Der Empfang
Kieran lenkte das Shuttle in die Luftschleuse der New Horizon und hielt den Atem an, bis er hörte, dass sich die äußeren Tore hinter ihm geschlossen hatten. Als das innere Tor sich öffnete, war er überrascht, eine Menschenmenge zu sehen, die ihn erwartete und Beifall spendete, als er das Shuttle nervös auf dem Boden aufsetzen ließ. Er betrachtete sie durch das Sichtfenster und war perplex. Sie alle trugen weiße Gewänder mit schwarzen Hosen und Sandalen an den Füßen. Viele der Frauen hielten Säuglinge in den Armen und winkten ihm mit deren kleinen Händchen zu. Anne Mather stand im Zentrum des Ganzen und lächelte, als hieße sie einen verlorenen Sohn willkommen.
Und so schritt Kieran von der Shuttle-Rampe hinab direkt in Anne Mathers wartende Arme. Sie war erstaunlich klein für eine so bedeutsame Frau, mit gedrungenem Körperbau und rosigen Wangen. Ihre Haut war weich, obwohl man ein feines Netz von Äderchen unter der Oberfläche sehen konnte. Ihre Nase glänzte ölig, und ihre Zähne waren von Tee oder Kaffee verfärbt. Doch nicht nur ihre kleine Statur überraschte ihn, sondern auch ihre offensichtlichen menschlichen Makel. Sie altert. Sie wird schwächer. Eines Tages wird sie sterben. Bislang hatte er sie wie einen zeitlosen Monolithen betrachtet, sie verachtet und gefürchtet wie eine dämonische Göttin.
Sie küsste ihn auf beide Wangen, nahm dann seine Hand und drehte sich zu der Menge herum. »Lasst uns Kieran Alden ein richtiges New Horizon-Willkommen bereiten!«
Die Menge begann lauthals zu jubeln. Waverly und die anderen Mädchen hatten eine Crew beschrieben, die von Jahren der geringen Schwerkraft geschwächt war, aber im Augenblick sah er nicht das geringste Anzeichen dafür. Alle Anwesenden wirkten gesund und kräftig. Kieran versuchte, sie zu zählen; die Menge konnte aus nicht mehr als fünfzig Menschen bestehen, aber sie füllten den Shuttle-Hangar mit ihren Stimmen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, also winkte er zurück. Er hatte das Gefühl, aus dem Gleichgewicht geraten zu sein, und hatte den Verdacht, dass es exakt das war, was Anne Mather bezweckt hatte.
»Können wir reden?«, fragte er sie. Er war sich der feuchten Halbmonde aus Schweiß bewusst, die sich unter seinen Achseln gebildet hatten, und seine Hände fühlten sich klebrig an. Trotz des Willkommensjubels hatte er sich noch nie in seinem Leben so sehr gefürchtet. Er hob eine Augenbraue, um der Frau vor ihm klarzumachen, dass das ganze Theater ihn nicht im Geringsten beeindruckte. »Diese Feierlichkeiten scheinen mir … verfrüht zu sein. Wir haben uns bislang noch nicht auf ein Abkommen geeinigt.«
»Alles zu seiner Zeit. Zuerst wollte ich Sie an Bord mit einem Festessen begrüßen.«
Er wollte gerade den Mund öffnen, um das abzulehnen, als er von einer Gruppe von Frauen fortgespült wurde, die ihn durch den Shuttle-Hangar zogen und ihm in die Ohren schnatterten, wie glücklich sie seien, dass er hier sei, und dass es großartig sei, einen so netten und attraktiven Mann zu sehen, der auch noch Shuttle-Pilot sei. Wie bemerkenswert! Er schaute sich nach Anne Mather um, die sich am Rand der Menge aufhielt. Obwohl ein Lächeln in ihr Gesicht gefräst war, wirkten ihre Augen aufmerksam und wachsam.
Die Frauen führten ihn zum Treppenhaus und dann weiter nach oben. Kieran blickte zurück und sah eine lange Schlange von Menschen hinter sich die Treppe hinaufstapfen. Ihm wurde bewusst, dass sie eine feierliche Hymne sangen, obschon er aufgrund des Echos in dem Treppenhaus den Text nicht verstehen konnte. Der Klang war gerade vertraut genug, um eine surreale Wirkung auf ihn auszuüben. Er hatte nichts in dieser Art erwartet, und nun wurde ihm ganz wirr im Kopf.
