Keith

17. KAPITEL

Tamara fiel neben Eric auf die Knie und hob seinen Kopf. Ihr schoss durch den Sinn, dass er hätte tot sein müssen. Ihre Schwäche und ihr Schwindel, selbst ihr wunder Arm wurden von ihrer Trauer zur Bedeutungslosigkeit verdammt. Sie war überrascht, als er durch zusammengebissene Zähne sprach: „Es sind nicht die Kugeln, Tamara. Es ist … die Blutung.“

„Blutung.“ Sie runzelte die Stirn. „Die Blutung!“ Natürlich. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass er ihr erzählt hatte, wie leicht er verbluten könne.

Sie drückte ihn flach auf den Boden und riss mit ihrer Rechten sein Hemd auf, ehe sie sich auf die Beine mühte. Schwankend und benommen ging sie hinüber zu einer Reihe von Schränken und zog energisch drei der Türen auf, bevor sie schließlich Bandagen, Mull und Pflaster fand. Mit vollen Armen, der linke immer noch schmerzhaft pochend, stolperte sie zu ihm zurück.

Unbeholfen legte sie mit nur einer Hand den Mull zusammen, um ihn auf die beiden kleinen Wunden zu pressen. Er grunzte, während sie sich an ihm zu schaffen machte. Er fühlte den Schmerz stärker, als ein Mensch es tun würde, was ihr verriet, dass die Pein überwältigend sein musste. Dennoch zwang sie sich, in ihrem Tun fortzufahren, bis es den Anschein hatte, als wäre die Blutung gestoppt. Sie wickelte lange Streifen Verband um Erics Leib, um den Mull an seinem Platz zu halten; dann zog sie sie straff und klebte sie fest.

Wieder überkam sie Schwindel, doch Eric setzte sich auf und packte ihre Schultern, als sie hinzustürzen drohte. Er trug dafür Sorge, dass sie sich neben ihn sinken ließ, und verband die kleine Wunde auf ihrem Unterarm behutsam mit einem dicken Polster. Anschließend entfernte er den Riemen, den er um ihren Arm geschlungen hatte.

Sie halfen sich gegenseitig beim Aufstehen und bahnten sich langsam ihren Weg aus dem Labor um Curtis’ reglosen Körper herum und die Treppen hinauf. Als sie ins fahle Licht des frühen Morgens hinaustraten, die Dämmerung bereits im Anzug, tauchte Roland in der Auffahrt auf und kam auf sie zu.

„Ich hatte das Gefühl, dass ihr womöglich meine Hilfe braucht. Wie ich sehe, habe ich mich geirrt.“ Er blickte von einem zum anderen. „Rogers?“

„Tot“, sagte Eric düster.

„Ich habe ihn erschossen.“ Tamara zwang sich, die Worte auszusprechen. „Und das Einzige, was ich bedaure, ist, dass er mir jetzt nicht mehr erzählen kann, was er mit … mit Jamey gemacht hat.“ Ihre Stimme brach, und sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

„Der Junge ist jetzt in guten Händen. Ich habe ihn in die Notaufnahme gebracht.“

Tamaras Kopf ruckte in die Höhe, und Erics Arm legte sich fester um sie. „Geh zu ihm, Liebste. Dein Arm muss ohnehin genäht werden.“

„Ich lasse dich nicht allein, solange ich nicht weiß, dass es dir gut geht.“ Sie blickte zum Himmel empor und runzelte die Stirn. „Wir sollten uns besser beeilen, sonst steckt ihr zwei in Schwierigkeiten.“

Roland legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich gebe dir mein Wort, dass Eric bei Einbruch der Nacht so gut wie neu sein wird, Kind. Wir schaffen es in kürzerer Zeit zum Haus, als du benötigst, um mit deinem Wagen dorthin zu fahren. Geh, sieh nach dem Jungen.“

Sie blickte zu Eric auf, und seine Arme schlossen sich um sie. Seine Lippen, obgleich blass und kalt, fanden ihre und ließen sie mit einem Versprechen zurück. „Geh, Liebste. Wir sehen uns heute Abend.“

Sie nickte und eilte zu ihrem Wagen. Sie fand eine Jacke auf dem Rücksitz und zog sie über ihre zerrissene Bluse, bevor sie losfuhr. Nichts auf der Welt hätte sie dazu bringen können, noch einmal in dieses Haus zu gehen. Ihr fiel auf, dass Eric und Roland warteten, bis sie außer Sicht war, bevor sie sich ihrerseits auf den Weg machten.

