Zwölftes Kapitel

Keely stand in einem kleinen, von Kerzen erhellten Vorraum der Königlichen Kapelle von Hampton Court. Herzog Robert und Lady Dawn waren bei ihr, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung. Beklommen blickte sie geradeaus auf die schmucklose Wand und grübelte, was wohl die nächsten vierzig Jahre für sie bereithalten mochten.

In nur wenigen Minuten würde Herzog Robert sie zum Altar führen, wo Richard Devereux auf sie wartete. Keely verstand nicht, warum der Graf auf dieser Verbindung bestand. Schließlich war sie ein Niemand aus den nebelverhangenen Waliser Bergen und würde nie und nimmer in diese verwirrende englische Gesellschaft passen. Ihr zukünftiger Ehemann sonnte sich in dem Ruf, ein eleganter Höfling, ein Kenner der politischen Verhältnisse und ein ganz besonderer Liebling der Königin zu sein. Schadete seine Frau seinem Ruf, würde der Graf sie dafür verachten. Und wie sollte sie damit leben können, von ihrem Ehemann verachtet zu werden? War sie dazu verdammt, für immer eine Außenseiterin, eine Ausgestoßene zu sein? Oh, warum gab es in dem unendlichen Universum Gottes keinen Platz für sie?

Trotz dieser Sorgen wirkte Keely gelassen. Sie war schön wie eine Königin, wie sie dastand und ausdruckslos die Wand musterte. In ihrem mit Hunderten von Staubperlen geschmückten Hochzeitskleid aus cremefarbenem Satin sah sie aus wie eine Märchenprinzessin. Das enganliegende Mieder hatte einen geraden und sehr tiefen Ausschnitt, der den Blick auf ihr reizendes Dekolleté freigab.

Doch hier endeten alle Gemeinsamkeiten mit einer englischen Lady, und die wildere Seite ihrer Natur gewann die Oberhand. Trotz aller Proteste seitens der Gräfin hatte Keely sich geweigert, ihr Haar anders als offen zu tragen, und so umhüllte sie ihre ebenholzschwarze Mähne, die ihr bis zur Taille reichte, nach heidnischer Art. Entgegen dem englischen Brauch war auch ihr Haupt unbedeckt und ihr Gesicht unverhüllt. Dafür funkelte der juwelenbesetzte Drachenanhänger, das Erbe ihrer Mutter, herausfordernd auf ihrem Dekolleté. Der einzige andere Farbtupfer war ihr Verlobungsring, den sie nun an der rechten Hand trug.

Keely war zu der Erkenntnis gelangt, daß sie nun einmal die war, die sie war. Sie wollte ihre Herkunft weder verbergen noch sich dafür entschuldigen.

Als jungfräulicher Braut stand es ihr zu, einen Strauß Orangenblüten zu tragen. Die zarten weißen Blüten waren ein Symbol ihrer Jungfräulichkeit und sollten zugleich als Fruchtbarkeitszauber dienen, da der Orangenbaum sich dadurch auszeichnete, gleichzeitig Früchte und Blüten zu tragen.

»Ich sehe mal nach, ob sie schon soweit sind«, brach Lady Dawn das angespannte Schweigen im Raum. Die Tür fiel ins Schloß.

Keely spürte den Herzog geradezu körperlich, doch sie weigerte sich, seine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. Seit jener ereignisreichen Nacht im Garten des Grafen hatte sie kein Wort mehr mit ihm gewechselt.

»Ich bedaure es, dir an Samhuinn und all den anderen Tagen und Nächten deines Lebens soviel Schmerz bereitet zu haben«, erklärte Herzog Robert, heiser vor Ergriffenheit. »Ich kann dir keinen Vorwurf daraus machen, daß du mich haßt, Kind, aber du sollst wissen, daß ich dich aus ganzem Herzen liebe.«

Zwar widersprach es ihrem Wesen, einen Groll zu hegen, doch Keely nickte nur ausdruckslos. Während sie weiterhin die Wand musterte, erkannte sie, wie recht der Graf gehabt hatte. Sie fühlte sich innerlich so zerstört, wie ihr Vater geklungen hatte. Wie konnte sie ihm vergeben? Andererseits – wie konnte sie ihm nicht vergeben?

Die Tür ging auf und Lady Dawn kam herein. »Der Bräutigam wartet auf seine Braut.«

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verließen Herzog Robert und Keely den Vorraum und stellten sich im hinteren Teil der Kapelle auf. Herzog Robert streckte die Hand aus, um sie den Mittelgang hinunter zum Altar zu führen. Aber Keely zögerte.

»Was geschehen ist, gehört der Vergangenheit an. Es geschah nicht absichtlich«, flüsterte Keely und blickte, die Augen voller Tränen, zu ihm auf. »Vergib mir die schrecklichen Dinge, die ich gesagt habe. Papa, ich liebe dich.«

»Du Kind meines Herzens«, murmelte Herzog Robert und nahm sie in die Arme. Vater und Tochter umarmten einander, als wollten sie sich nie mehr loslassen, nachdem sie endlich zueinander gefunden hatten.

Die Gräfin von Cheshire lächelte über diesen herzerwärmenden Anblick, den die beiden boten, und wischte sich eine Träne aus den Augen. Hinter ihr wurde bereits unruhig getuschelt. Die Hochzeitsgäste verstanden anscheinend nicht, was diese aus dem Nichts aufgetauchte Braut daran hinderte, zum Altar zu stürzen und Englands ersten Grafen zu heiraten.

Lady Dawn wandte sich wieder um und sah Richard nach hinten gehen, um herauszufinden, was mit seiner Braut geschehen war. Die Gräfin mußte insgeheim darüber schmunzeln, daß der Frauenheld, der so viele Herzen gebrochen hatte, nun Angst hatte, vor dem Altar sitzengelassen zu werden.

Trotz der ehrfurchtgebietenden Umgebung bildete Lady Dawn mit den Händen einen Trichter und rief so laut sie konnte: »Geduld, Devereux! Ludlow und seine Tochter verabschieden sich nur voneinander!«

Richard schenkte den Höflingen, ob Freund oder Feind, keine Beachtung, die sich auf seine Kosten amüsierten. Als er seine Verlobte und ihren Vater sah, wie sie einander umarmten, nickte er der Gräfin nur zu und kehrte an seinen Platz am Altar zurück.

Schließlich ließ Herzog Robert seine Tochter los, lächelte ihr ermutigend zu und führte sie den Gang hinunter zum Altar.

Keely sah zum erstenmal die reich geschmückte Königliche Kapelle. Tausend Kerzen erhellten die Kapelle, und an den Wänden vollführten die Schatten einen fantastischen Tanz. Die himmelblaue Kuppel war übersät mit goldenen Sternen, die Gottes himmlisches Reich symbolisierten.

Keely wandte sich der in der Kapelle versammelten Menge zu. Ein Augenmeer war neugierig auf sie gerichtet.

»Ich kann nicht, Papa«, flüsterte sie, als sie angesichts dieser zukünftigen Feinde die Panik übermannte.

Herzog Robert drückte sanft ihre Hand. »Du bist mehr wert und würdiger als tausend von denen«, erwiderte er und schritt zum Altar. Sie hatte keine Wahl, entweder sie folgte ihm oder kämpfte um ihre Freiheit.

