ES HAT HIER IM ZUG EINIGE AUFREGUNG GEGEBEN, und ich muß gestehen, daß ich eben erst anfange, mich vom Schock des Ereignisses zu erholen. Als wir uns New Haven näherten, gab es plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen und gleich darauf einen gewaltigen Ruck. Der Waggon, in dem ich mich befand, entgleiste, alles in meinem Abteil wurde wild durcheinandergeworfen und ich selbst ziemlich unsanft gegen die Gepäckablage geschleudert. Ich habe eine häßliche Beule an der Stirn davongetragen, hoffe jedoch, daß sie bis zu meiner Ankunft in Florida im wesentlichen wieder verschwunden sein wird.

Ich will hier nicht von dem Schrecken berichten, den der Zwischenfall bei mir hervorrief, aber einen Moment lang glaubte ich wahrhaftig, mein Ende sei gekommen, und dachte schon im nächsten Augenblick (wie flink ist doch die Phantasie!) an mein eigenes Begräbnis; gleich darauf jedoch begann ich mich zu sorgen, wer zu einem solchen Anlaß überhaupt erscheinen würde, und ließ darum von diesen Gedanken ab. Doch während uns das Zugpersonal aus dem verunglückten Wagen half, spielte ich ernstlich mit dem Gedanken, die Reise nicht fortzusetzen, sondern lieber nach New Hampshire zurückzukehren. Aber ich überlegte mir, daß ich dann ebenfalls die Bahn nehmen müßte, und fragte mich, wo denn – abgesehen von der Dauer der Fahrt – der Unterschied zu der Reise nach Florida liege.

So sitze ich also wieder behaglich in meinem rollenden Arbeitszimmer (es ist ein anderes Abteil, ein Schlafwagenabteil). Meine Bücher haben keinen Schaden genommen, doch die Kuchendose, in der Etnas Briefe liegen, ist an einer Ecke so stark eingedrückt, daß sie, wie sie mir da (anklagend, für mein Gefühl) auf dem Sitz gegenübersteht, schwere Schlagseite hat.

Ich habe soeben eine kräftige Mahlzeit, bestehend aus Schweinebraten mit Dörrpflaumen, zum Nachtisch Apfelflammeri, zu mir genommen und ein Glas fruchtigen Wein dazu getrunken, bin also nachhaltig gesättigt und kann mit voller Zufriedenheit einem angenehmen Schreibnachmittag entgegensehen, da dieser Teil meines Berichts nicht wenig Beglückendes enthält, und danach einer Nacht gesunden Schlafs, der sich dank des rhythmischen Schaukelns des Zuges gewiß schnell einstellen wird.

Beschwingt von meinem kurzen Besuch bei der Familie Bliss, ging ich mit einer Zielstrebigkeit, wie ich sie weder vorher noch nachher je an mir beobachtet habe, daran, die Frau zu erobern, die mit ihrer Stimme und Erscheinung jede Faser meines Körpers in heftige Schwingungen versetzt und alle Dämme meiner Seele eingerissen hatte. Ein solcher Zustand, habe ich manchmal gedacht, muß der Ekstase verwandt sein, die das Leben des religiösen Mystikers kennzeichnet – wenn der Leib vom Geist Gottes erfüllt ist. Ich hoffe, man wird mir diesen Vergleich nicht als Blasphemie auslegen, aber ich glaube, nie in meinem Leben war ich reiner Seligkeit näher als in den Wochen und Monaten meines Werbens um Etna Bliss. Dieser Seelenzustand äußerte sich ebenso in meiner Rede und meinem Verhalten wie in einem schier ununterdrückbaren Lächeln. Andere empfanden mich in dieser Zeit nicht nur als freundlicher und einfühlsamer, sondern auch als körperlich anziehender, vielleicht eine Erklärung dafür, daß Miss Bliss die Vorstellung, mich auf verschiedene Ausflüge zu begleiten, nicht gänzlich abwegig fand.

Die Studenten machten ihre Bemerkungen über meine ungewohnte Milde, und wenn sie sie ausnutzten, so war mir das gleichgültig. Kollegen, die mich nicht anders als mit ernster Miene kannten, reagierten zunächst verwundert und dann sehr aufgeschlossen auf meine Verwandlung. Man trug mir in dieser Zeit die Leitung eines Ausschusses an, der sich mit der Idee einer Neugestaltung des Curriculums im Fach englische Literatur für das kommende Unterrichtsjahr befassen sollte. Meine Studenten baten mich, die Aufsicht beim Winterball zu übernehmen. (Ich erinnere mich, daß ich mich darüber freute und augenblicklich daran dachte, Etna aufzufordern, diese angenehme Aufgabe mit mir zu teilen.) Noah Fitch, ein älterer Kollege, Professor für Englische Literatur und Rhetorik wie ich, lud mich ein, Weihnachten im Kreis seiner Familie zu feiern (eine Feiertagseinladung der Familie Bliss, auf die ich insgeheim hoffte, erhielt ich leider nicht), und John Birch Clark, einer meiner ehemaligen Lehrer in Dartmouth, bat mich zu einer Soiree in seinem Hause. Zu meinem Bedauern konnte ich Etna nicht überreden, mich zu dieser Festlichkeit zu begleiten, da sie eine Übernachtung in Hanover nötig machte, wobei für mich allein schon der Gedanke daran Seligkeit war.

In dieser Zeit suchte ich einen Schneider auf und bestellte drei Anzüge, da ich in meinen alten abgewetzt wie das arme Lehrerlein daherkam. Der Wochen am College erinnere ich mich kaum. Ich bin sicher, meine Studenten profitierten bei den Prüfungen von meiner überschwenglichen Stimmung, da ich in jenen Monaten das trockene Schulmeistergebaren zugunsten der blutvollen Lebendigkeit des Verliebten abwarf. Wenn meine Studenten in diesem Wintersemester 1899 überhaupt etwas lernten, dann das, daß die Liebe selbst den beherrschtesten und Gefühlen gegenüber verschlossensten Menschen verwandeln kann.

Vier Tage nach dem Brand und drei Tage nach unserer kleinen Teestunde sandte ich Etna Bliss ein Briefchen, in dem ich anfragte, ob ich sie in vier Tagen zu einem Spaziergang abholen dürfe. Es schien mir eine kluge Bitte, und ich konnte hoffen, daß sie sie gewähren würde, entkäme sie doch der stickigen und betäubenden Atmosphäre des Hauses Bliss, ohne sich allzuweit zu entfernen. Und in der Tat erhielt ich postwendend Antwort. (Monatelang klebte danach dieses kurze Schreiben, das erste von Etnas Hand und daher von höchster Bedeutung für mich, am Spiegel über der Frisierkommode in meiner Wohnung.)

9. Dezember 1899

Sehr geehrter Professor Van Tassel,

gern werde ich Sie am 12. Dezember um fünfzehn Uhr zu einem kurzen Spaziergang begleiten.

Hochachtungsvoll

Etna Bliss

Wie das Schicksal es wollte, hatten wir in der dazwischenliegenden Zeit einen weiteren Schneesturm und dann, am Tag des verabredeten Spaziergangs, außerordentliches Tauwetter, so daß die Straßen von einem grauenvollen Matsch aus schmelzendem Schnee, Ruß und durchweichter Erde bedeckt waren. Das brachte mich in ein Dilemma; ich hatte gerade meinen ersten neuen Anzug erstanden, mit einem Gehrock aus englischem Kammgarn, dazu ein Paar Lederschuhe von Brockton; beides würde ich ruinieren, wenn ich mich damit an diesem Tag auf die Straße begab. Ich entschloß mich zu einem Kompromiß, indem ich den neuen Anzug anlegte – bereit, die Aufschläge der Hose zu opfern –, jedoch meine alten Stiefel überzog.

Ich war beinahe eine ganze Stunde zu früh fertig und harrte in meiner Wohnung aus, wo ich von Fenster zu Fenster wanderte, mich bald auf dem Bett niedersetzte, bald in den Spiegel sah (wie eitel wir doch werden, sobald wir in einen anderen Menschen verliebt sind) und die ganze Zeit den sauberen Stapel Hefte auf meinem Schreibtisch ignorierte, Prüfungsarbeiten, die ich lesen und korrigieren mußte – lauter Zeugnisse, dessen war ich mir bereits sicher, meiner ziemlich pedantischen und trockenen Herbstseminare. Die Hefte begleiteten meine Wanderungen mit stummem Vorwurf, aber ich spottete ihrer – denn welcher unter diesen vielen hundert Sätzen konnte auch nur einen Bruchteil der Wahrheit bezeugen, die mich im Griff hielt? Flüchtig erfaßte mich Besorgnis, daß ich vielleicht niemals wieder zu meinen früheren Verhaltensweisen und Gewohnheiten zurückfinden könnte, doch ich vergaß diese Sorge schon im nächsten Moment, als ein Blick auf die Uhr mir sagte, daß endlich der ersehnte Zeitpunkt herangerückt war: Es war zwanzig Minuten vor drei, und das bedeutete, daß ich mich nun auf den Weg machen konnte, um Etna Bliss im Haus ihres Onkels abzuholen.