Stunden später, als ihr Arm genäht und verbunden war, die Polizei fürs Erste keine weiteren Fragen mehr hatte und sie selbst wieder klar denken konnte, kniete Tamara vor dem Feuer, das im Kamin von Erics Wohnzimmer loderte, und legte Holzscheite in die glühenden Kohlen.

Hier fühlte sie sich sicher, in dem Wissen, dass er sich in der Nähe befand. Ihr wurde klar, dass sie sich nicht mehr so sicher gefühlt hatte, seit sie sich als Sechsjährige in einem Krankenzimmer an die Hand eines groß gewachsenen, gut aussehenden Fremden geklammert hatte, der überhaupt kein Fremder war.

Als sie ausreichend Wärme genossen hatte, um die Kälte aus ihrem Körper zu vertreiben, ging sie hinüber zur Stereoanlage und legte eine CD ein. Mozarts Musik erfüllte das ganze Haus, und Tamara ging von Zimmer zu Zimmer und entzündete jede einzelne Öllampe. Der Tag begann zu schwinden.

Die Nacht stand bevor, und sie war zu aufgeregt und voller Erwartung, um ruhig dazusitzen und zu warten. Sie verbrachte einige Zeit unten im Badezimmer, um ein heißes, duftendes Schaumbad zu genießen. Als sie fertig war, konnte sie dem Drang nicht widerstehen, nach oben ins Schlafzimmer zu gehen und das Kleid anzulegen, das er ihr gegeben hatte.

Sie zog es vorsichtig an, fand eine Bürste und bürstete ihr Haar zu glänzendem Onyx. Als sie zu ihrem Sessel neben dem Feuer zurückkehrte, stand die Sonne tief am Himmel, bereit, zur Gänze zu verschwinden.

In der Geheimkammer jenseits des Kellers blickte Eric auf sein zerrissenes, blutiges Hemd hinab und schnitt eine Grimasse.

„Hattest wohl nicht genügend Zeit, hier klar Schiff zu machen, bevor wir uns hingelegt haben, was, Eric?“ Rolands Grinsen verärgerte ihn noch mehr.

„Ich schätze, du findest das amüsant?“

„Überhaupt nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich mir die Freiheit genommen, gewisse Vorkehrungen zu treffen, nachdem ich dich heute Morgen zur Ruhe gebettet habe.“ Roland deutete mit einer Hand auf den frischen Anzug, der in der Nähe hing, und auf die Wasserschüssel auf dem Tischchen neben dem Feuer.

Erics schlechte Laune schwand. „Nur ein wahrer Freund würde einen Gedanken an solch triviale Notwendigkeiten verschwenden.“

„Ich habe keinen Zweifel, dass ich dich eines Tages darum bitten werde, diese Gefälligkeit zu erwidern.“

Eric wusch sich hastig, in dem Wissen, dass Tamara oben auf ihn wartete. Er schlüpfte eilends in seine Kleider und eilte die Treppe hinauf, um sich zu ihr zu gesellen.

Taktvoll, wie er war, ließ Roland sich Zeit, ehe er ihm nachfolgte.

Tamara wartete neben dem Feuer auf Eric. Sie trug das Kleid, und er fühlte einen Kloß in seinem Hals. Als sie ihn hörte, erhob sie sich geschwind und musterte ihn mit offenkundiger Sorge. „Eric. Bist du …“

„Vollkommen wiederhergestellt, Liebste. Ich sagte dir doch, dass Schlaf eine regenerierende Wirkung auf uns hat, nicht wahr? Ich hoffe, du hast dir keine Sorgen um mich gemacht.“

„Ich habe mir um viele Dinge Sorgen gemacht“, gestand sie. Gleichwohl, in seinen Armen entspannte sie sich und legte ihren Kopf an seine Schulter.

Er hielt sie lange mit geschlossenen Augen fest, genoss ihre Nähe, ihren Duft und das Gefühl ihres Körpers so dicht bei seinem. Dann richtete er sich auf, nahm ihre Hand in seine und besah sich ihren verletzten Arm.

