeregt werden sollen. Durch richtiges Fragen können Sie besser einschätzen, was die Teilnehmer bereits wissen oder noch lernen müssen. Sie können mit geeigneten Fragen bestimmte Dinge betonen und die Teilnehmer zur Überprüfung ihres eigenen Kenntnisstandes ermutigen. Fragen regen zum Nachdenken an.
Teilnehmer zum Fragen ermuntern
Teilnehmer fragen aus verschiedenen Motiven: zum einen, weil sie Informationen erhalten wollen, zum anderen aber auch, weil sie andere Teilnehmer beeindrucken oder den Trainer irritieren wollen. Glücklicherweise sind die meisten Fragen positiv gemeint, deshalb sollten Sie auch zu Fragen ermuntern. Wie machen Sie das?
e9783527657599_coche.jpg  Sagen Sie den Teilnehmern zu Anfang der Sitzung, dass sie jederzeit Fragen stellen können.
e9783527657599_coche.jpg  Gehen Sie Ihr Trainingsprogramm kritisch durch und nehmen Sie mögliche Fragen vorweg. Wenn die Teilnehmer Ihnen während der Präsentation diese Fragen nicht stellen, dann fragen Sie sie selbst danach!
e9783527657599_coche.jpg  Machen Sie an geeigneten Stellen eine Pause und fragen Sie, ob Fragen bestehen.
 
e9783527657599_i0080.jpgBilden Sie Dreiergruppen, in denen jeweils eine Frage zum Thema formuliert und auf eine Karte geschrieben wird. Sammeln Sie die Karten ein und reichen Sie sie weiter, so dass jede Gruppe die Frage einer anderen zu beantworten hat.
e9783527657599_coche.jpg  Gehen Sie auf Teilnehmer zu, die skeptisch oder fragend blicken.
e9783527657599_coche.jpg  Wenn zwei oder mehr Teilnehmer untereinander sprechen, fragen Sie, ob Klärungsbedarf besteht.
e9783527657599_coche.jpg  Geben Sie den Teilnehmern Gelegenheit, ihre Fragen privat zu äußern. Manche sind zu schüchtern, um vor der Gruppe zu fragen.
 
e9783527657599_i0081.jpgFragen sollen eine Selbstverständlichkeit sein. Gehen Sie davon aus, dass Fragen auftauchen, und teilen Sie dies auch den Teilnehmern mit. Ein kleiner Trick hilft dabei: Statt »Gibt es noch Fragen?« fragen Sie: »Welche Fragen haben Sie?« Das ist nur eine geringfügige Bedeutungsverschiebung, doch sie wirkt.
Richtlinien zur Beantwortung von Fragen
Zur Kunst der Frage gehört auch die Kunst der Antwort. Was ist zu beachten?
e9783527657599_coche.jpg  Nehmen Sie die Fragen der Teilnehmer vorweg. Gute Vorbereitung ist immer wichtig. Wenn Ihnen dieselbe Frage immer wieder gestellt wird, sollten Sie den entsprechenden Inhalt in das Training integrieren. Antworten Sie zur Übung laut.
e9783527657599_coche.jpg  Sagen Sie den Teilnehmern frühzeitig, dass Sie gern auf Fragen eingehen.
e9783527657599_coche.jpg  Achten Sie bei jeder Frage sorgfältig auf den Inhalt (was gefragt wird) und auf die Intention (warum gefragt wird). Hören Sie heraus, von welchen Emotionen die Frage begleitet ist. Vielleicht passen Ausdruck und Inhalt nicht zusammen und Sie steuern geradewegs auf eine »Mal sehen, wie er sich da herauswindet«-Situation zu. Zeigen Sie Ihre Gefühle nicht, wenn Sie spüren, dass Ihnen ein Teilnehmer feindlich gesonnen ist. Die Gruppe ist normalerweise auf Ihrer Seite.
e9783527657599_coche.jpg  Behandeln Sie eine Warum-Frage wie eine Wie-Frage. Warum-Fragen bringen einen leicht in die Defensive, weil man sich scheinbar für sein Argument rechtfertigen muss. Wenn Sie die Frage jedoch aus der Wie-Perspektive betrachten, antworten Sie eher auf der Grundlage von Fakten und weniger von Meinungen. Jemand fragt Sie beispielsweise: »Warum glauben Sie, dass dieses Verfahren das bessere ist?« Antworten Sie, indem Sie beschreiben, wie dieses Verfahren besser funktioniert. Sehen Sie den kleinen Unterschied? Das hilft Ihnen dabei, die Fassung zu bewahren.
e9783527657599_coche.jpg  Wiederholen Sie die Frage, um sicher zu sein, dass Sie alles richtig verstanden und die anderen es gehört haben. Vor allem bei langen Fragen empfiehlt sich diese Methode und es bewahrt Sie davor, auf Fragen zu antworten, die gar nicht gestellt wurden. Achten Sie darauf, wie Sie nachfragen. Formulierungen wie »Was Sie eigentlich sagen wollten, ist ...« können als Herablassung oder Beleidigung aufgefasst werden.
 
