7.
Das Ambiente des Restô do Chapitô, das sich unterhalb der Festung etwas versteckt in Alfama befand, ließ Peter wieder einmal zu dem Schluss kommen, dass Lissabon eine der faszinierendsten und atmosphärischsten Städte Europas war. Im Innenhof saßen einige wenige Gäste eingehüllt in warme Kleidung und trotzten dem kühlen Abendwind. Jahzara schien hier Stammgast zu sein. Die Kellner grüßten sie vertraut und in der Bar im Erdgeschoss des Hauses winkte sie mehreren Gäste zu. Auch in der eher schlicht eingerichteten Bar war es ungewöhnlich kühl. Die Gäste scharten sich in Winterpullovern um zwei riesige Heizstrahler an der Theke. Gezielt stieg Jahzara eine schmale Wendeltreppe hinauf in die erste Etage. Im Gegensatz zu den schnöden Holzstühlen und Tischen im Innenhof und in der Bar strahlte die gediegene Einrichtung des Restaurants im Obergeschoss eine anheimelnde Atmosphäre aus. Von ihrem Tisch aus hatten sie durch die großen Glasfronten einen grandiosen Ausblick über die Altstadt und den Tejo, auf dem sich das letzte Sonnenlicht und die ersten Straßenlaternen widerspiegelten.
Jahzara wirkte sehr entspannt. »Das ist mein Lieblingslokal. Ich wohne nur wenige Schritte von hier. Es ist kein normales Restaurant, sondern eine Künstlerkooperative. Außerdem ist das Chapitô eine Schule für Clowns, Feuerschlucker und Jongleure, und die Besitzer kümmern sich um sozial benachteiligte Jugendliche. Was ich dir von der Speisekarte besonders empfehlen kann, sind Raia com Alcaparras und das köstliche Peito de Pato com Laranja.«
Peter schaute Jahzara bewundernd an. Gegen das Panorama des abendlichen Lissabon sah sie bezaubernd aus. Ihre schwarze Haut reflektierte das Kerzenlicht. Sie trug Jeans und eine weite, farbenfrohe Bluse im afrikanischen Ethnostil. »Warum warst du in Venedig?«
Peter fühlte sich überrumpelt. Mit dieser Frage hatte er in diesem Moment nicht gerechnet. Intuitiv entschied er sich, nur das Notwendigste zu sagen.
»Ich sammle alte Landkarten. Ein Freund von mir bat mich, nach Venedig zu kommen, weil er eine sehr ungewöhnliche Karte besaß und meine Meinung dazu hören wollte.«
Plötzlich zitterte Jahzara. Sie wich seinem fragenden Blick aus und schaute an ihm vorbei auf die Altstadt, während sie sehr leise fragte: »Heißt… hieß dein Freund Charles Bahri?«
Peter war geschockt. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Woher kannte sie Charles? Sie war Äthiopierin, kam also aus dem Land, das bei dieser ganzen mysteriösen Sache eine so große Rolle spielte. Nein, unmöglich! Das konnte kein Zufall sein! Jahzara hatte Angst, das war nicht zu übersehen. Aber was veranlasste sie dann, so ehrlich und direkt zu ihm zu sein? Er entschied sich, sie mit Fakten zu konfrontieren.
»Charles ist tot. Wahrscheinlich hat ein Araber ihn umgebracht. Vor kurzer Zeit hat ein Araber in Ägypten versucht, mich zu berauben. Und der Mann in der Zeitung von gestern Abend war ebenfalls ein Araber!«
Jahzara starrte ihn entgeistert an. Ihre Oberlippe zitterte. Ihre Augen ließen ihn erkennen, dass sie die Wahrheit sagte: »Charles war ein Bekannter meines Vaters. Wir haben schon seit einigen Jahren Kontakt. Ich beschäftige mich im Rahmen meiner Dissertation mit den frühen Christenreichen Äthiopiens. Charles wollte mir in Venedig interessantes Material zukommen lassen. Dazu ist es nicht mehr gekommen.« Sie schaute abermals aus dem Fenster und über die Stadt, so, als fürchtete sie das, was er sagen würde.
Peter versuchte, seine Überraschung zu überspielen. »Ich kenne Charles schon seit Jahren. Auch ich habe von ihm Dokumente und eine alte Karte bekommen, die mich hierher nach Lissabon geführt haben. Es geht um die frühen Christenreiche Äthiopiens – und um Heinrich den Seefahrer.«
Peter hatte kurz überlegt, ob er Jahzara auch etwas über die geheimnisvolle Karawane erzählen sollte. Aber er hielt es nicht für klug. Was wusste er schon über sie? Nichts! Sie studierte Religionswissenschaften und schrieb an ihrer Dissertation. Wie Phönix aus der Asche war sie in seinem Leben aufgetaucht. Nur eins war klar: Wo immer sie erschien, gab es Tote. Vielleicht existierte zwischen ihr und diesen geheimnisvollen Arabern eine Verbindung, die ihm gefährlich werden konnte. Es galt, vorsichtig zu sein.
