19

19 Fearghus sank tief in die Metallwanne, die jemand in Annwyls Zelt gestellt hatte. Er ließ seinen menschlichen Körper mit den schmerzenden Muskeln von dem heißen Wasser einhüllen. Er wäre lieber zurück an seinem See gewesen, doch für den Augenblick genügte das hier. Abgesehen davon würde er noch früh genug nach Hause kommen.

»Annwyl?« Morfyd betrat das Zelt und blieb beim Anblick ihres Bruders abrupt stehen. »Oh, du.«

»Ja, ich.«

»Wo ist Annwyl?«

»Immer noch beim Feiern mit ihren Männern, nehme ich an.« Er schloss die Augen und lehnte sich in der Wanne zurück. »Ist die Familie wieder weg?«

»Alle bis auf Gwenvael. Er amüsiert sich mit den Lagermädchen, schätze ich.«

»Das sollte auch besser das Einzige sein, womit er sich amüsiert«, knurrte Fearghus.

Morfyd kicherte. »Er hat es versucht, aber ich habe gehört, dass Annwyl damit umgehen konnte.«

»Hat er noch seinen Kopf?«

»Momentan ja.«

»Schwester, ich muss dich etwas fragen.«

»Ja?«

»Wie hat Annwyl die Flammen überlebt? Hefaidd-Hens Flammen?«

»Äh … na ja, weißt du … ähm …«

Fearghus sprang aus der Wanne, ergriff seine Schwester bei den Armen und zog sie vollends ins Zelt hinein. »Du hast Annwyl allein zu ihr geschickt, oder?«

»Es war ein Risiko, das sie einzugehen bereit war!« Morfyd riss ihre Arme von ihrem Bruder los und stieß ihn von sich.

»Aber kein Risiko, das ich einzugehen bereit war! Nicht auf Kosten ihres Lebens!« Fearghus gab ihr auch einen Stoß.

»Ich fühle mich nicht schuldig für das, was ich getan habe. Ich musste sie beschützen, und die Familie war einverstanden.«

»Ich war nicht einverstanden!«

»Dich haben wir auch nicht gefragt!« Sie boxte ihren Bruder gegen die Brust.

»Aber Annwyl gehört mir!« Er gab seiner Schwester eine Ohrfeige und schubste sie.

Morfyd stolperte rückwärts und blickte finster. »Nein. Tut sie nicht.« Sie grinste ihn an. »Du hast sie noch nicht in Besitz genommen.« Das ließ Fearghus zusammenzucken. Seine Schwester sprach die Wahrheit. Bis er die Zeremonie der Inbesitznahme vollzogen hatte, war Annwyl als Frau ungebunden. »Du hast sie nicht als die Deine gekennzeichnet. Also gehört sie niemandem. Obwohl die Art, wie Gwenvael sie in letzter Zeit ansieht … man kann nie wissen.«

Die Geschwister knurrten einander an. Dann nahm Fearghus seine Schwester in den Schwitzkasten.

»Au! Lass mich los, du übergeschnappter Blödmann!«

Er grub seine Knöchel in ihren Scheitel. »Du bist wirklich die lästigste kleine …«

»Annwyl, ich …« Fearghus blickte auf, als Brastias das Zelt betrat. Doch der warf nur einen Blick auf die Geschwister, drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder hinaus.

Fearghus ließ seine Schwester los und schubste sie von sich weg, damit sie ihm keinen kräftigen Tritt verpassen konnte.

»Wenn ihr irgendetwas passiert wäre …«

»Ist es aber nicht. Und vielleicht hast du es nicht bemerkt, aber es hat ihr das Leben gerettet!«

Damit zog Morfyd ihr Gewand zurecht, strich sich das weiße Haar aus dem Gesicht, streckte ihrem Bruder die Zunge heraus und ging.

Fearghus knurrte, und Rauch kräuselte sich aus seinen Nasenlöchern. »Zicke!«

 

Annwyl war auf dem Weg zurück zu ihrem Zelt. Sie war es langsam müde geworden, Gwenvaels Hand alle zehn Sekunden von ihrem Schenkel zu schieben. Am Ende hatte sie einfach seine Finger zurückgebogen, bis sie hörte, wie einer von ihnen ein befriedigendes »Knack« von sich gab. Es ärgerte ihn unwahrscheinlich, doch nach dem vergangenen Tag machte sie sich seinetwegen nun wirklich keine Sorgen.

Sie ging an Reihen von Männern vorüber, die feierten und schlemmten. Es war noch so viel zu tun, doch sie ließ den Männern ihren Spaß. Sie hatten es sich verdient. Und sie würden sich noch viel mehr verdienen. Annwyl wusste, dass sie die Insel Garbhán angreifen musste und die Festung in Besitz nehmen, bevor sie wahrhaftig Königin sein konnte. Es ärgerte sie maßlos, dass sie zu einem Ort würde zurückkehren müssen, den sie so sehr verachtete, doch der Sitz der Macht der Dunklen Ebenen war nun einmal Garbhán. Sie hatte keine Wahl. Und wenn sie dort fertig war, würde sie noch jeden Einzelnen besiegen müssen, der ihrem Bruder möglicherweise immer noch die Treue hielt. Ja, sie hatte viel zu tun. Doch heute Abend würde sie feiern. Der heutige Abend war etwas Besonderes.

