Keith
9. KAPITEL
Sie musste ihm nicht sagen, dass sie als Allererstes die Erinnerung an die Berührungen des widerlichen Mannes von ihrem Körper waschen musste. Es verblüffte sie, dass er so problemlos ihre Gedanken lesen konnte, aber es war wahrhaftig so. Eric fuhr sie zu seinem Haus und parkte den Cadillac jenseits des Zauns hinter der Biegung der Auffahrt, sodass man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte. Dann schlug er vor, sie solle Daniel anrufen und ihm eine vernünftige Erklärung für ihre Verspätung liefern.
Sie sagte Daniel, dass Hilary und sie nach dem Abendessen noch die Absicht hatten, einen Nachtklub zu besuchen, und dass sie nicht wusste, wie spät sie nach Hause kommen würde. Daniel murrte, machte ihr jedoch keine nennenswerten Vorhaltungen; das musste sie ihm zugutehalten. Zumindest gab er sich Mühe.
Als sie den Telefonhörer auf die Gabel legte, kehrte Eric mit einem Tablett mit einer Flasche Brandy und einem zerbrechlich aussehenden langstieligen Cognacschwenker darauf ins Wohnzimmer zurück. Sie betrachtete das Glas, während sie sich unbewusst mit einer Hand über die Brust rieb, wo der Mistkerl sie berührt hatte.
„Seine Berührung kann dir nichts anhaben, Tamara. Du bist zu rein, als dass so jemand derart Widerwärtiges dich besudeln könnte.“
Sie bemerkte, was sie getan hatte, und zog ihre Hand fort. „Ich fühle mich dreckig … beschmutzt.“
„Ich weiß. Soviel ich weiß, ist das eine vollkommen normale Reaktion. Würdest du dich nach einem Bad besser fühlen?“
Tamara schloss die Augen. „Himmel, ja. Ich habe das Bedürfnis, jede einzelne Stelle wund zu schrubben, wo er mich …“
„Ich dachte mir so etwas schon. Deshalb habe ich dir ein Bad eingelassen, während du mit St. Claire gesprochen hast.“
Sie öffnete die Augen wieder. „Das hast du getan?“
Er stellte das Tablett ab, goss ein halbes Glas Brandy ein und brachte es ihr. Einen Arm um ihre Schultern gelegt, führte er sie durch einen langen Korridor mit hoher Decke und ging mit ihr durch eine Tür.
Der Raum dahinter war erfüllt vom bersteinfarbenen Licht der Öllampen und der großen eleganten Kerzen, die an jeder freien Stelle brannten. Eine elfenbeinfarbene Wanne mit Klauenfüßen war bis zum Rand mit schaumigem, heißem Wasser gefüllt. Eric nahm ihr den Brandy widerstandslos aus der Hand und stellte das Glas auf ein Beistelltischchen neben der Wanne.
Er ergriff etwas, das wie eine Fernbedienung aussah, drückte einen Knopf, und leise Musik wehte durch den Raum, ebenso beruhigend wie der vom Wasserstrahl aufsteigende Dampf oder der schimmernde Lichtkranz rings um die unzähligen Kerzenflammen.
Sie beugte sich über die Badewanne, berührte eine schillernde Seifenblase und fühlte das Spritzen auf ihrem Handgelenk, als sie zersprang. Sie fühlte, wie seine Hand auf ihrer Schulter zu liegen kam; sie wandte sich um und schaute verblüfft zu ihm auf. „Ich kann kaum glauben, dass du das alles getan hast.“
„Ich möchte, dass du dich wohlfühlst, Tamara. Ich möchte, dass du das Grauen, das dir heute Nacht widerfahren ist, aus deiner Erinnerung tilgst. Ich möchte dich deine Furcht mit Zärtlichkeiten vergessen machen. Du bedeutest mir viel. Ist dir das nicht klar?“
Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals. Seine Worte waren so ergreifend, dass ihre Augen zu brennen begannen.