Sie war allein, als ich kam, ein glücklicher Umstand, da mir so ein Gespräch mit William Bliss erspart blieb, der sich vielleicht über meine Absichten Gedanken gemacht und mich, hätte er sie in Erfahrung gebracht, zweifellos mit anderen Augen betrachtet hätte. Etna trug ein Kleid aus feinem Stoff in Blau und Gold, wobei das Gold die Aufmerksamkeit so nachdrücklich auf ihre Augen lenkte, als besänge es sie in Arien. Ihr dunkelbraunes Haar war mit großer Sorgfalt frisiert, in raffinierte Rollen gedreht, die ineinander zu verschwinden schienen wie Straßen auf einer Landkarte. Das Kleid saß in der Taille ziemlich eng, und ich konnte nicht umhin, mit Wohlgefallen die strenge konische Form ihres Körpers zu bewundern, die sich, von der Taille aufwärts wie auch abwärts, zu züchtig verhüllter Fülle öffnete. Aber sagte ich nicht, daß mir als erstes stets das Gesicht einer Frau auffällt? So war es natürlich auch an diesem Tag, aber ich muß gestehen, daß der Ausdruck, den ich dort entdeckte, beileibe nicht einladend war, eher vorsichtig, was unter den Umständen durchaus verständlich war. Schließlich war ich ein Fremder.

Wir tauschten einige höfliche Floskeln, und ich erkundigte mich nach dem Befinden der Tante und der Nichte (beide wieder ganz auf dem Damm). Dann sah ich (privilegierter Zeuge) zu, wie Miss Bliss eine goldene Samttoque auf ihr Haar setzte, die genau im richtigen Winkel auf den Scheitel gedrückt werden mußte. Sie gewährte mir einen faszinierenden Blick auf ihren Nacken, als sie das Hütchen vor dem Spiegel im Vestibül zurechtrückte, und ich war so gebannt von dem Schauspiel, daß ich einen Moment brauchte, um zu merken, daß es an der Zeit war, ihr in den Mantel zu helfen.

Danach hakte sie sich zum erstenmal bei mir ein (so viele unvergeßliche erste Male in diesem Winter!), und wir schritten den Gartenweg hinauf zur Wheelock Street, wo wir uns nach Osten wandten, stadtauswärts. Ihre Stiefel waren durchnäßt, noch ehe wir um die Ecke gebogen waren. Am liebsten hätte ich meinen neuen Umhang auf der Straße vor ihr ausgebreitet, damit ihre Füße nicht von dem schmutzigen Schnee besudelt wurden, aber das ging natürlich nicht – allein schon wegen der Übertriebenheit einer solchen Geste, die eine normal denkende Frau womöglich verschreckt hätte, aber auch wegen der Unmöglichkeit, dies ständig zu wiederholen. Im starken Sonnenlicht konnte ich Etnas Züge klarer erkennen als je zuvor, und vielleicht entdeckte ich eine leichte Entspannung in ihrem Gesicht, als wir aus dem Haus traten und sie ihren ersten tiefen Atemzug in der frischen Luft nahm.

»Professor Van Tassel, es ist ein wunderschöner Tag«, sagte sie plötzlich entwaffnend.

»Leider ist er am Himmel schöner als auf Erden.«

»Ach, das macht nichts«, sagte sie. »Lieber nasse Stiefel, als aus Mangel an frischer Luft und Bewegung an Körper und Geist zu vertrocknen.«

»Da haben Sie recht«, stimmte ich zu. »Sie haben sich eingeengt gefühlt?« erkundigte ich mich scheinheilig (ich, der sie nur befreien wollte, um sie in Besitz zu nehmen).

»Meine Tante und mein Onkel sind wirklich sehr lieb, und ich könnte mir keine bessere Gesellschaft wünschen, aber ich bin neu hier und habe noch keine Gelegenheit gehabt, selbst Bekanntschaften zu schließen und etwas zu unternehmen.«

»Das tut mir leid«, sagte ich, obwohl es in keiner Weise stimmte.

Es waren nicht viele Menschen unterwegs, und unser Spaziergang war eine beschwerliche und schmutzige Angelegenheit. Ich verspürte die feine Verlegenheit, die mit einer törichten Entscheidung einhergeht, als wir immer wieder getrennte Wege gehen mußten, um dann wieder zusammenzukommen. Nur hier und dort war die Straße von einem gewissenhaften Yankee freigeschippt worden, und wir konnten eine Zeitlang nebeneinander gehen.

»Es ist entsetzlich«, sagte sie, »daran zu denken, was die Opfer des Brands durchgemacht haben.«

»Man kann sich das nicht vorstellen«, erwiderte ich.

»Ich war ganz überrascht über die Geschwindigkeit, mit der das Feuer sich ausbreitete. Es ist ein Wunder, daß nicht mehr Menschen umgekommen sind.«

»Ja, in der Tat.«

»Es ist merkwürdig, wie der Schock auf Körper und Seele wirkt, nicht wahr?« fragte sie. »Ich war am Abend des Brands ruhiger als am nächsten Morgen beim Erwachen. Da haben mir die Hände gezittert, und ich mußte mich noch einmal zu Bett legen.«

»Diese Reaktion ist nicht ungewöhnlich«, sagte ich, abgelenkt von Gedanken an Etna Bliss im Bett. Trug sie wohl ein seidenes Nachthemd? War ihr Bettzeug zerwühlt? Ihr Haar in Unordnung?

Sie blieb einen Augenblick stehen. »Professor Van Tassel«, sagte sie unvermittelt, »ich möchte mir das Hotel ansehen.«

»Es ist nur noch ein häßlicher Trümmerhaufen«, wandte ich ein.

»Trotzdem.«

Sie gab nicht nach, und ich hatte den Eindruck, daß sie nicht umzustimmen wäre. Behutsam drehte ich sie also in die andere Richtung, und wir gingen in unbehaglichem Schweigen weiter. Während ich plump durch Schnee und matschige Furchen stapfte, schien Etna knapp über dem Boden zu schweben, eine weibliche Kunst der Fortbewegung, deren kein Mann fähig ist.

Bezeichnenderweise warf keiner von uns einen Blick auf das Bliss-Haus, als wir daran vorüberkamen.

»Was unterrichten Sie am College?«

»Von allem ein bißchen. Englische Literatur von Chaucer aufwärts.«

»Dann verbringen Sie wohl Ihre Zeit in der Gesellschaft von Spenser, Milton und Swift«, sagte sie. Und diesem Kommentar entnahm ich, daß Etna Bliss eine gewisse Bildung genossen hatte (an einer höheren Schule?, als Autodidaktin?).

»Ich verbringe meine Zeit eher in Gesellschaft vieler stumpfsinniger und unruhiger Studenten, fürchte ich.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen, Professor Van Tassel. Das Niveau der Studenten in Thrupp liegt doch gewiß weit über dem Durchschnitt.«

»Vielleicht haben Sie recht, Miss Bliss. Vielleicht sind nur die Lehrer mit der Zeit stumpfsinnig und unruhig geworden.«

»Aber Sie kann doch niemand als stumpfsinnig bezeichnen«, entgegnete sie höflich. Ach, wie mein Herz lachte bei diesem ersten Kompliment über meine Person, auch wenn es vielleicht nur der Anstand diktiert hatte.

»Rechnen Sie mit einer schnellen Abwicklung des Nachlasses Ihrer Mutter?« fragte ich, als wir die Wheelock Street hinauf zur Ortsmitte und zum College-Karree gingen, ich kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen unter dem Druck ihrer behandschuhten Finger auf meinem Arm, einem Gefühl, das durch die Schichten von Stoff nichts von seiner Köstlichkeit verlor.

»Nein. Ich habe zwei verheiratete Schwestern, deren Ehemänner – wie soll ich sagen? –, nun, vielleicht übermäßig bemüht sind, die finanziellen Interessen ihrer Frauen in dieser Angelegenheit zu wahren.« Ich entnahm dieser freimütigen Antwort, daß sie selbst die einzige unverheiratete Schwester war.

»Stehen diese Schwestern Ihnen nahe?« erkundigte ich mich.

»Meine Mutter stand mir nahe«, sagte sie.

»Hätten Sie nicht bis zur Regelung des Nachlasses in Ihrem Haus bleiben können?« fragte ich.

»Der Nachlaß muß zur Tilgung von Schulden herhalten. Josip Keep, der größte Gläubiger, Ehemann meiner ältesten Schwester, hat sich das Haus genommen.«

»Ich verstehe«, sagte ich und begann jetzt wirklich zu verstehen.

Ich zog sie aus der Bahn eines vorüberrollenden Wagens.

»Ich beneide Sie um Ihre Freiheit«, sagte sie unvermittelt. »Um die Freiheit, allein leben zu können, in Ihren eigenen Räumen, das Fach Ihrer Wahl zu studieren und so Ihrer Gemeinde als Lehrer zu dienen.«

Ich wunderte mich. Woher wußte sie, daß ich in eigenen Räumen lebte? Hatte sie ihren Onkel nach Einzelheiten über mich gefragt? Und durfte ich das als ein Zeichen des Interesses von ihrer Seite interpretieren?

»Freiheit ist relativ, Miss Bliss. In manchen Religionen glaubt man zum Beispiel, wahre Freiheit bestehe in vollkommenem Gehorsam.«

»Ich würde gern ausnahmsweise einmal mir selbst gehorchen«, erwiderte sie impulsiv, wie jemand, dem ein Gedanke über die Lippen springt, bevor er zensiert werden kann. Und ich muß zugeben, diese ungemein freimütige Aussage verblüffte mich.

»Warum haben Sie es nie getan?« fragte ich.

