Ohne grüne Katze keine Farbharmonie

Ich blättere gern in Journalen, die sich mit erlesener Innenarchitektur befassen. Klappe ich sie dann zu, schaue ich mich in meiner Behausung um und bin unheimlich unzufrieden mit dem, was ich da sehe.

Meine Einrichtung hat keinen „Pfiff“, mein Mobiliar hat keinen „Stil“, nicht einmal meine „ganz persönliche Note“ kommt durch mein Inventar zum Ausdruck.

Am Geld allein kann das nicht liegen. Die Mitarbeiter der Wohnzeitschriften beweisen mir mit Preisangaben, dass man sich auch „mit schmaler Börse“ sehr originell, praktisch und preiswert einrichten kann. Etliche Möbelstücke, die bei mir ungeliebt herumstehen, haben mehr gekostet, als die Wohnredakteure in zwei urgemütlich ausstaffierte Zimmer investieren.

Hin und wieder entdecke ich in so einer Zeitschrift sogar ein Möbelstück, das ich selbst besitze, und merke vergrämt, dass es bei mir zu Hause bei Weitem nicht so prächtig wirkt wie auf dem Journalfoto.

Schön langsam komme ich auch dahinter, warum das so ist. Mir geht der richtige Farbensinn ab. Ich wohne nicht farbharmonisch durchgestylt! Ich kapiere das „Ton-in-Ton-Wohnen“ nicht.

Dabei exerzieren es mir die einschlägigen Magazine doch immer wieder vor: Entschließt man sich, einen Raum in Grün zu halten, muss man dabei bleiben! Ist die Couch grün, haben die Kissen auf ihr in Grüntönen zu schillern, und die Vorhänge müssen grüngemustert sein. Und ein grünes Bild muss an die Wand. Und eine grüne Decke über den Tisch! Bis zu diesem Punkt bin ich ja fähig, den guten Vorschlägen nachzueifern. Doch dann versaue ich mir die grüne Pracht, weil ich, total geschmacklos, rote Äpfel und gelbe Bananen in einer blauen Schüssel auf den grünen Tisch stelle und meine graue Strickerei auf der grünen Couch deponiere und rosa Tulpen in einer lila Vase arrangiere.

Nicht einmal meine Katzen färbe ich grün ein! So kann natürlich keine Farbharmonie zwischen meinen vier Wänden entstehen! Aber selbst mit resedagrünen Katzen, Granny-Smith-Äpfeln, Anjou-Birnen, lodengrüner Strickerei und Artischocken in der Vase wäre das Problem nicht gelöst, denn ich habe vierzig Laufmeter Bücher an einer Wand des „grünen Zimmers“. Und diese Bücher haben Rücken in allen Regenbogenfarben.

Ich möchte wirklich wissen, wie es die Wohnredakteure schaffen, eine Wand voll Literatur – wenn auch nur fürs Foto – in total Grün aufzutreiben. Lesen, allerdings, möchte ich diese Bibliothek nicht.

Liebe macht blind - manche bleiben es
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