Zehntes Kapitel

»Hebt mich hoch, Cousins.«

»Weißt du, Kleines, auf den Baum des Grafen zu klettern, ist keine so gute Idee«, sagte Odo.

»Er könnte uns vom Fenster aus beobachten«, warnte Hew sie und blickte über seine Schulter.

»Wir brauchen diese Zweige für die Feier heute«, beharrte Keely. Sie wandte sich an ihren Bruder. »Nachdem sich meine feigen Cousins weigern, mir zu helfen, machst du es? Dir jagt doch die Vorstellung, der Graf könne uns hierbei ertappen, keinen solchen Schrecken ein?«

»Ein Marquis steht rangmäßig höher als ein einfacher Graf«, warf Henry sich in die Brust.

Er machte mit seinen Händen eine Leiter für Keely.

»Du hast gewonnen, Kleines«, gab Odo nach und trat vor den Jungen. »Ich heb dich hoch.«

»Ich tu es«, bestand Hew und versuchte, ihn beiseite zu drängen.

»Ich bin stärker«, beharrte Odo und versetzte seinem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf.

»Bist du nicht«, widersprach Hew.

»Bin ...«

»Nicht!«

Während die Lloyd-Brüder darüber stritten, wer von ihnen Keely auf den Baum heben darf, machte Henry mit seinen Händen eine Leiter und bückte sich. Keely setzte einen zierlichen Fuß in die Hände ihres Bruders und bekam den niedrigsten Ast der Eibe zu fassen. Mit einem spitzbübischen Lächeln faßte ihr Henry mit beiden Händen an die Hinterbacken und gab ihr einen Schubs.

»Netter Hintern«, bemerkte er. »Ich kann unter deinen Rock sehen.«

»Englisches Schwein«, rief Keely und kletterte auf den dicksten Ast, um sich hinzusetzen.

Odo und Hew versetzten dem jungen Marquis von Ludlow einen Klaps auf den Hinterkopf.

Keely machte es sich auf dem Ast so bequem wie möglich und zog aus der Ledertasche, die sie um den Hals trug, die goldene Sichel. Leise betend, wie ihre Mutter es sie gelehrt hatte, schnitt sie mit der Sichel liebevoll Zweiglein von der Eibe. Jeden davon küßte sie, bevor sie ihn zu den drei unten wartenden Händepaaren hinunterwarf.

Sie blickte hoch in den Himmel und seufzte zufrieden. Die große Muttergöttin lächelte auf sie und ihre Feiertagsunternehmung herab und verhieß ihnen einen vollkommenen Abend für die Samhuinnfeier. Die Morgennebel waren unter der strahlenden Morgensonne bereits verflogen, und die Herbstluft war frisch. Dieser Tag zeichnete sich durch einen selten klaren Himmel aus, eine blaue Decke für Mutter Erde, die nur eine gelegentliche Wolke störte.

»Henry, jeder, der heute beim Freudenfeuer dabei ist, erhält ein Eibenzweiglein«, wies Keely Henry an, vollkommen vertieft in ihre Aufgabe. »Samhuinn ist das Fest unserer Ahnen, und die Eibe symbolisiert Tod und Wiedergeburt. Diese Eibenzweige hier stehen für unsere Fähigkeit, mit unseren Verstorbenen in Verbindung zu treten. Versteht ihr?«

Allgemeines Schweigen.

»Henry, verstehst du?«

»Ich verstehe, daß du dazu neigst, dich auf meinem Besitz herumzutreiben.« Das war die Stimme des Grafen.

Keely blickte nach unten, und ihre Lippen bildeten ein perfektes O. Bei den heiligen Steinen! Der Graf wirkte ganz und gar nicht glücklich. Wie sie so auf ihren Verlobten hinuntersah, erkannte sie, daß der Herzog vollkommen recht gehabt hatte. Mit diesem verkniffenen Gesichtsausdruck sah der Graf tatsächlich aus wie ein Mann, dem man einen Spieß in den Allerwertesten ... Keely beschloß, so zu tun, als sei alles ganz alltäglich.

»Guten Morgen, Mylord«, rief sie und überspielte das flaue Gefühl in ihrer Magengrube mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Ich besuche Euren Garten und treibe mich nicht hier herum. Dazwischen liegt eine ganze Welt, Schatz

Richard schnaubte ob dieser Lüge. Seine Smaragdaugen glitten von seiner ungehorsamen Verlobten zu ihren Cousins. »Ich glaube, ich habe May und June eben in der Küche streiten gehört. Ihr habt meine Erlaubnis, sie dort aufzusuchen.«

Die zwei Waliser blickten unsicher zu ihrer Herrin hoch. »Brauchst du uns auch nicht?« rief Odo zu ihr hinauf.

»Erwartet ihr, daß ich sie verprügle, weil sie auf meine Bäume klettert?« fuhr Richard ihn barsch an.