„Keine Sorge, ich werde an mich halten. Nach dem, was du heute Nacht erdulden musstest, bin ich außerstande, meinem Verlangen freien Lauf zu lassen. Ich möchte dich lediglich verwöhnen, dir zeigen …“ Eric schloss die Augen und hob ihre Hand an seine Lippen. Er küsste ihre Fingerknöchel, einen nach dem anderen, dann öffnete er die Augen wieder und drehte ihre Hand so, dass er seine Lippen auf ihre Handfläche zu pressen vermochte.
Tamara ließ ihn gewähren, ohne dass sie ein Wort sagte. Scheinbar vernahm er ihre stillschweigende Zustimmung trotzdem. Zärtlich zog er ihr die zerrissene Bluse aus und legte sie beiseite. Er griff um sie herum, öffnete ihren Büstenhalter und ließ die Träger von ihren Schultern gleiten. Ihre rechte Brust wies einen Bluterguss auf, und ihr schoss durch den Kopf, dass die Male, die die Finger des anderen Mannes auf ihr hinterlassen hatten, wohl niemals zur Gänze verschwinden würden.
„Die Abdrücke sind bloß oberflächlich; sie werden vergehen.“ Er streifte ihr die immer noch feuchten Jeans über die Beine, hob die Hände und stützte Tamara, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, als sie aus ihren Hosen stieg. Ihres Slips entledigte sie sich selbst.
Sie wollte nicht, dass er an ihrem Körper herabschaute. Trotz seiner beruhigenden Worte fühlte sie sich nach wie vor schmutzig. Er hielt den Blick auf ihre Augen gerichtet und fasste ihre Hände, als sie erst den einen, dann den anderen Fuß in das Schaumbad gleiten ließ. Langsam sank sie ins Wasser, lehnte sich gegen das kühle Porzellan und schloss die Augen.
Tamara spürte die Berührung des kühlen Glases auf ihrer Handfläche und schloss die Hand darum. „Trink“, wies Eric sie an. „Entspann dich. Lass die Anspannung nachlassen. Lausche Wolfgangs Genie.“
Ohne dabei ihre Augen zu öffnen, kostete sie den Brandy. „Hmm. Der ist wirklich großartig.“
„Cognac“, entgegnete er. Sie vernahm das Tropfen von Wasser, dann fühlte sie, wie sich ein warmer Waschlappen über ihren Hals zu ihrem Nacken hin bewegte.
Sie runzelte mit geschlossenen Augen die Stirn. „Gibt es da nicht eine Legende über Vampire und fließendes Wasser …?“
Sie hörte sein leises Lachen. Der Waschlappen verschwand von ihrer Haut, um ins Wasser einzutauchen. Er wrang den Lappen aus, seifte ihn ein und begann von Neuem mit seiner zärtlichen Reinigung – ihrer Seele, wie ihr schien.
„Vollkommener Unsinn.“ Der Waschlappen bewegte sich gemächlich über ihren Brustkorb und wusch ihre Brüste, mit der Folge, dass sich ihr Herzschlag beschleunigte. Indes, Erics Berührungen wohnte keine Leidenschaft inne, lediglich die Sorge um ihr Wohlbefinden. „Genau wie die Geschichte über Knoblauch oder Eisenhut. Und die über das Kruzifix, doch darüber weißt du ja bereits Bescheid.“
„Aber Sonnenlicht …“
„Ja, das Sonnenlicht ist mein größter Feind. Das ist eins der Dinge, denen ich in meinem Labor auf die Spur zu kommen versuche. Wieso die Sonne uns gefährlich ist. Und was ich womöglich tun kann, um das zu ändern.“ Er seufzte, während er ihr Bauch und Unterleib einseifte. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich die Sonne vermisse.“ Seine Hand in dem nassen Waschlappen wanderte unter Wasser über ihren Rippenbogen und dann ihre Seite hinab.
„Was ist mit dem Holzpfahl?“
„Es ist nicht der Pfahl, der mich tötet. Jeder spitze Gegenstand würde hierzu genügen, wenn man es richtig anstellt. Ein Vampir ist beinahe wie jemand, der an der Bluterkrankheit leidet. Wir können ausgesprochen leicht verbluten.“ Er verweilte mit dem Waschlappen viel zu kurz zwischen ihren Beinen, bevor er fortfuhr und begann, rhythmisch ihre Oberschenkel zu massieren.