e9783527657599_i0082.jpgWiederholen von Fragen schafft auch einen Moment Zeit, über die Antwort nachzudenken.
e9783527657599_coche.jpg  Antworten Sie knapp und zielgerichtet. Wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht. Bauen Sie kein Uhrwerk, wenn man Sie nach der Zeit fragt. Vermeiden Sie das Wort »offensichtlich«, weil es impliziert, dass der Fragende die Antwort hätte wissen müssen. Vermeiden Sie moralisierende oder oberlehrerhafte Formulierungen (»Sie müssen«), mit denen Sie die Teilnehmer entmutigen.
e9783527657599_coche.jpg  Richten Sie die Antwort an die gesamte Gruppe. Zunächst können Sie den Fragenden anblicken, aber dann blicken Sie ins Plenum. Damit fühlen sich die restlichen Teilnehmer als Teil der Diskussion, außerdem wird der Fragende sonst vielleicht davon abgehalten, noch eine zweite Frage zu stellen, weil er ein Zweiergespräch vermeiden will.
e9783527657599_coche.jpg  Beachten Sie die Körpersprache des Fragestellers. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie mit der Antwort den Kern getroffen haben, fragen Sie nach: »Ist es das, was Sie wissen wollten?« oder »Möchten Sie noch mehr Details?«
e9783527657599_coche.jpg  Wenn Sie keine Antwort wissen, geben Sie die Frage an die Teilnehmer weiter oder verweisen Sie auf die Nachbereitung zu diesem Seminar. »Ich weiß nicht«, ist ebenfalls eine akzeptable Antwort. Sie sollten allerdings hinzufügen, was Sie (bis wann) tun werden, um die fehlende Information zu liefern. »Ich weiß nicht, aber ich rufe in der Pause das Büro an, um mich zu erkundigen.« Sie brauchen nichts zu erfinden.
e9783527657599_coche.jpg  Wenn die Frage sich auf etwas bezieht, was Sie erst später erläutern wollen, bitten Sie den Teilnehmer, die Frage auf ein Blatt zu notieren und an den »Frageparkplatz« zu hängen. Dann können Sie zum gegebenen Zeitpunkt darauf eingehen.
e9783527657599_coche.jpg  Ich vermeide es zu sagen: »Das ist eine gute Frage« oder »Ich bin froh, dass Sie das fragen«. Wenn Sie jede Frage mit einem Kompliment bedenken, wirkt das unaufrichtig. Andererseits wirkt es auch irritierend, wenn Sie über manche Fragen »erfreut« sind, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Sie über andere nicht erfreut sind. Das scheint vielleicht nicht so wichtig, doch wenn Sie eine solche Situation vermeiden, brauchen Sie sich auch keine Sorgen über Missverständnisse zu machen.