Sie führten ihn in die Hauptunterkunft. Alle Betten waren aus dem Raum entfernt worden. An ihrer Stelle standen Dutzende von Festtafeln mit Tischdecken. Der gesamte Raum war üppig mit Palmwedeln und Gestecken aus asiatischen Lilien, Iris, Sonnenblumen und Farn dekoriert. Jemand nahm seine Hand, und als er sich umdrehte, sah er Mather, die ihn anlächelte. Sie zog ihn auf eine Bühne mit einem langen, schmalen Tisch, an dem ein Dutzend älterer Erwachsener saßen und ihn mit streng gerunzelten Mienen erwarteten. Er setzte sich an den ihm zugewiesenen Platz und schaute ungläubig zu Anne Mather hinüber, die mit einer erhobenen Hand die Menge verstummen ließ.
Es musste einfach choreographiert worden sein: Sobald sich die Stille im Raum ausgebreitet hatte, summte jemand einen Ton, der sofort von den Anwesenden aufgenommen und in eine Melodie überführt wurde. Es war eine dreistimmige Harmonie mit lateinischen Wörtern, die sich immer wiederholten, in allen verschiedenen Stimmlagen. Es klang wunderschön, erfüllte Kieran aber mit einem Gefühl dunkler Vorahnung. Die Realität der Situation schien mit dem, was hier gerade geschah, auf seltsame Art und Weise nicht übereinzustimmen. Es schien, als ob keiner dieser Leute bereit sei anzuerkennen, dass sie schreckliche Verbrechen begangen hatten. Wie konnte man mit solchen Menschen verhandeln?
Sobald das Lied geendet hatte, übernahm Anne Mather die Bühne. Sie lächelte auf die Menge herunter – ihre Gemeinde, wie Kieran erkannte – und sagte: »Dona nobis pacem. Gib uns Frieden. Ich kann mir keine passendere Art vorstellen, diesen Tag zu beginnen! Nun lasst uns alle die Köpfe senken und danksagen für die Anwesenheit unseres Freundes Kieran Alden.«
Jeder Kopf im Saal senkte sich gehorsam. Kieran faltete seine Hände, hielt aber stets sein Augenmerk auf Mather gerichtet, die in ihr Mikrofon sprach. »Friede sei mit euch«, sagte sie zu ihrer Gemeinde.
»Friede sei mit dir«, plapperten sie ihr nach.
»Herr!« Anne Mather hob ihre Hände über den Kopf, als könnte sie die göttliche Präsenz in der Luft berühren. »Es ist unser inbrünstigster Wunsch, dass du unsere Verhandlungen mit dem Abgesandten der Empyrean leiten mögest, so dass wir auf New Earth in den nächsten Generationen zusammenleben können. Wir flehen um deine Anwesenheit hier an unserem Tisch. Hilf uns zu verstehen, was wir fragen und wie wir antworten sollen, auf dass wir eine Übereinkunft finden und, falls das nicht zu viel der Hoffnung ist, wir in brüderlicher Liebe zusammenkommen können, um deinen Namen zu preisen. Amen.«
»Amen!«, erwiderte die Menge.
Die Türen an der Rückseite des Saals öffneten sich, und Menschen schoben Servierwagen hinein, die mit Speiseplatten beladen waren. Sie boten Kieran frische und getrocknete Früchte, glasiertes Gebäck und mit Datteln und Nüssen gefülltes Brot, gekühlte Shrimps und Erbsen an. Er nahm sich kleine Portionen, da er sich zu unsicher fühlte, um zu essen. Die Leute an den Tischen unter ihm sprachen vertraut miteinander und klopften einander auf die Schultern. Von Zeit zu Zeit sah er aus dem Augenwinkel, wie ihn jemand aus der Menge beobachtete. Sobald er sich ihnen jedoch zuwandte, um sie sich näher anzusehen, hatten sie sich bereits wieder zu ihrem Nachbarn umgedreht und lachten fröhlich, als ob sie gerade einen Witz erzählt bekommen hätten.