Einerseits wollten sie dem Zorn des Engländers entkommen, aber sie überließen ungern ihre Cousine seiner Gnade. Odos und Hews Augen wanderten zwischen Keely und dem Grafen hin und her. Als sie nickte und ihre Erlaubnis gab, eilten die beiden walisischen Hünen so schnell sie konnten von dannen.

Darauf wandte sich Richard mit dem finstersten Blick, dessen er fähig war, dem Marquis zu, der rangmäßig über ihm stand. Henry hatte keine Skrupel, seine Schwester der Gnade des Grafen zu überlassen. Ohne ein Wort zu sagen, sammelte der Junge die Eibenzweige auf und machte sich auf den Weg zur Talbotschen Residenz.

Als der Graf seine Smaragdaugen auf seine Verlobte richtete, besaß Keely die Kühnheit, ihn verärgert zu fragen: »Warum verschreckst du andere? Angst ist so eine zerstörerische Kraft.«

»Komm jetzt bitte da runter«, befahl Richard ihr.

Keely steckte die goldene Sichel wieder in ihre Tasche und sprang ihm vor die Füße. Ohne groß nachzudenken, fing Richard sie auf. Obwohl sie sicher gelandet war, warf Keely ihm die Arme um den Hals. Unter ihren dichten Wimpern hervor versuchte sie ihm einen möglichst verführerischen Blick zuzuwerfen.

»Du hast versprochen, deine heidnischen Ansichten nicht mehr in aller Öffentlichkeit zu zeigen«, erinnerte Richard sie und versuchte gleichzeitig, sich gegen die körperlichen Gefühle zu wappnen, die sie in ihm weckte.

»Ich habe nur Vorbereitungen für das heutige Fest getroffen«, antwortete Keely. Sie atmete seinen sauberen, maskulinen Geruch ein und flüsterte: »Mmmm. Du riechst zum Anbeißen.«

Richard konnte nicht verhindern, daß sich seine Lippen widerwillig zu einem Lächeln kräuselten. Er hielt sie in den Armen, in seinen Händen fühlte er durch den dünnen Stoff ihres Rockes ihre Hinterbacken. Er drückte sie gegen seine harte Männlichkeit, die sie mit ihren Worten provoziert hatte.

Während Richard ihren Nacken liebkoste, flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich sah, wie sich deine Lippen bewegten, Schatz. Du hast gebetet, nicht irgend etwas vorbereitet.«

»Du betest Gold an«, warf Keely ihm vor.

»Ich bete Gott an«, verbesserte er sie. »Gold häufe ich an.«

Keely schmiegte sich an seine Brust und fühlte, wie sein Herz regelmäßig schlug. Ohne zu ihm aufzusehen, warnte sie ihn: »So wie meine Mutter den goldenen Faden des Wissens an mich weitergab, so werde ich diesen goldenen Faden an meine Kinder weitergeben. Willst du mich nun immer noch heiraten?«

Mit einer Fingerspitze hob Richard sanft ihr Kinn und blickte in die unglaublichsten veilchenblauen Augen, die er je gesehen hatte. »Versuchst du, mich davon abzubringen?«

Keely schüttelte den Kopf. »Ich versuche nur, dir klarzumachen, daß ich stets der Wahrheit treu sein werde. In meiner Welt gibt es Harmonie und Schönheit. Der Ruf des Eichelhähers, das Gurren der Trauertaube und der Schrei der Eule klingen wie Musik in meinen Ohren. Dieses irdische Leben ist zu kurz, um es damit zu vergeuden, mit einem Mann zu streiten, der sich weigert zu sehen, was vor seiner Nase sitzt.« Sie deutete auf die drei heiligen Bäume und fuhr fort: »Das hier ist der heiligste Platz. Die Birke steht für die Geburt, die Eibe symbolisiert den Tod und die Ewigkeit und die mächtige Eiche öffnet das Tor zu anderen Reichen.«

»Versuchst du, mich von deinem Glauben zu überzeugen?« fragte Richard und hob eine Augenbraue.

»Das würde ich nie tun«, versicherte ihm Keely. »Du bist viel zu abergläubisch, um an etwas anderes als Gold zu glauben.«

»Danke«, entgegnete er trocken.

»Allerdings geht mir dein Mißtrauen auf die Nerven«, fügte sie hinzu.

Richard traute seine Ohren nicht. Wie hatte sie es bloß geschafft, ihn in die Defensive zu drängen? Gegen die Unvernunft zu argumentieren, war tatsächlich eine vergebliche Übung. Er bot ihr einen Waffenstillstand an: »Wenn ich lerne, mit deinen Beschwörungen zu leben, wirst du dich dann an meine Skepsis gewöhnen?«

Keely lächelte vieldeutig. »Vielleicht.«

»Erweist du mir einen Gefallen?«

»Wenn es in meiner Macht steht.«

»Meine Mutter und mein Onkel Hal – mein Stiefvater – kamen letzte Nacht aus Essex an«, begann Richard, zögerte dann jedoch aus Angst, sie zu verletzen.