Am Ende des Ganges stand der Altar mit dem Mahagonitor, durch das Richard und sie schreiten würden, bevor sie vor dem Erzbischof von Canterbury niederknieten. Der Altarraum war mit Blumen geschmückt – Sträußen aus den herrlichen Jungfern im Grünen, die sie in den Räumen des Grafen so bewundert hatte.

Ohne weiter auf die neugierigen Blicke der Höflinge zu achten, blieb Keelys Blick an dem unglaublich schönen Mann haften, der am Altar auf sie wartete. Elegant gekleidet wie er war – er trug ein tannengrünes Wams mit dazu passender Hose – sah Richard wieder aus wie der zum Leben erwachte heidnische Gott ihrer Träume. Und er lächelte ihr zu. Seine smaragdenen Augen versprachen ihr, sie zu lieben, so daß sie den Mut fand, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis sie an seiner Seite stand.

Keely küßte ihren Vater auf beide Wangen. Dann wandte sie sich dem Grafen zu, lächelte ihn an, und legte ihre Hand in seine.

Sie hörte das Gekicher der Höflinge in den vorderen Kirchenstühlen. Selbst der Erzbischof von Canterbury konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Richard grinste breit. »Ich fürchte, es ist der Brauch, daß der Vater die Braut übergibt.«

»Oh!« Keely wurde feuerrot. Ohne groß nachzudenken, versuchte sie, ihre Hand wegzuziehen, um von vorne anzufangen.

»Laß das sofort bleiben«, weigerte sich Richard ihre Hand loszulassen. »Jetzt habe ich dich endlich, und ich werde dich nie wieder gehen lassen.«

Zu Keelys großer Erleichterung dauerte die christliche Trauungszeremonie nicht länger als dreißig Minuten. Für immer in Erinnerung blieb ihr der Augenblick, als Richard ihr den goldenen Ehering an den Finger steckte und ihr mit bebender Stimme versprach: »Pour tous jours. Für immer, Schatz.«

»Bist du bereit, dein neues Leben zu beginnen?« fragte er sie leise, bevor er sich mit ihr umwandte, um dem Tudorhofe als Mann und Frau vorgestellt zu werden.

Keely nickte ernst. »Und behaupte nie, ich hätte dich nicht gewarnt.«

Seine Liebe zu ihr leuchtete in Richards Augen, als er schmunzelnd erwiderte: »Ich verspreche es dir.«

»Willkommen an meinem Hofe, Lady Devereux.« Königin Elisabeth trat vor, um ihnen zu gratulieren. »Schwört Ihr, meinem teuren Midas eine liebende, treue und gehorsame Gattin zu sein?«

Keely machte einen Hofknicks und entgegnete: »Der Himmel kennt meine Liebes- und Treueschwüre.« Mit einem Seitenblick auf ihren Ehemann fuhr sie fort. »Was den Gehorsam angeht, werde ich mir Mühe geben.«

Keely blickte auf den Strauß Orangenblüten in ihrer Hand. Genaugenommen verlor sie in dem Augenblick, in dem sie eine Ehefrau wurde, ihre jungfräulichen Vorrechte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schenkte Keely ihren Strauß der Königin.

»Vielen Dank, Kind«, bedankte sich Elisabeth aufrichtig gerührt. Nur Keely und Richard hörten, wie sie wehmütig hinzufügte: »Vielleicht ist das der einzige Brautstrauß, den ich je in Händen halten werde.« Ohne ein weiteres Wort machte die Königin kehrt und führte den Hochzeitszug aus der Königlichen Kapelle.

Im großen Saal von Hampton Court saß Keely zwischen ihrem Ehemann und ihrem Vater. Lady Dawn saß auf der linken Seite des Herzogs, und zur Rechten Richards saß die Königin. Auf der anderen Seite saß der Erzbischof von Canterbury neben der Königin, Louise Devereux und Onkel Hal. Sehr zu ihrem Mißvergnügen saßen Morgana und Willis Smythe an einem anderen Tisch, zusammen mit Henry, dem es wiederum vollkommen gleichgültig war, an welchem Tisch er plaziert war.

Wie es die Tradition verlangte, gab Richard seiner Braut eine Quitte zu essen, die für weibliche Fruchtbarkeit stand. Sie aß die gelbe Frucht, sehr zur Freude der Höflinge, die zu trinken angefangen hatten, kaum daß sie die Halle betreten hatten, und nun laut und fröhlich Beifall klatschten. Keely kam nicht umhin, sich zu fragen, wie das Leuchten in den Augen ihres Ehemanns zu deuten war. Hieß es, daß er nach einem Erben verlangte, um möglichst schnell zu seiner Reise nach Irland aufbrechen zu können?

Die Diener tischten einen Gang des Hochzeitsmahls nach dem anderen auf. Keely staunte, sie hatte noch nie dergleichen gesehen. Als erstes wurden die verschiedensten Fische gebracht, darunter Lachs in Weinsoße und die Colchester-Miesmuscheln ihres Mannes. Danach kam gebratener Fasan, dem die verschiedensten Fleischgerichte folgten. Es gab Rinderschmorbraten, gegrilltes Wild in Pfeffersoße und Schweinebraten, zu dem Glühwein gereicht wurde. Zum Abschluß wurden Käse aus Cheshire, Obsttörtchen, Rosenpudding und geröstete Nüsse serviert. Doch den Höhepunkt bildete der Hochzeitskuchen. Er war zwei Schwänen nachgebildet, deren Hälse sich zu einem Herzen verschlungen waren.

»Ich kann Odo und Hew nirgends entdecken«, flüsterte Keely ihrem Gatten ins Ohr.

»Deine Cousins sitzen am Saalende«, antwortete Richard.

»Wer hat meine Familie nach hinten geschickt?« Keely warf ihm einen wütenden Blick zu.

»Sie wollten bei May und June sitzen.« Richard küßte sie auf den Mund und flüsterte ihr warnend ins Ohr: »Sei bitte vorsichtig, Schatz. Dein hübsches Gesicht könnte in einer häßlichen Grimasse erstarren. Und was würdest du dann tun?«

»Ganz einfach, ich würde in keinen Spiegel mehr blikken«, gab ihm Keely zur Antwort und fuhr schmunzelnd fort: »Die entscheidende Frage ist: Was würdest du tun?«

»Ganz einfach«, parierte Richard mit seiner alten höfischen Boshaftigkeit, »ich würde die Kerzen ausblasen, bevor ich dich vernasche.«

Keely schnappte nach Luft. Sie wurde flammend rot. So hatte noch kein Mann mit ihr gesprochen.

Sie tat Richard leid in ihrer verletzten Unschuld. Er zog sie an sich und drückte ihr einen Kuß auf die Wange. »Es war nur ein Scherz. Habe ich mir nun beim Küssen die Lippen verbrannt?«

Keely mußte schon wieder schmunzeln.

Während die Höflinge alles in ihrer Sichtweite verschlangen, wanderten Musikanten durch den Saal und unterhielten die Gäste mit ihren Dudelsackpfeifen und Flöten und Lauten. Nach dem Mahl begann der Tanz.

Stolz führte Richard seine Braut durch den Saal und stellte sie den anderen Höflingen vor.

