UM NOAH FITCHS BÜRO ZU ERREICHEN, mußte der Besucher einen mahagonigetäfelten, mit Steinplatten gepflasterten langen Korridor entlanggehen, begleitet vom knallenden Widerhall seiner Schritte, der ihn lange vor seiner Ankunft meldete. Am Ende des Marschs erwartete ihn nichts Lohnenderes als eine einsame weiße Büste von Franklin Pierce auf einem Sockel vor einem riesigen Fenster mit Blick auf das Hofkarree.

Mit Fitchs Büro vertraut (und etwas außer Atem von eiliger Bewegung und Nervosität), klopfte ich energisch, um keinen Eindruck von Zaghaftigkeit aufkommen zu lassen. So ein zaghaftes Klopfen an der Tür konnte, wie ich aus eigener Erfahrung wußte, bei dem, der dahinter saß, leicht ein ungerechtfertigtes Gefühl der Überlegenheit hervorrufen; und Fitch, der zwar als Inhaber des Hitchcock-Lehrstuhls für Englische Literatur der Höhergestellte von uns beiden war, sollte auf keinen Fall glauben, seine Vorladung mache mir bange.

Fitch selbst öffnete mir. Er war ein imposanter Mann mit eisengrauem Haar, Backenbart und tadellosen Zähnen – vielleicht vererbt oder das Resultat gesunder Lebensweise, ich kann es nicht sagen. Ich wußte allerdings, daß Fitch überzeugter Vegetarier war und seit zwanzig Jahren kein Fleisch zu sich genommen hatte. Er kleidete sich stets sehr korrekt und hielt sich kerzengerade – auch mit fünfundfünfzig noch –, und ich hatte den Verdacht, daß er seinen Posten ebensosehr seiner stattlichen und angenehmen Erscheinung zu verdanken hatte wie seiner akademischen Bildung.

»Ah, ja. Van Tassel. Kommen Sie herein.«

Er führte mich in sein Büro, das selbst bei Tag düster wirkte, vielleicht wegen der zugezogenen Vorhänge. Es ist wohl überflüssig zu sagen, daß die Wände fast ganz von Büchern eingenommen waren, nur hier und dort wurde das monotone Bild von einigen persönlichen Objekten aufgelockert: einem Vogelkäfig, einem aus Blei gegossenen Hahn, einer mit Nelken gespickten Orange. An einer Wand hing ein recht ordentliches Porträt von Fitchs Ehefrau, das später seinen Weg in die Sammlung Elliot finden sollte.

Wir setzten uns einander gegenüber, zwischen uns die breite Platte seines Schreibtischs aus Kirschholz. Er hatte eine Akte vor sich.

»Sie wollten mich sprechen, Sir?« sagte ich.

»Richtig, Van Tassel.«

Er sah an mir vorbei, als müsse er seine Gedanken ordnen. (Von der Dringlichkeit, von der Moxon gesprochen hatte, war nichts zu merken.) Ich hatte in diesem Moment, wie schon früher bisweilen, den undeutlichen Eindruck, daß Fitch mich nicht besonders mochte – wobei man ihm allerdings zugute halten muß, daß er sich die größte Mühe gab, das zu verbergen. Diese feine Abneigung, davon war ich schon lange überzeugt, hatte ihren Grund darin, daß ich nicht in der Tradition Neuenglands, das ja nur meine Wahlheimat war, geboren und aufgewachsen war und es mir daher an Authentizität fehlte.

»Die Sache ist recht heikel«, begann er.

Augenblicklich schoß mir Hitze ins Gesicht. Was konnte so »heikel« sein? Hatte ein Student sich über ungerechtfertigte Strenge beschwert? Hatte ich in meiner derzeitigen Kopflosigkeit Tutorenstunden versäumt? War ich bei der Notengebung zu streng gewesen?

Er rückte ein Stück von seinem Schreibtisch ab. Als mir bewußt wurde, daß ich selbst vorgebeugt, wie in bittender Haltung, in meinem Sessel saß, richtete ich mich sofort auf.

»Uns verbindet ja«, sagte er, »ein gemeinsames Interesse an Sir Walter Scotts Schaffen.«

»Das ist richtig«, bestätigte ich.

»Und wir sind natürlich beide mit den wissenschaftlichen Arbeiten über diesen Autor vertraut, wie man das von uns erwarten kann.«

Ich nickte und widerstand einem Impuls, die Nase zu rümpfen; ich war überzeugt, auf diesem Gebiet weit besser beschlagen zu sein als Fitch, der, da seine Interessen zwangsläufig breiter gestreut waren, gar nicht dazu kam, einem Thema wirklich auf den Grund zu gehen.

»Nun bin ich kürzlich auf Ihre Monographie der frühen Romane Sir Walter Scotts gestoßen.«

(Regte sich in diesem Moment auch nur ein Hauch der Beunruhigung in mir? Ich glaube nicht. Noch nicht.)

»Ja?« sagte ich.

»Und rein zufällig kam mir eine Monographie von Alan Dudley Severence vom Amherst College in die Hände, in der ich – wie soll ich sagen? – auffallende Formulierungsähnlichkeiten gefunden habe.«

Ich schwieg.

»Tja, ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, Van Tassel, ich fürchte, es geht hier um eine Art Plagiat.«

Das Wort brannte mir in den Ohren. Der Mund wurde mir trocken. »Sir, Sie wollen doch nicht im Ernst unterstellen …«

»Doch, ebendas, so leid es mir tut«, entgegnete er.

»Das ist ausgeschlossen«, sagte ich.

Fitch spielte mit seiner goldenen Uhrkette. »Die wörtliche Übereinstimmung gewisser Passagen ist – nun, sagen wir, frappierend.«

»Aber das ist doch kein Verbrechen, Sir.«

»Nein, wenn die Übereinstimmung zufällig ist, nicht.«

»Das ist sie, Sir. Das ist sie. Sie wissen, ich habe einen tadellosen …«

»Gewiß, gewiß, das ist wahr.«

Fitch betrachtete mich eine geraume Zeit. Das Feuer im Kamin knackte plötzlich laut, und wir fuhren beide zusammen. Er rückte mit seinem Sessel wieder näher an den Schreibtisch heran und stützte sich mit den Ellbogen auf.

»Ich gestehe, daß ich höchst überrascht bin«, sagte er. »Schließlich sind Sie ein Mann von außergewöhnlicher Disziplin.«

»So ist es, Sir.«

»Sie verfügen über eine wissenschaftliche Bildung, die weit über den Durchschnitt hinausgeht.«

»Danke, Sir.«

»Das wäre doch nicht nötig gewesen.«

»Es war nicht nötig.«

»Ja, hm.«

Fitch musterte mich lange und eingehend, und ich zwang mich, den forschenden Blick zu erwidern.

»Vielleicht möchten Sie Severences Monographie mitnehmen, um sich die betreffenden Stellen selbst anzusehen«, meinte er. »Es gibt da Wendungen, wie Sie sehen werden … hier, ich habe sie gekennzeichnet: ›Ein todgeweihter Mann, der in einer fernen Welt des Schmerzes lebte.‹ Und hier: ›… flüssiges, routiniertes und unbekümmertes Erzählen.‹ Muß ich noch mehr sagen?«

Ich brauchte einige Sekunden, um Worte zu finden. »Aber, Sir, gewisse Wendungen, wie zum Beispiel ›wenn wir einräumen‹ oder ›wir haben nicht hinreichend berücksichtigt‹ oder auch ›auf den ersten Blick‹ sind doch Teil der geläufigen Rede.«

»Gewiß, aber darum geht es hier nicht.«

»Aber das Prinzip ist doch dasselbe!«

Fitch drehte sich in seinem Sessel und blickte, mir nun fast den Rücken zuwendend, eine ganze Weile ins Feuer. Ich vermutete, daß er über sein Dilemma nachsann und im Begriff war, ein Urteil zu fällen. Verzweifelt suchte ich nach einem Thema, das ich ansprechen könnte, um ihn von dieser Geschichte abzulenken, aber in meinem Kopf ging alles drunter und drüber. Ich wünschte mir inbrünstig ein offenes Fenster, einen Schimmer Licht in diesem düsteren Zimmer. Die Stille war so tief, daß man das Ticken der Uhr über dem Kaminsims hörte.

Nach einiger Zeit (einer quälenden Unendlichkeit, wie mir schien) drehte Fitch sich wieder herum.

»Tja, Van Tassel.«

»Sir?«

Die Nervosität hatte meine Stimme peinlich in die Höhe getrieben. Ich räusperte mich.

Fitch seufzte. Die Entscheidung war gefallen. »Ich möchte Sie nach so langer Zeit nicht verlieren«, sagte er. »Aber bei einem zweiten solchen Vorkommnis werde ich keine Wahl haben.«

»Es hat nicht einmal ein erstes Vorkommnis gegeben!«

»Sie sind sehr fest in Ihrer Haltung.«

»Das muß ich sein. Es hat kein Verstoß stattgefunden.«

»Ich werde Ihre Arbeit mit großer Aufmerksamkeit verfolgen müssen.«

»Ich hoffe, das haben Sie immer schon getan«, sagte ich.

»Wir lassen das jetzt«, erklärte er, während er sich auf einem Blatt Papier in der Akte eine kleine Notiz machte. Ich versuchte zu erkennen, was er geschrieben hatte, aber das war in dem abgedunkelten Zimmer unmöglich.