Sie verlangsamte ihren Schritt, blieb stehen und sah zum Eingang des Lagers. Dort stand er. Der Kopf ihres Bruders auf einem Spieß. Sie lächelte mit einem überwältigenden Gefühl der Befriedigung.

»Äh … Annwyl?« Sie sah sich um und sah Danelin vor sich stehen. »Du machst den Männern Angst.«

Annwyl sah zu ihren Soldaten hinüber. Sie hatten aufgehört zu essen und beobachteten, wie sie die Überreste ihres Bruders anstarrte. Und sie schienen in der Tat ein bisschen verängstigt.

»Entschuldigung.« Er wollte an ihr vorbeigehen, doch sie hielt ihn auf. »Gute Arbeit heute, Danelin.«

Er lächelte stolz, nickte und ging weiter.

Als sie sich dem Zelt näherte, merkte Annwyl, dass keine Soldaten es bewachten. Das konnte nur eines bedeuten.

Als sie eintrat, sah sie ihn lässig auf einem Sessel mit hoher Lehne fläzen. Eine Felldecke aus dem Bett war um seinen langen, muskulösen Körper gehüllt. Seine frisch gewaschenen langen schwarzen Haare bedeckten teilweise sein Gesicht und die Brust. Ihr stockte der Atem. Sie wurde schon bei seinem bloßen Anblick feucht.

»Drachenfürst.«

»Königin Annwyl.«

Dies war das erste Mal, dass sie ihn sah, seit der Kampf sich gewendet hatte. Er war gegangen, um seiner Familie zu helfen, die feindlichen Drachen zu erledigen; sie selbst, um so viele von Lorcans Männern zu töten wie ihre Soldaten in die Finger bekommen konnten. Doch Krieg und Sex waren jetzt eins für sie geworden. Wahrscheinlich für immer. Sie hieb eine Schneise durch eine Armee aus Männern und wusste dabei, dass sie, je schneller sie ihre Aufgabe erledigte, desto schneller zu Fearghus zurückkehren konnte.

»Ein Bad wartet auf dich.« Sie warf einen Blick hinüber zu der riesigen Wanne. Da sie immer noch das Blut ihres Bruders in den Haaren hatte, war ein Bad vielleicht eine gute Idee.

Sie ging zur Mitte ihres Zeltes und nahm rasch die Schwerter ab, die auf ihrem Rücken hingen.

»Langsam.«

Sie sah zu Fearghus auf. Er beobachtete sie scharf mit seinen schönen schwarzen Augen. Ihr Schoß zog sich zusammen, und es brauchte all ihre Kraft, dass sie sich nicht auf ihn warf. Stattdessen zog sie langsam ihren Wappenrock aus. Streifte ihre Stiefel und ihr Kettenhemd ab. Wickelte die Binden von ihren Brüsten und schlüpfte aus dem Stück Stoff, das ihr Geschlecht verbarg. Als sie fertig war, stand sie nur da. Sein Blick schweifte träge über sie. Betrachtete nicht nur ihren Körper, sondern jede Wunde, die sie nach dem Kampf nun an sich trug.

Er deutete mit einem raschen Blick seiner Augen auf die Badewanne. Sie glitt hinein und schauderte.

»Kalt?«

»Ein bisschen.«

Die Felldecke abwerfend, stand er langsam auf und ging auf sie zu. Sie betrachtete seinen Körper, als er neben der Wanne stehen blieb. Unter all diesen langen, harten Muskeln lagen das Herz und die Seele eines Drachen. Ihres Drachen. Sie leckte sich die Lippen; sie konnte nur daran denken, seinen Schwanz noch einmal in ihren Mund zu nehmen.

Fearghus kauerte sich neben sie. Er legte seine Hand in der Wanne zwischen ihre Schenkel. Sie hoffte, dass er sie berühren würde, doch er tat es nicht. Seine Hand blieb einfach dort liegen, bis sie bemerkte, dass das Wasser schön warm wurde. Diese Drachenmagie hatte wirklich etwas für sich.

»Entspann dich«, überredete er sie sanft. Und genau das tat sie, lehnte sich in der Wanne zurück und legte ihren Kopf auf den Rand.

Fearghus goss Wasser über ihr Haar und seifte ihren Schopf ein. Er wusch das Blut und den Schweiß des Tages aus ihren Haaren und schließlich auch von ihrem ganzen Körper.

»Bequem?«

»Ja.«

»Entspannt?«

»Sehr.«

»Gut.«

Dann schrie Annwyl auf, als Fearghus ihren Kopf unter Wasser tauchte. Er hielt sie mehrere lange Sekunden dort, während sie kämpfte, um ihren Kopf von diesem Stück Stahl, das er Arm nannte, zu befreien. Schließlich ließ er sie los, und sie kam hustend und spuckend wieder zurück an die Luft.

»Was in aller …«

Er nahm sie an den Schultern und hob sie mühelos aus der Wanne. »Hör mir gut zu, Frau. Gehe nie wieder ohne mich zu meiner Familie! Nie wieder! Du wirst nie wieder, und ich meine nie wieder, dein Leben so aufs Spiel setzen! Haben wir uns verstanden?«

Annwyl riss sich von ihm los und machte mehrere taumelnde Schritte rückwärts. »Nein! Wir haben uns nicht verstanden!« Sie drehte sich zu ihm um. »Ich habe getan, was ich tun musste. Und ich würde es wieder tun! Und ich habe keine Angst vor deiner Familie!«

»Annwyl«, warnte er sie mit zusammengebissenen Zähnen.