»Und?«

»Könntest du dich zivilisiert benehmen?«

Keely hob eine ebenholzschwarze Augenbraue, genauso, wie er die seine in die Höhe zu ziehen pflegte. »Ich bin zivilisiert.«

Richard grinste entschuldigend. »Du weißt, was ich meine.«

»Ich werde über deine Bitte nachdenken, wenn du heute bei meiner Samhuinnfeier mitmachst.«

»Ich würde die Samhuinnfeier um alles Gold in London nicht versäumen wollen«, antwortete er und berührte zum Scherz ihre Nasenspitze.

Zufrieden lächelte Keely zu ihm hoch, um dann unvermittelt zu fragen: »Darf ich sie berühren?«

Was, zum Teufel, wollte sie? fragte Richard sich, während er feuerrot anlief und seine Männlichkeit sich zur Stelle meldete. Mit belegter Stimme fragte er: »Worauf beziehst du dich, Schatz?«

»Die Flammenkrone auf deinem Kopf.«

»Fühle dich eingeladen.«

Keely langte nach oben, und strich, zuerst zaghaft, mit ihren Fingern durch sein Haar. »Es fühlt sich kühl und seidig an«, staunte sie. »Ich dachte, es wäre heiß.«

»Wie wäre es mit einem Samhuinnkuß, Schatz?« fragte Richard sie.

»Heute, wenn wir um das Freudenfeuer tanzen«, versprach Keely und trat einen Schritt zurück. »Samhuinn beginnt bei Sonnenuntergang. Da werde ich dich küssen.« Sie wollte weglaufen, doch seine Stimme hielt sie zurück.

»Du wirst meine Eltern beim Mittagessen treffen«, sagte Richard. »Denke zivilisiert

Keely lächelte bezaubernd und machte einen Hofknicks. »Schaut her, Mylord. Ihr seht vor Euch eine gezierte englische Maid.« Keely strafte ihre Worte Lügen, als sie mit gerafftem Rock über den Rasen zum Talbot House rannte.

Drei Stunden später stand Keely vor dem Pfeilerspiegel im herzoglichen Schlafgemach und musterte sich kritisch. Sie trug ein dunkelgrünes Samtkleid mit einem enganliegenden Mieder, einem geraden Dekolleté und langen, fließenden Ärmeln. Vorne hatte das Kleid einen Schlitz, um den Blick auf den elfenbeinfarbenen Unterrock freizugeben. An den Füßen trug Keely passende Satinpantöffelchen. Ihr ebenholzschwarzes Haar, das ihr bis an die Hüfte reichte, trug sie nach Art der Heiden offen, und auf ihrem Dekolleté glitzerte der juwelenbesetzte Drachenanhänger.

Das bevorstehende Treffen mit den Eltern des Grafen ging Keely nicht aus dem Sinn. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Was hielt die Gräfin davon, daß ihr einziger Sohn einen herzoglichen Bastard vor den Altar führen wollte? Und noch dazu eine Waliserin?

Der Graf war ihr gegenüber freundlich gewesen, sie wollte sich mit allen Kräften bemühen, um ihn stolz zu machen. Doch insgeheim zweifelte sie, ob sie sich überhaupt wie eine richtige englische Lady benehmen konnte. Es würde schwierig werden, vorzugeben, etwas zu sein, das sie nicht war. Außerdem, wie lange würde sie diese Rolle spielen müssen? Ein ganzes Leben lang? Oder nur bis zu ihrer Heirat?

An ihrer Unterlippe kauend, betrachtete Keely ihren Verlobungsring. Der Anblick der wertvollen Juwelen, die in ihrer Goldfassung blitzten und funkelten, gab ihr Kraft. Der Graf glaubte an sie, sie durfte ihn nicht enttäuschen.

Keely trat ans Fenster und blickte in den tiefblauen Himmel. Sie freute sich auf den heutigen Abend. Das magische Samhuinnfest war ihr liebstes Fest im Jahreskreis, und dieses Jahr war es besonders wichtig für sie.

Die Sonne stand hoch am klaren blauen Himmel. Keely wußte, daß sich unten im großen Saal bereits die Talbots und Devereuxs zum Mittagessen versammelten, doch sie ließ sich noch etwas Zeit.

Sie legte die Hand an das kühle Glas der Fensterscheibe und flüsterte: »Bald, Mutter. Heute abend werden wir wieder Zusammensein.«

Als sie sich wieder umwandte, trug sie die Schultern gerade. Entschlossen verließ sie das Zimmer. Und wenn es sie umbrachte, Keely wollte ihre vornehmen Schwiegereltern für sich einnehmen. Sie hoffte inständig, die Gräfin möge so wenig Aufhebens um ihre schändliche Geburt machen wie ihr Sohn.

Als Keely in den großen Saal trat, zögerte sie. Die zwei Familien hatte sich bereits vor dem Kamin versammelt, das hieß, sie kam schon wieder zu spät. Ihre hinterhältige Schwester solle die Blattern kriegen, wünschte sich Keely, falls sie sie in Anwesenheit der Devereuxs wieder mit Gemeinheiten zu überschütten gedachte.