»Gut, Sir.« Ich bemühte mich, meine doch beträchtliche Erleichterung zu verbergen (ganz zu schweigen von meinen zitternden Händen), indem ich die Arme verschränkte und mich erneut räusperte.

Fitch faltete seine Hände unter der Nase und betrachtete mich eine Zeitlang schweigend. Von draußen hörte ich den Widerhall sich nähernder Schritte. »Wie ich höre, gehen Sie mit einem jungen Mädchen aus«, sagte er.

»Sie ist kein junges Mädchen«, versetzte ich, durch den plötzlichen Themenwechsel aus dem Konzept gebracht. »Sie ist sechsundzwanzig.«

»Manchmal nehmen Sie es wahrhaftig ungeheuer … genau, Van Tassel.«

»Das will ich hoffen, Sir.«

»Nun, ich kenne die junge Dame. Ich habe Etna Bliss bei einem Abendessen kennengelernt. Sie sind ein Glückspilz.«

»Bei einem Abendessen?«

»Ja. Es ist vielleicht – lassen Sie mich überlegen – drei Wochen her. Bliss hatte einige von uns zum Abendessen eingeladen.«

Einige von uns? Wer genau war das? Ich hätte es gern gewußt. Und warum hatte man mich ausgeschlossen? Der Gedanke quälte mich.

»Eine gutaussehende Frau, Van Tassel«, sagte er.

»Danke«, erwiderte ich.

Fitch stand auf. Das Gespräch war beendet. Über den Schreibtisch hinweg reichte er mir Severences Monographie, und ich mußte sie wohl oder übel mitnehmen.

»Ich denke, wir haben zum Thema der zufälligen oder nicht zufälligen Übereinstimmung alles gesagt, was es zu sagen gibt«, bemerkte er.

»Danke, Sir.«

»Und nur wenn ich absolut davon überzeugt wäre, daß es sich um einen vorsätzlichen Verstoß und nicht um eine Fahrlässigkeit handelt, würde ich es für nötig erachten, die Angelegenheit mit Dritten zu besprechen.«

Ich wußte, daß man sich auf Fitchs Wort verlassen konnte. Und vielleicht zeigte ich etwas von meiner Erleichterung, denn er spießte mich mit seinem Blick auf wie zu einer letzten Musterung.

Dann klopfte es, für mich das Signal zum Abgang. Aufatmend drängte ich mich an einem besorgt dreinschauenden Studenten vorbei.

Als die Tür sich geschlossen hatte, lehnte ich mich im Flur an die Wand. Das war der schlimmste Verstoß, den man mir je zur Last gelegt hatte. Ich dachte an Moxons ungelegenes Erscheinen, an die verpaßte Chance, mit Etna zu sprechen, und an Fitchs unerhörte Verdächtigungen; und ich dachte, schlimmer könnte der Tag nicht mehr werden, bis mir bei einem Blick auf meine Taschenuhr klarwurde, daß ich mich zur Privatstunde mit Edward Ferald verspäten würde.

Ferald erwartete mich in meinem Salon. In nonchalanter Pose an einen hohen Hocker am Fenster gelehnt, einen Fuß auf dem Boden, den anderen auf einer Sprosse, die Hände sorglos auf dem Oberschenkel gefaltet, schaute er zum Fenster hinaus und gab vor, meinen Eintritt nicht zu bemerken.

»Ja, Ferald«, sagte ich. »Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.«

Ich atmete in kurzen, gepreßten Stößen und schwitzte stark, wodurch ich mich dem lässig unterkühlten Ferald gegenüber deutlich im Nachteil befand. Aber ich konnte nichts weiter dagegen tun, als mich in einen der Ohrensessel am Feuer sinken zu lassen und meinen Schal abzunehmen.

Er drehte sich langsam nach mir um.

Wie immer war er tadellos gekleidet. Er trug ein exquisit geschneidertes Jackett mit einem langen perlgrauen Seidenschal, und die Hemdbrust darunter war so frisch und weiß, daß ich meinte, sie müsse neu sein. So beeindruckend wie seine Kleidung waren seine Manieren, aber ich wußte, daß sie nur Maske waren, hinter der sich schlaue Gerissenheit verbarg.

»Kein Problem, Sir.«

Das Wort »Sir«, das ich soeben noch Noah Fitch gegenüber mit, wie ich hoffe, echtem Respekt gebraucht hatte, war, aus Feralds Mund kommend, mit einem Hauch Spott behaftet.

»Warten Sie schon lange?« fragte ich.

»Seit fünf.«

Es war mittlerweile fünfundzwanzig Minuten nach der vollen Stunde.

»Dann werde ich einfach etwas überziehen«, sagte ich, meine Tasche öffnend.

»Tut mir leid, Sir, ich kann nicht überziehen. Ich bin mit Merrit verabredet.«

Ich überlegte. Merrit war ein Student im dritten Jahr, und es wurde gemunkelt, er sei Buchmacher.

»Zu welchem Zweck?« fragte ich.

Ferald zögerte. »Ich möchte auf keinen Fall unhöflich scheinen, Sir, aber ist das von Belang? Das Entscheidende ist doch wohl die Tatsache der Verabredung.«

»Haben Sie Die Braut von Lammermoor gelesen?« fragte ich, abrupt das Thema wechselnd.

»Ja, Sir, aber Ihre siebte Frage bereitet mir Schwierigkeiten – die über den historischen Roman im Gegensatz zu der ›wirren Mischung aus Gleichzeitigkeit‹, wie Sie es formulieren. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Werk, das nicht in der Zeit des Autors geschrieben ist, die Trennung wesentlicher Ereignisse von beiläufigen gestattet. Mir scheint das ein falsches Bemühen zu sein, da der Autor ja nicht authentisch über die Vergangenheit schreiben kann. Wir sprechen natürlich von Waverley, das vor Scotts Zeit spielt. Und meine These doch eigentlich bestätigt, nicht wahr?«

»Vielleicht haben Sie Ihren Text nicht sorgfältig genug gelesen«, sagte ich.

»Ich habe gründlich gearbeitet«, entgegnete er gekränkt. »Mir ist nur alles durcheinandergeraten, und ich brauche Ihre Hilfe, um es zu ordnen. Ich bin wirklich gespannt auf Ihren Kommentar.« Er machte sich nicht die Mühe, sein dünnes Lächeln zu verbergen. »Wie immer.«

Diese Unverschämtheit, dachte ich.

»Nun gut«, sagte ich. »Nehmen Sie den Text heraus.«

Feralds geheucheltes Interesse ärgerte mich maßlos, vor allem da er eine höhere Bildung so wenig brauchte und ich bezweifelte, daß er sie je nutzen würde. Er würde, wie ich wußte, binnen kurzem beträchtlichen Grundbesitz erben und sich bereits in jungen Jahren als wohlhabender Gutsherr zur Ruhe setzen.

Ich sagte Ferald, er solle sich mir gegenüber setzen. Er kam der Aufforderung mit einer Indolenz nach, die ich bewundert hätte, wäre er nicht mein Student gewesen und hätte ich es nicht so eilig gehabt, ihn loszuwerden. In diesem Moment ging mir der Gedanke durch den Kopf, daß es immer einen Ferald geben würde. Er würde vielleicht Wiles oder Mutterson oder einfach Box heißen, aber immer würde es einen jungen Mann geben, der sich über seine Lehrer lustig machte, wenn auch niemals offen, und sie durch sein Verhalten in hinterhältige Spielchen verwickelte, die ihn höchlichst amüsierten und bei denen er beinahe mit Sicherheit gewinnen mußte.

Aber bei den Spielen zwischen Lehrern und Studenten hat am Ende doch der Lehrer das letzte Wort; und ich muß gestehen, daß ich, während ich dort saß und zusah, wie Ferald seinen Federhalter aus venezianischem Glas und sein in italienisches Leder gebundenes Heft herausnahm (beides zweifellos Andenken an Auslandsreisen), ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen begann, seine Leistungen beim Abschlußexamen bedauerlicherweise nicht ausreichend finden zu können und den jungen Mann daher durchfallen lassen zu müssen.

Ich befand mich in einem Zustand emotionaler Erschöpfung, als Ferald gegangen war. Die Monographie, die Fitch mir mitgegeben hatte, lag auf dem Schreibtisch, aber ich beachtete sie nicht. Nichts drängte mich, sie zu lesen oder mit meiner zu vergleichen; ich wußte nur zu gut, was ich finden würde. Es war die reine Unaufmerksamkeit, sagte ich mir, die Folge von Zerstreutheit und Übermüdung. Und die Sätze waren ja schließlich nicht wortwörtlich gleich! Wenn es da eine auffallende Ähnlichkeit der Ideen gab, so mußte doch gefragt werden, ob Ideen das alleinige Eigentum eines Kopfes, einer Stimme waren. Konnte es denn nicht sein, daß ein brillanter Kritiker als Folge einer normalen Entwicklung auf einem bestimmten Forschungsgebiet im selben Jahr zu der gleichen Schlußfolgerung gelangte wie ein anderer? Und außerdem – stellten nicht die fraglichen Passagen, auf die Fitch hingewiesen hatte, nur einen verschwindend kleinen Teil des Ganzen dar? Dennoch, sagte ich mir, würde ich mich in Zukunft vor Hast und Zerstreutheit hüten und zu meiner gewohnten disziplinierten Arbeitsweise zurückkehren müssen.