»Nein! Ich will nichts davon hören!« Heftig strich sie sich die widerspenstigen, nassen Strähnen braunen Haares aus den Augen. »Hast du überhaupt eine Ahnung, was ich heute durchgemacht habe? Innerhalb von nur einem Tag stand ich in der Flamme der Drachen … zweimal

»Aber ich …«

»Still!« In erschrecktem Schweigen stand er da. »Ich musste mich außerdem diesem kaltherzigen Miststück stellen, die du deine Mutter nennst! Ich habe meinem eigenen Bruder den Kopf abgeschlagen! Und ich musste deinem Bruder die Hand brechen, weil er nicht aufhören wollte mich anzufassen!«

Fearghus begann zu grinsen, und sie stoppte ihre Tirade. »Was?«

»Du hast ihm die Hand gebrochen?« Widerwillig fing er an zu lachen.

»Na ja, es war mehr sein Finger. Aber dem Theater nach, das er gemacht hat, hätte man meinen können, ich hätte ihm den ganzen Arm gebrochen.«

Fearghus lachte. Sehr. Und am Ende lächelte auch Annwyl.

 

Was zum Teufel sollte er tun? Er liebte diese Frau. Liebte alles an ihr. Wollte sie als seine Gefährtin. Doch sie musste ein Königreich führen. Verbündete gewinnen. Feinde vernichten. Er sah schon die Furcht in den Augen der Männer. Sie hatten ihren »Tanz« mit der Drachenflamme erlebt. Einen Tanz, den sie überlebt hatte. Und sie wussten alle, dass sie ihn zu ihrem Liebhaber gemacht hatte. Seine Gegenwart würde nur ihre Sicherheit aufs Spiel setzen.

»Was denkst du gerade, Drache?«

Er schüttelte den Kopf und ging auf sie zu. »Nichts«, flüsterte er, während er ihr den Arm um die Taille legte.

»Immer noch ein Lügner, wie ich sehe.« Sie machte sich von ihm los.

Er seufzte. »Was, Annwyl?«

»Du hast vor zu gehen, nicht wahr?«

Woher sie solche Dinge wusste, würde ihm für immer ein Rätsel bleiben. »Schau, du musst ein Königreich …«

»Blödsinn!«

»Was?«

»Er hat mir gesagt, dass du mir mit irgendwelchem noblen Blödsinn ankommen würdest, von wegen ich müsste mein Königreich verteidigen und niemand könnte uns beide als Paar billigen.«

»Gwenvael«, knurrte er zornig. »Annwyl, es ist zu deinem …«

»Du hast zwei Möglichkeiten, Drache«, unterbrach sie ihn ruhig.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach ja?«

»Ja. Die hast du.«

»Und die wären?«

»Nimm mich jetzt in Besitz. Oder lass mich für immer gehen.«

Er würde seinen Bruder für seine große Klappe umbringen.

»Du weißt nicht einmal, was das bedeutet.«

»Doch, das weiß ich.«

Er wollte sie in Besitz nehmen. Sie sich zu Eigen machen. Doch er hatte vor, abzuwarten, bis sie ihre Herrschaft gesichert hatte. Und wenn sie ihn danach immer noch wollte … »Nein, weißt du nicht.«

»Ich weiß, dass ich nicht mein Leben damit verschwenden werde, auf dich zu warten.« Das saß. Mehr als er zugeben wollte.

»Darum bitte ich dich auch nicht.«

»Ach? Wirklich nicht?«

»Nein.«

»Dann kann ich mir also auf der Stelle irgendeinen Mann nehmen und dir würde es nichts ausmachen?«

»Wenn du das wünschst.« Er hätte gewettet, dass eine Lüge von dieser Größe ihn umbringen würde.

»Tja, irgendein Mann würde mir nicht genügen«, sinnierte sie. »Aber ich glaube, Gwenvael ist noch hier.«

Sie schnappte sich eine Felldecke und steuerte auf den Zelteingang zu. Fearghus ergriff ihren Arm und schwang sie herum. »Das ist nicht lustig!«, knurrte er.

»Fearghus, gib es einfach zu. Du würdest jeden anderen Mann oder Drachen töten, der in meine Nähe kommt.«

Er wollte Nein sagen. Er wünschte, es wäre die Wahrheit. Doch sie wussten es beide besser.

»Das stimmt.«

Sie lehnte sich an ihn. Ihre Brüste an seinem Unterarm. Er schloss die Augen, als ihre Hand seine Brust hinabwanderte, über seine Hüften und schließlich sein Glied umschloss. Sie fuhr mit den Fingern über die Adern und Furchen, ihr Daumen umkreiste ihn. »Dann nimm mich in Besitz.«

»Nein.«

Wütend ließ sie los, was sich inzwischen zu einer ordentlichen Erektion ausgewachsen hatte. »Warum?«

»Weil jeder wissen würde, dass du mir gehörst. Dass deine Liebe und Treue einem Drachen gehören.«

»Und?«

»Könntest du nicht wenigstens so tun, als ob du Angst hättest?«

»Das Einzige, was ich gefürchtet habe, steckt jetzt als Kopf auf einer Lanze vor meinem Lager. Jetzt ist es meine größte Angst, den Rest meines Lebens ohne dich leben zu müssen.«

Fearghus starrte Annwyl an. Gerade an diesem Morgen hatte diese Frau mutig der Flamme der Königin standgehalten. Einer Flamme, durchtränkt mit der ältesten aller Magien. Und bis zu ihrem Tod würde Annwyl immun gegen das Feuer jedes Drachen sein. Doch er kannte seine Mutter gut genug, um zu wissen, dass sie es dem Mädchen nicht leicht gemacht hatte. Annwyls Rücken und Seite waren vollständig mit dunklen Blutergüssen übersät. Die alte Hexe hatte sie vermutlich direkt aus ihrer Kammer geschleudert.

