Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen
Ein dramatisches Zeitalter auf wenigen Seiten zu besichtigen, dazu bedarf es der minimalistischen Kunst eines großen Autors. Taras Prochasko verwandelt ein Familienepos, das Hunderte Geschichten birgt, in lauter erzählerische Extrakte, die eine versunkene Welt und ihre Bewohner heraufbeschwören und zum Gegenstand der Meditation machen. Diese Welt heißt Stanislau und liegt im Karpatenvorland, einem Winkel des Habsburger Reichs. Nach zwei Weltkriegen ist dort nichts mehr wie zuvor. Nur der Enkel Taras wohnt noch immer im Haus seines tschechischen Großvaters an der Hauptstraße. Nicht nur ihre verworrenen Lebensläufe ruft er auf, sondern auch die vielen Dinge, die es einmal gab, chaotische Belanglosigkeiten, die schon bald verschwunden sein werden: »Manchmal, wenn ich nichts tue und nichts sage, scheint es mir, als machten genau sie mein eigentliches Ich aus.«
Taras Prochasko, der jüngere Weggefährte von Andrzej Stasiuk und Juri Andruchowytsch, ist ein poetischer Landvermesser und Geschichtenerzähler ganz eigener Art. Das »Stanislauer Phänomen«, die überraschende Blüte literarischer Talente in einer Provinzstadt des mittelöstlichen Europas, hat in Prochasko die prägnanteste Gestalt angenommen.