Die Woche wurde mit ihrem Fortgang nicht besser. Etna sandte ein kurzes Schreiben, um mir mitzuteilen, daß sie mich am Freitag nicht wie vereinbart sehen könne, da ein unerwarteter Besuch ihrer Schwester und ihres Schwagers ihre Zeit beanspruche; sie freue sich aber darauf, mich in der folgenden Woche zu sehen.

Das bedeutete, daß ich beinahe zehn Tage auf eine Antwort auf meine Frage würde warten müssen, eine wahre Tortur. Ich quälte mich durch ein endloses Wochenende, indem ich mich bemühte, meine Kursvorbereitungen, die ich stark vernachlässigt hatte, auf den laufenden Stand zu bringen. Doch schon am Montag mittag versetzte mir William Bliss, der mich bei einem gemeinsamen Mittagessen des College-Lehrkörpers an meinem Tisch überraschte, unwillentlich einen grausamen Schlag.

»Van Tassel«, sagte er, als er an meinem Tisch vorüberkam. »Ich bin erstaunt, Sie in Anbetracht der traurigen Nachricht bei so herzhaftem Appetit zu sehen.«

Ich verstand nicht, was er meinte. Aber mir fiel auf, daß er keineswegs traurig wirkte.

»Was für eine traurige Nachricht?«

»Hat Etna Ihnen nicht geschrieben? Nein, vielleicht nicht. Es ging ja alles sehr plötzlich. Ihre Schwester und ihr Schwager trafen ganz unerwartet hier ein, um sie nach Exeter in den Schoß der Familie zurückzuholen. Ich vermute, Keep, der Schwager, fand es unangebracht, daß Etna anderswo Unterkunft gesucht hatte, obwohl doch er ihr allem Anschein nach das Elternhaus genommen hat. Ich habe offen gestanden den Eindruck, daß der Mann sie zur Gouvernante seiner Kinder machen will.«

»Etna ist fort?« fragte ich entgeistert.

»Leider ja.«

Ich stand auf. »Das ist doch nicht möglich«, sagte ich so laut, daß mehrere Kollegen von ihren Tellern aufblickten.

Bliss legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Ich fürchte, es ist so. Verzeihen Sie, daß ich es Ihnen so vor aller Öffentlichkeit mitgeteilt habe, aber ich dachte, Sie wüßten es.«

Bliss war blaß geworden. Er war ein sanftmütiger Naturwissenschaftler, Gefühlsausbrüche waren nicht seine Sache. »Wollen wir nicht einen Moment hinausgehen?« schlug er vor.

Ich ging mit ihm wie das Lamm zur Schlachtbank.

»Wir waren ja selbst ganz bekümmert«, fügte Bliss hinzu, als wir vor dem Haus waren. »Aber dieser Keep hat eine ungemein überzeugende Art. Und meine Nichte hat offenbar kaum Einwendungen erhoben, zumindest habe ich nichts dergleichen bemerkt. Sie hat sich sicher gefreut, ihre Schwester wiederzusehen und nach Hause zurückzukehren, auch wenn die Umstände etwas …«, er zögerte, »… etwas zweifelhaft sind.«

Ich konnte den Schlag nicht verwinden. »Wissen Sie die Adresse?« fragte ich scharf. »Ich muß sie aufsuchen.«

»Aber, aber«, sagte Bliss und legte mir wiederum besänftigend die Hand auf die Schulter. »Sie sollten sich nicht zu sehr aufregen. Ich bin überzeugt, sie wird Ihnen zu gegebener Zeit schreiben.«

»Aber ich liebe sie!« platzte ich heraus. »Ich möchte sie zur Frau. Das ist mein einziger Wunsch.«

»Ach, mein Bester.« Bliss ließ die Hand sinken. »Sie überraschen mich, Van Tassel«, sagte er. Aber ich sah genau, daß lediglich der Zeitpunkt und die Heftigkeit meiner Erklärung ihn überraschten, nicht aber ihr Inhalt. »Erwidert denn Etna diese … diese Liebe?« erkundigte er sich milde.

»Sie hat es nicht direkt gesagt«, antwortete ich. »Aber ich glaube, meine Zuneigung ist ihr nicht unwillkommen.«

»Haben Sie mit ihr gesprochen?«

»Erst vor fünf Tagen«, sagte ich.

Beide Hände in mein Haar vergraben, wandte ich mich ruckartig von ihm ab. Ich konnte kaum einen Gedanken fassen. Etna fort? Etna fort?

»Sie müssen sich zusammennehmen«, sagte Bliss. »Ich bin sicher, sie denkt sorgfältig über Ihren Antrag nach. Lassen Sie meiner Nichte Zeit, Ihnen zu schreiben und Ihnen den Grund für ihre abrupte Abreise selbst zu erklären. Vielleicht werden Sie in diesem Brief auch die Antwort auf Ihre Frage bekommen.«

Ich schüttelte nur den Kopf, viel zu erschüttert, um eine Antwort zu geben.

»Und jetzt lassen Sie uns wieder hineingehen zu unserem Mittagessen, das inzwischen sicher kalt geworden ist«, sagte er. »Ich werde Brandy bestellen und dafür sorgen, daß Sie wieder etwas Farbe bekommen.«

Aber ich war unfähig, den Speisesaal wieder zu betreten oder mit einem Menschen zu sprechen. Ich lief über den Rasen auf und davon und ließ einen zweifellos sehr erleichterten Bliss zurück, der sich nun wieder an seinen Maispudding setzen konnte. Ich erreichte meine Wohnung, ohne jemandem zu begegnen, dem gegenüber ich mich zu einem Austausch von Höflichkeiten verpflichtet gefühlt hätte. Taumelnd stolperte ich die Treppe hinauf und wünschte mir nur Alleinsein. Auf dem Flurtisch vor meiner Wohnung wartete ein Brief auf mich.

28. März 1899

Lieber Nicholas,

bitte verzeihen Sie dieses plötzliche und unvermittelte Schreiben, aber ich möchte Sie doch wissen lassen, daß ich Thrupp und das Haus meiner liebenswürdigen Verwandten verlassen habe, um in mein Elternhaus in Exeter zurückzukehren, das jetzt meinem Schwager, Mr. Josip Keep, gehört. Die Abreise erfolgte so plötzlich, weil zu Hause dringende Geschäfte auf meinen Schwager warteten und er nur das Wochenende erübrigen konnte, um mich abzuholen. Bitte glauben Sie mir, daß es, obgleich ich vor der Ankunft meines Schwagers keine Ahnung von seinen Plänen hatte, einzig meine Entscheidung war zu reisen.

Ich fürchte, ich habe die Gastfreundschaft meiner Verwandten allzulange in Anspruch genommen, wenn sie mir dies auch zu keiner Zeit andeuteten. Und da ich ein nützliches Leben führen und nicht allein von der Güte anderer abhängig sein möchte, hielt ich es für das Beste, zu meiner Schwester zu übersiedeln, um ihr bei der Erziehung ihrer Kinder behilflich zu sein. Denn meine Schwester hat leider wenig Sinn für geistige Bildung.

Aber glauben Sie nicht, daß mir diese Entscheidung leichtgefallen ist. Ich habe Ihre Gesellschaft geschätzt, und Ihre Freundschaft hat mir viel bedeutet. Sie war stets anregend, und ich glaube nicht, daß ich mein Exil so frohen Herzens ertragen hätte, wäre nicht die Vorfreude auf Ihre Besuche und die Unterhaltung durch die wunderbaren Bücher gewesen, die Sie mir geliehen haben. (Der Hardy liegt übrigens bei meinem Onkel. Er versprach mir, Ihnen das Buch nach Hause zu schicken.)

Wie Sie gewiß verstehen werden, kann ich Ihre Bitte, Ihre Frau zu werden, zu diesem Zeitpunkt nicht in Erwägung ziehen. Bitte betrachten Sie sich als frei von jeglicher Verpflichtung mir gegenüber, und glauben Sie mir, daß ich volles Verständnis dafür habe, wenn Sie meine Abreise als abschlägige Antwort auffassen. Ich kann nicht sagen, welche Entscheidung ich getroffen hätte, wäre ich in Thrupp geblieben; ich hatte keine Zeit, Ihren schwerwiegenden Antrag und die große Verantwortung, die mit einer Antwort einhergeht, ausreichend zu bedenken.

Ich weiß, das wird nicht leicht für Sie sein, aber glauben Sie nicht, daß es für mich leicht war. Ihre Gesellschaft wird mir fehlen. Ich hoffe, daß Sie in Ihrer Arbeit Trost finden werden und Gott Sie auf all Ihren Wegen beschützen wird.

So verbleibe ich mit den besten Wünschen

aufrichtig Ihre

Etna Bliss

Es war ein Glück, daß ich die Post zum Öffnen mit ins Zimmer genommen hatte, denn ich reagierte so unbeherrscht auf die Lektüre, daß jeder, der mich gesehen hätte, entsetzt zurückgeschreckt wäre. Wie lange ich in diesem Zustand verharrte, kann ich nicht sagen, aber allmählich beruhigte ich mich; und wenn auch immer wieder kurze Anfälle von Zorn und Schmerz mich überkamen, so gelang es mir schließlich doch, meine Fassung wiederzugewinnen. Ich hatte nicht so viel gewagt, um mich so leicht geschlagen zu geben.

Vielleicht ist etwas Wahres an der Behauptung, daß die Sterne im Weltraum, wenn sie aufeinanderprallen oder aus dem Gleichgewicht geraten, das Schicksal einzelner hier auf Erden negativ beeinflussen. Eine andere Erklärung habe ich nicht für das massive Zusammentreffen unangenehmer Ereignisse an diesem und dem folgenden Tag.