Herzog Robert und ein Mann mittleren Alters mit ergrauten Schläfen hatten es sich in den Sesseln vor dem Kamin bequem gemacht. Die Gräfin von Cheshire und eine zierliche rothaarige Frau standen mit dem Rücken zu ihr und lauschten der Unterhaltung ihrer Männer. Der junge Henry schien sich unter den Erwachsenen zu langweilen. Morgana und Baron Smythe standen etwas abseits und unterhielten sich angeregt. Mit dem Baron hatte sie nicht gerechnet. Als sie ihn so unerwartet sah, lief es ihr wieder kalt den Rücken hinunter. Dann fiel Keelys Blick auf den Grafen, der den Eingang nicht aus den Augen gelassen zu haben schien, als habe er sie herbeizaubern wollen.

Richards Lächeln war entwaffnend, sein schmelzender Blick wärmte den ganzen Saal, als er ihr lässigen Schrittes entgegenkam. Wie eine wunderschöne Blume von den Sonnenstrahlen angezogen wird, so fühlte sich Keely zu ihm hingezogen. Sie trafen sich in der Mitte des riesigen Saales.

»Guten Tag, Mylord«, begrüßte ihn Keely.

Richard küßte ihr die Hand. »Du siehst himmlisch aus, Keely.«

»Sehe ich auch zivilisiert aus?« fragte sie und lächelte spitzbübisch.

Der Graf lachte und zog die Blicke der Anwesenden auf sie. Bewußt darüber, daß sie im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, begleitete Richard sie das letzte Stück bis zum Kamin.

»Mutter, Onkel Hal, darf ich Euch Lady Keely vorstellen«, kam Richard seiner Pflicht nach. »Schatz, ich darf dir die Gräfin von Basildon und Sir Henry Bagenal vorstellen.«

Keely überwand ihre Nervosität, machte einen Hofknicks und schenkte ihnen ihr freundlichstes Lächeln. »Ich fühle mich geehrt, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte sie. Ihr veilchenblauer Blick blieb an dem Haar der Gräfin hängen. »Mylady, Eure Flammenkrone gleicht der Eures Sohnes«, fügte sie hinzu.

Richard fuhr herum und runzelte die Stirn. Falls die heidnische Hexe nun mit ihrem Unsinn anfing, würde er ihr mit größtem Vergnügen die Ohren langziehen.

Richards Mutter lächelte. »Doch anders als bei meinem Sohn durchziehen Silbersträhnen aus Schnee die Flammen meiner Krone.«

In diesem Augenblick wußte Keely, daß sie die Mutter des Grafen mochte. Die Gräfin schien freundlich zu sein und, wichtiger noch, kein Aufhebens um gesellschaftliche Fauxpas zu machen.

»Nennt mich Louise«, sagte die Gräfin.

»Und mich Onkel Hal«, fügte Sir Bagenal hinzu.

»Ich kann gar nicht sagen, wie zufrieden ich mit der Wahl Richards bin«, erklärte Louise Devereux.

»Und ich kann nicht sagen, wie zufrieden ich bin, was die Eltern des Grafen angeht«, gab Keely das Kompliment zurück. Was jetzt? fragte sie sich und betrachtete ausgiebig ihre Satinschuhe. Worüber sollte eine Braut mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter plaudern? Welches Thema war sicher? Redete sie zuviel, hieß es womöglich, sie sei »unzivilisiert«.

Herzog Robert eilte zu ihrer Rettung. Er erhob sich aus seinem Sessel und sagte mit einem eindeutig erleichterten Grienen: »Und ich bin zufrieden, daß alle anderen so zufrieden sind. Gehen wir zum Essen ins Zimmer nebenan.«

Der Tisch im Familieneßzimmer, das abseits des großen Saals lag, war für neun Personen gedeckt. Herzog Robert und die Gräfin von Cheshire saßen einander an den Kopfenden des langen Tisches gegenüber. Sir Bagenal, die Gräfin Basildon, Baron Smythe und Morgana saßen auf der einen Seite, während Keely zwischen Henry und Richard auf der anderen Seite saß.

Mehrere Diener servierten unter Meades Aufsicht den ersten Gang, Gerstensuppe und Colchester-Miesmuscheln mit Dijonsoße. Ein Diener schenkte Rotwein in ihre Kristallgläser, während ein anderer frischgebackenes Brot und Butter neben ihren Tellern bereitlegte.

»Erzähl uns von der Hochzeit«, forderte die Gräfin Basildon ihren Sohn auf.

»Sie findet in Hampton Court statt«, begann Richard, »und Elisabeth läßt die ganze Feier planen und ausrichten. Darüber hinaus gibt es nichts zu berichten.«

»Keely, zeig der Gräfin deinen Verlobungsring«, meldete sich Henry zu Wort und grinste boshaft seiner Schwester auf der anderen Tischseite zu.

