31 Kurz vor Sonnenaufgang entdeckte Éibhear eine Höhle. Sie lag neben einer Düne und war halb im Sand vergraben. Es schien ihm der perfekte Ort zu sein, vor allem, weil er nicht wusste, ob sie noch eine weitere Höhle finden würden, bevor die Sonnen hoch am Himmel standen.

Er landete direkt vor der Höhle und kauerte sich nieder, damit Izzy herunterrutschen und diesen dummen Hund mitnehmen konnte.

»Warte hier«, meinte er zu ihr. »Ich kontrolliere die Höhle, um sicherzugehen, dass keine Gefahr lauert.«

Sie antwortete nicht, und er wartete auch keine Antwort ab. Sie war total unkommunikativ gewesen, seit sie Herus Hof verlassen hatten, und Éibhear bezweifelte, dass sich das in den nächsten Stunden ändern würde.

Er betrat die Höhle, besorgt, sie könnte so klein sein, wie es von außen wirkte. Zum Glück war es eher eine unterirdische Höhle, und als er ein Stück hinabstieg, fand er ein paar geräumige Kammern, die perfekt waren, um den Tag darin zu verschlafen. Gerade wollte er noch ein bisschen weiterforschen, da merkte er, dass Izzy mit einer brennenden Fackel hinter ihm stand.

»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst warten.«

Izzy lachte fröhlich und übermütig. »Ich finde es einfach großartig, dass du glaubst, ich würde deine Befehle jederzeit und egal, worum es in diesem Universum geht, ausführen. Das amüsiert mich einfach unendlich! Grandios, dein Sinn für Humor.«

»Du hättest auch einfach sagen können: ›Ich nehme keine Befehle von dir an.‹«

»Das hätte ich, ja.«

Seufzend ging Éibhear in eine Richtung davon, Izzy mit gezogenem Schwert in die andere. Nach ungefähr einer Viertelstunde trafen sie sich am Ende der Höhle wieder.

»Alles klar«, sagte sie, ließ ihre Tasche fallen und streckte die Schultern. »Nicht einmal eine Ratte.«

»Wenn Drachen diese Höhlen benutzen, um sich darin auszuruhen, wäre Ungeziefer aller Art dumm, hierzubleiben. Für einige von uns gelten Ratten als kleine warme Leckereien.«

»Für einige, aber für dich nicht?«

Unwillkürlich zog er die Lippen über den Reißzähnen zurück. »Nein. Es gibt ein paar Dinge, die ich einfach nicht essen würde.«

Izzy holte ihre Matratze heraus, rollte sie auf dem Boden aus und setzte sich. Sie wühlte in ihrer Tasche und holte etwas getrocknetes Rind und ihre Feldflasche mit Wasser heraus.

Éibhear nahm seine menschliche Gestalt an und folgte ihrem Beispiel, indem er seine Matratze ausrollte. Als er sich setzte, sah er, wie Izzy ihr Essen mit diesem verdammten Hund teilte.

»Du gibst ihm dein Trockenfleisch?«

»Ich habe genug für ihn dabei. Keine Sorge. Er ist mein Hund – ich kümmere mich um ihn.«

»Wir hätten ihn zurücklassen sollen.«

»O ja, ich hätte meinen kostbaren Hund allein bei fremden Drachen lassen sollen, die immer noch Hund fressen. Genialer Plan.« Sie blickte stirnrunzelnd auf. »Warum starre ich auf deinen Penis?«

»Weil er dich fasziniert?«

»Kannst du keine Hose anziehen?«

»Ich könnte schon.« Dann lächelte er, was sie nur noch mehr zu ärgern schien.

Sie verzog ein wenig die Lippen, doch dann machte sie sich wieder daran, diesen verdammten Hund zu füttern, statt ihn anzuschreien.

Éibhear holte seinen eigenen Proviant heraus und beobachtete Izzy beim Essen. Sie tat, als ignoriere sie ihn, aber er kaufte es ihr nicht ab. Nicht mehr.

»Wie lange hast du ihn schon?«, fragte er sie schließlich nach dem verdammten Hund.