Jahzara schaute ihn nun direkt an. Viel Sanftes und Trauriges sah er in ihren großen, dunklen Augen – nur keine Bestätigung für sein Misstrauen.
»Ich habe Angst!« Sie sagte es so eindringlich, dass er ihr glaubte. »Ich habe fürchterliche Angst vor den Dingen, die um mich herum geschehen, Peter! Wir kennen uns kaum, eigentlich gar nicht. Aber ich weiß nicht, wem ich mich sonst anvertrauen kann. Ich spüre, dass diese mysteriösen Geschehnisse etwas mit uns beiden zu tun haben. Der Araber, der gestern in der Zeitung abgebildet war, ist in der Nacht zuvor in dem Haus, in dem ich wohne, bei einem angeblichen Einbruchsversuch ertappt worden. Dieser Araber, Peter, wollte nicht in irgendeine Wohnung des Hauses einbrechen. Er wollte zu mir! Als ich nachts durch den Lärm aufwachte, hatte ich das Gefühl, als sei jemand in meiner Wohnung gewesen. Es roch so streng nach dem Schweiß eines fremden Menschen. Und nach kaltem Zigarettenrauch. Ich habe noch nie geraucht, Peter. Ich weiß, dass jemand in meiner Wohnung war, während ich schlief. Er hat etwas gesucht. Vielleicht ein besonderes Buch, das ich von Charles habe. Es lag unter meiner Bettdecke, weil ich vor dem Einschlafen darin gelesen hatte. Nun ist der Einbrecher, der Mann, der wahrscheinlich in meiner Wohnung war, tot! Angeblich war es Selbstmord. Ich sterbe bald vor Angst, weil ich weiß, dass ich schon in Venedig von Arabern verfolgt oder beobachtet wurde. Auch an dem Tag, an dem wir uns auf dem Boot trafen. Ich ertrage diese Angst nicht mehr.«
Peter runzelte die Stirn. Was sollte er davon halten, was denken, glauben, tun? Alles schien zusammenzupassen. Charles hatte einmal angedeutet, dass er noch jemanden kenne, der sich für diese Unterlagen interessieren würde. Und er hatte in der ihm eigenen Art hinzugefügt: »Manche Türen lassen sich nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Und manche Wahrheiten sollte man nicht nur einem Menschen anvertrauen, weil dieser Mensch zu schwach sein könnte, um diese Bürde allein zu tragen.«
Endlich verstand er, was Charles damit gemeint hatte.
»Hast du von Charles außer diesem Buch und den Dokumenten auch eine Karte bekommen, eine alte, die mit Äthiopien zu tun hat?«
Seine Frage schien Jahzara überhaupt nicht zu überraschen. Ruhig schaute sie ihm in die Augen.
»Ja, er hat sie mir schon vor geraumer Zeit gegeben. Darauf stehen seltsame Dinge in Portugiesisch und in Ge’ez geschrieben. Und die Namen Eleni und IDA, also Heinrich der Seefahrer. Ich kann damit nicht sonderlich viel anfangen. Warum fragst du?«
Peter starrte sie an. »In Portugiesisch und in was?«
»Ge’ez! Das ist eine altäthiopische Sprache, die sich aus dem Sabäischen entwickelte. Nur wenige Priester und Wissenschaftler in Äthiopien verstehen diese Sprache heute noch. Unsere Nationalchronik, das Kebra Nagast, was du mit ›Ruhm der Könige‹ übersetzen kannst, wurde in Ge’ez verfasst. Warum starrst du mich so an?«
Er blinzelte verlegen. Für einen Moment lang hatte er an Yvonne gedacht. Sie hatte Recht gehabt. Yvi hatte schon in Venedig angedeutet, dass die Ziffern auf der alten Karte dem Sabäischen sehr ähneln.
Irritiert räusperte er sich: »Was steht da drin, in dieser Nationalchronik?«
Jahzara lächelte. »Du bist vielleicht gut, wie soll ich dir in wenigen Sätzen sagen, was auf hunderten von Seiten geschrieben steht? Dieses heilige Buch ist für uns Äthiopier gleichbedeutend mit eurer Bibel. Es ist ein Bericht über die Herkunft der salomonischen Kaiser von Äthiopien. Der vorhandene Text ist mindestens 700 Jahre alt und wird von äthiopischen Christen als unantastbare Wahrheit angesehen. Vieles davon erinnert an das Alte Testament. Über die Bundeslade steht sehr viel darin. Unter anderem, wie sie von Jerusalem nach Äthiopien gelangte.«
Peter hatte die letzten Worte von Jahzara kaum wahrgenommen. Die Bundeslade! Er hatte schon davon gelesen, dass Wissenschaftler sich mit der These beschäftigten, dass die Bundeslade früher in Äthiopien war – oder sich vielleicht sogar noch dort befindet. Obwohl er ziemlich sicher war, dass sein Misstrauen Jahzara gegenüber unbegründet war, entschied er sich, taktisch vorzugehen.