Keely sah zu Richard, und als der ihr zunickte, hob sie die linke Hand, damit die Gräfin den Ring sehen konnte. »Die Juwelen stehen für das Wort Schatz«, erklärte sie, unfähig, die zarte Gefühlsregung zu verbergen.

Verlegen blickte Keely zu ihrer Schwester, die unglücklich dreinblickte, worauf sie schnell die Hand in ihrem Schoß verbarg.

»Mein Sohn hat einen vortrefflichen Geschmack, sowohl was Juwelen als auch Frauen angeht«, stellte die Gräfin fest. »Habt Ihr auch diesen ungewöhnlichen Anhänger von Richard geschenkt bekommen?«

Keely schüttelte den Kopf und senkte den Blick. »Seine Gnaden schenkte ihn meiner Mutter vor meiner Geburt. Sie hat ihn mir vererbt.«

Eine peinliche Stille breitete sich unter den Anwesenden aus, als sie die Förmlichkeit bemerkten, mit der die Tochter von ihrem Vater sprach. Trotz des hohen Ranges des Herzogs erwartete man von seiner Tochter die Anrede ›Papa‹ und nicht ›Euer Gnaden‹.

Beschämt, weil sie die Gefühle ihres Vaters verletzt hatte und wegen ihrer unehelichen Geburt, kaute Keely an ihrer Unterlippe. Ein Bastard und ein undankbarer Fratz – das war sie. Aber wie sollte sie auf einmal das Gefühlstohuwabohu, mit dem sie seit achtzehn Jahren lebte, in den Griff bekommen?

»Es wird die Hochzeit des Jahrzehnts«, bemerkte die Gräfin von Cheshire und steuerte das Gespräch weg von den gefährlichen Klippen.

»Daß die Talbots und die Devereux‘ endlich verwandt sein werden, freut mich sehr«, sagte Herzog Robert, um seine Worte sofort zu bedauern.

Die Gäste schwiegen betreten, da alle daran dachten, daß der Graf Morgana in Betracht gezogen hatte, bevor er Keely traf. Herzog Robert wetzte die Scharte sofort wieder aus, als er verkündete: »Chessy und ich wollen am Tag nach Richards und Keelys Hochzeit heiraten. Natürlich wird das Fest wesentlich bescheidener ausfallen, da wir schon etwas älter sind und wir beide schon zuvor verheiratet waren.«

»Die Gräfin sogar schon mehrere Male«, flötete Morgana.

Die Gräfin von Cheshire warf der blonden Schönheit einen katzenhaften Blick zu und schärfte ihre Krallen. »Manche Frauen haben an jedem Finger einen Verehrer, während andere bedauernswerte Geschöpfe scheinbar nicht einen finden.«

Ohne diesem gehässigen Wortwechsel weiter Beachtung zu schenken, begannen alle auf einmal zu reden. Die Nachricht von zwei so freudigen Ereignissen schien die Laune aller zu heben, nur Morgana wirkte bedrückt. Die blonde Schönheit kochte innerlich, als sie den Glückwünschen zuhörte, die über den Tisch hinweg ausgetauscht wurden.

Keely bemerkte das betretene Schweigen ihrer Schwester und lenkte das Gespräch auf ein weniger heikles Thema. »Erzählt mir von Essex«, bat sie die Mutter des Grafen. »Der Graf hat mir erst wenig von seiner Heimat berichtet.«

»Dort liegt Schloß Basildon, der Sitz unserer Vorfahren«, erklärte ihr Louise Devereux. »Nach Eurer Hochzeit werdet Ihr dort die Herrin sein. Aber das Haus wird exzellent geführt von unseren Dienstboten.«

»Boudicca, die Soldatenkönigin, stammt aus Essex«, warf Henry ein. »Sie zerstörte mit ihrem Stamm, den Iceni, die römische Siedlung Camulodunum, bevor sie nach London marschierte, das sie ebenfalls dem Erdboden gleichmachte.«

»Ich freue mich zu hören, daß du deine Geschichtsstunden gut genutzt hast«, nickte Herzog Robert seinem Sohn zu.

»Essex besitzt reiche, fruchtbare Böden, auf denen sich Gerste und Weizen im Wind wiegen«, erklärte Richard.

»Es wird im Norden von den üppigen Wiesen und grünen Bäumen entlang des Flusses Stour begrenzt und im Süden von der Ebene von Tilbury«, fügte Onkel Hal hinzu. »Die Mündung der Themse und die Marsch liegen im Osten, ebenso die Inseln Convey, Wallasea, Foulness und Mersea.«

»Dir wird der Wald von Waltham am besten gefallen«, warf Richard lächelnd ein. »Ganze Herden Rot- und Damwild leben dort, und in dem Wald wachsen alle Bäume, die du dir nur vorstellen kannst.«

»Sogar Eichen?« fragte Keely schelmisch.

