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Das Haus befand sich etwa zwei Kilometer von dem Fabrikgelände mit dem nachgebauten Keller entfernt, in der Nähe des Steendiek-Kanals. Die Angaben im Mietvertrag waren nicht übertrieben, das Gebäude war nicht bewohnbar. Das gut 1000 Quadratmeter große, verwahrloste Grundstück, auf dem es stand, war an drei Seiten von einem Bauzaun umgeben, an der vierten Seite befand sich ein hoher Maschendrahtzaun. Den Eingang bildete eine etwa einen Meter breite Lücke an der Ecke zwischen Draht- und Bauzaun. Das Haus war nur einstöckig, hatte aber eine recht große Grundfläche von etwa 15 mal 20 Metern. Der schmutzig graue Außenputz war teilweise abgeblättert, rote, verwitterte Steine waren darunter sichtbar. Die Fenster waren mit Holzbrettern verbarrikadiert, in zweien von ihnen klafften zentimeterbreite Spalten mit zersplitterten Rändern. Die dunkle rotbraune Holztür hing schief in den Angeln, schien aber noch zu schließen. Das Gebäude wirkte abweisend und bedrohlich.

Sie warteten auf die Männer vom SEK, die nur kurz nach ihnen ankamen. Erdmann sah ihnen dabei zu, wie sie aus den beiden dunklen Limousinen stiegen. Mit ihrer martialisch anmutenden Ausrüstung und den schwarzen Überziehschutzwesten erinnerten sie ihn an die Spezialeinheiten in amerikanischen Filmen. Alles ging leise und zügig vonstatten, und innerhalb kürzester Zeit hatten die zehn Männer sich an der Vorderseite des Zauns verteilt und warteten auf den Befehl, in das Gebäude einzudringen.

Matthiessen sprach sich kurz mit dem SEK-Leiter ab und bekam aus dem Kofferraum eines schwarzen A6 zwei Schutzwesten.

Als sie sie angelegt hatte, zog sie ihre Waffe. Erdmann tat es ihr gleich, dann gab Matthiessen dem SEK-Leiter ein Zeichen. In gebückter Haltung schlüpften sie nacheinander durch die Lücke im Zaun auf das Grundstück. Erdmann spürte seinen Herzschlag, als er zusammen mit seiner Kollegin die Hausfront erreicht hatte und sich mit vorsichtigen Schritten der Tür näherte. Er fragte sich, ob sie dort drin war. Und ob sie wieder jemanden getötet hatte.