Fragen stellen
Fragen sind ein gutes und bewährtes Werkzeug zur Einbeziehung der Teilnehmer. Sie können damit zum Nachdenken anregen und Ihre Präsentation für die Zuhörer persönlicher gestalten. Berücksichtigen Sie dabei Folgendes:
e9783527657599_coche.jpg  Planen Sie Ihre Fragen im Voraus. Welche Fragen wollen Sie wann in Ihre Präsentation einstreuen?
e9783527657599_coche.jpg  Warum wollen Sie Fragen stellen? Um korrekte Antworten zu erhalten? Um eine Debatte anzuregen? Oder sind es eher rhetorische Fragen?
e9783527657599_coche.jpg  Zum Einstieg stellen Sie eine Frage an alle Teilnehmer. Formulieren Sie die Frage so, dass wahrscheinlich viele die Hand strecken werden.
e9783527657599_coche.jpg  Formulieren Sie Ihre Fragen kurz und präzise.
e9783527657599_coche.jpg  Stellen Sie keine banalen Fragen.
e9783527657599_coche.jpg  Entscheiden Sie, ob Sie nach Informationen oder Meinungen fragen.
e9783527657599_coche.jpg  Gehen Sie vom Allgemeinen zum Besonderen, wenn Sie mehrere Fragen hintereinander stellen.
e9783527657599_coche.jpg  Achten Sie darauf, an wen Sie die Fragen richten und dass Sie niemanden bevorzugen oder vernachlässigen.
e9783527657599_coche.jpg  Stellen Sie offene Fragen.
e9783527657599_coche.jpg  Sprechen Sie den betreffenden Teilnehmer erst direkt mit Namen an, bevor Sie die Frage an ihn richten. Es gibt keinen Grund, denjenigen bei einer eventuellen Unaufmerksamkeit ertappen zu wollen.
e9783527657599_coche.jpg  Machen Sie nach der Frage eine Pause. Stille können viele Trainer schlecht ertragen und fragen sofort noch einmal, wenn die Antwort nicht sofort kommt, oder geben selbst die Antwort.
e9783527657599_coche.jpg  Doch wenn tatsächlich keine Reaktion kommt, sollten Sie darauf vorbereitet sein.
Fragen in Aktion
Überlegen Sie, wie Sie das eben Gelesene anwenden können. Wann findet Ihr nächstes Seminar statt? Füllen Sie dafür das Formular von Tabelle 9.2 aus.
Tabelle 9.2: Welche Fragen werden die Teilnehmer stellen?
Formulieren Sie fünf Fragen, die Ihre Teilnehmer in der nächsten Sitzung vermutlich stellen werden. Schreiben Sie die Fragen und die Antworten auf.
Frage:
Antwort:
Frage:
Antwort:
Frage:
Antwort:
Frage:
Antwort:
Frage:
Antwort:
Ist es sinnvoll, einige der Fragen direkt im Skript zu beantworten, wenn Sie schon jetzt vorhersehen, dass diese Frage auftauchen wird?
 
