18
Am nächsten Morgen
nahmen sie den Zug. Die Reise dauerte sechs Stunden. Dann fuhren
sie zwei Stunden lang mit dem Bus. Maggie langweilte sich sehr.
Erst als Sadie ihr versprach, dass sie so viele Lutscher bekäme,
wie sie wollte, hörte Maggie auf zu weinen. Sie stiegen an einer
Haltestelle mit ganz vielen Bäumen aus und gingen ein Stück. Maggie
wollte nicht mehr. Sie blieb immer wieder stehen.
Sadie wartete jedes
Mal geduldig. »Wir sind bald da, Maggie, versprochen.«
»Wo sind
wir?«
»Das ist eine
Überraschung. Wir erleben ein Abenteuer, das weißt du
doch.«
»Ich will nach
Hause.«
»Erst erleben wir
unser Abenteuer, dann kommst du wieder nach Hause.«
»Ich will aber jetzt
nach Hause.«
Sadie ging zu ihr
und kniete sich hin. »Weißt du, wo wir heute Nacht schlafen
werden?«
Maggie schüttelte
den Kopf, die Unterlippe zitterte.
»Wir schlafen in
einem Wohnwagen. Ein Wohnwagen ist ein Puppenhaus für große Leute.
Und weißt du, was es noch gibt, wenn wir ganz viel Glück haben? Ein
Lagerfeuer.«
»Was ist
das?«
»Das ist ein Feuer
draußen, im Freien, darauf kann man kochen. Klingt das nicht toll?
Wir können uns Kartoffeln und Bohnen machen und uns ans Feuer
setzen und singen.«
»Was denn
singen?«
»Was immer du
willst.«
Maggie ging weiter,
aber nach zehn Schritten blieb sie wieder stehen, der Rucksack
rutschte ihr von der Schulter. »Ich bin müde.«
»Wir sind fast da,
versprochen.« Sadie wies nach vorn. »Siehst du, dort?«
»Was steht auf dem
Schild?«
»Da steht
›Campingplatz Fröhliche Bucht‹.«
»Welches Wort ist
›fröhlich‹?«
»Das
zweite.«
»Aber das ist kein
F, das ist ein B.«
»Die haben das nur
so komisch geschrieben.«
Maggie fand den
Wohnwagen toll. Sie machte alle Schränke auf, lachte über den
kleinen Herd, kletterte in das Etagenbett. »Selbst der Fernseher
ist klein.«
»Stell dir doch vor,
wir wären auch klein.«
»Ich bin
klein.«
Sadie lachte.
»Allerdings. Gefällt es dir? Wollen wir eine Weile hierbleiben und
ein Abenteuer erleben?«
»Meine Mum ist
krank.«
»Ich weiß, mein
Herz, aber mach dir keine Sorgen, ihr geht es bald besser. Und sie
würde sich doch auch viel weniger Sorgen machen, wenn sie wüsste,
dass wir beide Spaß haben, oder?«
Ein
Nicken.
»Dann lass uns Spaß
haben und heute Abend ein Picknick machen, und morgen schicken wir
ihr wieder eine Karte, einverstanden?«
»Einverstanden.«
Sadie griff in ihre
Tasche. »Und was habe ich hier? Ganz viele
Vegemite-Sandwiches!«
Maggie klatschte in
die Hände.
Am nächsten Tag
spielten sie auf dem Rasen vor dem Wohnwagen und in dem kleinen
Schwimmbecken, das sie ganz für sich allein hatten. Sie lagen in
der Sonne, trockneten ihre Badeanzüge und ihr Haar, als Sadie
Maggie fragte: »Sag mal, Maggie, hast du je überlegt, wie es wäre,
rotes Haar zu haben?«
»So wie
Miranda?«
»Nicht ganz wie sie.
Aber ich hab in dem kleinen Laden hier eine Packung gesehen. Wir
könnten deine Haarfarbe ändern, wenn du willst.«
»Aber Mum mag das
sicher nicht. Wir haben doch beide dieselbe
Haarfarbe.«
»Nur solange wir das
Abenteuer erleben.«
»Okay.«
Maggie schrieb ihrer
Mutter am nächsten Tag eine Karte. Sie brauchte für die Buchstaben
sehr lange. Sadie musste ihr bei den meisten helfen.