„Warum haben wir diese geistige Verbindung zueinander?“ Sie nahm einen weiteren tiefen, genussvollen Schluck Cognac und öffnete die Augen, um sein Gesicht zu betrachten, als er ihr antwortete.
„Ich werde versuchen, es dir zu erklären. Weißt du, nicht jeder Mensch kann zum Vampir werden. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige, die verwandelt werden können, und sie alle haben zweierlei gemeinsam.“ Seine Hände glitten zu ihrer Wade, und er massierte sie sanft, während er sie einseifte. „Zum einen die Blutlinie, die sich zu einem gemeinsamen Vorfahren zurückverfolgen lässt, auch wenn ich die Vermutung hege, dass sie sogar noch viel weiter geht als das.“
„Wer ist dieser Vorfahre?“
Er nahm einen ihrer Füße zwischen seine seifigen Hände und hob ihn aus dem Wasser, um ihn zu liebkosen und zu streicheln und zu massieren, bis der Fuß und seine Hände unter einem Berg von Schaum verschwanden. „Prinz Vlad der Pfähler … besser bekannt als …“
„Dracula“, stieß sie ehrfürchtig hervor.
„Ganz genau. Die andere Gemeinsamkeit“, er rieb ihren großen Zeh zwischen Daumen und Zeigefinger, „ist im Blut selbst zu finden. Es handelt sich um ein Antigen namens Belladonna.“
Sie setzte sich hastig auf. „Ich besitze das Belladonna-Antigen ebenfalls!“
Er wandte ihr das Gesicht zu, den Blick einen Moment lang auf ihre Brüste gerichtet, die durch die plötzliche Bewegung unmittelbar über die Wasseroberfläche getreten waren; Seifenblasen zerplatzten, um langsam an ihrer Haut hinunterzulaufen.
Eric fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ja, und auch den Vorfahren, was das betrifft. Menschen, die beide Merkmale aufweisen, sind überaus selten. Wir nennen sie die Auserwählten. Es gibt stets eine geistige Verbindung zwischen uns und diesen Auserwählten, obwohl sich die Menschen in den meisten Fällen nicht darüber im Klaren sind. Wir jedoch wissen, wenn sie in Gefahr schweben, und tun unser Bestes, um sie zu beschützen. Bei diesem Zwischenfall in Paris hat Roland mir nicht zum ersten Mal das Leben gerettet, musst du wissen.“
Sie bemerkte, dass er sich zwang, anderswohin zu schauen, ehe er mit seinen magischen Händen und Fingern in seinem Tun fortfuhr und ihren anderen Fuß zu bearbeiten begann.
„Damals nahm unser beider Band seinen Anfang, Tamara. Es wurde später noch viel stärker, aber daran musst du dich selbst entsinnen.“
Tamara ließ sich zurück ins Wasser sinken. Sie glaubte ihm. Es gab keinen Grund, länger an dem zu zweifeln, was er ihr erzählte. Das Wissen, dass sie in der Lage war, seine Gedanken zu lesen, war Ehrfurcht gebietend, jedoch nichtsdestotrotz real.
Sie wusste augenblicklich, dass es keinen Sinn haben würde, ihn dazu zu drängen, ihr mehr über ihre gemeinsame Vergangenheit und das Band zwischen ihnen zu enthüllen. Er würde es schlichtweg nicht tun. Zu ihrem Besten würde er es nicht tun.
Und just in diesem Moment gewahrte sie, welche Überwindung es ihn kostete, sie nicht ungestüm in seine Arme zu ziehen und sie zu küssen, bis ihr vor Verlangen der Kopf schwirrte. Er riss sich beharrlich zusammen, im vollen Bewusstsein des Grauens, das ihr heute Nacht widerfahren war. Ihretwegen hielt er sich zurück.
Er liebte sie.
Seine Liebe glich einer weichen, warmen Decke, die sie umhüllte und vor der Welt schützte. Erfüllt von diesem wundervollen Gefühl, konnte ihr nichts etwas anhaben. Es war wunderbar, so geliebt zu werden. Jemandem etwas zu bedeuten, wie er es ausgedrückt hatte. Sie spürte diese Emotionen fast körperlich, ihre Wärme war beinahe greifbar.