All die fremden Gesichter und Namen verwirrten Keely, und die Aufmerksamkeit, die man ihr allseits entgegenbrachte, machte sie mißtrauisch. Die Männer umschwärmten sie und luden sie mit ihren abschätzenden Blicken zu einem späteren Rendezvous ein. Die Frauen, vor allem die jüngeren, lächelten höflich, doch ihre finsteren Blicke sprachen Bände und verkündeten ihren unausgesprochenen Neid.

»Schatz, möchtest du tanzen?« fragte Richard, kaum daß es ihm gelang, kurz mit seiner Braut allein zu sein.

Keely erstarrte vor Angst. Sie konnte nicht tanzen, aber lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen, als diese Schmach einzugestehen.

»Mir ist bereits schwindlig von dem Wein«, log sie. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich es bleiben ließe?«

»Natürlich nicht, Liebling. Doch ich schulde der Königin einen Tanz. Ich bringe dich zu Lady Dawn.«

Als Richard und Keely den Saal durchquerten, kamen sie an einer Gruppe junger Damen, darunter die Ladies Morgana, Sarah und Jane, vorbei, die plaudernd zusammenstanden. Keely zuckte zusammen, als sie ein paar Gesprächsfetzen aufschnappte.

»Sie ist der bettelarme Bastard meines Vaters«, verkündete Morgana mit lauter Stimme.

»Warum sollte Basildon sich dazu herablassen, einen Bastard zu heiraten?« fragte Lady Sarah. »Er hätte jede Frau in England haben können.«

»Weil sie außergewöhnlich schön ist«, entgegnete Lady Jane, während sie ihre Rivalin um die Gunst des Grafen einer kritischen Musterung unterzog.

»Jede von uns hätte besser zu ihm gepaßt«, bemerkte Morgana. »Dieser Bastard spielte die Hure für den Grafen und fädelte es so geschickt ein, daß mein Vater die beiden überraschte. Er zwang den Grafen gegen seinen Willen in diese Ehe.«

Richard blieb unvermittelt stehen und wollte sich gerade umdrehen, doch Keely berührte ihn am Arm und sah ihn bittend an.

»Das war heute ein wunderschöner Tag«, flehte sie verzweifelt. »Bitte verdirb ihn mir nicht, indem du diesen Lügen eine ungebührliche Aufmerksamkeit zukommen läßt. Es ist die reine Boshaftigkeit, die aus ihr spricht. Morgana glaubt, ich habe ihr alles weggenommen, was ihr zustand. Vielleicht ginge es mir genauso, stünde ich an ihrer Stelle.«

Richard nickte verständnisvoll. »Du bist eine Heilige, die von niemandem schlecht redet.«

»Über meinen Vater habe ich an Samhuinn etwas Schlechtes gesagt.«

»Du warst so außer dir«, erinnerte er sie.

»Und Morgana ist es ebenfalls«, entgegnete sie.

Während Richard mit der Königin tanzte, blieb Keely in Gesellschaft seiner Mutter und Lady Dawns. Doch ihre Gedanken kreisten um ihren Mann und nicht um die Gespräche ringsherum. Wie sie ihm so zusah, wünschte sie sich sehnlichst, ihm auf dem Tanzboden eine Partnerin sein zu können. Diesmal war es ihr gelungen, ihre Unkenntnis zu verbergen – aber welche Entschuldigungen sollten sie in all den kommenden Nächten retten?

Richard kehrte an Keelys Seite zurück und geleitete sie unter dem Vorwand, sie jemandem vorstellen zu wollen, an das andere Ende des Saals. Beiläufig führte er sie am Saalrand entlang, doch als sie den Eingang erreichten, riß er sie durch die Tür und befahl ihr: »Und nun, Mylady, lauf.«

Während sie so schnell sie konnten durch das Labyrinth der Korridore rannten, fragte Keely ihn: »Warum laufen wir denn?«

»Diese übermütigen Trunkenbolde wollen uns die Kleider vom Leib reißen«, antwortete ihr Richard, ohne langsamer zu werden. »Und ich möchte mit keinem Mann den Genuß teilen, dich nackt zu sehen.«

Bei diesen Worten wurde Keely noch schneller. Richard schmunzelte. Er hätte nie geglaubt, daß eine Heidin so schamhaft sein könnte.

Als sie ihr Schlafgemach erreichten, donnerte Richard die Tür ins Schloß und verriegelte sie. Sie waren in Sicherheit. Sekunden später wurde bereits gegen ihre Tür gehämmert. Offensichtlich angeheiterte Männer grölten, und nicht weniger beschwipste Frauen kicherten hemmungslos.

»Devereux, du hast uns betrogen!« brüllte Willis Smythe.

»Verschwindet!« rief Richard. »Oder ich bringe jeden einzelnen von euch an den Bettelstab.«

Als die Stimmen und das Gelächter langsam leiser wurden und schließlich in der Ferne verstummten, wandte Richard sich um zu seiner Braut. Schüchtern senkte Keely den Blick.

Meine schöne Braut hat Angst vor dem, was nun kommt, erkannte Richard. Bisher hatte er nur Erfahrung gesammelt mit in der Liebe bewanderten und zu allen Schandtaten bereiten Frauen. Wie konnte er dafür sorgen, daß sie sich entspannte und das Kommende genoß? Und dann wußte er wie.

Richard öffnete seinen Gürtel und ließ ihn auf den Boden gleiten. Sein Wams folgte.

Keely hielt den Blick gesenkt. Doch war ihr klar, was er da tat, wie die Röte auf ihren Wangen verriet.

Richard lächelte. Er zog sein Hemd aus und warf es ihr vor die Füße.

Keely konnte den Blick nicht davon losreißen. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Bei den heiligen Steinen! Was sollte sie nun tun? Sie schloß die Augen, um nicht sehen zu müssen, was als nächstes kam – seine Hose.

»Sieh mich an, Schatz.« Seine Stimme war sanft wie eine Liebkosung.

Langsam glitt Keelys Blick nach oben, von den Stiefeln über die muskulösen Schenkel, die durch die Hose gut zu erkennen waren, zu seiner großartigen nackten Brust. Und dann brach sie in lautes Gelächter aus.

Da stand der berühmte Graf von Basildon und ließ seinen Bizeps zu einer nur ihm bekannten Melodie tanzen. Er grinste breit und streckte ihr die Arme entgegen.

Keely ging zu ihm. Sie lief geradewegs in seine Arme und schmiegte sich an seinen harten, muskulösen Körper. Das letzte, was sie sah, bevor seine Lippen sie liebkosten, war sein umwerfendes Lächeln.

Richard küßte sie langsam und genießerisch. Er wußte, er mußte sich Zeit lassen mit seiner Braut und sie dazu bringen, ihm bereitwillig auf den Pfaden der Liebe zu folgen. Nur dann konnte er wirkliche Befriedigung finden.

»Meine schöne Braut«, flüsterte er, als er sie wieder losließ und beinahe scheu ihre seidene Wange streichelte.

»Kannst du auch mit der Zunge deine Nasenspitze berühren, wie du behauptet hast?« fragte ihn Keely.

»Das war eine Lüge«, gestand Richard, ohne auch nur eine Spur von Reue zu zeigen.