LIEBE MUM, WIR HATTEN HEUTE ABEND VIEL SPASS. WIR HABEN JETZT ROTES HAAR. SADIE HAT TOAST MIT KÄSE UND TOMATENSUPPE GEMACHT. ICH HAB DICH GANZ DOLL LIEB. MAGGIE XXXXX
»Sollen wir jetzt
zum Briefkasten gehen?«
»Nein, das mache ich
morgen, wenn ich einkaufen gehe. Es regnet heute Abend ein wenig.
Macht es dir noch Spaß, Maggie?«
Maggie nickte. »Ich
find’s ganz toll.«
»Ich
auch.«
»Ich wünschte, wir
könnten immer so leben.«
»Ich
auch.«
Sie blieben fünf
Nächte im Wohnwagen. Maggie schrieb ihrer Mutter drei Mal und
erzählte ihr, was sie machten. Schwimmen. Lesen. Verstecken
spielen. »Ich sehe was, was du nicht siehst« spielen. Im Sand
malen. Maggie weinte nur drei Mal, weil sie zu ihrer Mum wollte und
traurig war, dass sie immer noch krank war. Ansonsten gab es keine
Probleme mit ihr. Sadie sagte ihr jeden Tag, wie stolz sie auf sie
war. »Du bist das tollste Mädchen auf der ganzen Welt, Maggie.
Weißt du das?«
Maggie
nickte.
Am nächsten Tag
sagte Sadie, es wäre Zeit für ein weiteres Abenteuer. Sie nahmen
wieder den Bus. Sie waren den halben Tag unterwegs. Sadie sagte,
ein halber Tag hätte zwölf Stunden. Maggie schrieb all die Zahlen
in das neue Notizbuch, das Sadie ihr geschenkt hatte. Im Bus war
eine kleine Toilette. Maggie fand das sehr lustig. Sie ging drei
Mal.
Sie fuhren zu einem
Campingplatz am Meer, mit noch mehr Wohnwagen.
»Ich wünschte, meine
Mum wäre da«, sagte Maggie. »Und Tollpatsch. Und Juliet und Miranda
und Eliza.«
»Ich auch, Maggie.
Das wäre lustig, oder? Aber im Moment sind wir beide allein hier,
also, was wollen wir machen?«
Maggie zuckte mit
den Schultern. »Egal.«
»Dann entscheide
ich. Dann machen wir noch mehr Würstchen und Bratäpfel, und wenn du
ganz doll brav bist, gibt es heute Abend auch Eis. So viel wir
wollen.«
»So viel wir
wollen?«
»Und sogar noch
mehr.«
»Guten Morgen«,
sagte Sadie am nächsten Tag.
Maggie gähnte
laut.
»Rat mal, mit wem
ich gerade gesprochen habe.«
Maggie setzte sich
verschlafen auf.
»Mit deiner Mum«,
sagte Sadie.
Maggie wurde wach.
»Meiner Mum.«
»Deiner Mum. Sie
schickt dir ganz viele liebe Grüße und sagt, dass sie dich vermisst
und hofft, dass du ganz viel Spaß hast. Ich hab ihr gesagt, dass du
das tollste Mädchen auf der Welt bist und wir ein ganz tolles
Abenteuer erleben.«
Maggie kletterte von
ihrem Bett hinunter. »Kann ich mit ihr sprechen?«
»Es tut mir leid,
Maggie. Sie durfte nur ganz kurz ans Telefon und musste gleich
wieder ins Bett. Sie hat viel gehustet, die Ärmste. Aber ich soll
dir sagen, dass sie dich sehr lieb hat.«
»Das würde sie nie
sagen. Sie würde ›sehr, sehr, sehr, sehr, sehr‹ sagen. Fünfmal.
Nicht einmal.«
Sadie lächelte. »Tut
mir leid, Maggie, das hab ich vergessen. Genau das hat sie gesagt.
Na komm, zieh dich an und dann frühstücken wir.«
»Maggie, weißt du
noch, wie wir damals gespielt haben, wir wären jemand anders?