Sein Blick glitt kurz über das Mal, das sich deutlich auf ihrer Brust abzeichnete; es hatte sich in die gebräunte Haut oberhalb ihrer Brüste eingebrannt. Sie trug jetzt auch die Kette von Beathag. Und das für den Rest ihres Lebens. Sie würde immer da sein, direkt unter ihrer Haut. Einer der mächtigsten von den Göttern geschaffenen Gegenstände, die ein Drache einem Menschen schenken konnte. Die Kette von Beathag konnte das Leben ihrer Trägerin verlängern, doch nur, wenn ihr Herz rein und ihre Liebe wahr blieb. Ihre Liebe zu dem Drachen. Andernfalls würde es einen glühenden und schmerzhaften Tod bedeuten, der Tage andauerte.

Er berührte das Mal, und Annwyl zuckte zusammen; die Haut war noch empfindlich. Annwyl liebte ihn. Sie hätte nicht überlebt, wenn es nicht so wäre.

Dennoch konnte er sich davon nicht von seinem Plan abbringen lassen. Er würde Annwyl keinem Risiko aussetzen, bis sie ihre Herrschaft gesichert hatte. Natürlich bedeutete das nicht, dass Annwyl es ihm leicht machen würde.

»Annwyl …«

»Ich habe langsam genug davon … und von dir!« Sie riss ihren Arm von ihm los und machte mehrere lange Schritte zu dem Holztisch in der Mitte ihres Zeltes. Schon jetzt bewegte sie sich wie eine Königin. Die Menschen hatten Glück, sie als ihre Herrscherin zu bekommen.

»Nimm mich jetzt in Besitz, Drache!« Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust; die Felldecke verhüllte sie kaum. »Oder geh. Und komm nie wieder.«

Er wusste, was er tun sollte. Er sollte für immer aus ihrem Leben verschwinden. Er sollte sie irgendeinem netten Menschenjungen überlassen. Irgendeinem netten Menschenjungen, den er würde töten müssen, wenn er die Frau anrührte, die er liebte.

Mit einem Seufzen ging Fearghus zu ihr hinüber und stellte sich vor sie. »Du bist verrückt, Annwyl die Blutrünstige.«

»Welche andere Frau könnte sonst mit dir mithalten, Fearghus der Zerstörer?«

Fearghus beugte sich hinab und küsste Annwyl auf den Kopf, um nicht zu lachen. »Du bist eine merkwürdige Frau, Königin Annwyl.« Er rieb seine Wange an ihrer.

»Das hat man mir schon öfter gesagt.« Seine Hände glitten unter die Felldecke, an ihren Hüften entlang, über ihren Rücken, ihren Hintern. Er hörte sie einatmen, als sie sich an ihn lehnte. »Lass mich nicht warten, Drache. Nimm mich jetzt in Besitz oder lass mich für immer gehen.«

»Bist du sicher, Annwyl? Wenn das erst einmal passiert ist, gibt es keinen Weg zurück.«

»Ich habe meine Entscheidung getroffen, Drache.« Sie ließ die Felldecke zu Boden fallen. »Aber sei du dir sicher, dass du es willst. Tu mir keinen Gefallen.«

Er nahm sie an der Taille und setzte sie sanft auf den Holztisch. Er küsste ihre Stirn, dann ihren Hals, während er ihre Unterarme mit den Händen umschloss. Er beugte sich vor und küsste ihren sinnlichen Mund, und sein Griff um ihre Arme wurde fester.

 

Annwyl sah Fearghus an und fragte sich, was er da tat. Er stand ganz still, hielt ihre Unterarme fest, als fürchte er, sie könne davonlaufen. Doch das würde nicht passieren. Sie wollte es – und ihn – mehr als alles andere. Doch vielleicht hatte er beschlossen, dass er sie einfach nicht wollte. Dass er sein langes Leben lieber mit einem Drachen als Gefährtin verbringen wollte.

Gwenvael hatte sie auf diesen Gedanken gebracht, der Teufel sollte ihn holen. Je betrunkener der Drache wurde, desto deutlicher wurde ihr, wie wichtig ihm sein mürrischer großer Bruder in Wirklichkeit war. Selbst als er versuchte, seine Hand auf ihren Hintern zu legen. Dann hatte Morfyd es bestätigt. Die zwei hatten sich zu beiden Seiten von Annwyl gesetzt und ihr erklärt, dass sie, wenn sie ihren Bruder wollte, ihn am besten dazu bringen musste, sie noch diese Nacht in Besitz zu nehmen. Andernfalls würde er gehen und glauben, er täte es aus den richtigen Gründen.

Doch vielleicht irrten sie sich. Vielleicht wollte er sie gar nicht. Nicht für längere Zeit zumindest.