Überlegen Sie nun, warum Sie Fragen einsetzen. Wie können Sie Ihre Sitzungen mit Fragen dynamischer gestalten? Wann? Welche Fragen wären das? Was wäre der Zweck? Formulieren Sie drei Fragen, die Sie Ihren Teilnehmern stellen könnten (siehe Tabelle 9.3).
Tabelle 9.3: Welche Fragen könnte ich stellen?
Was ich fragen könnte:
Zweck der Frage
Was ich fragen könnte:
Zweck der Frage
Was ich fragen könnte:
Zweck der Frage
Übergänge reibungslos gestalten
Denken Sie an die Lernenden, wenn Sie von einem zum nächsten Thema überleiten. Nehmen Sie die Teilnehmer auf eine angenehme Reise mit, wenn Sie sich Schritt für Schritt durch die Tagesordnung arbeiten. Eröffnen Sie den Blick für das große Ganze und zeigen Sie, wie die einzelnen Themen zusammenhängen. Dann merkt man, dass Sie ein Profi sind. Folgende Tipps helfen Ihnen dabei.
e9783527657599_coche.jpg  Achten Sie bei der Entwicklung des Trainingsdesigns darauf, dass die Inhalte logisch aufeinander aufbauen. Dann funktionieren die Übergänge wie von selbst.
e9783527657599_coche.jpg  Schließen Sie ein Thema ab, bevor Sie zum nächsten übergehen. Fragen Sie abschließend, ob alles verstanden wurde. Wenn ja, können Sie problemlos überleiten: »Gehen wir nun weiter zu ...«
e9783527657599_coche.jpg  Machen Sie Kurzzusammenfassungen, um einen Lernabschnitt abzuschließen. Sie können die Zusammenfassungen selbst geben oder Freiwillige aus der Gruppe dazu auffordern. Oder Sie bilden kleine Gruppen, die jeweils zwei oder drei zusammenfassende Statements formulieren.
e9783527657599_coche.jpg  Greifen Sie einen übergreifenden Aspekt heraus, der sich auf das vorhergehende und das anstehende Thema bezieht. Machen Sie deutlich, inwiefern beide Themen miteinander zu tun haben. Erzählen Sie beispielsweise, wie das eben beendete Rollenspiel mit dem nächsten Lernmodul zusammenhängt.
e9783527657599_coche.jpg  Machen Sie die einzelnen Bausteine sichtbar. Fassen Sie die vorangegangene Diskussion zusammen und zeigen Sie auf, wie das nächste Modul darauf aufbaut.
e9783527657599_coche.jpg  Verwenden Sie sichtbare Zeichen. Zeigen Sie, an welcher Stelle des Ablaufplans oder der Tagesordnung Sie sich befinden. Manchmal nehme ich dafür auch Gegenstände zur Hilfe. Beim Seminar über die »Zehn Bausteine der Teamentwicklung« habe ich beispielsweise Stück für Stück einzelne »Bausteine« symbolisch aufeinandergesetzt.
e9783527657599_coche.jpg  Eine vollständige Präsentation lässt sich kaum proben, gute Überleitungen hingegen sehr leicht. Gehen Sie die Trainingseinheiten im Einzelnen durch und notieren Sie sich die Schlüsselbegriffe. Dann schauen Sie nach den Zusammenhängen zwischen den nachfolgenden und vorhergehenden Präsentationen und Aktivitäten. Notieren Sie sich, wie Sie die Übergänge gestalten wollen. Proben Sie so lange, bis es reibungslos klappt.
Einen gelungenen Abschluss gestalten
Der Abschluss soll für die Teilnehmer das Seminar abrunden. Die Erwartungen der Teilnehmer sollten im Seminar möglichst erfüllt worden sein und Sie möchten ihnen vielleicht ein letztes Gruppenerlebnis verschaffen. Die meisten Trainingssitzungen enden mit einer Evaluation und einer Bitte um zusätzliches Feedback. Wahrscheinlich werden Sie ein paar Schlussworte sprechen und eine abschließende Aktivität durchführen. Der Abschluss einer Sitzung ist die Gelegenheit, alle losen Fäden zusammenzuführen und den Fokus auf die Umsetzung des Gelernten am Arbeitsplatz zu richten.
Wurden die Erwartungen erfüllt?
Um festzustellen, ob das Seminar die Erwartungen erfüllt hat, werden Sie in der Regel auf die anfangs auf einer Tafel oder einem Flipchart schriftlich formulierten Erwartungen zurückgreifen. Sie können mit den Teilnehmern auch ein Gespräch führen.
 