»Mittlerweile drei Jahre.«

»Badest du ihn jemals?«

»Immer wenn ich in einem See oder Fluss bade, badet er auch. Er liebt Wasser.«

»Und dennoch scheint er nie besonders sauber zu sein.«

»Er liebt Wasser, aber er liebt auch Schlamm, Blut, Mist, Rinderurin …«

»Warte. Speziell Rinderurin?«

»Frag mich nicht, warum. Das ist eine seiner Vorlieben.«

»Und du glaubst wirklich nicht, dass er von der Unterwelt ausgespuckt wurde?«

»Nein, glaube ich nicht.«

»Denn ich habe noch nie so eine Hunderasse gesehen.«

»Das heißt gar nichts. Die Welt ist voller Dinge, die noch keiner von uns gesehen hat. Abgesehen davon«, – sie hob den Kopf des Hundes – »wie kannst du in diese Augen schauen und glauben, irgendetwas an meinem Macsen sei böse?«

»Weil sein eines Auge rot ist?«

»Was?« Sie hob den Hundekopf noch weiter, damit sie ihn anschauen konnte, ohne sich selbst zu bewegen. »Oh. Das. Das ist nur der Widerschein des Lichts von der Fackel.«

»Wenn du dir das einreden musst, um die Nacht zu überstehen …«

»Ich kann nicht fassen, dass du Angst vor einem kleinen Hund hast.«

»Er ist nicht klein, und ich habe keine Angst. Ich finde ihn nur widerwärtig. Wie Ratten. Die finde ich auch widerwärtig.«

»Aber Ratten sind nicht loyal, und sie übertragen Krankheiten.«

»Du kannst unmöglich wissen, ob dieser Hund Krankheiten überträgt oder nicht.«

Sie seufzte entnervt. »Lass meinen Hund in Ruhe.«

»Also gut. Aber wenn er mitten in der Nacht deine Seele stiehlt und sie in die tiefsten Gruben einer der Höllen wirft, dann komm nicht heulend zu mir angerannt.«

Empört darüber, dass jemand das Untier nicht mögen konnte, das ihr aufs Bein sabberte, zog Izzy eine Karte der Wüstenländer aus ihrer Reisetasche und schaute darauf.

»Wo willst du schlafen?«, hörte sie Éibhear fragen.

»Schlafen?« Sie blickte von der Karte auf. »Na, hier.«

»Ist hier Platz genug?«

Stirnrunzelnd schaute Izzy auf ihr Lager hinab und seufzte. Macsen lag auf dem Rücken, alle viere entspannt von sich gestreckt, und sein Schnarchen füllte die Kammer. Es sah nicht hübsch aus, aber es bewies eines: Der Hund vertraute Éibhear endlich, denn er bot seinen Bauch niemals jemandem dar, dem er nicht traute.

»Er wird mir Platz machen«, murmelte sie und wandte sich wieder ihrer Karte zu.

»Ich bin mir sicher, da ist etwas Wahres dran. Ich weiß jedenfalls, dass ich dir Platz machen würde.«

Izzy hob den Blick und schaute den Drachen unverwandt an, der ihr gegenübersaß. Er saß mit verschränkten Beinen da, die Ellbogen auf die muskulösen Schenkel gestützt, sein glänzendes blaues Haar fiel ihm ins Gesicht, und funkelnde silberne Augen beobachteten sie eindringlich.

»Das kannst du nicht ernst meinen«, sagte sie.

»Was?«

»Wir streiten seit zwei Tagen.«

»Und?«

»Und du willst mich trotzdem in deinem Bett?«

»Ich will dich überall, wo ich dich kriegen kann.«

Izzy musste nicht einmal hinschauen, um zu wissen, dass er hart und bereit war. Vielleicht wäre ihm jede Muschi recht, die ihm gegenübersaß, mutmaßte sie, war sich aber nicht sicher.

»Du verstehst schon, dass wir das nicht durchhalten, oder?«

»Ich kann stundenlang, also …«

»Nein, nein.« Ihr Götter, dieser Drache! »Ich meine, was auch immer das zwischen uns ist – wir können so nicht weitermachen.«

»Du weißt nicht, was das zwischen uns ist? Soll ich dir eine Zeichnung machen?«

»Ich brauche keine Zeichnung, Éibhear. Ich sage nur … es ist nur so …« Izzy stieß frustriert die Luft aus. »Ich meine …«

»Was ist los, Izzy? Lenkt dich meine herrliche menschliche Gestalt ab?«

Ja! »Nein!«

»Kein Grund, gleich schnippisch zu werden! Das war nur eine Frage.«

»Ich versuche nur zu erklären, dass …«

»Wie wäre es, wenn wir jetzt einfach vergessen, irgendetwas erklären zu wollen?«

»Das könnte ein guter Vorschlag sein«, seufzte sie und rieb sich das Gesicht.

