Steppenbrand
Jetzt kommt die Zeit der Herbststürme. Mir machen Sturm und Regen nichts aus. Im Gegenteil, es ist die schönste Zeit des Jahres. Wenn ich mich oben auf dem Dachboden in Sicherheit wiege, kann draußen passieren, was will. Manchmal stürmt es so, dass man meinen könnte, das Dach wird abgedeckt. Ich bin jetzt auch öfter bei Martin zu Hause eingeladen. Sein Vater arbeitet bei Karstadt und seine Mutter bei der Sparkasse. Außerdem hat er noch zwei ältere Brüder. Die Familie wohnt in einer Sozialwohnung, obwohl sie das gar nicht nötig haben, weil sie eigentlich zu viel verdienen, sagt Mutter.
«Ich sollte mal auch Geld vom Staat bekommen», sagt sie, aber nie im Leben würde sie zum Sozialamt rennen, außerdem bekommt Opa ja 2700 Mark Rente.
Ich liege im Bett und fühle mich ganz besonders wohl, denn draußen ist es ungemütlich, und Oma krabbelt mich und erzählt Geschichten aus dem Harz. Wenn sie aus ihrer alten Heimat erzählt, könnte man meinen, es geht dort zu wie im Märchen. Sie hat mir schon so oft von Ilsenburg und Wernigerode und dem Brocken berichtet, dass ich alles genau vor Augen habe. Ich würde mir das gerne mal von nahem anschauen. Wenn die Großeltern nächstes Jahr dorthin fahren, nehmen sie mich vielleicht mit, denn für Rentner und Kinder ist es kein Problem, in die DDR zu reisen und vor allem wieder zurück.
«Schade, dass deine Uroma schon tot ist», sagt Oma häufig.
Und dass ich meine Haare von der Urgroßmutter geerbt habe. Die war wie Oma auch eine sehr gütige Frau, aber wenn sie mal böse wurde, was ganz selten vorkam, dann richtig. Der Trick war, dass sie meine Oma nicht geschlagen hat, sondern ihr mit der Faust sacht an die Stirn geklopft und dabei «Hüte deck» gesagt hat, das ist Harzer Platt und heißt «Hüte dich». Oma fand das ganz furchtbar und hat die Urgroßmutter dann immer angefleht:
«Schlag mich windelweich, aber mach nicht ‹Hüte deck›.»
Ich kuschle mich in die Decke, und Oma krabbelt mich schon seit einer Viertelstunde, ausnahmsweise, sagt sie, obwohl ich gar nicht weiß, was heute Besonderes ist oder womit ich das sonst verdient habe. In zwei Monaten feiern die Großeltern im Hotel Lindner goldene Hochzeit! Da freu ich mich schon sehr drauf, weil es in rauen Mengen die schönsten Köstlichkeiten zu essen gibt. Oma hat mir auch schon verraten, was: Hirschbraten mit Preiselbeeren, Kartoffelkroketten und Rotkohl. Und zum Nachtisch eine Eisbombe. Kartoffelkroketten habe ich in meinem ganzen Leben erst einmal gegessen, aber sie haben so gut geschmeckt, dass ich den Geschmack nie vergessen werde. Kroketten können nur von richtigen Köchen zubereitet werden, Oma oder gar Mutter könnten das gar nicht. Martin darf auch mit, damit ich mich nicht etwa langweile, weil sonst nur Erwachsene kommen.
«So, Mathias, ich muss mich mal ums Essen kümmern.»
«Was gibt es heute?»
«Grünkohl mit Kohlwurst und Salzkartoffeln.»
Grünkohl ist ein Herbst- und Winteressen. Wenn es den gibt, macht Oma immer Kümmel an die Kartoffeln, das schmeckt besonders gut, und wenn ich frage, warum nicht auch bei andern Gerichten, sagt sie, das passt nicht, aber das kann ich mir nicht vorstellen.
Nach dem Frühstück kommt plötzlich Opa aus dem Keller gestapft und sagt:
«Komm, Mathias, wir gehen zum Gluck-gluck-Männchen.»