Annwyl verzog das Gesicht. Der Griff um ihre Arme war nicht fester geworden, dennoch riss der Schmerz an ihrer Haut. Ihre Fäuste lagen an seiner Brust, und sie spürte seinen tiefen, gleichmäßigen Atem, während ihre Qualen schlimmer wurden. Der Schmerz erinnerte sie an den, wenn sie sich die Hand über einer offenen Flamme verbrannt hatte oder einem siedenden Topf zu nahe gekommen war. Er ging durch ihre Haut direkt ins Fleisch und in die Knochen darunter.

Sie versuchte, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, doch sie konnte es einfach nicht. Es schmerzte zu sehr. Sie ließ ihren Kopf gegen seine Brust fallen und betete, es möge aufhören, als ein warmer Ruck durch ihren Körper ging. Ihre Nippel wurden hart. Ihr Geschlecht wurde feucht. Ihr Atem ging schwer und keuchend. Sie stöhnte, als sich ihr ganzer Körper verkrampfte. Fearghus’ Erektion drückte gegen sie, als Antwort auf den Ruf ihres Körpers.

Annwyl keuchte, als ein weiterer Hitzestoß durch ihren Körper schoss. Ihr Geschlecht krampfte sich zusammen. Ihre Knie wurden weich. Sie kam. Sie wusste nicht, wie oder warum, aber sie kam. Und als die dritte Hitzewelle durch ihren Körper spülte, schrie sie auf. Sie kam heftig, ihre Zähne gruben sich in seine Brust.

Dann küsste Fearghus sie. Sein Mund forderte den ihren grob, seine Zunge marterte ihre mit kräftigen Stößen.

Der Schmerz in ihren Armen ebbte ab, und ihre Krämpfe hörten auf. Fearghus ließ sie los, und sie sah an ihren Unterarmen hinab, sah verbrannte Haut an beiden. Der bleibende Nachschmerz warf die Frage in ihr auf, ob sie je heilen würden.

»Das ist, damit jeder Drache weiß, dass du mir gehörst.« Er küsste sie noch einmal, während er sie mit dem Rücken auf den Tisch legte. »Und das« – er küsste ihre Brüste, ihr Dekolleté, ihren Bauch – »das ist für mich.« Er senkte seinen Kopf zwischen ihre Beine, seine Zunge glitt über die Innenseite ihres Schenkels. Sie biss die Zähne zusammen, als ein brennender Schmerz sich in diesem Bereich ausbreitete. Er tat dasselbe mit dem anderen Schenkel, und sie krallte sich am Tisch fest, ihre Finger gruben sich ins Holz. Er pustete über die beiden Stellen, und der Schmerz strömte noch einmal hindurch. Annwyl biss sich auf die Lippen, um nicht zu schreien, doch ihr entschlüpfte ein leises Stöhnen und ihr Körper bebte. Dann bohrte sich seine Zunge zwischen ihre Schenkel, ersetzte den Schmerz durch ein süßes, tiefes Behagen. Ihr Rücken wölbte sich vom Tisch, doch er nahm ihre Beine und hielt sie fest, während seine Zunge in das geschwollene, hungrige Fleisch eintauchte und darumkreiste.

Sie vergaß den Schmerz, als Fearghus’ begabte Zunge sie immer weiterstreichelte und sie dem Höhepunkt näher und näher brachte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ihr Stöhnen erfüllte das Zelt. Bald begann sie zu beben, als ihr Höhepunkt über sie hinwegspülte und ein lauter Schrei aus ihrem erhitzten Körper brach.

Fearghus zog sie sanft an sich, hob sie vom Tisch und drückte ihren immer noch zitternden Körper gegen seinen.

Fearghus flüsterte ihr leise ins Ohr: »Geht es dir gut?«

Ihre Arme schmerzten. Die Innenseiten ihrer Schenkel waren wund. Und Brandmale würden für immer ihren Körper verunzieren. Ja, Annwyl ging es ausgezeichnet.

Sie befeuchtete ihre Lippen und holte tief Luft. »Ist das alles, Drache?«

Schwer atmend, sein Glied heiß und fordernd an sie gepresst, knurrte er: »Noch nicht einmal annähernd.«

»Gut. Ich war schon enttäuscht.«

Fearghus’ Kopf rieb an ihrem, während er tief einatmete. »Du riechst immer so gut, Annwyl.«

»Ach ja?« Zumindest hoffte sie, dass sie das sagte. Sie war sich nicht ganz sicher. Fearghus, der langsam seinen Kopf an ihrem rieb, während seine langen Haare über ihren nackten Körper strichen, lenkte sie völlig ab. Eine unschuldige Bewegung, und doch machte sie ihre Knie weich und ließ ihre Nippel schmerzlich hart werden.

»Du erstaunst mich, Frau.«

»Dann bring es zu Ende«, schnurrte sie, als sie ihm die Arme um den Hals schlang und dabei den sengenden Schmerz ignorierte, den diese Bewegung in ihren Unterarmen hervorrief. »Und lass mich nie wieder los, ich gehöre dir.«

Anscheinend brauchte er keine weitere Aufforderung. Er drehte sie um, sodass sie auf dem Bauch auf dem Holztisch lag, und ließ seine Hände ihren Rücken hinabgleiten. Seine Lippen folgten dicht dahinter. Abwechselnd knabberte und saugte er an ihrer Haut. Er leckte alle Wunden, die sie hatte, säuberte sie mit seiner Zunge. Sie wollte ihm befehlen, weiterzumachen, doch sie wusste, dass er sie dann nur umso länger warten lassen würde. Also legte sie ihre Hände flach auf den Tisch und fragte sich, wann sie zu so einer läufigen Hündin geworden war. In der Nähe ihres Drachen hatte sie jegliche Kontrolle verloren.