„Ist er genäht worden?“ Sie nickte, und Eric hob mit der Hand ihr Kinn, um in ihr Gesicht zu schauen. „Und die anderen Wunden? Hast du noch Schmerzen?“

Ihr Lächeln war Antwort genug für ihn. „Es geht mir gut.“

„Was mich betrifft, so scheint es dir sogar noch besser zu gehen als das“, dröhnte Roland, als er sich ihnen im Salon anschloss. „Wenn es je einen Anblick gab, um einem Mann den Atem zu rauben, dann diesen.“

Tamara schenkte Roland ein Lächeln und senkte dann den Blick. „Sind alle Männer des achtzehnten Jahrhunderts so begnadete Schmeichler wie ihr?“

„Ich bin um einiges älter als das, meine Liebste, weshalb meine Schmeichelei nur als einzigartig gelten kann.“ Just als Eric einen leichten Anflug von Eifersucht verspürte, fuhr Roland fort: „Ich sehe, dass ihr beiden Angelegenheiten von größter Wichtigkeit zu klären habt, und ich selbst habe noch eine Verabredung, deshalb muss ich mich jetzt leider verabschieden.“

„Ich weiß von deiner Verabredung“, sagte Tamara.

Eric blickte ihr verwundert nach, als sie sich aus seiner Umarmung löste, zu Roland hinüberging und sich bei ihm einhakte.

„Was hat das zu bedeuten?“ Erics Tonfall blieb freundlich. „Habt ihr zwei etwa ein Geheimnis?“

„Keins, von dem ich wüsste, Eric.“ Roland musterte Tamara, als sie ihn zum Kanapee führte und ihn niederdrückte, damit er Platz nahm. „Hast du begonnen, auch meine Gedanken zu lesen, Kleines?“

„Nein, aber ich habe heute mit Jameys Mutter gesprochen.“

Roland nickte, wie verstehend. Eric indes tappte nach wie vor im Dunkeln.

Tamara kehrte zu ihm zurück, zog auch ihn zum Kanapee hinüber und ließ sich ebenfalls darauf nieder. „Letzte Nacht hat Roland Jamey das Leben gerettet. Curtis hat ihn entführt, weil er so ist wie ich, einer von denen, die ihr die Auserwählten nennt. Das ist der Grund, warum Jamey und ich uns die ganze Zeit über so miteinander verbunden gefühlt haben. Ich bin fast verrückt geworden bei der Beschäftigung mit der Frage, was ich tun könnte, um gewiss zu sein, dass Jamey in Sicherheit ist … dass kein Verrückter wie Daniel im Namen der Wissenschaft auf die Idee kommt, seine Mutter zu ermorden und ihn dann zu adoptieren. Denn genau das hat Daniel getan, musst du wissen. Der Tod meiner Eltern war kein Unfall.“

Eric nickte. Diesen Verdacht hegte er bereits seit einer ganzen Weile.

Sie blickte Roland an. „Kathy sagt, dass du sie gebeten hast, zu einem deiner Anwesen in Frankreich zu reisen; dass du dort eine Vollzeithaushälterin brauchst, die vor Ort lebt, und dass du ihr diese Aufgabe gern übertragen würdest. Sie sagt, du hast ihr so viel Geld geboten, dass sie nicht ablehnen konnte.“ Tamara schüttelte den Kopf. „Nachdem du Jamey gesund und munter zurückgebracht hast, hätte sie es auch umsonst getan.“

„Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, konnte man das nicht unbedingt von ihm behaupten“, merkte Roland an. „Wie geht es dem Jungen?“

„Er wird wieder ganz gesund.“

Eric runzelte heftig die Stirn. „Irgendwie kann ich euch nicht folgen. Wenn der Junge einer der Auserwählten ist, wo war dann sein Hüter, als er in diesen ganzen Schlamassel geriet?“

Roland warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. „Das habe ich mich ebenfalls gefragt, bis mir ein Licht aufgegangen ist. Der Junge kann sich glücklich schätzen, eine Hüterin wie Tamara zu haben, Eric.“

„Was sagst du da?“

Tamara schien nichts von den Strömungen zwischen den beiden zu spüren. Sie ergriff Rolands Hand und hielt sie fest. „Vielen Dank, Roland. Jamey bedeutet mir so viel. Du sorgst dafür, dass sie unverzüglich das Land verlassen, ja? Bevor irgendjemand eine Verbindung zwischen Jamey und Curtis entdeckt und anfängt nachzuforschen.“

„Du hast mein Wort darauf, Kleine. Und nun mache ich mich besser aus dem Staub, bevor mein bester Freund noch zu meinem Scharfrichter wird.“ Er zwinkerte Eric zu. „Wage es nicht, dich gegen dein Schicksal zu sperren, Eric. Ich glaube, dass diese Weichen schon vor langer Zeit gestellt wurden.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er sie allein.