Am College schwelte ein Konflikt zwischen zwei gegnerischen Lagern, und ganz unerwartet sah ich mich als inoffizieller Anführer einer der beiden Parteien. Vielleicht war dies eine Folge meiner in den Wintermonaten gewonnenen Selbstsicherheit und Popularität; wahrscheinlicher ist, daß ich die Rolle der Leidenschaftlichkeit zu verdanken hatte, mit der ich meine Überzeugung vertrat. Der Gedanke, an einem College für humanistische Bildung eine Fakultät für Leibeserziehung einzurichten und den immatrikulierten Studenten einen akademischen Grad in dieser Undisziplin zu verleihen, war mir damals (und ist mir noch heute) unerträglich.

Es ist doch absurd, Studenten einen akademischen Grad zu verleihen, die sich vier Jahre lange hauptsächlich damit beschäftigt haben, in rhythmischer Bewegung hölzerne und eiserne Hanteln zu schwingen oder in einer Turnhalle im Kreis herumzulaufen und dabei zu brüllen wie die Südstaatler. Mag sein, daß körperliche Ertüchtigung im Leben des einzelnen ihren Platz hat – aber doch in seinem Privatleben, um privat ausgeübt zu werden wie andere körperliche Tätigkeiten –, das Ansinnen jedoch, sie zur akademischen Disziplin mit den gleichen Rechten und Privilegien wie beispielsweise Mathematik oder Kirchengeschichte zu erheben, wäre nur lachhaft gewesen, wäre es nicht mit solcher Ernsthaftigkeit vorgetragen worden.

Am Dienstag nach dem Montag der Hiobsbotschaft sollte ich auf einer Versammlung vor Lehrkörper und Verwaltung des College sprechen. Ich sollte einen Vorschlag erörtern (über den dann abgestimmt werden würde), dem zufolge es Professor Arthur Hallock (der, das muß ich einräumen, am Bowdoin College in Medizin promoviert hatte und in Thrupp Anatomie und Physiologie unterrichtete) gestattet werden sollte, eine Fakultät für Leibeserziehung zu gründen, wodurch dieses Studium (welches Studium?, frage ich) den gleichen Rang wie das der Literatur und der Geschichte erhalten würde. Schlimmer noch, alle Studenten sollten Kurse in diesem Fach belegen und ein festes Programm körperlicher Übungen absolvieren, wenn sie einen akademischen Grad, gleich, in welcher Fachrichtung, erwerben wollten. Selbst jetzt noch – in diesem Eisenbahnabteil und dem Kampf so fern – kann ich bei diesem Thema in Rage geraten.

Die Kollegen waren geteilter Meinung; zwei Drittel waren für eine Einführung der neuen Disziplin, ein Drittel war dagegen. Da ich mit meiner Ansicht leider der Minderheit angehörte, war es um so wichtiger, daß ich bei meinem Auftritt vor dem versammelten Lehr- und Verwaltungspersonal mit einer mitreißenden Rede für meine Überzeugung warb. Zu sagen, daß ich dazu nicht in der rechten Verfassung sei, wäre eine krasse Beschönigung gewesen. Ich war ja kaum imstande, mich auf den Beinen zu halten, und völlig unfähig, Nahrung in irgendeiner Form zu mir zu nehmen, so sehr stand ich noch unter Schock wegen der grausamen Nachricht von Etnas plötzlicher Abreise.

Noch schlimmer war, daß ich überhaupt nicht klar denken konnte. Ich hatte es bis zum letzten Moment hinausgeschoben, mir über meine Argumentation Gedanken zu machen, eine Lässigkeit, die mir eigentlich nicht entsprach, aber ich hatte, wie schon erwähnt, in jener Zeit einen gewissen Schlendrian in meinem sonst so disziplinierten Dasein einreißen lassen. So kam es, daß ich mich vor die qualvolle Notwendigkeit gestellt sah, wenige Stunden nach dem Empfang von Etnas Brief einen gewichtigen Vortrag zu entwerfen. Daß ich überhaupt etwas zustande brachte, zeugt von meiner erheblichen Willenskraft; ich hatte, wie ich mich erinnere, größte Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Hinzu kam, daß ich immer wieder in Zustände heftigen Schmerzes und tiefster Verzweiflung verfiel. Nur indem ich mich den größten Teil der Nacht wach hielt, gelang es mir, etwas zu Papier zu bringen, was wenigstens Ähnlichkeit mit einer Argumentation besaß.

Am folgenden Morgen versammelten sich Dozenten und Verwaltungsmitglieder des College in der Anatomie. Hallock, ich und der Präsident des College, Isaac Phillips, hatten auf dem Podium Platz genommen. Die Kollegen hatten sich in stillschweigender Übereinkunft ihrer Überzeugung gemäß gesetzt – zwei Drittel auf der einen Seite des Saals, das restliche Drittel auf der anderen. Es sah ein wenig aus wie im Parlament.

Ich hatte, wie gesagt, in der Nacht zuvor wenig geschlafen und gab, wie mir wohl bewußt war, weiß Gott kein schlagendes Argument für den fortdauernden Ausschluß einer Fakultät für Leibeserziehung am College ab. Ich sah blaß aus, fast eingefallen, und obwohl ich mir die größte Mühe gab, mich von meiner besten Seite zu zeigen, fühlte ich mich innerlich uralt.

Hallock hingegen strotzte förmlich vor Gesundheit und schien der Debatte mit Vorfreude entgegenzusehen. Man konnte nicht umhin, seine kerzengerade Haltung wahrzunehmen und den muskelbepackten Torso, der seinen Gehrock zu sprengen drohte. Es hieß, er sei zu seiner Zeit ein hervorragender Werfer gewesen, und er trainierte im Frühjahr die junge und bisher selten siegreiche Werfermannschaft von Thrupp.

Nach einer Einführung durch Präsident Phillips ergriff Hallock das Wort. Er begann seinen Vortrag damit, daß er eine beeindruckende Zahl von Fakten über den schlechten Gesundheitszustand der Studenten am College präsentierte. Natürlich mußte ich zunächst Interesse heucheln, doch mit dem Fortgang von Hallocks Argumentation wurde ich immer ungehaltener. Er vertrat die Ansicht, daß ein natürlicher Zusammenhang zwischen schlechter Gesundheit und intellektueller Mittelmäßigkeit bestehe. Er besaß die Dreistigkeit, sich zum Vergleich auf das griechische Ideal der Palästra zu berufen, als er die körperlichen Merkmale des typischen Thrupp-Studenten skizzierte; nämlich »partielle Deformierung, träge Bewegungen« (ich gestehe, hier mußte ich an Ferald denken), »hängende Schultern, gespensterbleiche Gesichter, körperliche Degeneration«, alles angeblich Folge der Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen des Körpers. Er wies auf Fälle von Krankheit und Schwäche unter den Studenten hin, sogar auf Beispiele vorzeitigen Todes. (Meiner Meinung nach ging das etwas zu weit.) Wenn jeder Student jeden Tag seinen Körper übte, so würde das sein Leben bereichern und sein Wohlbefinden steigern, behauptete Hallock. Und fragte dann die versammelten Kollegen, ob es nicht für das College an der Zeit sei, eine Sporthalle zu erbauen.

Ich schoß in die Höhe, aber es dauerte einige Augenblicke, bis ich gegen den Beifallssturm aus der Galerie ansprechen konnte. Als Gelände für diese »Sporthalle«, teilte ich meinen Zuhörern mit, sei ausgerechnet der allseits geliebte Strout Park des College vorgesehen, ein zwischen den Hügeln gelegenes Areal von außergewöhnlicher Schönheit. Wolle man ein so kostbares Erholungsgebiet allen Ernstes einem Unternehmen opfern, das am besten im Privaten und ganz sicher nicht unter der Schirmherrschaft des College betrieben werde? Dieses Unternehmen dann auch noch mit den geheiligten Privilegien etwa der Fakultät für Literatur und Rhetorik auszustatten, das sei schlicht obszön. Dünnes Gelächter quittierte meine Worte, aber ich ignorierte es, obwohl ich fürchtete, in diesem Kampf, genau wie in meinem ganz privaten, auf verlorenem Posten zu stehen.

Dennoch ließ ich mich nicht beirren. Sei es denn tatsächlich Aufgabe des College, fragte ich, die Leibeserziehung des Mannes zu übernehmen? Sei dies nicht eher eine Aufgabe für das Militär, das auf eine gute körperliche Verfassung seiner Leute angewiesen sei? Oder für den Arzt, dem es obliege, die Gesundheit des einzelnen zu erhalten? Glaube man denn am College allen Ernstes, man könne Gesundheit zum Pflichtfach machen und nach erfolgreichem Studienabschluß einen akademischen Grad gewähren? Sollten die ohnehin knappen finanziellen Mittel des College für eine Einrichtung verschwendet werden, in der junge Männer mit Bällen herumspringen konnten? Wäre man nicht besser beraten, sie der Bibliothek zugute kommen zu lassen, die dringend Bücher brauchte, oder für den Bau eines Observatoriums zu verwenden, das dazu beitragen würde, unsere Kenntnisse des Himmels zu mehren.