 

Fearghus fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie begann, Befehle zu bellen. Er grinste mit den Lippen an ihrer Haut. Annwyl war unbestritten die forderndste Frau, die er je kennengelernt hatte. Und jeden Tag überraschte sie ihn aufs Neue. Den schlimmsten Teil der Inbesitznahme hatte sie bereits hinter sich, und das Brandmarken war nichts für schwache Nerven.

Um ehrlich zu sein, hatte er am Anfang des Vorgangs gedacht, dass sie ihn anflehen würde aufzuhören. Dass sie beim ersten Kontakt der Hitze mit ihrer Haut in Panik geraten und davonlaufen würde. Doch er hätte wissen müssen, dass sie bleiben würde. Sie hatte die Zähne zusammengebissen und sich der Aufgabe gestellt.

Aber er hätte nie erwartet, dass sie zum Höhepunkt kommen würde. Ihr ganzer Körper hatte unter dessen Wucht gebebt, und sie hatte ihm eine blutende Wunde in die Brust gebissen.

Die Inbesitznahme lief immer unterschiedlich ab – nach all den Jahren war die berüchtigte Inbesitznahme seiner Eltern noch heute Gesprächsstoff am Hof –, doch er wusste, was er von seiner Annwyl brauchte. Und wie immer würde er es sich mit Vergnügen von ihr holen.

Er schob ihre Beine auseinander und drang gewandt von hinten in sie ein. Er war sich nicht sicher, aber er meinte, sie murmeln zu hören: »Wurde ja auch Zeit.« So feucht und eng, wie sie bereits war, hatte er das Gefühl, er könnte womöglich schon kommen, bevor er den ersten Stoß beendet hatte. Nach keiner anderen Frau hatte er sich je so gesehnt. Keine hatte diesen Hunger in ihm ausgelöst. Er ließ sein Glied in ihr ruhen und wartete. Und wartete. Sie hielt etwa zehn Sekunden durch, bis sie sich rückwärts gegen ihn schob.

Er schlug ihr auf den Hintern.

»He!«

»Dies ist meine Inbesitznahme, Weib! Nicht deine. Wenn du das noch mal versuchst, hören wir auf … für immer.« Er log natürlich. Auf gar keinen Fall würde er je aufhören, sie zu nehmen. Sie auf jede nur erdenkliche Art zu vögeln. Doch er liebte ihr wütendes Knurren, wenn er sie neckte. Es machte ihn härter.

Um ganz sicherzugehen – und eigentlich nur, weil er es wollte – schlug er ihr noch einmal auf den Hintern. Sie warf ihm über ihre Schulter hinweg einen wütenden Blick zu, doch sie konnte den Schwall Feuchtigkeit oder die Art, wie ihre Muskeln seine Männlichkeit umklammerten, nicht verbergen.

Sie wollte ihn. Brauchte ihn. Und das war gut so. Denn in dieser Nacht würde er sie so in Besitz nehmen, dass sie es nie vergessen würde.

 

Sie wusste jetzt, dass nur ein männliches Wesen sie je hätte in Besitz nehmen können. Nur ein Drache war stark genug, um sie für sich und nur für sich allein in Besitz zu nehmen. Jeden anderen Mann hätte sie tot auf den Hochzeitslaken zurückgelassen. Doch ihr Fearghus war mutig genug, sie zu nehmen. Mutig genug, ihr sein Zeichen ins Fleisch zu brennen. Und mutig genug, sie auf den Hintern zu schlagen.

Er versuchte nie, sie zu zähmen. Er liebte alles an ihr, auch ihren Zorn, und er versuchte nie, ihn zu ändern oder loszuwerden. Fearghus nahm ihn an, wie er alles an ihr annahm.

Er passte perfekt zu ihr, und eines Tages würden sie die Insel Garbhán zusammen regieren.

Fearghus bewegte sich in ihr. Langsam. Ließ sich Zeit. Ließ sie danach hungern. Sie verfluchte ihn, doch es klang verdächtig nach einem Stöhnen. Aber bei den Göttern, es fühlte sich so gut an. Und sie konnte nicht aufhören zu stöhnen. Zu keuchen. Seinen Namen zu sagen. Seinen Namen zu schreien.

Er legte seinen langen, harten Körper auf sie und küsste ihre Schultern, ihren Rücken, ihren Hals. Seine Hände glitten unter ihren Körper und griffen nach ihren Brüsten, drückten ihre Nippel. Sie neigte ihren Kopf zurück, und er küsste sie.

Er stand auf, hob mit einer Hand ihre Brust vom Tisch, während die andere langsam ihren Weg hinab zu ihrem tropfenden Geschlecht fand. Er massierte sie dort, mied aber ihren Kitzler. Und sie dachte kurz daran, dass sie ihn möglicherweise würde umbringen müssen.

Sie brauchte Erlösung. Und sie brauchte sie jetzt.