Das alles hier ist ein Schauspiel, dachte er. Nichts davon ist echt.
Er erhob sich von seinem Stuhl, und augenblicklich flaute die falsche Fröhlichkeit ab. Jedes Augenpaar beobachtete genau, wie er über die Bühne zu Anne Mather ging, die am Kopf der Tafel saß und mit einer alten Frau sprach. Kieran bemerkte, wie zwei große Männer sich hastig vom Ende des Saals nach vorn bewegten und sich ihm dann diskret, aber einsatzbereit näherten. Er ignorierte sie, beugte sich so weit zu Mather herunter, dass er das Brot, das sie kaute, riechen konnte, und sprach in ihr Ohr: »Ich möchte jetzt umgehend die Gefangenen sehen.«
»Aber alle freuen sich so sehr, dass Sie hier sind!«, trällerte sie und klimperte mit den Lidern. »Ich wollte diesen schönen Moment mit Ihnen teilen.«
»Ich bin aber nicht hier, um einen schönen Moment vorgeführt zu bekommen«, knurrte er. »Wir beide haben ein Geschäft abzuwickeln.«
»Das ist mir klar«, erwiderte sie. »Nichtsdestotrotz ist es üblich, einem Diplomaten bei seiner Ankunft die Höflichkeit einer Feier zu erweisen. Ich schätze, dass Sie mit dem Brauchtum der Erde nicht vertraut sind.«
Warum war es so schwer, mit dieser Frau zu reden? »Ich muss jetzt umgehend mit den Gefangenen sprechen, und danach benötige ich Zugang zu einer Komstation.«
»Oh.« Sie drehte ihren Kopf halb zu ihm herum. »Warum?«
»Sie erwarten zu hören, dass ich sicher angekommen bin.«
»In Ordnung.« Sie lächelte unverbindlich. »Sobald ich kann, werde ich Sie zu einer Komstation bringen.«
Sie legte sich eine Olive auf die Zunge und machte keine Anstalten, sich darüber hinaus bewegen zu wollen.
Kieran schaute sich um und fühlte sich hilflos und gefangen. Diese Party war der reine Irrsinn. Obwohl die Verhandlungen noch nicht einmal begonnen hatten, hatte er das nachdrückliche Gefühl, dass Mather ihn bereits geschlagen hatte.
Weil sie darauf zählt, dass ich höflich bleiben werde. Sie glaubt nicht, dass ich bereit bin, ihr eine Szene zu machen.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, ging er zum Mikrofon am Rednerpult und schaltete es an. »Hallo?« Seine Stimme hallte durch die Lautsprecher. Es wurde schlagartig still im Saal. Sogar die Servicekräfte hielten mit ihrer Arbeit inne und starrten ihn an.
»Wenn wir dieses Affentheater hier bitte beenden könnten, möchte ich gern zu den Gefangenen von der Empyrean gebracht werden. Und zwar sofort.«
Anne Mather fixierte ihn mit steinerner Miene, bewegte sich jedoch nicht von ihrem Sitzplatz weg.
»SOFORT!«, schrie er ins Mikrofon. Die in der Nähe der Lautsprecher sitzenden Menschen schrien auf und hielten sich die Ohren zu.
Mather stand auf, warf ihre Serviette auf den Tisch und marschierte auf ihn zu.
»Diese Menschen haben so schwer –«
»SOFORT!«, schrie er erneut aus voller Brust. Das Mikrofon gab einen durchdringenden Pfeifton von sich, der direkt in seinen Gehörgang stach.
Mather funkelte ihn zornig an und nahm das Mikrofon vom Rednerpult an sich. »Es tut mir sehr leid, meine Lieben, aber unser Ehrengast muss nun leider gehen.«
Sie drehte sich stehenden Fußes um und verließ den Raum mit Kieran.
»Sie hatten ein Verabschiedungslied vorbereitet«, schnaubte sie. »All die Arbeit völlig umsonst.«
»Glauben Sie, dass ich bescheuert bin? Dass Sie mich mit ein paar Liedern und etwas gutem Essen umgarnen können?«
»Ich wollte, dass du dich als Gast geschätzt fühlst.«
»Sie wollten, dass ich mir wie ein Idiot vorkomme«, knurrte er.