»Du hast gesagt, auf der Karte stünden die Namen Eleni und Heinrich der Seefahrer drauf, richtig?«
Jahzara antwortete ohne Umschweife. »Ja. Allerdings steht da nicht Heinrich der Seefahrer, sondern IDA. Das war das Kürzel für den portugiesischen Entdecker: Infante Dom Anrrique. Du hast doch im Museum, wo wir uns trafen, vor dem Bild von Dom Anrrique gestanden.«
Peter schaute sie lächelnd an. Plötzlich war er sich sicher, dass er Jahzara trauen konnte.
»Wer oder was ist Eleni?«
Ihre Augen blitzten vergnügt. »Jeder in meiner Heimat kennt Eleni! Sie war eine berühmte, couragierte Frau, die Großmutter des äthiopischen Kaisers, des Negus Lebna Dengel. Als er ohne Nachfolger starb, wurde sie zur Kaiserinmutter. Sie war es, Peter, die ein Hilfegesuch an den portugiesischen König Manuel I. richtete und um die militärische Hilfe Portugals im Kampf gegen die Türken des Osmanischen Reiches bat. Du wirst sicherlich wissen, wer Francisco Álvares war, oder?«
Peter schluckte. Ihr selbstbewusstes Lächeln faszinierte ihn.
»Sicher doch. Er war ein enger Vertrauter des portugiesischen Königs. Er hat das berühmte Buch Verdadeira Informação das Terras do Preste João das Índias – Wahrhaftiger Bericht aus dem Reich des Priesters Johannes von Indien – geschrieben und – «
Jahzara unterbrach ihn. »Er war ein Franziskaner, Peter – so wie unser toter Freund Charles! Die Franziskaner spielten damals eine sehr bedeutende Rolle bei der Entdeckung der Welt. Sie wussten alles, schrieben alles auf. Der Papst wollte wissen, was in der Welt geschah. Charles hat in den Bibliotheken des Franziskanerordens Dinge aus jener Zeit aufgespürt, die ihm zum Verhängnis wurden. Er hat mir das mal erzählt. Weil er nicht schweigen wollte, hat man ihn aus dem Orden ausgestoßen. Um aber auf Álvares zurückzukommen: Dieser Franziskaner begleitete nachweislich eine streng geheime diplomatische Mission nach Äthiopien, die von Dom Rodrigo de Lima angeführt wurde. Sie erreichten das einstige Königreich von Aksum, allerdings erst nach fünf Jahren und auf Umwegen über Indien. Wenn ich mich nicht täusche, war das im Jahre 1520. Álvares war es wohl, der auf die Idee kam, die zerbrechlichen Bande zwischen Portugal und Äthiopien durch die Heirat eines portugiesischen Edelmannes mit einer äthiopischen Prinzessin zu festigen, was ein Versuch des Papstes war, das Christenreich Äthiopien der römisch-katholischen Kirche einzuverleiben. Für die römisch-katholische Kirche waren die Christen Äthiopiens schon immer Häretiker!«
Peter bewunderte den Scharfsinn und das enorme Wissen Jahzaras, konnte aber ihren Ausführungen nicht so recht folgen.
»Ich verstehe das nicht, Jahzara. Einerseits bittet die Kaiserin Eleni quasi um Hilfe, bietet eine heilige Allianz im Kampf gegen die Moslems an. Aber in Rom stempelt man die Christen Äthiopiens zu Ketzern ab. Andererseits schickt der Papst diesen Francisco Álvares los, um eine Heirat zwischen Portugal und Äthiopien zu arrangieren. Das passt doch nicht zusammen!«
»Doch, Peter, das passt sehr wohl zusammen. Nur fällt es uns noch immer schwer, in den Päpsten jener Zeit nicht nur ehrenhafte Heilige Väter zu sehen, sondern auch machthungrige und skrupellose Männer.«
»Also hatte der Papst von Anfang an überhaupt keine Intention, beide christlichen Kirchen, die äthiopische und die abendländische zu vereinen? Er wollte sie schlichtweg missionieren.«
Jahzara lachte laut auf. Ihre Augen strahlten nun eine unglaubliche Wärme aus. Während sie sprach, strich sie mit ihrer Hand über seinen Handrücken. Er erschauerte.
»Ja, anscheinend. Wie auch immer, die Portugiesen und der Franziskaner Álvares kamen nachweislich in Äthiopien an. Dann aber geschahen dramatische Dinge, die alle Pläne Portugals und Roms änderten. Zumindest, wenn ich dem unbekannten Verfasser dieses alten Buches Glauben schenken kann.« Jahzara schwieg abrupt. Etwas schien sie zu beschäftigen. »Was ich noch erwähnen wollte, Peter, die ruhmreiche Kaiserin Eleni hat mich übrigens auf die Idee für meine Dissertation gebracht. Sie war eine sehr mutige Frau. Sie wurde nur Kaiserin, weil es dem Kaiser an Nachfahren mangelte. Kinderlosigkeit war auch damals schon – « Jahzara beendete den Satz nicht.