Sie lehnte sich rückwärts an ihn, ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, während er hungrig an ihrer Kehle knabberte. Wieder ignorierte sie den Schmerz in ihren Unterarmen, als seine schwarzen Haare über ihre Wunden kratzten. Es war ihr egal. Denn genau in diesem Augenblick fühlte sich der Schmerz gut an.

»Bring es zu Ende, Fearghus«, flehte sie verzweifelt. »Jetzt.«

»Sag mir zuerst, was ich hören will, Annwyl. Sag es mir.«

Irgendwie wusste sie genau, was er wollte. Was er brauchte. Und sie würde es nicht hinauszögern, es ihm zu sagen. »Ich liebe dich, Fearghus. Ich liebe dich und ich gehöre dir. Es wird keinen anderen geben. Niemals.« Als wäre das je eine Option gewesen.

»Und ich gehöre dir, Annwyl. Für immer.«

»Ja. Das ist toll«, bellte sie geringschätzig. »Und jetzt bring es zu Ende.« Er lachte – sie nahm an, über die Verzweiflung in ihrer Stimme. Sein Glied glitt sanft in ihr hin und her, während seine Finger ihren Kitzler berührten und den angeschwollenen Knopf fest streichelten. Ihre Finger gruben sich in Fearghus’ Haar, hielten die seidigen Strähnen umklammert, als die Hitzewelle sich in ihrem unteren Rücken ausbreitete. Sie stöhnte verzweifelt, als ihr Körper zu zittern begann. Hitze schoss ihr Rückgrat hinauf, und ihr Kitzler pochte unkontrolliert. Das Stöhnen wurde zu einem Schrei, als der Höhepunkt sich in ihrem Körper ausbreitete. Er vögelte sie durch ihren Orgasmus hindurch, doch als ihre Schreie verebbten, ließ er zu, dass er selbst mit einem Aufheulen kam und in ihr explodierte.

Die beiden lagen mit dem Oberkörper auf dem Tisch, und winzige Zuckungen erschütterten ihre Körper. Bis Annwyl zu ihm nach hinten sah.

»Fearghus?« Er sah aus, als würde er schlafen. Die Augen geschlossen, sein Atem gleichmäßig und tief.

»Aye?«, antwortete er schließlich, ohne die Augen zu öffnen.

»War es das also jetzt?«

Er lächelte. »Ja, Annwyl. Das war’s.«

Sie blickte durch das Zelt zu der Badewanne hinüber, dann zu ihm zurück. »Diese Wanne ist ganz schön weit weg.«

Er öffnete die Augen und sah hinüber. »Aye. Das ist sie.«

»Glaubst du, wir können es schaffen?«

»Überlass das mir, Frau.« Er holte tief Luft, legte einen Arm um ihre Taille und hob sie hoch. Er ging hinüber zur Badewanne, trug sie mit Leichtigkeit, seine Männlichkeit immer noch in ihr vergraben. Mit der freien Hand kippte er die Wanne aus, und das benutzte Wasser ergoss sich über den Boden.

»Schau mal. Hab ich von Morfyd gelernt.«

Er sprach einen Zauber in einer Sprache, die Annwyl nie zuvor gehört hatte. Innerhalb von Sekunden füllte sich die Wanne mit dampfendem Wasser.

»Hübscher Trick!«

»Fand ich auch.« Fearghus stieg in die Wanne, Annwyl immer noch fest in den Armen. Er ließ sich ins heiße Wasser sinken und lehnte sich zurück. »Natürlich habe ich damit vielleicht gerade irgendwo eine Dürre verursacht.«

»Das lässt sich nicht ändern.«

»Egoistisches Biest.«

Er küsste ihren Hals, leckte ihr Ohr, während seine Hände langsam über ihre Haut wanderten. Er steckte immer noch tief in ihr.

»Weißt du, Fearghus, du kannst mich jetzt loslassen.«

»Ich weiß«, murmelte er an ihrem Hals. Doch sein Körper schien seine eigenen Vorstellungen zu haben, und seine Hände erregten sie weiter, während sein Glied, inzwischen wieder hart, als Reaktion auf ihr Stöhnen wuchs.

Annwyl lächelte. Dies würde eine lange Nacht werden.

 

Annwyl zwang sich, die Augen zu öffnen. Den Schatten nach zu urteilen, die über den Boden aus festgestampfter Erde krochen, war der Großteil des Tages schon vergangen. Das Mittagessen hatte sie vermutlich verpasst.

Sie streckte nicht die Hand nach Fearghus aus. Es hatte keinen Sinn. Er war weg. Sie wusste nicht, wann er gegangen war, doch sobald sie wach war, spürte sie seine Abwesenheit.

Der Drache hatte die ganze Nacht ihren Körper in Besitz genommen. Ein paar Mal war sie wach geworden und hatte festgestellt, dass er in ihr war und Liebe mit ihr machte, bis sie zum Höhepunkt kam. Einmal dachte sie, sie hätte geträumt, dass sie ihn nahm, nur um aufzuwachen und festzustellen, dass sie auf ihm saß und ihn ritt, bis er in ihr explodierte. Doch das letzte Mal, als er zu ihr kam, wusste sie, dass etwas anders war. Er bewegte sich langsam und sanft in ihr. Er ließ sich Zeit und schenkte ihr die süßeste Erfahrung, die sie je gehabt hatte.