»Selbstverständlich hat der Mensch ein Recht darauf, sich für seine körperliche Gesundheit einzusetzen«, sagte ich und dämpfte aus rhetorischen Gründen ein wenig den Ton. »Selbstverständlich kann sich jeder, dem das Ballspielen Freude macht, Gleichgesinnte suchen, mit denen zusammen er diesen Sport in der Freizeit betreiben kann. Das ist das Wesen der Erholung, per definitionem eine Ergänzung, aber nicht Sinn der geistigen Erziehung.«

»Hört, hört«, rief jemand auf meiner Seite laut.

»Unsinn!« donnerte jemand auf der anderen Seite.

Präsident Phillips mußte die Versammelten zur Ordnung rufen. William Bliss saß rechts von mir (unter den Sporthallenbefürwortern), und ich wagte nicht, ihn anzusehen, weil ich fürchtete, dann völlig die Fassung zu verlieren.

»Aber derartige Aktivitäten zur Pflicht zu machen«, rief ich, »entbehrt jeder Vernunft. Man kann körperliche Gesundheit so wenig vorschreiben wie gute Zähne oder eine gute Kinderstube. Mit der Verfolgung dieses Plans läuft das College Gefahr, sich auf ein Terrain zu begeben, in dem es nichts zu suchen hat, und riskiert ferner, sich zum allgemeinen Gespött zu machen. Bilden wir uns wirklich ein, daß vernünftige Eltern ihre Kinder zu uns schicken werden? Ob sie für ihre einhundertfünfundfünfzig Dollar im Jahr nicht mehr von uns erwarten als dieses Versprechen, die Körper ihrer Söhne zu stählen?«

Die Zwischenrufe hatten eine derartige Lautstärke erreicht, daß ich meine Stimme heben mußte, um den Lärm zu übertönen.

»Was für einen Nutzen soll ein akademischer Abschluß in Leibeserziehung haben?« fragte ich, beinahe schreiend. »Laufen wir nicht Gefahr, Studenten ins Leben zu entlassen, deren Kenntnisse und Fähigkeiten einzig dem Militär nützlich sind? Die Aufgabe einer Universität …«, rief ich und brach ab.

»Die Aufgabe einer Universität …«, versuchte ich es noch einmal.

Es gelang mir nicht, den Satz zu vollenden. Ein seltsames und unangenehmes Phänomen hatte von meinen Augen Besitz ergriffen: Das Publikum vor mir war plötzlich in hundert, nein, in tausend leuchtende bewegte Punkte zerfallen.

»Die Aufgabe einer Universität …«, begann ich von neuem, aber ich konnte mich nicht erinnern, wie der Satz hätte enden sollen. Mein Mund öffnete und schloß sich, und ich bin sicher, ich krümmte mich, innerlich jedenfalls krümmte ich mich unter außergewöhnlichem Schmerz. Mir war schwindlig, und ich hielt mich am Rednerpult fest. Im selben Moment überkam mich ein heftiges Unwohlsein, das sich auf eine Weise äußerte, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Nach einer Weile spürte ich eine Hand auf meinem Arm und blickte, als ich den Kopf hob, in das Gesicht Arthur Hallocks, der sich als Arzt bemüßigt fühlte (und es politisch klug fand), sich um mich zu kümmern. Ich schüttelte seine Hand ab, von seiner Aufmerksamkeit gedemütigt. »Gehen Sie«, sagte ich, bevor ich ohnmächtig zu Boden stürzte.

Ich erwachte Augenblicke später auf dem Podium des Anatomiesaals. Ich hörte Hallock zu Phillips sagen, er glaube, ich hätte einen Anfall erlitten, und wollte sofort aufs energischste gegen diese Fehldiagnose protestieren, aber ich konnte nicht; ich konnte in diesem Moment nicht sprechen. Verwirrt und beschämt, wie ich war, wurde ich zunächst in eine sitzende Position gebracht, dann zog man mich auf die Füße. Als sich zeigte, daß ich ohne Hilfe stehen konnte – sprechen konnte ich mysteriöserweise immer noch nicht –, geleitete man mich wie ein kleines Kind zu meiner Wohnung.

Obwohl ich die Sprache im Lauf des Abends wiedergewann, war ich zu erschöpft, um mich zu bewegen oder zu essen. Heute bin ich überzeugt, daß der Zusammenbruch mehr psychischen als physischen Ursprungs war. Aber als ich damals versuchte, Hallock, der sich selbst zu meinem Arzt ernannt hatte, davon zu überzeugen, sah ich gleich, daß ihn meine Argumente so wenig beeindruckten wie zuvor mein leidenschaftlicher Auftritt im Anatomiesaal.

Ich blieb mehrere Tage lang zu Hause. Die Abstimmung über die Einrichtung einer Fakultät für Leibeserziehung verzögerte sich um eine Woche. Der Ausgang war keine Überraschung. Und obwohl mich zu dem Zeitpunkt die Angelegenheit kaum noch interessierte, habe ich mich oft gefragt, ob ich nicht überzeugender gewirkt und vielleicht sogar gesiegt hätte, wenn Etna mich nicht verlassen hätte, meine Stimme von einem natürlichen und glaubhaften Enthusiasmus getragen gewesen wäre und ich dort oben auf dem Podium nicht so ein trauriges Bild abgegeben hätte. Dann gäbe es vielleicht heute noch keine Fakultät für Sport und Leibeserziehung am Thrupp College. Eine Überlegung, die mich dazu führt, über die Natur von Schicksal und Zufall nachzudenken: Ein Mann setzt sich eine Minute früher als sonst in sein Automobil, weil er ausnahmsweise seiner Frau keinen Abschiedskuß gibt. Infolge dieser Unterlassung passiert er eine Brücke genau eine Minute, bevor sie einstürzt und alle auf ihr fahrenden Autos samt Insassen mit sich in die stürmisch brodelnde Tiefe reißt. Unser Mann aber setzt wohlbehalten seine Fahrt fort.

Wie im Fieber wartete ich das Ende der Woche ab. Am Samstag mietete ich eine Droschke, um mich nach Exeter fahren zu lassen. Ich meldete meinen Besuch nicht an, weil ich fürchtete, Etna oder ihr Schwager, allem Anschein nach ein unangenehmer Zeitgenosse, könnte ihn verbieten.

Es war möglich, die Fahrt von Thrupp nach Exeter an einem einzigen langen Tag zu bewältigen. Doch die Reise war beschwerlich, da es in diesem Teil des Staates noch keine Überlandstraßen gab und man sich an die kurvigen Fahrwege und gewundenen Dorfstraßen halten mußte. So war ich denn nicht mehr taufrisch, als ich endlich in Exeter eintraf. Obwohl ich es kaum erwarten konnte, Etna zu sehen, behielt ausnahmsweise die Vernunft die Oberhand; ich bat den müden Kutscher, mich zu einer Pension zu bringen.

Ich glaube nicht, daß Exeter sich seit meinem damaligen Aufenthalt wesentlich verändert hat. Es ist ein hübsches Hochschulstädtchen mit vielen schönen Villen in der High und der Water Street. Während die Droschke mich in den Ort hineintrug, versuchte ich zu erraten, in welchem dieser Häuser Etna nun als Gefangene ihr Leben fristete. So nämlich stellte ich sie mir vor – als Dienstbotin, vielleicht sogar Sklavin ihres Schwagers. Hatte ich mir in Thrupp schon vorgenommen, sie der zwar gütigen, aber erdrückenden Obhut ihres Onkels zu entführen, so war ich jetzt doppelt entschlossen, sie aus den Diensten eines Mannes zu befreien, der sie mit List und Tücke um ihr Vermögen gebracht hatte.

Ich verbrachte eine ruhelose Nacht unter dem Dach einer Witwe, die aus finanzieller Not gezwungen war, ihr recht imposantes Haus Fremden zu öffnen. In meiner Zerstreutheit und Hast hatte ich es versäumt, das Notwendige zu packen, und mußte mir von meiner Wirtin unter anderem Rasierzeug und ein sauberes Hemd leihen, was ich zurückzugeben versprach, sobald ich das Ziel meines Besuchs erreicht hätte.

Nach einem etwas seltsamen Abendessen, Rosenkohl und Kartoffeln mit Chutney, zog ich mich in mein Zimmer zurück und saß dort lange in Nachdenken vertieft in einem Sessel. Mir war, wie schon von Anfang an, klar, daß Etna mir nicht die gleichen starken Gefühle entgegenbrachte wie ich ihr. (Hätte ich Etna in Thrupp zurückgelassen? Niemals.) Ich schrieb dieses Ungleichgewicht den körperlichen und gemütsbedingten Unterschieden zwischen Männern und Frauen zu. Ohne Zweifel sind doch Männer stärkerer Leidenschaftlichkeit fähig als Frauen. Müssen sie daher nicht zwangsläufig immer die Jäger sein? Und wohnt nicht der Jagd ein gewisser Reiz inne? Wurde nicht von mir erwartet, daß ich Etna nachstellte, ganz gleich, wohin sie entschwunden war? Ich hatte mir natürlich inzwischen eingeredet, sie hätte Thrupp gegen ihren Willen verlassen, auch wenn sie es in ihrem Schreiben anders dargestellt hatte. Zwar war ich Josip Keep nie begegnet, aber ich stellte ihn mir als einen furchteinflößenden Mann vor, der es gewohnt war, daß man seinen Wünschen Folge leistete. Gewiß hatte Etna sich verpflichtet gefühlt, ihrer Schwester bei der Kindererziehung zu helfen. Ja, ganz zweifellos. Ich hatte sie ja mit eigenen Augen im Umgang mit ihrer Nichte beobachtet und ihre Gutmütigkeit und Langmut bewundert.