»Warum hast du das gesagt?«

Richard zog eine Augenbraue nach oben. »Natürlich um dich zu beeindrucken.«

Keely lächelte spöttisch, ihre veilchenblauen Augen funkelten wie Amethyste. »Ich war sehr beeindruckt, aber deine Ehrlichkeit beeindruckt mich noch mehr.«

»Es ist schön, daß dir meine besseren Charaktereigenschaften nicht entgehen, Schatz«, antwortete Richard mit scheinbar feierlichem Ernst, den allerdings das Leuchten in seinen Augen Lügen strafte. Er wollte ihr Gespräch leicht halten, um seine nervöse Braut nicht unnötig zu verschrekken. »Wenn du dich umdrehst, spiele ich die Kammerzofe für dich.«

Mit dem Geschick eines Mannes, der bereits Hunderte von Frauenkleidern geöffnet hatte, erledigte Richard seine Aufgabe im Handumdrehen. Doch seine ganze Erfahrung nutzte ihm nichts bei seiner unschuldigen Braut. Zärtlich fuhr er mit dem Finger ihre Wirbelsäule entlang und liebkoste dabei ihren Nacken.

Keely erbebte. Bei den heiligen Steinen! Ihr war zugleich heiß und kalt. Wie konnte das zugehen?

»Frierst du, Schatz?« fragte Richard sie und drehte sie zärtlich, um ihr ins Gesicht zu blicken. »Soll ich das Feuer anfachen?«

Schamhaft raffte Keely das Mieder ihres Brautkleids vor der Brust und starrte ihn an. »Mir fehlt nichts«, flüsterte sie kleinlaut.

In diesem Moment spürte Richard, welch zärtliche Gefühle er für sie hegte.

»Du kannst dich hinter dem Wandschirm dort umziehen«, bedeutete er ihr.

Keely rannte zu dem schützenden Wandschirm. Sie stieg aus ihrem Brautkleid und legte es ordentlich über einen Stuhl. Dann zog sie ihre Unterwäsche aus und streifte das Nachthemd über, das eigens für diese Nacht der Nächte angefertigt worden war.

Bei den heiligen Steinen! dachte Keely, als sie an sich herunterblickte. Das verfluchte Kleid war durchsichtig! Sie hätte genausogut splitternackt sein können. Unentschlossen blieb sie hinter dem Wandschirm stehen.

»Vielleicht sollten wir May und June rufen lassen«, sagte Keely schließlich, um Zeit zu gewinnen.

»Soll ich dir helfen?«

»Nein«, antwortete sie etwas zu schnell.

Richard schmunzelte.

»Ich fürchte nur, das Brautkleid könnte verknittern«, verbesserte Keely sich.

»Willst du es morgen wieder anziehen?« fragte Richard und konnte kaum das Lachen zurückhalten.

»Nein, aber eine Tochter von uns könnte ...« Als Keely erkannte, wie verrückt sich das anhörte, schwieg sie.

Nun neckte Richard sie. »Hast du etwa einen kleinen Schönheitsfehler, von dem ich nichts erfahren soll?«

»Nein.« Doch noch immer weigerte Keely sich, hinter dem Wandschirm hervorzutreten.

»Bist du feige?« forderte Richard sie heraus. Vielleicht reagierte sie darauf.

Keely trat hinter dem Paravent hervor. Sie schämte sich zu sehr, um den Blick vom Boden zu heben, doch eine zarte Röte auf den Wangen verriet sie.

Richard starrte seine Braut unverwandt an, seine Smaragdaugen glommen vor unverhohlenem Begehren. Beim Anblick ihrer Schönheit stockte ihm beinahe der Atem, und in seinen Lenden begann sich seine Männlichkeit zu regen. Zierlich und schlank wie sie war, erschien sie ihm sogar noch schöner, als er sie sich vorgestellt hatte.

Richard bewunderte ihre schlanken Beine, die geschwungenen Hüften und ihre bezaubernden Brüste, die ihm durch die hauchdünne Seide entgegenschimmerten. Guter Gott! Alles, was er nun sah, gehörte ihm. In wenigen Augenblicken würde er seine wunderschöne Braut in die Arme schließen, ihren herrlichen Körper besitzen und – wie er hoffte – ihre Seele. Ihre flammendroten Wangen erinnerten ihn daran, daß er vorsichtig dabei vorgehen mußte, sie in die Wonnen des Ehelebens einzuführen.

»Suchst du etwas auf dem Boden?« fragte Richard sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

Keelys Kopf fuhr hoch. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, wurde ihr beinahe schwindlig. Richard trug einen smaragdfarbenen Morgenmantel. Während sie sich hinter dem Wandschirm ausgezogen hatte, hatte er sich ebenso ausgezogen. Das hatte sie nicht erwartet. Keely wußte, daß er unter dem Morgenmantel nichts trug – auch ohne ihren Druideninstinkt war ihr das klar.

Richard tat, als sähe er nicht, wie Keely ihn fasziniert anstarrte. Er unterdrückte ein Lächeln und zündete eine Räuchervase auf dem Nachttisch an. Der betörende Duft von Jasmin breitete sich im Schlafgemach aus. Nun schenkte er einen Kelch Wein ein und nahm auf dem Bett Platz.

Er schaute hinüber zu Keely, klopfte auf das Bett und forderte sie auf, sich neben ihn zu setzen. »Wir teilen den Wein.«

Seine Einladung riß sie aus ihrer Erstarrung, doch die Wirkung war eine andere, als er geplant hatte.

»Ich brauche noch etwas«, erklärte sie ihm und schoß in die andere Ecke des Zimmers.

Keely durchwühlte ihre Habseligkeiten, bis sie das Gewünschte fand – zwei getrocknete Wurzeln mit Stengeln. Sie machte kehrt, schluckte nervös und machte sich auf den Weg zum Bett, als ginge es zur Richtstätte.

»Das ist Drachenwurz«, erklärte sie und hielt eine der Wurzeln kurz hoch, bevor sie diese unter dem Kissen versteckte. Sie errötete und fügte verschämt hinzu: »Drachenwurz fördert die Empfängnis.«

Richard war sofort milde gestimmt. Er nickte ernst. »Und die andere Wurzel?«

»Schafgarbe«, antwortete sie und steckte die Wurzel in die Räuchervase, um sie mit dem Jasmin zu verbrennen. »Es soll Ehen glücklich machen.«

Da lächelte Richard, was Keely jedoch entging. Denn sie hatte sich schon wieder umgewandt, um verzweifelt das ganze Zimmer abzusuchen, nach irgend etwas, das es ihr ermöglichte, nicht neben Richard auf dem Bett sitzen zu müssen.

Richard war sich im klaren darüber, daß es ihr nur darum ging, Zeit zu gewinnen. Seine smaragdgrünen Augen funkelten amüsiert. »Sieh mich an, Schatz«, forderte er sie mit tiefer Stimme auf.

Keely wandte sich langsam um. Seine Smaragdaugen blickten sie unverwandt an, doch sie konnte seine Gefühle nicht lesen.

»Setzt du dich nun her zu mir?«

Nervös lächelnd, setzte Keely sich zu ihm auf die Bettkante. Sie starrte an die Wand, so steif, als sei sie in Stein gemeißelt.