»Stattdessen könntest du dich ausziehen und dich auf meinen Ständer setzen, und wir heben uns die Erklärungen für ein andermal auf.«

Izzys Hände bedeckten noch ihr Gesicht, und sie ließ ein paar Finger spielen, damit sie mit einem Auge den Drachen anstarren konnte.

»Ich glaube, mir fehlen die Zeiten«, murmelte sie zwischen ihren Fingern hindurch, »als ich dich schon nervös machen konnte, indem ich einfach nur deinen Schwanz gepackt habe.«

»Du machst mich immer noch nervös, wenn du meinen Schwanz packst, aber das können wir auch ein andermal besprechen.«

Izzy ließ die Hände in den Schoß fallen und staunte ihn an. »Willst du mich wirklich so sehr, Éibhear der Blaue?«

»Ich will dich mehr als meinen nächsten Atemzug. Und ja, es ist von Bedeutung, wer mir gegenübersitzt. Denn ich schätze, das hast du dich eben gefragt.«

Mistkerl. Er kannte sie wirklich gut. Nach all den Jahren. Nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten. Vielleicht kannte er sie besser als die meisten anderen.

»Izzy«, sagte er leise, bevor er seine Augenbrauen tanzen ließ.

Izzy hielt sich den Mund zu, aber das Gelächter schlüpfte ihr durch die Finger.

»Na ja«, sagte sie schließlich, als sie aufstand. »Du warst so nett, meinen Hund zu tragen. Ich denke, das Opfer kann ich bringen.«

»Das Opfer? Ja, es ist immer schön zu wissen, dass du dich dazu herablassen musst, mit mir zusammen zu sein.«

Ihr Kettenhemd ruhte jetzt auf der Schnauze des schnarchenden Hundes – von einem Hemd aus Metall im Gesicht getroffen zu werden, weckte den Schwachkopf nicht auf –, ihre Bandagen hatte sie abgenommen und beiseitegeworfen. Izzy beugte sich nach vorn und verkleinerte so den Abstand zwischen ihnen. Die Hände hatte sie links und rechts von seinen Hüften abgestützt, und ihr Mund war seinem wunderbar nahe.

Éibhear hob die Hände und legte sie um ihr Gesicht. Izzy war so schön geworden. Die Narben quer über ihrer Nase, ihrer Wange und am Kiefer schienen diese Schönheit nur zu verstärken.

»Hast du vor, mich endlich zu küssen?«, fragte sie. »Oder willst du einfach weiter starren?«

»Ich weiß es noch nicht recht.« Er strich ihr mit den Händen übers Gesicht, den Hals. »Ich mag es, wenn ich dich anschauen kann, ohne mir Sorgen zu machen, dass ich von drei Mistkerlen, die mich nach all den Jahren immer noch brutal misshandeln, zusammengeschlagen werde.«

Izzy grinste. »Lustig, es sah aus, als hätten mein Vater und die anderen das meiste abbekommen.«

»Sie haben angefangen. Ich habe mich nur verteidigt.«

»Du bist so ein Lügner …«

»Na, na! Jetzt wollen wir aber nicht bösartig werden!« Er zog sie ein wenig enger heran und strich mit den Lippen über ihre. »Zumindest noch nicht.«

Izzy glitt rittlings auf seinen Schoß und stützte die Arme auf seine Schultern. Éibhear küsste sie, während seine Hände an ihrem Hals herab und über ihre Brust glitten. Er legte die Hände um ihre Brüste; seine Daumen strichen über ihre Nippel. Stöhnend schloss Izzy die Augen.

Das war nicht fair. Der Drache hatte sie kaum angefasst, und wieder schmolz sie in seinen Händen, fiel unter seinen Fingern auseinander. Sie sollte mit ihm spielen, ihn benutzen, ihm das Leben zur Hölle machen – nur zu ihrer eigenen gefühllosen Belustigung. Doch sie schien nicht in der Lage zu irgendetwas davon. Stattdessen schob sie ihm die Finger in die Haare und zog ihn dichter an sich.

Seine großen Hände glitten tiefer, bis sie sich um Izzys Taille legten. Dann beugte sich Éibhear vor, drückte Izzy nach hinten und küsste sie auf den Mund, den Kiefer, den Hals. Als sie so weit nach hinten gelehnt war, wie es ging, löste Éibhear eine seiner Hände von ihrer Taille, und kurz darauf spürte Izzy, wie sich ein Finger in sie schob, gefolgt von einem weiteren. Sie erbebte; ihr Stöhnen wurde lauter.

Éibhear legte die Lippen um ihre Brustwarze, zupfte und leckte sie.