„Dreh dich um“, sagte er.
In dem kleinen Raum klang seine Stimme sehr tief und leise. Sie tat wie geheißen und verschränkte die Arme auf dem Wannenrand, um ein Kissen für ihren Kopf zu schaffen. Seine kraftvollen Hände ließen den seifigen Waschlappen über ihren Rücken und die Schultern gleiten. Er massierte, streichelte und wusch sie, alles zur gleichen Zeit, und jede einzelne seiner Berührungen war pure Ekstase. Lieber Himmel, fragte sie sich, wie wäre es wohl, sich mit ihm zu vereinigen?
Eric erschauerte. Sie spürte, wie seine Hände zitterten. Er hörte ihre Gedanken, doch erst mit abgewandtem Gesicht fand sie den Mut, sie laut auszusprechen. „Warum … hältst du dich immer zurück?“
Sein Seufzen klang unstet. „Das ist nicht unbedingt das geeignete Gesprächsthema, wenn du nackt, feucht und vom Brandy gefügig bist.“ Er streichelte ihren Po mit seifigen Händen, zog sie jedoch gleich wieder fort.
Sie drehte sich um und betrachtete sein Gesicht im Kerzenschein. „Willst du mich?“
Sein Kiefer zuckte, als er sie musterte. „Mehr als meinen nächsten Atemzug.“
„Warum dann …“
„Schweig still!“ Er stieß die Worte mühsam hervor. Er erhob sich aus seiner hockenden Position neben der Wanne und nahm ein bettlakengroßes Badetuch vom Regal. Er hielt das Handtuch weit auf und wartete. „Es ist zu deinem eigenen Besten, Tamara“, erklärte er ihr.
Tamara stand auf und stieg aus der Wanne auf den dicken Teppich daneben. Seine handtuchbedeckten Arme legten sich um sie, zogen sich dann zurück und ließen das Handtuch, wo es war. „Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich in Ruhe anziehen …“
„Du hast mich nicht allein gelassen, als ich mich ausgezogen habe“, unterbrach sie ihn vorwurfsvoll. Sie vermochte nicht zu sagen, was sie mehr in Rage versetzte – das Wissen darum, dass sie ihn begehrte, oder dass er sich weigerte, sich ihr hinzugeben.
„Deine Bluse ist hinüber.“ Er nickte in Richtung des Tischchens, auf dem er ihre Kleider abgelegt hatte, nachdem er ihr sie ausgezogen hatte. „Ich habe dir eins meiner Hemden hingelegt, das du tragen kannst.“ Er wandte sich von ihr ab und verließ eilig den Raum.
„Zu meinem eigenen Besten“, stieß sie hervor, nachdem er sie allein gelassen hatte. Sie griff in das schaumige Wasser und zog den Stöpsel heraus. „Warum ist eigentlich alles, was ich hasse, immer zu meinem eigenen Besten? Ich komme mir vor, als wüsste ich selbst nicht, was gut für mich ist und was nicht.“
Sie klemmte sich flüchtig das Handtuch unter die Arme und steckte die Zipfel hinein, damit es hielt. Sie wusste sehr wohl, was gut für sie war. Sie war erwachsen und kein Kind mehr. Sie begehrte ihn, was auch immer er sein mochte.
Und verflucht noch eins, er begehrte sie ebenfalls! Dieses ganze ehrenhafte Beherrschungsgedöns trieb sie in den Wahnsinn. Inzwischen fühlte sie sich nur noch dann normal, wenn er sie in den Armen hielt, wenn er sie küsste.
Heute Nacht … heute Nacht brauchte sie das Gefühl von Rechtmäßigkeit und Zugehörigkeit mehr als jemals zuvor. Sie ging sehr bedächtig durch die Tür, den Flur entlang und zurück ins Wohnzimmer. Eric kehrte ihr den Rücken zu; er kniete vor dem Kamin und warf kleine Holzscheite ins Feuer.
Sie verursachte keinen Laut, als sie sich barfüßig über den Parkettboden bewegte und auf den bunten Orientteppich trat; dennoch wusste er, dass sie sich ihm näherte. Sie konnte es spüren.