Doch all diese Überlegungen waren nichts als müßige Spekulation; ich war mir längst darüber im klaren, daß ich Etna niemals aufgeben könnte, und sollte es mein Leben gelten. Und es galt ja tatsächlich mein Leben! Ich konnte mir eine Zukunft ohne sie nicht vorstellen.

Es gab noch etwas, wozu ich mich hier bekennen muß: Ich konnte nicht ablassen von der Jagd, solange ich Etna Bliss nicht erkannt hatte. Ich meine das im biblischen Sinn. Ich hätte dies damals nicht ohne weiteres eingestanden, aber mich trieb ein unwiderstehliches Verlangen, Etna Bliss zu berühren und ihr beizuwohnen. Schon als ich sie am Abend des Hotelbrands zum erstenmal sah, war mir dieses Verlangen bewußt geworden, und es hatte sich im Verlauf der Tage und Wochen immer weiter gesteigert. Empfinden alle Männer so, wenn sie der Geliebten begegnen? Ich weiß es nicht, ich habe nie mit einem Mann oder einer Frau darüber gesprochen. Ich weiß nur, daß alles andere für mich ausgeschlossen war. Ich war überzeugt, daß ich mich, wenn ich Etna nicht eroberte, mein Leben lang in Sehnsucht verzehren würde – einer Sehnsucht, die keine andere Frau würde stillen können. (Und ich muß sagen, ich bin selbst heute nicht sicher, daß ich darin nicht recht hatte.)

In dieser Nacht, die ich in der Pension verbrachte, verfolgten mich Träume von Etna: wie sich bei ihrem Versuch zu fliegen ihre Röcke in den Ästen eines Baums verhedderten; wie ein Felsvorsprung, unter dem sie Schutz gesucht hatte, auf sie hinabstürzte; wie sie aus Noah Fitchs Büro auf und davon stob wie eine Möwe im Aufwind.

Am nächsten Morgen erkundigte ich mich nach dem Haus Josip Keeps und vernahm von meiner Zimmerwirtin mit Genugtuung, daß es noch immer allgemein als das »Bliss-Haus« bekannt war. So blieb es übrigens auch in den späteren Jahren; die Leute im Ort waren nicht bereit, den Eindringling anzuerkennen, sie zogen es vor, den angestammten Eigentümern des Hauses ein ehrendes Gedächtnis zu bewahren.

Es war nicht sehr weit zum Haus, etwa eine Meile, und ich ging das Stück zu Fuß. Der Tag war klar und kalt, aber nicht der prachtvolle Morgen beflügelte meine Schritte, sondern der Gedanke, Etna wiederzusehen. Wenn es mir heute nicht gelänge, könnte ich sie für mein Leben verlieren.

Auf den ersten Blick war zu erkennen, daß die Mauern des Hauses frisch gestrichen und seine Fenster neu verglast waren. Ich trat durch ein Tor und näherte mich einer großen getäfelten Tür. Ein Dienstbote öffnete mir. Ich trug mein Anliegen vor. Er bat mich, im Salon zu warten.

Trotz meiner Nervosität fiel mir auf, daß im Haus große Unordnung herrschte. Hinter der offenen Tür bemerkte ich Leitern und mit Tüchern verhüllte Möbel, Spachtel und Streichbürsten, die auf Zeitungspapier ausgelegt waren. Terpentingeruch hing in der Luft. Offensichtlich ließ Josip Keep, der als größter Gläubiger des Bliss-Nachlasses das Haus übernommen hatte, jetzt die Renovierungsarbeiten durchführen, die Mrs. Bliss sich in ihren späten Jahren nicht mehr hatte leisten können.

Als ich Schritte auf der Treppe vernahm, drehte ich mich herum.

»Professor Van Tassel, Sie überraschen mich«, sagte Etna.

Sie trug ein außergewöhnliches Kleid in Marineblau und Creme, das die Farbe ihres Haars wunderbar zur Geltung brachte und ihm Nuancen entlockte, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Der Ausdruck ihrer Augen über den ausgeprägten Wangenknochen schien mir wachsam zu sein. Ich hatte sie offensichtlich beim Frisieren gestört, denn aus dem halb aufgedrehten Chignon in ihrem Nacken hingen lockige Strähnen herab. Der Anblick bewegte mich heftig; ich hatte sie noch nie mit gelöstem Haar gesehen.

»Ich konnte Ihnen nicht fernbleiben«, sagte ich sofort. »Ich muß Sie sprechen.«

Sie schien nicht direkt beunruhigt über meinen Besuch, aber erfreut war sie auch nicht. Es war schwer für mich einzuschätzen, wie sie mein Erscheinen aufnahm.

»Wir müssen gleich zur Kirche«, sagte sie.

»Ich habe nicht viel Zeit«, erklärte ich. »Ich muß morgen nachmittag zum Unterricht wieder in Thrupp sein.«

»Es geht Ihnen gut?« fragte sie.

»Den Umständen entsprechend.«

»Warum sind Sie gekommen?«

»Sie wissen doch, warum ich gekommen bin.«

Von der Treppe her, die sich im Flur hinter Etna befand, vernahm ich ein Rascheln und sah im selben Moment, wie Etna erstarrte.

Eine sehr kleine, zierliche Frau trat ins Zimmer. Höflich wandte Etna sich ihr zu.

»Du hast Besuch, Etna«, sagte die Frau mit einiger Überraschung. Und fügte dann hinzu: »Dein Haar ist nicht gemacht.«

»Miriam«, sagte Etna, »das ist Professor Nicholas Van Tassel. Er kommt gerade aus Thrupp. – Professor Van Tassel, das ist meine Schwester Miriam Keep.«

Unglaublich, daß die beiden Frauen miteinander verwandt sein sollten: die eine groß und dunkel mit ungewöhnlichen, aparten Zügen, die andere zart und blond, beinahe makellos schön im konventionellen Sinn, mit großen grünen Augen, rosigen Lippen und einer Haut, die wie Alabaster schimmerte. Ihre Haltung verriet, daß sie sich ihrer Schönheit bewußt war und sie zu ihrem Vorteil einzusetzen verstand. Mir war sofort klar, daß sie mit dieser Schönheit auch den reichen Ehemann ins Netz gelockt hatte. Es wäre interessant zu sehen, dachte ich, ob der Mann einen so hohen Preis wert war.

»Sie haben eine weite Reise gemacht«, sagte Miriam und trat einen Schritt näher.

»Ja.«

»Nur um Etna zu besuchen? Oder haben Geschäfte Sie hierhergeführt?«

»Ich bin Etnas wegen hier«, sagte ich.

»Sie haben einen ungünstigen Moment gewählt. Wir sind eben auf dem Weg zum Gottesdienst.«

»Ja, verzeihen Sie. Ich habe nicht genug nachgedacht«, sagte ich (der nichts anderes getan hatte).

»Etna«, sagte Miriam mit einem Blick auf Etnas unfertige Frisur, »Josip haßt es, wenn man ihn warten läßt, und du weißt, daß der Gottesdienst pünktlich um zehn beginnt.«

Ich fand ihren Ton empörend.

»Ach, Miriam, würdest du bitte Professor Van Tassel Gesellschaft leisten, während ich rasch nach oben gehe. Ich bin gleich wieder da.«

Mir war klar, daß dies mein Stichwort war, mich zu verabschieden. Aber das war mir nicht möglich. Etna zögerte nur einen Augenblick, dann ging sie – ob dankbar oder verwirrt, konnte ich nicht sagen.

»Und was führt Sie nun hierher, Professor Van Tassel?« erkundigte sich Miriam, während sie sich auf dem einzigen unverhüllten Stuhl im Zimmer niederließ. »So früh an einem Sonntagmorgen!«

Ich hörte in der Frage feinen Tadel darüber, daß ich es gewagt hatte, die Familie am heiligen Feiertag zu stören.

»Ich habe etwas Wichtiges mit Etna zu besprechen«, antwortete ich unumwunden.

»Ah.« Sie warf mir einen kühlen Blick zu. Sie war wie ein Diamant, ich aber bevorzugte die Wärme und die goldene Glut des weniger edlen Steins, des Topas.

»Ich möchte nicht neugierig sein«, sagte sie, aber ich sah ihr an, daß sie vor Neugier brannte. »Ich fürchte nur, Reverend Young wird mit dem Gottesdienst nicht auf uns warten. Ich persönlich könnte, offen gestanden, ohne weiteres auf seine verstaubten Predigten verzichten, aber mein Mann hat eine hohe Auffassung von Frömmigkeit und religiöser Verpflichtung. Und Unpünktlichkeit kann er nicht ausstehen, so duldsam er in vieler Hinsicht ist.«

»Auch ich lege großen Wert auf Pünktlichkeit«, gab ich zurück. »Ich bitte Sie sehr, mir diese Störung zu verzeihen. Wenn es möglich gewesen wäre, bis morgen zu warten, hätte ich das getan, aber leider muß ich pünktlich zum Unterricht wieder in Thrupp sein.«

»Sie unterrichten am College?«

»Ja.«

»Die Angelegenheit, die Sie hergeführt hat, muß sehr dringend sein«, sagte sie in einem neuerlichen Versuch, mich aus der Reserve zu locken.

Ich schwieg.

»Das College ist sicher sehr interessant, aber Thrupp ist ein tristes kleines Nest«, bemerkte sie.