Das Gluck-gluck-Männchen ist sehr weit entfernt, noch hinter dem Wald und dem Fußballplatz, und es sieht aus wie eine Straßenlaterne oder ein Strommast. Doch wenn man davorsteht, kommen aus der Erde Geräusche, als wenn ein Riese Schluckauf hätte. Gluck, gluck, gluck, gluck. Als ich noch klein war, habe ich mal gesagt, da wohnt das Gluck-gluck-Männchen, und Opa hat gelacht. Seitdem nennen es auch die Erwachsenen so. Opa hat mir erklärt, dass dort unten Öl fließt und die Geräusche von einer unterirdischen Pumpe kommen. Wir stapfen durch den Herbststurm. Unsere Haare sind schon ganz zerzaust, und als wir schließlich beim Gluck-gluck-Männchen ankommen, kann man wegen dem Wind sein eigenes Wort kaum verstehen. Mucksmäuschenstill stehen wir da, wie angewachsen, und warten auf die Geräusche.
«Da», sagt Opa plötzlich. «Hörst du es?»
Doch auch wenn ich mich noch so anstrenge, ich höre nichts, außer Wind. Opa hat es, glaube ich, auch nur so gesagt. Nach einer Weile geben wir auf und kehren zurück. Auf dem Rückweg kommen wir an einem verwilderten Garten vorbei, der niemandem mehr gehört und in dem Beeren wachsen. Opa hat extra eine Tasche mitgenommen. Wir kämpfen uns durchs Gestrüpp und sammeln Blaubeeren und Brombeeren.
«Da wird sich Oma aber freuen», sagt er.
Bald sind unsere Hände zerschunden und zerstochen, aber Spaß macht es doch sehr, die Beeren zu sammeln. Und was Oma gleich für ein Gesicht machen wird! Am Nachmittag kann sie dann gleich die Beeren einkochen, und in ein paar Wochen gibt es selbstgemachte Marmelade. Wir sind so ins Sammeln vertieft, dass wir ganz die Zeit vergessen.
«Oh, gleich halb eins», ruft Opa, «jetzt heißt es die Beine in die Hand nehmen.»
Auf dem Rückweg macht er sich so klein wie möglich, um dem Sturm zu trotzen. Von weitem sieht es bestimmt aus, als wären wir Spielkameraden. Plötzlich schießt ein Schäferhund aus dem Gestrüpp und kläfft Opa an. Der hebt seine Hand und sagt:
«Ich hau dir gleich eine.»
Der Hund jault und verschwindet ganz schnell dorthin, wo er hergekommen ist. Ich bin wieder mal stolz auf Opa, denn er ist eine Respektsperson für alle. Er sagt dann noch: «Wenn der Hund ans Bein pinkelt, stinkt das Bein und nicht der Hund.» Zu Hause wartet schon Oma mit sorgenvoller Miene.
«Na, Walter, ihr kommt aber spät.»
«Ja, tut mir leid, Friedel. Mathias, zeig Oma mal, was wir alles mitgebracht haben.»
Ich mache die Tasche auf, und Oma schlägt die Hände vors Gesicht.
«Die hat Mathias ganz allein gepflückt», sagt Opa.
Obwohl alle wissen, dass das nicht stimmt, sagen sie weiter nichts, und Oma schüttet sorgsam die Tasche in eine Keramikschüssel, damit die Beeren nicht kaputtgehen. Das ganze Haus riecht nach Grünkohl, denn Oma kocht immer gleich für mehrere Tage. Nebenan im Wohnzimmer übt Mutter eine Fuge von Johann Sebastian Bach. Das ist unser Lieblingskomponist. Mutter sagt, dass er ein Genie war, und das glaube ich gern.
«So, Gretchen, jetzt wollen wir mal zu Tisch.»
Opa und ich vertilgen das Essen mit Heißhunger, wir haben ja auch etwas geleistet. Mutter zieht einen Flunsch.
«Schmeckt’s dir nicht, Gretchen?», fragt Oma.
«Doch, Mutti, es schmeckt gut. Der Grünkohl ist vielleicht noch nicht ganz durch.»