Peter wunderte sich, wieso sie dieses Thema überhaupt angesprochen hatte. Was immer es auch war, was sie ihm eben beinahe gesagt hatte, es schien sie sehr zu beschäftigen.
Verträumt schaute sie aus dem Fenster hinaus über Lissabon. Der Halbmond stand über dem Rio Tejo. Das Restaurant hatte sich längst geleert. Die Kellner waren bereits damit beschäftigt, neue Gedecke für den nächsten Tag aufzulegen.
Jahzara schaute auf die Uhr. »Es ist bereits eins. Ich bin sehr müde. Wenn alles klappt, habe ich morgen ein interessantes Gespräch in einem Museum.«
Am Ausgang verharrte Jahzara. Es hatte geregnet. Das Kopfsteinpflaster war nass.
»Pass bloß auf, Peter. Lissabon ist, im wahrsten Sinne des Wortes, ein gefährliches Pflaster. Die nassen Basalt- und Granitsteine sind glitschig. Als Frau bleibst du mit hohen Absätzen permanent stecken. Und mit Ledersohlen rutscht du ständig aus.«
Jahzaras Blick wanderte misstrauisch von rechts nach links durch das Dunkel der Nacht. In den engen Gassen war niemand zu sehen. »Bringst du mich zum Taxistand? Ich schlafe heute Nacht nicht bei mir zuhause, sondern bei einer Freundin.«
Peter hörte den ängstlichen Unterton in ihren Worten. Einen Augenblick lang hatte er das Verlangen, sie zu umarmen. »Kein Problem. Ich kann gut nachvollziehen, was in dir vorgeht. Verrätst du mir noch etwas? Was bedeutet dein Name – Jahzara?«
Sie lächelte ihn an. »Ich wurde auf den Namen Jah-za-ra getauft. Das bedeutet ›gesegnete Prinzessin‹.«
Am Mittag des nächsten Tages trafen sie sich erneut. In der Nacht hatte Peter kaum ein Auge zugetan. Seine preiswerte Pension im Stadtteil Bairro Alto lag direkt an einer Hauptstraße und war umgeben von Bars. Das Zimmer war grauenhaft eng, das Bett kaum mehr als eine Pritsche. Überall im Haus waren Stöhnlaute zu hören. Es war ein Stundenhotel, was er zu spät bemerkt hatte. Aber auch in einem komfortableren Bett hätte er nicht schlafen können. Die Fülle der Informationen bescherte ihm grauenhafte Kopfschmerzen. Wo immer er gedanklich auch ansetzte, vermeintliche Fakten analysierte und Zusammenhänge zu erkennen glaubte, eine Frage blieb stets offen: Warum hatte Charles geplant, ihn mit Jahzara zusammenzubringen? Es stand außer Frage, dass er das initiiert hatte. Alles, was sich bislang als Zufall dargestellt hatte, war von Charles angebahnt worden. Der Alte hatte das clever eingefädelt. Doch was hatte ihn dazu veranlasst? Wie hatte Charles gesagt: »Manche Türen lassen sich nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Und manche Wahrheiten sollte man nicht nur einem Menschen aufbürden, weil der Mensch zu schwach sein könnte, sie allein zu tragen«. Womöglich war er der eine Schlüssel und Jahzara der zweite! Nur, zu welcher Tür und welche Wahrheit? Die Antwort war ihm schließlich im Morgengrauen gekommen. Seitdem halfen auch keine Tabletten mehr gegen seine Kopfschmerzen.
Sie hatten sich in der Pastelaria Suica an der Metrostation Rossio verabredet, direkt an dem gleichnamigen Platz im Zentrum. Die Sonne schien, und Jahzara roch nach Afrika. In ihr schienen sich all jene Düfte zu vereinigen, die er von seinen vielen Reisen auf dem schwarzen Kontinent kannte und die er so liebte. Sie lächelte ihn offen und ehrlich und irgendwie auch glücklich an. Ihre Wiedersehensfreude war nicht gespielt, ihrer beider Begrüßung sehr warmherzig.