»Millionen davon«, antwortete er. »Und ich habe vor, dich jeder einzelnen vorzustellen.«

Lady Devereux seufzte über die knospende Liebe, die hier zwischen ihrem einzigen Sohn und dem liebenswürdigen Mädchen neben ihm erblühte. Ihre zukünftige Schwiegertochter entsprach nicht im geringsten ihren Erwartungen – was sie über die Maßen freute. Die oberflächlichen Damen am Tudorhofe waren überhaupt nicht nach ihrem Geschmack. »Richard hat ein Vermögen gemacht mit dem Handel von Essex-Wolle und Colchester-Miesmuscheln«, bemerkte die Gräfin von Basildon und beobachtete, wie das Mädchen auf die Erwähnung des ungeheuren Reichtums ihres Sohnes reagieren würde.

Keely warf dem Grafen einen strengen Blick zu und meinte: »Ich hoffe, du hast niemanden betrogen.«

»Das würde ich nie tun«, versicherte ihr Richard.

»Was kümmert es dich, wenn der Graf den Bauernpöbel betrügt?« mischte Morgana sich ein. »Das würde doch nur mehr Geld in deiner Tasche bedeuten.«

»Eure Gedanken spiegeln meine«, wandte sich Baron Smythe an die blonde Schönheit. »Ein Mann muß auf die eigene Tasche schauen.«

»Landwirte, Fischer und Kaufleute sind kein Bauernpöbel«, ließ Richard sie wissen. »Eben weil ich sie fair behandle, prügeln sie sich darum, Geschäfte mit mir zu machen. Dadurch kommt noch mehr Geld in meine Tasche als sonst.«

»Das ist gewinnträchtig und ehrenhaft«, lobte Keely den Grafen und sah ihn bewundernd an.

»Warum tust du dir das alles an?« wollte der Baron wissen. »Arbeit ist so plebejisch, und du hast ohnehin mehr als genug Geld.«

»Mylord empfindet einen Tag ehrliche Arbeit als eine Freude an sich«, schoß Keely verärgert über die Kritik des Barons zurück.

Richard schmunzelte und beugte sich zu ihr. »Liebling, ich kann meinen Lebensstil ganz gut selbst verteidigen.«

»Ich würde dich nie verteidigen«, tat Keely unschuldig. »Ich wollte nur erklären, warum du so hart arbeitest, falls der Baron das auch einmal ausprobieren will.«

Mehrere Dienstboten betraten das Speisezimmer durch die Tür hinter der Gräfin von Cheshire. Einer servierte mehrere Schüsseln Artischocken in Essig und Öl, während ein anderer Rüben und Kraut brachte. Ein dritter trug eine Platte mit den besten Käsesorten herein. Als letzter kam Meade, und was er Servierte, verschlug den Gästen die Sprache.

Statt die Platte vor dem Herzog abzusetzen, wie es der Brauch war, stellte Meade sie vor die Gräfin von Cheshire. Es dauerte keine zwei Sekunden, und Lady Dawn hatte verstanden, was ihr da serviert wurde.

Auf dem Silbertablett vor ihr lag eine gebratene Gans. Ein mit Diamanten und Smaragden verziertes Goldhalsband schmückte, was einst ein langer Hals gewesen war.

»Anthony!« kreischte die Gräfin von Cheshire und wurde ohnmächtig.

Herzog Robert sprang aus seinem Sessel hoch und rannte um den Tisch, während der Graf und der Baron, die näher bei der Bewußtlosen saßen, aufsprangen und sie auffingen. Der Herzog tätschelte seiner Geliebten sanft das Gesicht. Als sie stöhnend die Augen aufschlug, durchbohrte Herzog Robert seinen Majordomus mit mörderischen Blicken.

Richard hörte, wie Henry hinter ihm lachte. Er fuhr herum und ertappte Keely dabei, wie sie hinter vorgehaltener Hand kicherte, während ihre Schultern vor unterdrücktem Gelächter zuckten.

Schnatter! Schnatter! Schnatter!

Der echte Anthony watschelte ins Zimmer. Hinter dem Gänserich kamen Jasper und Bart.

»Mein hübsches kleines Vögelchen«, gurrte die Gräfin. Sie stand auf, brach ein Stück Brot ab und bot es Anthony an. Der Gänserich schluckte es schnell hinunter und quakte, um mehr zu bekommen.

»Bringt Anthony auf sein Zimmer in Sicherheit«, befahl die Gräfin den beiden Jungen.

Herzog Robert kehrte – ebenso wie der Graf und der Baron – an seinen Platz zurück. Fuchsteufelswild sah er hinüber zu seinem grinsenden Sohn und seiner kichernden Erstgeborenen.