Oma ist beleidigt, lässt sich aber nichts anmerken. Oma ist sonst nie beleidigt oder eingeschnappt, nur wenn es um ihr Essen geht, versteht sie keinen Spaß.
Nach dem Essen bereitet sich Mutter sorgfältig auf den Unterricht vor. Sie sagt, Vorbereitung ist das halbe Leben. Nicht das ganze, aber das halbe. Und dann sagt sie noch oft, dass Kannichnicht gestorben ist. Erst habe ich es nicht verstanden, aber jetzt weiß ich, was sie meint. Sie hätte gerne mehr Schüler, die so begabt sind wie Sigrun, aber das ist schwer, in der Jugendmusikschule gibt es nämlich keine Aufnahmeprüfung, und jeder kann eintreten und mitmachen. Mutter schlägt manchmal die Hände über dem Kopf zusammen, weil die meisten Schüler so unbegabt sind, aber sie gibt natürlich trotzdem immer ihr Bestes, weil sie sehr gewissenhaft ist. Ich muss vom Grünkohl aufstoßen, und Opa sieht aus, als wäre er schon eingeschlafen. Sein Kopf sinkt auf die Brust, und aus seinen Mundwinkeln kommt Luft. Er hat wie immer ein Lätzchen um, damit der gute Anzug nicht schmutzig wird. Oma stößt ihn an:
«Nun komm mal, Walter, was sind denn das für Sitten? Geschlafen wird im Bett.»
Opa schreckt hoch.
«Oh, Entschuldigung, Friedel, ich glaube, ich bin eingenickt.»
Friedel heißt «die Friedliche», hat mir Oma mal erklärt. Dann geht Opa nach oben ins Schlafzimmer und hält einen Mittagsschlaf. Oma weckt ihn um Punkt drei auf, sonst würde er glatt bis zum Abendbrot oder noch länger durchschlafen. Einmal habe ich Oma am Telefon sagen hören, dass er in letzter Zeit abgebaut hat. Ich finde das nicht, denn wie Opa heute Beeren gesammelt hat, soll ihm erst einmal einer nachmachen in dem Alter, er ist schließlich im vorigen Jahrhundert geboren, 1890.
Oma macht den Abwasch allein. Mutter hat mir mal gesagt, dass sie es gar nicht mitansehen kann, wie Oma abwäscht, weil das Geschirr hinterher immer noch ganz schmuddelig ist, Oma hat ja nicht mehr so gute Augen. Manchmal spült Mutter die Sachen heimlich nach. Weil ihr schlecht wird, sagt sie, und außerdem ist es unappetitlich, aber ich soll Oma bloß nie etwas sagen, sonst denkt sie, dass sie keine gute Hausfrau mehr ist, und sie war doch ihr Leben lang eine gute Hausfrau. Ich bleibe am Küchentisch sitzen und beobachte Oma. Helfen muss ich nicht, weil ich Einzelkind bin, und die müssen nicht so ran wie Geschwisterkinder. Oma pfeift beim Abwasch immer vor sich hin, sie schürzt ihre Lippen, und heraus kommen Volkslieder und Lieder aus ihrer Kinderzeit. Ich frage mich, ab welchem Alter man wohl nicht mehr pfeifen kann. Opa pfeift nie, aber der macht sich ja auch nichts aus Musik. Mutter kommt in die Küche gehetzt. Sie hat dauernd Angst, zu spät zu kommen, dabei geht sie immer pünktlich aus dem Haus. Aber der Unterricht strengt sie sehr an, das weiß ich, weil sie immer ihr Bestes gibt. Vor meiner Geburt hat sie mal als Sekretärin in Köln gearbeitet. Das hat ihr sehr gut gefallen, jedenfalls besser als jetzt als Musiklehrerin. Oma hat ihr für heute Äpfel klein geschnitten und ein Vollkornbrot mit Scheiblettenkäse und zur Krönung einen Fruchtriegel aus dem Reformhaus, das ist Mutters absolutes Lieblingsessen. Haselmark heißt der, den isst sie schon, solange ich denken kann. Mir schmeckt er auch ganz gut, aber richtige Süßigkeiten schmecken natürlich viel besser. Mutter zählt immer auf, was im Haselmark alles Gutes drin ist, und sagt, je eher ich mich daran gewöhne, desto besser. Sie nimmt ihre Tasche mit der Sopran- und der Tenorflöte und den Noten und eilt davon. Ich winke ihr durchs Küchenfenster zu. Wenn sie an der Gartenpforte steht, dreht sie sich immer noch einmal um und winkt zurück. Oma lässt den Pfropfen aus dem Ausguss, und das schmutzige Wasser gluckert weg. Jetzt hört man in der Küche nur noch die Uhr ticken, so leise ist es. Gleich kommt Martin und holt mich ab. Ich finde es gut, dass er fast jeden Tag kommt. Als er klingelt, bin ich schon gestiefelt und gespornt. Draußen scharren Norbert und Axel mit den Hufen, Uwe und Wolfgang sind heute Nachmittag ihren Vater besuchen, der arbeitet als Hausmeister.