Richard berührte sie sanft am Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. Er wartete geduldig, bis sie den Mut fand, ihren Blick von seinem Hals zu lösen und ihm in die Augen zu schauen. »Keely, ich bin der Mann, der dir im Garten versprach, dich nie zu verletzen«, erklärte er ihr. »Ich bin der Mann, der sich in aller Öffentlichkeit dazu hergab, vor dir niederzuknien und dir in einem Saal voller schaulustiger Dienstboten einen Heiratsantrag zu machen. Warum hast du nun plötzlich Angst vor mir?«

»Ich ... ich habe keine Angst«, versuchte Keely ihm zu erklären. »Nicht direkt.«

Richard legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an seine Brust. »Warst du je mit einem Mann zusammen?«

»Ja.«

Richard runzelte die Augenbrauen. Mit dieser ehrlichen Antwort hatte er nicht gerechnet. »Mit wem?« wollte er wissen.

»Mit Odo und Hew. Und natürlich mit Rhys.«

Richard war beruhigt.

»Und ...«

»Mit wem noch?«

»Bist du wütend auf mich?« fragte Keely ihn mit ängstlich aufgerissenen Augen.

»Du sollst meine Fragen mit keinen Gegenfragen beantworten«, wies er sie streng zurecht. »Mit wem warst du noch zusammen?«

»Mit dir«, erinnerte sie ihn, »in deinem Haus.«

Richard lächelte erleichtert. »Ist dir klar, was wir heute abend tun?«

Keely nickte. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, sie wüßte nicht, was ihr Schicksal ihr nun bringen würde.

»Dann sag es mir, Schatz.«

Überrascht blickte sie ihn an und fragte schließlich: »Weißt du es denn nicht?«

Beinahe hätte Richard laut losgeprustet. »Natürlich weiß ich es«, erwiderte er lächelnd. »Ich wollte nur wissen, ob das, was du denkst, auch stimmt.«

»Du wirst mich vernaschen«, platzte Keely in unverhohlener Panik heraus. »So wie du es heute abend beim Essen gesagt hast.«

Diesmal verspürte Richard nicht das geringste Bedürfnis zu lachen. Seine Braut hatte Angst vor ihm, und er wollte sie beruhigen. Sie sollte die Hochzeitsnacht genießen. Denn was in dieser Nacht geschah, würde ihr ganzes gemeinsames Leben lang nachwirken.

»Ich hätte das nicht sagen sollen«, entschuldigte er sich. »Das kam wieder einmal mein rüpelhafter Hofschranzenhumor zum Vorschein, Liebling. Männer und Frauen lieben sich. Sie vereinigen ihre Körper, ihre Herzen und ihre Seelen.« Er suchte nach einem Bild, das sie verstehen würde. »Welche körperlichen Empfindungen liebst du am meisten?« fragte er sie.

Keely dachte kurz nach, bevor sie ihm einen schüchternen Blick zuwarf und mit einem bezaubernden Lächeln antwortete. »Ich liebe das Gefühl von Tau benetztem Gras zwischen meinen Zehen, den wärmenden Sonnenschein auf meinen Schultern und den leichten Sommerwind, wenn er mein Gesicht streichelt.«

Richard lächelte. Er kannte keine andere Frau, die eine solche Antwort hätte geben können. Sein Herz floß schier über von Zärtlichkeit für diese ungekünstelte Unschuld, die er zu seiner Frau gemacht hatte.

»Wenn man Liebe macht, fühlt sich das genauso herrlich an und noch wunderbarer«, versprach er ihr.

Damit hatte er ihr Interesse geweckt. Sie legte den Kopf zur Seite. »Wirklich?«

Richard nickte, ihre Neugier war offenkundig. Er stand auf, sah sie an und streckte ihr die Hand entgegen, als wolle er sie zum Tanz auffordern.

Keelys Blick glitt von seinen strahlenden Smaragdaugen zu der ausgestreckten Hand. Als sie die Augen wieder hob, erkannte Richard, daß ihre Vorbehalte wieder die Oberhand gewonnen hatten. Sie nagte mit ihren kleinen weißen Zähnen an ihrer Unterlippe, ein nervöser Tick von ihr, der ihm schon früher aufgefallen war und den er ausgesprochen reizend fand.

»Ich höre sofort auf, wenn du es wünschst«, versprach Richard ihr. »Vertraust du mir?«

Ohne sich über die Sinnlichkeit ihrer Geste bewußt zu sein, fuhr sich Keely mit der Zunge über ihre vor Nervosität trockenen Lippen. Wieder senkte sie die veilchenblauen Augen und fixierte die ihr entgegengestreckte Hand – und legte schließlich die ihre in die seine.

Wie sie so dastand und ihn ansah, streifte Richard ihr die Träger ihres Nachthemds über die Schultern. Es glitt zu Boden. Nun trug sie nichts als den Funken sprühenden Drachenanhänger. Sie sah aus wie eine heidnische Prinzessin.

Keely wurde feuerrot und senkte schamhaft den Kopf.

Statt sie an sich zu ziehen, wie er es sich sehnlichst wünschte, hob Richard ihr Kinn. »Ich will deine stolze Schönheit bewundern.«

Keely wußte, was er meinte. Sie hob den Kopf wie eine strahlende Heidenkönigin und straffte die Schultern, was ihre vollkommenen Brüste noch besser zur Geltung brachte.

Richard verschlang sie mit den Augen. Sein Blick glitt über ihr wunderschönes Gesicht zu ihren herrlichen Brüsten, ihrer schmalen Taille und ihren schmalen und dennoch weiblich geschwungenen Hüften, ihre schlanken Beine entlang bis zu den zierlichen Füßen.

Als sich ihre Augen wieder trafen, fragte er sie: »Spürst du bereits die wärmende Sonne?«

Keely lächelte bei diesen Worten.

Ohne den Blick von ihr zu wenden, begann Richard den Gürtel seines Morgenmantels zu lösen.

»Halt«, rief Keely voller Angst.

Kaum hatte sie dies gesagt, hielt Richard inne. »Ich wollte genauso nackt vor dir stehen, wie du nackt vor mir stehst, Schatz«, schmeichelte er ihr. »Ich wünsche mir, von dir bewundert zu werden.«

Lange Zeit schwieg Keely, schließlich nickte sie.

Richard ließ den Morgenmantel zu Boden gleiten und stand in seiner ganzen männlichen Herrlichkeit stolz vor ihr. Unglücklicherweise weigerte sich Keely, mehr als sein Gesicht und seinen Hals zu bewundern.

Richards Mundwinkel zuckten, doch er beherrschte sich. Er legte einen flehenden Ton in seine Stimme. »Sieh dir meinen Körper an, Keely, bitte

Langsam ließ Keely ihren Blick über seine breiten Schultern zu seiner großartigen, von einem dichten Teppich kupferroten Haares bedeckten Brust gleiten. Vorsichtig tastete sich ihr Blick hinunter zu seinen schmalen Hüften, doch als sie den ganzen Stolz seiner Männlichkeit entdeckte, der sich unter ihrem neugierigen Blick zu regen begann, wurden ihre Augen groß.

»Darf ich dich anfassen, Liebling?« fragte er sie zärtlich.

Keely hob die Augen. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Richard, ihre jungfräulichen Ängste gewännen die Oberhand über ihre offenkundige Neugier. Doch dann nickte sie.

Richard trat näher. Er berührte mit einer Hand ihre seidenweiche Wange, glitt mit den Fingerspitzen über ihren schlanken Nacken zur Schulter.