»Ich bin allzulange in der liebevollen Obhut meiner Mutter und Schwestern geblieben, und jetzt fehlen mir, wie vielen Frauen, gewisse Fähigkeiten, um selbständig meinen Weg zu gehen.«

»Und wohin sollte dieser Weg führen?«

Sie sah mich scharf und prüfend an. »Genau das ist die Frage, Professor Van Tassel. Wohin sollte dieser Weg führen?«

Sie löste ihren Arm aus meinem und schwieg eine Weile, und ich mußte mich von neuem an ihr Schweigen gewöhnen. Aber nicht bevor ich unter der blau-goldenen Seide ihres Ensembles ein Unterkleid aus Verzweiflung entdeckt hatte. Doch vielleicht war das nur Wunschdenken.

»Darf ich Sie bitten, mich Nicholas zu nennen?« fragte ich, durch ihre Freimütigkeit ermutigt.

Und war wütend auf mich und mein allzu gieriges Grapschen, als sie von mir wegtrat und ihren Blick auf die ausgebrannte Ruine des Hotels richtete. Es war ein niederdrückender Anblick, das schwarze Skelett jetzt von Wasser und Fäulnis durchtränkt. Ein ekelhafter Geruch, der mir vorher nicht aufgefallen war, hing in der Luft, und mich schauderte bei dem Gedanken an seinen Ursprung.

»Zu denken, daß wir in dieser Nacht hätten umkommen können«, sagte sie beinahe ehrfürchtig.

Ich zog ein Taschentuch aus meiner Tasche, schüttelte es aus und überbrückte den Raum zwischen mir und Etna Bliss mit ausgestrecktem Arm. Kühn hielt ich ihr das Tüchlein aus belgischem Leinen vor Nase und Mund, raubte ihr sozusagen den Atem, um zu verhindern, daß der Gestank aus der Ruine in ihre Nase eindringen und ihre Wahrnehmung beschmutzen würde. Ich zitterte tatsächlich angesichts der Vermessenheit meines Tuns.

Sie war überrascht, zuckte aber nicht zurück. Nach einem Moment nahm ihre Hand den Platz der meinen ein. Und wenig später entfernte sie das Tuch. »Ich nenne Sie gern Nicholas, wenn Sie das wünschen«, sagte sie, sich mir zuwendend.

Und ich konnte kaum sprechen vor Glück über das Angebot solch erhoffter Intimität.

»Miss Bliss«, sagte ich, »darf ich Sie zu einer heißen Schokolade einladen?«

»Wenn ich Sie Nicholas nennen soll, ist es nur recht und billig, daß Sie mich Etna nennen«, sagte sie ungezwungen. »Ja, ich würde jetzt gern etwas Warmes trinken. Ich bin richtig ausgehungert. Dieser Spaziergang hat mir gutgetan.«

»Also dann«, meinte ich, unfähig, mehr zu sagen.

Wir traten in ein kleines Café in der Kimball Street, sogleich umflutet von Hitze und Betriebsamkeit, dem Geruch nasser Stiefel und dem Dampf, der das ziselierte Fensterglas hatte beschlagen lassen. Im Ofen brannte ein Feuer, und auf den schmutzigen Dielen lagen Schals und Fäustlinge, Handschuhe und Wollmützen und sogar Kindermäntel, unter Tisch und Stühlen und bisweilen mitten im Gang abgeworfen, als hätten sich sämtliche Gäste des Lokals gemeinschaftlich ihrer Überkleidung entledigt. Eine Kellnerin in schwarzem Taft und weißer Spitze, ein Häubchen im von der feuchten Hitze gekräuselten Haar, führte uns zu einem Tisch. Wir setzten uns. Etna bestellte Tee und Apfelkuchen, ich eine heiße Schokolade. Ihre geröteten Wangen sprachen von Bewegung in frischer Luft und von beträchtlicher Lebhaftigkeit. Sie bot jetzt das Bild einer Frau, die vor Gesundheit und Lebenslust strotzte, als könnte endlich ein ruheloser Geist, dem die langen Wochen im stickigen Salon der Familie Bliss die Luft abgeschnürt hatten, wieder frei atmen und sich regen.

»Haben die Leute hier alle mit dem College zu tun?« fragte sie.

»Die meisten sicherlich«, antwortete ich und drehte den Kopf, um die Menge zu mustern. Die üblichen Studentencliquen saßen am Fenster und rundherum ein paar Frauen, die im Hinblick auf die heranrückenden Feiertage Einkäufe gemacht hatten, Ehefrauen oder Töchter von Fakultätsmitgliedern, vermutete ich. Als ich mich noch weiter herumdrehte, um auch in die Ecke sehen zu können, entdeckte ich Moxon, der mit einem Buch in der Hand allein saß. Und zu meinem Pech sah er genau in dem Moment auf, als mein Blick auf ihn fiel. Er winkte mir grüßend zu, was bedeutete, daß er gleich aufstehen würde, um sich meiner Begleiterin vorzustellen und, wenn ich es nicht durch irgendein Signal verhindern würde, Etnas beinahe mit Sicherheit zu erwartender Aufforderung, sich zu uns zu setzen, Folge zu leisten.

Moxon war ein hoch aufgeschossener Mann mit hellem Haar und blassem Teint, der mir, auch wenn wir, wie ich bereits erwähnte, nicht im entferntesten den gleichen Geschmack hatten (Moxon war der mit den verschnörkelten Marmoruhren und den Kaminschutzgittern), unter den Kollegen am College am nächsten stand. Wenn wir uns im Speisesaal zusammensetzten, was wir häufig taten, konnten wir uns ebenso mühelos über schwer zu deutende Stellen eines Gedichts unterhalten wie über die verknöcherte Prosa gewisser Essayisten (und gelegentlich auch über widerspenstige Studenten, die man zu bändigen hoffte). Moxon liebte Pferderennen und war ständig unterwegs zu seinem Buchmacher, um Wetten zu placieren, und er hatte großes Interesse an den sportlichen Aktivitäten am College, was man von mir nicht behaupten konnte. Abgesehen von diesen Unterschiedlichkeiten verstanden wir uns so gut, daß wir recht häufig zusammen zu Abend aßen.

»Sie haben einen interessanten Namen«, bemerkte Etna. »Ist es ein …?«

»Es ist ein niederländischer Name«, sagte ich steif. »Der Nachname Van Tassel, meine ich. Nicholas ist natürlich ein alter englischer Name.«

»Wie viele Studenten sind am College eingeschrieben?« fragte sie.

»An die vierhundert«, antwortete ich.

»Und Sie sind gern dort?«

»Doch, ja. Ich hoffe, eines Tages – obwohl ich darüber eigentlich nicht sprechen sollte. Und es wäre mir natürlich lieb, wenn das unter uns bleibt.«

»Aber selbstverständlich.«

»Nun, ich hoffe ganz einfach auf eine höhere Position am College. Noah Fitch, der den Hitchcock-Lehrstuhl für Englische Literatur und Rhetorik innehat, wird in einigen Jahren in den Ruhestand gehen, und ich habe Grund, mir Hoffnungen auf den Posten zu machen. Ich habe viele Ideen, die ich gern in die Tat umsetzen würde.«

»Einige Jahre sind wahrscheinlich keine allzulange Zeit, um auf etwas zu warten, wenn man mit Sicherheit weiß, daß man es bekommen wird?« meinte sie.

»Verlangen nicht die meisten Dinge, auf die es sich zu warten lohnt, Geduld?« fragte ich. »Sie scheinen mir selbst bemerkenswert viel Geduld zu haben.«

»Finden Sie?« fragte sie.

Während sie noch über meine Bemerkung nachdachte, erhob sich neben uns ein ungeschicktes Geflatter langer Gliedmaßen, und als ich aufblickte, war es Moxon, der seinen Überzieher anlegte.

»Nun, Van Tassel, haben Sie Ihren Newman gründlich auseinandergenommen?«

»Miss Bliss, darf ich Sie mit meinem Kollegen Gerard Moxon bekannt machen? Gerard, das ist Miss Etna Bliss, die Nichte von William Bliss, dem Physikprofessor.«

Moxon zog die Augenbrauen hoch. »Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er.

»Ganz meinerseits«, antwortete Etna.

Mit seiner Frage bezog sich Moxon auf das Essays and Discourses betitelte Werk von John Henry Newman, das am Tag zuvor in meinem Arbeitszimmer auf dem Tisch gelegen hatte.

»Ich denke, ich kenne meinen Newman gut genug, um den Stoff im nächsten Semester von fünfundzwanzig Studenten zu verlangen«, sagte ich.

»Glauben Sie denn, daß On Saints and Saintliness die Zeit wert ist?«

»The Illative Sense ist es auf jeden Fall«, gab ich ziemlich ungeduldig zurück, da ich nur wünschte, der Mann würde uns endlich allein lassen.

»Miss Bliss, sind Sie aus Thrupp oder halten Sie sich besuchsweise hier auf?«

»Ich bin auf Besuch hier, Professor Moxon.«

»Nun, ich hoffe, Sie unterhalten sich gut, und unser Nicholas ist kein allzu schlimmer Langweiler.«

Die Bemerkung war als Scherz gemeint, aber Moxon hatte seinen Worten keine Spur von Humor mitgegeben, der Moment war deshalb nur peinlich. Etna sah zu ihren Händen hinunter, und ich flehte Moxon mit Blicken an zu gehen.

Zweifellos las er diesen Wunsch in meinen Augen, denn er schickte sich an, seine Handschuhe überzuziehen. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder«, sagte er herzlich zu Etna, und ich bin überzeugt, es war ihm ernst damit.