Norbert fragt, ob wir einen Steppenbrand machen wollen. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache, aber er ist der Älteste und hat die Verantwortung, und es wird schon alles gutgehen, wie im letzten Jahr, da war ich aber noch nicht dabei, Norbert hat nur davon erzählt. Mit Stöcken und einem Teppichklopfer bewaffnet, gehen wir aufs Langenbeker Feld und suchen einen Abschnitt, den man gut kontrollieren kann. Auf dem Langenbeker Feld steht mannshoch das trockene Gras, das ist jetzt reif, sagt Norbert. Er hat eine Schachtel Streichhölzer dabei und teilt uns ein. «Ein Mann da, einer da, einer da und einer da.» Ein Mann! Ich werde rot, weil ich stolz bin, dass mich Norbert so nennt. Dann zündet er das Feld ganz unten an. Es brennt ganz gut. Immer wenn der Brand zu groß wird, müssen wir ihn wieder kontrollieren. Überall Flammen! Es ist das Spannendste, was ich je erlebt habe! Wir brennen das ganze Feld ab bis oben zum Kartoffelacker, dort geht das Feuer von ganz alleine aus. Manchmal sieht man Getier flüchten oder einen Vogel auffliegen. Ich stelle mir vor, Feuerwehrmann zu sein und das Feuer zu löschen, das jemand anderes gelegt hat.
«So, Männer, kleine Pause», sagt Norbert.
Wir verschnaufen auf dem Feld nebenan. Ich schnuppere an meiner Kleidung, sie riecht jetzt schon nach Rauch. Ich weiß gar nicht, ob ich von meiner Mutter aus Steppenbrand machen darf. Wir haben aber noch nie darüber gesprochen, also ist es schon mal nicht verboten.
«So, Männer, weiter.»
Norbert bläst wieder zum Aufbruch. Ich finde, dass wir aufhören sollten, weil das nächste Feld bis zum Wald hoch geht. Wenn da der Wind wechselt, fängt der Wald vielleicht Feuer. Aber ich trau mich nichts zu sagen, wahrscheinlich geht es ja sowieso gut. Norbert steckt jedenfalls das Feld an, wieder stehen wir mit Stöcken und Teppichklopfer bereit und kontrollieren die Flammen. Dann bläst der Wind auf einmal wie verrückt, und die ganzen Flammen treffen Axel mitten im Gesicht. Der wirft seinen Stock weg und hält sich die Hände vor die Augen.
«Bist du noch ganz dicht?», ruft Norbert, aber man sieht, dass auch er es mit der Angst zu tun bekommt. Dann hören wir lautes Geschrei und Gebrüll, und als wir uns umschauen, sehen wir Bauer Rolff auf seinem Trecker heranrasen. Links und rechts hat er seine Knechte sitzen.
