Hotel Thrupp
20. November 1914
Liebe Mrs. Van Tassel,
mein Bruder hält sich in London auf, er wurde für die Dauer des Krieges in Europa zur Admiralität in London abkommandiert. Er darf uns nicht mehr über seine Tätigkeit berichten, als daß sie mit Astronavigation zu tun hat, dem Fachgebiet, das er, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, in Exeter unterrichtete. Mein Bruder wanderte bald nach dem Ende seiner Beziehung zu Ihnen nach Kanada aus. Er ist seit 1897 Professor für Astronavigation in Toronto. Seine Frau Ardith und die vier Kinder der beiden leben weiterhin dort und werden ihm erst nach London folgen, wenn das Reisen wieder sicher ist. Wir alle beten um ein schnelles und gerechtes Ende des Konflikts in Europa.
Darf ich Ihnen sagen, daß die Erinnerung an Ihr Erscheinen im Haus meiner Eltern an jenem schneereichen Januarmorgen zu den nachhaltigsten meines frühen Erwachsenenlebens gehört? An jenem Tag gewann ich zum erstenmal eine Ahnung von der Wildheit der Liebe, die sich hinter dem Schleier kultivierten Betragens verbirgt. Es war für alle Betroffenen ein schrecklicher Moment, dennoch trage ich die Erinnerung daran seit Jahren in mir. Ich kann das Verhalten meines Bruders an dem Tag weder billigen noch gänzlich verzeihen, und verstanden habe ich es niemals. Tatsächlich mußten Jahre vergehen, ehe wir wieder aufrichtig miteinander sprechen und korrespondieren konnten.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Phillip Asher