Während ich dem Davongehenden nachsah, überlegte ich, daß er im Grunde kein übler Mensch war; nein, ich glaube wirklich, er hatte nie einen bösen Gedanken im Kopf. Aber ich wußte auch, daß er es nicht lassen könnte, jedem Kollegen, der ihm über den Weg lief, von unserer Begegnung zu erzählen. Man sah mich selten in weiblicher Gesellschaft.

»Fürchten Sie nicht, The Illative Sense könnte für Ihre Studenten zu schwierig sein?« fragte Etna, als Moxon gegangen war.

Ich zuckte überrascht zusammen, ein beleidigender Reflex, den ich sogleich zu vertuschen suchte, indem ich mich über meinen Kakao beugte.

»Ah, Sie haben Newman gelesen?« Ich bemühte mich um einen beiläufigen Ton.

»Ja.«

»Und was …? Mögen Sie Newman?«

»Sie sind schockiert, ich sehe es Ihnen an. Es ist durchaus verständlich. Wie sollte ich auch zu einem solchen Buch kommen, und warum sollte eine Frau meines Formats, das heißt ganz ohne Format, sich den Kopf mit solch männlicher Unterhaltung beschweren?«

»Nein, nein«, wehrte ich einigermaßen verlegen ab. »So ist es ganz und gar nicht.«

Sie schien erheitert. »Ich bin vielseitig in meiner Lektüre, Professor Van Tassel«, sagte sie (und wie schnell sie ihr Versprechen, mich beim Vornamen zu nennen, vergessen hatte). »Ich lese, was ich irgend bekommen kann, aus Leihbüchereien, Antiquariaten, aus der Bibliothek von Verwandten …«

»Dann haben Sie sich Ihr Wissen selbst angeeignet.«

Sie lachte. »Es ist ein sehr löchriges Wissen. Aber ich hoffe, es wird nie aufhören zu wachsen. Mein Vater war Mathematiklehrer an der Phillips Exeter Academy.«

»Eine gebildete Familie.«

»Ich selbst habe keine Ahnung von Mathematik oder den Naturwissenschaften. Ich bin sicher, mein Onkel William findet mich hoffnungslos dumm.«

»Oh, das bezweifle ich.« Ich hatte meine Fassung halbwegs wiedergefunden und war dabei, mein Bild von Etna Bliss zurechtzurücken und ihm diese neue Seite hinzuzufügen, deren Entdeckung zwar etwas irritierend war, die sich jedoch, das war mir klar, bei einer Ehefrau als durchaus nützlich erweisen konnte.

Gleichzeitig griffen wir nach der silbernen Zuckerdose, und unsere Hände berührten sich. Sie zog ihre hastig zurück, und es entstand ein ungemütliches Schweigen. Nach diesem Muster verliefen, wie ich bald feststellen sollte, alle unsere kleinen Ausflüge. Sprachen wir über Bücher oder Ideen, so war Etna lebhaft, als hätte sie das Gespräch lange entbehrt. Schlug ich jedoch ein persönliches Thema an oder berührte ich sie versehentlich, so zog sie sich augenblicklich zurück. Es war, als schöbe sich eine Wolke vor die Sonne, so schnell und so vollständig wich das Licht aus ihrem Gesicht. Ich mußte lernen, Gespräche zu führen, die sie ermutigten, aus sich herauszugehen, und ihr keinen Anlaß gaben, sich in ihr Schweigen zurückzuziehen. Das gelang mir während dieses ersten Ausflugs ganz gut, so gut immerhin, daß ich einen Vorstoß wagte, als sie recht unvermittelt sagte, sie müsse jetzt nach Hause.

Sie stand auf. Ich ebenfalls. »Ich hoffe, Sie gestatten mir, Sie wieder zu besuchen«, sagte ich.

Sie zögerte eindeutig, scheinbar damit beschäftigt, ihre Handschuhe zu suchen. Aber dann sah sie mich endlich an. »Ja, gern«, sagte sie schlicht.

Aber war Etna Bliss klar, daß die Freiheit, nach der sie sich sehnte, die körperliche wie die geistige, vielleicht nicht umsonst zu haben war?

Ich begann mit aller Entschlossenheit, um Etna Bliss zu werben. Wenn der Weg zu ihrem Herzen über Bücher führte, dann würde ich eben zur unerschöpflichen Ein-Mann-Leihbücherei werden. Und schon an jenem ersten Tag, als ich mit Rider Haggards König Salomos Schatzkammer und Emma Brookes Übergang vorsprach, sah ich, daß Etna verstand. Obwohl sie wenig verriet, fiel es mir schwer, in ihrer stillschweigenden Hinnahme nicht mehr zu sehen. Mit anderen Worten, ich begann zu hoffen.

Bald machte ich regelmäßig zweimal die Woche Besuch, und es kann in dieser Familie hinsichtlich meiner Absichten nicht den geringsten Zweifel gegeben haben. Man hätte mich für einen durch und durch ehrlosen Burschen halten müssen, hätte ich Etnas Zeit in solchem Maß in Anspruch genommen, ohne an eine Zukunft zu denken. Ich sah Bliss an, daß er befremdet war, aber das legte sich, als ich in beiläufigen Gesprächen nach und nach den Umfang meines bescheidenen Vermögens aufzudecken begann. Und am Ende betrachtete er mich vielleicht als Lösung eines etwas heiklen Problems.

Sooft wie möglich unternahmen Etna und ich in diesem Winter ausgedehnte Spaziergänge, nach denen wir heimkehrten und mit Bliss oder seiner Frau Tee tranken. Ich pflegte punkt drei Uhr vor der Tür zu stehen, mit beinahe verzweifeltem Verlangen, Etna nach einer Trennung von drei oder vier Tagen wiederzusehen. Nach einem kurzen Austausch von Höflichkeiten legte Etna Mantel und Hut an, und wenn sie sich dann bei mir unterhakte, erfaßte mich eine tiefe Erregung. Ich war so süchtig nach diesem Gefühl wie andere nach ihrem Laudanum, und es schien mir Beweis dafür, daß Etna Bliss die Frau war, die mir vom Schicksal zur Gefährtin und Geliebten bestimmt war. (Ich kann allerdings nicht umhin, mich zu fragen, ob wir nicht je nach unseren Lebensbedingungen unsere Bestimmung selbst erfinden und unser Schicksal selbst entwerfen. Wie weit ist Liebe ein Trick unseres Verstands, ein bloßer Akt der Wortakrobatik, dazu dienend, Menschen in unser Leben einzubeziehen, die zufällig unseren Weg kreuzen und genau in diesem Moment unseren Bedürfnissen entsprechen? Ich habe die Lösung dieses Rätsels nie gefunden und glaube nicht, daß es möglich ist, eine eindeutige Antwort zu geben, da die körperlichen Auswirkungen im einen wie im anderen Fall gleichermaßen tiefgehend sind, und dies in einem Maß, das ausreicht, um jeden Unterschied zwischen bloßer Konvenienz und wahrer Bestimmung zu verwischen.)

(Ein Gedankenstrom ist ein außer Kontrolle geratenes Fährwasser, nicht wahr, in dem man wild bald hierhin, bald dorthin geschleudert wird?)

Etna hakte sich also bei mir unter, und dann traten wir hinaus ins Freie. Und gab es je einen Mann, der einen zeitigen Frühling sehnlicher herbeiwünschte? Auf daß uns mehr schöne Tage für unsere Ausflüge beschert würden und auf daß endlich dünnere Stoffschichten Etnas warmen Arm von meiner Hand trennen würden. Unsere Unterhaltung wandte sich den Büchern zu, die ich bei meinem letzten Besuch mitgebracht hatte. Sie las begierig und, das muß ich sagen, sehr aufmerksam. Ich hatte beinahe alle diese Bücher schon einmal gelesen, entweder für den Unterricht oder aus persönlichem Interesse, und manche, wie beispielsweise der Haggard und die Brooke, hatten mich ungeheuer gelangweilt. Aber ich heuchelte wenn nötig Interesse, was mir nicht besonders schwerfiel, da Etnas Begeisterung so ansteckend war. Und manchmal dachte ich, was für eine hervorragende Lehrerin sie hätte werden können (sicher besser als ich, das muß ich an dieser Stelle sagen) und wie jammerschade es war, daß diese Frau außer mir keinen Menschen hatte, an den sie ihre Gaben verschwenden konnte. Ich erkannte allmählich, daß sie eine wunderbare Mutter sein würde, denn sie zeichnete sich durch große Zärtlichkeit aus, wie ich bei ihrem Umgang mit der kleinen Cousine Aurelia beobachten konnte, und durch echte Wißbegier, was bei einer Mutter nicht von Nachteil sein kann, besonders wenn sie es versteht, solches Verlangen an ihre Söhne weiterzugeben.

Ich weiß, das klingt opportunistisch, aber nicht damals bewegten mich diese Gedanken, sie kamen mir eher in der Rückschau. Zu jener Zeit befand ich mich in einem Zustand so tiefer und hilfloser Verzauberung, daß es mir unmöglich gewesen wäre, vernünftige oder gar berechnende Überlegungen anzustellen. Und trotz allem, was später geschah – und obwohl ich mich in einem Leben ohne Leidenschaft einigermaßen eingerichtet habe –, kann ich nichts anderes sagen, als daß ich diesen Zustand vermisse.

Oh, wie sehr ich ihn vermisse!