Sie warf ihm einen verletzten Blick zu. Und in diesem Moment hasste er sie genug, um sie töten zu können.
Sie führte ihn durch den Gang zur Kommandozentrale, die aus welchem Grund auch immer viel größer als die der Empyrean wirkte. Hier wimmelte es von Leuten, die geschäftig umherliefen und mit Nachdruck in Headsets sprachen. So glatt und reibungslos würde es also auf der Empyrean laufen, wenn sie eine anständige Crew von Deckoffizieren hätte! Selbst hier war Mather im Vorteil.
»Ruf die Empyrean«, befahl Mather einer kleinen, müde aussehenden Frau, die vor sich hin döste.
»Ich möchte zuerst die Gefangenen sehen«, sagte Kieran.
»Du hast gesagt, dass du ihnen mitteilen musst, dass du gut angekommen bist«, sagte Mather mit großen Augen.
»Sobald ich die Gefangenen gesehen habe.«
»Ich habe hier die Empyrean«, informierte die Frau Mather.
Mather fixierte Kieran mit erwartungsvoll gehobenen Augenbrauen.
Es gab für diese Situation kein Codewort. Er hatte keine Möglichkeit, eindeutig zu vermitteln, was geschehen war. Er ließ sich von der mürrischen Frau das Headset reichen, beugte sich über den Komschirm und sah Sareks Gesicht.
Sarek gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, als er Kieran erblickte. »Es geht dir gut.«
»Mir geht es prima, aber ich habe bisher die Gefangenen noch nicht gesehen.«
Sareks Miene verfinsterte sich. »Warum nicht?«
»Ich habe keine Ahnung.« Kieran hatte das Gefühl, versagt zu haben. Ein besserer Mann, ein besserer Führer hätte an seiner Stelle bereits durchgesetzt, die Gefangenen sehen zu können. Ihr Plan war schon jetzt durchkreuzt worden. »Sie halten mich hin.«
Sarek sah eine Weile so aus, als versuche er in Kierans Gesichtsausdruck nach versteckten Botschaften zu suchen. Dann endlich fragte er: »Wie laufen die Verhandlungen?«
»Sie haben noch nicht einmal begonnen.«
»Dann solltest du zurückkommen«, sagte Sarek nach einer Pause.
»Kieran, wenn du möchtest, kannst du dir mit mir in meinem Büro eine Kanne Tee teilen«, warf Mather hinter ihm ein.
»Das ist hier kein Privatbesuch!«, brüllte Kieran. Die Frau an der Komstation sprang in ihrem Sitz auf. »Wenn ich nicht umgehend zu den Gefangenen gebracht werde …«
»Aber, mein lieber Junge, so funktionieren Verhandlungen doch nicht. Zuerst gibst du mir etwas, das ich möchte, und dann gebe ich dir etwas, das du möchtest. So etwas braucht seine Zeit.«
Er schlug mit der Faust auf das Kom-Board. Er musste sich jetzt für eine Strategie entscheiden. Als er mit Sarek Augenkontakt suchte, hob dieser seine Brauen.
»Warte ab, Sarek«, sagte Kieran nach einer Pause. Gott im Himmel, lass das bitte die richtige Entscheidung sein.
Sarek nickte und schluckte sichtbar.
Plötzlich schrillte ein Alarm von der Empyrean durch die Lautsprecher des Koms. Anne Mather sprang aus dem Kapitänssitz auf und eilte an den Schirm. Sarek war aus dem direkten Blickfeld verschwunden, aber Kieran konnte seinen hektisch hastenden Schattenriss an der Rückwand der Kommandozentrale sehen. Obwohl Sarek in den Lautsprechern nicht genau zu verstehen war, klang seine Stimme panisch. Nach einem Moment kam er keuchend wieder ins Blickfeld zurück.
»Ein Unfall!«, schrie er. »Ein Mähdrescher. Etliche Verletzte. O mein Gott!«
»Dürfen wir unsere Hilfe anbieten?«, fragte Anne Mather.