Wo er sie berührte, brannte es wie Feuer. Keely schloß die Augen und flüsterte: »Ich kann die Wärme der Sonne fühlen.«

Richard lächelte. Er wollte sie nicht erschrecken, indem er sie zu früh an den Brüsten berührte, deshalb ließ er seine Fingerspitzen seitlich entlang zu den anmutig geschwungenen Hüften gleiten.

Keely seufzte. »Ich fühle den Sommerwind«, flüsterte sie.

»Wenn du den Tau spüren möchtest«, wisperte er ihr heiser ins Ohr, »muß ich dich küssen.«

Keely öffnete die Augen. Sie nickte lächelnd.

Sanft zog Richard sie in seine Arme. Ohne ihr Zeit zum Nachdenken zu lassen, suchte er ihren Mund, und ihre Lippen trafen sich in einem atemberaubenden Kuß.

Keely schmiegte sich an ihn. Zum erstenmal in ihrem Leben empfand sie das überwältigende Gefühl, einen männlich harten Körper an ihrem weiblich weichen zu spüren. Und es gefiel ihr.

Ohne Vorwarnung nahm Richard sie in die Arme und legte sie aufs Bett. Er legte sich neben sie und zog sie an sich.

Sein Gesicht dicht über ihrem, fragte er sie: »Soll ich aufhören?«

»Noch nicht«, antwortete sie, ohne die Augen aufzuschla-

gen.

Lächelnd küßte Richard sie, der Kuß schien ewig zu währen. Von seiner Leidenschaft mitgerissen, erwiderte Keely den Kuß und erwiderte ihn immer und immer wieder.

Richard liebkoste ihre Lippen, bis Keely sie für ihn öffnete. Er erforschte die Süße ihres Mundes, und Keely tat es ihm zu seiner Überraschung nach. Ihre Zungen berührten einander, zunächst vorsichtig, doch bald wurden sie kühner, um schließlich einen wilden Tanz zu tanzen, der so alt war wie die Welt.

»Fühlst du jetzt die wärmende Sonne?« flüsterte Richard atemlos.

»Ja.«

»Ich auch.«

Keely stöhnte. Mit seinen Worten traf er sie ins Herz und entflammte ihre Begierde.

Richard hauchte ihr Dutzende federleichter Küsse auf die Schläfen, Lider, die Nase und den Hals. Er hielt sie so fest, als wolle er sie nie mehr loslassen. Schließlich suchte sein Mund wieder den ihren, und ihr Kuß währte eine Ewigkeit. Richard liebkoste ihren seidenweichen Körper von ihrem zarten Nacken über die sanft gewölbte Brust bis zu ihren schwellenden Schenkeln.

Als er spürte, wie sie unter seinen Händen bebte, flüsterte er: »Das ist der Sommerwind, Liebling.«

Und wieder fanden ihre Lippen einander in einem Kuß, der die Welt aus den Angeln zu heben schien. Und die ganze Zeit liebkosten sie seine Hände so sanft und leicht wie ein lauer Sommerwind, während seine Lippen ihren Nacken erkundeten, wo sie nicht haltmachten.

Er sog an ihrer Brustwarze. Sie war so erregt, daß sie nicht mehr klar denken konnte. Keely brannte danach, von ihrem Ehemann genommen zu werden.

»Ich brauche – etwas«, keuchte sie. Sie war zu unschuldig, um zu wissen, was sie brauchte. Doch ihr Ehemann wußte es.

»Mach deine Beine breit für mich«, forderte Richard sie voller Begierde auf.

Keely kam ohne zu zögern seiner Aufforderung nach. Richard küßte sie und führte langsam einen Finger in sie ein, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.

Keelys Augen weiteten sich vor Schreck und sie öffnete den Mund, um ihm Einhalt zu gebieten, doch Richard war zu schnell für sie. Er schloß ihr die Lippen mit seinem Mund und betörte sie mit der Leidenschaftlichkeit seines Kusses.

Als er glaubte, sie habe sich von dem ersten Schreck erholt, fuhr er fort. »Entspann dich, Geliebte«, beruhigte er sie. »Mach dich mit dem Gefühl vertraut. Du bist so herrlich eng. Ich will, daß du bereit bist, mich aufzunehmen … Spürst du nicht die gleißende Hitze der Sonne zwischen deinen Schenkeln?«

Ohne auf ihre Antwort zu warten, steckte Richard den Kopf zwischen ihre Brüste, küßte sie und sog an ihren Brustwarzen und massierte sie mit seinen Fingern.

Keely entspannte sich, stellte sich auf seinen Rhythmus ein und begann, ihre Hüften kreisen zu lassen. Sie ließ ihn tiefer eindringen, wand sich und stöhnte vor Lust. Ihre Hüften bewegten sich schneller und schneller. Und dann spürte sie ihn nicht mehr.

»Nein«, flehte sie. Voller Protest schlug sie die Augen auf.

Richard kniete zwischen ihren Schenkeln. Er streichelte sie mit seinem erregten Glied an ihrer empfindsamsten Stelle. Keely stöhnte ob dieser ungeahnten Lust. Sie schloß die Augen und sank zurück auf die Kissen.

»Sieh mich an, Geliebte«, befahl ihr Richard, bereit, in sie einzudringen.

Keely öffnete die Augen und schaute ihn mit einem vor Lust verschleierten Blick an.

»Es tut nur kurz weh«, versprach Richard. »Wie eine Wolke, die einen Augenblick lang die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen verdeckt.«

Dann drang er mit einem mächtigen Stoß in sie ein und vergrub sich tief in ihrem bebenden Körper. Keely hielt ihn umklammert; als er ihr Jungfernhäutchen durchstieß, schrie sie vor Schmerz und Überraschung.

Doch sie bat ihn nie, aufzuhören.

Die nächsten Augenblicke verharrte Richard unbeweglich. Sie sollte sich daran gewöhnen, ihn in sich zu spüren. Dann begann er, sich langsam und verführerisch zu bewegen, forderte sie auf, sich mit ihm zu bewegen.

Keely schlug die Beine um ihn – ihre Unschuld verschwand, und uralte Instinkte gewannen die Oberhand. Sie bewegte sich mit ihm, beantwortete jeden seiner heftigen Stöße mit einem schnelleren Kreisen ihrer Hüften.

Plötzlich, vollkommen unerwartet, explodierten tausend Sonnen in ihr. Eine Welle ozeanischen Gefühls nach der anderen trug sie ins Paradies und darüber hinaus.

Erst jetzt ließ Richard seinem Bedürfnis freien Lauf. Er hielt sie fest umklammert, stöhnte, schauderte und ergoß sich tief in sie.

Lange Zeit lagen sie regungslos nebeneinander, nur ihr Keuchen war zu hören. Schließlich rollte Richard sich auf die Seite, zog sie in seine Arme und küßte sie sanft auf die Stirn. Liebevoll sah er in ihr staunendes Gesicht. Er konnte in ihren Augen bis in den Grund ihrer Seele sehen.

Ihre Liebe zu ihm war unverkennbar. Keely sah ihren Ehemann an und erklärte: »Halt!«

»Halt?« Richard hob eine Augenbraue und sah sie verwundert an.

Er konnte nicht länger an sich halten. Er platzte los und lachte, lachte so laut und herzlich, daß es ihn schüttelte.

»Du bringst das Bett zum Wackeln«, sagte Keely und brach selbst in lautes Gelächter aus.