Als sie sah, wie zornig der Herzog war, gelang es Keely schließlich, ihr Lachen zu unterdrücken. »Ich möchte mich entschuldigen«, wandte sie sich an die Gräfin. »Euch einen Streich zu spielen, war nicht Henrys Idee.«

Der junge Marquis schenkte dem Zorn seines Vaters keine Beachtung und übernahm die volle Verantwortung für den Streich. »Wir haben Euch ganz schön reingelegt«, erklärte er der Gräfin. »Es war schon fast zu einfach.«

»So viel Aufregung habe ich nicht mehr erlebt, seit meine eigenen Kinder klein waren«, meinte die Mutter des Grafen. »Ich kann es kaum erwarten, bis das Haus Devereux von dem Lärm und dem Gelächter meiner Enkelkinder erfüllt ist.« Ihre Bemerkung glättete die Wogen, sogar der Herzog beruhigte sich und kräuselte die Lippen.

»Ich kann mir den Grafen nicht als kleinen Jungen vorstellen. Könnt Ihr mir erzählen, wie er damals war?« fragte Keely mit einem Seitenblick auf Richard.

»Richard war als Junge eher noch hochmütiger als jetzt«, erzählte ihr seine Mutter. »Drei ältere Schwestern konnten ihn etwas im Zaum halten.«

»Diese drei Hexen sind die unverbesserlichsten Wildfänge, die ich je getroffen habe«, bemerkte Richard. Er zwinkerte seiner Mutter zu und neckte sie: »Du solltest dich schämen, Mutter, so verrufene Töchter großgezogen zu haben.«

»Ich habe meine Mädchen nicht anders erzogen als meinen Sohn«, schoß sie zurück. »Und du hast dich prächtig entwickelt.«

Richard grinste. »Meine Schwager sagen doch gerne, ihren Ehefrauen mangle es an Gehorsam.«

»Zum Teufel mit dem Gehorsam«, entgegnete Gräfin Basildon. »Man lebt, um zu leben, nicht um zu gehorchen.« Sie blickte ihrer zukünftigen Schwiegertochter in die Augen und riet ihr: »Fallt nicht auf seine Lügen herein. Ein Funken Herausforderung wirkt auf Männer ungemein belebend.«

Keely lächelte und sagte: »Bitte erzählt mir von Euren Töchtern.«

»Kathryn lebt mit ihrem Ehemann in Irland und hat mich bereits zur sechsfachen Großmutter gemacht«, antwortete die Gräfin.

»Drei Jungen und drei Mädchen«, sagte Richard.

»Und Brigette, die in Schottland lebt«, fuhr die Gräfin fort. »Iain und sie haben mir vier Enkel geschenkt.«

»Drei Jungen und ein außerordentlich verzogenes Mädchen«, fügte Onkel Hal hinzu.

»Wie heißt es doch: ›Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm‹«, warf Richard ein. »Ich habe mir stets gewünscht, Brigette möge mit einer Tochter gesegnet werden, die ihr Temperament geerbt hat.«

»Heather heiratete Prinz Khalid und lebt in Istanbul«, schloß die Gräfin. »Ihnen verdanke ich einen Enkelsohn und drei Enkeltöchter, und ein Kleines ist unterwegs.«

»Als Heather vor neun Jahren nach Frankreich segelte, wurde ihr Schiff von Piraten angegriffen«, erklärte Richard. »Prinz Khalid rettete sie. Sie verliebten sich prompt und heirateten.« Er blickte zu seinem Stiefvater auf der anderen Tischseite. »Apropos Prinz Khalid, seid Ihr daran interessiert, ein paar Anteile an meiner Levantinischen Handelsgesellschaft zu erwerben?«

Onkel Hal nickte und wollte gerade etwas sagen, aber Louise Devereux fiel ihm ins Wort. »Bei Tisch über Geschäfte zu reden schickt sich nicht, Richard. Dieses langweilige Thema gehört ins Arbeitszimmer.«

»Wie kannst du das sagen?« fragte er, überrascht über diese merkwürdige Ansicht.

»Ich finde das langweilig«, bestand die Gräfin. »Und ich denke, deine zukünftige Braut würde viel lieber über etwas anderes reden. Ist es nicht so, meine Liebe?«

»Warum erzählst du uns nicht von deiner Kindheit?« sagte Morgana zu Keely. Und an die Gräfin von Basildon gewandt, fuhr sie fort: »Eure zukünftige Schwiegertochter wurde auf der falschen Seite des Linnens geboren. Dem Grafen zuliebe kann man nur wünschen, daß sie keine schlechten Angewohnheiten geerbt hat.«

Keely schoß das Blut ins Gesicht. Aber was konnte sie dagegen sagen? Morgana hatte mit brutaler Offenheit gesprochen.

»Benimm dich!« warnte Herzog Robert sie.

»Es ist die Wahrheit«, verteidigte sich die blonde Schönheit.

»Morgana, Liebling«, flötete die Gräfin von Cheshire, »verschluck deine Zunge.«

»Ganz meine Meinung«, stimmte Richard zu und warf der Frau, die er kurz als Braut in Betracht gezogen hatte, einen bitterbösen Blick zu.