Izzy wurde heiß, ihr brach der Schweiß aus. Mit den Händen umklammerte sie Éibhears Schultern.

Ihr Götter, sie fühlte sich außer sich. Wahnsinnig. Sie konnte nicht geradeaus denken und hatte das Gefühl, keinerlei Kontrolle über ihren Körper zu haben.

Er wechselte zu ihrer anderen Brustwarze, seine Zähne streiften zunächst die Spitze, bevor er sie grob einsaugte und mit seiner Zunge damit spielte. Und die ganze Zeit strichen die zwei Finger, die er in ihr hatte, herein und hinaus, während sein Daumen gelegentlich ihre Klitoris streifte. Nicht genug, um sie kommen zu lassen, gerade so viel, dass es sie verrückt machte.

Izzy versuchte, die Beine zu schließen, hoffte, dass Éibhears Hand bleiben würde, wo sie war; vielleicht konnte sie sie reiten, bis sie kam. Aber er blieb zwischen ihren Schenkeln und hielt sie mit seinem Körper gespreizt.

Sie konnte nicht mehr, warf den Kopf hin und her, versuchte, sich von ihm zu lösen. Nur um ein paar Sekunden zum Atmen herauszuschlagen, um sich zu beruhigen, damit sie mit alledem klarkam. Aber die Hand an ihrer Taille bewegte sich ihren Rücken entlang nach oben, bis seine Hand ihre Schulter umfasste und sie festhielt, wo sie war – eine Gefangene.

Izzy wimmerte verzweifelt. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, war verwirrt, überwältigt. Es sollte nicht so sein. Es sollte nicht so intensiv sein, so außer Kontrolle. Egal, was sie sich mit sechzehn, als sie noch keine Ahnung hatte, worum es beim Sex eigentlich ging, in ihren Tagträumen ausgemalt hatte – als rationale Erwachsene wusste Izzy, dass Sex, egal mit wem, nicht so sein sollte. Nichts sollte so sein. Es war zu viel, zu gut, zu alles.

Sie stemmte sich gegen Éibhears Schultern, und endlich lockerte er seinen Griff. Erleichterung und Enttäuschung bekriegten sich in ihr, während sie begann, sich davonzuschleppen. Doch Éibhear packte ihre Schenkel und legte sie auf seine Schultern. Bevor Izzy ein Wort sagen konnte, war sein Kopf zwischen ihren Beinen und seine Zunge in ihrer Scham.

Izzy umfasste Éibhears Kopf mit dem festen Vorsatz, ihn wegzuschieben.

Ja. Das war ihr Vorsatz. Eindeutig. Absolut.

Zu schade, dass Vorsätze keine Bedeutung hatten, wenn man es mit der perfektesten aller Zungen zu tun bekam.

Izzy wand und drehte sich, auch wenn sie jetzt nicht mehr zu entkommen versuchte, sondern einfach nicht in der Lage war, die Reaktion ihres Körpers noch länger zu bekämpfen.

Die perfekte Zunge bewegte sich nach oben, hielt schließlich an ihrem Kitzler an und massierte ihn mit der Zungenspitze, bis Éibhear schließlich die Lippen darum schloss und zu zupfen begann. Beim zweiten Zupfen schluchzte sie auf. Beim dritten schrie sie, wölbte den Rücken und schloss die Schenkel um seinen Kopf, bis sie sicher war, sie würde ihn umbringen. Nicht, dass es sie gestört hätte. Nicht jetzt, wo nichts Izzy von dem Orgasmus ablenken konnte, der durch ihren Körper tobte, sie von innen heraus zerriss, bis sie nichts weiter tun konnte, als auf dem Boden liegen und wimmern.

Endlich löste sich Éibhear von ihr, streichelte ihren schweißgebadeten Körper, während er sich neben ihr ausstreckte. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und lächelte sanft. »Alles klar?«

»Ich hasse dich«, flüsterte sie. »Ich habe dich immer gehasst.«

»Lügen macht es kein Stück leichter, Iseabail.«

»Halt die Klappe.«

Er lachte und legte die Arme um sie, zog sie an seinen Körper. Sie spürte, wie seine Erektion gegen ihr Bein drückte, aber er schien nur zu gern auf sie zu warten.

Natürlich hasste Izzy ihn dafür nur noch mehr.

Éibhear wusste jetzt, warum sie sauer auf ihn war.