(Aber hatte ich Etna Bliss eigentlich gern? Mochte ich sie? Sie besaß zweifellos viele gewinnende Eigenschaften, etwa ein Talent zur Geduld und ein ungezwungenes Lachen, und sie hatte eine Art, vor einem Kind in die Knie zu gehen, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sprechen, die hinreißend anzusehen war; aber wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich immer ein wenig Furcht vor ihr, stand ihr mit ängstlicher Scheu gegenüber wie der Bittsteller dem Wohltäter. Ich glaube nicht, daß sie die Macht, die sie über mich besaß, je ausgenutzt hat, aber ich bin überzeugt, daß sie sich des Ungleichgewichts zwischen uns stets bewußt war.)

So verflogen die Wochen. Ich kann nicht sagen, auf angenehme Art, das Wort ist, finde ich, zu zahm. Vielmehr erinnere ich mich dieser Tage als einer von Gefahr erfüllten Zeit; der Gefahr, ich könnte etwas tun oder sagen, was Etna dazu bringen würde, mich irritiert zu betrachten. Es gab auch Tage heftigen Herzensaufruhrs, höchsten inneren Glücks und sinnlicher Erregung, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte. Und, wenn ich das einmal sagen darf, gelegentlich zeigte sich ein Schimmer des Glücks auch in Etnas Zügen.

Ich erinnere mich lebhaft an einen Nachmittag im Januar – der Himmel so klar, daß er künstlich schien, sein Blau und das Weiß des Schnees beinahe knallig in ihrem Prunken und diamantenen Gefunkel –, an dem ich mit Etna eine lange Schlittenfahrt durch das umliegende Land unternahm, die sie so sehr begeisterte, daß sie alle Zurückhaltung ablegte. Ich hatte selbst schon einige Zeit nicht mehr in einem Schlitten gesessen und ganz vergessen, was für eine Geschwindigkeit, was für ein Sausen und Brausen sich bei so einer Fahrt entwickeln können. Etna und ich hatten Specksteine auf dem Schoß, die am Feuer gelegen und beträchtliche Wärme gespeichert hatten. Die Decken, in die man uns eingehüllt hatte, bildeten eine Art Kokon. Nur unsere Gesichter brannten von der bitteren Kälte, aber das störte uns nicht, so berauschend war die Luft. Während wir dahinflogen und die Glöckchen im Rhythmus des Galopps der Pferde bimmelten, ging langsam die Sonne unter und tauchte die verschneiten Felder und die Bäume – selbst die Tannen – in ein tiefes, aber lebhaftes Rosé, so daß die ganze Welt von innen zu glühen schien. Als das ergreifende Farbenspiel seinen Höhepunkt erreichte, flogen die Pferde, die vielleicht den Augenblick der Vollendung spürten (oder, was wahrscheinlicher ist, zurück in den warmen Stall wollten), mit solchem Tempo um eine Wegbiegung, daß der Schlitten auf eine Kufe kippte. Etna schrie auf und ergriff meine Hand, die unter der Decke hervorgekommen war. In einem Taumel des Entzückens, der Leidenschaft sehr nahe kam, wenn nicht sogar etwas wie Leidenschaft war, hielten wir einander fest. Und zu meiner Überraschung und Glückseligkeit ließ sie meine Hand nicht los, als der Schlitten sich wieder gerade richtete, sondern schob ihre behandschuhten Finger in die meinen. Es war ein so unerwartetes Geschenk, daß ich starr vor Glück war. Der Mann auf dem Bock, ein Bauer aus der Umgebung, der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckte, entschuldigte sich nuschelnd für seine unbesonnenen Pferde, während ich ihm natürlich am liebsten gedankt hätte. So kam es, daß Etna und ich endlich diesen Meilenstein auf dem Weg zur körperlichen Nähe erreichten – die erste längere liebevolle Berührung –, was ich zum Anlaß nahm, in Zukunft häufig ihre Hand zu halten. Und das schönste war, daß Etna ihre Hand während der restlichen Fahrt in der meinen ließ.

Bisweilen wichen unsere Ausflüge vom gewohnten Muster ab. Mir fällt ein Tag ein, an dem Etna zu mir kam – das heißt, ich holte sie ab, aber sie kam mit ins College.

Sonntags war es Fakultätsmitgliedern gestattet, nach dem Kirchgang Gäste zum Mittagessen einzuladen. Manchmal waren es Familienangehörige, die außerhalb lebten, oder Kollegen, mit denen man am nächsten Tag beruflich zu tun hatte, gelegentlich auch Frau und Kinder eines Dozenten, die aus diesem oder jenem Grund nicht zu Hause speisen wollten.

Ende Februar also lud ich Etna zu einem dieser sonntäglichen Mittagessen in Thrupp ein. Einerseits wollte ich mich damit für ihre Gastfreundschaft revanchieren (ich hatte mehrmals im Haus ihres Onkels gespeist), andererseits wollte ich sie mit meinen Kollegen bekannt machen. Etna erregte in der Öffentlichkeit stets ein gewisses Aufsehen, und mich erfüllte das zuweilen mit einem lächerlichen Stolz, ganz so, als hätte ich sie erschaffen.

Als ich sie abholte, schneite es eisige Flocken, die die Haut wie Nadelstiche trafen. Der Wind blies sie mir auf meinem Weg horizontal in Mund und Nase. Ich mußte meinen Hut festhalten und meinen Umhang dicht um mich ziehen. Es war ein abscheulicher Tag, und hätte ich nicht ein so brennendes Verlangen nach Etna verspürt, ich hätte die Verabredung abgesagt.

Als ich das Haus erreichte, öffnete sie mir sofort die Tür, als hätte sie nach mir Ausschau gehalten; und das freute mich.

»Etna«, sagte ich, während ich die Nässe von Hut und Mantel schüttelte. Ich hielt es für klug, nicht mehr zu sagen, ich wollte die Unfreundlichkeit des Tages nicht unnötig hervorheben. Immer noch hoffte ich, daß der Nachmittag sich wie geplant entwickeln würde.

Etna mußte sich rücklings an die Tür lehnen, um sie gegen den Ansturm des Windes zu schließen. »Ich hatte schon Sorge, Sie wären im Schnee verlorengegangen«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang unverkennbar ein Ton der Erleichterung. Ihr Gesicht war erhitzt, als hätte sie Fieber, und sie hob die Finger an ihre Schläfen, als hätte sie starke Kopfschmerzen.

Mir kam ein entmutigender Gedanke. »Sind Sie krank?« fragte ich. Natürlich war ich um ihre Gesundheit besorgt, aber ich muß gestehen, ich fürchtete zugleich, ohne sie ins College zurückkehren zu müssen.

»Nein«, antwortete sie, die Hände senkend. »Es ist nur … Manchmal fällt es mir schwer …« Sie schüttelte sich ein wenig. »Ist es so arg da draußen?«

»Es ist nicht unzumutbar«, antwortete ich vorsichtig. »Unangenehm, gewiß, aber im Speisesaal brennt sicher ein kräftiges Feuer, und als Hauptgericht gibt es heute eine Gans.«

Sie hob den Kopf. Ich bemerkte, daß ihre Hände zitterten. Von Herzen gern hätte ich geglaubt, sie zittere um mich, aber ich wußte es besser. Sie holte tief Atem.

Ich trat einen Schritt auf sie zu, aber sie streckte eine Hand vor, wie um mich aufzuhalten. Wäre es irgend möglich gewesen, ich hätte die Distanz zwischen uns bezwungen und ihr Gesicht an meines gezogen. Ich hätte ihr meine Hand in den Rücken gelegt und sie an mich gepreßt. Ich hätte ihre Röcke hochgeschoben und meine Hand über ihren Schenkel gleiten lassen und meine Finger in ihren Strumpf gesenkt. Das alles hätte ich getan, und vielleicht erkannte sie das, denn mit einem Ruck, als hätte sie ihre Handgelenke in eiskaltes Wasser getaucht, nahm sie sich zusammen.

Selbstverständlich tat ich gar nichts; aber ich frage mich, was vielleicht zwischen uns geschehen wäre, hätte ich in diesem Augenblick den Mut besessen, sie zu berühren.

Ich blickte zu meinen ausgestreckten Händen. Um sie zu beschäftigen, griff ich zum Garderobenständer und nahm ihren Mantel herunter. Ich hielt ihn ihr hin, und sie schlüpfte hinein und umhüllte sich mit dem Wollstoff. Vielleicht ließ ich meine Arme ein wenig länger auf ihren Schultern verweilen, als schicklich war. Ihr Haar war frisch gewaschen und duftete nach Olivenölseife. Sie trat von mir weg und zog die Kapuze über den Kopf.

»Wir sollten gehen«, sagte sie hastig, »bevor meine Tante uns zurückhält.«

Weitere Worte waren nicht nötig, ich hatte es so eilig wie sie, dieses Haus zu verlassen.

(Zu welchen Pakten – welchen Pakten – habe ich Etna Bliss gezwungen?)

Draußen stürmte es noch wilder als zuvor. Etna zog ihre Kapuze tief ins Gesicht, und ich mußte sie führen, in die rechte Richtung, wie ich hoffte. Es war Wahnsinn, sich an so einem Tag ins Freie zu begeben, und ich war hin und her gerissen zwischen Gedanken über die Torheit, sich überhaupt auf diese Exkursion eingelassen zu haben, und einer Art prickelnder Erregung, wie sie mit Abenteuer und Wagnis einherzugehen pflegt.