Sie hielt inne, als sie unmittelbar hinter ihm stand, und legte ihre feuchten Hände auf seine Schultern. Er hatte seine Jacke abgelegt, als sie angekommen waren, und seine Hemdsärmel aufgerollt, als er sie „gebadet“ hatte. Seine Arme, vom Ellenbogen abwärts bloß und durchzogen von angespannten Muskeln, verharrten in der Bewegung, als sie ihn berührte.
Langsam erhob er sich. Er drehte sich um, und als er auf sie herabschaute, leuchtete ihm der Kummer schier aus den Augen. „Du machst es mir wirklich nicht einfach.“
Die obersten beiden Knöpfe seines weißen Hemds standen offen. Sie berührte die entblößte Stelle seiner Brust, die dort sichtbar war. „Liebe mich, Eric.“
Er antwortete ihr mit einer Stimme, die so heiser war, dass sie sie beinahe nicht wiedererkannte. „Ist dir nicht klar, dass ich es tun würde, wenn ich könnte?“
„Dann sag mir, warum es nicht geht. Erklär es mir …“
„Ich bin kein Mensch! Was mehr gibt es da noch zu wissen?“
„Alles!“ Sie legte eine Hand um seinen Hals; ihre Finger bewegten sich durch das kurze lockige Haar in seinem Nacken, um dann mit seinem Pferdeschwanz zu spielen. „Du willst mich lieben, Eric. Ich spüre es jedes Mal, wenn du mich ansiehst. Und hör auf, mir zu sagen, was am besten für mich ist. Ich bin eine erwachsene Frau. Ich weiß, was ich will – und ich will dich.“
Sein Blick glitt über ihr Gesicht. Sie fühlte seine Zurückhaltung, und unversehens verließ sie der Mut. Sie begann, vor Sehnsucht zu erbeben, und sank erschlafft gegen ihn. Erics Arme legten sich um sie. Seine Hände streichelten ihre Schultern oberhalb des Handtuchs und ihre feuchten Haarspitzen.
„Oh Eric, ich hatte solche Angst. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst. Er drückte mein Gesicht in den Schnee … ich konnte nicht atmen … und er … war auf mir … seine … seine Hände …“
„Es ist vorbei“, beruhigte er sie. „Niemand wird dir jemals wieder wehtun.“
„Aber ich sehe ihn vor mir. Im Geiste sehe ich ihn vor mir, und ich kann ihn immer noch … riechen – lieber Gott, hat er gestunken!“
„Pssst.“
„Hilf mir, es zu vergessen, Eric. Ich weiß, dass du es kannst.“ Sie sprach, während sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge barg. Ihre Hände glitten über seinen Hinterkopf, und sie hob ihm das Gesicht entgegen. Sie gewahrte die Leidenschaft in seinen dunklen Augen. „Ich brauche dich heute Nacht, Eric.“
Seine Lippen trafen sanft auf die ihren, und sie erschauerte bei dieser flüchtigen Berührung. Dann zog er sich wieder zurück. Er sah ihr tief in die Augen, und sie beobachtete, wie sich der Schein des Feuers darin spiegelte. Er murmelte leise ihren Namen, bevor er den Mund erneut auf ihren legte.
Sie neigte den Kopf und öffnete die Lippen unter seinem unersättlichen Kuss. Seine Zunge glitt in sie, wie sie es bereits zuvor getan hatte, mit einem Verlangen, als wollte er sie verschlingen, wäre er dazu imstande gewesen. Er umspielte ihre Zunge mit der seinen und lockte sie in seinen Mund, um daran zu saugen. Tamara reagierte, indem sie seinen Mund auf dieselbe Weise erkundete wie er ihren, und geschickt löste sie die kleine schwarze Schleife in seinem Nacken. Sie fuhr mit den Fingern durch sein pechschwarzes Haar und zog eine Handvoll zu sich, um damit über ihre Wange zu streicheln.
Sie löste sich von seinen Lippen, um ihr Antlitz in seinen langen Haaren zu vergraben, und ließ sich von seinem Duft einhülen, um die Erinnerung an den Gestank des anderen auszulöschen. Dann drehte Tamara leicht den Kopf, um seinen Hals zu küssen und sich einen warmen feuchten Pfad nach unten zu bahnen, zum Ausschnitt seines Hemdes.