Richard zog sie auf seinen Bauch und streichelte ihren grazilen Nacken, während er erneut versuchte, sie leidenschaftlich zu küssen. Doch zum ersten Mal im Leben mußte sich der lebenserfahrene Graf geschlagen geben. Er lachte in den Mund der Frau, die er küßte. Er ergab sich in das Unvermeidliche, streichelte ihren Rücken und lachte, bis er sich wieder beruhigte.

Keely legte den Kopf auf die kupferroten Locken auf seiner Brust. Sie lauschte dem rhythmischen Schlag seines Herzens und seufzte zufrieden.

Richard betrachtete den funkelnden Anhänger auf ihrer Brust genauer. »Trägst du den Drachen immer?«

»Ich werde das Erbe meiner Mutter nie freiwillig ablegen«, antwortete Keely.

»Du hast sie wohl sehr geliebt.«

»Ich liebe sie noch immer. Die Liebe währt ewig. Sie stirbt nicht, wenn der geliebte Mensch von uns geht.«

Irgendwie fühlte sich Richard durch diesen Gedanken getröstet. »Es ist Zeit zu schlafen«, meinte er.

»Ich bin nicht müde.« In jeder Faser von Keelys Körper klang noch die vorherige Erregung nach. Wie wäre es nach diesem Liebeserlebnis mit ihrem Ehemann auch anders möglich gewesen!

»Ich habe ein Geschenk für dich«, erklärte Richard.

»Und ich habe eines für dich«, antwortete sie mit sanfter Stimme.

Ohne Rücksicht auf jedwedes Schamgefühl erhob Richard sich und ging an das andere Ende des Zimmers. Keely blieb noch einen Augenblick liegen und bewunderte ihren Mann, seine breiten Schultern, den kräftigen Rücken, die schmalen Hüften und die festen Hinterbacken.

Als spüre er ihren Blick, wandte Richard sich um und zwinkerte ihr zu.

Keely errötete und federte aus dem Bett, dann fiel ihr ein, daß sie splitternackt war. Hastig griff sie nach dem Morgenmantel, den Richard abgestreift hatte, und bedeckte sich damit. Keely hörte ihn hinter vorgehaltener Hand lachen und gebot ihm zu schweigen, bevor sie zu ihren eigenen Habseligkeiten lief.

Im Bett trafen sie sich wieder. Noch immer in den Morgenmantel ihres Mannes gehüllt, hockte sich Keely mit untergeschlagenen Beinen auf die Bettdecke. Richard hatte sich an das Kopfteil gelehnt und die Bettdecke über seine Hüften gelegt. »Alles Gute zum Hochzeitstag, Schatz«, wünschte er ihr und reichte ihr das kleinere der beiden Päckchen, die vor ihm auf dem Bett lagen.

Keely öffnete den Deckel des Lackschächtelchens und riß die Augen auf. Auf einem blauen Samtkissen lag die schönste Brosche, die sie je gesehen hatte. Ein goldener Blumenkorb, gefüllt mit Jungfern im Grünen. Die Blüten waren aus Saphiren, Amethysten und Diamanten gearbeitet.

Als Keely in seine erwartungsvolle Augen sah, meinte sie nur: »Das ist einer Königin würdig.«

Richard beugte sich nach vorne und küßte sie zärtlich auf den Mund. »Du bist meine Königin.«

Den Blick auf die Brosche gerichtet, verbarg Keely tapfer die Tränen, die ihr plötzlich in die Augen gestiegen waren. Ihre Unterlippe bebte vor Anstrengung. Wieder fragte sie sich, was der Graf wohl tun werde, wenn er feststellte, daß er die falsche Frau geheiratet hatte. Sie würde nie in seine Welt passen, genauso wenig wie seine Welt sie als den Menschen annehmen würde, der sie war. Bei den heiligen Steinen, sie konnte ja nicht einmal tanzen!

»Öffne das andere Paket«, forderte Richard sie auf.

Keely schüttelte den Kopf und schaffte es zu lächeln. »Nun bist du dran, Mylord.« Sie reichte ihm eines ihrer beiden Päckchen und entschuldigte sich: »Ich fürchte, es ist nicht so wunderbar wie dein Geschenk.«

»Laß mich das beurteilen«, meinte Richard und öffnete das Schächtelchen. Es enthielt einen schweren Goldring mit einem riesigen roten Karneol.

»Wie du ja weißt, beschützt der Karneol seinen Besitzer«, erklärte ihm Keely.

Richard reichte ihr den Ring und forderte sie auf, ihm den Ring an den linken Mittelfinger zu stecken. »Danke, Keely. Ich werde ihn stets hochhalten ... pour tous jours.«

»Für immer«, hauchte Keely, während sie ihm den Ring an den Finger steckte. Der Schalk blitzte ihr aus den Augen, als sie hinzufügte: »Ich konnte Seine Gnaden nicht um Geld bitten, weil ich damals nicht mit ihm sprach. Deshalb haben Odo und Hew draußen vor der Stadt einen reichen Lord überfallen. Ich hoffe, es stört dich nicht, daß der Ring Diebesgut ist ...?«

»Deine Cousins überfielen ...«

Keely prustete los. »Das war doch nur ein Scherz.«

»Es ist ein wunderbares Geschenk, aber nicht ganz so wunderbar wie deine Amethystaugen«, erklärte Richard ihr. »Wußtest du, daß der Amethyst für Tugend steht?«

Keely schüttelte den Kopf. »Und wofür stehen Smaragde?« Denen deine Augen gleichen, dachte sie.

»Smaragde verheißen Beständigkeit.«

Das hoffe ich, dachte sie, sagte aber kein Wort.

Richard reichte ihr sein zweites Geschenk. »Anbetracht deiner ungewöhnlichen religiösen Überzeugungen hielt ich etwas Wiedergutmachung für angebracht«, neckte er sie.

Keely sah ihn fragend an und packte das Geschenk aus. »Ein Buch?«

»Es ist Das Leben der Heiligen.«

Doch sie lachte nicht, wie er erwartet hatte, sondern hielt das Buch stirnrunzelnd in Händen, ohne es anzusehen. Sie erinnerte sich an das Kauderwelsch, das sie damals in seinem Arbeitszimmer gesehen hatte, und kaute an ihrer Unterlippe. Ihr Ehemann wußte bereits, daß sie ein bettelarmer Bastard war. Aber was würde er von ihr halten, wenn er auch noch entdeckte, wie ungebildet sie war?

»Gibt es ein Problem, Schatz?«

Keely hörte den besorgten Ton in seiner Stimme. Sie schämte sich zu sehr, um ihm in die Augen zu blicken, und starrte statt dessen auf seine Brust. »Mylord, ich kann keine andere Sprache als Englisch lesen.«

»Ich weiß«, lächelte Richard voller Zartgefühl. »Und wenn du dir das Buch genauer ansiehst, Liebling, wirst du entdecken, daß ich Das Leben der Heiligen ins Englische übersetzt habe.«

Keely lächelte erleichtert und hielt das Buch beinahe ehrfurchtsvoll in den Armen. »Was für ein wunderbares Geschenk. Ich habe noch nie ein Buch besessen.«

»Wirst du es lesen?«

»Eines Tages.«

»Ich hoffe, bald.«

»Anbetracht deiner mangelhaften religiösen Überzeugung dachte ich, du könntest einen Fingerzeig gebrauchen, um den richtigen Weg zu finden«, erklärte Keely und reichte ihm ihr zweites Geschenk.

