Freizeit, richtig genützt

Freizeit, egal was der Einzelne darunter versteht und wie er sie zu verbringen beliebt, hat für uns alle ein Häuchlein vom Duft nach Freiheit an sich. Allerdings soll’s auch Menschen geben, die mit heiß ersehnter Freizeit nichts anzufangen wissen, außer vor dem Fernseher vor sich hin zu dumpfen. Und so geht es nicht nur erwachsenen Männern, so geht es heute schon Kindern. Frauen, wenn sie als Single leben, wohl auch. Nur Frauen, die Mann und Kinder haben, bleiben von dem Problem unbelästigt; sie haben nämlich keine „Freizeit“. Das heißt nicht, dass sie keine haben könnten. Sie wagen nur üblicherweise nicht, sich „frech“ eine zu nehmen. So ein Haushalt ist nämlich endloses, uferloses Arbeitsgebiet, und ein Tag hat leider nur 24 Stunden.

Und so müsste die Hausfrau und Mutter die strikte Entscheidung treffen, wo und wann sie „Halt!“ sagt und streikt. Das schafft sie im Regelfall, solang es um leblose Dinge geht. Die Wäsche ungebügelt, den Teppich ungesaugt, die Fenster ungeputzt zu lassen, um ein Stündchen Freizeit zu genießen, kriegt sie hin, falls sie keine Haushalts-Neurose hat. Weit schwieriger ist es, den Anspruch auf Freizeit gegen lebendige Menschen zu verteidigen.

Da hat man sich vorgenommen, endlich freizeitlich zu rasten, da kommt der Spross und verlangt: „Mama, erklär’ mir die Rechnung!“ Und da geht es ja nicht nur darum, dass man als Mutter Verantwortung für des Sprosses Bildung fühlt, man weiß doch: Der gibt keine Ruhe, bevor ich’s ihm erklärt habe! Also hätte man ohnehin keinen freizeitlichen Frieden. Und wenn der andere Spross zur Reitstunde chauffiert werden will und der Mann das Loch in der Hosentasche geflickt braucht und beide Sprösse eine Gute-Nacht-Geschichte fordern, gibt man ebenfalls lieber nach und seine geplante Freizeit auf, als sie beinhart zu konsumieren.

Sogar wenn man sich vorgenommen hat, den Sonntag mit der Freundin zu verbringen, und dann kommt der Herr Gemahl heim und sagt, er habe für Sonntag den Hugo eingeladen, weil der endlich in den Genuss seiner Ehefrau köstlicher, selbst gemachter Lasagne kommen soll, disponiert man halt auch um. Kann man doch dem Gemahl nicht zumuten, dass er Hugo wieder „auslädt“, das wäre ihm doch peinlich!

Und so knetet und walkt man am Sonntag Nudelteig, kocht Sugo, kocht Bechamel, reibt Käse, schichtet, bäckt und lässt sich schließlich vom mampfenden Hugo sagen: „Köstlich, köstlich, aber dass du dir die Riesenkocherei antust?“ Worauf der Gemahl strahlend verkündet: „Kochen ist halt ihr Hobby!“

Und Hugo gratulierend hinzufügt: „Ein Glück, wenn der Mensch mit seiner Freizeit was Ordentliches anzufangen weiß. Schafft ja nicht jeder!“

Liebe macht blind - manche bleiben es
cover.html
halftitle.html
title.html
copyright.html
part01.html
chapter001.html
chapter002.html
chapter003.html
chapter004.html
chapter005.html
chapter006.html
chapter007.html
chapter008.html
chapter009.html
chapter010.html
chapter011.html
chapter012.html
chapter013.html
chapter014.html
chapter015.html
chapter016.html
chapter017.html
chapter018.html
chapter019.html
chapter020.html
chapter021.html
part02.html
chapter022.html
chapter023.html
chapter024.html
chapter025.html
chapter026.html
chapter027.html
chapter028.html
chapter029.html
chapter030.html
chapter031.html
chapter032.html
chapter033.html
chapter034.html
chapter035.html
chapter036.html
chapter037.html
chapter038.html
chapter039.html
chapter040.html
chapter041.html
chapter042.html
chapter043.html
chapter044.html
chapter045.html
chapter046.html
chapter047.html
chapter048.html
chapter049.html
part03.html
chapter050.html
chapter051.html
chapter052.html
chapter053.html
chapter054.html
chapter055.html
chapter056.html
chapter057.html
chapter058.html
chapter059.html
chapter060.html
chapter061.html
part04.html
chapter062.html
chapter063.html
chapter064.html
chapter065.html
chapter066.html
chapter067.html
chapter068.html
chapter069.html
chapter070.html
chapter071.html
chapter072.html
chapter073.html
chapter074.html
chapter075.html
chapter076.html
chapter077.html
chapter078.html
chapter079.html
chapter080.html
chapter081.html
part05.html
chapter082.html
chapter083.html
chapter084.html
chapter085.html
chapter086.html
chapter087.html
chapter088.html
chapter089.html
chapter090.html
chapter091.html
chapter092.html
chapter093.html
chapter094.html
chapter095.html
chapter096.html
chapter097.html
chapter098.html
chapter099.html
chapter100.html
chapter101.html
chapter102.html
chapter103.html
chapter104.html
chapter105.html
chapter106.html
chapter107.html
contents.html
back01.html
back02.html