Hastig zog Peter die Kopie der Karte hervor: »Ist das die Karte, die du auch hast?«
Jahzara schaute sich nervös im Café um. Ihre Blicke huschten über das Blatt. »Nein, nicht wirklich. Da fehlen Kleinigkeiten. Und diese Punkte quer durch die Karte sind auf meiner überhaupt nicht vorhanden. Alles andere scheint identisch zu sein. Auf meiner sind die Worte in Ge’ez noch gut zu lesen. Ich habe sie allerdings noch nicht übersetzen und deuten lassen, hoffe aber, bald eine Antwort aus Äthiopien zu bekommen. Bei deiner Kopie hier sind einige Buchstaben nicht deutlich zu lesen. Was ist das für eine Route, die da eingezeichnet ist?«
Peter hatte diese Antwort erhofft. Er jubelte innerlich. Der alte Charles war clever gewesen. Er hatte sicherstellen wollen, dass sein Wissen nicht in eine einzige Hand gelangte. Sein Anliegen war es ganz offensichtlich gewesen, die Informationen zu teilen, sodass zwei Parteien mit höchst unterschiedlichen Interessen über ein Wissen verfügten, dass nur zusammengeführt einen Sinn ergab. Jahzara interessierte sich als Äthiopierin und Religionswissenschaftlerin vornehmlich für die Geschehnisse um Kaiserin Eleni, die Portugiesen, das Christenreich von Aksum sowie für die suspekten Aktivitäten des Papstes. Ihm hingegen hatte Charles eine Karte zukommen lassen, auf der die Karawanenroute die wichtigste Nachricht war. Jahzara und er waren also auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Sie besaß Dokumente, hatte Wissen und Kontakte, ohne die er nicht weiterkommen würde. Er wiederum wusste von der verschollenen Karawane. Nur gemeinsam würden sie herausfinden, was damals wirklich geschehen war. Der Nebeneffekt war, dass sie sich gegenseitig kontrollieren würden. Charles hatte das wirklich perfekt eingefädelt.
»Auf dieser Karawanenroute, Jahzara, sind, zumindest nach meinem jetzigen Wissensstand, Menschen von Äthiopien Richtung Westafrika aufgebrochen. Quer durch die Sahara. Ein unglaublich strapaziöses, lebensgefährliches Abenteuer. Wer diese Menschen waren und was sie transportierten, weiß ich nicht. Es muss etwas sehr Kostbares gewesen sein, etwas Geheimnisvolles, von großer mystischer Bedeutung für Äthiopien. Mehr weiß ich noch nicht. Aber ich hoffe, dass wir nachher mehr erfahren werden. Ich habe da was arrangiert.«
Vor dem Hauptportal des Hieronymusklosters bogen sie nach links ab, folgten einigen Treppenstufen hinab in einen idyllischen Hof. Mächtige Bananenbäume flankierten den Haupteingang der Biblioteca Central da Marinha, der Zentralbibliothek des Marinemuseums. Der hässliche Betonbau mit den Aluminiumtüren bildete einen an Stillosigkeit nicht mehr zu übertreffenden Kontrast zu den wundervollen Sakralbauten des Klosters.
Jahzara war sich nicht sicher, ob Peter im Café nicht doch etwas gemerkt hatte. Schon als Kind hatte sie nicht gut lügen können. Wenn sie es tat, bekam ihre Stimme einen eigentümlichen Klang. Wer sie kannte, wusste das. Aber Peter kannte sie noch nicht gut genug. Es waren diese wenigen Worte in Ge’ez auf der Landkarte von Peter gewesen, die ihr den Atem hatten stocken lassen. Sie hatte ihm zwar gesagt, dass diese Worte nicht identisch seien mit denen auf ihrer Karte. Doch das war eine Lüge gewesen. Ebenso, wie es eine Lüge war, dass sie nicht wisse, was da geschrieben stand. Es hieß M-u-s-s-i-e!
Seitdem war sie sehr nervös und hatte noch mehr Angst als zuvor. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Peter in Erfahrung bringen würde, was dieses Wort bedeutete: M-u-s-s-i-e war gleichbedeutend mit Moses! Sie wusste von der uralten Kirche in der altäthiopischen Kapitale Aksum, die Zellate-Mussie genannt wird. Und sie kannte den Passus aus einem altäthiopischen Text, in dem es hieß: »… in diesem Gotteshaus ist das höchste Heiligtum der abessinischen Religion verwahrt, die Tafeln Moses’ mit den Zehn Geboten…« Damit war klar, dass hier eine direkte Verbindung zu einem der mystischsten Gegenstände des Christentums angedeutet wurde: der Bundeslade.