«Los, abhauen», ruft Norbert, und wir rennen, so schnell wir können. Wir verstecken uns in Norberts Garten, alle sind mucksmäuschenstill. Bauer Rolff und seine Knechte schlagen mit vereinten Kräften die Flammen aus. Das war echt knapp, die gingen bis kurz vor den Wald. Bauer Rolff flucht und schimpft. Wir sitzen in unserem Versteck und bewegen uns aus Angst keinen Millimeter, obwohl wir schon längst zu Hause sein könnten. Als sie endlich alle Feuer gelöscht haben, stecken Bauer Rolff und seine Knechte die Köpfe zusammen. Eigentlich müsste Norbert als unser Anführer etwas machen, aber der ist mit seinem Latein am Ende. Ein schöner Anführer ist das. Bauer Rolff und seine Mannen kommen in Richtung der Gärten gelaufen. Auweia, ich male mir aus, was gleich passieren wird.
«Los, rauskommen. Wir wissen, dass ihr da seid.»
Keiner von uns macht auch nur einen Mucks. Die Männer verteilen sich und lugen in jeden Garten hinein. Als sie bei unserem Garten angelangt sind, möchte ich am liebsten laut losschreien, damit endlich alles zu Ende ist.
«Wenn ich euch erwisch!»
Keiner traut sich, auch nur einen Atemzug zu machen.
«Ich krieg euch sowieso, sollst mal sehen, und wenn ich an jeder Haustür klingeln muss.» Jetzt ist Bauer Rolff zum Greifen nah, aber er sieht uns trotzdem nicht!
«Ich kann mir schon denken, wer das von euch Gesocks war. Wart mal ab.»
Bauer Rolff weiß genau, dass wir hier irgendwo sind. Doch dann pfeift er, und seine Knechte laufen zu ihm hin.
«Gleich komm ich mit der Polizei und klingel an jeder einzelnen Tür, wart nur mal ab.»
Nichts passiert. Sie gehen zurück zum Trecker und fahren los. Wir warten noch eine Ewigkeit und schleichen dann zur Straße zurück. Keiner sagt etwas. Dann trennen wir uns. Norbert sagt:
«Ihr wisst ja, was los ist, wenn auch nur einer quatscht.»
Ich klingele, und damit Oma nichts auffällt, rufe ich ganz laut «Apfelkuchen, Apfelkuchen». Dann versuche ich, mich schnell an ihr vorbeizudrängeln, doch Oma hat schon den Rauch gerochen. Sie hat zwar keine guten Augen, aber dafür eine sehr feine Nase.
«Du riechst ja von oben bis unten nach Rauch. Was habt ihr denn gemacht?»
«Lagerfeuer. Am Bach.»
«Das ist doch gefährlich, Mathias, ohne Erwachsenenaufsicht kommt das nicht in die Tüte.»
«Wir haben das Feuer aber ganz sorgsam gelöscht, mit Wasser.»
«Was da alles passieren kann bei dem stürmischen Wetter! Die Glut sieht man oft gar nicht. Ein Windstoß, und die ganze Siedlung steht in Flammen!»
Opa sitzt in der Küche und isst Windbeutel. Ich setze mich an den Tisch. Er kräuselt die Nase und sagt:
«Wie riecht’s denn hier?»
«Reg dich nicht auf, Walter. Die haben Lagerfeuer gemacht, aber Frau Sunkel war dabei.» Oma weiß, wie ungemütlich Opa bei Feuer werden kann.
Gleich ist es sieben, und dann kommt Mutter. Ich gucke aus dem Küchenfenster, weil ich jeden Augenblick Bauer Rolff mit den Knechten und der Polizei erwarte. Der braucht nur einmal an den Sachen zu riechen oder Oma zu fragen. Oma lügt nämlich niemals und schon gar nicht Bauer Rolff ins Gesicht. Langsam dämmert’s, und ich sehe etwas Helles. Das ist Mutter in ihrem Mantel. Zum Glück riecht sie nichts, oder sie macht sich nichts draus, und Oma sagt auch nichts. Als die Tagesschau anfängt, weiß ich, dass Bauer Rolff nicht mehr kommt. Ich kann trotzdem lange nicht einschlafen und bete zum lieben Gott und verspreche ihm, so etwas nicht mehr zu tun.