Tamara stand abrupt auf und schritt rastlos vor dem Feuer auf und ab. „Auch wir müssen umgehend von hier verschwinden, Eric. Sobald man Curtis’ Leiche findet, werden sie mich verdächtigen, weil ich in diesem Haus gelebt und den Vorfall nicht gemeldet habe. Auch dich werden sie wegen des Einbruchs als Verdächtigen ansehen. Wir sollten von hier fortgehen.“ Vor dem glimmenden Kamin blieb sie stehen und wandte sich um, um ihn anzusehen. Das Feuer zauberte einen Heiligenschein über sie und ließ sie ätherisch erscheinen, ein wahrhaftiges Traumbild.

„Doch zuerst gilt es, noch etwas zu erledigen, und ich glaube, du weißt so genau wie ich, was.“

Eric erhob sich, kam zu ihr und schaute ihr ins Gesicht. Selbst der lupenreinste Diamant auf Erden wäre ihm nicht so wunderschön und kostbar erschienen wie sie. Himmel, seine Liebe zu ihr ging über jede Vorstellungskraft hinaus. Mehr als alles andere verlangte es ihn danach, sie für immer an seiner Seite zu haben. Er schluckte. „Es ist ein niemals endendes, einsames Leben, Tamara. Ein Leben in ewiger Nacht. In einer Welt ohne Sonne.“

„Wie kann es einsam sein, wenn wir zusammen sind?“ Sie packte sein Revers mit den Fäusten. „Wenn ich mich zwischen dir und der Sonne entscheiden muss, dann wähle ich dich, Eric, und das, ohne eine Sekunde zu zögern. Empfindest du nicht dasselbe für mich?“

Seine Kehle war wie zugeschnürt; mühsam brachte er die Worte heraus. „Du weißt, dass ich das tue. Doch Unsterblichkeit ist kein Geschenk, Tamara. Sie ist ein Fluch. Du wirst weiterleben, während du mit ansehen musst, wie all jene, die dir am Herzen liegen, zu Staub werden …“

„Jeder, der mir je am Herzen lag, ist tot, abgesehen von zweien: Jamey und du. Und sosehr ich ihn auch vergöttere, er ist nicht Teil meines Lebens. Er hat seine Mutter und ein eigenes Leben zu leben.“ Sie blinzelte, als ihre Augen feucht zu werden begannen. „Bitte, wenn du mich zurückweist, bin ich wahrhaftig allein. Was muss ich tun, Eric?“

Ihre Tränen ließen seine eigenen Augen brennen. „Du brauchst Zeit, um in Ruhe darüber nachzudenken.“

„Wenn ich in den vergangenen zwanzig Jahren eines hatte, dann Zeit.“ Ein Zittern schlich sich in ihre Stimme. „Ich bin ziellos in einer Welt umhergestreift, in die ich nie gehört habe. Es war mir nie bestimmt, hier zu sein, Eric; es war mir bestimmt, mit dir zusammen zu sein. So zu sein wie du. Roland weiß das. Du hast gehört, was er gesagt hat: Es liegt nicht in unseren Händen, diese Entscheidung zu treffen. Mein Schicksal“, sie hob eine zitternde Hand zu seinem Gesicht empor, und nun rannen ihr Tränen über die Wangen, „steht direkt vor mir.“

Im Schein des Kaminfeuers wirkte ihr Satinkleid wie eine hellgrüne Flamme. Ihr Haar glänzte, und selbst ihre Haut schien zu leuchten. Ihr Duft liebkoste ihn im selben Maße, wie es ihre Hand tat.

Sie räusperte sich, und er wusste, dass sie sich zwang fortzufahren. „Ich weiß … dass du von mir trinken musst“, flüsterte sie. „Aber das ist bloß ein Teil davon, nicht wahr? Dass du von mir trinken musst, Eric?“

Er konnte weder verhindern, dass sich sein Blick auf ihren entblößten Hals richtete, noch, dass er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. „Und … und du von mir“, entgegnete er. Allein diese Worte auszusprechen weckte seinen Blutdurst, der in seinen Adern sang und an Stärke gewann, bis seine Schläfen und Lenden gleichermaßen davon pochten.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Arme um seinen Hals und bot ihm ihre offenen Lippen dar. Er folgte ihrer Einladung, und sein Verlangen nach ihr wurde alles verzehrend, so wie es seiner Liebe zu ihr längst ergangen war. Geschickt öffnete sie seine Hemdknöpfe, strich dann fiebrig über seine Brust und folgte den Berührungen ihrer Hände mit ihren Lippen.