Als wir das College erreichten und in das Vestibül der Woram Hall traten, waren unsere Mäntel vorn mit einer Eisschicht überzogen. Mein Mund war in einem Lächeln erstarrt, und in den ersten Sekunden fiel mir das Sprechen schwer. Ein Bediensteter des College half uns aus den Mänteln und ermunterte uns, die nassen Stiefel auszuziehen, was Etna jedoch ablehnte. Wir begaben uns unverzüglich in den Speisesaal und stellten uns ans Feuer, um uns aufzuwärmen. Etnas Wangen und Nase waren feuerrot von der beißenden Kälte – aber ach Gott, wie schön ihr Gesicht war! Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken: Wir hatten es überstanden. Und als ihr Gesicht und ihre Glieder sich wieder erwärmten, begannen ihr auch die Worte über die Lippen zu sprudeln. Selten hatte ich sie so angeregt und redefreudig erlebt.

»Als ich einmal mit meinen Schwestern Schlittschuh laufen war«, erzählte sie, »ich war noch ziemlich klein, sicher nicht älter als sechs, kam plötzlich ein Schneesturm auf, ganz ähnlich wie der heute, und ich weiß jetzt nicht mehr genau, warum, aber die Person, die eigentlich auf uns aufpassen sollte, war nicht bei uns; vielleicht dachte man, meine Schwester Pippa könnte auf uns achtgeben. Der Sturm brach so plötzlich los, daß wir nicht mehr zurückfanden und uns unterstellen mußten, in einer Art Höhle. Mein Gott, war das aufregend, so ganz allein, ohne Erwachsene! Ich erinnere mich, daß Pippa in einem Beutel eine Flasche Kakao mithatte, in Flanelltücher eingewickelt. Ihr war so bange, daß sie gar nicht viel trinken konnte, aber ich, ich habe alles auf einmal getrunken, ach, und war mir später übel! Aber es ist alles noch präsent – es ist eine wundervolle Erinnerung.«

Sie rieb sich am Feuer die Hände. Sie hatte große Hände, beinahe so groß wie meine.

»Und wie hat man Sie gefunden?« fragte ich.

»Ein Suchtrupp wurde losgeschickt. Man fürchtete, wir wären im Eis eingebrochen. Ich weiß nicht, wie lange wir vermißt waren, mehr als ein, zwei Stunden können es nicht gewesen sein, aber für ein Kind kann das eine Ewigkeit sein, nicht wahr? Vermutlich auch für eine Mutter. Ich weiß noch, daß ich schrecklich enttäuscht war, als man uns gefunden hatte.«

Sie lachte. Das Haar fiel ihr, von der Nässe geringelt, um Stirn und Wangen. Ich sah mich im Speisesaal um, der nur schwach besetzt war. Außer Etna war keine Frau anwesend. Einige Männer, die Etna beobachtet hatten, wandten sich widerstrebend ab, als ich sie ansah; andere nickten und lächelten verständnisinnig.

»Ach, tut die Wärme gut«, sagte sie. »Man weiß diese Annehmlichkeiten gar nicht richtig zu schätzen, wenn sie so leicht verfügbar sind.«

»Wir sollten uns zum Essen setzen«, sagte ich. »Sie sind sicher hungrig.«

»Ja, das bin ich«, antwortete sie, sich zum erstenmal umsehend. »Ich bin richtig ausgehungert.« (Das war auch so etwas an Etna; sie hatte einen fabelhaften Appetit für eine Frau.)

Wir sprachen, wir sprachen über … ja, worüber? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Und wünschte doch, ich könnte mich an jedes einzelne Wort dieses Nachmittags erinnern, dieses Nachmittags kindlicher Verschwörung und des Genusses von Wärme, gutem Essen und Wein. Vielleicht unterhielten wir uns über Bücher, aber ich glaube es nicht. Der Tag schien mir anders als alle bisherigen.

Wir blieben weit über die Zeit hinaus, da man sich normalerweise erhoben hätte, am Tisch sitzen. Mir schwirrte der Kopf vor Möglichkeiten. Ich, der ich mir innerhalb eines Augenblicks ein ganzes Leben ausmalen konnte, träumte davon, daß Etna die Nacht im College verbringen müßte, träumte von einer Umarmung, die sie mir gestatten würde, ehe sie sich zurückzog, gar von einem Kuß, den ich ihr im dunklen Korridor rauben könnte. Ich stellte mir vor, ich schliefe im selben Gebäude wie sie und holte sie zum Frühstück ab, eine Mahlzeit, die wir noch nie gemeinsam eingenommen hatten. (Köstliche erotische Intimitäten, aber seltsam, wir sollten beinahe fünftausendmal das Frühstück zusammen einnehmen, ohne daß auch nur einmal vergleichbare Gefühle entstanden.)

Doch als die Mahlzeit sich dem Ende näherte, als das Personal das Leinen und das Silber von den anderen Tischen entfernte und ich den schönen Nachmittag entschwinden sah (und vielleicht meinen tollkühnen Phantasien folgend, von denen, wie ich mir später vorhalten mußte, Etna nichts gewußt haben konnte und die sie gewiß nicht teilte), griff ich über den Tisch und umfaßte ihre Hand. Sie hörte mitten im Satz zu sprechen auf. Ich merkte, daß sie den Atem anhielt. Ich verschränkte meine Finger mit ihren.

»Etna«, sagte ich. »Sie sind so wunderschön.« (Es war beglückend, die Worte laut auszusprechen. Ich hatte das bisher nicht getan.)

»Professor«, sagte sie.

»Sie haben versprochen, mich Nicholas zu nennen.«

»Es sind andere Leute anwesend.«

»Die mich beneiden«, sagte ich.

Ihre Hand lag erstarrt in der meinen. Ich weiß nicht, ob sie versuchte, sie mir zu entziehen; vielleicht erkannte sie, daß sie das im Moment nicht tun konnte. Die stille Ruhe, die ich so oft an ihr beobachtet hatte, breitete sich um ihren Körper und auf ihren Zügen aus wie die einlaufende Flut, die den Sand unter sich tränkt. Sie begann langsam zu atmen, und die heiße Röte schwand aus ihrem Gesicht. Sie machte (Gott verzeih mir) den Eindruck eines Tiers im Wald, das absolut reglos steht, um sich unsichtbar zu machen. Sie sah mich nicht an.

Aber an jenem Tag beschloß ich in meiner blinden Vernarrtheit, ihre Reaktion lediglich als Ausdruck weiblicher Schamhaftigkeit und Scheu zu nehmen, beides, wie ich damals fand, liebenswerte und gewinnende Eigenschaften bei einer Frau. Gleichzeitig fragte ich mich – und das war eine Frage, die mich schon seit meinem ersten Besuch im Haus ihres Onkels plagte –, ob diese Furcht vor körperlicher Berührung vielleicht Zeugnis dafür war, daß sie vor mir keine Liebhaber gehabt hatte.

Ich gab ihre Hand frei, und sie versteckte sie augenblicklich in ihrem Schoß.

»Das war der wunderbarste Nachmittag meines Lebens«, sagte ich aufrichtig.

Sie hob den Blick. »Vielen Dank für das Essen.«

»Der Weg nach Hause wird fürchterlich werden«, sagte ich. »Der Sturm hat ja offenbar kaum nachgelassen.«

»Nein.« Sie sah zu einem der gewaltigen Fenster des Speisesaals hinaus.

»Sie könnten hier übernachten«, fuhr ich mutig fort. »Es gibt Gästezimmer. Und dann könnte ich Sie morgen vormittag zurückbringen. Wir könnten einen Boten zu Ihrem Onkel und Ihrer Tante schicken, damit sie sich keine Sorgen machen. Ein junger Bursche wird sich bei dem Schneegestöber leichter tun als wir.«

»Ich möchte niemanden meinetwegen in dieses Unwetter hinausjagen«, entgegnete sie. »Nein, ich muß gehen. Ich habe ja auch meine Sachen nicht bei mir.«

»Ja, natürlich«, sagte ich und stand wohl oder übel mit ihr auf.

Ein Bediensteter des College hatte unsere Mäntel und Schals am Kamin getrocknet. Ich drückte dem Mann ein Trinkgeld in die Hand und fragte nach einem Schlitten, worauf man uns einen holte. Während der Fahrt hielten Etna und ich die Decken wie ein Zelt über unsere Köpfe. Ich spürte ihren warmen Atem auf meinem Gesicht. Vor dem Haus ihres Onkels bat sie mich herein, aber mir taten der Bursche und die Pferde vor dem Schlitten leid, und ich erkannte jetzt, was mir zuvor entgangen war: In den gewaltigen Schneewehen konnte selbst ein Schlitten verlorengehen.

»Ich komme dann am Dienstag«, sagte ich an der Tür.

Sie nickte, schien jedoch zerstreut. Ich konnte sie nicht länger im Schneetreiben stehen lassen.

»Gehen Sie hinein«, sagte ich.

Sie nickte wieder und ging ins Haus. Einmal sah sie mich noch an, bevor sie die Tür schloß. Ich ging zum Schlitten zurück, wobei ich mir des Schnees, der über meine Stiefel hinaufreichte, plötzlich unangenehm bewußt wurde.