Sarek schaute Kieran an, und der schaute zu Anne Mather. »Wir haben keine Ärzte an Bord«, sagte er.
»Schafft die Verletzten hierher!«, war Mathers knappe Reaktion. »Könnt ihr sie selbst auf ein Shuttle schaffen, oder sollen wir sie abholen?«
»Ich kann sie in ein Shuttle schaffen lassen«, sagte Sarek, »wenn Sie Ihr Ärzteteam bereithalten können. Es hört sich wirklich übel an.«
»Ich werde ein Team herunter zum Shuttle-Hangar schicken, das auf sie wartet«, sagte Mather und nickte einem Verbindungsoffizier zu, der leise in sein Mikrofon sprach.
»Vielen Dank«, sagte Kieran und drückte seine kalten Handballen gegen seine Oberschenkel. »Es ist wirklich schwierig ohne einen Arzt.«
»Dann können wir ja jetzt vielleicht irgendwo hingehen, um miteinander zu sprechen«, sagte Mather und führte ihn aus der Kommandozentrale in ihr angrenzendes Büro.
Der Schnitt des Raums stimmte mit dem seinen überein, aber die Einrichtung war komplett anders. Ihr Raum war tapeziert, was ihn warm wirken ließ. Trotzdem war irgendetwas an der Art, wie die einzelnen Dinge angeordnet waren, seltsam – eine Schreibunterlage, ein Notizbuch, ein Tagebuch, ein Bilderrahmen –, jedes Teil perfekt arrangiert, die Bücher in exakter Harmonie an den Tischkanten ausgerichtet, die Stifte präzise in der Mitte der oberen Hälfte der Schreibunterlage plaziert.
Jedes einzelne Teil war geeicht, überlegt, perfekt inszeniert – als ob hier kein Mensch, sondern eine Maschine arbeitete.
»Darf ich dir einen Tee anbieten?«, fragte Mather.
»Sie können mir Zugang zu den Gefangenen anbieten«, erwiderte Kieran.
»Zuerst würde ich gern über deinen Vorschlag reden. Er ist schlicht und ergreifend nicht akzeptabel.«
»Er ist nicht verhandelbar«, gab Kieran zurück.
»Du kannst von mir keine Garantie erwarten, dass meine Crew auf einem anderen Kontinent als deine bleiben wird. Wie ich bereits erwähnte, haben wir nur sehr unklare Vorstellungen vom Klima der verschiedenen geographischen Gebiete. Es ist denkbar, dass es auf New Earth nur sehr wenig bewohnbare Landmasse gibt.«
»Ich möchte Sie nicht in unserer Nähe haben.«
»Wir haben weitere zweiundvierzig Jahre, um die Verfehlungen der Vergangenheit hinter uns zu lassen.«
»Sie sagen ›Verfehlungen der Vergangenheit‹, als ob sie nichts damit zu tun hätten.«
»Ich habe Fehler gemacht, Kieran. Da du ebenfalls ein Anführer bist, bin ich mir sicher, dass du nachvollziehen kannst, wie leicht eine kleine Fehleinschätzung in einer Katastrophe enden kann.«
Er starrte sie an. Zu irgendeinem Zeitpunkt war die Angst völlig von ihm gewichen. Alles, was er jetzt noch fühlte, war abgrundtiefer Hass. »Wenn Sie mich nicht sofort zu den Gefangenen bringen, reise ich ab.«
Sie hielt seinem Blick stand. Ihre Augen fixierten ihn wie Nadelspitzen.
»Du wirst mir vergeben, Mister Alden, wenn ich zuerst sehen möchte, was deine Freunde tun werden.«
»Freunde?«
»Der Landungstrupp, den du soeben bestellt hast. Sie befinden sich gerade auf dem Weg. Was sie tun werden, wird mir dabei helfen, zu entscheiden, ob ich dich deine Mutter sehen lasse oder nicht.«
»Sie sind verletzt.« Kieran versuchte entrüstet zu klingen, aber er wusste, dass seine Stimme vor Angst dumpf klang. »Sie können gar nichts tun.«
»Das werden wir ja sehen«, stellte sie mit amüsiertem Grinsen fest.