Na ja, nicht sofort. Zuerst war er vollkommen verwirrt. Bis sie ungefähr zwanzig Minuten später auf ihn kletterte, sich rittlings auf ihn setzte und ihn in sich gleiten ließ. Dann ritt sie ihn und schaute dabei mit ihren hellbraunen Augen, von denen er während all der Jahre mehr als tausendmal geträumt hatte, auf ihn herab. Ihre Hüften wiegten sich, die Muskeln in ihrer Muschi drückten ihn rhythmisch, bis er dachte, er würde womöglich sofort ohnmächtig. Noch schlimmer: Izzy ließ sich Zeit, streichelte seine Brust, seine Schultern. Aber es war ihr Stöhnen, die Nässe ihrer Muschi, die Art, wie ihre Schenkel ihn fest umschlossen, die ihm sagten, was er wissen musste.

Also: Ja, er verstand, warum sie sauer auf ihn war. Weil er dasselbe fühlte. Éibhear wusste, sie könnte alles von ihm verlangen, und er würde die Sonnen in Bewegung setzen, um es wahr zu machen. Er wusste, er würde alles tun, um ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu halten, um sie zu beschützen.

Wütend auf sich selbst, packte er ihre Taille, rollte sich auf sie und hielt sie mit seinem Körper fest. Sie schaute zu ihm auf, und ihn beschlich das Gefühl, dass sie wusste, was er da tat: versuchen, die Kontrolle in einer unkontrollierbaren Lage zu behalten. Aber sie machte sich weder über ihn lustig noch neckte sie ihn, sie neigte sich nur zu ihm herauf, bis sie ihn küssen konnte, und legte die Arme um seinen Hals.

Nein. Er würde niemals Kontrolle über diese Lage haben, egal, wie sehr er es versuchen mochte. Es war einfach unmöglich. Also machte sich Éibhear nicht mehr die Mühe, dagegen anzukämpfen. Was hätte es genützt? Stattdessen löste er ihre Arme von seinem Hals, hielt sie über ihrem Kopf fest und vögelte Izzy mit allem, was er hatte, denn er war sich bewust, dass Izzy die einzige Frau war, die damit umgehen konnte.

Auf dem Bauch ausgestreckt, lag Izzy mit dem Kopf auf den verschränkten Armen und genoss das Gefühl von Éibhears Hand, die ihre Beine auf und ab strich.

»Woher hast du diese Narbe?«, fragte er, während er mit den Fingerspitzen die Linien der Hauterhebung auf ihrem Rücken nachzeichnete.

»Weiß nicht genau.«

»Izzy, sie ist mindestens 45 Zentimeter lang und gefährlich nah an deinem Rückgrat. Wie kannst du das nicht genau wissen?«

»Weißt du, wie viele Schlachten ich mitgemacht habe? Wie viele Male eine Heilerin an mir gearbeitet hat? Manchmal hinterlassen sie Narben, manchmal nicht. Abgesehen davon« – sie stützte den Ellbogen auf und das Kinn in die Handfläche – »habe ich es früher gehasst, herumzusitzen und den älteren Kriegern zuzuhören, wie sie über ihre Narben erzählten. Sie verglichen. Damit angaben. Was soll das bringen? Für mich zählt nur, dass ich noch hier bin und kein wichtiges Teil fehlt.«

Éibhear kicherte. »Jetzt klingst du wie Ghleanna.«

»Sie hat mir viel beigebracht. Genau wie Addolgar.«

»Die Geschwister meines Vaters haben uns allen Schlachtfeld-Lektionen mitgegeben. Obwohl ich glaube, dass Tante Ghleanna seit einiger Zeit nicht mehr mit mir spricht.«

»Warum?«

»Anscheinend hatte sie größere Pläne für mich als die Mì-runach.«

»Wenn die Königin der Meinung ist, die Mì-runach dienten einem Zweck, dann sollte Ghleanna das nicht in Frage stellen. Abgesehen davon: Soweit ich weiß, braucht ihr euch für das, was ihr tut, nicht zu schämen.«

»Hast du vor, deine eigene Mì-runach-Einheit unter deinen Soldaten zu gründen?«

»Natürlich nicht. Wir brauchen keine Bande verrückter Krieger, die mit nichts weiter als ihrer Wut und ein paar Schwertern in die Schlacht rennen.«

»Und warum nicht?«

»Weil wir Annwyl haben. Sie ist unsere Mì-runach, sonst brauchen wir keine.«

Laut auflachend, rollte Éibhear auf den Rücken und Izzy folgte ihm. Und die beiden lachten, redeten und liebten sich, bis die Sonnen untergingen und sie ihre Reise fortsetzen konnten.