„Mein ganzes Leben lang“, flüsterte sie, während sich ihre Lippen über seine Haut bewegten und sie diese mit ihrem heißen, feuchten Atem streichelte, „mein ganzes Leben lang habe ich auf diesen Augenblick gewartet … auf dich. Weise mich nicht zurück, Eric. Ich gehöre schon jetzt mehr zu dir als zu dieser Welt.“

„Tamara“, stöhnte er.

Sie hob den Kopf, und er liebkoste ihre Lippen von Neuem, um sich an der Süße ihres Mundes zu laben. Er packte ihren Rock mit den Fäusten und hob ihn hoch. Seine Hände glitten begierig über ihre nackten Schenkel und ihren Po.

„Lieber Himmel, wie sehr ich dich begehre. Du bist das Feuer in meinem Herzen, und mit jedem Mal brennt die Flamme heißer, statt sich abzukühlen. Ich fürchte, sie wird niemals abkühlen. Du erfüllst meine Seele mit unstillbarem Durst nach dir selbst.“

Ihre Hände glitten zwischen sie, zum Verschluss seiner Hose. Innerhalb von Sekunden hatte sie ihn davon befreit und streichelte ihn sanft. „Ich wünschte mir, deinen Durst bis in alle Ewigkeit löschen zu können, Eric. Sag, dass du mir die Ewigkeit schenkst.“

Die Hitze, die sie in ihm entfachte, wurde zu einem Inferno. Seine Hände glitten an der Rückseite ihrer Beine hinab zu ihren Kniekehlen, und er hob Tamara hoch.

Sie schlang die Beine um seinen Rücken, klammerte sich an seine Schultern und schloss die Augen, als er in sie eindrang. Er tauchte so tief in sie, dass sie leise aufschrie vor Lust, doch selbst dann wusste er, dass es nicht genug sein würde. Nicht dieses Mal.

Hemmungslos bewegte sie sich, ohne bei seinen heftigsten Stößen auch nur zusammenzuzucken, und er hielt sie fest, die Hände auf ihren Po gepresst. Sie warf den Kopf zurück und reckte ihm die blasse, seidige Haut ihres Halses entgegen, bloß eine Haaresbreite von seinen Lippen entfernt.

Er konnte nicht anders, als sie dort zu küssen. Ihre Halsschlagader pochte gleich unter der Haut. Ihre Finger glitten in sein Haar und zogen ihn näher zu sich. Seine Zunge schnellte vor, um das Salz auf ihrer Haut zu kosten, und als er sie sanft biss, stöhnte sie leise auf.

Als sie seine Zähne auf ihrer Haut spürte, erschauerte sie, und ihre Hände drückten ihn noch fester an sich. „Lass mich dein sein, Eric. Bitte, lass mich dein sein auf ewig.“

Er stöhnte erregt auf, öffnete den Mund noch weiter und biss sie hungrig in den Hals. Die Erwartung brachte eine neue Flut des Verlangens mit sich, und er versuchte, noch tiefer in sie zu dringen. Er zog sich zurück und drang von Neuem in sie ein, immer und immer wieder.

Auf jede seiner Berührungen reagierte sie genauso leidenschaftlich wie er auf ihre. In vollkommener Harmonie liebten sie sich. Ihre Beine schlossen sich fester um ihn; jedem einzelnen seiner Stöße kam sie entgegen und stöhnte vor Verlangen auf.

Als unbeschreibliche Empfindungen auf sie einstürzten, wand sie sich wonnevoll. Im Takt ihres Herzschlags drang er wieder und wieder in sie ein, und sie fühlte sich wie berauscht. Als er an ihrem Hals saugte, durchlief sie ein Kribbeln.

Sie spürte, wie sie schwächer wurde und ihr die Sinne schwanden. Sie verging wie Nebel im sengenden Schein der Sonne, bis nichts mehr in ihr war außer diesem Gefühl … dieser Ekstase.