Wollen wir jetzt mal spielen, dass du meine Tochter
bist?«
»Aber ich bin deine
Nichte.«
»Manchmal ist es
aber einfacher, ›Tochter‹ zu sagen. Wenn ich sage, dass du meine
Nichte bist, fragen die Leute immer: ›Und wo ist ihre Mum?‹, und
dann müssen wir den ganzen Tag lang Fragen beantworten, statt Spaß
zu haben und unser Abenteuer zu erleben.«
»Mum fehlt
mir.«
»Ich
weiß.«
Die Tränen flossen.
»Ich will zu meiner Mum, Sadie.«
»Ach, Liebes, ich
bin doch da.«
»Ich will zu
Mum.«
»Das geht nicht,
Süße. Sie ist doch im Krankenhaus.«
»Aber wenn sie krank
ist, will ich nach ihr sehen.«
»Sie hat gute
Ärzte.«
»Ich will mit ihr
sprechen. Es ist mir egal, wenn ihre Stimme komisch ist. Ich will
auch mit Tollpatsch sprechen. Und mit Juliet. Und Miranda. Und
Eliza. Sie fehlen mir so.«
»Dann rufen wir an.
Aber ich habe nicht sehr viel Geld. Möchtest du mit den anderen
oder mit deiner Mum sprechen?«
»Meiner
Mum.«
»Dann warte hier,
ich rede mit dem Mann vom Büro, okay?«
Maggie setzte sich
ins Büro. Der Mann war nicht da, aber seine Frau. Sie war sehr alt.
Sadie sagte ihr, sie müsste ein paar Besorgungen machen und käme
gleich zurück.
Das Telefon
klingelte. Die Frau ging an den Apparat und reichte ihn Maggie.
»Das ist für dich.«
»Maggie,
hallo!«
Ihre Stimme klang
wirklich komisch. »Mum! Wo bist du?« »Ich bin im Krankenhaus, aber
es ist alles gut. Ich bin bald wieder draußen.« Ihre Mum fing an zu
husten. »Wie geht es dir? Hast du mit Sadie viel
Spaß?«
»Du fehlst
mir.«
»Du fehlst mir ja
auch. Aber mir wird es bestimmt bald besser gehen. Was habt ihr
denn so gemacht?«
»Unser Haar ist
jetzt rot und wir sind auf einem Abenteuer. Morgen gehn wir zum
Strand. Wir können Tollpatsch nicht anrufen, weil wir nicht genug
Geld haben, aber er kann doch anrufen, oder?«
»Er hat im Moment so
viel zu tun, aber er lässt dich ganz lieb grüßen.« Ihre Mum musste
wieder husten. »Ich muss Schluss machen. Ich hab dich sehr, sehr,
sehr, sehr lieb.«
»Das war nur
viermal.«
»Was?«
»Das war nur
viermal. Du musst es fünfmal sagen.«
»Ich hab dich sehr,
sehr, sehr, sehr, sehr lieb.«
Als Sadie zurückkam,
saß Maggie noch immer auf dem Stuhl, ließ die Beine baumeln und
sprach mit der alten Frau. Sie hatte einen Lutscher in der Hand.
»Sadie, die Frau sagt, hier gibt es Pinguine und manchmal kommt
sogar eine Robbe.«
»Na, dann lass uns
morgen nach ihnen suchen. Wie geht es deiner Mum?«
»Gut. Was gibt’s zum
Essen? Ich hab Hunger.«
Am folgenden Tag
hatte Maggie gerade zehn kleine Steine aufgereiht, acht Federn und
zwölf Muscheln, als Sadie zu ihr kam, beide Hände hinter dem
Rücken. »Ich hab was für dich. Welche Hand?«
Maggie zeigte auf
die linke Hand. Sie war leer. Maggie zeigte auf die rechte Hand.
Darin war ein Blatt Papier.
»Es ist ein Brief
von deiner Mum und von Tollpatsch. Er ist heute gekommen. Soll ich
ihn dir vorlesen?«
Maggie vergaß ihre
Zahlen. Sie nickte.
»Hier steht: ›Liebe
Maggie, es war schön, gestern mit dir zu sprechen. Ich hoffe, du
hast mit Sadie viel Spaß. Hast du ein Glück, dass du ein Abenteuer
erleben darfst. Es ist wie in einem Enid-Blyton-Buch. Als Nächstes
klettert ihr bestimmt auf den Wunderweltenbaum. Bei uns ist alles
in Ordnung. Du fehlst uns. Alles Liebe, Clementine und Tollpatsch‹.