Im Foyer eilte ein junger Sicherheitsbeamter mit grimmigem Blick auf sie zu: »Tut mit leid, wir haben wegen Umbau geschlossen – «
Bevor er weitersprechen konnte, öffnete sich die Tür hinter dem Empfang und eine ältere Dame kam auf sie zu. Jahzara ging lächelnd auf sie zu, küsste sie auf die Wangen und wandte sich zu Peter: »Darf ich dir Pauline vorstellen, meine Mutter?«
Pauline Jan-Zela war fast 60 Jahre alt, groß, extrem übergewichtig und hatte unter ihrem tief in die Stirn fallenden Pony sehr kecke, vor Lebenskraft sprühende braune Augen, mit denen sie Peter ungeniert musterte. Der Schalk in ihren Augen war nicht zu übersehen: »Liebe Jahzara, du bist die klügste und wahrscheinlich auch hübscheste Äthiopierin in Lissabon. Alle Männer dieser Stadt, die klugen wie die einfältigen, die reichen wie die armen, liegen dir zu Füßen. Und was macht du: Kommst mit einem Mann daher, der dein Vater sein könnte – jedenfalls fast.«
Peter schaute verblüfft zu Jahzara. Ihr waren die Worte ihrer Mutter sichtlich peinlich. Verschämt schaute sie auf den Boden und schubste sie mit dem Ellbogen an: »Ach, du! Was du schon wieder denkst. Wir helfen uns nur gegenseitig bei einigen Nachforschungen. Mehr nicht. Peter kennt sich in Afrika gut aus. Aber das habe ich dir ja schon erzählt. Sag mir lieber, ob dein Freund hier in der Bibliothek was gefunden hat.«
Peter musste grinsen, allerdings stimmten ihn Jahzaras Worte auch nachdenklich. Er fragte sich, ob das ein unmissverständliches Signal gewesen war. Und ob sie in den letzten zwei Tagen gespürt hatte, dass er sie begehrte. Er hatte Jahzara erzählt, dass er sich von Yvonne getrennt hatte und dass sie nach Deutschland zurückgeflogen sei. Aber glaubte Jahzara das? Sie war noch sehr jung. Vermutlich trennten sie gut und gerne 15 bis 20 Jahre. Außerdem trennten sie nicht nur Jahre, sondern auch andere Dinge, ihre Kulturen, Lebenseinstellungen, Wünsche, Träume, Hoffnungen. In einem hatte ihre Mutter aber Recht: Eine so attraktive, junge, und zudem kluge Frau wie Jahzara hatte sicherlich keinen Mangel an interessierten Männern. Er stutzte. Wieso hatte sie eigentlich keinen Freund? Mit Ende 20 hatten die meisten Frauen zwischen Kapstadt und Kairo bereits sogar Kinder.
Pauline unterbrach seine Gedanken: »Mein guter alter Freund, der stellvertretende Direktor dieses Museums, hat gefunden, wonach du gefragt hast, Jahzara. Aber ich sage dir gleich, er handelt sich dicken Ärger ein, wenn jemand dahinterkommt, dass er dir diese Dokumente über mich zugänglich macht. Was, wenn ich fragen darf, sucht ihr eigentlich genau? Wer interessiert sich schon für den Schriftverkehr zwischen dem portugiesischen Königshaus und dem Vatikan im 16. Jahrhundert? Damals herrschte doch eitler Sonnenschein zwischen Rom und Lissabon. Der Papst hatte jedem seiner gottgläubigen Vasallen die Hälfte der zu entdeckenden Welt zugesprochen. Was die Völker dort von ihren neuen Herren dachten, interessierte den Heiligen Vater wohl kaum. Für ihn waren das sowieso Heiden.«
Pauline führte sie durch die Flure des Museumsarchivs in einen klimatisierten und verdunkelten Raum, der bis unter die Decke mit Kartons vollgepackt war. »Das Archiv ist leider eine Baustelle. Mein Freund lässt sich entschuldigen. Er hat einen Termin außerhalb, hat aber arrangiert, dass wir hier wissenschaftliche Forschungen tätigen dürfen – ganz offiziell! All diese Kisten stehen wahrscheinlich schon seit dem großen Erdbeben im Jahre 1755 hier. Niemand weiß so recht, was da drin ist!«
Peter konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Pauline war ein sympathisches Unikum. Wenn sie sprach, verdrehte sie viel sagend ihre großen Augen, gestikulierte mit Händen und Armen, legte Falten des Grimms über ihre Stirn und wusste, darüber war er sich sehr schnell im Klaren, sehr genau, was sie sagte. »Sind sie Historikerin, Pauline?«
Sie hielt beim Auspacken einiger verstaubter Akten inne. »Weil ich schon immer wissen wollte, warum alle Portugiesen so traurig, wehmütig und melancholisch sind und ihre Wehmut mit viel Wein und Fado auch noch nähren, habe ich Psychologie studiert. Seitdem verstehe ich meine Landsleute überhaupt nicht mehr. Dann dachte ich, dass für ein Verständnis der Geschehnisse auf dieser Welt ein Studium der Geschichte hilfreich sein könnte. Das war Anfang der 70er-Jahre, zu der Zeit, da ganz Portugal Grândola vila morena sang und die Nelkenrevolution die vage Hoffnung aufkeimen ließ, dass sich wirklich etwas ändert. Leider habe ich als nunmehr promovierte Historikerin erkennen müssen, dass die Menschen sehr einfältige Geschöpfe sind, dass sie aus den Geschehnissen der Vergangenheit nicht lernen können, ergo dazu verdammt sind, immer und immer die gleichen Fehler zu begehen. Seit ich das weiß, suche ich Erlösung als Bibliothekarin. Ich verwalte Altes. Und ich versuche Wissen zu ordnen, damit wenigstens die nächste Generation aus der Vergangenheit lernen kann.«
Peter war beeindruckt. Pauline hatte in nur wenigen Sätzen sowohl ihren beruflichen Werdegang als auch ihre persönliche Lebenseinstellung skizziert. Gewisse Enttäuschungen waren nicht zu überhören gewesen. Dennoch ahnte er zumindest, zu welchen Informationen Jahzaras Mutter Zugang hatte.