Am nächsten Tag bekam Etna Fieber, und ich gab mir die Schuld daran. Hätte ich sie hinreichend vor den Gefahren des Unwetters gewarnt – wie es ein verantwortungsvoller Mann getan hätte –, so wäre sie nicht krank geworden. (Mir kam allerdings der Gedanke, daß die unnatürliche Röte ihres Gesichts, die mir aufgefallen war, als ich sie abholte, vielleicht Vorbote eines beginnenden Fiebers war, aber lassen wir das.) Ich erfuhr davon erst am Dienstag, als ich zur gewohnten Stunde vorsprach und Mrs. Bliss mich aufklärte, worauf ich bei einer nicht enden wollenden Tasse Tee im Salon (in dem, ich muß es sagen, Mrs. Bliss aufzublühen schien wie eine seltene tropische Blume – oder brütete vielleicht auch sie ein Fieber aus?) ein unerträgliches Gespräch über mich ergehen lassen mußte. Ich dachte die ganze Zeit nur daran, daß Etna vielleicht keine drei Meter über meinem Kopf in ihrem Bett lag, und diese Vorstellung lähmte meine Zunge.

Sie war eine Woche lang krank, danach konnte sie, noch hustend und mit geröteter Nase, zu Stippvisiten in den Salon hinunterkommen. Ich brachte bei meinen Besuchen Konfekt und Treibhausblumen mit, einmal auch eine seltene Orchidee aus dem College-Gewächshaus, die der Biologieprofessor Everett Tucker mir geschenkt hatte. Und natürlich brachte ich Etna Bücher mit. Trotz der Geschenke waren unsere Gespräche in diesem Salon (wo Etna auf einer Chaiselongue ruhte und ich unter Weste und Anzug entsetzlich schwitzte) stets stockend und sprunghaft. Ob es eine Folge unseres erzwungenen Aufenthalts in diesem grauenvollen Raum war, im Kontrast zu dem lebhaften und anregenden Nachmittag im Speisesaal des College um so auffallender, konnte ich nicht sagen. Auf jeden Fall war ich erleichtert, als Etna feststellte, sie fühle sich wohl genug, um sich wieder ins Freie zu wagen.

In der Zeit, als ich um Etna warb, war ich großzügig mit Geschenken, die ich zum größten Teil bei Johnston & Herrick’s in Hanover kaufte. Ich erinnere mich an ein Paar Topasohrringe, die Etna besonders gefielen. (Habe ich schon erwähnt, wie genau Etna auf Kleidung und Accessoires achtete? In bescheidenem Maß natürlich, aber mit einer faszinierenden Mischung aus Raffinesse und Geschmack.) Ich schenkte ihr auch eine Mondsteinkette und erinnere mich noch heute, mit welcher Wonne ich den Verschluß in ihrem Nacken zusammenschob. War es eine falsche Vorstellung von mir, zu glauben, mit der Entgegennahme dieser Geschenke (einer Jetbrosche, eines Turmalinkämmchens) bekunde sie ihr Einverständnis mit mir und meinen Aufmerksamkeiten? Jedes dargebrachte und in Empfang genommene Geschenk sei ein Eintrag zu meinen Gunsten im Rechnungsbuch unserer Annäherung? Ich machte mir Hoffnungen, gewann sogar ein gewisses Vertrauen und begann, über eine geeignete Gelegenheit nachzudenken, um sie zu bitten, meine Frau zu werden.

Sie bot sich an einem linden Nachmittag im März. Es war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit; ja, es war der erste schöne Tag seit Wochen. Auf dem Collegegelände gab es ausgedehnte Wege, die vor diesem besonderen Nachmittag noch mit Schnee bedeckt waren und bald matschig sein würden; an diesem Tag jedoch, zwischen Winter und Frühling, war der Boden fest genug für einen Spaziergang.

Wir ließen das Haus der Familie Bliss hinter uns, und ich führte Etna dorthin, wo die Spazierwege begannen, schon dieser Marsch länger als alle, die wir bisher unternommen hatten. Ich befand mich in einem Zustand großer Nervosität, wie das wohl bei jedem Liebenden der Fall wäre, der im Begriff ist, der Geliebten einen Heiratsantrag zu machen, aber ich faßte Mut, als Etna nicht einen Moment zögerte, die Wanderwiesen zu betreten. Ich glaube, ihr fiel gar nicht auf, wo sie war, so stark war sie von Ruhelosigkeit erfüllt, als würden in ihren Gliedern die Säfte gären, die in den Ahornbäumen rund um uns herum aufstiegen.

Wir schlugen den Weg am Fluß entlang ein, der an diesem Tag brodelndes Hochwasser führte. Nicht nur die Luft war mild, auch die Farben waren es – das Blau des Himmels milchig, die scharfen Konturen der Bäume verwischt in der weichen Luft. Etna hielt beim Gehen ihre Röcke gerafft, trotzdem waren die Säume bald durchnäßt. Aber das schien sie überhaupt nicht zu stören. Im Gegenteil, sie schritt in ziemlich flottem Tempo aus, als hätte sie ein festes Ziel. Sie trug einen blau, grau und braun karierten Rock und dazu ein passendes kurzes Cape mit grauem Kaninchenkragen. Wenn sie ihre Röcke raffte, erhaschte ich bisweilen einen Blick auf das dichte Gefältel schwerer cremefarbener Unterröcke.

»Uphams Kurzgeschichten gefallen mir nicht besonders«, sagte sie. »Ich dachte, ich würde sie mögen, aber das ist nicht der Fall. Er hat eine so pedantische, verschnörkelte Sprache, die mir gar nicht zusagt.«

»Ah, ja«, sagte ich nur, denn sie hatte diese Abneigung schon früher erwähnt.

»Was für ein wunderbarer Duft. Wissen Sie, was das ist?«

Ich roch nur den Fluß.

»Und wie ist er auf die Idee gekommen, eine Figur zu schaffen, die so blind ist, daß sie nicht einmal die wahre Bedeutung der eigenen Worte durchschaut?«

»Ich denke, das ist ein Kunstgriff.«

»Und was bezweckt er damit?«

»Er möchte uns einen Menschen zeigen, der sich selbst etwas vormacht.«

»Also, von derartigen Kunstgriffen halte ich gar nichts. Das führt doch nur dazu, daß der Leser dem Erzähler mißtraut. Woher sollen wir wissen, was wirklich geschehen ist? Und außerdem kann kein Mensch sich so über sich selbst täuschen.«

»Glauben Sie?« fragte ich.

»Ich glaube, der Frühling hat Sie heute nachmittag durcheinandergebracht, Nicholas. Sie sind so zerstreut wie sonst nie.«

»Ja, vielleicht«, meinte ich.

Nach einer halben Stunde gelangten wir zu einer geschützten Stelle, wo ein Felsvorsprung ein Dach bildete, unter dem wir kurz haltmachen konnten, um die Landschaft vor uns zu betrachten – eine Weite rostfarbener Gräser, noch gebeugt von der erst kürzlich von ihnen genommenen Last von Schnee und Eis. Etna war mir unter das Felsdach gefolgt; vielleicht brauchte sie eine Atempause. Ihre Beine waren an so viel Bewegung nicht gewöhnt. Die Hände in den Taschen meines Mantels, unter der Weste schweißnaß (ich war viel zu warm angezogen), trat ich einen Schritt auf sie zu. Sie erlaubte mir diese Nähe, während wir eine Schar Stare beobachteten, die in eigenwilliger Konstellation am Flußufer kreiste.

»Meine liebe Etna«, begann ich.

Ich vermute, meine Stimme hatte einen unbeabsichtigt ehrerbietigen Ton, denn sie drehte sich sogleich mit verwunderter Miene zu mir um. Sie schob die Hände unter ihren Umhang. Im Laub auf dem Boden hörte ich ein Rascheln – ein Eichhörnchen?

»Ich muß eine Angelegenheit von höchster Bedeutung mit Ihnen besprechen«, fuhr ich fort und hielt inne. Es lief nicht wie geplant; meine Worte klangen nach einer geschäftlichen Abmachung. »Das heißt, ich muß Ihnen sagen …« Ich holte hastig Atem. »… ich liebe Sie«, sagte ich.

Für sie kann dieses Geständnis nicht ganz unerwartet gewesen sein (was sollten denn die Topasohrringe und die Jetbrosche zu bedeuten haben?), dennoch schien sie im ersten Moment überrascht, ja, erschrocken. Ich nehme an, der Gedanke an Heirat lag ihr in diesem Moment sehr fern; das erhitzte Gesicht war zweifellos eine Folge körperlicher Anstrengung, keineswegs Ausdruck freudig erregter Erwartung.

Aber wie so häufig in überraschenden oder bestürzenden Situationen kam auch diesmal eine tiefe Ruhe über sie. Selbst ihre Lider schienen sich langsamer zu bewegen, während sie mich unverwandt ansah.

»Ich bete Sie an«, sagte ich mit einer Leidenschaftlichkeit, die befremdlich gewirkt haben muß im Gegensatz zu ihrer stillen Ruhe. »Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich unaufhörlich an Sie denken muß. Ich möchte, daß Sie meine Frau werden.«

(Wenn ich mich dieser Szene erinnere, sehe ich unwillkürlich eine Szene aus einem Theaterstück vor mir, in der einer der Darsteller vor lauter Lampenfieber viel zu dick aufträgt, während seine Gegenspielerin offenbar ihren ganzen Text vergessen hat.)

