Was Männer an Puffärmeln stört

Die schönsten, weil verwegensten Zeitungsartikel kommen sehr oft mit ungeheurer Verspätung unter die kurzsichtigen oder weitsichtigen Augen der Leserschaft. Nämlich erst dann, wenn man den Salat und die Petersilie, die einem die Gemüsefrau vorsorglich in ein Zeitungsblatt gehüllt hat, auswickelt.

Doch wenn man dann so beim Küchentisch sitzt und dem Salat die äußeren Blätter abzupft, trifft einen die Botschaft auf der sandbestreuten, unter Umständen auch von Kleinstgetier bekrabbelten Salatunterlage viel tiefer, als bei der täglichen Frühstückslektüre üblich.

REIZWÄSCHE IST DYNAMIT IM SCHLAFZIMMER steht da etwa.

Dies zwischen den Salatblättern erspähend, bleibt einem doch glatt die Luft weg. Man wischt also Salat, Getier und Sandkörner beiseite und studiert das, was „müde Männer munter macht“.

Selbst wenn man die kleinformatigen Ratschläge für den häuslichen Bettbedarf nicht not hat, ist das doch interessant!

Schwarz, Rot und Violett sind die Farben, die ankommen.

Rosa, Hellblau, Gelb und Grau hingegen sind Flops!

Spitze und alles Transparente sind Muntermacher, Baumwolle und Flanell sind zu meiden. Und der Superhit: Die Ehefrau in einem Oberteil eines Männerpyjamas aus Seide.

Sapperlot, denkt man. Ist ja toll! Aber dazu braucht man einen Ehemann, der im Besitze eines Seidenpyjamas ist. Oder kauft sich die Ehefrau extra einen Herrenseidenpyjama? Und was tut sie dann mit der Pyjamahose?

Oder bekommt man Oberteile von Männerpyjamas aus Seide – weil sich die erotische Sache schon herumgesprochen hat – jetzt auch ohne dazugehörige Hose? Vielleicht sogar in einem Damenwäschegeschäft?

Noch schwerer zu ergründen aber ist der allergrößte Verstoß gegen die männlichen Wünsche! Puffärmel am Nachthemd zu haben, steht auf dem Salatpapier, sollte keiner einfühlsamen Frau unterlaufen.

Was, in drei Teufels Namen, hat ein männlicher Mann gegen Puffärmel?

Verdutzt starrt man der Salatschnecke nach, die das Zeitungsblatt verlässt.

In der Fleischpfanne am Herd brutzelt es bedrohlich, die Petersilie wird langsam welk, und die schleimig-klebrige Kriechspur der Salatschnecke hat die Zeitungszeile unter den „Puffärmeln“ unleserlich gemacht.

Nie mehr werden wir erfahren, was es mit Puffärmeln auf sich hat.