Achten Sie darauf, alle Fragen auf dem »Frageparkplatz« beantwortet zu haben und nichts unerledigt zu lassen.
Eine Gruppenerfahrung zum Schluss
Eine der kreativsten Schlussaktivitäten, die ich kenne, ist die Vorführung eines Videos oder einer Foto-Collage. Entscheiden Sie zunächst, womit Sie arbeiten wollen. Machen Sie vor Sitzungsbeginn Fotos oder Videoaufnahmen vom leeren Sitzungsraum und fotografieren und drehen Sie in geeigneten Momenten während der verschiedenen Aktivitäten. Jeder sollte mindestens einmal abgelichtet werden. Wenn Sie eine digitale Fotopräsentation planen, können Sie diese auch mit geeigneter Musik unterlegen. Gegen Ende kündigen Sie an, nun allen zu zeigen, wie hart sie in den vergangenen Stunden oder Tagen gearbeitet haben. Nehmen Sie Platz und genießen Sie die Show. Dies ist eine sehr stimmungsvolle Art, das Seminar zu beenden.
 
Bei Teamentwicklungsseminaren habe ich am letzten Tag auch Fotos vom Seminar schnell entwickeln bzw. ausdrucken lassen und an die Teilnehmer verschenkt. Achten Sie auch hier bitte darauf, dass jeder auf mindestens einem Foto zu sehen ist.
Evaluation des Gelernten
Zu allen Trainings, die auf dem Instruktionsdesign aufbauen, gehört eine Evaluation. Evaluiert werden können: die Teilnehmerreaktionen, das erworbene Wissen, die Anwendung des Gelernten und/oder die Geschäftsergebnisse. In Kapitel 13 finden Sie genauere Informationen dazu.
 
Vielleicht wollen Sie auch Feedback und Verbesserungsvorschläge für künftige Trainings. Eine gute Methode ist es, die Teilnehmer zu fragen, was gut lief und was verbesserungswürdig ist. Verwenden Sie zwei Flipcharts mit den Überschriften »Was lief gut?« und »Was könnte verbessert werden?«
Das Geleistete zusammenfassen und Handlungsverpflichtung herstellen
Sie können den Seminarplan und die Lernziele noch einmal kritisch überprüfen. Wurde alles abgedeckt? Sie können die Teilnehmer besser darauf verpflichten, das Gelernte auch umzusetzen, wenn Sie folgende Fragen stellen:
e9783527657599_coche.jpg  Welche Themen waren für Sie am wertvollsten?
e9783527657599_coche.jpg  Was wollen Sie am Arbeitsplatz umsetzen?
e9783527657599_coche.jpg  Was werden Sie als Ergebnis dieses Seminars nun verändern?
Diese Fragen können zunächst in Kleingruppen besprochen und dann im Plenum vorgetragen werden. Zur Transfersicherung können Sie die Teilnehmer in Zweiergruppen einteilen. Die »Lernpartner» tauschen ihre Adressen aus und vereinbaren ein erstes gemeinsames Treffen, um einander nach dem Seminar zu unterstützen.
 
Ich lasse die Teilnehmer zum Abschluss gern Briefe an sich selbst schreiben, in denen sie sich zu bestimmten Aktivitäten und/oder Veränderungen verpflichten. Sie stecken den Brief in einen an sich selbst adressierten Umschlag. Ich sammle alle ein und schicke sie sechs bis acht Wochen später an die Adressaten.
Ein (oder zwei) ermunternde Worte zum Abschluss
Planen Sie den Schluss so dicht wie den Anfang. Wenn Sie den Anregungen in diesem Abschnitt folgen, haben Sie bereits eine Menge zu tun. Außerdem wollen Sie die Teilnehmer vielleicht mit einer feierlichen Botschaft entlassen. Wenn Sie spektakulär gestartet sind, sollte auch die Schlussfanfare einen besonderen Akzent setzen.
 
Die Teilnehmer sollen das Seminar in bleibender Erinnerung behalten, sie sollen ermutigt und zum Nachdenken angeregt werden. Wie gelingt das? Ein Aufruf zum Handeln, ein Gedicht, ein Zitat, eine rhetorische Frage, eine Vorführung oder irgendetwas, das überzeugt. Vielleicht kennen Sie auch ein Buch mit einer optimistischen Botschaft, aus dem Sie am Ende eines langen Trainings gern vorlesen. Ich werde nie vergessen, wie ein Trainer einen Plastikstrohhalm durch eine rohe Kartoffel bohrte und dabei sagte: »Mit positivem Denken schafft man alles. Glauben Sie an Ihren Erfolg und Sie werden erfolgreich sein.«
 
Schließlich stehen Sie an der Tür, geben jedem die Hand, wünschen ihm viel Erfolg und sagen Auf Wiedersehen.
 
Da ich in diesem Kapitel viel über Fragen und Antworten geschrieben haben, zum Abschluss ein Zitat meines Lieblingsdichters E. E. Cummings: »Eine schöne Antwort erhält stets der, der eine noch schönere Frage stellt.«