Richard packte es aus. Verwirrt starrte er es an, um in lautes Gelächter auszubrechen, als er endlich merkte, worum es sich handelte. Er breitete das mit einer Kapuze versehene Zeremoniengewand aus und strich über das Monogramm, R und D, das seine Braut mit Goldfaden gestickt hatte.

»Wirst du es tragen?« fragte sie ihn.

Seine Mundwinkel zuckten. »Eines Nachts«, versprach er.

»Ich hoffe, bald.«

Richard zog sie wieder auf das Bett und streichelte ihren Nacken. »Du mußt erschöpft sein, Liebling.«

Keely schüttelte den Kopf, lehnte sich jedoch an seine Brust. »Du hattest recht, als du sagtest, ich solle meinem Vater vergeben«, erzählte sie ihm. »Ich habe das Gefühl, als sei mir eine große Last von der Seele genommen.«

»Ihm geht es genauso, Geliebte.«

Er hatte sie ›Geliebte‹ genannt, dachte Keely. Ob ihr Mann Liebe für sie empfand? Oder war das nur eine dieser englischen Floskeln, deren Bedeutung sie nicht kannte?

»Worüber hast du gerade nachgedacht?« fragte Richard sie, als er ihren sorgenvollen Blick sah.

Keely fuhr hoch und schaute dem Mann, über den sie sich gerade den Kopf zerbrochen hatte, in die Augen. »Hättest du aufgehört, wenn ich dich darum gebeten hätte?« fragte sie ihn.

Er hielt inne, sie zu streicheln, blickte ihr ernst in die Augen und log: »Ja, Schatz. Dein Wunsch ist mir Befehl.«

Keely zog eine Augenbraue hoch und schenkte ihm ihr verführerischstes Lächeln. »Und wenn ich ›fang an‹ sage?«

Ein umwerfend lässiges Lächeln war seine Antwort. Richard drehte sie auf den Rücken, und sein sinnlicher Mund zauberte ihr Lächeln fort. Eine Stunde später sanken sie erschöpft in den Schlaf.

Richard wachte während dieser magischen Augenblicke kurz vor der Morgendämmerung auf, wenn die Welt noch im Schlaf liegt. Er machte sich gar nicht die Mühe, die Augen aufzuschlagen, sondern drehte sich in die Bettmitte, wo er den warmen, zierlichen Körper seiner Frau vermutete. Doch der war nicht da. Er schlug zunächst ein Auge auf und dann das andere. Wohin, zum Teufel, war sie verschwunden? Richard richtete sich auf, und da sah er sie.

Splitternackt, von ihrem dichten, ebenholzschwarzen Haar bis zu den Hüften eingehüllt, stand Keely vor dem Fenster und blickte hinaus. Eine Hand auf der Glasscheibe, schien sie in Gedanken verloren, ihre Lippen bewegten sich stumm.

Richard lächelte. Seine Frau begrüßte den Sonnenaufgang, so wie sie es jeden Morgen tat. Sie hatte ihm davon erzählt.

Richard stieg aus dem Bett und lief barfuß zum Fenster. Er streifte den schwarzen Schleier ihrer Haarmähne zur Seite und liebkoste ihren Nacken. Sie schien ihm mit jeder Faser ihres Körpers einen guten Morgen zu wünschen.

Ohne falsche Zurückhaltung lehnte sich Keely an seinen harten, muskulösen Körper. Er umfaßte sie mit seinen kräftigen Armen und liebkoste ihre wunderbar geformten Brüste.

Sie schnappte nach Luft. Lächelnd fragte Richard sie: »Was siehst du?«

»Ich sehe über den Horizont hinaus.« Ihre Stimme klang weich und verträumt.

»Was liegt jenseits des Horizonts, meine Geliebte?«

Keely drehte sich um, ohne sich aus seiner Umarmung zu lösen, legte ihm die Arme um den Hals und küßte ihn auf den Mund. »Unsere Tochter Blythe hat ihre lange Reise zu uns begonnen.«

Richard sah sie fragend an. Er verstand überhaupt nicht, wovon sie redete, aber inzwischen kannte er sie gut genug, um zu wissen, daß jede weitere Erklärung ihn nur noch mehr verwirren würde. Daher nickte er bloß und akzeptierte ihre Worte.

»Was möchtest du an diesem ersten langweiligen Tag unseres Ehelebens gerne machen?« fragte er sie.

»Unsere Ehe sollte mit einem günstigen Vorzeichen beginnen«, erwiderte sie ernst. »Der Brauch verlangt, daß wir zum Hause Devereux zurückkehren. Ach ja, wir werden eine Barke brauchen, die groß genug ist, um Merlin aufzunehmen. Sie muß mit uns kommen.«

»Warum?« wollte Richard wissen und bedauerte es bereits, sie um eine Erklärung gebeten zu haben.

»Das ist ein alter walisischer Brauch«, legte Keely ihm dar. »Wenn eine Braut ihr Pferd durch das Haus ihres Bräutigams führt, bringt das Glück.«

Am liebsten hätte er laut losgelacht, doch er blieb ernst. »Du hast vor, mit Merlin durch Devereux House zu spazieren?«

Keely nickte.

»Sie wird ihr Geschäft darin verrichten«, warf Richard ein.

»Merlin ist eine wohlerzogene Dame und würde nicht im entferntesten daran denken, sich so schlecht zu benehmen«, versicherte Keely ihm. »Außerdem ist dies von größter Wichtigkeit für den glücklichen Verlauf unserer Ehe.«

Richard war strikt dagegen, ein verdammtes Pferd durch sein Haus spazieren zu lassen. Und genausowenig hatte er vor, mit seiner Frau darüber zu streiten.

»Heute nachmittag findet die Hochzeit von Lady Cheshire und deinem Vater statt«, erinnerte er sie. »Wir haben keine Zeit, um uns nach Devereux House zu begeben. Können wir mit diesem ehrwürdigen Brauch etwas warten, bis wir dorthin kommen?«

»Ich denke, das geht«, meinte sie unsicher.

Richard trat einen Schritt zurück und streckte ihr die Hand entgegen. »Komm zurück ins Bett«, lud er sie ein.

Keely ließ ihren Blick von seinen grünen Augen über seine Hand hinunter zu seinem Glied gleiten, das nach unten baumelte. Sie streckte die Hand aus und sagte: »Mylord, du hast einen Leberfleck auf der Spitze deines ... oh!« Unter der leichten Berührung ihrer Fingerspitze wurde sein Glied zu ihrer Überraschung plötzlich steif. »Ach, es bewegt sich ja.«

»Dieses wüste Kerlchen bewegt sich nur, wenn ich es will«, erklärte ihr Richard. »Was du da siehst, Schatz, ist eine Sommersprosse. Damen haben einen Leberfleck, Herren haben hübsche Sommersprossen.«

Richard nahm sie in die Arme und warf sie aufs Bett. Er stürzte sich mit einem übertriebenen Lustschrei auf sie.

Keely und Richard verbrachten den ganzen Morgen und einen Großteil des Nachmittags damit, sich in den wärmenden Strahlen der Sonne zu aalen und seufzend den sanften Sommerwind zu genießen. Im Königreich ihres Bettes.