Eine Stunde später, Pauline hatte sie in dem Archivraum allein gelassen, stieß Jahzara auf die Unterlagen, die sie gehofft hatte, zu finden: »Ich glaube es einfach nicht! Wahnsinn!«
Sie wühlte hektisch in einem Karton mit vergilbten Schriftrollen und Dokumenten. Einige trugen prächtige Siegel. Sie war fassungslos.
»Das Sion-Dossier.« Mehr sagte sie nicht.
»Sion-Dossier?« Peter hatte das Gefühl, dass die geheimnisvolle Aura, die Jahzara plötzlich ausstrahlte, auch ihn erfasste.
Sie flüsterte: »Das hier sind Briefe, Protokolle und teils als streng geheim klassifizierte Berichte von Spitzeln des damaligen portugiesischen Königs. Sion ist die griechisch-lateinische Schreibweise für Zion, die auserwählte Stadt Gottes – Jerusalem! Das äthiopische Volk, das solltest du wissen, versteht sich seit jeher als Volk Zions, dessen auserwählte Stadt Aksum ist. Dort steht auch die Kirche Maryam Sion, und dort soll sich die Bundeslade befunden haben – oder noch immer dort stehen. Es gibt allerdings auch eine äthiopische Legende, die besagt, dass die Bundeslade schon viel früher nach Äthiopien gebracht und jahrhundertelang auf einer Insel im Tanasee in einem Kloster aufbewahrt wurde, bevor sie dann in diese Kirche gelangte.«
Peter horchte auf. Angestrengt überlegte er. Ging es am Ende um die Bundeslade, eines der größten Mysterien der Christenheit? Was ihn so aufwühlte, war Jahzaras Erwähnung des Tanasees, also des Ortes, an dem die geheimnisvolle Karawane mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgebrochen war.
Jahzaras Worte rissen ihn aus seiner Nachdenklichkeit. »Sag ganz ehrlich, Peter, was hältst du von alldem?«
Er überlegte. Jahzara wusste noch nicht, dass die Karawane am Tanasee aufgebrochen war. Sie wusste überhaupt nichts von der verschollenen Karawane. Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Er entschloss sich, das später zu tun.
»Weißt du, Jahzara, ich bin Geograf, Wissenschaftler. Ich habe gelernt, mich mit Fakten auseinanderzusetzen. Um diese Bundeslade ranken sich so viele Legenden und abenteuerliche Geschichten, dass ich mich an dieses Thema nicht wirklich herantraue. Mit der Bundeslade ist es wie mit dem Heiligen Gral. Keiner weiß mehr, was Wahrheit und was Dichtung ist. Wir bewegen uns hier in einem Bereich, in dem sich Scharen so genannter Grenzwissenschaftler tummeln. Zwar habe ich in Afrika gelernt, dass alle Mythen und Legenden Wahrheiten in sich bergen. Doch zum jetzigen Stand der Dinge halte ich Skepsis für sehr angebracht. Weder wissen wir, wer dieses ominöse Buch geschrieben und diese Karte angefertigt hat. Noch wissen wir genau, was in diesem Sion-Dossier aufgezeichnet ist. Und schon gar nicht, ob es auch stimmt. Das müssen wir prüfen. Dafür brauchen wir allerdings Kopien von allen Schriftstücken. Schau doch mal, ob da vielleicht ein Exemplar der Karte enthalten ist, die wir beide besitzen.«
Jahzara wühlte in dem Karton. Immer wieder hielt sie inne, überflog die teils in Lateinisch, teils in Portugiesisch und Spanisch verfassten Dokumente. Ihre Mimik zeigte deutlich, dass sie wieder und wieder Erstaunliches entdeckte.