»Ich glaube, ob eine Stadt trist ist oder nicht, hängt von ihren Bewohnern ab, Mrs. Keep«, entgegnete ich. Miriam Keep war sichtlich pikiert, und ich beeilte mich, meinen Worten den Stachel zu nehmen. »Aber mit dem Charme Exeters kann Thrupp es natürlich nicht aufnehmen.«

»Nein«, antwortete sie mit einem dünnen Lächeln. »Und ich hoffe, daß auch meine Schwester diesen Charme bald für sich entdecken wird«, fügte sie hinzu.

»Wogegen ich hoffe, daß sie gar nicht lange genug hierbleibt, um ihn zu entdecken«, konterte ich kühn.

»Oh, Professor Van Tassel«, sagte sie, überrascht, aber auch fasziniert. »Endlich erklären Sie sich!«

»Und ich tue es mit Freuden, glauben Sie mir.«

»Sie fühlen sich zu meiner Schwester hingezogen?« fragte sie.

»Sehr.«

»Und weiß sie davon?«

»O ja.«

»Es wundert mich, daß sie mir nichts davon gesagt hat. Sie wissen doch sicher, daß Etna keinerlei Einwände dagegen erhoben hat, das Haus unseres Onkels zu verlassen?«

Die Spitze sollte verletzen, und sie tat es. »Vielleicht sah sie es als ihre Pflicht an, mit Ihnen zurückzukehren, wenn auch für noch so kurze Zeit«, entgegnete ich. »Vielleicht glaubte sie auch, der Ortswechsel würde helfen, die Bedenkzeit zu einem raschen und glücklichen Ende zu bringen.« Um die leichte Spannung zwischen uns zu lösen, fügte ich hastig hinzu: »Und mir ist natürlich klar, daß sie ihre Schwester sehr vermißt hat.«

Miriam Keep ließ sich von der Schmeichelei nicht beeindrucken. »Meine Schwester denkt über einen Antrag nach?« fragte sie. »Einen Heiratsantrag?«

»Ja.«

»Ich bin überrascht«, sagte sie und musterte mich so scharf, daß sie dabei tatsächlich die Augen zusammenkniff. Vielleicht war sie kurzsichtig. »Davon hatte ich keine Ahnung. Und ich bin doppelt überrascht, daß sie geschwiegen hat. Nun, ich kann nicht sagen, ob ich Ihnen Erfolg wünsche oder nicht, Professor Van Tassel, da ich Sie ja überhaupt nicht kenne.«

»Nein, natürlich nicht.«

»Aber Sie können mir glauben, daß mir nichts mehr am Herzen liegt als das Glück meiner Schwester«, fuhr sie fort.

»Und was sollte dem Glück deiner Schwester im Weg stehen?« ertönte eine Stimme aus dem Flur.

Die massige Erscheinung, die sich unversehens an der offenen Tür zeigte, entsprach der dröhnenden Baritonstimme.

Josip Keep ging meiner Schätzung nach auf die Vierzig zu. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, das sich von einem leicht zurückweichenden Haaransatz stark geölt nach rückwärts wellte. Das ansprechende Gesicht ließ erkennen, daß man ihm allgemein Achtung entgegenbrachte.

»Liebster«, rief Miriam. Sie stand augenblicklich auf, eine merkwürdige Umkehrung der gesellschaftlichen Etikette, wie mir schien. »Das ist Professor Van Tassel. Er ist gekommen, um Etna seine Aufwartung zu machen.«

»Um diese Tageszeit? An einem Sonntag?«

»Verzeihen Sie«, sagte ich.

»Wir sind eben auf dem Weg zur Kirche«, sagte er, ziemlich unhöflich, fand ich; er hatte es nicht einmal für nötig gehalten, sich mir vorzustellen. »Sind Sie gläubig?« fragte er, während er seine Handschuhe überzog.

»Ja«, antwortete ich, ohne mich näher zu erklären.

»Und welcher Kirche gehören Sie an?«

Ich ging höchst ungern und viel zu selten zum Gottesdienst und hatte mich daher, der Überlegung folgend, daß kaum Kollegen sich solche Unbequemlichkeit antun würden, einer etwa zehn Kilometer vom College entfernten presbyterianischen Gemeinde angeschlossen. (Trotzdem bemerkte ich eines Tages zu meiner Überraschung Moxon in einem Kirchenstuhl auf der anderen Seite des Gangs. Da er aber so unregelmäßig wie ich zum Gottesdienst erschien und so wenig wie ich daran interessiert war, diese Laxheit an die große Glocke zu hängen, vermieden wir es, einander nach der Kirche zu begrüßen oder das Zusammentreffen später zu erwähnen, gerade wie Männer, die dasselbe Bordell besucht haben, einander bei einer späteren geschäftlichen Begegnung tunlichst nicht erkennen.)

»Ich bin Presbyterianer, Sir«, sagte ich.

»Aha. Wir sind Unitarier.« Etwas abschätzig wandte Keep sich von mir ab. Presbyterianer konnten ihn nicht beeindrucken. »Miriam, wo ist deine Schwester? Wir kommen noch zu spät.«

»Sie wird gleich hier sein, Schatz.«

»Ich hoffe, das ist nicht typisch für sie.«

»Ganz bestimmt nicht«, versicherte Miriam, von ihrem Ehemann einigermaßen eingeschüchtert.

»Und die Kinder?«

»Etna bringt sie mit herunter.«

»Es wird eng werden in der Bank«, sagte Keep. »Vielleicht könnte Etna sich zu den Kindern setzen?«

»Wenn du meinst, daß es nicht anders geht«, erwiderte Miriam mit einem schnellen Blick in meine Richtung.

An diesem Punkt wurde mir klar, wie unerträglich die Situation für Etna sein mußte – unerwünschter Gast im Haus ihrer Schwester (das zuvor ihr Haus gewesen war), allenfalls als Gouvernante ihrer Neffen und Nichten geduldet –, und ich beschloß, mein Anliegen mit doppeltem Nachdruck zu verfolgen.

Etna kam ins Zimmer zurück, das schöne Haar jetzt artig gebändigt. Miriam forderte mich auf, nach dem Kirchgang mit der Familie zu Mittag zu essen, und ich nahm trotz Keeps verdrossener Blicke in meine Richtung die Einladung an.

Doch Etna bereitete uns allen eine Überraschung. »Miriam, nimm es mir bitte nicht übel«, sagte sie, »aber ich gehe heute nicht mit euch zur Kirche. Professor Van Tassel hat diese weite Reise meinetwegen auf sich genommen, ich muß jetzt mit ihm sprechen.«

Miriam schien gekränkt, wußte aber nichts zu entgegnen. Sie konnte ja nicht gut darauf bestehen, daß ihre Schwester sie zur Kirche begleitete. Es freute mich für Etna, daß sie ihrer Schwester die Stirn geboten hatte, gleichzeitig wurde mir klar, daß ihr Leben in Exeter wahrscheinlich aus einer endlosen Folge von Verhandlungen bestand.

Voll Unbehagen warteten Etna und ich den nun folgenden Wirbel des Aufbruchs ab; wir wollten nicht unhöflich sein, sosehr es uns auch zum Gespräch drängte. Ich nutzte die Zeit, mir Sätze für den Antrag zurechtzulegen, den ich vorbringen wollte, denn ich spürte deutlich, daß mir, wenn ich heute scheiterte, der Erfolg für immer versagt bleiben würde. In meiner Ungeduld begann ich zu sprechen, noch ehe sich der Wagen draußen in Bewegung gesetzt hatte.

»Hören Sie mich an«, sagte ich und hob die Hand, um Protest abzuwehren. »Ich biete Ihnen ein Leben als Herrin in Ihrem eigenen Haus, als Mutter Ihrer eigenen Kinder, als Ehefrau eines Mannes, der Sie abgöttisch liebt. Im Moment erscheint Ihnen Ihre Situation vielleicht als annehmbar, aber Ihr Leben hier wird Ihnen unerträglich werden. Das war für mich selbst in der kurzen Zeit zu erkennen, die ich hier zugebracht habe. Sie sagen, Sie möchten den Kindern Ihrer Schwester Erzieherin sein, aber was für eine Position werden Sie einnehmen, wenn diese Kinder erwachsen sind? Und würden Sie es nicht vorziehen, eigene Kinder zu erziehen? Ich biete Ihnen alles, was ein Mann einer Frau bieten kann, samt seinem Herzen, seinem Verstand und seinem bescheidenen Vermögen. Wollen Sie ein solches Angebot wirklich ausschlagen?«

Je länger ich sprach, desto hitziger wurde ich. Ob sie sich denn ihres Werts nicht bewußt sei, fragte ich. Ob sie wirklich bereit sei, sich mit einem solchen Dasein zu begnügen. Ihrer Vorstellung von Glück könne das doch keinesfalls entsprechen. Ob sie alle Hoffnung auf Heirat, auf ein eigenes Heim und eigene Kinder aufgegeben habe. Die Empörung hinter meiner Erregung war aufrichtig, auch wenn sie sich gut mit meinen Zukunftshoffnungen vereinbaren ließ.

Ich drückte die geballten Hände in meine Seiten. Das Schweigen, das folgte, schien übermäßig lang und war quälend.

Endlich sprach Etna. »Niemals könnte ich ein so generöses Angebot leichten Herzens ausschlagen, Professor Van Tassel. Das könnte wohl keine Frau, wenn es so aufrichtig gemeint ist. Und ich bewundere Sie, wirklich. Ich habe Sie gern. Ich …« Sie lächelte leicht. »Sie sind oft amüsant trotz Ihrer Ernsthaftigkeit.«

Ich wußte nicht recht, wie ich das aufnehmen sollte, doch wenn der Gedanke Etna zu einem Lächeln bewegen konnte, dann sollte mir die Neckerei recht sein.

