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In dem verglasten
Eckbüro auf der fünften Etage eines Dubliner Geschäftshauses wurde
es langsam ungemütlich heiß. Nach drei Wochen feuchten, trüben
Sommerwetters hatte der Himmel über Irland auf Sonnenschein
umgeschaltet. Die Versicherungsgesellschaft, der das Gebäude
gehörte, fuhr Rekordgewinne ein, investierte jedoch nichts davon in
eine effiziente Klimaanlage.
Sadie Faraday beugte
sich über ihren Schreibtisch, schaltete den lauten Ventilator und
ihren Computer aus, lehnte sich zurück und streckte sich. Hinter
ihr lag eine harte Woche. Im Vormonat hatten sie ihre neue
Werbekampagne ausgeschrieben, und Sadie hatte sich während der
letzten drei Tage die Präsentationen von den Firmen auf der
Shortlist angehört. So viel Verheißung, so viel Begeisterung, so
viele strahlend weiße Zähne.
»Sie sind auf Ihrem
Gebiet marktführend. Ihre Firma ist landesweit bekannt«, hatte die
erste Agentur gesagt. »Jetzt ist es an der Zeit, die Geschichte
dahinter zu erzählen. Dem Ganzen die persönliche Note zu
geben.«
»Wir haben unsere
Hausaufgaben gemacht und festgestellt, dass Ihr größtes Kapital Ihr
guter Ruf ist«, hatte die zweite Agentur gesagt. »Das wollen wir
herausstreichen.«
Der Vorschlag der
dritten Agentur war so künstlerisch, so obskur, so unendlich weit
von ihrem Metier entfernt, dass Sadie nur mit Mühe eine ernste
Miene wahren konnte. Was, um alles in der Welt, hatte ein Baum
voller Drosseln mit einer Firma zu tun, die sich auf die
gewerbliche Reinigung von Pubs und Restaurants spezialisiert
hatte?
Sie hatte gesagt,
dass sie sich bis Dienstag kommender Woche entscheiden würde. Was
hieß, dass sie während des Wochenendes noch einmal alle
Präsentationen durchsehen musste. Doch das machte nichts. Sie hatte
sowieso nichts vor.
Ihr Blick fiel auf
den Kalender an der Pinnwand. Farbfotos von Stränden auf der ganzen
Welt. Im Juli war es Barbados. Sadie tat, was sie schon längst
hätte tun sollen, und riss das Blatt ab. Es war zwar eine Woche zu
früh, aber danach ging es ihr besser. Es war viel leichter, auf den
August als auf den Juli zu schauen.
»Ist hier noch
jemand am Leben, oder sind Sie auch schon ein Opfer der
Hitze?«
Sie drehte sich um.
Dennis, der Chefbuchhalter. Er war seit Gründung der Firma bei
ihnen. Sadie selbst hatte das Einstellungsgespräch geführt. Er
hielt seinen Aktenkoffer in der Hand und trug ein sommerliches
Jackett.
»Das Wetter hat es
in diesem Land wirklich nicht leicht«, sagte Sadie. »Entweder ist
es zu feucht oder zu heiß. Sind Sie denn nie
zufrieden?«
»Natürlich nicht.
Wenn es das Wetter nicht gäbe, hätten wir doch kein Gesprächsthema.
Wir gehen alle in den Pub, um mit ein paar Pints anzustoßen. Kommen
Sie mit?«
»Was wird denn
gefeiert?«
»Lornas dreißigster
Geburtstag.«
»Ich dachte, der
wäre erst im Dezember.«
»Richtig. Wir wollen
nur schon mal ein wenig üben.«
Sadie grinste. »Ich
komme gleich nach. Ich muss nur noch ein Telefonat
führen.«
»Ich bestell Ihnen
schon mal was. Ein Glas Weißwein?«
»Wunderbar, danke.«
Als Dennis fort war, griff sie zum Telefon. Am anderen Ende der
Leitung schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Sie hinterließ
eine Nachricht. »Schatz, ich bin’s. Ich wollte nur sagen, ich geh
mit den anderen noch kurz was trinken, ich komme also ein wenig
später nach Hause. Im Kühlschrank steht Geflügelsalat, falls du
schon ohne mich anfangen willst. Dann bis gleich. Ich liebe
dich.«
Sie zog den
Staubschutz über ihren Monitor, schaltete das Telefon auf
Voicemail, nahm ihre Handtasche und verließ das Büro. Hinter ihr
schlug die Tür mit dem Namensschild SALLY O’TOOLE,
GESCHäFTSFÜHRERIN zu.