Und da stehen fünf Küsse, siehst du?«
Maggie zählte nach.
»Mum hat das Herz vergessen.«
»Welches
Herz?«
»Sie malt immer ein
Herz über meinen Namen.«
In der folgenden
Nacht weinte sich Maggie in den Schlaf. Am nächsten Tag kam wieder
ein Brief von ihrer Mum. Darin stand, dass sie nicht traurig sein
sollte. Sie sollte einfach mit Sadie ganz viel Spaß haben. Diesmal
stand das Herz über ihrem Namen.
An den meisten Tagen
hatten sie den Strand ganz für sich. An diesem Tag waren dort nur
zwei andere Leute, am anderen Ende, ein Mann und eine
Frau.
Maggie hatte ein
Stück Schnur gefunden und bat Sadie, es um ein Stück Treibholz zu
binden. Sie zog es am Strand hinter sich her. Die Sandkörnchen
flogen in Sadies Buch.
»Vorsicht,
Maggie.«
»Das ist mein
kleiner Hund, er heißt Kleiner, und ich gehe mit ihm am Strand
spazieren.«
»Geh aber nicht zu
weit. Nur fünf Bäume weit. Und achte darauf, dass du mich die ganze
Zeit über sehen kannst, okay?«
»Okay.«
Maggie ging los und
malte Formen in den Sand. Sie sammelte Muscheln – vier rote und
sechs weiße – und steckte sie in ihre Tasche. Sie drehte sich jedes
Mal um und prüfte, ob sie Sadie noch sehen konnte. Sie hatte gerade
bis zum fünften Baum gezählt und zog Kleiner in die andere
Richtung, um zurückzugehen, da hörte sie ihren Namen.
»Maggie? Maggie
Faraday? Bist du das?«
Es war die Frau. Sie
kam näher und beugte sich lächelnd zu ihr. »Du bist es tatsächlich,
Maggie. Ich bin Lucy. Erinnerst du dich an mich? Ich habe letztes
Jahr in der Bibliothek an deiner Schule gearbeitet.«
»Hallo,
Lucy.«
»Ich wusste nicht,
dass du hier Urlaub machst.«
»Ich bin mit meiner
Tante Sadie hier.« Sie wies auf Sadie weiter unten am Strand. Sie
war in ihr Buch versunken. »Mum ist im Krankenhaus, und wir beide
sind auf einem Abenteuer.«
»Deine Mum ist im
Krankenhaus? Was hat sie denn?«
»Etwas Schlimmes.
Sie hustet ganz viel.«
»Das ist ja
schrecklich. Na, hoffentlich wird sie bald gesund. Wir fahren
morgen nach Hobart zurück, dann werde ich mal bei ihr
vorbeischauen.«
»Das geht nicht. Sie
ist zu krank.«
»Dann schicke ich
ihr wenigstens Blumen.«
Als Maggie zu Sadie
zurückkam, hatte sie zehn rosa Muscheln gefunden, neun schwarze und
vier Stück Tang. Sie konnte das alles kaum tragen und auch noch
Kleiner hinter sich herziehen.
Sadie musste lachen,
als sie sah, wie Maggie sich abmühte. »Das hast du ganz toll
gemacht. Wollen wir ein Bild daraus machen?«
Sie hatten dabei so
viel Spaß, dass Maggie völlig vergaß, Sadie von der Frau aus Hobart
zu erzählen.
Zwei Abende später
saßen Maggie und Sadie an einem kleinen Feuer vor ihrem Wohnwagen
und schoben mit langen Stöcken Kartoffeln in Alufolie hin und
her.
Morgens war ein
weiterer Brief von ihrer Mutter gekommen. Maggie hatte gefragt, wie
der Postbote sie finden konnte, und Sadie hatte gesagt, Postboten
wären besondere Leute. Sie konnten einen überall
finden.
Sie hatten gerade
ihre Kartoffeln gegessen, direkt aus der schwarzen Folie, mit ganz
viel Butter, die ihnen über die Finger gelaufen war, als Maggie
ihren Namen hörte. Sie dachte im ersten Augenblick, es wäre wieder
die Frau vom Strand. Maggie und Sadie sahen auf. Dann erkannte
Maggie, wer sie da rief. Es war ihre Mum. Ihre Mum!