Er erschauerte, und seine Hände vergruben sich in ihrem Haar. Ihre eigenen Hände glitten hinab, um ungeschickt sein Hemd aufzuköpfen und die Baumwolle, die sie voneinander trennte, beiseitezuschieben. Sie legte die Handflächen auf seine feste unbehaarte Brust. Sie strich über die breite Fläche, und ihre Lippen folgten der Spur, die ihre Finger brannten. Bei einer seiner Brustwarzen hielt sie inne und ließ ihre Zunge darüberschnellen.
Ihr wurde vor Wonne beinahe schwindelig, als er durch zusammengebissene Zähne den Atem einsog. Ihre Hände wanderten tiefer, über die Brustmuskeln, die sich unter seiner straffen Haut spannten, hin zu seinem festen, flachen Bauch. Ihre Fingerspitzen berührten den Bund seiner Hosen und schlüpften darunter.
Einen Moment später schloss sie die Hand um sein Glied. Er ließ den Kopf nach hinten fallen, als hätten ihm die Nackenmuskeln den Dienst versagt. Bei ihrer Berührung stöhnte er auf, und ermutigt durch seine Reaktion, fuhr sie fort, ihn zu streicheln und zu liebkosen. Sein Kopf kam wieder auf eine Höhe mit ihrem, und seine Augen glühten beinahe, als sich ihre Blicke trafen.
Eine Hand glitt nach vorn und packte die Enden des Handtuchs, das sie um sich gewickelt hatte. Mit einer Bewegung seiner Finger fiel der dicke Frotteestoff zu ihren Füßen. Er schlang die Arme um ihre Taille und zog ihren Körper an seinen, Haut an Haut. Bei dem Gefühl raste ihr Herz. Sein fester, muskulöser Brustkorb und seine warme, straffe Haut berührten ihre weichen Brüste. Seine starken Arme umgaben sie. Die mächtigen Händen auf ihrem nackten Rücken, drückte er sie an sich.
Sie klammerte sich an seine Schultern, und seine sehnige Stärke sandte neuerliche Wogen der Erregung durch ihren bebenden Leib.
Während er sich von Neuem ihrem Mund widmete, ließ Eric sie behutsam zu Boden gleiten. Ausgestreckt vor dem Kamin, lag sie auf dem Rücken, indes er auf der Seite neben ihr ruhte, ein Arm unter ihr, um ihren Kopf zu stützen. Seine andere Hand bewegte sich begierig über ihren Körper. Er umfasste ihre Brüste, drückte sie und zwickte ihr zärtlich in die Brustwarzen, bis sie gegen seine Finger pochten. Seine Hand glitt tiefer. Mit den Fingerspitzen glitt er über ihren Bauch, um dann zwischen ihre Schenkel zu tauchen.
Mit einer Langsamkeit, die an Folter grenzte, streichelte er sie. Sie schloss die Augen, während er sie erkundete, und folgte dem unbarmherzigen Verlangen, das er in ihr weckte. Sie wollte ihn spüren, und so spreizte sie die Beine und hob sich seinen forschenden Berührungen entgegen.
Eric löste den Mund von ihrem und sank tiefer, um an ihrer Brust zu saugen. Sie spürte, wie er erzitterte, als seine Zähne über ihre festen Brustwarzen glitten, und sie drückte seinen Kopf mit einer Hand gegen sich, während sie mit der anderen am Verschluss seiner Hose zog.
Er half ihr, sie nach unten zu schieben; dann streifte er sich den Stoff schwungvoll von den Beinen und lag genauso nackt da wie sie. Tamara öffnete die Augen, um ihn im Kerzenschein zu betrachten. Sie fand, dass er der attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte. Jeder Zentimeter von ihm war fest, hart und muskulös. Seine Haut war glatt, straff, elastisch und nahezu unbehaart. Ihr Blick glitt an seinem Körper hinab, wieder empor und traf auf seine glühenden Augen.
Bist du dir sicher, schien er zu fragen, obgleich er kein Wort sagte.