»Wie es im Herzen einer Frau aussieht, ist viel wichtiger als die Familie, in die sie geboren wurde«, erklärte Louise Devereux der blonden Schönheit. »Unsere Freunde und unsere Gatten können wir uns aussuchen, bei unserer Familie ist uns das nicht möglich. Wir müssen nehmen, was das Schicksal für uns bereithält.«

»Schön gesprochen, Teuerste«, bemerkte Herzog Robert.

Keely spürte, wie ihr Bruder sie ans Schienbein stieß. Sie blickte nach unten und sah, wie er ihr mit dem Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger »die Zwetschge« zeigte. Wie konnte sie diesen merkwürdigen englischen Samhuinnbrauch vergessen!

»Mylady, Ihr verteidigt mich so wunderbar«, erklärte Keely, an die Mutter des Grafen gewandt, »da möchte ich Euch sagen ...« Sie hob die rechte Hand in die Luft und steckte den Daumen durch den Zeige- und den Mittelfinger.

Die Tischrunde erstarrte vor Entsetzen. Nur Richard sprang hoch, packte sie am Handgelenk und zerrte sie aus dem Zimmer.

»Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?« fuhr er sie an, als die Tür hinter ihnen ins Schloß gefallen war. »Stellst du dir so zivilisiertes Benehmen vor?«

»Ist es denn verboten, deiner Mutter zu sagen, daß ich sie gern habe?« fragte Keely, verwirrt durch sein zorniges Gehabe.

»Meiner Mutter zu sagen …?« Richards Smaragdaugen wurden ganz groß und er brach in lautes Gelächter aus. »Schatz, das ...«, er zeigte ihr die Zwetschge »... bedeutet ›Verpiß dich‹.«

»Bei den heiligen Steinen! Henry hat mir einen Streich gespielt.« Keely faßte sich ans Herz, als sie begriff, was sie da angestellt hatte. »O Richard«, stöhnte sie. »Ich habe deiner Mutter gesagt, sie solle sich ... Was soll ich jetzt nur tun?«

Richard zog sie in seine Arme und raunte ihr ins Ohr: »Ich liebe es, wie du meinen Namen aussprichst.«

»Laß das«, begehrte Keely auf. »Ich kann deiner Mutter nie wieder in die Augen sehen.«

»Du mußt auch das Vorteilhafte sehen, Schatz. Stell dir vor, an Mutters Stelle wäre Königin Elisabeth gesessen.«

Entsetzt prustete Keely los, obwohl sie sich die Hand vor den Mund gehalten hatte.

»Ich werde ihnen alles erklären«, sagte Richard und nahm sie bei der Hand.

Im Eßzimmer wurde das Paar mit gespanntem Schweigen empfangen. Man hatte durch die Tür zunächst den Wutausbruch des Grafen und anschließend sein Gelächter gehört.

Richard räusperte sich und bemühte sich, ernst dreinzusehen. »Es scheint, als sei Keely das Opfer eines Halloweenstreichs geworden. Henry redete ihr ein, diese Geste bedeute so viel wie ›Ich mag dich.‹«

»Es tut mir aufrichtig leid«, entschuldigte sich Keely bei der Mutter des Grafen. Als sie sich dann auf ihren Stuhl setzte, flüsterte sie ihrem Bruder ins Ohr: »Ich erwürge dich.«

»Gib auf«, meinte Henry mit einem keineswegs reuigen Grinsen. »Es war ein Geniestreich und der beste Jux bisher, obwohl der gebratene Anthony auch Spaß gemacht hat.« Mit einem Seitenblick auf den Grafen fuhr er fort: »Wartet nur, bis Ihr entdeckt, was wir für Euch geplant haben.«

Richard musterte den Jungen nicht im geringsten belustigt. »Henry, es wird mir das größte Vergnügen bereiten, dich festzuhalten, während Keely dir den letzten Atem aus deinem niederträchtigen Leib preßt.«

»Ich helfe dabei«, meldete sich Morgana zu Wort.

»Und ich ebenso«, erklärte die Gräfin von Cheshire.

Keely wandte sich an Richards Mutter. »Möchtet Ihr Euch heute abend unserer Halloweenfeier anschließen?«

Louise Devereux lächelte. Sie war entzückt von dieser schwarzhaarigen Schönheit. »Meine Teuerste, nichts täte ich lieber.«

Onkel Hal neben ihr räusperte sich.

»Nur etwas fällt mir ein, das unvergleichlich mehr Freude bereitet«, nahm seine Gattin ihre Worte zurück und zwinkerte ihrer zukünftigen Schwiegertochter zu.

»Was könnte das wohl sein?« fragte Keely voller Unschuld. »Wir könnten es doch in unsere Feier heute abend einbauen.«

Jeder lachte auf ihre Kosten. Keely wurde rot, obwohl sie nicht verstand, was so lustig war.

»Sie spielte darauf an, was Eheleute tun«, flüsterte Richard ihr ins Ohr. »Was wir in zehn Nächten tun werden ...«