Nur undeutlich gewahrte sie, wie er eine Hand zu seiner Kehle hob, und dann, während sein Mund noch auf ihrem lag, drückte er ihr Gesicht auf seinen Hals. Es war, als würden Vibrationen bis zum Zentrum ihrer Seele vordringen. Ein Verlangen, wie sie es noch nie zuvor verspürt hatte, erfüllte sie, und sie schloss ihren Mund um seine Kehle und trank.

Sie waren miteinander verbunden; er bewegte sich tief in ihr, während seine Zähne und Lippen ihr alles abverlangten, was sie zu geben imstande war. Seine Hände hielten ihre Hüfte an seine Lenden gepresst und ihren Kopf an seine Kehle. Seine Bewegungen wurden kraftvoller, und sie wusste, dass es ihr ebenso erging. Der nahende Höhepunkt glich einer dampfenden Lokomotive, die sie beide jeden Augenblick zu überrollen drohte.

Sie stöhnte, dann schrie sie immer und immer wieder, gegen seinen Hals gedrückt, als sie spürte, wie ihr Selbst zum Sud in einem blubbernden Kessel wurde, der langsam überkochte. Eric zitterte heftig, keuchte und fiel auf die Knie, ohne sie jedoch loszulassen.

So verharrten sie, bis die Wellen der Erregung schließlich verebbten, um sie warm und vollkommen zurückzulassen. Sie wusste, dass sie sich Stück für Stück, Tropfen für Tropfen, aneinander gelabt hatten. Sie waren gesättigt … und sie waren eins.

Vorsichtig spreizte Eric seine Beine und lehnte sich zurück, während sie auf ihm ruhte und er sie wie einen Schatz im Arm wiegte. Sie entspannte sich und bewegte sich gerade genug, dass ihre Füße nicht hinter ihm waren, als er sich niederlegte. Die sonderbarsten Empfindungen durchzuckten sie.

Ihre Haut kribbelte, als würden winzige elektrische Entladungen von Nervenstrang zu Nervenstrang schießen. In ihrem Kopf schien sich angesichts dieser neuen Wahrnehmungen alles zu drehen. Mit einem Mal sah sie alles viel schärfer. Der Feuerschein schien heller und schöner als jemals zuvor zu sein. Bislang war ihr nie aufgefallen, wie viele verschiedene Farben den Flammen tatsächlich innewohnten, noch war sie je imstande gewesen, die Essenz des brennenden Holzes zu riechen.

„Eric, ich fühle mich so seltsam … als wäre ich lebendiger als je zuvor, und doch bin ich … so müde.“ Erschrocken sah sie ihn an. Selbst ihre eigene Stimme klang anders.

Er lachte leise und streichelte ihr Haar. Sie hätte schwören können, dass sie jede Linie seiner Handfläche fühlen konnte, als sie über ihre Locken fuhr. „Ich danke dir, dass du mich davon überzeugt hast, dass es das Richtige ist, meine Liebste. Ohne dich hätte ich nicht weiterleben können, musst du wissen.“

„Dann ist es vollbracht?“ Sie kämpfte darum, wach zu bleiben.

„Es ist fast vollbracht. Du musst schlafen. Ich habe zwei Jahrhunderte darauf gewartet, dich zu finden, Tamara. Nur dich allein, das weiß ich jetzt. Da kann ich auch noch eine Nacht länger warten und einen weiteren Tag. Wenn du dann wieder erwachst, wird es vollbracht sein.“

Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. „Sag mir …“

„Du wirst stärker sein als zehn Menschen zusammen.“ Liebevoll strich er über ihr Haar und den Rücken, und seine hypnotische Stimme trug sie davon wie ein Zauberteppich. „Je älter du wirst, desto mehr nimmt deine Kraft zu, doch das ist das einzige Anzeichen des Älterwerdens, das sich dir erschließt. Deine Wahrnehmung wird sich verändern; deine Sinne werden schärfer, noch mehr, als sie es jetzt schon sind. Und dann sind da noch die psychischen Fähigkeiten. Ich werde dich lehren, sie zu beherrschen und zu gebrauchen. Ich werde dich so vieles lehren, meine liebste Tamara. Du wirst auf ewig leben.“

„Mit dir“, murmelte sie, jetzt kaum noch in der Lage, die Lippen zu bewegen.

„Mit mir. Auf ewig mit mir, Liebste.“

–ENDE