Als Antwort darauf presste sie den Mund auf seinen und zog seinen Körper an sich. Er kam sanft über sie. Instinktiv stützte sie sich mit den Füßen auf dem Boden ab, winkelte die Knie an und öffnete sich ihm. Langsam drang er in sie ein, und bei den Gefühlen, die sie nun überwältigten, hielt sie unwillkürlich den Atem an.
Das ist mehr als bloßer Sex, dachte sie gedankenverloren, als er behutsam tiefer in sie stieß. Dies war die Vollendung eines kosmischen Kreises. Er gehörte zu ihr, ebenso wie sie zu ihm. Es war richtig so. Er zog sich zurück, sorgsam darauf bedacht, ihr nicht wehzutun, und glitt dann von Neuem in sie.
Sie umfasste seinen festen Hintern und zog ihn tiefer in sich. So von ihm ausgefüllt zu sein war atemberaubend; und sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Sehnsüchtig hob sie die Hüfte, um seinem nächsten kraftvollen Stoß entgegenzukommen.
Er steigerte sein Tempo, und für eine Weile gab es für Tamara nichts als die Empfindungen ihres Körpers. Sein Mund bewegte sich über ihre Kehle, ihr Kinn und ihre Brüste. Er saugte und leckte und knabberte an ihr, bis ihr das Blut regelrecht kochte. Stöhnend umfasste er ihren Po, um sie an sich zu ziehen. Er knetete ihren Hintern, streichelte ihn und wiegte sie in seinem Rhythmus. Immer wieder drang er tief in sie ein; jetzt zögerte er nicht mehr, sondern nahm sie hart und schnell. Sie spürte, wie sich in ihr eine wohlige Anspannung aufbaute.
Fiebrig liebte er sie, drang in sie und glitt wieder zurück, und die Wucht ihrer Empfindungen ließ sie erbeben. Er fuhr ohne Unterlass fort, gewahrte die Reaktionen ihres Körpers und spielte damit. Um diese wundervolle Folter noch hinauszuzögern, passte er seine Bewegungen den ihren an. Sie bäumte sich unter ihm auf, suchte nach jener köstlichen Erlösung und spürte ein ähnliches Verlangen in ihm.
Eric bewegte sich jetzt schneller in ihr, seine Atemzüge kamen kurz und schnell. Er öffnete den Mund, heiß und feucht an ihrer Kehle, und sie spürte, wie ihre Haut hineingesogen wurde. Sie fühlte seine Zähne, und ihr Herz schien jetzt zu trommeln.
Sie verspürte ein Verlangen, das gänzlich neu für sie war, und so wie sie ihm die Hüfte entgegenhob, um ihm zu begegnen, drängte sie sich an ihn, sodass er ihren Hals küssen konnte. Ihre blinde Lust ließ sie laut aufschreien, als sie seinen Hinterkopf packte und ihn fester gegen ihre Kehle drückte.
Die Anspannung nahm zu, so sehr, dass sie glaubte, jeden Moment explodieren zu müssen. Er zog sich langsam zurück, und ihre Bitte war ein einziges Wimmern. „Bitte … jetzt, Eric … tu es jetzt!“
Wieder drang er in sie, zog sich zurück und glitt wieder tief in sie; fast hatte es den Anschein, als entzöge sich die Stärke seiner Stöße seiner Kontrolle. Er drang so heftig in sie, dass sie nicht standgehalten hätte, hätte er sie nicht festgehalten; er zwang sie, ihn zur Gänze in sich aufzunehmen, mit aller Kraft, die er aufzubringen vermochte. Und selbst wenn sie dazu imstande gewesen wäre, hätte sie sich nicht von ihm zurückgezogen.
Sie wollte dies hier … dies und noch mehr. Ein weiterer kraftvoller Stoß, und sie spürte, dass sie den Gipfel erreicht hatte. Er ließ sie dort verharren und zögerte es hinaus, bis ihre Schreie denen eines weidwunden Tieres glichen. Seine Zähne schlossen sich um ihre Kehle. Sie spürte seine Zähne, ihre Haut kribbelte, und Tamara klammerte sich fester an ihn.