»Maggie!
Maggie!«
Ihre Mum. Sie lief über den Rasen, vorbei an den anderen
Wohnwagen. Tollpatsch war auch dabei, und auch er lief auf sie
zu!
Maggie sprang auf.
»Mum! Sadie, sieh doch!« Maggie lief los. Sadie packte sie am
Arm.
Sie riss sich los.
»Sadie, sieh doch, das ist Mum. Lass mich los.«
Sie lief weiter.
Ihre Mum rannte auf sie zu. Clementine weinte. Maggie musste auch
weinen. Sie begegneten sich mitten auf dem Rasen, bei den
Wasserhähnen. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hob Clementine sie
schon hoch, nahm sie in die Arme und drückte sie so fest, dass es
wehtat. Dann sagte sie immer und immer wieder: »Maggie, Maggie,
Maggie.«
»Mum, du tust mir
weh.«
Sie ließ trotzdem
nicht los. »Maggie, geht es dir gut? Bist du in Ordnung? Ist alles
in Ordnung?«
Maggie beugte sich
zurück. Es war ihre Mum! »Geht es dir besser? Ist dein Husten
weg?«
»Geht es dir gut,
Maggie, geht es dir gut?«
Sie nickte.
Natürlich ging es ihr gut. Maggie verstand nicht, wieso ihre Mutter
immer wieder fragte. Ihre Mum war doch krank gewesen, nicht sie.
Sie befreite sich aus ihren Armen und nahm Clementine bei der Hand.
Sie hüpfte vor lauter Aufregung. »Komm und sieh dir unseren
Wohnwagen an.«
Maggie sah zum
Feuer. Tollpatsch stand schon bei Sadie. Doch sie lachten nicht,
und sie sprachen auch nicht. Tollpatsch hielt Sadie am Arm. Dann
geschah etwas sehr Seltsames. Ihre Mum packte sie an den Schultern
und sagte mit eigenartiger Stimme zu ihr: »Bleib hier, Maggie.«
Dann sah Maggie, wie Clementine zu Sadie ging und ihr ins Gesicht
schlug, dann in den Bauch, dann wieder ins Gesicht. Immer wieder,
bis Tollpatsch eingriff.
Maggie konnte es
nicht fassen. Ihre Mum hatte noch nie jemanden geschlagen. Sie fing
an zu weinen. »Nein, Mum, nicht!«
Tollpatsch erschien
neben ihr. Er beugte sich nach unten und hob sie hoch. »Komm mit,
kleine Maggie.«
Maggie weinte noch
immer. Sie versuchte, ihm über die Schulter zu schauen, aber
Tollpatsch drehte sich mit ihr um, da konnte sie nichts mehr
sehen.
Tollpatsch ging mit
ihr zum Strand, rieb ihr den Rücken und sagte: »Sch, sch, sch.
Alles gut. Maggie, es ist alles gut.«
»Aber warum hat Mum
denn Sadie geschlagen?«
»Mach dir darüber
keine Gedanken.« Er umarmte sie ganz fest. Es tat genauso weh wie
vorhin bei ihrer Mum. »Geht es dir gut, Maggie? Hast du Spaß
gehabt?«
Maggie nickte. Sie
waren am Strand. Tollpatsch kniete sich in den Sand und hielt sie
immer noch fest. Sie hatte ihm so viel zu erzählen. Sie erzählte
ihm, wie sie das Haar rot gemacht und Fischstäbchen gegessen
hatten. Sie war gerade dabei, ihm von den Bildern im Sand zu
erzählen, als sie merkte, dass er sie sonderbar anschaute. Sie
dachte, er würde lächeln, aber das tat er nicht.
»Tollpatsch, was ist
denn? Bist du traurig?«
Er schüttelte den
Kopf. »Jetzt nicht mehr, Maggie.«
Sie schlang die Arme
um seinen Hals. »Du hast mir gefehlt, Tollpatsch.«
Zu ihrem Erstaunen
fing Tollpatsch an zu weinen, die Tränen liefen ihm über die
Wangen. »Du hast uns auch gefehlt, Maggie.«