»Nein, Karten kann ich in dem Karton nicht finden.« Plötzlich richtete sie sich auf. Ihre Augen überflogen ein mit einem roten Wachssiegel versehenes Dokument in lateinischer Sprache. Offensichtlich konnte sie nicht alles entziffern, was dort geschrieben stand. Sie atmete schnell. Ohne ihn anzuschauen, las sie mit zittriger Stimme vor: »Abtrünnige vom wahren christlichen Glauben… Mysterium der Christenheit… Christentum erschüttern… erlauben sich Seine Exzellenz… in weiser Einschätzung… mit dem Heiligen Vater… und König João… von Portugal die Vermählung des Wohlgeborenen Dom Duarte de Sei… seiq… mit Prinzessin Sahel… leibliche… der Kaiserin Eleni… dem Wunsche des Heiligen Vaters… und… anzustreben…«
Jahzara verstummte. Sie hatte Tränen in den Augen und zitterte am ganzen Leib. »Charles hat es gewusst! Dieses Sion-Dossier ist eine Sensation, Peter. Was hier geschrieben steht, ist unglaublich.«
Peter war sich im Klaren darüber, dass sich gerade, im wahrsten Sinne des Wortes, Unglaubliches abzeichnete. Er ahnte, dass Jahzara, als Religionswissenschaftlerin und als Äthiopierin, in diesen Dokumenten ganze andere Dimensionen erkannte, als er das tat. Er legte seinen Arm um ihre Schulter.
»Wir sollten Vernunft walten lassen, Jahzara. Was wir brauchen, sind Kopien dieser Dokumente. Dann müssen wir sie auswerten. Sehr vorsichtig, ohne ein Wort darüber zu verlieren, denn was dort geschrieben steht, ist auch für andere Leute von größtem Interesse. Warum sich ausgerechnet Araber dafür interessieren, weiß ich noch nicht. Aber das sind skrupellose Leute. Die scheuen vor nichts zurück. Also müssen wir extrem vorsichtig sein.«
Er kramte in seiner Tasche und zog eine Digitalkamera hervor.
Jahzara schaute ihn entsetzt an. Sie wollte etwas sagen, aber er unterbrach sie: »Ich weiß, was du sagen willst. Doch ich möchte nur einige wenige dieser Dokumente ablichten. Dieses da, zum Beispiel, das du eben vorgelesen hast. Dann werden wir deine Mutter fragen, ob sie uns von dem kompletten Dossier Kopien anfertigen lassen kann. Ich verspreche dir, dass wir diese Aufnahmen nie veröffentlichen werden. Wir benutzen sie nur als Rechercheansatz, einverstanden? Nur wir beide wissen davon. Es ist unser erstes gemeinsames Geheimnis.«
Wenige Minuten später kam Pauline zurück. Peter hatte zwischenzeitlich etwa 20 Dokumente fotografiert. Jahzaras Mutter war von dem Gedanken, das komplette Dossier zu kopieren, nicht sonderlich angetan.
»Ihr beide seid vielleicht lustig. Wer weiß, was da für Staatsgeheimnisse drinstehen! Vielleicht werde ich vom Heiligen Vater in Rom persönlich in die Hölle entsandt, wenn ich euch helfe. Ewige Verdammnis! Was für eine grausige Vorstellung. Obwohl, da unten in der Hölle treffe ich wahrscheinlich eine Menge guter alter Freunde. Hm, also gut, lasst mich überlegen, wie ich euch helfen kann. Ich muss wohl nicht betonen, dass wir die ganze Sache streng vertraulich behandeln müssen. Wenn das auffliegt, ist mein Freund seinen Job los. Und verdammt wird er auch. Und mit ihm will ich lieber nicht in der Hölle schmoren. Der wollte mir schon auf der Uni immer an die Wäsche. Nein, lieber nicht! Haltet also bitte euren Mund, auch im eigenen Interesse. Sonst geht ihr womöglich noch ins Gefängnis. Und bestimmt nicht in ein und dieselbe Zelle.«
Pauline lächelte süffisant. Sie stand bereits an der Tür, als sie sich noch einmal umdrehte. »Was ich noch sagen wollte, Charles Bahri war hier, vor vielen Jahren, das habe ich Jahzara schon erzählt. Er hatte damals einen Antrag gestellt, Einsicht in dieses Dossier zu erhalten. Es wurde ihm erlaubt. Bemerkenswert ist allerdings, dass es noch einen Interessenten für dieses Dossier gab. Im Besucherverzeichnis des Marinemuseums steht, dass es der deutsche Pater Benedikt Lindner war. Dieser Mönch gehört zum Orden Hagia Maria Sion, der eine Abtei am Berg Zion in Jerusalem unterhält. Ist ein ziemlich mysteriöser Orden, wie ich herausfand. Das Ordenssymbol ist das Regenbogenkreuz, das von frühen Christen, die sich ihrer jüdischen Wurzeln bewusst waren, verwendet wurde. Mehr weiß ich nicht über ihn. Seltsam finde ich aber, dass dieses Dossier scheinbar nach diesem Orden benannt wurde. Vielleicht findet ihr eine Erklärung für das Interesse dieses Paters an diesen Dokumenten. Ich jedenfalls fand das damals höchst eigentümlich, dass dieser Orden hier recherchieren durfte. Das kann nur jemand ganz oben in unserer Regierung befürwortet haben. Oder in Rom. Wie auch immer, morgen bringe ich euch eine Kopie des Dossiers.«