»Aber«, fuhr sie fort und hielt inne. Sie besaß den Mut, mir gerade in die Augen zu sehen. »Ich muß offen sein: Ich liebe Sie nicht.«

Es war eine große Stille im Raum. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als wollte es lauschen. Ich konnte nicht sprechen oder mich bewegen. Es kam nicht daher, daß ich eine solche Antwort nicht erwartet hätte (tatsächlich hatte ich sie in meinen Phantasien unzählige Male gefürchtet); aber die Worte laut und so direkt ausgesprochen zu hören wirkte auf mich wie ein Schlag, der mich ins Innerste traf. So sehr hatte ich gewünscht, es möge nicht so sein. Ich hatte gehofft, meine tiefe Liebe zu ihr könnte ansteckend sein. Ich hatte gehofft, daß sie, wenn kein tieferes Gefühl vorhanden war, dies wenigstens nicht aussprechen würde. Und warum sollte sich im Lauf der Zeit nicht noch echte Zuneigung entwickeln?

»Sie verstehen, was ich sage?« fragte sie beinahe zaghaft.

Vielleicht nickte ich. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ich unfähig war zu sprechen.

»Ich glaube nicht, daß ich Sie … lieben könnte … so wie eine Frau ihren Mann lieben sollte«, erklärte sie mit Mühe.

Ich stand eine ganze Weile bewegungslos da, während sie mich ansah. Zu meiner Bestürzung und meiner tiefen Beschämung sprangen mir plötzlich Tränen in die Augen. Ich zwinkerte heftig, um sie zurückzudrängen.

Sie berührte meinen Arm. »Nicholas«, sagte sie leise. »Sie erschüttern mich.«

Ich konnte immer noch nicht sprechen. Ich schüttelte nur den Kopf.

»So teuer bin ich Ihnen?« fragte sie.

Ich zog mein Taschentuch heraus. Ich antwortete ihr nicht, es war nicht nötig.

»Ach, Sie Armer«, sagte sie überrascht mit sanfter Stimme.

So standen wir einige Zeit. Das Ticken der Uhr in der Ecke klang laut. Ein Wagen fuhr draußen am Fenster vorüber. Der Fahrer rief einem Passanten etwas zu. Aus einem der oberen Räume waren Schritte zu vernehmen. Jeden Moment, dachte ich, würde ein Dienstbote uns stören, um zu fragen, ob wir Tee wollten.

Sie wandte sich ab und blickte zum Fenster hinaus. Ich kann nur Mutmaßungen darüber anstellen, was ihr durch den Sinn ging. Nach einigen Minuten drehte sie sich wieder zu mir um. »Ich nehme Ihren Antrag an«, sagte sie so leise, daß ich mir nicht sicher war, richtig gehört zu haben.

Ich wagte nicht, sie zu bitten, ihre Worte zu wiederholen. Ich stand wie erstarrt vor Angst, ich könnte falsch verstanden haben und würde gleich entdecken, daß sie etwas ganz andres gemeint hatte. Ich wußte da schon, daß ich eine zweite Enttäuschung nicht würde ertragen können.

(Natürlich hätte kein Ehrenmann – Ehrenmann wohlgemerkt! – ein solches Opfer einer Frau angenommen.)

Etna neigte sich mir zu und küßte mich auf die Wange. »Wir werden nicht mehr von Liebe sprechen«, sagte sie, »weder von ihrer Anwesenheit noch von ihrer Abwesenheit.«

Endlich fand ich meine Stimme wieder, auch wenn sie brüchig war von der Heftigkeit einer Gemütsbewegung, wie ich sie nicht kannte. »Ich werde mich stets bemühen, Sie glücklich zu machen«, versprach ich. »Mein eigenes Glück ist so groß, daß es für uns beide mehr als genug sein wird.«

(Hat man je etwas Törichteres gehört als die Worte eines Mannes, der sich einbildet, seine Liebe sei groß genug für zwei?)

Ich kramte in meiner Westentasche nach dem Ring, den ich vor zwölf Tagen schon beinahe angesteckt hätte. Ich schob ihn auf ihren Finger. Und als er seinen Platz gefunden hatte – ein Zeichen wofür?, der Liebe?, des Besitzes? –, wagte ich aufzuatmen und ließ wenigstens etwas von den freudigen Gefühlen zu, die ich jetzt mit Recht haben durfte.

Der Ring funkelte an ihrem Finger. Ich nahm ihre Hand in die meine. Aber da ich fürchtete, erneut in peinliche Tränen auszubrechen, wagte ich nicht, sie zu umarmen. Ich wollte auch nicht mit weiteren Worten den wunderbaren Zauber zerstören, der jetzt diesen Raum samt den verhüllten Möbeln, den Leitern und Farbeimern erfüllte.

»Ich werde meinen Schwager nicht um seine Zustimmung bitten«, sagte Etna. »Ich bin alt genug, um eine solche Entscheidung allein zu treffen.«

Sie schaute weg. Bereute sie ihre spontane Entscheidung bereits? Zitterte sie im Innern über die Unbesonnenheit ihrer Worte?

»Es wird Ihnen nicht leid tun«, sagte ich kühn. (Aber wie kann man so etwas versprechen? Man kann es nicht, man kann es nicht.) »Ich werde Sie immer lieben«, fügte ich hinzu.

Sie sah zu unseren vereinten Händen hinab, dann hob sie den Blick zu meinen Augen.

»Ich weiß«, war alles, was sie sagte.

Keep war schockiert, ich sah es ihm an. Er salbaderte ein wenig herum, es war jedoch nur eine harmlose Tirade, die an mir abprallte. Miriam gab sich überglücklich, war es aber für mein Gefühl nicht, sondern dachte, wie ihr Mann, sicherlich nur daran, wie ungelegen Etnas Scheiden kam. Ich erinnere mich heute kaum daran, wie der Rest des Nachmittags verlief. Ich war in verzweifelter Mission nach Exeter gereist und hatte gewonnen, ich konnte es kaum glauben. Hin und wieder ergriff ich Etnas Hand, und als sie mich später zur Tür brachte, küßte ich, vom Erfolg berauscht, zum Abschied ihren Mund. Ich muß allerdings gestehen, daß sie meine Leidenschaft nicht erwiderte. Sie reagierte kaum. Trotzdem hielt ich sie, des bevorstehenden Abschieds eingedenk, noch einige Augenblicke im Arm, ehe ich sie freigab. Dann wurde die Tür geöffnet, und ich stand auf der Vortreppe: erschöpft, mitgenommen und selig vor Glück.

Plagten mich an diesem Abend oder in den folgenden Tagen Bedenken? Hatte ich vielleicht das Gefühl, meine Besitzgier habe die Oberhand über mein gesundes Urteilsvermögen gewonnen? Fragte ich mich, ob sich nicht ein anderer Mann, der sich besser in der Gewalt hatte als ich, von der Eröffnung, daß seine Liebe nicht erwidert wurde, hätte abschrecken lassen? Nein, ich glaube, ich habe mir keinerlei solche Gedanken gemacht. Jedenfalls damals nicht. Derartige Gedanken entspringen ja der Erfahrung und treten erst in der Rückschau auf, nicht in den Momenten höchsten Glücks. Nein, ich nahm mir vor, Etna Bliss zu lehren, mich zu lieben, und ich sah dieser Aufgabe mit der größten Vorfreude entgegen.

Eben war der Schaffner hier, um mein Bett herunterzuklappen und den Wasserkrug aufzufüllen. Ich werde mich also jetzt zurückziehen. Manchmal, wenn ich schreibe, habe ich das Gefühl, daß das, was ich schildere, kein Wiedererleben ist, sondern unmittelbares Erleben selbst; daß keine Distanz besteht, weder eine zeitliche noch eine räumliche, und ich nicht weiß, wie meine Geschichte enden wird. Aber ich weiß natürlich nur zu gut, wie sie enden wird.

In meinem Abteil (habe ich das schon geschrieben?) befinden sich die faszinierendsten Vorrichtungen für den Reisenden. Den Tisch, auf dem ich schreibe, kann man mit einer Hebelumdrehung auf die Höhe der gepolsterten Sitze hinunterlassen. Ein Polster, das hinter einer Rückenlehne versteckt ist, paßt genau zwischen die beiden Sitze und macht daraus ein Bett von ordentlichem Ausmaß, in dem ein Mann meiner Größe bequem liegen kann. Über dem Waschtisch ist ein Spiegel, der, heruntergeklappt, das Waschbecken zudeckt und in einen Nachttisch mit Wasserkrug, Glas und Leselämpchen verwandelt. Hinter der Rückenlehne gegenüber befindet sich ein Spind, in dem man ein Jackett aufhängen sowie Socken und Unterwäsche verstauen kann. Es ist alles sehr einfallsreich. Abgesehen von der Toilette, die gleich am Ende des Gangs ist, fehlt mir hier nichts. Ich habe Emersons The American Scholar mit und freue mich auf die Lektüre, bevor ich zum rhythmischen Rattern der Räder einschlafe.

Mir geht unwillkürlich der Gedanke durch den Kopf, wie sehr einem frischverheirateten jungen Paar diese in sich geschlossene kleine Welt gefallen würde.

Alles, was er wollte: Roman
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