Die Zähne drangen in dem Moment in ihren Hals, als er von Neuem in sie eindrang und sie erneut unter dem Ansturm der berauschenden Empfindungen erbebte. In den mitreißenden Wogen des Orgasmus, der sie durchschüttelte, wurde der Schmerz zur Ekstase.
Sie zitterte am ganzen Leib, als sich ihre Muskeln zusammenzogen, und noch mehr, als sie spürte, wie er an ihrer Kehle saugte. Ihr Körper brachte seinem die Erfüllung, und sie erschauerte, gebeutelt von den Krämpfen der Lust, von der sie nicht gewusst hatte, dass es sie gab. Er bäumte sich auf, und sie wusste, dass er auch zum Gipfel kam. Sie spürte ihn heiß in sich, indes ihr Höhepunkt enden zu wollen schien.
An ihrem Hals riss er den Mund weit auf; seine Zunge regte sich begierig, um sie zu kosten, und die Wucht seiner Erlösung schüttelte ihn. Er stöhnte, lang und laut, ehe er mit einem letzten Seufzen, das seinen gesamten Körper erfasste, mit dem Oberkörper auf sie sank. Behutsam zog er seine Zähne heraus.
Er schickte sich an, sich von ihr zu erheben, doch sie schlang die Arme um ihn. Sein Kopf ruhte auf ihren Brüsten, und sie hielt ihn dort fest. „Bleib noch bei mir“, flüsterte sie. „Halt mich einfach fest.“
Ungeachtet ihrer Worte löste er sich von ihr und legte sich neben sie auf den Boden. Er setzte sich auf, blickte auf sie herab; seine Augen funkelten, reflektierten das Feuer.
Seine Finger berührten ihre Kehle, und er schloss fest die Augen. „Mein Gott, was habe ich getan?“ Seine Worte waren kaum mehr als ein ersticktes Flüstern. „Was für ein Monstrum müsste ich sein, um zuzulassen, dass ich …“
„Sag das nicht!“ Sie wollte sich aufrichten, aber schon legten sich seine Hände auf ihre Schultern.
„Nein, du darfst dich nicht bewegen. Lieg still. Ruh dich aus.“ Er fuhr mit einer Hand durch ihr Haar, immer und immer wieder. „Es tut mir so leid, Tamara. So furchtbar leid.“
Sie schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Du hast mir nicht wehgetan, Eric. Lieber Himmel, das war unglaublich …“
„Ich habe von dir getrunken!“
„Ich weiß, was du getan hast. Was ich jedoch nicht verstehe, ist, warum du so tust, als hättest du mein Herz durchbohrt. Ich habe schon mehr Blut verloren, wenn ich mich beim Beinerasieren geschnitten habe, als gerade eben!“ Als der betroffene Ausdruck dennoch nicht aus seinen Augen wich, verlieh sie ihrer Stimme einen noch sanfteren Klang. Sie streckte ihre Hand aus und streichelte sein Gesicht mit der Handfläche. „Eric“, flüsterte sie. „Was für Folgen wird das haben? Werde ich jetzt zum Vampir?“
„Nein, dazu ist die Vermischung unseres …“
„Werde ich krank?“
„Nein. Vielleicht wird dir ein wenig schwindelig, wenn du aufstehst, aber das geht vorüber.“
„Warum bist du dann so reumütig?“ Sie setzte sich langsam auf, legte ihren Kopf schief und presste ihre Lippen auf seine. „Ich habe das, was du mit mir getan hast, genossen, Eric. Ich wollte es genauso sehr wie du.“
„Du konntest nicht …“
„Doch, durchaus. Vergiss nicht, dass ich fühle, was du fühlst. Ich verstehe jetzt, warum du dich zuvor zurückgehalten hast. Das ist für dich ein Teil der Lust, nicht wahr? Eine andere Art von Höhepunkt.“ Er schaute ihr in die Augen, mit einem Mal beinahe schüchtern. „Siehst du, dass ich es verstehe? Ich fühle dasselbe.“
Er schüttelte den Kopf. „Es hat dich nicht angewidert?“
„Mich angewidert? Eric, ich liebe dich.“ Sie blinzelte, als ihr bewusst wurde, was sie soeben gesagt hatte, dann sah sie ihm in die Augen. „Ich liebe dich.“