Vielleicht war Etna tatsächlich erschrocken über diese kühnen Worte, die ich augenblicklich abzuschwächen suchte. »Damit will ich sagen«, fuhr ich fort, »daß ich Sie gern als meine Frau an meiner Seite hätte, wenn Sie sich mit dieser Vorstellung anfreunden könnten. Kurz und gut, ich möchte Sie bitten, meine Frau zu werden. Ich weiß, daß mein Antrag nicht ganz unerwartet für Sie ist, aber selbstverständlich sollen Sie sich trotzdem Zeit nehmen für Ihre Entscheidung. Ich möchte Ihnen nur heute schon sagen, daß Sie mich mit Ihrem Jawort zum glücklichsten Mann auf Erden machen würden.«

Etna schwieg lange. Ich weiß bis heute nicht, was ihr durch den Kopf ging, aber ich nehme an, daß ihr der Gedanke an Heirat zwar in den Sinn gekommen war und sie ahnte, daß sie am Ende würde einwilligen müssen, wenn sie der lautlosen Tyrannei eines Lebens im Exil entrinnen wollte, daß sie es aber abgelehnt hatte, sich diese Möglichkeit vorzustellen. Sie hatte sie abgewehrt und war darum jetzt ohne Worte.

Ich zog aus meiner Tasche eine Schachtel mit einem Ring, den ich kürzlich bei Johnston & Herrick’s gekauft hatte (für viel Geld, wenn ich das sagen darf; ich finde nichts dabei, es jetzt zu erwähnen). »Ich möchte Ihnen das hier schenken«, sagte ich. »Als Zeichen meiner … Um mich für immer an Sie …« Aber ich konnte nicht fortfahren. Der redegewandte, manchmal pedantische Van Tassel wurde stumm wie ein Stein – stumm wie Etna Bliss. Ich hielt den Ring auf meiner offenen Hand – eine Opfergabe –, eine Kostbarkeit aus Smaragd und Weißgold.

Sie griff nicht danach, zog jedoch die Hände unter ihrem Cape hervor, vielleicht um sie zu irgendeiner Geste zu gebrauchen; und ich, praktisch sprachlos in meiner verzweifelten Angst, sie könnte mich zurückweisen (eine Möglichkeit, die mit jedem verstreichenden Moment wahrscheinlicher wurde), umfaßte eine dieser in Handschuhen verborgenen Hände und legte sie über meine eigene, so daß der Ring nun zwischen unseren Händen ruhte. Dann legte ich meinen Arm um ihren langen Rücken und spürte, wie sie erstarrte, am ganzen Körper stocksteif wurde. Doch als sie erkannte, daß ich sie von mir aus nicht freigeben würde, entspannte sie sich immerhin so weit, daß sie die Umarmung geschehen ließ. Ich kann allerdings nicht behaupten, daß sie sich zu einer Erwiderung in irgendeiner Form herbeiließ. Sie blieb völlig unbewegt, in einem Zustand weder des Gebens noch des Empfangens. Vielleicht stellte sie sich selbst auf die Probe und beobachtete ihre eigenen Reaktionen.

(Meiner Überzeugung nach wurde in dieser einen Umarmung die Geschichte einer ganzen Ehe vorweggenommen, wobei ich das damals natürlich nicht ahnen konnte. Und mit Rücksicht auf diese Erfahrung würde ich allen jungen Liebenden raten, bei der ersten Umarmung so genau aufzumerken wie bei einem Wahrsager.)

Aber selbst Etnas Passivität war Seligkeit für mich: ihren Atem an meinem Hals zu fühlen, das sanfte Wogen ihres Busens dicht an meiner Hand. Langsam, um ihr die Möglichkeit zu lassen, sich zu entziehen (was sie nicht tat!), ließ ich mein Gesicht an ihrem hinabgleiten, um sie auf den Mund zu küssen, einer der Höhepunkte meiner stündlichen Phantasien. Und ich hatte mein Ziel fast erreicht, als ein riesiger Vogel den Weg entlanggestelzt kam – Moxon mit flatterndem Cape und flatternden Haaren.

Etna und ich fuhren auseinander.

Moxon blieb abrupt stehen. »Van Tassel! Das ist aber mal eine Überraschung!« sagte er.

»Moxon«, sagte ich.

»Miss Bliss, wie schön, Sie wiederzusehen.«

Etna drehte sich ein wenig in seine Richtung, doch ihr Blick blieb abgewandt.

Moxon schien keine Ahnung zu haben, in was für einen Moment er da hineingeplatzt war. Ich zitterte vor Wut und Enttäuschung über die zerstörte Verheißung.

»Ich verschaffe meinem Körper Bewegung«, verkündete Moxon, als wäre das nicht offenkundig, und wischte sich die feuchte Stirn mit einem Taschentuch, das er aus seinem Umhang zog. »Mein Arzt sagt, es wäre das einzige Mittel gegen die Collegeernährung. Die Därme in Bewegung halten und dergleichen.«

Ich war sprachlos, entsetzt, daß dieser Mensch es wagte, in Etnas Gegenwart über derart niedrige Dinge zu sprechen.

»Ach, übrigens, ein Glück, daß ich Sie getroffen habe, Van Tassel«, fuhr Moxon fort, während er das feuchte Taschentuch wieder einschob. »Fitch sucht Sie schon den ganzen Nachmittag. Er scheint über irgend etwas sehr beunruhigt zu sein und hat überall Nachrichten hinterlassen, daß Sie so schnell wie möglich zu ihm ins Büro kommen sollen.«

»Fitch«, sagte ich zerstreut. »Fitch sucht mich? Heute?«

»O ja.«

»Warum denn nur?«

»Ich habe keine Ahnung.«

Etna war reglos wie ein Reh, das das Knacken eines Ästchens vernommen hat. Eigentlich liebte ich diese Eigenschaft an ihr – diese Weigerung, sich zu verstellen, so zu tun, als wäre etwas in Ordnung, wenn es ganz klar nicht der Fall war.

»Ich muß weiter«, bemerkte Moxon. »Mein Arzt sagt, ich darf das Blut bei diesen Übungen nicht zur Ruhe kommen lassen.«

»Aber natürlich«, sagte ich und winkte ihn fort.

Ich hielt noch immer den Smaragdring in der Hand und brannte vor Ungeduld, ihn seiner zukünftigen Eigentümerin an den Finger zu stecken. Aber als ich mich Etna zuwandte, sah ich, daß Moxons Erscheinen sie aus der Passivität gerissen hatte.

»Etna, es tut mir leid«, sagte ich.

»Aber nein, lassen Sie«, sagte sie. »Mir ist jetzt kalt. Ich glaube, ich gehe besser nach Hause. Ich möchte nicht noch ein Fieber riskieren.«

»Nein, natürlich nicht«, sagte ich.

»Wir haben einen ziemlich weiten Weg hinter uns.«

»Mir schien er gar nicht weit«, sagte ich.

Bei stockendem Gespräch, das mit (für mich) bedrückendem Schweigen abwechselte, kehrten wir zum Haus der Familie Bliss zurück. Meiner Enttäuschung und Wut konnte ich nur in lautlosen Verwünschungen Luft machen. Als wir vor der Haustür standen, drehte Etna sich zu mir und bot mir wie immer die Hand. Ich war in heftigem Aufruhr, ich wollte ihr unbedingt den Ring geben, scheute mich aber, es in so öffentlicher Umgebung zu tun, da ich fürchtete, ein ungünstiger Moment würde Zurückweisung begünstigen. Ich brachte daher kein Wort über die Lippen.

Sie jedoch begann zu sprechen und beruhigte damit ein wenig mein rasendes Herz. »Professor Van Tassel«, begann sie, mich mit meinem Nachnamen ansprechend, worin ich ein schlechtes Omen sah, »ich weiß, daß ein Heiratsantrag nicht leichten Sinnes gemacht wird.«

(O doch, doch, dieser schon, hätte ich gern gesagt, und vielleicht merkte sie das, denn sie hob abwehrend eine Hand, um mich vom Sprechen abzuhalten.)

»Aber ein solcher Antrag kann, wenn er aufrichtig gemeint ist, auch nicht leichten Sinnes angenommen werden«, fuhr sie fort. »Und deshalb müssen Sie mir Zeit lassen, ihn zu bedenken, damit ich eine ehrliche und klare Entscheidung treffen kann.«

»Ich suche Sie in zwei Tagen auf«, sagte ich, vor allem darauf bedacht, dem Entscheidungsprozeß eine zeitliche Grenze zu setzen.

»Nein, lassen Sie uns eine Woche warten, ehe wir uns wiedersehen. Ich brauche Zeit, um über meine Zukunft nachzudenken.«

»Sie wünschen Muße zum Nachdenken«, sagte ich.

»Nicht Muße, Professor Van Tassel. Sondern Zeit zu reiflicher Überlegung. Ich kann eine so wichtige Entscheidung nicht übereilt treffen.«

»Soll ich mit Ihrem Onkel sprechen?«

»Im Moment nicht.«

»Bitte«, sagte ich, unfähig, den verzweifelt flehenden Ton aus meiner Stimme herauszuhalten, »nehmen Sie sich nicht zu lange Zeit. Ich werde keine ruhige Nacht haben, solange ich nicht von Ihnen gehört habe.«

Ich glaube, dieses ungeschminkte Bekenntnis rührte sie ein wenig, denn sie nickte – nicht erheitert oder mitleidig, sondern mit wahrer Anteilnahme, eine Fähigkeit der Seele, mit der, wie ich bald entdecken sollte, Etna Bliss in hohem Maß ausgestattet war.

Alles, was er wollte: Roman
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