Da wusste sie, dass er sie verlassen würde, wenn der Morgen dämmerte. Tragischerweise hatte sie recht gehabt.

Annwyl zwang sich in eine sitzende Position hoch; die Felldecke rutschte bis auf ihre Hüften. Ihr tat alles weh. Und sie meinte wirklich alles. Wunden von der Schlacht übersäten ihren Körper. Und ihre Muskeln und ihre Haut schmerzten von Fearghus’ Inbesitznahme.

Als sie daran dachte, sah sie auf ihre Unterarme hinab und erstarrte.

»Brastias!«

Ein paar Sekunden später schritt ihr Hauptfeldherr in ihr Zelt und wandte die Augen von ihren nackten Brüsten ab, die zu bedecken sie sich nicht die Mühe machte. »Ist Morfyd noch hier?«

»Aye.«

»Hol sie her.«

Er stellte keine Fragen, er ging einfach. Ein paar Minuten später kam Morfyd herein. Sie sah den Blick in Annwyls Gesicht und war augenblicklich besorgt. »Was ist los?«

»Dein Bruder ist weg.«

Morfyd nickte. »Ja. Ich habe ihn heute Morgen gesehen.«

»Warum?«

»Er sagte, du müsstest das allein tun. Du seist diejenige, die über diese Menschen herrschen wird. Es läge an dir, ihre Loyalität zu verdienen. Er könne ihnen nur Furcht bringen.«

Natürlich hatte er recht. Der Mistkerl.

Annwyl deutete auf die Male auf ihrer Brust. Der Schmerz, den sie erlitt, ließ sie hoffen, dass sie irgendeine nützliche Bedeutung hatten und nicht einfach nur da waren, weil die Königin ein bisschen Spaß haben wollte. »Du hast mir nie eine direkte Antwort hierzu gegeben.«

»Das ist die Kette von Beathag. Sie ist jetzt ein Teil von dir, wie deine Haut. Die Male werden nie wieder weggehen. Und sie hat dein Leben um fünf- … vielleicht sechshundert Jahre verlängert. Vielleicht ein bisschen mehr oder weniger. Das ist immer schwer zu sagen.«

Annwyl starrte ihre Freundin an. »Oh.« Nun, das war vielleicht ein paar Minuten qualvolle Schmerzen wert.

Sie räusperte sich und streckte ihre Arme vor. »Und die hier?«

Morfyd nahm Annwyls Unterarme in die Hände und betrachtete sie. Sie lächelte. »Fearghus hat dich letzte Nacht in Besitz genommen, wie ich sehe.« Morfyd hatte eindeutig in der vergangenen Nacht woanders geschlafen, denn jeder innerhalb einer Wegstunde um das Lager musste ihre erschöpfenden Vereinigungen gehört haben.

»Ja. Und was ist das nun?«

Morfyd zuckte die Achseln. »Er hat dich gebrandmarkt.«

Annwyl sah wieder auf die Wunden. In der letzten Nacht waren es nur Bereiche mit verbrannter Haut gewesen. Sie hatte angenommen, dass vernarbte Haut zurückbleiben würde, wenn sie verheilt waren. Doch jetzt sah sie etwas anderes. Sie sah ein Drachenbrandzeichen auf jedem ihrer Unterarme. Die Linien waren dunkel, die Drachen klar gezeichnet. Leicht zu erkennen. Ein Drache anders als der andere, beide um ihre Unterarme gewunden. Abgesehen davon war die Haut ihrer Unterarme gesund und hell.

»Er hat dich wirklich gebrandmarkt«, fügte Morfyd hinzu.

 

»Was meinst du damit?«

»Ich habe einfach noch nie so ein … Dunkles gesehen. Außer das von meiner Mutter. Diese Linien sind kohlschwarz.«

»Er sagte, es wäre deutlich, dass meine Liebe und Loyalität einem Drachen gehören. Dein Bruder hat es ernst gemeint.« Annwyl blinzelte, als sie sich an die ganze Inbesitznahme der letzten Nacht erinnerte. Sie hob die Felldecke über ihren Beinen an und seufzte. »Also ehrlich!«

Morfyd spähte über die Decke und lachte schnaubend beim Anblick von Annwyls Schenkeln. Drachen, größer als die auf ihren Unterarmen, und deutlich in ihr Fleisch eingebrannt. »Er ähnelt Bercelak mehr als irgendwem von uns klar war«, lachte Morfyd.

»Tja, ich werde jedenfalls keine Kette tragen. Das überlasse ich der Königin.«

Morfyd lehnte sich zurück, und ihr Lächeln ließ erkennen, was für eine schöne Frau sie war, trotz der Narbe. »Wenn du willst, könnte ich Stulpen machen lassen, die die Male auf deinen Armen verdecken. Wenn du dich unsicher fühlst.«

Annwyl schüttelte den Kopf. »Nein. Was sind schon ein paar mehr Narben, Brandzeichen, Verbrennungen? Abgesehen davon werde ich meine Treue deinem Bruder gegenüber vor keinem Mann verstecken.« Sie stand auf und steuerte auf die Badewanne zu. »Und wenn einer von ihnen es wagt, mich eine Drachenhure zu nennen, schlage ich ihm den Kopf ab.« Sie blieb stehen und deutete auf die Wanne. »Also, kannst du diesen Trick mit dem Wasser machen?«